II./Artillerie-Regiment 69 - 1945

  • Hallo zusammen,


    mein Großvater war in den Tagen, mindestens bis März 1945, in der 5. Batterie eingesetzt.

    Er geriet vermutlich im Mai 1945 zunächst in amerikanische Gefangenschaft und gesichert wurde er 1945 im Juni aus englischer Gefangenschaft entlassen (Angabe "PzD 7 PGR", Entlassungsstelle in Eutin).


    Interessant ist das 15. KTB des Stabes der II./ArtReg 69 (Russisch-deutsches Projekt zur Digitalisierung deutscher Dokumente in den Archiven der Russischen Föderation) für die Zeit von Januar bis März 1945.


    Die II./ArtReg 69 mit 5. Batterie (ArKo112) befand sich am 14.01.1945 unweit (westlich) von Pultusk, bis zum 26.01.1945 in Graudenz. Befehlsbereiche: 35. und 252.ID.


    Am 19.02.1945 gibt die 337.VGD II./ArtReg an Gruppe Lobach ab, um am nächsten Tag der 83. ID unterstellt zu werden.

    21./22.02.1945 übernimmt die 35. ID II./ArtReg 69 mit 5. Batterie wiederum von der 83. ID (AR183). Umgebung: Gut Bobau.

    Geschütze der 5. Batterie stehen in diesen Tagen nahe Gut Romberg (SÖ von Preußisch Stargard).


    Am 04.03.1945 Unterstellung II./ArtReg 69 unter Befehl der 35.ID,

    am 06.03. wieder bei der 337. VGD bei Lienfitz. Am 07.03. bei Labuhnken.

    Am 09.03.1945 II./ArtReg 69 abends wieder bei der 35. ID., Weiglesfeld (Żukczyn).


    Am 11.03.1945 wird nur der Reg.-Stab der 542.VGD unterstellt, erhält aber zunächst keinen Befehl.

    Am 20.03. erhält der Stab den Auftrag zur Erkundung von Feuerstellungen an der "Praust-Linie" mit der Erwartung des Einsatzes als Schwerpunktgruppe ab dem 21.03.1945.


    Jetzt stellt sich mir die Frage, was passierte in den folgenden Tagen mit der 5. Batterie und wie kam mein Großvater dann (obigen Eintrag ""PzD 7 PGR" habe ich exakt der WAST-Meldung übernommen, gehe von 7. PzD, 7. PGR aus) vermutlich über Hela, in die englische Gefangenschaft?


    Warte gespannt auf interessante Rückmeldungen.


    Viele Grüße & Danke vorab

    Christoph

  • Hallo Christoph, der Stab Heeres-Artillerie-Rgiment (mot.) 69 ist ein selbständiger Stab, er hatte zu Kriegszeiten nichts mehr mit der I. oder II./Artillerie-Regiment 69 zu tun.

    Der Stab AR 69 sowie die II./AR 69 waren beide selbständige Einheiten, genannt Heerestruppe.

    I./AR 69 gehörte kriegsgliederungsmäßig zur 33. Infanterie-Division, später 112. Infanterie-Division.

    Es ist purer Zufall, dass du in diesem KTB Infos zur II./AR 69 gefunden hast.

    Uwe

  • Hallo Uwe,


    ja, ich bin froh, dass ich den Teil davon gefunden habe, so kann man seinem Opa sozusagen ein bisschen auf Schritt ud Tritt folgen.

    Danke Dir für Deine Hinweise.


    Viele Grüße

    Christoph


    PS: Hast Du Ideen, wie oder unter welcher Div. er auf ein Schiff Richtung Hela/Swinemünde gekommen sein könnte?

  • Hallo Wuschel,


    auf deine Frage wird es wohl keine wirkliche Antwort geben. Vielleicht hilft dir die nachfolgende Abschrift, die Zustände zu verstehen, die damals in Hela und an den weiteren Küstenhäfen herrschten und welche Auswahl an Männern getroffen werden sollten um nach „Hause“ transportiert zu werden.

    So wie ich mir das vorstelle, ging das ziemlich chaotisch zu und nach Listen wurde wohl eher nicht oder unzureichend vorgegangen. Dazu kamen natürlich noch die U-Boote und Flugzeuge die auf diese Schiffe Jagd machten. Selbst deutsche U-Boote haben Wehrmachtangehörige und Flüchtlinge aufgenommen, obwohl es verboten war!


    Abschrift!


    Armee-Oberkommando Ostpreußen

    Ia Nr. 862/45 geheime Kommandosache

    Chefsache

    A.H.Qu., 07.05.1945


    OKW Wehrmachtführungsstab teilt mit, Fs. 89003/45 g.Kdos.Chefs. vom 07.05.1945, 15.40 Uhr:


    1.

    Am 07.05.1945 um 2.41 Uhr, ist Gesamtkapitulation durch OKW für alle Streitkräfte zu Land, zu Wasser und in der Luft, an Oberkommando der alliierten Expeditionsstreitkräfte und gleichzeitig an sowjetisches Oberkommando unterschrieben.


    Dies war unvermeidlich, um die in kurzer Zeit zu erwartende vollständige Vernichtung bestimmter Frontteile zu verhüten und somit noch möglichst viele Menschen für Deutschland zu retten.


    2.

    Danach ist mit dem 09.05.1945, 0.00 Uhr deutscher Sommerzeit, jede aktive Kampftätigkeit einzustellen. Alle Dienststellen des Heeres, der Kriegsmarine und der Luftwaffe sowie die Truppen aller Wehrmachtteile und der Waffen-SS verbleiben in den zu diesem Zeitpunkt eingenommene Stellungen.


    Ab sofort darf kein Schiffsfahrzeug und kein Flugzeug versenkt oder zerstört, kein Rumpf, Maschinenanlage oder Ausrüstung irgendwie beschädigt werden.


    Alle weiteren Befehle, die durch das Oberkommando der alliierten Expeditionsstreitkräfte und durch das sowjetische Oberkommando nach dem 09.05.1945, 0.00 Uhr an die in der Anschrift genannten Befehlshaber dieser Wehrmachtteile und die durch OKM und OKL zu bestimmenden Befehlshaber dieser Wehrmachtteile erlassen werden, sind auszuführen. Falls diese Dienststellen oder ihnen unterstellte Truppen nicht entsprechend den Übergabebedingungen handeln, werden das Oberkommando der alliierten Streitkräfte und das sowjetische Oberkommando Strafmaßnahmen oder andere über die Kapitulationsbedingungen hinausgehende Schritte unternehmen.


    Zusatz für Heeresgruppe Kurland, AOK Ostpreußen

    Alle bis zum 09.01.1945, 0.00 Uhr gegebenen Möglichkeiten zum Abtransport über die See sind unter äußerster Anspannung aller Kräfte auszunutzen. Alle Schiffe müssen bis zu diesem Zeitpunkt ausgelaufen sein.


    gez. Dönitz


    —————-


    Hierzu befiehlt die Armee:


    A.

    • Die entsprechenden Befehle zu Ziffer 2. des OKW-Befehls sind vorzubereiten.
    • AOK muss sich jedoch Ausgabe der Befehle vorbehalten, bis noch schwebende Einzelfragen endgültig geklärt sind. Nachforschung läuft.

    B.

    • Der verfügbare Schiffraum gestattet vorerst nur die Verschiffung eines Bruchteils der Armee. Für die Masse der Armee gilt daher Ziffer 2. des OKW-Befehls.

    C.

    • Zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Disziplin ist es unerlässlich, dass die in Stellung eingesetzte Truppen in diesen verbleiben.
    • Der Abtransport läuft wie befohlen weiter, jedoch unter Zurückstellung alles Gerätes außer Handwaffen mit einer gewissen geringen Munitions-Menge nach Befehlen des General-Kommandos.
    • Verpflegung wie bisher für 4, möglichst 5 Tage.

    D.

    • Die Armee ist bestrebt, von dem zum Abtransport bereitgestellten Truppenteilen in erster Linie Kampftruppen abzufahren, die bis zuletzt die Last des Krieges am schwersten zu tragen hatten.
    • Sie wird den zur Verfügung stehenden Schiffsraum entsprechend zuteilen.

    E.

    Es werden ab 08.05.1945 mittags noch nach Westen verschifft ingesamt rund 33.000 Soldaten und zwar einschließlich Kriegsmarine und Luftwaffe:

    • Von Schiewenhorst rund 12.000 der in der ersten Welle am 08.05.1945 Abends zum auslaufen bereitgestellten Truppen,
    • Von Hela nach Sonderbefehl, Maße ebenfalls aus den bisher zum Abtransport bereitgestellten Kampftruppen,
    • Kriegsmarine und Luftwaffe, Einzelheiten nach Sonderbefehl.

    F.

    Spätestens mit der ersten Welle, Schiewenhorst also ab 08.05.1945 19.00 Uhr, fährt General-Kommando XXIII. Armee-Korps aus Schiewenhorst ab. Hierzu hat General-Kommando XVIII. Gebirgs-Korps die Führung im gesamten Kampfraum Weichsel ab 08.05.1945 12.00 Uhr, zu übernehmen.


    Bei Einteilung Einzelreisender aus Stäben ist so zu verfahren, dass in erster Linie Geheimnisträger sowie Richter, NSFO. und besonders Ic sowie möglichst kinderreiche Familienväter berücksichtigt werden.


    G.

    Da über Maßnahmen nach dem 09.05.1945 0.00 Uhr keinerlei Anhaltspunkte gegeben sind, eigene Verpflegung jedoch knapp, kommt es für General-Kommando XVIII. Gebirgs-Korps darauf an, bis zu der befohlenen Zeit möglichst viele Bestände an Vieh und sonstigen Lebensmitteln in einem engeren Raum um Schiewenhorst zusammenzufassen.


    H.

    Es kommt darauf an, jede unnötige Truppenbewegung zu vermeiden. Ablösungen nur zu dem Zweck, um andere Truppen, als bisher geplant, zur Verladung zu bringen, sind verboten, es sei denn, dass die Armee durch Eintreffen von Schiffen unerwartet in der Lage versetzt wird, mehr Menschen als bisher vorgesehen abzubefördern.


    8.

    Ich erwarte, dass jeder Offizier auf dem ihm befohlenen Posten vorbildlich seine Pflicht erfüllt, solange er überhaupt noch für seine Truppe wirken kann.



    gez. von Saucken


    Quelle: germandocsinrussia

    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Antje,


    Danke für das Einstellen der Zusammenfassung und für die Verlinkung zur Akte.


    In der Akte habe ich hier, paar Seiten weiter, entdeckt, dass das Art.Reg. 252 u. die Heeres-Artillerie-Brigade 704 in Reihe der 203. ID in russische Gefangenschaft kam.

    Mit beiden Einheiten hatte Art.Reg. 69 Stab II. und auch die 4. und 5. Batterie im Februar u. März oft eine gemeinsame Unterstellung. Auch die 35. ID kam in russ. Gefangenschaft.


    Vielen Dank und viele Grüße

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    super dass ich ein wenig helfen konnte. :)


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Christoph,


    ich habe hier noch etwas für dich gefunden. Schau mal ob es dir weiterhilft.


    Es ist ein Bericht von Major i.G. a. D. Udo Ritgen aus Gr. Falkenau, Kreis Rosenberg i. Westpr., vom 12. November 1952, 28 Seiten.


    Leider ist es nur ein Auszugsweiser Abdruck.


    Es sind unter anderem auch Schiffsnamen aufgelistet und die Zahl der „Passagiere“ aufgeteilt nach Soldaten und Flüchtlingen allerdings für den 15.04.1945 und 16.04.1945.


    „Der 5. Mai bringt den Menschen auf Hela neuen Auftrieb und der verantwortlichen Führung insofern Erleichterung, als mehrere Großschiffe, unter ihnen die Dampfer: „Hansa”, „Linz”, „Nautic”, „Isar”, „Ceuta” und „Pompeji” sowie eine Reihe von Zerstörern und Torpedobooten, unter ihnen „Galster”, „Riedel”, „Lody”, Z 23, Z 25, T 28, 17, 19 und T 35 auf Hela-Reede stehen.“


    Solltest du zufällig das „Original“ aufspüren, hätte ich gerne eine Information/Kopie. ;)


    Gruß

    Antje


    P.S. dazu passt der beiliegende Bericht zur Abholung Schwerverwunderter der Ceuta - Quelle: germandocsinrussia