Hallo FB,
mein Großvater kämpfte Mitte Januar 1945 mit der 129. Infanterie Division in unmittelbarer Nähe nahe der Stadt Makow, ca. 35 Kilometer östlich von Zichenau.
Ich habe kürzlich auch intensiv dazu recherchiert und einiges zusammengefasst. Ich kopiere mal die von mir geschriebene Zusammenfassung für die besagten Tage; je nachdem wie weit du mit deinen Nachforschungen bist, kann es dir vielleicht helfen, einen ersten Eindruck von diesen Tagen zu erhalten.
1.12.1944:
Stellungswechsel in den Raum Mackheim, heute Makow, ca. 20 Kilometer weiter westlich. Hier steht der Kreuzberg; ein bewaldeter Tafelberg mit hervorragenden Sichtmöglichkeiten. Von hier ist zu erkennen, wie die Russen auffahren. Sie sind ziemlich sorglos, fahren in der Nacht sogar mit aufgeblendeten LKW-Kolonnen Truppen und Material heran. Aus Munitionsmangel erfolgt keine Bekämpfung. Beobachter melden „überquellende russische Gräben und einen HKL-Verkehr der an sich zum Eingreifen zwingt, mangels Munition aber unterbleibt“.
24.12.1944:
Zwar in Alarmbereitschaft aber dennoch ruhiges Weihnachten und Silvester. Zitat: „Wir sitzen schweigsam beieinander, es ist nicht mehr die Zeit zu langen Reden“.
Anfang Januar 1945:
Feindliche Luftaufklärung und Schlachtfliegereinsatz nehmen zu. „Der Luftraum gehört eindeutig und absolut dem Feind“.
14.01.1945:
Der feindliche Großangriff beginnt. „Ein unglaublich dicker Nebel liegt über dem Land. Es ist nicht weiter als drei Meter zu sehen. Der Kreuzberg, das Auge mehrerer Divisionen, ist blind. Um 8 Uhr bricht die Hölle los. Ein Trommelfeuer unbeschreiblichen Ausmaßes liegt auf den Gräben, auf den längst erkannten Feuerstellungen auf dem Kreuzberg, auf allen Anmarschstraßen. Die Explosionswolken vermischen sich mit dem Nebel, sie färben ihn schwarz. Dunkelheit legt sich über das Land. Alle Leitungen sind im Nu zerschossen, der Nebel behindert auch die Funkverbindungen“. Bald nach dem Einsetzen des Trommelfeuers greift der Feind mit Panzern und Infanterie an und überrollt die vorderen Stellungen. Es gelingt jedoch, eine dünne zusammenhängende Verteidigungslinie aufzubauen und zu halten. Die 129. ID. erhält Verstärkung der Panzergrenadier-Division „Großdeutschland“ und kann am nächsten Tag sogar einen Gegenstoß durchführen und ein paar Ortschaften zurückerobern.
16.01.1945:
Das Grabensystem des Kreuzbergs ist wieder komplett zurückerobert. Jedoch: „…das, was da unten marschiert, ist nicht aufzuhalten, nicht zu vernichten, kaum zu stören. Fast automatenhaft zieht der Strom, es sieht aus wie eine Termitenstraße. Es gibt kurze Stockungen an brennenden Fahrzeugen und explodierenden Panzern, aber von hinten drückt die Masse die Stockenden weiter. Es ist eine unaufhörliche Kette von Panzern, Geschützen, Fahrzeugen. Regiment auf Regiment“. So wie die Lage ist, kann nur ein so starker Verband wie „Großdeutschland“ mit seinen immer noch besonders gut ausgerüsteten Einheiten die Massen des aufmarschierenden Feindes aufhalten. Jedoch erhält „Großdeutschland“ im Laufe des 16.01. den Befehl, sich zurückzuziehen und an anderer Stelle zu kämpfen. Die 129. ID. bleibt zurück.
17.01.1945:
In der Nacht zum 17.01. erfolgt der Befehl den Kreuzberg zu räumen.
18.01.1945:
Man bezieht Stellung in einem Wald sechs Kilometer nördlich. Das Regiment 428 (Teil der Division) „ist stärkemäßig nur noch die Andeutung eines Regiments, aber es schlägt sich mit dem Mut der letzten Verzweiflung“. Von dieser Zeit ab verteidigt sich die Division überhaupt nur noch hinhaltend, oft nur für Stunden und bei ständiger Marschbereitschaft.
19.01.1945:
Weiterer Rückzug. Die Wege sind vereist. Fahrzeuge, die vom Weg in die Straßengräben abrutschen, müssen gesprengt werden. „General von Larisch steht besorgten Gesichts stundenlang dabei. Er weiß, dass er mit jedem verlorenem Geschütz mehr verliert als nur ein Geschütz“.
Wie gesagt, es handelt sich dabei um Ausführungen die 129. ID betreffend, aber dein Ur-Großvater kämpfte wohl in der unmittelbaren Umgebung.
Bien à vous,
Christian