Anton Weber, Jäger - vermisst seit 1944

  • Hallo zusammen,

    Wie schon in meinem letzten Post beim Thread von Josef Weber erwähnt, eröffne ich hier das Thema zu seinem Bruder Anton Weber.


    Folgende Informationen habe ich schon seitens des Bundesarchivs:

    Den Erkennungsmarkenverzeichnissen und Veränderungsmeldungen der Wehrmacht ist folgendes zu entnehmen:

    - 1. Kompanie Kraftfahr-Ersatz Abteilung 7 gemeldet 1940

    Als Erkennungsmarke ist -712- Kraftf.Ers.Abt.7 1.Kp. verzeichnet.

    -Radfahr-Bataillon 402 gemeldet: 1940

    -Radfahr-Ersatz-Kompanie 402 gemeldet: 1940

    -Radfahr-Ersatz-Kompanie 402 gemeldet: 1941

    -Stabs-Kompanie Innsbruck gemeldet: 1941

    -5. Kompanie Landesschützen-Bataillon 442 gemeldet: 1942

    -Stamm-Lager 367 gemeldet 1942

    -3. Kompanie Feld-Ersatz-Bataillon 304 gemeldet 1944


    Anscheinend wird er laut der Karteikarte vom Bundesarchiv seit dem 16.3.1944 bei Michailovka (so fern ich es entziffern kann) vermisst.

    Mir ist es gelungen über die Bildersuchliste des Deutschen Rotes Kreuzes sogar Angaben inklusive eines Bildes mit ihm zu finden.

    Seit kurzem liegt mir ein Foto vor + den folgenden Informationen vor: "Anton Weber, hier 1943 im Russland Urlaub mit seiner Ziehmutter Studienrätin M.B. .

    Kurz darauf ist er in der Nähe vom heutigen Cherson, Ukraine im Sumpfgebiet des Dnjepr spurlos verschwunden."

    Im Anhang die Karteikarte vom Bundesarchiv.

    Über jegliche Informationen, Ratschläge und Ergänzungen bin ich dankbar.

    Einige Fragen stellen sich mir, wenn es in Ordnung würde ich diese gerne stellen auch wenn es für Euch eventuell einfache Fragen sind.

    Gruß & Dank

    André

  • Hallo André,


    folgende Informationen entnehme ich der Krankenkarteikarte:


    31.07.1942 | 17.01.1942 Reserve-Lazarett Bad Tölz (Lazarett-Krankenbuch 774) Magenkatarre, von Truppe

    31.07.1942 | 27.02.1942 dienstfähig Truppe


    14.11.1942 | 30.07.1942 Kriegs-Lazarett 3/607 (Lazarett-Krankenbuch 1231) Darmkatarr, von Truppe


    04.04.1945 | 16.03.1944 vermisst bei Michailowka (Urschriftliche Verlustliste Nr. 1, laufende Nummer 160)


    29.11.1950 | letzte Nachricht vom März 1944


    Den Ort Michailowka gibt es mehrfach in dem Bereich! der Ort der im Bereich der 304 I.D. liegt heißt heute Mychajliwka und liegt nordöstlich von Chersson und südlich von Saporischja. Die beiden Orte habe ich rot umrandet. Der Kartenausschnitt stammt aus der Karte Y48


    Feld-Ersatz-Bataillon 304


    304. Infanterie-Division


    Gruß

    Antje

  • Hallo zusammen,

    Was können seine Aufgaben bei der Stabs Kompanie Innsbruck gewesen sein?

    Bzw. warum wurde er dorthin versetzt - gibt es hierfür eine Erklärung?

    Gruß

    André

  • Hallo André,

    Was können seine Aufgaben bei der Stabs Kompanie Innsbruck gewesen sein?

    Bzw. warum wurde er dorthin versetzt - gibt es hierfür eine Erklärung?

    ich verstehe ja deine Neugier aber das wäre alles reine Mutmaßung ohne weitere Anhaltspunkte. Ich habe auch in 20 Jahren noch nicht eine vollständige Übersicht zu Funktionen einer Stabs-Kompanie gesehen. Mit viel Glück könnte ich eine Kriegsstärkenachweisung liefern aber auch das wäre mehr als grob.


    Es könnte auch sein, dass er persönlich um eine Versetzung gebeten hat oder er hat besondere Fähigkeiten an den Tag gelegt, die ihn für eine Tätigkeit (z.B. in einer Schreibstube) ausgezeichnet haben. Im übrigen glaube ich, dass deine Einheitenangabe unvollständig ist, was die Suche noch schwieriger gestalten wird. In dieser Übersicht gibt es nämlich diese Einheit überhaupt nicht:


    https://www.lexikon-der-wehrma…8/KasernenInnsbruck-R.htm


    Gruß

    Michael


    PS: Wie sieht es denn mit Bildmaterial aus? Manchmal liefern Aufnahmen noch weitere Hinweise zu Funktionen bzw. Ausbildungen usw.

  • Hallo Michael,

    Die vorhandenen Angaben zu den Einheiten sind von dem Schreiben des Bundesarchivs.(Betreff deiner Vermutung der Unvollständigkeit zu den Angaben der Einheiten).

    Aktuell liegen mir wie gesagt 2 Aufnahmen vor. 1x im Russland Urlaub mit seiner Ziehmutter in zivil und 1x eine Portraitaufnahme von ihm auf der Bildersuchliste des DRK.

    Es ist eventuell möglich dass ich mehr Fotos bzw. Informationen zu ihm bekomme.

    Vielen Dank Michael.

    Gruß

    André

  • Hallo André,


    Fotos zu finden ist schwierig. Du musst mal bei eBay schauen, ob zu seiner Einheit ein Album angeboten wird und wenn du dann noch Glück hast ist dein Onkel vielleicht auch auf einem Bild dabei.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo André,

    Die vorhandenen Angaben zu den Einheiten sind von dem Schreiben des Bundesarchivs.(Betreff deiner Vermutung der Unvollständigkeit zu den Angaben der Einheiten).

    das war mir schon bewußt und galt nicht als Kritik gegen dich. Von daher alles gut.

    Aktuell liegen mir wie gesagt 2 Aufnahmen vor. 1x im Russland Urlaub mit seiner Ziehmutter in zivil und 1x eine Portraitaufnahme von ihm auf der Bildersuchliste des DRK.

    gelesen hatte ich das auch schon aber sie sind ja hier noch nicht eingestellt worden. Es wäre gut, wenn du das mal nachholen könntest.

    Es ist eventuell möglich dass ich mehr Fotos bzw. Informationen zu ihm bekomme.

    darauf baue ich natürlich. Es ist ja oftmals der Fall, dass sich innerhalb der Familie noch Fotos finden lassen.


    Ich habe hier noch eine weitere Unstimmigkeit in den Angaben gefunden. Diese könnte aber auch in Verbindung mit der Versetzung nach Innsbruck zusammenhängen. Auf der Karteikarte ist als Dienstgrad Jäger angegeben. Diese Dienstgradbezeichnung wurde aber im Heer nicht innerhalb von Infanterie-Divisionen verwendet, sondern nur bei Jägern bzw. Gebirgsjägern. In Innsbruck lagen Gebirgsjäger. Das lässt aus meiner Sicht die Vermutung zu, dass er zwischenzeitlich die Truppengattung gewechselt hatte.


    Gruß

    Michael

  • Nachtrag:


    noch eine Anmerkung zur letzten bekannten Einheit. Diese wurde ja auf der Karteikarte mit der 3. Kompanie des Feldersatz-Bataillons 304 angegeben. Zum Thema Feldersatz-Bataillone, haben wir einen sehr interessanten Beitrag hier im Forum:



    Gruß

    Michael

  • Hallo André,


    Das Bild aus dem Russlandurlaub ist verlinkt aber der Link funktioniert nicht. Kannst du das bitte neu einstellen in der Voransicht?


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo André,


    zunächst erstmal vielen Dank für das nachreichen der besagten Bilder. Leider sind diese in keiner Form hilfreich. Ein Punkt ist mir aber aber in der DRK-Liste aufgefallen, der meine vorherige Vermutung zur Dienstgradbezeichnung bestätigt hat. Dort steht nämlich Gren. für Grenadier. Das war zu diesem Zeitpunkt, der niedrigste Dienstgrad in einer Infanterie-Division des Heeres.


    Gruß

    Michael


    PS: Ich habe bei deinem Bild noch eine Quellenangabe nachgetragen.

  • Hallo Michael,

    Ja leider sind die Bilder nicht hilfreich (aber trotzdem gut sie zu haben).

    Meine Frage war nur, warum er und seine Ziehmutter in Russland "Urlaub" gemacht haben.

    Ich habe die Hoffnung weitere Infos bzw. Fotos von ihm zu erhalten, da wir in Kontakt mit einer Person stehen, die uns per Post "etwas" schicken wollte.

    Gruß

    André

  • Hallo zusammen,

    Per Post haben wir nun neue Informationen bekommen, Fotos waren keine dabei jedoch interessante Angaben vom DRK Suchdienst zum Vermisstenschicksal von Anton Weber (auf eine Anfrage aus dem Jahr 2000).

    Ich werde diese Informationen möglichst bald hier vermerken.

    Gruß

    André

  • Hallo zusammen,

    Hier der Inhalt eines Schreibens aus dem Jahr 2001 vom Deutschen Roten Kreuz Suchdienst München welches wir nun als neue Informationsquelle erhalten haben.

    Aber lest nun selbst,


    WEBER, Anton geb. 03.04.1911 in Eichstätt

    Grenadier

    Letzte Nachricht aus Russland vom 08.03.1944

    Ein Suchantrag besteht seit 1950

    Alle bisherigen Ermittlungen des DRK Suchdienstes München, das Schicksal von Anton Weber zu klären, blieben erfolglos.

    Der Suchfall wurde mit einem DRK Gutachten vorläufig abgeschlossen, das Ihnen nach erfolgter Rückverfilmung in Kopie zugestellt wird.

    Neue Meldungen über den Verbleib oder den Tod von Anton Weber liegen uns nicht vor.

    Die erneute Auswertung der uns zu Verfügung stehenden Karteikarten und Datenbanken verlief negativ.

    In den aus Moskau übermittelten Daten der in den Lagern der ehemaligen Sowjetunion verstorbenen Zivil- und Kriegsgefangenen ist sein Name ebenfalls nicht enthalten.

    Wir halten daher unser Gutachten in vollem Umfang aufrecht.

    Anton Weber gehört nach wie vor zu den Menschen, die verschollen sind, deren Schicksal ungeklärt ist. Der Suchfall bleibt bis zu einer möglichen Klärung offen.


    Gutachten

    über das Schicksal des Verschollenen

    Anton WEBER, geb. 03.04.1911

    Truppenteil: Feldersatz-Bataillon

    der 304. Infanteriedivision

    Vermisst seit: 16, März 1944

    DRK-Verschollenen-Bildliste Band BZ, Seite 477


    Ausgangspunkt für die Nachforschungen waren die dem Suchantrag entnommenen Angaben, die in die Verschollenen Bildliste aufgenommen wurden.

    Damit sind alle erreichbaren Heimkehrer aus Krieg und Gefangenschaft befragt worden, von denen angenommen werden konnte, dass sie mit dem Verschollenen zuletzt zusammen gewesen sind.

    Diese Befragungen fanden sowohl in der Bundesrepublik als auch in Österreich und anderen Nachbarländern Deutschlands statt.


    Ferner sind von anderen Stellen, die Unterlagen über die Verluste im 2. Weltkrieg besitzen, Informationen eingeholt worden.

    In erster Linie handelt es sich hierbei um das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in Genf, die Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht in Berlin und die Heimatortskarteien.


    Über diese individuellen Ermittlungen hinaus wurde die Frage geprüft, ob der Verschollene in Gefangenschaft geraten sein konnte.

    Dabei wurden die Kampfhandlungen, an denen er zuletzt teilgenommen hat, rekonstruiert.

    Als Unterlage dienten dem DRK-Suchdienst Angaben über Kameraden, die der gleichen Einheit angehört hatten und zum selben Zeitpunkt und am selben Einsatzort verschollen sind, Heimkehrerberichte, Schilderungen von Kampfhandlungen, Kriegstagebücher sowie Heeres- und Speziallandkarten.


    Das Ergebnis aller Nachforschungen führte zu dem Schluss, dass

    ANTON WEBER

    mit hoher Wahrscheinlichkeit am 16. März 1944 bei den Kämpfen, die im Raum nördlich von Chersson und Nikolajew geführt wurden, gefallen ist.


    Zur Begründung wird ausgeführt:

    Im Januar 1944 waren die Truppen der Roten Armee vom Dnjepr zwischen Saporoshje und Kiew nach Westen vorgedrungen und hatten bis Ende Februar große Gebiete in der Süd-Ukraine mit den Städten Nikopol, Kriwoj Rog und Kirowograd zurückerobert.

    Im Bereich der dort kämpfenden deutschen 6. Armee war die 304. Infanterie-Division 90km südwestlich von Nikopol, zwischen Melowoje und Berislaw am Unterlauf des kilometerbreiten Dnjepr, eingesetzt.

    Am 3. März durchbrachen starke sowjetische Verbände an mehreren Stellen die deutsche Abwehrfront südlich von Kriwoj Rog und rückten rasch in Richtung Nikolajew vor, während andere zwischen dem unteren Dnjepr und dem Ingulez nach Chersson vordrangen.

    Die Division wich zum Ingulez zurück. dessen Brückenstellen vom Gegner bei seinem Vorstoß nach Chersson teilweise bereits besetzt waren.

    Nach harten Gefechten gelang zwar der Übergang zwischen Konstantinowka und Snigirewka, doch wenige Kilometer weiter westlich wurden die deutschen Truppen Mitte des Monats südlich von Jawkino eingeschlossen.

    Bei den tagelang anhaltenden, schweren Ausbruchskämpfen erlitt die Division hohe Verluste.

    Einzelne Kampfgruppen schlugen sich über Schiwkowo und Nowo-Alexandrowka zum Ingul, südlich von Nowo-Danzig durch, andere erreichten Nikolajew.


    Hierbei wurde das Feldersatz-Bataillon 304 am 16. März in der Schtscherbina-Schlucht bei Michailowka, 30km nordostwärts von Nikolajew, erneut eingeschlossen.

    Nur in kleinen Gruppen fanden die restlichen Teile des Bataillons wieder Anschluss an die Divisionseinheiten.

    Auf dem Westufer des Ingul ging die Division bei Weschkowo, Geroschka und Kalinowka sowie an der nach Nowaja-Odessa führenden Rollbahn bei Ternowka erneut zur Verteidigung über.

    Am 28. März musste das nahezu eingeschlossene Nikolajew aufgegeben werden.


    Viele Soldaten des Feldersatz- Bataillons der 304. Infanterie-Division, darunter auch der Verschollene, werden seit diesen Kämpfen vermisst.

    Für einige von ihnen haben die Nachforschungen ergeben, dass sie gefallen sind.

    Andere aber haben in dem unübersichtlichen, von tiefen Einschnitten und sumpfigen Flußniederungen durchzogenen Gelände sowie bei Ortskämpfen und Nachhutgefechten den Tod gefunden,

    ohne dass es von überlebenden Kameraden bemerkt werden konnte.

    Das Feuer von Artillerie, Panzern und Schlachtfliegern erreichte auch Verbandsplätze, Lazarette und Sanitätsfahrzeuge.


    Es gibt keinen Hinweis dafür, dass der Verschollene in Gefangenschaft geriet.

    Er wurde auch später in keinem Kriegsgefangenenlager gesehen.

    Alle Feststellungen zwingen zu der Schlussfolgerung, dass er bei diesen Kämpfen gefallen ist.


    Gruß

    André

  • Hallo André,


    vielen Dank für diesen Bericht! Es ist schon sehr niederschmetternd solche Tatsachen zu lesen.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Guten Tag Andre,


    auch ich möchte dir danken dass du uns an dieser erschütternden Familiengeschichte teilhaben lässt. Man fühlt sich unendlich machtlos, wenn man das gelesen hat.



    Gruß Marga