Sport in der Wehrmacht

  • Hallo zusammen,


    ich bin auf dieses Forum gestoßen, da ich auf der Suche nach einer Übersicht bin, was Wehrmachtssoldaten körperlich leisten können musste.
    Gab es etwas wie ein Sportabzeichen oä. oder eine Art Standardprogramm (sowas wie 10km joggen, 30 Liegestütz)?

  • Guten Tag ToNovl,


    hiermit möchte ich dich in diesem Forum herzlich willkommen heißen. Was deine Frage betrifft, ja es gab verschiedene Sportabzeichen und auch Auszeichnungen. Aber es wäre schön, wenn du etwas exakter erklärst, was du genau suchst. Geht es dir um Ausbildung im Sport auf Truppenübungsplätzen, um bestimmte Einheiten usw. Das Thema ist schon sehr breit. Ich und andere User können dir dann gerne weiterhelfen.


    Ich habe da noch eine kleine Bitte, wir benutzen hier immer Grußformeln auch am Ende der Mitteilung. Das macht den Umgang miteinander noch netter. Also, ich bin gespannt auf deine Fragen.


    Gruß Marga

  • Hallo ToNovl,,


    auch von meiner Seite ein herzliches Willkommen hier im Forum. Wie Marga bereits gesagt hat, ist dieses Thema überaus komplex. Daher wäre eine gezielte Fragestellung sehr hilfreich. Ein Sportvorschrift sollte aber vermutlich das beste für dich darstellen. Anbei mal eine Übersicht zu den Grundthemen, auf die ich bei Bedarf weiter eingehen könnte.


    Gruß

    Michael


    PS: Ich werde deine Frage mal in den passenden Bereich verschieben.

  • Hallo Marga,

    hallo Michael,


    erst einmal Entschuldigung für die fehlende Grußformel.


    Hintergrund der Frage ist, dass wir eine Diskussion hatten über die Soldaten von damals und heute und mein Nachbar aufgeführt hat,

    dass die Wehrmacht zwangsweise jeden genommen hat, egal wie unsportlich er war und das heute ganz andere Maßstäbe an Soldaten gesetzt werden.

    Ich bin, allerdings nur aufgrund eines Bauchgefühls, eher der Meinung, dass auch damals gewissen Anforderungen an die Soldaten gestellt wurden,

    schon alleine wenn ich an die Geschichten meiner beiden Großväter denke. (Die waren allerdings beide bei den Panzern der SS)

    Und das bringt mich jetzt zu der Frage , gab es eine Art Sportprogramm das jeder absolvieren musste.

    z.B. 10 km am Stück joggen oder 50 Liegestütze etc. was so die Mindestanforderung für jeden war, der die Grundausbildung durchlaufen wollte.


    Besten Dank im Voraus,


    Gruß


    ToNovl

  • Hallo ToNovi,


    zu was manche Gespräche führen ist schon sehr interessant, ebenso finde ich dein Anliegen dich an dieses Forum zu wenden lobenswert.


    Ich bin gespannt auf die Diskussionen und auf die Inhalte die hier erarbeitet werden.


    Kennst du den nachfolgenden Thread in diesem Forum?



    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo ToNovi,


    freue mich über die Rückmeldung. Ich werde mich mal auf die Suche begeben und etwas zum Thema heraussuchen. Mir ist schon so einiges begegnet, muss es nur zurückfinden. Sportliche Menschen wurden sowohl bei der Waffen-SS als auch bei der Wehrmacht gefördert. Dazu gibt es genügend Bilder und Berichte.


    Mein Vater war Panzerjäger und gehörte zur Leibstandarte. Er war unglaublich sportlich, konnte vor allem gut schwimmen und boxen. Das kam ihm während der Ausbildung in Lichterfelde sehr zu gute. Er konnte sich immer mehr verbessern.


    Bundesarchiv Bild 101III-Hoppe-003-14A, Berlin, Kaserne der LSSAH, Schwimmhalle - Schwimmhalle Finckensteinallee – Wikipedia


    Hab kurz Geduld.


    Gruß Marga

  • Hallo ToNovi,


    nun ja, zunächst noch einmal zu deiner Frage zum Joggen und Liegestützen usw. . Bedenke einmal die Anforderungen, die den Landsern gestellt wurden. Im Gebirge , im Winter bei extremen Temperaturen, in der Hitze marschieren. In den vielen unterschiedlichen Einheiten waren überall sportliche Soldaten gewünscht und gern gesehen. Sicher gab es weniger sportliche Männer. Die fanden denn wohl einen Platz in einer Schreibstube.


    Soviel ich weiß, mussten die Rekruten sich in der Grundausbildung mit u.a. Bewegungslaufen- und spielen und Hindernisturnen üben. Im Sommer vor allem im Gelände viel Leichtathletik, Schwimmen, Handgranaten werfen usw., im Winter vor allem Boxen lernen.


    Diese Ausbildung wurde in jedem neuen Dienstjahr erweitert und gesteigert. (Z.B. beim Schwimmen -Lebensrettung). Es wurden Mannschafts-Wettkämpfe abgehalten um Korpsgeist und Kameradschaftsgefühl zu fördern.


    KB Sports 001 | SS-Kriegsberichter Archive (kriegsberichter-archive.com)


    So auf die Schnelle:


    Quelle: germandocsinrussia


    Am 05.März 1941 wurden vom Oberbefehlshaber des Heeres, Generalmarschall von Brauchitsch für den Militärpatrouillenlauf anlässlich der Skiweltmeisterschaften in d`Ampezzo der deutschen Mannschaft eine öffentliche Anerkennung ausgesprochen. Leutnant Meergans, Oberjäger Schaumann, Gefreiter Gstrein, Jäger Rößner und Mannschaftsführer Oberleutnant Gaum erzielten den 2. Platz


    Nordische Skiweltmeisterschaften 1941 – Wikipedia


    Heeressportschule Wünsdorf – Wikipedia



    Abzeichen am Sportanzug (wehrmacht-lexikon.de)


    Hiermit ein kleiner Eindruck. Das Thema ist unendlich. Ich muss dann schon noch ein wenig graben. Hier im Forum gibt es aber auch User, die dir vielleicht noch viel mehr dazu erzählen können. Und du kannst selbst sehr viel im Internet dazu finden. Oder im Literaturbereich nachsehen.


    Herzliche Grüße

    Marga

  • Hallo ToNovi,


    besten Dank für die Rückmeldung. Das Thema Sport in der Wehrmacht ist wirklich ein sehr großes Themengebiet und kann nicht pauschal beantwortet werden. Die Anforderungen waren aus meiner Sicht von folgenden Faktoren maßgeblich beeinflußt:


    - Waffengattung

    - Truppengattung

    - Eintritt in die Wehrmacht (Zeitpunkt der Grundausbildung)


    Auf die o.g. Faktoren hatte wiederum, der Kriegsverlauf und die damit vorhandene Verfügbarkeit von geeigneten Menschenmaterial Auswirkung. Die Maßstäbe wurden nach und nach auf jeden Fall in einigen Bereichen gesenkt. Zur eigentlichen sportlichen Ausbildung, bestand auch noch die Möglichkeit, seine eigenen Leistungen zu verbessern. Dafür gab es in der Wehrmacht (ähnlich wie heute auch) entsprechende Orden & Ehrenzeichen. Das beste Beispiel dafür ist vermutlich das Reichssportabzeichen. Siehe dazu auch:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Reichssportabzeichen


    Gruß

    Michael


    PS: Anbei mal ein Auszug zu einem entsprechendem Urkundenheft für die Bronzestufe:


    http://www.wehrmachtlexikon.de…categories.php?cat_id=634


    dieses Thema dürfte ebenfalls sehr hilfreich für dich sein:


  • Nachtrag:

    Ein Sportvorschrift sollte aber vermutlich das beste für dich darstellen. Anbei mal eine Übersicht zu den Grundthemen, auf die ich bei Bedarf weiter eingehen könnte.

    anbei mal ein entsprechender Auszug aus der Sportvorschrift des Heeres von 1938.


    Gruß

    Michael

  • Guten Morgen Michael,


    Mit diesem Auszug aus der Sportvorschrift des Heeres, hast du mir ebenfalls eine Freude bereitet. Hätte wissen können, dass dir auch dieses Buch vorliegt. Jedenfalls herzlichen Dank.


    Gruß Marga

  • Hallo Marga,

    Mit diesem Auszug aus der Sportvorschrift des Heeres, hast du mir ebenfalls eine Freude bereitet. Hätte wissen können, dass dir auch dieses Buch vorliegt. Jedenfalls herzlichen Dank.

    freut mich zu hören. Wenn du an weiteren Anzügen interessiert bist, einfach bescheid geben.


    Eine weitere unverzichtbare Sport-Auszeichnung war im übrigen das SA-Wehrabzeichen, siehe auch:


    https://de.wikipedia.org/wiki/SA-Sportabzeichen


    Anbei mal ein paar Auszüge zu einem entsprechenden Leistungsbuch:


    http://www.wehrmachtlexikon.de…categories.php?cat_id=656


    Gruß

    Michael

  • Nachtrag:

    Am 05.März 1941 wurden vom Oberbefehlshaber des Heeres, Generalmarschall von Brauchitsch für den Militärpatrouillenlauf anlässlich der Skiweltmeisterschaften in d`Ampezzo der deutschen Mannschaft eine öffentliche Anerkennung ausgesprochen. Leutnant Meergans, Oberjäger Schaumann, Gefreiter Gstrein, Jäger Rößner und Mannschaftsführer Oberleutnant Gaum erzielten den 2. Platz

    zum Thema Wettkämpfe anbei noch ein Auszug, aus der o.g. Sportvorschrift.


    Gruß

    Michael

  • Guten Abend Michael,


    nochmals vielen Dank für deine Beiträge. Großartig! Ich freue mich sehr darüber, denn dieses Thema interessiert mich sehr. Ich habe auch noch etwas gefunden. Werde es noch einstellen.


    Herzliche Grüße

    Marga

  • Guten Abend zusammen,



    Hier habe ich etwas im Heeres-Verordnungsblatt vom 25.04.1941 gefunden

    Abschrift und Bearbeitung

    Quelle: germandocsinrussia


    353. Sportpreise


    Für jede Kompanie und gleichartige Einheit des Feld- und Ersatzheeres — auch der Heeresunteroffizierschulen und Heeresunteroffiziervorschulen — stehen im Bedarfsfall zur Beschaffung von Sportpreisen für das Buchungsjahr 1941 bis zu 30 RM zur Verfügung.


    Buchung der Kosten beim Kap. VIII E 230 As 4.


    Als Sportpreise können Bücher, Bilder, Diplome, Plaketten usw. je nach Art der Veranstaltung beschafft werden.


    O.K.H. (Ch H Rüst u. BdE), 18.4.41




    Im Heeres-Verordnungsblatt vom 05.06.1941 dann folgender Zusatz:

    Abschrift und Bearbeitung

    Quelle: germandocsinrussia


    487. Sportpreise


    Zur Klärung von Zweifeln wird die Bestimmung im H.V.Bl. 1941 Teil C S. 259 Nr. 358 dahin ergänzt, dass unter „gleichartige Einheit“ selbstständige Einheiten mit einer Stärke von mindestens 80 Köpfen zu verstehen sind.


    Da es aber unbedingt notwendig ist, dass auch kleinere selbstständige Einheiten unter 80 Köpfen sich weitgehend sportlich betätigen, sind diese Einheiten durch die Standesältesten bei Sportveranstaltungen anderer Truppenteile usw. heranzuziehen und bei der Verteilung von Sportpreisen gegebenenfalls von diesen zu berücksichtigen.


    Bisher vorgelegte Anträge sind hierdurch erledigt.


    O.K.H. (Ch H Rüst u. BdE) 29.5.41



    Gruß Marga

  • Guten Abend,



    hier habe ich noch etwas gefunden.

    Verordnungsblatt vom 25.06.1941

    Abschrift und Bearbeitung

    Quelle: germandocsinrussia


    549. Richtlinien für den Sport im Heer während der Dauer des Kriegszustandes


    Die im H.V.Bl. 1939 Teil C unter Nr. 1253 gegebenen „Richtlinien für den Sport im Heer während der Dauer des Kriegszustandes“ sind, wie aus verschiedenen Rückfragen hervorgeht, anscheinend nicht überall einheitlich gedeutet worden. Zur Vermeidung von Zweifeln wird festgestellt:


    1. Der Sport ist wie jeder andere Ausbildungszweig als Mittel zum Zweck (Gefechtsdienst) überall da, wo im Kriege Ausbildung getrieben wird und getrieben werden kann, nach der Sportvorschrift (H.Dv.475) zu betreiben.


    Während der Kriegszeit ist auch der Sport, wie jeder andere Dienstzweig, besonders auf die Erfordernisse des Krieges auszurichten. Oft wird man sich ohne Gerät behelfen müssen (Feldheer).


    Die nach der Sportvorschrift zu betreibenden Leibesübungen sind in der Regel im Drillichanzug oder erleichterten Anzug durchzuführen.


    2. Neben dem Sport als Mittel zum Zweck, den Körper auf den Dienst mit der Waffe vorzubereiten, haben im Rahmen der Gefechtsausbildung Übungen mit der Waffe stattzufinden, die die harten Anforderungen des Krieges in gesteigerter Form vorbereiten. (Dauermärsche, Durchlaufen von Artilleriefeuer mit freigemachtem Gerät, Überwinden von Hindernissen in voller Gefechtsausrüstung, schnelle Sprünge, Handgranatenzielwurf usw.)


    O.K.H. (Ch H Rüst und BdE), 16.6.41




    Gruß Marga

  • Hallo zusammen,


    der folgende Film passt zwar nur bedingt aber sollte trotzdem nicht unerwähnt bleiben:


    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Gruß

    Michael

  • Hallo zusammen,



    Abschrift und Bearbeitung aus dem Verordnungsblatt vom 15.11.1935

    Quelle: germandocsinrussia


    467. Stehplatz-Dauerpässe für die XI. Olympiade


    (Zu H.V.Bl. 1935 Ziffer 641)


    Zum 05.12.1935 ist von den Divisionen, Schulen und selbstständigen Formationen der endgültige Bedarf an Stehplatz-Dauerpässen — einschließlich der zum 01.10.1935 angeforderten Pässen — dem Generalkommando III. A.K., Abt. Sport, zu melden.


    Alle bisher erfolgten Bestellungen von Stehplatz-Dauerplätzen sind ungültig.


    Der Betrag für die zum 05.12.1935 bestellten Plätze ist von den Dienststellen spätestens bis zum 20.12.1935 an die Heeresstandortkasse Berlin — Postscheckkonto Berlin 112 726 — zur Gutschrift für die Zahlmeisterverwaltung Generalkommando III. Armeekorps zu überweisen.



    Gruß Marga

  • Hallo Michael,


    danke für diese Einstellung!

    Es ist schon sehr interessant zu lesen, was in der Hauptzeit des Ostfeldzuges noch an Groß-Veranstaltungen, außerhalb der Kriegshandlungen, möglich war.

    Kleinere Feste und Veranstaltungen, z.B. Fußballspiele etc., waren sicher gut, erforderlich und auch für die Moral der Truppe herausragend. Aber ein derartiges Ereignis hat doch wohl eine andere Dimension.

    Ich bin erstaunt, dass es dafür Zeit und Mittel gab.

    Nicht, dass man diese Meinung falsch versteht; ich bin immer für sportlichen Wettkampf und Auflockerung des täglichen Geschehens, besonders in Kriegszeiten, aber ein solcher Wettkampf, noch dazu in Sarajevo, ist schon bemerkenswert!


    Gruß

    Horst

  • Hallo Horst,

    danke für diese Einstellung!

    vielen Dank für dein Feedback.

    Kleinere Feste und Veranstaltungen, z.B. Fußballspiele etc., waren sicher gut, erforderlich und auch für die Moral der Truppe herausragend. Aber ein derartiges Ereignis hat doch wohl eine andere Dimension.

    Ich bin erstaunt, dass es dafür Zeit und Mittel gab.

    mich persönlich hat das auch etwas verwundert und ich kann mir ebenfalls nicht vorstellen, dass dies die Norm war. Ich habe mir diese Inhalte auch seiner Zeit aktiv abgelegt, weil ich es inhaltlich sehr interessant fand. Ich habe in den letzten Jahren schon etliche Rollen gesichtet aber ich bin relativ selten über so ein Ereignis gestolpert.


    Gruß

    Michael