Die Schlacht um Stalingrad (Allgemeines)

  • Guten Tag zusammen,



    Hier folgt zunächst ein weiteres Dokument.

    Abschrift und Bearbeitung.

    Quelle: Nara



    Aktenvermerk

    17.1.1943


    1.) In Nowo-Techerkask Wind so stark, dass Warm-Luft nicht an die Motoren heran konnte. Maschinen sprangen nicht an. Bisher kein Flugzeug in Gang gekommen. (Meldung General Fiebig) .


    2.) Swerewo wird laufend aus großer Höhe aus der Luft angegriffen. 5 Jus brennen. (Meldung General Fiebig).


    3.) In Woroschilowgrad bezüglich He 111 ähnliche Lage wie in Nowo-Techerkask.


    4.) He 177 bekommen ebenfalls ihre Flugzeuge nicht an.


    5.) In Nowo-Techerkask technisches Personal absolut überanstrengt. Haben in der Nacht 32 Flugzeuge herausgebracht. Einsätze in dieser Stärke nur dadurch möglich, dass einzelne Flugzeuge sogar 3 mal in der Nacht geflogen sind. Es waren nur relativ wenige Maschinen zum Anspringen zu bringen.


    6.) General Fiebig bittet um Entscheidung;


    a) ob angesichts zunehmender Tragfähigkeit des Eises auf dem Don und der sich dort abzeichnenden Feindverstärkung, Verlegung der He 111 von Nowo-Techerkask nach Stalino erfolgen soll?


    b) ob angesichts der Kampflage in Swerewo Verlegung der Jus weiter rückwärts erfolgen und Swerewo nur als Absprung-Basis benutzt werden soll?



    Chef Luftflotte 4 entscheidet:


    a) Dass mindestens heute noch von Nowo-Techerkask geflogen werden muss; da eine Verlegung der He 111 angesichts der Lage in Stalingrad nicht in Frage kommt. In Anbetracht der großen Menge von He 111 - Flugzeugen, welche nach Äußerung des Feldmarschalls Milch monatlich herauskommt (400 Stück monatlich), spielt auch der Verlust von etwa 30 Flugzeugen keine Rolle.


    b) Ju 52 bleiben in Swerewo. Bei Verlegung nach hinten kommt ein Abspringen von Swerewo doch nicht zu Stande. Lage 6. Armee erfordert jedoch absolutes Erschöpfen der Versorgungsmöglichkeiten. (Luftangriffe müssen von den Ju 52 erduldet werden). Der dorthin in Marsch gesetzte Flak trifft wegen Schneeverwehungen verspätet ein. Die Jagdflugzeuge der Fl. Div. Donez konnten teils wegen Schneeverwehungen nicht starten, heute Morgen sind nur 4 Jagdflugzeuge angesprungen.


    c) Mit allen Mitteln ist zu versuchen, He 111 Flugzeuge in Gang zu bringen (bisher nur 3 von Woroschilowgrad gestartet), und mit diesen, wenn nur irgend möglich, Landung zu versuchen. Je nach Lage auf dem Flugplatz Gumrak ist dann heute Nacht mit He 111 und Ju 52, soweit sie in die Luft zu bringen sind, nach Möglichkeit zu landen, sonst abwerfen.


    d) Luftlage in Stalingrad sehr gespannt. Angeblich sind noch Jäger dort und startbereit. Es fehlt jedoch B 4. Besondere B 4 - Versorgung hat angesichts der Lebensmittel-Lage nicht zu erfolgen, da diese auf Kosten der Lebensmittel-Versorgung gehen würde.


    Unterschrift

    unleserlich



    Ansonsten bin ich mir sicher alles richtig entziffert zu haben.



    Gruß Marga


    Fortsetzung folgt.

  • Hallo Many,


    ja diese Zahlen betreffen die Verluste der einzelnen Einheiten für den genannten Zeitraum. Wobei mit Verluste m.M.n. auch Verletzte gemeint sein dürften.


    Danke für deinen Beitrag.

    Da schließe ich mich Wirbelwind an, diese Region ist eine unwirkliche Gegend gewesen, mit viel zu großen Räumen, in denen es nichts gab.


    Gruß Ulf

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    Ich suche Bildmaterial, Dokumente und sonstige Informationen über ausländische Orden und Ehrenzeichen die an Deutsche verliehen wurden. Zum Zweck der Aufarbeitung und der Dokumentation.
    Vielen Dank

  • Hallo


    Hier gibt es ein Kriegstagebuch mit Fotoband vom Vormarsch zum Don und Stalingrad.


    Digitalisiert und zum Download.


    • RH 20-6/216Bd. 20: Vormarsch zum Don, Stoß zur Wolga und auf Stalingrad 21. Mai - 26. Okt. 1942
    • Bandnummer 20Enthält v.a. :
      Fotos (Lichtbilder)
      Unterlagenart SachakteAlte Signatur 33224/1Benutzungsort Freiburg .

    Quelle: Bundesarchiv


    Gruß Peter

    Beim Beschleunigen müssen die Tränen der Ergriffenheit waagerecht zum Ohr hin abfließen.W.R.

  • (bisher nur 3 von Woroschilowgrad gestartet), und mit diesen, wenn nur irgend möglich, Landung zu versuchen. Je nach Lage auf dem Flugplatz Gumrak ist dann heute Nacht mit He 111 und Ju 52, soweit sie in die Luft zu bringen sind, nach Möglichkeit zu landen, sonst abwerfen.

    Moin zusammen


    dazu hier mal eine Lageskizze und zwei Heeres-Karten, um die Entfernung mal zu verdeutlichen,



    Gruß many

  • Hallo


    Ich habe hier Auszüge von der Feldpostprüfstelle des Panzer Armeekommandos 6.


    Feldpostbriefe vom 12 Januar bis 17 Januar 1943.


    Unglaubliches Leid !


    Quelle : Bundesarchiv


    Gruß Peter

  • Hallo Peter,


    ein besonders wertvolles, trauriges und grausiges Zeitzeugnis, welches du hier mit uns teilst. Danke. Krieg ist nur Leid!


    Die Parole: „Nie wieder Krieg“, ist nobel und ehrenhaft, aber die Menschheit lernt nicht aus den Fehlern der Vorfahren, wenn wir uns das Geschehen auf der Welt in der heutigen Zeit ansehen. Es wird ausgegrenzt und gemobbt, der Egoismus blüht in den hellsten Farben, obwohl wir doch zusammenhalten müssten um zu helfen und zu bestehen.


    Lg

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Ich habe hier Auszüge von der Feldpostprüfstelle des Panzer Armeekommandos 6.


    Feldpostbriefe vom 12 Januar bis 17 Januar 1943.



    Moin zusammen



    Ich habe mal ein paar Einheiten zu den Feldpostnummern aus den Feldpostbriefe vom 12 Januar bis 17 Januar 1943, der Feldpostprüfstelle des Panzer Armeekommandos 6 rausgesucht.



    Quelle: T78R398 / Feldpostnr. CD



    O.Gefr. F.P.Nr. 25438D v. 16.1

    12. Batterie Artillerie-Regiment 179 (Untergang im Kampfraum Stalingrad)


    Fw. F.P.Nr. 21221 v. 1.1.

    Regimentsstab Infanterie-Regiment 178 (Untergang im Kampfraum Stalingrad)


    O.Gefr. F.P.Nr. 00432 v. 29.12.

    Unklar


    Gefr. F.P.Nr. 22951D v. 3.1.

    9. Batterie Artillerie-Regiment 3 (Untergang im Kampfraum Stalingrad)


    Gefr. F.P.Nr. 30103

    Stab Pionier-Bataillon 336 (Untergang im Kampfraum Stalingrad)


    Ass. Arzt, F.P.Nr. 00701A v. 30.12.

    Stab II. Infanterie-Regiment 178 (Untergang im Kampfraum Stalingrad)


    Sold. F.P.Nr. 17240C vom 13.1.

    10. Kompanie Infanterie-Regiment 71 (Untergang im Kampfraum Stalingrad)


    Unt. Arzt, F.P.Nr. 04096 v. 3.1.

    Stab Panzer-Pionier-Bataillon 16 (Untergang im Kampfraum Stalingrad)


    Gefr. F.P.Nr. 24400 v. 5.1.

    Stab Pionier-Bataillon 236 ( nicht im Kampfraum Stalingrad Untergegangen )


    Uffz. F.P.Nr. 34020 v. 15.1.

    2. Kompanie Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 113 (Untergang im Kampfraum Stalingrad)



    Gruß many

    Auskunft zu Zivilverschollenenliste

  • Hallöchen,


    ich möchte auf die hier im Forum existierenden Berichte der ehemaligen Stalingradkämfer noch einmal aufmerksam machen.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Guten Tag zusammen,


    es geht nun weiter mit der Abschrift der Texte zum Thema. Im Vorfeld hatte ich bereits angegeben, dass sich darunter manchmal unleserliche Stücke befinden. Der folgende Brief ist am schlimmsten. Mit Lupen und letztendlich auch der Hilfe von Antje (großen Dank nochmal an dieser Stelle), schreibe ich dann mal auf, was wir entziffern konnten. Die Rekonstruktion ist jedoch noch immer nicht vollständig. Worte bei denen ich mir über die Entschlüsselung noch nicht sicher bin , schreibe ich kursiv.


    Abschrift und Bearbeitung:

    Quelle: Nara


    Gefechtsstand, den 17.1.1943

    Gruppe Ic


    Von Hptm. Jähne


    Für Generalfeldmarschall Milch und Generaloberst Richthofen:


    1.) Oblt. Kemmel JAG 16 15.00 Uhr eingeflogen:


    a) Feindlage: Stalinorgeln und Artillerie schießen seit 11.00 Uhr auf SO-Ecke Platz Gumrak. Russe soll nach Angaben 376 I.D 242 km westlich des Platzes stehen. Über Erdlage nirgend klares Bild.


    b) Platz Gumrak nicht nachtlandeklar, nur schmale, eingeengte Landebahn, ca 800 m lang.


    c) Bodenorganisation funktioniert nicht mehr. Entladen/Beladen durch Bordbesatzung , Verwundete stürmen Flugzeuge. Keine TKW. zum Enttanken. Oberst/Oberleutnant Rosefeld ist auf Platz gesehen worden.


    Kemmel hat gehört, dass Auftrag gegeben, bei südlich und nördlich der Bahn von Gumrak nach Osten durch Abwurf bzw. Landefeld anzu.... .



    Gelandete Besatzungen ... 59 sagen übereinstimmend aus:


    1.) Keine Landemöglichkeit für Nacht.


    2.) Landebahn etwa 50 m breit, 800 m lang, verweht, eingeengt durch He 109 - Bruch und Walze.


    3.) Keine Entladung der Maschinen durch Bodenorganisationen, nicht eingewinkt, selbst Entladen.


    4.) Verwundete stürmen Flugzeuge, ein Luftwaffen Arzt bringt zum Schluss Ordnung hinein.


    5.) Auf Bhf. Gumrak und Nordrand des Platzes schießt Artillerie und Stalinorgelfeuer.


    6.) Soldaten machen einen apathischen und uninteressierten Eindruck.


    Aufgenommen: Gefr. Janz



    Gruß Marga

  • Fortsetzung zum Thema.

    Abschrift und Bearbeitung eines nun wieder gut leserlichen Briefes.


    Quelle: Nara


    Geheime Kommandosache


    Generalfeldmarschall Milch


    18.1.

    Führerhauptquartier z.Hd. Oberstleutnant Christiansen

    Robinson - Reichsmarschall

    Chef des Generalstabes der Luftwaffe.


    3. Meldung betr. Versorgung Stalingrad (18.1.).


    1.) In Nacht 17./18.1. waren 34 He 111, 8 Ju 52, 2 Fw 200 eingesetzt, von denen 27 He 111 erfüllten.


    2.) Der Oststurm hatte von 60 auf 85 - 90 kmh zugenommen.


    3.) Am 18.1. tags waren 7 He111 eingesetzt, davon 2 in Gumrak gelandet. Bei Nachlassen des Frostes, starker Sturm, tiefe Wolken, und starke Eintrübung durch aufgewirbelten Schnee, teilweise Eisregen.


    4.) Die 3 zur Aufnahme der Verbände entsandten Offiziere sind nicht durchgekommen. Ein 4. Offizier ist gelandet, jedoch bisher noch nicht zurückgekehrt.


    5.) Nacht vom 18./19.1. 40 He 111, 6 Ju 52, 2 Fw 200 eingesetzt (1. Welle). Maschinen alle nicht gelandet, da kein Leuchtpfad erkennbar, während im Gegensatz zu gestern Funkfeuer in Betrieb. Die 2. Welle ist nochmals auf Landepflicht hingewiesen, falls Vorbedingungen für Nachtlandung erfüllt.


    6.) Für 19.1. ist bei Tage Landung für alle He 111 befohlen. Zur Aufnahme der Verbindung pp. gemäß Meldung Nr. 2 vom 17.1. sind ältere Offiziere kommandiert, ferner Mitnahme von Sturmlaternen und Anweisung für deren Anbringung auch bei Schnee sowie Mitnahme von Betriebsstoff für 3 abgetankte He 111, die deswegen liegengeblieben sind, angeordnet. Ferner ist die Mitbringung von General Hube am morgigen Tage befohlen.


    7.) Hinsichtlich des Einsatzes von Ju 52 bei Nacht sind scharfe Befehle erteilt, da Anzahl der gestarteten Flugzeuge an beiden letzten Tagen nicht ausreichend.


    8.) Bei jeder Nichtlandung erfolgt Untersuchung.


    9.) Wie bereits Reichsmarschall gemeldet, erbitte ich Zuführung von Me 110 Zerstörern größter Reichweite und Ju 88 C 6 Zerstörern, um starke feindliche Bombenkräfte, die sich laufend bei Tage über Festung aufhalten, schlagartig zu vernichten. Ferner durch Zerstörer Bekämpfung der Jäger.


    10.) Zur Erhöhung der Einsatzbereitschaft der von Plätzen ohne vorbereitete Bodenorganisation startende Verbände sind im Einvernehmen mit Luftflotte 4 Rückhalthorste mit Hallen und Unterkünften den Verbänden zugewiesen. Absprung der Ju 52 - Verbände erfolgt weiter von bisherigen Häfen aus Reichweitengründen.


    11.) Vorhandene Werftbetriebe der Industrie im Raume Luftflotte 4 werden für Versorgung und kleinere Reparaturen der Transportverbände herangezogen. Als Ersatz und für Großreparaturen der Industrie im weiteren Hinterland durch Aufstellung von GL geplant.


    Milch

    Generalfeldmarschall



    Nach Abgang:

    KTB (FM)



    Gruß Marga


    Fortsetzung folgt.

  • Hallo,

    auch die Dank Marga hier weiter ins Forum gestellten Berichte zeigt die zunehmend desaströse Lage beim beabsichtigten Einfliegen von Verpflegung, Munition und Betriebsstoff. Es waren wenige Flugzeuge, die überhaupt noch in Gumrak landen konnten. Die Organisation des Bodenpersonals funktionierte nicht mehr. Vieles lag schon in Agonie. Blieb letztendlich nur der Abwurf für die wenigen Flugzeuge, die noch durchkamen. Eine geregelte Abgabe/Ausgabe von Verpflegung war kaum noch möglich. Wenn die entsprechenden Einheiten nicht irgendwo schwarz Benzin gebunkert hatten, konnte nicht mal Verpflegung aus den Lagern abgeholt werden. Die meisten Pferde waren zu dieser Zeit bereits ,,verarbeitet" bzw. verendet. Manche Intendanturräte steckten dann lieber beim Herannahen oder vermeintlichem Herannnahen von russ. Einheiten ihre Bestände lieber in Brand als sie der kämpfenden Truppe auszuhändigen. Einige Zahlmöpse haben das wohl mit ihrem Leben bezahlt.

    MfG Wirbelwind

  • Guten Tag zusammen,


    zunächst noch einmal Dankeschön Wirbelwind. Du hast mit wenigen Sätzen diese Katastrophe zusammengefasst. Was die Berichte betrifft, hier folgt der nächste.


    Abschrift und Bearbeitung.

    Quelle: Nara


    Geheime Kommandosache


    General Milch


    19. 1.

    VIII. Fliegerkorps


    1.) am 19.1. haben bei Tage die He 111 - Verbände grundsätzlich in Festung Stalingrad zu landen.


    2.) Den Maschinen sind reichlich Lampen für Leuchtpfad incl. Brennstoff mitzugeben.


    3.) Die Anbringung des Leuchtpfades in Gumrak ist so vorzuschreiben, dass Lampen auch bei Schneewehen erkennbar bleiben (evtl. Anbringung an Stangen).


    4.) Bei vorhandenem Leuchtpfad und Funkfeuer haben Ju 52 und He 111 auch nachts zu landen.


    5.) Der Ablauf der Flugzeuge ist so zu regeln, dass eine gegenseitige Störung bei der Landung ausgeschlossen ist. Sollte der notwendige Abstand im Ablassen der Flugzeuge der Flugzeuge nicht möglich sein, regelt VIII. Fliegerkorps, wer landet und wer abwirft.


    6.) Der Einsatz der Ju 52 ist mit sofortiger Wirkung erheblich zu steigern, da deren Leistung gegenüber He 111 - Verbänden in den letzten Tagen erheblich abfällt.


    7.) Falls Einsatz der Maschinen doppelt und mehr möglich ist, sind vorhandene Reservebesatzungen einzusetzen bzw. solche bei mir anzufordern.


    8.) Gelandete Maschinen dürfen in Gumrak nur soweit enttankt werden, dass der sofortige Rückflug zum Einsatzhafen gewährleistet bleibt. Entgegenstehende Befehle sind nicht zu befolgen. Für die drei am 17. und 18.1. stehengebliebenen He 111 ist der Betriebsstoff zum Rückflug am 19.1. früh zuzuführen, damit diese Maschinen schnellstens wieder in den Einsatz gelangen.


    9. In Gumrak zurückgebliebene Besatzungen sind bevorzugt zurückzubefördern.


    10.) Wie bereits gestern und heute wiederholt befohlen, ist die Verbindung mit Generaloberst Paulus durch erfahrenen Älteren Offizier so schnell wie möglich aufzunehmen. Er hat dabei Tag- bzw. Nachtlandeklarheit von Gumrak zu beurteilen, Vervollständigung fehlender Einrichtungen zu fordern und mit AOK 6 jeweils gewünschte Abwurfplätze zu regeln. Der beauftragte Offizier hat ferner Generaloberst Paulus über die vorhandenen Kräfte und Schwierigkeiten durch Wetter und Bodenorganisation zu unterrichten und ihm die bis zum letzten gehende Einsatzbereitschaft der Transportverbände sowie der höchsten Kommandostellen der Luftwaffe zu versichern.


    11.) Besatzungen, die ihren Flug abbrechen oder entgegen dem gegebenen Befehl nicht landen, sind über ihre Gründe zu vernehmen. Die Protokolle darüber sind mir vorzulegen.



    Milch

    Generalfeldmarschall


    Nach Abgang:

    KTB (FM).




    Gefechtsstand, 19.1.1943

    Generalfeldmarschall Milch Ie (V)


    Aktenvermerk.


    19.1. 12.15 Uhr

    Ferngespräch General Fiebig - Oberst i. Genst. v. Rohden.


    VIII. Fliegerkorps hat einen energischen Stabsoffizier als Flugleiter für den Platz Gumrak einzufliegen.



    .......................

    Hauptmann


    KTB (FM)




    Gruß Marga

  • Ich habe hier Auszüge von der Feldpostprüfstelle des Panzer Armeekommandos 6.

    Hallo zusammen, hallo Peter,


    ganz herzlichen Dank für diesen Beitrag! Er ist so ergreifend, dass es mir schwer gefallen ist, ihn durchgehend zu lesen.


    Er hat mich sehr aufgewühlt und angesprochen. Es ist für uns unvorstellbar, welches Leid diese Soldaten ertragen mussten und heldenmütig oder einfach resignierend ertragen haben.

    Besonders schwierig ist für mich zu verstehen, warum Paulus und andere Vorgesetzte dies alles mitgemacht haben, obwohl sie wussten und gesehen haben, dass es militärisch keinen Ausweg mehr gab.

    Dass der Hitler (GröFaZ) so reagierte, wie er es tat, ist u.a. seinem Wahn geschuldet. Natürlich keine Entschuldigung für ihn, aber ein Erklärungsversuch. Hier haben viele andere hohe Militärführer sehr viel Schuld auf sich geladen.

    Bei allem Sinn und Verständnis für den Eid der Offiziere, ich weiß wovon ich rede, hier ging der Gehorsam zu weit!


    Und nochmals, ich habe einen derartigen Bericht noch nie gelesen. Ich möchte es auch nicht unbedingt mehr machen.

    Ich gebe Antje total Recht! Die Menschheit lernt leider nicht dazu. Es gibt immer wieder ein "Stalingrad", weil irgendwelche Heinis ihre Macht ausleben. Diese Mächtigen müssen aber leider derartige "Stalingrads" nicht ertragen. Nichtmal verantworten müssen sie derartige Grausamkeiten, wie man an der feigen Flucht des Herrn Hitler letztendlich sieht!


    Danke und Grüße

    Horst

  • Hallo Horst,

    die Tragödie ,,Stalingrad" ist noch in den Köpfen der älteren Generation und viel ist bereits dazu publiziert worden. Für mich stellt sich Paulus als ein Zauderer dar. Ich gehe davon aus, dass er militärisch relativ früh erkannte, wie die Dinge im Stalingrader Kessel lagen. Schließlich war er ein gut ausgebildeter Generalstabsoffizier. Trotzdem konnte er sich nicht dazu durchringen, den Befehl zum Ausbruch zu geben, als die Entsatzverbände sich um die Weihnachtszeit 42 bis auf 48 km an den Kessel heran gearbeitet hatten. An dieser Stelle spielt GFM von Manstein in meinen Augen keine gute Rolle. Er hätte Paulus den Ausbruch befehlen müssen. Ihm war die Lage im Kessel bekannt und auch, das Paulus nicht der Mann war, sich gegen einen Befehl Hitlers aufzulehnen. Doch Manstein gab diesen Befehl nicht und der angedachte Ausbruch fand nicht statt, mit all seinen Auswirkungen. Schließlich wurde in Vorbereitung des Ausbruches nur das Allernotwendigste mitgeführt, alles andere vernichtet. Zum Teil verließen die Truppen deshalb auch ausgebaute Stellungen, die dann fehlten. Mein Bestreben ist es keinesfalls das Handel/Nichthandeln von Paulus gut zu heißen, Dafür mussten sehr viele ihr Leben lassen. Allerdings suche ich Erklärungen für das Verhalten von Paulus. Eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der Abläufe im Stalingrader Kessel spielt in meinen Augen der Generalstabschef der 6. Armee, Generalmajor/später Generalleutnant Arthur Schmidt. Dieser setzte auf fanatisches Durchhalten. Nicht ohne Grund war Schmidt Generalstabchef bei Paulus geworden. Inwieweit Paulus sich seiner Schuld wirklich bewußt geworden ist, maße ich mir nicht an zu beurteilen. In seinem Buch ,,Ich stehe hier auf Befehl" sagt ja bereits der Titel manches über sein Verhalten aus. Er ist ja dann relativ früh an einem unheilbaren Nervenleiden gestorben.

    MfG Wirbelwind

  • Guten Tag zusammen,



    Abschrift und Bearbeitung des nächsten Berichtes.


    Quelle: Nara



    Abendmeldung, 19.1. an Generalfeldmarschall


    Gefechtsstand, den 19.1.1943

    Gruppe Ic

    Von Odysseus 17:


    Lage Flugplatz Gumrak.


    Nach Meldung des Flugführers Oberfeldwebel Schmidt (17.1, eingeflogen, 19.1. ausgeflogen) :


    1.) Start- und Landebahn bis 19.1. etwa 200 m breit, rund 1500 m lang; ausreichend, durch Brüche jedoch behindert. Landekreuz meist unbeaufsichtigt, daher schlecht sichtbar. Nachts steht Leuchtpfad von 2 grünen und 1 roten Lampe. Leuchtpfad schlecht beaufsichtigt.


    2.) Bodenorganisation, Flugleitung und Platzorganisation 1,5 km vom Flugplatz entfernt, kein Einwirken, keine Entladekommandos, Besatzung musste selbst entladen.


    Lage gut, durch Feldpolizei zunächst bewacht.


    Betriebsstoffkesselwagen nur unregelmäßig zur Enttankung zur Stelle, langes Warten, bis Wagen erscheinen. Anscheinend noch 3 KKW einsatzbereit zur Stelle. Wärmewagen ohne Betriebsstoff, musste durch Besatzung herangeholt und einsatzbereit gemacht werden. Technische Bereitschaft mit Prüfmeister, Elektrotechnikern und Motorenschlossern am Platz, jedoch verteilt: nicht zu erreichen.


    Peiler arbeitet einwandfrei.


    3.) Verwundeten Fürsorge nicht organisiert. Leichtverwundete stürmten ausrollende Flugzeuge, ohne Entladung abzuwarten. Dabei Verletzte durch Lattenschläge, ein Offizier anscheinend sämtliche Finger der einen Hand abgeschlagen, ein Mann getötet.


    Hinweis des Oberfeldwebel Schmidt, es handele sich um eine ganz neue He 111, wurde durch Oberst Rosenfeld beantwortet, das sei egal, er brauche den Betriebsstoff für die Panzer. Maschine ist dann durch Jäger unklar geschossen (Motortreffer).


    4.) Gelandete Maschine des Oberfeldwebel Schmidt durch Oberst Rosenfeld festgehalten und zur Austankung befohlen.


    5.) Gute, klare Einstellung und Arbeitsweise der Offiziere. Ausführung der Befehle, da meist unkontrolliert, unterbleibt, weil größtenteils apathisch und gleichgültig. Oberst Rosenfeld hat sich in jeder Beziehung persönlich um alles gekümmert und sich immer wieder bemüht und eingesetzt.


    6.) Erdlage am Platze:


    Nachts andauernd Bombenwürfe bis zum Sonnenaufgang, dann Ablösung durch Jäger, die versuchen, Landungen eigener Maschinen durch Jagdsperren zu verhindern; IL-2 Angriffe auf Platz und auf am Platzrand abgestellte Fahrzeuge. Flakartilleriebeschuss von Süden und Nordwesten, Platz scheint artilleristisch vom Gegner beherrscht. Bisher durch Zufall weder Artillerie- noch Bombentreffer auf der Landebahn.


    7.) Zusammenfassung: Landung in Gumrak kann bei entsprechender Wetter- und Abwehrlage erfolgen, wenn


    a) am Tage Landekreuz einwandfrei ausliegt, Landebahn in Ordnung ist,


    b) nachts Leuchtpfad, Funkfeuer und Peiler in Ordnung sind.


    8.) Oberfeldwebel Schmidt ist nach Aussagen seines Kommandeurs ein besonders guter, alter, sehr erfahrener Flugzeugführer. Er betont, dass die Landung bei klarstem Wetter, vom Mondlicht begünstigt erfolgte.


    Durchgegeben: Obergefreiter Winkenstein

    Aufgenommen: Gefreiter Janz



    Gruß Marga

  • Moin zusammen


    Hallo Marga,

    vielen Dank für die eingestellten Berichte



    ich habe hier auch noch etwas zum Flugplatz Gumrak.



    Gruß many



    1.Sanitäts-Kompanie 44


    “Oberarzt Dr. Fritz Steiner, in November 1940 zur bespannten 1.Sanitäts-Kompanie 44 versetzt.

    Nach Rückkehr aus einem Heimaturlaub ließ er sich am noch am 8. Januar 1943 mit einer He 111

    in den Kessel nach Gumrak einfliegen, obwohl klar war, dass es eine Rückkehr nicht gab.

    Am 29. Januar 1943 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten. Entlassen im November 1948.“

    Quelle: (Stille Helden Ares Verlag)

    Auskunft zu Zivilverschollenenliste

  • Guten Abend Many,


    vielen Dank, aber den Dank gebe ich gerne doppelt und dreifach an dich zurück. Du hast uns da ja immer wieder ganz besondere Beiträge und Karten zu diesem Thema zur Verfügung gestellt. Dieses Material erachte ich als enorm wertvoll, und da bin ich sicher nicht die Einzige. :)


    Herzliche Grüße

    Marga

  • Hallo Wirbelwind,


    Ja, Deinem Beitrag kann ich absolut nur zustimmen!

    Ich sehe den Sachverhalt im Wesentlichen wie Du. In meinem Beitrag wollte ich nur noch einmal die Absurdität der damaligen Lageentwicklung und des Handelns der Verantwortlichen darstellen!


    Gruß

    Horst