Manneszucht im Heere

  • Hallo,

    wenn sich der OB der HG ,,Süd", von Rundstedt, zu solch einen Befehl veranlasst sah, müssen die darin beschriebenen Vorfälle in meinen Augen einen erheblichen Umfang erreicht haben. Wirft natürlich auch einen Blick auf die bestehende Versorgungslage. Er selbst weist ja bereits daraufhin, dass diese sich im Winter nicht bessern wird. Abgesehen, dass es in jeder Armee einen gewissen Bodensatz gab/gibt, muss es dem normalen Landser schon ganz schön schlecht gegangen sein, wenn er sich an ,,Reichseigentum" vergriff.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Allerseits,


    ob der nachfolgende Sonderbefehl hierher passt weiß ich nicht so genau, aber ich wollte ihn nicht für mich behalten, da die Reaktionen sehr menschlich sind…


    263. Infanterie-Division

    Kommandeur


    Divisions-Gefechtsstand, den 16.08.1941


    Sonder-Befehl


    Erregung von Panikstimmung


    Bei einem stark überlegenen Angriff des Feindes auf eine Kompanie war diese Kompanie durch den Einbruch der Russen in große Bedrängnis geraten. Einzelne Russen standen im Rücken der Kompanie.


    Sechs Angehörige der Kompanie haben nun in dieser Lage das Schlachtfeld verlassen und sind mit einem Lkw mehrere Kilometer nach rückwärts gefahren. Dort haben sie einem Offizier gemeldet, der Russe sei durchgebrochen und sei im raschen Vordringen.


    Dieses vollkommen zu verwerfende Verhalten der Leute war geeignet, eine Panik hervorzurufen. Sie wurden daher auf Befehl des Kommandierenden Generals festgenommen.


    Ich habe am nächsten Tage die vorläufige Festnahme aufgehoben, um den Leuten die Möglichkeit zu geben, sich sofort vor dem Feinde erneut zu bewähren. Die Angelegenheit wurde nunmehr kriegsgerichtlicher Behandlung zugeführt.


    Nachdem mir durch den Kompanie-Chef gemeldet wurde, dass die Mannschaften sich vorher vor dem Feinde tapfer verhalten hatten, und dass sie auch nachher bestrebt waren, die Scharte wieder auszuwetzen, habe ich die Einstellung des kriegsgerichtlichen Verfahrens angeordnet. Die disziplinare Würdigung der Angelegenheit überlasse ich dem Herrn Regiments-Kommandeur.


    Ich benutze diese Gelegenheit, um sämtliche Einheitsführer erneut zu bitten, eingehende Belehrung abzuhalten, damit ähnliche Fälle sich in Zukunft nicht wiederholen. Solche Vorkommnisse sind geeignet, den Ruf einer Division auf das Schwerste zu gefährden. Außerdem ist völlig klar, dass, wer das Gefechtsfeld vor dem Feinde verlässt, schwerste Strafen, unter Umständen die Todesstrafe zu gewärtigen hat.


    Im Entwurf


    gez.

    Haeckel


    Quelle: germandocsinrussia


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo,

    da hatten die besagten Kompanieangehörigen noch mal Glück, dass sie sich ,,nur" im Kampfe bewähren mussten. Später wurde härter durchgegriffen. Irgendwo hab ich mal gelesen, dass es wie bei den römischen Legionen bei Feigheit zu einer Art ,,Dezimierung" gekommen sei an der Ostfront. Leider habe ich mir nicht notiert, welche Einheit und wo. Aber die Forumsmitglieder wissen viel. Mal sehen.

    MfG Wirbelwind

  • Guten Tag zusammen,



    Zu diesem Thema habe ich bereits sehr viel abgeschrieben. Hier noch ein Fund vom 13. März 1945. Ich kann mir vorstellen, dass die Disziplin zu dem Zeitpunkt langsam verloren ging.


    Abschrift und Bearbeitung

    Quelle: germandocsinrussia


    A.H.Qu., den 13.03.1945

    Oberkommando der Armeegruppe

    Heinrici

    Abt. In Nr. 1003/45 geheim


    Betr. : Disziplin und Manneszucht


    Die Zahl der festgestellten Verstöße gegen Disziplin und Manneszucht, insbesondere Urkundenfälschung, Urlaubsüberschreitung, Verzögerung der Rückkehr zur Truppe, unerlaubte Entfernung und Fahnenflucht, haben gegenüber den Vormonaten stark zugenommen.


    Ein großer Teil der Soldaten wurde auf abseits gelegenen Ortschaften und Nebenwegen festgenommen. Die ständige Überwachung aller Ortschaften und Nebenwege durch bewegliche Streifen mit Fahrrädern und bespannten Fahrzeugen hat sich dabei gut bewährt.


    Die befehlsgemäß durchgeführten Razzien in den größeren Ortschaften und Städten stehen bezüglich des Erfolges in keinem Verhältnis zu dem Kräfteeinsatz. Diese Erfahrung wurde auch bereits bei früheren Groß-Razzien gemacht.


    Bei den wiederholt durchgeführten Bahnhofs- und Zugkontrollen wurde festgestellt, dass diese Kontrollen bereits durch Bahnhofswachen und örtliche Gendarmerie in hinreichendem Maße durchgeführt werden.



    Für das Armeegruppen-Oberkommando

    Der Chef des Generalstabes

    gez. Unterschrift



    Geheim !


    Div. Gef. St., den 20.03.1945

    1. Ski-Jäger-Division

    Ia Nr. 645/45 geh.


    Vorstehende Verfügung zur Kenntnis und Beachtung. Durch Ortskommandanturen ist täglich mindestens 1 Streife zur Überwachung der Umgebung gemäß o. a. Verfügung 2. Absatz anzusetzen. Ergebnis ist jeweils mit der Tagesmeldung zu melden.



    Unterschrift


    Verteiler: R (Tr.)

    Kit. d. Gef. Geb.



    Gruß Marga

  • Hallo,

    was zeigt das von Marga dankenderweise hochgeladene Dokument, neben dem Disiplinverfall für mich noch? Zwar wird gemeint, die Lage wäre noch im Griff, aber in jener Zeit wüteten bereits die ,,Fliegenden Standgerichte". Das Ende/die langsame Auflösung der Wehrmacht in Teilen ließ sich nicht mehr im März 45 aufhalten. Es kostete nur noch mehr Menschenleben, die aufgehängt oder durch Erschießen ihr Leben verloren. Trauriges Kapitel.

    MfG Wirbelwind