Beiträge von Chriwue

    Hallo Michael,


    in der Divisionschronik steht dazu so gut wie gar nichts.
    Nur, dass sich ein sehr geringer Teil der 129. ID noch über die Ostsee retten konnten um in britische anstatt russische Kriegsgefangenschaft zu geraten.


    Wahrscheinlich muss ich damit leben, dass ich den genauen Hergang zwischen dem Kessel von Bobruisk und der Gefangenschaft nicht mehr herleiten werde können.
    Es steht zwar in der WAST-Auskunft, dass er in die 129. ID überging, aber leider passt es ab da eben gar nicht mehr zusammen.

    Viele Grüße,
    Christian

    Hallo zusammen,


    ich kann mir folgendes vorstellen:

    Zwischen Januar und August 1944 war mein Opa ja bei folgender Einheit gemeldet: 3./Div.Füs.Btl. 134.

    Vielleicht kommt da die "3" her.

    Vielleicht hatte er bei der Befragung durch die Sowjets einfach den Übergang von der 134. zur 129. ID vergessen oder nicht mehr dran gedacht.

    Ist ja nicht unwahrscheinlich, dass er da "etwas durch den Wind" war.

    Viel mehr überrascht mich wirklich der Ort der Gefangennahme. Der hat ja wirklich so rein gar nicht zu tun mit irgendwelchen Einsatzorten der 129. ID.

    In einem Antrag auf Gewährung einer Entschädigung steht ja auch noch unter "Beginn des Gewahrsam" der 02.05.1945 in Melnik/CSR und nun in der Gefangenenakte ist der Beginn der Gefangenschaft der 08.05. in Eisenburg/Jezeri.
    Diese beiden Städte sind aber nur 90 Kilometer voneinander entfernt.

    Alles ein bisschen verwirrend.


    Viele Grüße,

    Christian

    Guten Abend zusammen,


    die Kollegin meiner Freundin hat übers Wochenende die Akte meines Großvaters übersetzt und nun habe ich mehr Fragezeichen als zuvor.


    Das herausragendste ist der Ort der Gefangennahme: hier steht nämlich: Stadt Eisenburg, Tschechoslowakei.
    Tag der Gefangennahme: 08. Mai 1945 (wahrscheinlich nicht zufällig der Tag des Kriegsendes).
    Das Verwirrende dabei ist aber, dass die 129. ID in Ostpreußen um Heiligenbeil kämpfte und er laut eigenem Lebenslauf bereits am 30.04. gefangen genommen wurde.
    Kann es sein, dass deutsche Gefangene aus Ostpreußen gesammelt in ein Lager bei Eisenburg verbracht und erst eine Woche später erfasst wurden?


    Des Weiteren steht unter "zugehörig zu welcher Einheit" folgendes: 3. Infanterie, Abteilung Nachrichtendienst, 9. Armee (um die 3. ID kann es sich nicht handeln, diese kämpfte 1945 an der Westfront).

    "Funktion in der Einheit": Schütze


    Viele Grüße,

    Christian

    Guten Abend zusammen,

    gestern hatte ich Post vom Roten Kreuz.

    Darin die Gefangenenakte aus der Sowjetunion; natürlich komplett in Russisch , aber mit einem sehr freundlichen Anschreiben und einer Übersetzungshilfe.
    Eine Arbeitskollegin meiner Freundin wird die Akte übers Wochenende freundlicherweise übersetzen.

    Am Montag oder Dienstag werde ich hier Bericht erstatten.


    Viele Grüße aus Würzburg,

    Christian

    Hallo FB,

    mein Großvater kämpfte Mitte Januar 1945 mit der 129. Infanterie Division in unmittelbarer Nähe nahe der Stadt Makow, ca. 35 Kilometer östlich von Zichenau.

    Ich habe kürzlich auch intensiv dazu recherchiert und einiges zusammengefasst. Ich kopiere mal die von mir geschriebene Zusammenfassung für die besagten Tage; je nachdem wie weit du mit deinen Nachforschungen bist, kann es dir vielleicht helfen, einen ersten Eindruck von diesen Tagen zu erhalten.

    1.12.1944:

    Stellungswechsel in den Raum Mackheim, heute Makow, ca. 20 Kilometer weiter westlich. Hier steht der Kreuzberg; ein bewaldeter Tafelberg mit hervorragenden Sichtmöglichkeiten. Von hier ist zu erkennen, wie die Russen auffahren. Sie sind ziemlich sorglos, fahren in der Nacht sogar mit aufgeblendeten LKW-Kolonnen Truppen und Material heran. Aus Munitionsmangel erfolgt keine Bekämpfung. Beobachter melden „überquellende russische Gräben und einen HKL-Verkehr der an sich zum Eingreifen zwingt, mangels Munition aber unterbleibt“.


    24.12.1944:

    Zwar in Alarmbereitschaft aber dennoch ruhiges Weihnachten und Silvester. Zitat: „Wir sitzen schweigsam beieinander, es ist nicht mehr die Zeit zu langen Reden“.


    Anfang Januar 1945:

    Feindliche Luftaufklärung und Schlachtfliegereinsatz nehmen zu. „Der Luftraum gehört eindeutig und absolut dem Feind“.


    14.01.1945:

    Der feindliche Großangriff beginnt. „Ein unglaublich dicker Nebel liegt über dem Land. Es ist nicht weiter als drei Meter zu sehen. Der Kreuzberg, das Auge mehrerer Divisionen, ist blind. Um 8 Uhr bricht die Hölle los. Ein Trommelfeuer unbeschreiblichen Ausmaßes liegt auf den Gräben, auf den längst erkannten Feuerstellungen auf dem Kreuzberg, auf allen Anmarschstraßen. Die Explosionswolken vermischen sich mit dem Nebel, sie färben ihn schwarz. Dunkelheit legt sich über das Land. Alle Leitungen sind im Nu zerschossen, der Nebel behindert auch die Funkverbindungen“. Bald nach dem Einsetzen des Trommelfeuers greift der Feind mit Panzern und Infanterie an und überrollt die vorderen Stellungen. Es gelingt jedoch, eine dünne zusammenhängende Verteidigungslinie aufzubauen und zu halten. Die 129. ID. erhält Verstärkung der Panzergrenadier-Division „Großdeutschland“ und kann am nächsten Tag sogar einen Gegenstoß durchführen und ein paar Ortschaften zurückerobern.


    16.01.1945:

    Das Grabensystem des Kreuzbergs ist wieder komplett zurückerobert. Jedoch: „…das, was da unten marschiert, ist nicht aufzuhalten, nicht zu vernichten, kaum zu stören. Fast automatenhaft zieht der Strom, es sieht aus wie eine Termitenstraße. Es gibt kurze Stockungen an brennenden Fahrzeugen und explodierenden Panzern, aber von hinten drückt die Masse die Stockenden weiter. Es ist eine unaufhörliche Kette von Panzern, Geschützen, Fahrzeugen. Regiment auf Regiment“. So wie die Lage ist, kann nur ein so starker Verband wie „Großdeutschland“ mit seinen immer noch besonders gut ausgerüsteten Einheiten die Massen des aufmarschierenden Feindes aufhalten. Jedoch erhält „Großdeutschland“ im Laufe des 16.01. den Befehl, sich zurückzuziehen und an anderer Stelle zu kämpfen. Die 129. ID. bleibt zurück.


    17.01.1945:

    In der Nacht zum 17.01. erfolgt der Befehl den Kreuzberg zu räumen.


    18.01.1945:

    Man bezieht Stellung in einem Wald sechs Kilometer nördlich. Das Regiment 428 (Teil der Division) „ist stärkemäßig nur noch die Andeutung eines Regiments, aber es schlägt sich mit dem Mut der letzten Verzweiflung“. Von dieser Zeit ab verteidigt sich die Division überhaupt nur noch hinhaltend, oft nur für Stunden und bei ständiger Marschbereitschaft.


    19.01.1945:

    Weiterer Rückzug. Die Wege sind vereist. Fahrzeuge, die vom Weg in die Straßengräben abrutschen, müssen gesprengt werden. „General von Larisch steht besorgten Gesichts stundenlang dabei. Er weiß, dass er mit jedem verlorenem Geschütz mehr verliert als nur ein Geschütz“.



    Wie gesagt, es handelt sich dabei um Ausführungen die 129. ID betreffend, aber dein Ur-Großvater kämpfte wohl in der unmittelbaren Umgebung.


    Bien à vous,
    Christian

    Hallo Antje,


    vielen Dank für die Info.

    Dachte mir schon, dass Pichotni wohl eine Art Außenlager in der Nähe Moskaus war.

    Meine Tante meinte letztens mal, dass mein Opa erwähnt hätte, am Wiederaufbau des Bolschoi-Theaters mitgearbeitet zu haben.

    Deckt sich also wiedermal :)
    Vom DRK warte ich auf eine Rückmeldung.


    Viele Grüße,
    Christian

    Hallo Antje,


    vielen Dank für die schnelle "Übersetzung".

    Wola Zambrowska liegt tatsächlich auch nur wenige Kilometer südlich von Zambrow entfernt wo mein Opa auch nach meinen (bzw. Michaels) Nachforschungen zu diesem Zeitpunkt stationiert war.
    Er kam am 18.08.1944 zur 129. ID und war gleich darauf ab dem 21.08. bei der Abwehr eines russischen Großangriffs beteiligt.
    So fügt sich wieder ein kleines Detail (Ort und Zeitraum einer Verwundung) ins große Bild ein.

    Dankeschön!

    Hallo zusammen,


    hier noch eine ZK vom Bundesarchiv.
    Hier stehen noch mal die Truppenteile. Die Angaben bei "Eingegangene Meldungen" kann ich leider nicht lesen. Ein Wort könnte "Kleinfinger" bedeuten. An jenem wurde auch mal an anderer Stelle eine Verwundung notiert.

    Auf der zweiten Seite steht etwas von "B. befindet sich: 20.07.44 Major Grosslaub"

    Übersehe ich hier etwas wichtiges bzw. etwas, was ich vorher noch nicht erwähnt habe?


    Quelle: Eigentum


    Viele Grüße,

    Christian

    Hallo zusammen,


    heute habe ich eine E-Mail vom Bundesarchiv erhalten.

    Es ging sogar relativ schnell; den Antrag habe ich am 15. Mai 2020 geschickt.


    Sein letzter Dienstgrad war übrigens Gefreiter.


    Folgende Daten sind für mich neu:
    Beginn des Gewahrsams: 02.05.1945. Melnik/CSR = etwas nördlich von Prag
    12.05.1945 bis Oktober 1945: Fußmarsch nach Sagan = etwa 70 Kilometer nördlich von Görlitz

    Dezember 1945 bis August 1947: Lager Memel

    August 1947 bis Dezember 1949: Lager 7 Pichotni/Moskau


    Der Ort des Beginn des Gewahrsams irritiert mich etwas. Mein letzter Stand war ja, dass er am 30.04. in Ostpreußen gefangen genommen wurde. Zumindest kämpfte seine letzte Einheit dort.

    Kann es sein, dass man durch einen Gefangenentransport innerhalb von drei Tagen von Ostpreußen bis fast nach Prag geschafft wurde?

    Nach einer ersten kurzen Recherche müsste das o.g. Lager Memel das Lager mit der Nummer 57 Klaipeda sein.
    Zum Lager 7/Pichotni/Moskau habe ich leider auf die Schnelle (bin gerade noch auf der Arbeit) noch nichts gefunden.
    Weiß da zufällig jemand aus dem Stegreif mehr?

    Viele Grüße,
    Christian

    Hallo KH22,

    vielen Dank für deine Tipps.
    Ehrlich gesagt, habe ich noch nirgends genauer recherchiert; bin da erst am Anfang der Nachforschungen.
    Ich habe kürzlich aber mal mit einem relativ bekannten Würzburger Stadtrat, der sich sehr gut mit der Stadtgeschichte auskennt, Kontakt per E-Mail aufgenommen. Vielleicht erfahre ich von ihm etwas.
    Aber deine Links werde ich mir am Wochenende auch genauer anschauen und ggfl. dort nachhören.


    Viele Grüße,
    Christian

    Hallo zusammen,

    meine Ur-Tante hat mir letztens erzählt, dass die Festung Marienberg in Würzburg eine Zeit lang als Gefängnis für politische Gefangene während der NS-Zeit diente.
    Im Internet habe ich dazu bislang so gut wie nichts gefunden außer diesen einzigen Link aus dem ich zitiere:

    Zugleich vereinnahmte die SA den Marienberg. 1933 wurden politische Feinde dorthin verschleppt und misshandelt, ab 1935 diente sie als SA-Hilfswerklager


    https://www.historisches-lexik…uf%20Wiederinstandsetzung.


    Hat jemand dazu noch weitere Informationen?

    Hier ein Link mit Bildern unserer schönen Festung

    https://www.google.com/search?…oECBUQAw&biw=1920&bih=969


    Viele Grüße,

    Christian

    Hallo zusammen,


    nachdem ich jetzt am Wochenende auch das Buch "Halten oder Sterben" über die 129. ID. durchgeackert habe, kann ich eine kleine, subjektive, Bewertung abgeben.

    Das Buch "Geschichte der 134. Infanterie-Division" von Werner Haupt ist DinA5 groß und hat 240 Seiten; ist also mehr ein kurzer Abriss von mehr als 4,5 Jahren Divisionsgeschichte. Gut fand ich, dass sehr viele einzelne Einheiten inkl. den Namen der Kommandanten erwähnt werden. Auf der letzten Seite ist auch eine Auflistung von Soldaten welche eine Auszeichnung erhalten haben.

    Das Buch "Halten oder Sterben" von Heinrich Boucsein ist, glaube ich, etwas größer als DinA4 und fast 500 Seiten stark inkl. über 30 Karten.
    Es wird hier sehr genau der Weg der Division nachgezeichnet; fast jeder Ort wird erwähnt. So konnte ich die Divisionsbewegungen sehr gut über Google Maps nachverfolgen.

    Neben der reinen Darstellungen der Bewegungen sind auch sehr viele Zitate in den Fließtext eingebaut, was einerseits schön für den Lesefluss ist. Auf der anderen Seite macht es natürlich das Leid der Soldaten nochmals etwas greifbarer.

    Ich habe nun den Weg meines Großvaters auf 26 Seiten zusammengeschrieben und kann den Text nun an Tanten und Mutter weitergeben. Falls irgendjemand daran Interesse hat, kann ich ihm oder ihr das auch gerne zusenden.


    Gerne kann ich heute Abend oder morgen die Inhaltsverzeichnisse der beiden Bücher hier hochladen. Falls auch noch jemand Fragen zu den beiden Divisionen hat, kann ich künftig gerne einen Blick in die Bücher riskieren.


    Viele Grüße,
    Christian

    Hallo zusammen,


    kurzer Zwischenstand zu den Büchern: Das über die 134. ID ist letzte Woche eingetroffen. Das Kapitel über das letzte halbe Jahr (Januar 1944 bis zum Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte Ende Juni), in dem auch mein Großvater in dieser Division diente, ist naturgegeben etwas kürzer geraten als die anderen Zeiträume. Das ist ja aber auch verständlich, da zu dieser Zeit eine perfekte Dokumentation sicherlich nicht allzu weit oben auf der Prioritätenliste der Chronisten stand.
    Das Buch "Halten oder Sterben" wird am Samstag bei mir eintreffen, ich konnte es auf Ebay ersteigern.

    Auch wenn der gesuchte Zeitraum relativ kurz gehalten ist, so konnte ich doch die letzten Monate dieser Division ziemlich genau nachverfolgen. Besonders interessant war der Bericht über den Ausbruch aus Bobruisk am 28. und 29. Juni 1944 da hier explizit auch ein Hauptmann Zorn genannt wird der auch das Div.Btl.134 führte in dem mein Opa war. Rittmeister Aumüller, der das Infanterie-Sturmabzeichen und das Verwundetenabzeichen unterzeichnete, war zu diesem Zeitpunkt bereits gefallen.

    Dieser Herr Zorn führte eine kleine Kampfgruppe an welche in der Nacht auf den 29. aus Bobruisk ausbrach.
    An anderer Stelle wird noch einmal explizit das Div. Btl. genannt (Verlust der beiden Schwadronchefs Thieme und Kolbe). Auch Oberstleutnant Klasing, ebenfalls vom Div. Btl. 134, wird in diesem Zusammenhang erwähnt.
    Speziell diese Ausbrüche aus der eingekesselten Stadt werden auf gut zwei Seiten relativ ausführlich dargestellt. Ich bin mir daher recht sicher, dass mein Großvater in einer dieser Kampfgruppen dabei war.

    Auch konnte ich nachvollziehen, wo er am 22. Februar 1944 verwundet wurde. Dies müsste etwa zehn Kilometer südlich von Paritschi passiert sein. Da die Front zu diesem Zeitpunkt recht ruhig war, ist es möglich, dass er während eines Aufklärungskommandos angeschossen wurde.
    Erste Kampferfahrung sammelte mein Opa wohl auch bei den Kämpfen um die Stadt Korma Ende Januar/Anfang Februar.

    Viele Grüße,
    Christian

    Hallo Rainer,


    das Eiserne Kreuz ist gar nicht mal so selten wie man vielleicht glauben mag.
    Alleine in der Division, in der mein Opa diente (129. ID) wurde laut Divisionschronik das EK2 12.885 mal verliehen.

    Für viele Divisionen gibt es Divisionschroniken in denen oftmals aufgelistet ist, welche Einheit wann wo genau diente.
    Vielleicht kann man anhand dessen schauen, wo dein Uropa tätig war.

    Viele Grüße,

    Christian