Erwin Maier, Feldwebel

  • Hallo liebe Forumgemeinde,
    in der Hoffnung, über dieses Netzwerk vielleicht weiterzukommen, schreibe ich diesen ersten Beitrag.
    Ich suche nach mehr Informationen über meinen Großonkel Erwin Maier, damals Feldwebel und Chemiestudent an der TH Stuttgart.

    Da ich Mitglied im Volksbund bin, habe ich natürlich schon mal über diese Seite online recherchiert:

    "Erwin Maier wurde noch nicht auf einen vom

    Volksbund errichteten Soldatenfriedhof überführt.

    Nach den uns vorliegenden Informationen befindet

    sich sein Grab derzeit noch an folgendem Ort:

    Ramenje / Tschudowo - Russlan

    [...] Wir hoffen, in nicht allzu ferner Zukunft auch das Grab von Erwin Maier zu finden und die Gebeine auf einen Soldatenfriedhof überführen zu können."


    Nachname:

    Maier

    Vorname:

    Erwin

    Dienstgrad:

    Feldwebel

    Geburtsdatum:

    03.12.1916

    Geburtsort:

    Bad Cannstatt

    Todes-/Vermisstendatum:

    01.12.1941

    Todes-/Vermisstenort:

    Ramenje b.Tichwin

    Laut Aufzeichnungen in unserer Familienchronik soll mein Großonkel auf einem "Heldenfriedhof bei Ramenje" beerdigt worden sein.
    Aufgrund dieser Volksbundrecherche bin ich aber unsicher, ob das eher einer Wunschvorstellung entspricht oder es tatsächlich so einen Friedhof gibt.
    Die Info vom Volksbund klingt für mich so, als wäre der Großonkel nicht wirklich gefunden worden, sondern er liegt womöglich noch genau an dem Ort, wo er gefallen ist. Sprich: Irgendwo im Felde, wo seine Gebeine erst noch gefunden und identifiziert werden müssten?

    Auch ist mir nicht ganz klar, wo genau "Ramenje" sein soll. Ist das ein Synonym oder Ortsteil von Tschudowo? Tschudowo findet man etwa 130 km südöstlich von St. Petersburg. Wenn man nach "Ramenje" googelt, wird lediglich Ramenskoje als Ortschaft südöstlich von Moskau (!) vorgeschlagen, was in dem Fall eher wenig Sinn macht, denk ich.

    Ich konnte keinen Soldatenfriedhof um den kleinen Ort Tschudowo finden, erst recht keine deutschen Soldatengräber... Gibt es hierzu vielleicht doch eine Adresse, Bilder, die mir Google-Maps nicht anzeigt?

    Und zum Schluss:
    Gibt es irgendeine Möglichkeit/Weg, vielleicht noch nähere Informationen über den genauen Einsatz damals herauszufinden? Oder in welcher Einheit/Kompanie er gedient hat?
    Die einzigen Infos, die ich noch hab: Ihm wurde angeblich das "Eiserne Kreuz" verliehen aufgrund seines Einsatzes beim schwierigen Rheinübergang bei Neubreisach (Neuf-Brisach) am 15. Juni 1940 in Frankreich.


    Über jede Information und Tipps bin ich sehr dankbar.
    Es gibt außer mir noch eine lebende Nichte sowie zwei Neffen des Gefallenen, die ihn noch persönlich kannten und die um jede Information sehr dankbar wären.

    Freundliche Grüße,
    Peter Maier

  • Hallo


    Willkommen im Forum


    Laut Ancestry war der Onkel in der 7.Kompanie Infanterie Regiment 380

    gefallen am 01.12.1941 in Ramenje .

    Weitere Infos zum Regiment :

    http://www.lexikon-der-wehrmac…terieregimenter/IR380.htm


    zur Division:


    http://www.lexikon-der-wehrmac…teriedivisionen/215ID.htm


    Laut einer Lagekarte vom 01.12.1941 war die 215. Inf.-Div. in * um Tschudowo . Zu finden auf der Heerekarte W60 Schluesselburg.

    Stichwort ist Wolchow Front.


    Wenn gewünscht, kann ich die Karteikarten der WASt per PN/Konversation zusenden.


    Edit:


    Auf der deutschen Heerekarte X60 Tichwin ist Ramnje am linken Kartenrand zu finden.

    Dies deckt sich auch mit der Lagekarte vom 01.12.41.


    Quelle: X60 deutsche Heereskarte Tichwin 1:300.000

  • Hallo Peter und willkommen im Forum,


    ich habe den Beitrag verschoben und etwas angepasst, nicht wundern.


    Falls du Bilder von deinem Großonkel oder andere Dokumente hast, kannst du diese gerne einstellen, daraus könnte man eventuell noch Informationen erlangen.


    Horrido


    Daniel

    Suche Infos über die Eisenbahnpioniere und die Eisenbahnentseuchungszüge.

  • Hallo,

    herzlichen Dank für die bisherigen und schnellen Recherchen!!

    Fotos kenne ich nur zwei, die den Großonkel im relevanten Alter zeigen. Eins in Uniform und ein Porträt. Werde die Bilder gerne raussuchen und hier verlinken.

    Laut Ancestry war der Onkel in der 7.Kompanie Infanterie Regiment 380

    gefallen am 01.12.1941 in Ramenje .

    Super, vielen Dank!
    Handelt es sich hierbei um das Portal "Ancestry.de"? Gibt es einen Screenshot/Link zu dieser Information? Sowas wäre hilfreich als Beleg für die Chronik.
    Sonst werde ich mir erst einen eigenen Zugang beschaffen müssen (habe den noch nicht leider).

    Laut einer Lagekarte vom 01.12.1941 war die 215. Inf.-Div. in * um Tschudowo . Zu finden auf der Heerekarte W60 Schluesselburg.

    Stichwort ist Wolchow Front.


    Wenn gewünscht, kann ich die Karteikarten der WASt per PN/Konversation zusenden.

    Das wäre natürlich auch sehr spannend, wenn es keine riesen Umstände macht! Alles, was ich irgendwie an Hinweisen bekommen kann, ist wertvoll und wieder ein Stück mehr Hintergrund zu diesem Familienmitglied, über das heute leider so wenig nur noch bekannt ist.

    Vielen Dank und Grüße,
    Peter Maier

  • Hallo Peter,


    auch von mir herzlich willkommen in diesem Forum.


    Gibt es den Brief mit den Informationen zu seinem Grab noch?


    Diese sogenannten „Heldenfriedhöfe“ wurden tatsächlich angelegt. Wenn du Näheres wissen möchtest schau mal in den Thread Wehrmachtgräberoffiziere, Soldantenfriedhöfe und Grabanlagen und Soldatenfriedhöfe - Orte. Letzter Thread ist noch nicht sehr Aussagekräftig, da wir hier erst am Anfang stehen und auf Informationen angewiesen sind, um diesen Thread mit Inhalten zu füttern.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Peter,

    Laut einer Lagekarte vom 01.12.1941 war die 215. Inf.-Div. in * um Tschudowo . Zu finden auf der Heerekarte W60 Schluesselburg.

    Stichwort ist Wolchow Front.

    zu diesem Frontabschnitt haben wir hier im Forum bereits einiges zusammengetragen:


    Wolchowfront - Dokumente

    Wolchowfront - Bildmaterial

    Wolchowfront - Sonstiges

    Wolchowfront - Literaturhinweise


    Auf der anderen Seite bin ich mir sehr sicher, dass wir noch genauere Angaben zu den gesuchten Kampfhandlungen finden werden.


    Gruß

    Michael

  • Hallo Peter,


    im KTB der 215. Infanterie-Division habe ich bisher folgende Einträge gefunden:


    30.11.1941


    I./I.R.390 wird zur Ablösung von Teilen des I.R.76 der 20.I.D.(mot.) im LKW Transport vorgeworfen. Ein Korpsbefehl ordnet an, daß III./A.R.215 zur Ablösung der Artl. der 20.I.D.(mot.) beschleunigt zuzuführen ist. Der Abt. Kdr. fährt mit dem inzwischen auch eingetroffenen Kdr. des I.R.390 nach Einweisung durch die Div. zur Verbindungsnahme zu den entsprechenden Einheiten der 20.I.D.(mot.) vor.


    1:10 Ein Armeebefehl regelt die Unterstellung der 215.I.D. unter das XXXIX.A.K.


    Auf Grund dessen fährt der Div. Kdr. zum Kdr. der 20.I.D.(mot.), um die Ablösung im einzelnen zu besprechen. Der Aufbau der Versorgungseinrichtungen wird begonnen. Bis 18:00 Uhr sind folgende Einheiten weiterhin im Ausladeraum eingetroffen: I.R.390 Rgt. Stab und Stabskp., 3./A.R.215, Schlächtereizug 215, Gerätesammelstelle 215 und 13./I.R.390.


    weiteres folgt........


    Gruß

    Michael

  • Nachtrag:


    01.12.1941


    Der Div. Kdr. läßt sich durch den Div.Kdr. der 20.I.D.(mot.) in das Gelände einweisen, das in militärgeographischen Mitteilungen als für die Kriegführung infolge des sumpfigen und urwaldähnlichen Charakters unbrauchbar bezeichnet wird. Die Div. kommt auf einer Breite von etwa 50 km regimentsgruppenweise zum Einsatz, so daß keine zusammenhängende Front besteht.


    Die Feindlage am 1.XII. ergibt sich aus der anliegenden Karte. Anlage 6


    Die in der Front eingesetzten Teile schlagen stärkere russische Angriffe zurück. Russische Tiefflieger greifen die Truppe auf dem Marsch und in den Stellungen an. In allen Kampflagen bewährt sich die Truppe, obwohl sie nun seit 17 Monaten nicht mehr im Kampf gestanden hat und insbesondere die russischen Verhältnisse nicht gewohnt ist. Die Störungen im Eisenbahnverkehr konnten anscheinend noch nicht behoben werden, da heute nur ein Transportzug der 7./A.R.215 eintrifft. Außerdem kommt die Radf.Schw.215 im Landmarsch in Tschudowo an.


    Quelle:


    https://tichwin1941.jimdofree.com/


    PS: Du solltest dich auf jeden Fall mal an den Seitenbetreiber wenden, da er sich im Schwerpunkt mit dieser Division beschäftigt. Der folgende Seitenbereich ist leider vom Datum noch nicht ganz so weit vorangeschritten aber vielleicht ist das ja gerade in der Erarbeitung:


    https://tichwin39ak.jimdofree.com/


    Gruß

    Michael

  • Nachtrag:


    für die Kämpfe der Division am Wolchow habe ich noch in meinen Unterlagen einen umfassenden Gefechtsbericht gefunden. Dieser wurde wohl extra erarbeitet und umfasst ca. 40 Seiten. Ich werde hier aber nur die Seiten einstellen, bis wir am gesuchten Datum angekommen sind. Anbei zum Start mal das Inhaltsverzeichnis.


    Quelle: Nara T-315 R-1638


    Gruß

    Michael

  • Ich konnte keinen Soldatenfriedhof um den kleinen Ort Tschudowo finden

    Moin zusammen


    in Tschudowo gab es mindestens 4 verschiedene Friedhöfe.


    Ob nun Ramenje bei Tichwin (HK.X60), oder Ramenje bei Tschudowo, (HK. W60) ist Ansichtssache.

    Ramenje liegt etwa 60 km südwestl. Tichwin und etwa 45 km südöstl. Tschudowo.


    Ich habe hier zwei Kriegszeitfotos aus meinem Privatbesitz, einmal zeigt es ein Gräberfeld

    bei Ramenje / Subzow – Russland Bild Nr. 1.


    Das zweite Bild zeigt den Regiments-Friedhof der 215. Infanterie-Division in Tschudowo. Bild Nr. 2.


    VDK


    Gruß many

  • Nachtrag:


    in der o.g. Chronik habe ich für das gesuchte Zeitfenster noch sehr gute Daten gefunden, siehe Auszug:


    Am 30. November wurde die Division, ohne das durch II./Artillerie-Regiment 214 verstärkte Infanterie-Regiment 435, durch Armeebefehl dem XXXIX (39.) Armee-Korps unterstellt und übernahm nun die Leitung der Ablösung der 20. Infanterie-Division (motorisiert).


    Das verstärkte Infanterie-Regiment 435 blieb zunächst zur Verfügung der Arme. Am 05. Dezember 1941, 0.00 Uhr, übernahm die Division den Befehl im bisherigen Abschnitt der 20. Infanterie-Division (motorisiert). Ihr blieben weiterhin unterstellt: das Infanterie-Regiment 90, die Aufklärungs-Abteilung 20 und Teile des Artillerie-Regiments 20.


    Die Division befand sich in einem Einsatzraum von über 50 Kilometer Breite, der sich infolge des unwegsamen und unübersichtlichen Geländes, seiner übergroßen Ausdehnung und seiner teils versumpften, teils tief verschneiten und vereisten Bodenbeschaffenheit unmöglich zu einer widerstandsfähigen, durchlaufenden Verteidigungsfront ausbauen ließ. Trotz der bedrohlichen, sich ständig wiederholenden Feindangriffe musste mit der Einrichtung einer dünnen, lückenhaften Sicherungslinie begonnen werden. Unter diesen Umständen sah sich die Division gezwungen, die Sicherung ostwärts Budogotsch in Regimentsgruppen einzurichten und hierbei die großen Sümpfe insbesondere den großen Gladkj-Moch-Sumpf in der Sicherungslinie auszusparen, solange sie noch nicht zugefroren und nach europäischer Ansicht für größere Verbände nicht begehbar waren. So ergab sich folgendes Bild vom Einsatz der Division:


    Rechts, zwischen dem ungefähr 20 Quadratkilometer großen Poddubowskoje-Sumpf und dem Gladkj-Moch-Sumpf: Infanterie-Regiment 380 mit I./Artillerie-Regiment 215; in der Mitte zwischen Gladkj-Moch-Sumpf und der Eisenbahnlinie Budogotsch - Taljzy: Aufklärungs-Abteilung 20 und Infanterie-Regiment 90 mit 3 Batterien Artillerie-Regiment 20, links zwischen dieser Eisenbahnlinie und den westlichen Ausläufern des Oseretschnoje-Sees - eines ausgedehnten Sumpfgebietes:


    Infanterie-Regiment 390 mit III./Artillerie-Regiment 215. Die IV./Artillerie-Regiment 225 wurde batterieweise auf die drei Regimenter der Division verteilt. Diese Artillerie-Abteilung war der Division für die früher abgegebene I.V./Artillerie-Regiment 215 zugeführt worden. Ihr Aufstellungsort war Hamburg. Durch alle weiteren Kriegsjahre hindurch hat sich diese schwere Artillerie-Abteilung hervorragend bewährt. Sie verschmolz im Laufe der Zeit so sehr mit der Division, dass sie zu einem festen Bestandteil der Division wurde. In dieser Linie sollte der Feind von der nur wenige Kilometer rückwärts gelegenen Rollbahn nach Tichwin abgehalten werden.


    Unter der Führung des Kommandeurs Panzerjäger-Abteilung 215, Oberstleutnant Becker, wurde eine aus dieser Abteilung und den gerade eintreffenden 11./ und 12./Infanterie-Regiment 390 bestehende Kampfgruppe gebildet, die in Gladj zusammengezogen wurde. Diese Kampfgruppe blieb mitten in dem großen Waldgebiet völlig auf sich selbst gestellt und hatte den Auftrag, in südlicher und südostwärtiger Richtung aufzuklären, die Verbindung mit dem linken Flügel der 126. Infanterie-Division zu suchen und herzustellen. Dass ihr das nicht oder nur zeitweise gelang, lag an den geschilderten Verhältnissen.


    Der Feind blieb vor der Front der 215. Infanterie-Division nicht untätig. Vom ersten Tage an versuchte er immer wieder, einen Einbruch in die dünne Sicherungslinie zu erzielen und eine Ausgangsstellung zum Durchbruch auf die Rollbahn zu gewinnen. Dauernde Spähtrupptätigkeit ließ feindliche Bereitstellungen rechtzeitig erkennen und Gegenmaßnahmen vorbereiten. Insbesondere hatte schon vor der Übernahme des Abschnittes durch die Division das II./380 unter der Führung von Hauptmann Gölkel in Ramenje einen schweren Stand. Die Stellungen des Bataillons bildeten um Ramenje einen Riegel. Die 7. Kompanie hatte den rechten Flügel inne, die Stellungen lagen etwa 40 bis 50 Meter vor dem dichten Baumbestand des Waldrandes. Der Russe schoß am ersten Tag sehr starkes Störungsfeuer mit Granatwerfern. Am Morgen des 30. November griff der Gegner vom Waldrand aus an und wurde abgewehrt. Die Angriffe wiederholten sich während des ganzen Vormittags. Der dritte Zug machte einen Gegenstoß und warf den Feind in den Wald zurück. Im Waldkampf wurde der Zug umgangen. Ein Melder konnte sich durchkämpfen, und der 2. Zug versuchte dem dritten zu Hilfe zu kommen. In dem unbarmherzigen Waldkampf gab es schwere Verluste. Feldwebel Meier, der Führer des 3. Zuges, fiel, und mit ihm eine große Zahl seiner Männer. Aber der 3. Zug konnte herausgeschlagen werden.


    Um der Gefahr im Rücken vorzubeugen, wurden die Flügel des Bataillons auf Sichtweite geschlossen, der Bataillonsgefechtsstand zur Rundumverteidigung ausgebaut. Die Lage war sehr bedenklich. Die Vorposten waren nahezu überall auf die HKL zurückgedrängt worden. Scharfschützen lauerten auf den Bäumen und hielten jede Bewegung in der HKL nieder. Es wurde versucht, Laufgräben auszuheben, aber der Boden war bereits stark gefroren, man kam nicht vorwärts, zumal sich kein Kopf über der Deckung sehen lassen durfte.


    Gruß

    Michael

  • Hallo Peter,


    auf eBay gibt es gerade das Buch von Konrad Zeller: Die württembergisch-badische 215. Infanterie-Division 1936 - 1945 aus dem Dörfler Zeitgeschichte Verlag.


    Gruß

    Antje