Jagdtiger-Mythos und Wirklichkeit

  • Hallo ihr beiden,


    vielen Dank für eure Rückmeldung bzw. Lokalisierung dieses Jagdtigers. Entsprechende Dokumente scheinen wirklich rar zu sein, da ich bisher eigentlich noch nichts weiteres in dieser Richtung gefunden habe.

    Außerdem muss ich mich fragen warum hätten die Amerikaner erbeutete Panther oder Jagdtiger einsetzen müssen a) den Amis mangelte es nicht an gepanzertes Material, b) die Gefahr von "friendly fire", Artillerie aber besonders aus den Himmel, wäre enorm gewesen und c) ohne Ersatzteile brauchte z.B. nur eine Benzinpumpe zu versagen damit das Material liegen blieb.

    eine gute Frage Jairo. Spontan würde ich sagen, dass sich die Amis aber in diesen Panzern eine längere Überlebenschance ausgerechnet haben. Fotos die einen entsprechenden Einsatz von dt. Gerät zeigen, gibt es ja eigentlich diverse.


    Gruß

    Michael

  • Hallo,

    allgemein gibt es wohl relativ gesehen, wenig belastbare Erkenntnisse zum Jagdtiger. Das beginnt bereits damit, wie viele Jagdtiger wirklich das Nibelungen-Werk in St. Valentin verließen. Die Zahl schwankt zwischen 77-88 Stück. Setzt sich fort über die Frage, in welcher Anzahl die aller letzten Jagdtiger mit einer 8,8 cm Kanone ausgestattet waren und ob je ein solcher Jagdtiger zum Einsatz kam. Bisher ist wohl weder ein amtliches Dokument darüber aufgetaucht noch Bilder, die einen Jagdtiger in einer solchen Ausführung zeigen. Unklarheit herrscht auch darüber, wie viele Jagdtiger wirklich im Harz operierten. Die Anzahl schwankt zwischen 5-7. Ob sich dies je wird klären lassen, bleibt abzuwarten.

    Michael, Dein Argument, dass die Amis sich unter Umständen höhere Überlebenschancen durch die sehr starke Bugpanzerung (250 mm) ausrechneten, Diese Überlegung ist für mich nachvollziehbar und deutsches Beutegut wurde auch von den Amis selbstverständlich genutzt. Gerade auch, wenn es schnell gehen sollte. Demgegenüber stehen die anderen Argumente. Jedenfalls finde ich solche Dokumente interessant, weil sie auch einen selbst anregen, darüber nachzudenken und ggf. Argumente für bzw. dagegen zu sammeln.

    Das macht Forum aus.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,


    vielen Dank für deine Ausführungen. ich bin da ganz deiner Meinung.

    Das beginnt bereits damit, wie viele Jagdtiger wirklich das Nibelungen-Werk in St. Valentin verließen. Die Zahl schwankt zwischen 77-88 Stück.

    Zu diesem Thema gib es noch ein Buch, was vielleicht inhaltliche Lücken schließen könnte. Ich selbst habe es nicht vorliegen aber ich möchte es natürlich auch nicht unerwähnt lassen:


    Das Nibelungenwerk

    OKH Spielwaren - Die Panzerfabrik in St. Valentin von M. Winniger


    Gruß

    Michael

  • Hallo,

    zum voran gegangenen Post noch folgendes. Als ich beim Buchtitel ,,OKH Spielwaren" las, stutzte ich erst etwas. Nun ist mir mittlerweile klar, dass dies die Tarnbezeichnung für die Panzerfabrik in St. Valentin war.

    Eine andere Frage treibt mich beim Einsatz der Jagdtiger um. Warum erfolgte deren Einsatz ausschließlich an der Westfront? Bisher konnte ich keine plausible Antwort dazu finden. Erst ganz kurz vor Kriegsende gab es Gefechte mit russ. Panzern in Österreich.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo zusammen,


    ich habe noch dieses Video über den Kampf um Unna und Iserlohn im April 1945 gefunden.


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    Gruß

    Michael

  • Hallo,

    wieder mal interessantes Video. Zeigt ja die Kapitulation der 1./512 unter Hauptmann Ernst auf dem ehem. A.-Hitler-Platz von Iserlohn. Ernst kapitulierte, als er die Sinnlosigkeit eines weiteren Kampfes einsah. Dafür wurde er wohl von einem fanatischen Zivilisten in Iserlohn bespuckt. Die letzten 3 Jagdtiger, welche zur Kapitulation auf den besagten Platz fuhren, trugen keine Kanonenrohrabstützung. Sicherlich wollten es die Besatzungen so. Den Amis war es zu diesem Zeitpunkt bestimmt nicht bekannt, dass das Fahren ohne besagte Abstützung die Lager an der Kanone zerstören und damit diese unbrauchbar machen konnte.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo,

    es geistert die Aufnahme eines Jagdtigers durch das Internet, die ihn Mai 45 bei Schwerin zeigen soll. Was ist da dran? Bisher lies sich nicht eruieren, wer das Foto wann und wo gemacht hat.

    Vielleicht kann dazu jemand was schreiben.

    MfG Wirbelwind

  • Lieber Wirbelwind,


    meinst du dieses Foto hier (s. Anhang)?


    Auf der Rückseite soll folgender Text stehen (Absätze so im Original):


    "Amerikanischer

    Soldat auf einem

    zerschossenen deutschen

    Panzer bei Schwerin

    Mai 1945



    amerik. Aufn."


    Liebe Grüße,


    Alex

  • Hallo Alex,

    das ist genau die Aufnahme, die ich meine. Danke für das Einstellen. Leider lässt sich für mich nicht verifizieren, ob sich der Standort wirklich in der Umgebung von Schwerin befindet. Genauso gut könnte es bspw. in Ost-/Westfalen sein.

    MfG Wirbelwind

  • Lieber Wirbelwind,


    als Historiker (der ich ja glücklicherweise bin) würde ich folgendermaßen vorgehen:


    Finde heraus, welche amerikanischen Einheiten sich 1945 im Raum Schwerin befanden (Info: Am 2. Mai 1945 besetzten US-Truppen Schwerin. Sie wurden am 1. Juni von englischen und am 1. Juli 1945 von sowjetischen Truppen abgelöst.)


    Anschließend überprüfst du die Quellenlage in den National Archives und weiteren amerikanischen Archiven zu diesen Einheiten und recherchierst nach Traditions- und Veteranenverbänden, die du dann anschreibst.


    Vielleicht kannst du so verifizieren, was auf der Rückseite angegeben ist ...


    Liebe Grüße,


    Alex


    PS: Wieso "könnte es bspw. in Ost-/Westfalen sein"?

  • Hallo Alex,

    weil da relativ gesehen, eine ganze Anzahl der Jagdtiger der beiden Schweren Panzerjäger-Abteilungen im Einsatz waren. Einige wiesen wenige Beschädigungen auf, als sie von ihren Besatzungen verlassen wurden.

    MfG Wirbelwind

  • guten Morgen,

    entschuldigt bitte, wenn ich mich als Laie einmische.

    Von der Topografie her paßt in meinen Augen MV nicht!

    Straße und Bahnlinie (Telegrafenmast) scheinen am Hang zu liegen. Ich werfe mal den Kreis Recklingshausen ins Rennen:

    Castrop-Rauxel hat einen Ortsteil der sich Schwerin nennt, Bahn gibt es dort auch. Jetzt sind wieder die Fachleute gefragt, ob dort Jagdtiger an den Kämpfen teilgenommen haben.

  • Lieber Heinz,


    Wälder gibt es auch in und um Schwerin ;) Im Ernst: Danke für den Hinweis! Mir war davor gar nicht bekannt, dass es nicht nur das "eigentliche" Schwerin gibt, sondern u. a.:


    Schwerin (Landkreis Dahme-Spreewald), Gemeinde im Landkreis Dahme-Spreewald, Brandenburg

    Schwerin in Storkow (Mark), einen Ortsteil der Stadt Storkow (Mark) im Landkreis Oder-Spree, Brandenburg

    Schwerin a. d. Warthe, ehemals im Kreis Birnbaum, Stadt in der Woiwodschaft Lebus, Polen, siehe: Skwierzyna

    Schwerin, ehemals im Landkreis Regenwalde, Ort in der Woiwodschaft Westpommern, Polen, siehe: Zwierzynek (Węgorzyno)

    Schwerin (Castrop-Rauxel), einen Ortsteil der Stadt Castrop-Rauxel im Kreis Recklinghausen, Nordrhein-Westfalen

    Zeche Graf Schwerin, eine Zeche in Castrop-Rauxel

    Halde Schwerin, eine Bergehalde in Castrop-Rauxel


    Ich habe ein interessantes Dokument des 825th Tank Destroyer Battalion gefunden (s. Anhang).


    Am 10. April 1945 erreichte das 2nd Platoon Castrop-Rauxel (CR), am 11. April das 3rd Platoon. Am 12. April verließ das 3rd Platoon CR wieder, am 15. April 1945 verließ dann auch das 2nd Platoon CR.


    Vielleicht wurde der Jagdtiger im April 1945 von einem M10 Wolverine oder einem M18 Hellcat abgeschossen.


    Zu den Tank Destroyer Battalions siehe u. a.


    Yeide, Harry: The tank killers. A a history of America's World War II tank destroyer force, Havertown, Pa 2004.


    Liebe Grüße,


    Alex


    ERGÄNZUNG:


    https://www.tankdestroyer.net/…-tank-destroyer-battalion

  • Nachtrag: Zu der CRs Nachbarstadt Herne habe ich Folgendes gefunden, vielleicht hilft das weiter:


    https://wiki.hv-her-wan.de/index.php/Befreiung_Herne_1945


    Auszug:


    "Der Ortsteil Holthausen, der an Castrop angrenzt, hatte vor und bei dem Einmarsch der Amerikaner besonders zu leiden. Der Nordrand von Castrop war bereits am 8. April besetzt worden, die deutschen Verteidiger hatten sich darauf auf Holthausen zurückgezogen. Hier entwickelten sich in den folgenden Tagen heftige Nahkampfe mit Granat-. Gewehr-u. Maschinengewehrfeuer. Zu erwähnen ist insbesondere ein Gefecht am Weißen Sonntag zwischen 3 Panzern und 2 deutschen Panzerabwehngeschützen, bei dem 1 Panzer in Brand geschossen wurde und 2 deutsche Soldaten fielen. Bei dem Einmarsch der Amerikaner spielten sich vielfach wüste Szenen ab. Manche waren stark angetrunken und suchten nach deutschen Soldaten, wobei sie die Einwohner mit Maschinenpistolen bedrohten. Durch Eintreffen beherzter Männer konnte jedoch in allen Fällen das Schlimmste abgewendet werden."


    Liebe Grüße,


    Alex

  • Hallo Alex,


    na das nenne ich mal eine sauber Recherche! Danke schön :love:


    Lg

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo zusammen,


    ich glaube ich kann das Rätsel lösen. Ich habe dieses Bild gerade im Buch von Devey gefunden obwohl der Ausschnitt bei mir leicht abweichend ist. Als Unterschrift steht dort:


    Jagdtiger der 1./512. Er wurde durch einen Schuss aus kürzester Entfernung getroffen, dabei wurde der linke vordere Zahnkranz zertrümmert. Der Jagdtiger brannte aus, nachdem die Besatzung eine Sprengladung gezündet hatte. Die Mannschaft konnte anschließend entkommen. Gebiet südöstlich von Siegen.


    Gruß

    Michael

  • Hallo,

    danke für die Auflösung des Rätsels an die Beteiligten. Als Standort Schwerin in MV war das für mich nicht so leicht nachvollziehbar, denn einen Einsatz von Jagdtigern an der Ostfront konnte ich bisher nicht nachvollziehen.

    Abgebildeter Jagdtiger müsste ja demnach zur 1. Kompanie der ,,512" unter Hauptmann Ernst gehört haben. Leider im Buch von Devey übersehen.

    MfG Wirbelwind

  • Lieber Michael,


    du wirst bestimmt recht haben mit deinen Ausführungen, aber was mich irritiert ist, dass Siegen süd-süd-östlich von Schwerin (Castrop-Rauxel) liegt (ca. 115 Kilometer). Der Panzer kann also gar nicht im Gebiet südöstlich von Siegen abgeschossen worden sein.


    Jetzt gibt es mind. 2 Möglichkeiten:


    Devey irrt sich oder derjenige, der die Notiz auf die Rückseite des Fotos geschrieben hat, irrt sich.


    Könntest du evtl. das Bild hier hochladen (auch für den Vergleich)?


    Liebe Grüße und euch allen ein schönes und erholsames Wochenende,


    Alex

  • Hallo Alex,

    Könntest du evtl. das Bild hier hochladen (auch für den Vergleich)?

    wie bereits gesagt, ist das Bild im Prinzip gleich, nur vergrößert. Ich habe das einfach mal am vorliegenden Bild für Euch simuliert, da es am schnellest geht.


    Gruß

    Michael


    PS: Am Ende der Beschriftung steht US-Armee. Vielleicht wurde die Beschriftung schon dort falsch angegeben und im Anschluß übernommen.