Heinrich Meyer, Unteroffizier - Zichenau 1945

  • Hallo an alle,


    Ich habe gerade dieses Forum entdeckt, das gut aussieht und voll von interessanten Informationen zu sein scheint. Ich möchte darauf hinweisen, dass ich französisch spreche, dass mein Englisch nicht perfekt ist und dass ich eine Übersetzungssoftware benutze, um eine Kopie meiner Nachricht auf Deutsch zu schreiben.


    Ich bin auf der Suche nach Informationen über meinen Urgroßvater, Heinrich Meyer, geboren "Henri" in Brüssel am 22.01.1904. Er lebte in der Stadt St. Vith in den belgischen Ostkantonen und wurde 1943 zur Wehrmacht zwangsverpflichtet und an die Ostfront geschickt. Nach den Recherchen einer seiner Töchter, meiner Großmutter, wäre er beim 412th Grenadier Reserve Regiment der 227th Infantry Division (XXXXIII Armeekorps vom 20/03/1944 bis 30/08/1944, aber danach?) gewesen. Nach den Angaben des Deutschen Roten Kreuzes und der Deutschen Dienststelle, die meiner Großmutter in 2009 zugeschickt wurden, war seine Dienstnummer: 1307 Unteroffizier. Offiziell "vermisst" war er ab dem 17. Januar 1945 in Zichenau, als die Russen die Stadt angriffen und anschließend zurückeroberten.


    Meine Großmutter, jetzt 82, hat sich ihr ganzes Leben lang gefragt, was mit ihrem Vater passiert ist, der nie nach Hause kam.


    Können Sie mir helfen? Wo finde ich Informationen darüber, was genau am 17. Januar 1945 in Zichenau/Ciechanow passiert ist (Verluste der Wehrmacht, mögliche Gräber, vielleicht Listen von Soldaten, die von den Russen gefangen genommen wurden)?


    Ich würde gerne wissen, was mit meinem Großvater passiert ist, der spurlos verschwunden ist. Ich weiß, es ist schwierig und ich habe wenig Hoffnung, aber ich denke, es ist einen Versuch wert.


    Vielen Dank für das Lesen und die Hilfe.


    FB


    ------------------------------


    Hello everyone,


    I have just discovered this forum which looks good and seems to be full of interesting information. I would like to point out that I am a French speaker, that my English is not perfect and that I am using a translation software to write a copy of my message in German.


    I am currently researching about my great-grandfather, Heinrich Meyer, born "Henri" in Brussels on 22/01/1904. He lived in the town of St. Vith in the Belgian eastern cantons and was forcibly conscripted into the Wehrmacht in 1943 and sent to the Eastern Front. According to the research of one of his daughters, my grandmother, he would have been part of the 412th Grenadier Reserve Regiment of the 227th Infantry Division (XXXXIII Armeekorps from 20/03/1944 to 30/08/1944, but after?). According to the information sent to my grandmother in 2009 by the German Red Cross and the Deutsche Dienststelle, his regimental number was: 1307 Sergeant Corporal. He was officially "missing" from 17 January 1945, in Zichenau, when the Russians attacked and retook the town.


    My grandmother, now 82, has lived her whole life wondering what happened to her father, who never came home.


    Can you help me? Where can I find information about what exactly happened in Zichenau/Ciechanow on 17 January 1945 (Wehrmacht casualties, possible graves, maybe lists of soldiers taken prisoner by the Russians?)


    I would be happy to know what happened to my grandfather, who disappeared without a trace. I know it is difficult and I have little hope, but I think it is worth trying.


    Thank you very much for reading and possibly helping.


    FB

  • Hallo FB,


    herzlich willkommen in diesem Forum.


    Beim Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. wird ein


    Meyer, Heinrich

    Geburtsdatum: 22.01.1904

    als vermißt geführt.


    „In dem Gedenkbuch des Friedhofes Stare Czarnowo haben wir den Namen und die persönlichen Daten von Heinrich Meyer verzeichnet.“

    Du könntest dort auch an die Kriegsgräberfürsorge eine email senden und nachfragen, ob noch mehr Informationen dort vorliegen.


    Könntest du uns das schreiben und die Karteikarten die deine Oma bekommen hat einstellen, evtl. können wir aus den Daten mehr herauslesen.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo FB,

    mein Großvater kämpfte Mitte Januar 1945 mit der 129. Infanterie Division in unmittelbarer Nähe nahe der Stadt Makow, ca. 35 Kilometer östlich von Zichenau.

    Ich habe kürzlich auch intensiv dazu recherchiert und einiges zusammengefasst. Ich kopiere mal die von mir geschriebene Zusammenfassung für die besagten Tage; je nachdem wie weit du mit deinen Nachforschungen bist, kann es dir vielleicht helfen, einen ersten Eindruck von diesen Tagen zu erhalten.

    1.12.1944:

    Stellungswechsel in den Raum Mackheim, heute Makow, ca. 20 Kilometer weiter westlich. Hier steht der Kreuzberg; ein bewaldeter Tafelberg mit hervorragenden Sichtmöglichkeiten. Von hier ist zu erkennen, wie die Russen auffahren. Sie sind ziemlich sorglos, fahren in der Nacht sogar mit aufgeblendeten LKW-Kolonnen Truppen und Material heran. Aus Munitionsmangel erfolgt keine Bekämpfung. Beobachter melden „überquellende russische Gräben und einen HKL-Verkehr der an sich zum Eingreifen zwingt, mangels Munition aber unterbleibt“.


    24.12.1944:

    Zwar in Alarmbereitschaft aber dennoch ruhiges Weihnachten und Silvester. Zitat: „Wir sitzen schweigsam beieinander, es ist nicht mehr die Zeit zu langen Reden“.


    Anfang Januar 1945:

    Feindliche Luftaufklärung und Schlachtfliegereinsatz nehmen zu. „Der Luftraum gehört eindeutig und absolut dem Feind“.


    14.01.1945:

    Der feindliche Großangriff beginnt. „Ein unglaublich dicker Nebel liegt über dem Land. Es ist nicht weiter als drei Meter zu sehen. Der Kreuzberg, das Auge mehrerer Divisionen, ist blind. Um 8 Uhr bricht die Hölle los. Ein Trommelfeuer unbeschreiblichen Ausmaßes liegt auf den Gräben, auf den längst erkannten Feuerstellungen auf dem Kreuzberg, auf allen Anmarschstraßen. Die Explosionswolken vermischen sich mit dem Nebel, sie färben ihn schwarz. Dunkelheit legt sich über das Land. Alle Leitungen sind im Nu zerschossen, der Nebel behindert auch die Funkverbindungen“. Bald nach dem Einsetzen des Trommelfeuers greift der Feind mit Panzern und Infanterie an und überrollt die vorderen Stellungen. Es gelingt jedoch, eine dünne zusammenhängende Verteidigungslinie aufzubauen und zu halten. Die 129. ID. erhält Verstärkung der Panzergrenadier-Division „Großdeutschland“ und kann am nächsten Tag sogar einen Gegenstoß durchführen und ein paar Ortschaften zurückerobern.


    16.01.1945:

    Das Grabensystem des Kreuzbergs ist wieder komplett zurückerobert. Jedoch: „…das, was da unten marschiert, ist nicht aufzuhalten, nicht zu vernichten, kaum zu stören. Fast automatenhaft zieht der Strom, es sieht aus wie eine Termitenstraße. Es gibt kurze Stockungen an brennenden Fahrzeugen und explodierenden Panzern, aber von hinten drückt die Masse die Stockenden weiter. Es ist eine unaufhörliche Kette von Panzern, Geschützen, Fahrzeugen. Regiment auf Regiment“. So wie die Lage ist, kann nur ein so starker Verband wie „Großdeutschland“ mit seinen immer noch besonders gut ausgerüsteten Einheiten die Massen des aufmarschierenden Feindes aufhalten. Jedoch erhält „Großdeutschland“ im Laufe des 16.01. den Befehl, sich zurückzuziehen und an anderer Stelle zu kämpfen. Die 129. ID. bleibt zurück.


    17.01.1945:

    In der Nacht zum 17.01. erfolgt der Befehl den Kreuzberg zu räumen.


    18.01.1945:

    Man bezieht Stellung in einem Wald sechs Kilometer nördlich. Das Regiment 428 (Teil der Division) „ist stärkemäßig nur noch die Andeutung eines Regiments, aber es schlägt sich mit dem Mut der letzten Verzweiflung“. Von dieser Zeit ab verteidigt sich die Division überhaupt nur noch hinhaltend, oft nur für Stunden und bei ständiger Marschbereitschaft.


    19.01.1945:

    Weiterer Rückzug. Die Wege sind vereist. Fahrzeuge, die vom Weg in die Straßengräben abrutschen, müssen gesprengt werden. „General von Larisch steht besorgten Gesichts stundenlang dabei. Er weiß, dass er mit jedem verlorenem Geschütz mehr verliert als nur ein Geschütz“.



    Wie gesagt, es handelt sich dabei um Ausführungen die 129. ID betreffend, aber dein Ur-Großvater kämpfte wohl in der unmittelbaren Umgebung.


    Bien à vous,
    Christian

    Ich interessiere mich vor allem für die 134. Infanterie-Division zwischen Januar und August 1944 und für die 129. Infanterie-Division ab August 1944.
    Insbesondere für die Füsilier-Bataillone.

  • Hallo Allerseits,


    im Oktober 1944 war Zichenau und auch die Umgebung überfüllt mit vielen verschiedenen Einheiten.


    Einen kleinen Einblick bekommt ihr wenn ihr meinen Beitrag vom 09.10.2020 anseht.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Nachtrag:

    Nach den Recherchen einer seiner Töchter, meiner Großmutter, wäre er beim 412th Grenadier Reserve Regiment der 227th Infantry Division (XXXXIII Armeekorps vom 20/03/1944 bis 30/08/1944, aber danach?) gewesen.

    sofern noch nicht zur 227. Infanterie-Division bekannt:


    Über Marienburg und Wenden zog sich die Division dann nach Riga zurück und erreichte im Oktober 1944 Kurland. Hier kämpfte die Division bis Januar 1945. Anschließend wurde sie per Schiff nach Westpreußen transportiert und nahm an der Schlacht um die Tucheler Heide teil. Dabei wurde die 227. Infanterie-Division praktisch zerschlagen. Die Reste wurden auf andere Heeresverbände aufgeteilt.


    Quelle:

    http://www.lexikon-der-wehrmac…teriedivisionen/227ID.htm


    Die 7. Panzer-Divison scheint sich auf jeden Fall im gesuchten Kampfraum aufgehalten zu haben. Anbei eine entsprechende Lagekarte vom 01.01.1945.


    Gruß

    Michael


    PS: Zur besseren Zuordnung deines Themas habe ich dieses jetzt mal umbenannt. Sofern dies nicht gewünscht ist, bitte ich um eine kurze Mitteilung, danke!

  • Nachtrag:


    in diesem Gefechtskalender vom Panzer-Regiment 25 der 7. Panzer-Division habe ich schon einen entsprechenden Hinweis auf Zichenau gefunden. Ich werde mal schauen, was ich noch zu dieser Division finden kann. Ich melde mich wieder.


    Quelle: Chronik Panzer-Regiment 25


    Gruß

    Michael

  • Hallo an alle,


    Vielen Dank für Ihre schnellen Antworten! Ich bin erstaunt über die Reaktionsfähigkeit. Ich danke Ihnen ganz herzlich.


    Ich kann nicht sehr regelmäßig an meiner Forschung arbeiten, also seien Sie nicht überrascht, wenn ich Ihnen nicht schnell antworte.


    Ich habe ein Zeugnis, das der älteren Schwester meiner Großmutter berichtet worden wäre. Ein Soldat hätte Henri beim Einsteigen in einen Zug gesehen, wenige Augenblicke bevor dieser von Bomben getroffen wurde. Dies wurde nie von jemandem bestätigt. Es gab nie ein Begräbnis, keine Leiche. Vielleicht war das der Grund, warum meine Großmutter diese Erklärung nie als wahrscheinlich akzeptierte.


    Unmöglich scheint es mir aber nicht zu sein. In einem Brief aus dem Jahr 1944 sagt Henri, dass er beauftragt wurde, Züge "gegen feindliche Flugzeuge und Partisanen" zu verteidigen. Es gibt auch einen Bahnhof in Ciechanow, der ein wichtiger Kommunikationsknotenpunkt zu sein schien. Es ist vielleicht möglich, dass eine Bombe in einem Zugwaggon die Leiche verschwinden lässt...


    Ich habe einige Briefe von Henri, die bis zum 28. Dezember 1944 gehen. Sie sind auf Deutsch und ich muss sie noch entziffern und übersetzen. Sie werden mir wahrscheinlich nichts über sein Schicksal erzählen, aber zumindest vielleicht über seine Situation ein paar Wochen vor seinem Verschwinden.


    Mit freundlichen Grüßen


    FB


    PS: Entschuldigung für die Fehler oder textlichen Ungereimtheiten, obwohl ich ein wenig Deutsch kann, erinnere ich Sie daran, dass ich eine automatische Übersetzungssoftware verwenden muss.

  • Hallo Christoph,

    Michael: gibt es noch eine zweite Seite von Deinem Anhang? :) Danke

    gerne, anbei die zweite Seite vom Gefechtskalender.

    auch hier ist für den 16.01.1945 erwähnt, wo die 7. PzD eingesetzt war. Ebenfalls im Anhang erkennbar.

    ich bin mir gerade nicht sicher ob ich Tomaten auf den Augen habe aber Zichenau (namentlich) konnte ich nicht finden. Kannst du bitte nochmal den besagten Auszug einstellen, danke!


    Gruß

    Michael

  • Hallo FB,

    Hallo an alle,


    Vielen Dank für Ihre schnellen Antworten! Ich bin erstaunt über die Reaktionsfähigkeit. Ich danke Ihnen ganz herzlich.


    Ich kann nicht sehr regelmäßig an meiner Forschung arbeiten, also seien Sie nicht überrascht, wenn ich Ihnen nicht schnell antworte.

    vielen Dank für die Rückmeldung. Mit viel Glück können wir zumindest versuchen, die Kampfhandlungen um Zichenau etwas transpartenter für dich zu machen aber einen belegbaren Hinweis auf eine Truppen- bzw. Einheitszuordnung werden wir vermutlich nicht erarbeiten können. Du kannst aber versichert sein, dass wir unser möglichstes versuchen werden.

    Ich habe einige Briefe von Henri, die bis zum 28. Dezember 1944 gehen. Sie sind auf Deutsch und ich muss sie noch entziffern und übersetzen. Sie werden mir wahrscheinlich nichts über sein Schicksal erzählen, aber zumindest vielleicht über seine Situation ein paar Wochen vor seinem Verschwinden.

    einige User hier im Forum können dir vielleicht bei der Übersetzung behilflich sein, für den Fall das du sie einstellen möchtest.

    PS: Entschuldigung für die Fehler oder textlichen Ungereimtheiten, obwohl ich ein wenig Deutsch kann, erinnere ich Sie daran, dass ich eine automatische Übersetzungssoftware verwenden muss.

    kein Problem, dafür habe ich natürlich volles Verständnis.


    Gruß

    Michael

  • Hallo Michael,


    von Schröttersburg heute Plock nach Zichenau sind es 81 km und die Orte gehörten zum Verwaltungsbzirk Zichenau.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo FB,


    in der Chronik der 7. Panzer-Division habe ich folgende Hinweis zu den Kämpfen um Zichenau gefunden:


    Am 31.12.1944 erfolgt Verlegung der Division nach Gorne und Prz.Dolne, d. h. weiter nach Süden (ca. 15 km nordwestlich Modlin/Weichsel), wo sie als Eingreifreserve der Armee zur Verfügung steht. Ab 09.01.1945 werden Erkundungen für einen möglichen Einsatz gegen den sogenannten „Narew-Brückenkopf" südlich Pultusk (südlich Warschau) durchgeführt. Am 12./13.01.1945 ist die Division in Erwartung des russischen Angriffs wieder südlich Zichenau zusammengezogen worden.


    Beginnend mit dem Angriff aus dem Brückenkopf Baranow am 12.01.1945 folgt am 13.01.1945 auch der feindliche Angriff aus den Brückenköpfen Pulawy und Magnuszew. Am gleichen Tage bricht die „3. Weißrussische Front" aus den Narew-Brückenköpfen bei Pultusk vor. In wenigen Tagen steht die gesamte Ostfront in hellen Flammen!


    Bei der Heeresgruppe Mitte gelingen dem Gegner im Weichsel-Bug-Dreieck und beiderseits Ostenburg tiefe Einbrüche. Diese Angriffe zielen auf Nasielsk und in westlicher Richtung auf Zichenau-Praschnitz. Damit beginnen zugleich die Rückzugskämpfe auf die deutsche Reichsgrenze auch in diesem Kampfabschnitt.


    Das Durcheinander infolge Aufsplitterung der deutschen Kräfte steigert sich, als vor dem Verfügungsraum der 7. Panzer-Division plötzlich feindliche Panzer auftauchen. Gleichzeitig kommt die Meldung, dass die Russen rechts und links von der Division durchgebrochen sind. Der Schwerpunkt eines starken feindlichen Angriffskeils liegt in Richtung auf Zichenau. Um Nasielsk wird bereits heftig gekämpft. Mitten in dieser Entwicklung wird die Division von russischen Panzern und schwerer Artillerie gefaßt. Vom 15.-19.01.1945 wird die Division in schwerste Nachhutkämpfe im Raum nördlich Nasielsk sowie bei Gzy und Ruszkowo (südostw. Zichenau) verwickelt.


    Die eigenen Verluste sind erheblich - „die Ostfront war aus den Angeln gehoben worden!" schreibt ein Teilnehmer des Geschehens, „Panzer werden immer weniger, es kommt nichts mehr nach", vermerkt der leitende Ing. Offizier des Panzer-Regiments 25.


    Im Kampf um Gorka (hart nördlich Nasielsk) fällt an der Spitze seiner gepanzerten Gruppe der Kommandeur des Panzer-Regiments, Oberstleutnant Graf von Pückler. -


    Gruß

    Michael

  • Nachtrag:


    in der Chronik der 7. Infanterie-Division finden sich ebenfalls verwertbare Hinweise auf diese Kampfhandlungen:


    Der durch die feindlichen Einbrüche bedingte Geschehensablauf beeinflusste jede weitere deutsche Bewegung. Was sollte eine etwa vor einer Stunde beim AK befohlene Maßnahme, wenn nach einer halben Stunde bereits eine gänzlich neue Situation entstanden war, von der man dort gar nichts mehr erfahren konnte? Die Entscheidung lag durchwegs bei den Einheitsführern. Die Entwicklung der Großlage deutete inzwischen darauf hin, dass der Hauptstoß der 2. weißrussischen Front in Richtung Westen zielte, während die 7. Infanterie-Division im Rahmen der 2. deutschen Armee mehr nach Nordwesten in das Große Werder abgedrängt wurde. Unsere Infanterie mußte sich tagsüber stützpunktartig behaupten und nachts absetzen und dabei immer wieder versuchen, seitlichen Anschluss zu finden. Die querfeldein fahrenden Motor- und Pferdefahrzeuge der Wehrmacht versuchten im Zickzack-Fahren den Panzergranaten der Russen zu entkommen und hatten dabei oft genug großes Glück. Irgendwoher kamen Pak-Geschütze und heizten den T34 ein. Jedenfalls konnten dann noch viele Fahrzeuge über die freie Fläche entkommen und lediglich unter den ständigen Schlachtfliegerangriffen, die erstmals einzeln auftauchten, Zichenau erreichen.


    Während Grenadier-Regiment 61 Auftrag hatte, sofort eine Auffanglinie vor Zichenau zu besetzen, bezog Grenadier-Regiment 19 eine Riegelstellung in Höhe Golymin, die den 15.01.1945 über erfolgreich gehalten wurde.


    Frieden und Krieg um Zichenau

    Beim Rückzug durch Zichenau bot sich den Landsern der Versorgungseinheiten ein ungewohnter Anblick: einkaufende Hausfrauen, von der Schule heimkehrende Kinder und voll intakte öffentliche Einrichtungen. Hier wusste man an diesem Vormittag des 15.01.1945 scheinbar noch nichts vom Krieg. Die Bevölkerung lebte im normalen Alltag und hatte noch keinerlei Weisung zur Evakuierung, während bei den Wehrmachtsdienststellen schon alles im Aufbruch war.


    Es gab kein langes Überlegen – der Russe drängte nach! Innerhalb von Stunden änderte sich das Ortsbild total. Die von den Parteiwaltern im Stich gelassene Bevölkerung zog überwiegend gleich mit den Soldaten nach Nordwesten zurück. Spätestens ab hier wurde der Truppenführung und allen Soldaten bewusst, wie notwendig ein unbedingtes Hinhalten der Russen war, um die schwerfällig zurückziehende Zivilbevölkerung zu decken. Die hier anwachsende Not und das Elend war zweifellos der Grund für die sich immer verbissener entwickelnden Abwehrkämpfe. Auch die noch vollen Verpflegungslager sollten nicht in feindliche Hände fallen. Wachten die Lagerverantwortlichen am Vortag noch streng über ihre Bestände, wurden sie nun von den durchziehenden Truppen ihrer Aufgabe enthoben. Wer noch irgendwo Platz hatte, deckte sich mit gerade greifbaren Dingen ein und zog schnell weiter. Viele Soldaten versorgten so auch die mit ihnen ziehenden Zivilisten. Den Rest besorgten die Pioniere. Große Beute blieb dann dem Russen sicherlich nicht mehr.


    An der Front ging es drunter und drüber, und die Lage wurde immer verworrener. Grenadier-Regiment 19 und Grenadier-Regiment 61 mussten mit den nur noch wenigen einsatzbereiten Geschützen der Panzerjäger und den Batterien von Artillerie-Regiment 7 versuchen, hinhaltend auf immer weiter westlich liegende Frontlinien auszuweichen. Vom Halten einer Stellung war nicht mehr die Rede, sondern davon, wie weit die anderen waren und wohin und wieviel Kilometer zu marschieren waren. Riegelstellung um Riegelstellung wurde bezogen und musste bald wieder aufgegeben werden. Das III./19 wurde dabei am 16.01.1945 südwestlich Zichenau völlig aufgerieben. Die lückenhafte Frontlinie war nur noch von Resten der vor wenigen Tagen noch so kampfkräftigen Regimenter gehalten, die jetzt weitgehend selbständig als Kampfgruppe Grenadier-Regiment 19 und Kampfgruppe Grenadier-Regiment 61 handeln mussten.


    weiteres folgt........


    Gruß

    Michael

  • Nachtrag:


    Immer mehr galt es, unbedingt ein gänzliches Zusammenbrechen der Front vor Ostpreußen zu verhindern. Ob Offiziere oder Mannschaften, alle wussten um diese große Gefahr, alle gaben ihr Äußerstes. Wieder standen die Feuerstellungen vom Artillerie-Regiment 7 im Mittelpunkt, als sie bei Gogole in direktem Beschuss mit ganzen Rudeln russischer Panzer kämpften. An einen Stellungswechsel war in dieser Situation sowieso nicht mehr zu denken. Mit hinzugekommenen versprengten Grenadieren behaupteten sie ihre Feuerstellungen, bis in der Nacht eine Neuformierung des Verteidigungsriegels möglich wurde. - Wer kann ermessen, was die Kanoniere an Nervenbelastung durchstehen mussten, um mit den schneller schießenden Panzerkanonen der Gegner durch eigenes, genaueres Zielen konkurrieren zu können?


    In Golymin, im Rückzugsbereich von Grenadier-Regiment 61 – behaupteten sich unsere Männer ebenso verbissen gegen 11 eingedrungene T34 mit aufgesessener Infanterie. Im Ort waren außer Nachhuten auch noch Männer von Pionier 7, die sich sofort an die „Aufräumungsarbeiten“ machten. Von den Rotarmisten entkam keiner, von den Panzern fanden gerade noch zwei ihr Heil in der Flucht. Nur wenige dieser Einzelleistungen wurden bekannt, sie stehen aber für die vielen unbekannt gebliebenen Tapferkeitsleistungen aller Soldaten. Durch den verbissenen Abwehrkampf aller war es möglich geworden, die gesamte Zivilbevölkerung und die angestauten noch mobilen Flüchtlingstrecks aus dem Raum Zichenau nach Westen in Sicherheit zu bringen.


    Am 16.01.1945 meldete das OKW vom 2. Tag dieses Ringens: .... Im Weichsel-Bug-Dreieck und im Narew-Brückenkopf beiderseits Ostenburg konnten die mit überlegenen Kräften angreifenden Russen tiefere Einbrüche in die deutschen Linien erzielen. ..“


    Schwere Tage folgten auf diesen Sonntag. Das Wetter wurde klar, und die Temperatur sank auf – 10° und tiefer. Der 16.01.1945, der 3. Tag dieser Abwehrschlacht, begann mit dem vollen Einsatz der übermächtig gewordenen sowjetischen Luftwaffe und abermals zahlloser Panzerverbände. Bombengeschwader und Schlachtfliegerverbände wirkten in ununterbrochenen Angriffswellen verheerend unter unseren Fronteinheiten und unter den Rückzugskolonnen, während auf deutscher Seite weder ein Flugzeug noch eine Flakbatterie merklich in Erscheinung traten. Trotz der Luftangriffe behaupteten sich die Feuerstellungen unserer Artillerie aber erneut als Bollwerke gegen die russischen Panzer- und Infanterie-Angriffe.


    Die Frontlinie schob sich inzwischen direkt vor Zichenau. Gestern war etwa 1 km nördlich noch der Divisions-Gefechtsstand. Jetzt suchten die Kampfeinheiten hier Deckung. Mit Flankenschutz der Kampfgruppe Grenadier-Regiment 19 und versprengten Einheiten war Grenadier-Regiment 61 dazu ausersehen, hier eine neue Verteidigungslinie aufzubauen. Angeblich seien Sicherungseinheiten bereits mit dem Stellungsausbau befasst, und diese sollten mit in die Abwehr einbezogen werden. Angesichts der dann völlig unbesetzten, provisorischen Auffanglinie musste eine wirksame Verteidigung als ein aussichtsloses Unterfangen angesehen werden. Trotzdem gelang es dem Regiment unter opfervollem Einsatz, die Stadt noch bis zum Nachmittag des 16.01.1945 und eine neue Verteidigungsstellung unmittelbar westlich der Stadt noch bis zum Absetzen während der Nacht vom 16. zum 17.01.1945 zu halten. Im Rahmen dieser Kampfhandlungen hielten die Männer von Grenadier-Regiment 19 mit nur 2 Tiger-Panzern von der 7. Panzer-Division einen Stützpunkt südlich Chorum noch bis zum Abend des 17.01.1945. Leider konnte das dahinter verlaufende hervorragend ausgebaute Grabensystem, das nur mit einer kleinen Gruppe einer Sicherungseinheit besetzt war, nicht gehalten werden.


    Von der Ausgangslinie am Morgen des 14.01.1945 bis vor Zichenau musste in diesen drei Kampftagen ein Geländestreifen mit einer Tiefe von ca. 40 km aufgegeben werden. Die Einheiten wurden dabei so mitgenommen, dass sie nur noch ein Viertel ihrer Kampfkraft aufbringen konnten. Während die Versorgungs- und Stabseinheiten der Division und der Regimenter in Eilmärschen über Biezun-Görzberg zurückgeführt wurden, blieben die Kampfeinheiten immer noch im Einsatz, um zu retten, was noch zu retten war.


    Die Härte der Kämpfe zeichnete sich auch daran ab, dass allein im Divisionsabschnitt zusammen mit der unterstellten Tiger-Abteilung von der 7. Panzer-Division, unter Führung von Hauptmann Schöck, am 14.01.1945 - 50, am 15.01.1945 - 48 und am 16.01.1945 - 120 Feindpanzer vernichtet wurden. Die weiteren Bewegungen erfolgten weitgehend zusammen mit der 7. Panzer-Division, unter Generallt. Dr. Mauss, deren Panzer mehrmals in schwierigen Situationen überhaupt noch ein Absetzen vor den Russen ermöglichten.


    Nicht weniger hoch war es unseren Grenadieren anzurechnen, dass sie gegenüber den Massen der angreifenden Rotarmisten nicht „durchdrehten“, sondern im Vertrauen auf ihre Maschinenwaffen die Nerven behielten.


    Am 17.01.1945 meldete das OKW zum 3. Kampftag: „... Nördlich Warschau erzielte der Feind mit 40 Schützendivisionen und mehreren Panzerkorps im Angriff nach Westen tiefe Einbrüche. Der feindliche Ansturm wurde bei Modlin, westlich Nasielsk und südlich Zichenau, aufgefangen...“


    Als diese Meldung durch den Äther ging, war Zichenau bereits aufgegeben worden. Sowohl in die Flankendeckung als auch in das Zentrum der Verteidigungslinie von Grenadier-Regiment 61 waren feindliche Kräfte eingedrungen. Es wurde höchste Zeit, nun auf eigene Faust den rückwärtigen Anschluß wiederzufinden. Nach den Kämpfen um Zichenau war die Verbindung der Regimenter zur Divisionsführung völlig verloren gegangen. Die Kampfgruppen mussten sich mit den unterstellten Artillerie-Abteilungen selbständig nach Westen durchschlagen. Erst nach zwei Tagen erreichten sie wieder den Anschluß an die Division.


    Am 18.01.1945 meldete das OKW: „... Die Einnahme von Warschau wird bestätigt. Zichenau (Ciechanow) ging verloren. Am fünften Tag der Abwehrschlacht im ostpreußischen Grenzgebiet errangen die deutschen Truppen gegen den Ansturm von 35 russischen Schützen-Divisionen und mehreren Panzerbrigaden neuerdings einen vollen Abwehrerfolg.


    Gruß

    Michael

  • Vielen Dank für die Informationen über die Schlacht, in der Henri höchstwahrscheinlich sein Leben verlor.


    Ich habe das alles eifrig gelesen.


    Ich komme auf Sie zurück, wenn ich noch etwas herausfinde oder weitere Fragen habe.


    Nochmals vielen Dank!


    FB

  • Hallo. Ich habe die folgenden Todesanzeigen gefunden, vielleicht passt eine davon zu Ihrem Urgroßvater.


    1. Gräberkartei:

    Meyer, Heinrich

    Obergefreiter

    Erkennungsmarke: 133-Schw(ere) Flak Ers(atz) Abt.(eilung) 6

    Tag des Todes: 16.12.1944

    Beerdigt am 18.01.1945

    Grablage und Ort: Kobscheid süd(lich), Reihen-Grab Nr. 1

    Deutschl.

    Trupp: VIII./54.

    13.02.1945


    2. Gräberkartei

    Erkennungsmarke: 0.N. 6857/40 E

    Tag des Todes: 45

    Grablage und Ort Lesnoe? ....

    Trupp.: 84/116 Blatt 4

    22.01.1945

    Indem. R. Stz. Gent. Meldung aus Washington


    Grüße.

    Ich suche Informationen über die 12. Flak-Division in Ostpreußen im Jahr 1945.

  • Hallo FB,

    erstmal vielen Dank für das Feeback. Auch wenn wir noch über keine gesicherte letzte Einheitsangabe verfügen, sollten diese Ausführungen schon mal einen guten Einblick in diese Kämpfe liefern können. Sofern ich weitere Gefechtsberichte zu anderen beteiligten Einheiten finden sollte, werde ich diese natürlich wieder entsprechend veröffentlichen.


    Gruß

    Michael

  • Hallo Adam,

    Hallo. Ich habe die folgenden Todesanzeigen gefunden, vielleicht passt eine davon zu Ihrem Urgroßvater.

    vielen Dank für deine Unterstützung bei diesem Thema aber ich sehe mich hier gezwungen, dich noch auf etwas hinzuweisen. Die von dir eingestellten Karteikarten sind augenscheinlich aus dem Datenbestand von Ancestry. Das einstellen dieser Karten ist hier im Forum nicht gestattet. Lediglich das teilen bzw. bearbeiten von entsprechenden Inhalten. Ich werde daher die betr. Anlagen entfernen und die relevanten Inhalte in schriftlicher Form in deinen Beitrag übertragen.


    Ich bitte dies bei künftigen Beiträgen zu beachten.


    Gruß

    Michael