Grenadier-Regiment 502 - 1945

  • Hallo Zusammen,


    Mein Opa war Gefreiter im 502. Grenadier-Regiment und kam (vermutlich am 8.5.1945) in sowjetische Kriegsgefangenschaft.

    Im Buch "Kurland Die letzte Front - Schicksal für zwei Armeen" konnte ich herausfinden, dass die Sowjets den deutschen eine baldige Entlassung versprachen, welche jedoch nicht eintrat, und die deutschen daraufhin weit in Richtung Osten laufen mussten wo sie letztendlich in Gefangenschaft landeten.

    Weiß jemand wie diese Gefangennahme ablief, wohin mein Opa eventuell geschickt wurde, wie das Leben in Gefangenschaft aussah und wie die Befreiung ablief?

    Ich weiß lediglich, dass mein Opa nach der Befreiung den ganzen Weg von Russland in die Heimat zu Fuß gehen musste.


    Vielen Dank im Voraus


    Gruß Mark

  • Hallo Mark,


    zunächst einmal herzlich willkommen in diesem Forum!


    Hast du dich mal an das Bundesarchiv gewandt und eine Wehrmachtauskunft beantragt? Oder hast du mal das DRK in München angeschrieben?


    Wenn dein Großvater in russischer Gefangenschaft war, kam er vermutlich erst nach 1947 wieder nach Hause? Wenn dem so, kannst du dich auch mal an das Stadtarchiv seiner Heimatstadt von 1953 oder später wenden und nachfragen ob sie Unterlagen zu ihm vorliegen haben. Denn dann hatte er Anspruch auf Kriegsentschädigung! In diesem Antrag wurden unter anderem auch die Gefangenenlager angegeben.


    Es gab einfach viel zu viele Gefangenenlager in Russland, da können wir dir keine Auswahl angeben. Ich kenne es nur, dass die Kriegsgefangenen mit dem Zug nach Hause entlassen wurden, aber das muss ja nicht richtig sein.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Mark,


    auch von meiner Seite ein herzliches Willkommen hier im Forum.

    Entlassung versprachen, welche jedoch nicht eintrat, und die deutschen daraufhin weit in Richtung Osten laufen mussten wo sie letztendlich in Gefangenschaft landeten.

    Weiß jemand wie diese Gefangennahme ablief, wohin mein Opa eventuell geschickt wurde, wie das Leben in Gefangenschaft aussah und wie die Befreiung ablief?

    Detailinformationen zur Gefangenschaft zu erarbeiten, könnte unter Umständen schwierig werden, zumal diese nicht immer gleich (auf Regimentsebene) gewesen sein muß. Ich werde aber natürlich schauen was ich finden kann. Ich melde mich wieder.


    Gruß

    Michael


    PS: Ich werde deine Anfrage mal in den Einheitenbereich verschieben bzw. den Namen etwas modifizieren. Dies zur Info!

  • Hallo Mark,


    anbei ein Auszug aus der Divisionschronik der 290. Infanterie-Division


    Gruß

    Antje


    Kapitulation


    „Über das, was nach der 6. Kurland-Schlacht noch folgt, ist wenig zu berichten: normaler Stellungskampf vor Schrunden und gedrückte Stimmung. Auch über meine Beförderung zum Oberfeldwebel wegen Tapferkeit vor dem Feinde konnte ich mich nicht mehr freuen. Einen Führergeburtstag mußten wir noch über uns ergehen lassen, und einen Tag vor dem bitteren Ende wurde mir auf dem Gefechtsstande 502 mit allen militärischen Ehren das Ritterkreuz verliehen, ein wahrhaft makabres Schauspiel am Rande des Abgrundes." So schreibt Max Jensen, I./502. Er trifft damit wohl die Stimmung der mit ihm überlebenden Kameraden der Schwert-Division.


    Den April über bleibt die Division in der Ventastellung und hofft noch immer auf ihren Abtransport nach Deutschland.


    Über die Ereignisse am Tage der Kapitulation berichtet Oberst von Amsberg, dem das Schicksal zuweist, die Kapitulationsverhandlungen einzuleiten:


    „Am 8. Mai 1945 erhielt ich von der Heeresgruppe den Befehl, um 14.00 Uhr die Front an der großen Straße nach Pampali zu überschreiten, mit den Russen die Verbindung aufzunehmen und die Kapitulation der Heeresgruppe Kurland einzuleiten. Die eigentliche Kapitulationskommission unter Führung von Generalmajor Rauser, dem Oberquartiermeister der Heeresgruppe, sei später von mir zum Feinde zu führen.


    Um 14.00 Uhr durchschritt ich mit einer weißen Fahne das Niemandsland, auf Befehl begleitet von einem Hornisten, einem Dolmetscher und einem Unteroffizier. Das Gefühl des bitteren Endes verstärkte sich durch den Anblick der weißen Fähnchen, die entlang unserer vorderen Stellung auf den lang und zäh verteidigten Stützpunkten wehten: ein Lappen, ein Hemd, ein Handtuch oder Verbandsstoff.


    Von dem letzten harten Ringen zeugten die vielen Toten von Freund und Feind, die unbeerdigt zwischen den Linien lagen. Zwischen Minenfeldern hindurch erreichten wir einen russischen Posten, dem wir unseren Auftrag mitteilten und der dann verschwand, uns anzumelden. Bald umringten uns Russen von allen Seiten. Sie fragten nach Namen und Bedeutung der Orden und Rangabzeichen, auch nach der Zahl unserer Kinder. Die Offiziere wollten wissen, ob wir vor zwei Tagen ihre Ablösung bemerkt hätten. Erst dann kam mein Auftrag zur Sprache.


    Gegen 16.00 Uhr traf die Kommission Rauser ein. Voraus einige Russen als Minensucher, führte uns der russische Bataillons-Kommandeur dieses Abschnitts auf eine Waldecke zu dem russischen Stabe, der zur Entgegennahme der Kapitulationserklärung zusammengetreten war.


    Meine Aufgabe war erfüllt, und ich ging zurück zu meinem Regiment. Die Kameraden bestürmten mich mit Fragen, die alle in der einen gipfelten: Was nun? In Gefangenschaft gehen? In die Wälder ausweichen und versuchen, durch die Feindsperren durchzubrechen und die 1.000 km Marsch zur Heimat zu wagen? Oder aber die Qual der Stunde durch ein kurzes Ende auszulöschen?


    Auf mich wartete dringliche Arbeit: Sammelbefehle an die Regiments-Einheiten für den nächsten Tag, Ausgabe der Verpflegung, Verteilung der lagernden Großkampfpäckchen. Harte, vielerprobte Männer wandten sich ab und weinten. Außer Kriegsstammrollen und Wehrpässen verbrannten die Schreiber ihre mit Benzin übergossenen Aktenberge. Dienstsiegel versenkten sie in Wassertümpeln oder traten sie ins Moor. Das Ende war da.


    Ein Feldwebel und 24 Mann mußten noch nach Libau abgestellt werden. Sie sollten nach Deutschland fliegen. Wen sollte man zu dieser Glücksreise bestimmen? Lebensalter und Kinderzahl entschieden die Auswahl. Oberfeldwebel Jensen, der letzte Ritterkreuzträger, wurde als Führer bestimmt. Helle Freude strahlte von den Gesichtern der Scheidenden; wehmütig sahen die Kameraden ihnen nach.


    Dann kam die Nacht, die Nacht der großen Bilanz: 27 Millionen toter Soldaten und 24 Millionen toter Zivilisten, 35 Millionen Verwundete, 6 Millionen deutsche Gefangene. Von den über 2.000 Kriegsnächten ist dies die schrecklichste. Auf dem erkämpften „Frieden" lastet die Hypothek von rund 400 Milliarden RM, 8.000 RM auf jedem Bürger des deutschen Volkes. Aber der Krieg mit der Waffe ist zu Ende.


    Während der Nacht herrscht bei der 290. Infanterie-Division vollkommene Ruhe, während bei Nachbar-Truppenteilen da und dort die schweren Waffen weiterdonnern; zwar hatte die Heeresgruppe für den 08.05.1945, 14.00 Uhr, Waffenruhe befohlen, aber der Russe verstand sie nur für den Abschnitt, in dem die Verhandlungen an anderen Stellen begannen; er kämpfte also weiter.


    Schon im Morgengrauen des 09.05. kamen Russen herüber, durchsuchten die deutschen Bunker und fragten nach der Uhrzeit, d. h. nach Wehrmachtsuhren.


    Die Division sammelte sich mit der Mehrzahl ihrer Einheiten, mit Pferden und Fahrzeugen an der Straße nach Pampali. Russische Offiziere überwachten den Marsch. Handwaffen wurden abgelegt. „Die Division bleibt geschlossen", sagten die Russen, unter Führung ihrer Offiziere wird sie nur wenige Monate zu Aufräumungsarbeiten eingesetzt und dann nach Deutschland entlassen."


    Zwischendurch wuchs das Interesse an Orden, Stiefeln, Uhren und Etuis.


    In tadelloser Ordnung marschierten die Bataillone, zum Teil mit Gesang, in die ungewisse Welt des Gefangenenlebens. Beim Überschreiten der russischen Linie erschien der dortige Kommandeur, zu Pferde wie ich, um mich zu geleiten. Nach einer Weile zog er seine Zwirnhandschuhe aus und bot sie dem hinter uns reitenden Adjutanten zum Tausch gegen dessen gute Lederhandschuhe an.


    Rechts und links schauten unsere bisherigen Feinde aus ihren Stützpunkten dem Abmarsch zu, sichtlich erstaunt, daß wir so wenige waren. Die erste geschlossene sowjetische Einheit, die wir trafen, war eine Panzerjäger-Kompanie, die zu einem Drittel Frauen in ihren Reihen mitmarschieren ließ.


    Am Nachmittag des 09.05. rastete die Division nach 15 km Marsch und baute sich ein Waldlager aus. Da Oberst Frotscher, der Divisions-Führer, im Auto weggeführt wurde und Major Flamme, der Ia, sich erschoß, mußte ich die Führung übernehmen. In meiner Unterkunft, einem kleinen Bauernhause, erschien alle zwei Stunden ein russischer Offizier und ließ sich die Stärke melden. Bei solcher Gelegenheit verschwanden meine Armbanduhr und meine letzten Zigarren.


    Noch verpflegten uns die eigenen Feldküchen dank der mitgeführten Vorräte sehr gut. Geschütze, Fahrzeuge und Pferde gaben wir ab, einige Feldküchen verblieben uns noch. Im übrigen behielt keiner persönliches Eigentum bis auf die Kleidung. Das große „Abgeben" nahm erst ein Ende, als keiner mehr Photoapparat, Messer, Geldtasche und dergleichen besaß. Aber sonst ließ man uns in Ruhe. Im notwendigen Kontakt mit den russischen Armee-Offizieren erwies sich das Gespräch über Soldatisches als Brücke der Verständigung und des Verstehens.


    Dann kamen zwei Tagesmärsche zum Sammellager, die Trennung von Offizieren und Männern. Zum letzten Male traten die Bataillone zum Abschied von ihren Kommandeuren an. Ich war nicht imstande zu sprechen, geschweige zu „reden"; ich schritt die Reihen entlang und sah jedem ins Auge. Dann zogen die Soldaten in Arbeits-Kompanien zu je 100 Mann in ein Durchgangslager ab, in dieser schweren Stunde gestärkt von dem Gefühl, nur auf Befehl der Regierung Gefangener zu sein, als Kurland-Soldat aber unbezwungen; und dieses Gefühl blieb spürbare Hilfe in den langen Jahren der Kriegsgefangenschaft."


    Der Weg der 290. Infanterie-Division ist beendet. Ihre überlebenden Angehörigen legen das Schwert aus der Hand. Das Gesetz, das sie vereinte, besteht nicht mehr. Es bleibt aber die Kameradschaft, die auch die Toten umschließt, es bleibt die Erinnerung an Opfer, die Menschen um ihrer Ideale willen zu bringen bereit waren.


    Diese Erinnerung wachzuhalten, ist der Zweck dieses Buches.

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Nachtrag…


    In Verbindung zu deinem Thema möchte ich doch auch noch auf nachfolgende Themen des Forums hinweisen auch wenn sie nicht unmittelbar mit „deiner Division“ zu tun haben:





    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling: