Hermann Dolp SS-Mann (und Gehilfe Globocniks)


  • Sehr geehrte Forums-Mitglieder,
    ich bin auf der Suche nach Material zu dem SS-Mann Hermann Dolp, geb. 12.09.1889 Türkheim verschollen August 1944 Rumänien Dolp hat auch einen Wikipedia-Eintrag (allerdings lückenhafte Angaben). Ich weiß bisher folgendes: 1920 Freikorps Bund Oberland, 1928 NSDAP und SS-Mitglied, 1931 oder 1932 SS-Standartenführer, 1934 KZ Dachau, August 1939 KZ Sachsenhausen, Ende 1939 Leiter der Stapo in Kalisch/Polen, wegen Trunkenheitsaffäre degradiert zum SS-Sturmbannführer, Mitte Februar 1940 Kommandant von Arbeiterlagern in Lublin-Lipowastraße (Polen), ab Frühjahr 1940 Kommandant sog. Wasserbau-Lager bei Belzec, 1942 Einsatz in Minsk/Weißrussland, Mai 1942 bis August 1943 Kommandant Osen-Elsfjiord Kriegsgefangenenlager in Norwegen, bis Februar 1944 im SS-Hauptamt Berlin, April oder Juni 1944 SS-Obersturmbannführer, Befehlshaber 19. Lettische Waffen-SS-Grenadier-Division, vermisst in Rumänien August 1944.


    Insbesondere wären Informationen über die Zeit ab 1942 erwünscht, die Zeit in Weißrussland also. Auch über die Abkommandierung zu der lettischen Waffen-SS-Division weiß ich gar nichts, es erschließt sich mir auch nicht, warum Dolp dort Befehlshaber war (er war Allgäuer, kein Lette). Auch konnte ich bisher nicht erfahren, wieso er offenbar in Rumänien ums Leben kam. Bestand im ehem. Berlin document Center wurde eingesehen, Anfrage an den DRK-Suchdienst ergab auch einige Infos, aber nicht über diese Fragen. Auch mit diversen Archiven bin ich in Kontakt. Zum Hintergrund: Ich will einen Beitrag über Dolp für einen Sammelband über Nationalsozialisten aus dem Allgäu schreiben. Jeder Hinweis willkommen, schönen Gruß!

  • Hallo DWalter,


    dann noch einmal herzlich willkommen hier im Forum! Ich freue mich auf einen regen Austausch.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo.

    Dolp wurde mit Wirkung vom 21.06.1944 zum Obersturmbannführer bei der 19. Waffen-Grenadier-Division der SS (lett. Nr. 2) befördert. Quelle: Personalveränderungsblatt der SS 10.Jahrgang Nummer 3a.

    Kommandeur war seit April 44 Gruppenführer Bruno Streckenbach. Quelle: Yerger - Waffen-SS Commanders Band 2.

    Allerdings muss er zum Zeitpunkt der Vermisstenmeldung im August 44 in einer anderen Dienststellung gewesen sein, da die 19. nicht in Rumänien gekämpft hat.


    Gruß

    Ralf

  • Hallo dwallter,


    viel steht tatsächlich nicht bei Wikipedia. Ein schlimmer, übler Typ. In mindestens 2 KZ ´s tätig, Lagerkommandant eines Zwangslagers, versuchte Vergewaltigung, Suff etc. ... Widerlich !!


    Aber jetzt zu den Faken. Ich kann etwas zu seiner Zeit vor und während des 1. WK beisteuern.

    Er war Katholik

    Vom 21.10.1909 bis 20.09.1911 absolvierte er seine 2-Jähre Militär Dienstzeit beim IR 20.

    Nach der Mobilmachung wurde er am 3.8.1914 wieder Soldat und als Unteroffizier der Reserve zum RIR 3 eingezogen. Er nahm am Vormarsch im Westen teil und wurde im Januar 1915 in Frankreich verwundet

    Dann erfolgte ein Lazarett Aufenthalt in Bonn.


    Das jetzt mal so auf die Schnelle.


    VG

    Martin



    Quelle: Kriegsranglisten- und Stammrollen des Königreichs Bayern zu Hermann Dolp

  • Hallo DWalter,


    ich habe hier noch etwas für dich, dort wird etwas zu Dolp geschrieben.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Vielen Dank, das sind schon mal sehr hilfreiche Tipps! Das Buch des ehemaligen KZ-Häftlings kannte ich schon, aber trotzdem vielen Dank, Antje! Es gibt auch noch eine Zeitzeugenaussage, die im US Holocaust Museum Washington archiviert ist (Tondokument), dabei wird Dolp als "Der Terror of all Lublin" genannt.



    Und zu Ralfs Hinweis: Weißt du, wo die 19. Division im August 1944 stand (ungefähr). Das mit den Letten bekomme ich auch noch nicht auf die Reihe !


    Viele Grüße!

  • Moin.


    Die 19. Waffen-Grenadier-Division der SS (lettische Nr. 2) kämpfte von März bis Juli 1944 südlich Pskow. Die Rote Armee befreite die Stadt am 23. Juli 1944. Anschließend stand der Verband im östlichen Teil Lettlands im Einsatz (Rückzugsgefechte) und ab Oktober 1944 im Kurland-Kessel im Westen Lettlands (https://de.wikipedia.org/wiki/…ei:Regionen_Lettlands.PNG). Einen genauen Gefechtsstand konnte ich bislang nicht ausmachen, dafür ist die Quellen- und Literaturlage zu dürftig.


    Gruß,


    KH22

  • Moin moin,

    wie schon von KH22 beschrieben, kämpfte die Division ausschließlich im Nordabschnitt der Ostfront, zunächst im Großraum Ilmensee, dann bei Pskow und während des allgemeinen Rückzugs in Livland bis in den Kurland-Kessel. Streckenbach war bis zur Kapitulation Kommandeur dieser Division und wurde mit dem Ritterkreuz und dem Eichenlaub ausgezeichnet für die Führung der Division .

    Die Division bestand aber nicht ausschließlich aus Letten. Es war ein Gemisch aus Deutschen und Letten.


    Schau mal hier: http://www.lexikon-der-wehrmac…erdivisionenSS/19GDSS.htm


    Dolp war mit der Führung eines Bataillons beauftragt. Mehr Daten siehe hier: https://forum.axishistory.com/viewtopic.php?t=41413


    Hoffe, daß hilft Dir weiter.

    Grüß

    Ralf

  • Hallo dwallter,


    auch von meiner Seite ein herzliches Willkommen hier im Forum. Ich werde dir vermutlich noch div. Informationen zu diesem Herrn liefern können aber zur Sichtung bzw. Aufbereitung werde ich noch ein paar Tage benötigen.


    Gruß

    Michael


    PS: Ich habe deinen Themennamen noch etwas verändert bzw. optimiert. Dies zur Info.

  • Hallo dwallter,


    anbei der erste Teil. Für Abschrift bzw. Übersetzung keine Gewähr, da einige Sachen nur schwer zu lesen sind.


    Hermann Dolp


    geb. 12.09.1889 in Türkheim


    Volksschule

    Gelernter Schlosser

    Führerscheinklasse III b.

    Heirat am 18.03.1918 mit Anna Pangerl

    geb. ?.09.1891 in Sünching/Oberpfalz


    Konfession: katholisch; gottgläubig

    Tochter geb. 06.02.1912

    Sohn geb. 13.04.1923


    Nationalpolitische Erziehungsanstalt für Kinder: Großes Waisenhaus Potsdam

    Ahnennachweis: Lebensborn


    Eintritt SS 01.09.1928 SS-Nummer: 1293

    NSDAP-Nr. 99503


    SS-Strafe:

    04.02.1940 Alkoholverbot für 2 Jahre


    Quelle: Moorearchiv


    Gruß

    Michael

  • Nachtrag:


    anbei die nächste Teilabschrift:


    25.10.1929 Untersturmführer

    27.12.1939 Dienstvergehen SS-Schädliches Verhalten in Polen

    04.02.1940 als Sturmbannführer wieder eingesetzt

    01.08.1940 Sturmbannführer Waffen-SS

    16.09.1943 Ermittlungs-Verfahren: Grund Ungehorsam eingestellt lt. Meldung der SS- u. Polizei Ger. IX. Ode

    21.06.1944 Obersturmbannführer Waffen-SS


    Quelle: Moorearchiv


    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,


    vielen Dank. Das sind ja einige neue Details!

    Eine Frage aber: Quelle Moorearchiv??? Was ist das? Wie sollte man es in einem wissenschaftlichen Aufsatz zitieren?


    Viele Grüße, Dirk

  • Verzeihung, und noch eine Frage: Was bedeutet nach deiner Ansicht der Hinweis auf das Waisenhaus Potsdam/Lebensborn - könnte das bedeuten, er hat sich da Kinder geholt/adoptiert?

    Dolp hatte insg. 4 Kinder, angeführt von dir werden ja nur 2.

    Vg Dirk

  • Hallo Dirk,


    danke für die Rückmeldung.

    Eine Frage aber: Quelle Moorearchiv??? Was ist das? Wie sollte man es in einem wissenschaftlichen Aufsatz zitieren?

    Schau dir dazu mal diesen Link an. Wie du das aufführen solltest, mußt du aber vermutlich selbst entscheiden.

    Was bedeutet nach deiner Ansicht der Hinweis auf das Waisenhaus Potsdam/Lebensborn - könnte das bedeuten, er hat sich da Kinder geholt/adoptiert?

    Dolp hatte insg. 4 Kinder, angeführt von dir werden ja nur 2.

    Dazu kann ich dir leider nichts sagen. Ich habe dazu auch nur diesen Hinweis gefunden. Man muß hier aber auch beachten, dass es sich hier nur um Karteimittel bzw. Personalunterlagen aus der Kriegszeit handelt.


    Gruß

    Michael

  • Hallo Dirk,


    ich habe gerade mal die vermerkten Auszeichnungen bei Wikipedia abgeglichen und kann dazu wohl auch noch etwas ergänzen:


    Auszeichnungen:

    SA-Sportabzeichen in Bronze

    Blutorden

    Parteiabzeichen in Gold

    Totenkopfring

    Ehrendegen

    Julleuchter


    Hier ist zumindest bei allen o.g. ein Stern eingetragen worden und zum Totenkopfring habe ich auch noch etwas gefunden:


    verliehen als Standartenführer


    Gruß

    Michael

  • Hallo Michael,


    danke dir. Das wirft schon wieder neue Fragen auf. Laut einer anonymen Quelle auf Axis History Forum (weiter oben verlinkt) erhielt Dolp den Ring am 17.12.42. Da war er aber Sturmbannführer. Er war ja um zwei Ränge degradiert worden und erreichte seinen früheren Offiziersrang (Standartenführer) nicht mehr. Aber vielen Dank für die Hinweise, die ganzen Auszeichnungen belegen ja, wie tief integriert Dolp in der "Konzentrationslager-SS" (Karin Orth) war.

    Grüße, Dirk

  • Hallo Dirk,

    Das wirft schon wieder neue Fragen auf.

    dieses Gefühl kenne ich auch sehr gut, glaube mir. Ergänzend dazu kann ich noch folgendes sagen:


    Der Erhalt bzw. Verleihung ist in den Personalunterlagen bestätigt aber ohne Datum bzw. Dienstgrad. Diese Information habe ich im folgenden Buch gefunden:


    Der SS-Totenkopfring von K.D. Patzwall


    Ich persönlich würde dieses Buch im deutschsprachigen Bereich eigentlich als Standardwerk zu diesem Thema bezeichnen.


    Gruß

    Michael