Scharfschützenwesen in der Roten Armee

  • Hallo,

    die letzten beiden Posts zeigen mir wieder das ganze Dilemma der Wehrmacht, was Scharfschützen betrifft. Während die RA bereits über gut ausgebildete Scharfschützen mit entsprechenden Material verfügten, mussten die dt. Truppen unter Verlusten improvisieren. Dies gelang wohl nicht voll umfänglich. Selbst russ. Scharfschützinnen macht den Wehrmachtsangehörigen das leben an der Ostfront schwer. Deutscherseits ist mir dergleichen nicht bekannt. Allerdings auch nicht, ob Frauen/Mädchen im Freikorps ,,Adolf Hitler" lernten mit einem Scharfschützengewehr umzugehen.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,

    die letzten beiden Posts zeigen mir wieder das ganze Dilemma der Wehrmacht, was Scharfschützen betrifft. Während die RA bereits über gut ausgebildete Scharfschützen mit entsprechenden Material verfügten, mussten die dt. Truppen unter Verlusten improvisieren. Dies gelang wohl nicht voll umfänglich. Selbst russ. Scharfschützinnen macht den Wehrmachtsangehörigen das leben an der Ostfront schwer.

    dem kann ich nur zustimmen, ganz meine Meinung.

    Deutscherseits ist mir dergleichen nicht bekannt.

    das deutsche Scharfschützenwesen brauchte seine Zeit aber war ebenfalls nicht zu unterschätzen. Dieses Bild habe ich in der Vergangenheit zumindest erhalten. Ich sammle dazu bereits seit einigen Jahren entsprechendes Material aber dieses wird dann exklusiv im neuen Lexikon veröffentlicht werden.

    Allerdings auch nicht, ob Frauen/Mädchen im Freikorps ,,Adolf Hitler" lernten mit einem Scharfschützengewehr umzugehen.

    das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen und dazu habe ich auch noch nichts gelesen oder gehört. Die deutsche Führung hatte eine andere Grundhaltung zur Aufgabe der Frau im Krieg, als andere Länder, insbesondere der Sowjetunion.


    Gruß

    Michael

  • Hallo Michael,

    viel Literatur habe ich über die dt. Scharfschützen noch nicht gelesen. Das werde ich noch nachholen. Was mir allerdings bereits bekannt ist, Sepp Allersberger agierte ähnlich, wie die in dem in den Thread gestellten Zeitungsartikel. Allerdings die Bekämpfung von Luftzielen durch ihn ist mir nicht bekannt. Mehr schon über seine Rolle bei den Rückzugskämpfen. Hier gelang es ihm, durch gezielte Schüsse, oft Rumpf-/Bauchschüsse, den Vormarsch russ. Einheiten zu verzögern und den Rückzug seiner Kameraden zu decken.

    Von öfters in sowjet. Filmen gezeigten Baumschützen als Scharfschützen hielt er berechtigterweise nichts. Ebenfalls von Einkerbungen am Schaft als Zeichen über die Anzahl der getöteten Feinde. Bei Gefangennahme bedeutete dies den Tod.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Allerseits,


    Abschrift und Bearbeitung!


    Der Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres

    34 f 10/Erf.Bl.Chef Ausb.Wesen/In 5 (Ic 2) 8200/43


    Berlin, den 15.07.1943


    III. Russische Scharfschützenausbildung


    Das finnische Hauptquartier hat durch Gefangenenaussagen, aus Beutepapieren und durch Beobachtungen der eigenen Truppe die Frage des Einsatzes von Scharfschützen in der Roten Armee weitgehend geklärt. Wenn auch Gelände und Kampfart an der finnischen Front den Einsatz dieser Spezialisten besonders begünstigt, so sind doch die gemachten Beobachtungen und Erfahrungen für die gesamte Ostfront maßgebend.


    Die Russen setzen nur unerschrockene und bis zum Letzten pflichtgetreue Männer als Scharfschützen ein.


    Im Angriff ist ihr Platz 10 - 15 m hinter der angreifenden Truppe, ihre Aufgabe die Vernichtung feindlicher Offiziere und Schützen an MG und Pak.


    Gelingt ihnen die Vernichtung ihres Zieles nicht, so machen sie durch eine Leuchtspurgeschossreihe die Mannschaften von MG, Granatwerfer und Pak darauf aufmerksam und beziehen unverzüglich eine Wechselstellung.


    In der Verteidigung ist ihr Platz entweder auf dem Boden eines Hauses oder auf einem Baum, besser an den Nahtstellen des Frontabschnittes bzw. an den offenen Flanken, ihre Aufgabe: auch hier die Vernichtung der feindlichen Führer und der augenscheinlich mit besonderen Aufgaben betrauten Soldaten.


    Die Scharfschützen sind immer paarweise tätig. Der eine beobachtet mit dem Fernrohr und legt die Entfernungen fest, der andere schießt. Sie sind in Sicht- und Winkverbindung miteinander und werden von den anderen Schützen unterstützt. Bei der Auswahl der Stellungen wird das Hauptgewicht auf Schussfeld und gute Tarnungsmöglichkeiten gelegt. Für die Stellung in Bäumen sucht der Feind dichte, buschige Bäume aus, die Deckung gegen Sicht bieten.


    Besonders in der Verteidigung muss der Scharfschütze Geduld und Zähigkeit besitzen. Da der Feind sich besonders vorsichtig benimmt, muss er oft stundenlang lauern, bis ein feindlicher Schütze sich im Schützengraben durch eine unvorsichtige Bewegung verrät. Beim Kampf mit dem Gegner handelt es sich um ein Dauergefecht, bei dem entscheidend ist, wer zuerst eine unvorsichtige Bewegung macht oder einen vorzeitigen Schuss abgibt.


    Die Tarnungskunst des Scharfschützen bedarf besonderer Förderung.


    Als Anregung werden für eine bestimmte Anzahl „Abschüsse" Auszeichnungen und Belohnungen versprochen.


    Nach Gefangenenangaben besteht zwar die Scharfschützengruppe einer Schützenkompanie lediglich aus 3 - 5 Mann (früher nur 2 Mann), aber dazu kommt, dass die rückwärtigen Verbände ihre Scharfschützen den eingesetzten Truppen zur Verfügung stellen.


    In letzter Zeit sind die Scharfschützen gewöhnlich in kleinen Gruppen (4 Mann) aufgetreten, aber jeder Schütze hat trotzdem seine eigene Stellung, die er nach einer bestimmten Zeit verlässt, um eine andere zu beziehen.


    Die Voraussetzungen für die Scharfschützentätigkeit sind je nach Frontabschnitt verschieden, aber im allgemeinen lässt sich sagen, dass der Feind sich den örtlichen Verhältnissen äußerst geschickt anpasst und immer im Auge behält, dass die Geheimhaltung der Stellungen für den Erfolg seiner Tätigkeit als Scharfschütze ausschlaggebend ist.


    Über die Feuerstellungen der Feindscharfschützen lassen sich folgende Beobachtungen machen:


    Gewöhnlich lauert der Scharfschütze in einem gut getarnten Unterstand oder einer gedeckten Stellung, die mit dem Schützengraben in Verbindung stehen. Die gedeckten Stellungen und Unterstände sind mit einer oder mehreren winzigen Schießscharten versehen. Das Gesicht des Schützen ist nicht zu sehen, im Winter ist bei Schussabgabe nur ein leichtes Emporstieben von Schnee vor dem Schießschlitz wahrzunehmen.


    Zuweilen lauern die Scharfschützen auch im Vorgelände oder hinter dem Schützengraben. Gebäude und Ruinen bieten ihnen gute Lauerstellungen; die Feuereröffnung erfolgt durch die Luken der Bodenräume und Keller. Durch Entfernen einiger Ziegel werden an den Mauern oft Schiess- und Beobachtungsscharten freigemacht.


    Die Scharfschützen führen ihre Aufgaben mit außergewöhnlicher Geduld und Zähigkeit aus und verfügen über ein ausgezeichnetes Menschen- und Waffenmaterial. Das lässt sich daraus schließen, dass sie auch die geringste Bewegung auf weite Entfernungen feststellen und dass ihre Zielwahl sich auf gut ausgewählte Ziele beschränkt.


    Auch bei Dämmerung und leichtem Schneefall ist mit Scharfschützentätigkeit zu rechnen. Die eigene Truppe benimmt sich dann unvorsichtiger, während das Zielfernrohrgewehr trotz der schlechteren Sicht noch nichts an Treffgenauigkeit eingebüßt hat. Auch das unvorsichtige Bewegen zu Verpflegungszeiten wird von den Scharfschützen ausgenutzt.


    Die gewöhnlichste und wirksamste Schussentfernung beträgt 200 - 400 m, aber bis 600 - 700 m ist die Treffgenauigkeit noch recht gut. Über die Treffgenauigkeit mag hier folgendes Beispiel angeführt werden:


    Auf 200 - 400 m sind mehrere Scherenfernrohre zerschossen worden.


    Die feindlichen Scharfschützen machen unter anderem von folgenden Täuschungsmethoden Gebrauch:


    1) Um die Truppe an Unvorsichtigkeit zu gewöhnen, ist ein Stellungsteil bis zu 8 Tagen "gehegt" worden."


    2) Der Scharfschütze hat zuerst seine Waffe auf eine bestimmte Entfernung eingeschossen und erst nach ein paar Tagen das eigentliche Ziel unter Feuer genommen.


    Eigene Gegenmaßnahmen


    Die meisten durch feindliche Scharfschützen verursachten Verluste sind der Unvorsichtigkeit, mangelhafter Geländeausnutzung der eigenen Truppe oder dem Umstand zuzuschreiben, dass die Truppe z. B. im Winter, entweder schmutzige Tarnanzüge oder gar keine Schutzanzüge im gefährdeten Gelände benutzt hat. Die Verluste durch eigene Fahrlässigkeit lassen sich vermeiden, und deshalb muss jeder Soldat gezwungen werden, alle möglichen Mittel auszunutzen, um die feindliche Scharfschützentätigkeit zu erschweren. In Betracht kommen folgende Gegenmaßnahmen:


    - vorsichtiges Bewegen und sorgfältige Geländeausnutzung im gefährdeten Raum,

    - möglichst gute Tarnung,

    - genügend tiefe Schützen- und Verbindungsgräben,

    - Warnungsschilder in Schützengräben,

    - Querstangen über Schützen- und Verbindungsgräben, die das Bewegen in gebückter Körperstellung notwendig machen,

    - Verwendung von Helmen zur Täuschung des Gegners,

    - Anwendung reiner und vollständiger Tarnkleidung,

    - sorgfältige Auswahl sowie gründlicher Ausbau und Tarnung der Feuerstellungen,

    - häufiges Wechseln von Beobachtungs- und Feuerstellungen.


    Quelle: germandocsinrussia


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo,

    die Vorgehensweisen der dt.+russ. Scharfschützen ähneln sich sehr, zumindest habe ich diesen Eindruck nach dem Durchlesen des letzten Posts von Antje. Ob die Scharfschützen der Wehrmacht ständig mit einem Zuweiser/Beobachter unterwegs waren, ist mir nicht bekannt. Allerberger ging oft allein ,,auf Jagd". Warum die Russen als Sitz eines Scharfschützen auch Bäume wählten, bleibt mir ein Rätsel. Selbst dicht belaubt, ist das Risiko, durch eine bspw. abgegebene MG-Salve getroffen zu werden, hoch. Andere Deckungsmöglichkeiten sind da in meinen Augen risikoärmer.

    Die Finnen sind als gute Schützen bekannt und haben im Winterkrieg der Roten Armee dadurch auch beträchtliche Verluste beigebracht. Denke dabei nur an Simo Häyhä, ,,der weiße Tod", mit über 500 Abschüssen in rund 100 Tagen. Stellt sich mir die Frage, ob es in der finnischen Nationalgarde eine regelrechte Scharfschützenausbildung gab. Häyhä lehnte es ebenfalls strikt ab, auf Bäumen auf seine Opfer zu lauern.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,


    vielen Dank für deinen Kommentar. Hmmm ich dachte immer, dass Bäume sehr gute Deckung für Scharfschützen böten, aber ist es tatsächlich so leicht mit MG-Salven auf so ein entferntes Ziel auch zu treffen?


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Antje,

    es kam sicherlich darauf an, in welcher Entfernung die Bäume standen. Mit einem MG 42 konnte bis 800m relativ gut geschossen werden (ohne Lafette). Scharfschützen, wie Häyhä, lagen in der Regel 150-200 m vom Feind entfernt. Andere sicher mehr, da der ,,weiße Tod" ohne Zielfernrohr schoss, Also gehe ich schon davon aus, das ein Schütze mit dem MG 42 genügend Treffsicherheit besaß, mit Salven Scharfschützen von den Bäumen zu holen. Es gab ja auch bspw. die Möglichkeit, mit Granatwerferfeuer Bäume zu zerschießen. Der Finne, selbst an der Erde liegend, musste Artilleriebeschuss aushalten.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo,


    es gibt einen Bericht von Bacuffz zu Simo Häyhä


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    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo,

    bei der Beschäftigung mit Simo Häyhä lief es mir doch stellenweise eiskalt den Rücken herunter. Was der Mann alles auf sich genommen hat, um seinen Vaterland zu helfen. Stundenlang in eisiger Kälte bei - 40 Grad auszuharren, um den Gegner töten zu können, dass setzt schon einiges voraus. Auch seine Tricks nötigen Respekt ab. Ich staune auch, wie alt ein Teil solche Männer trotz sehr schwerer Verwundung und dem Erlebten wurden.

    Übrigens erzielte er die Abschüsse mit einer finnischen Variante des russischen Gewehres Mosin-Nagant M/28.

    Das Video von Sascha Ulderup über Simo ist anschauenswert.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo zusammen,


    anbei eine Abschrift eines sowjetischen Leitfadens zur Ausbildung und Tätigkeit von Scharfschützen an der karelischen Front, aus dem Mai 1943.


    Quelle: Nara T-315 R-873


    Gruß

    Michael

  • Guten Tag zusammen,



    Abschrift und Bearbeitung

    Quelle: germandocsinrussia


    In einem Erfahrungsblatt für Pioniere und Truppenpioniere vom 15.07.1943 bin ich zufällig hierauf gestoßen.

    (Unterlagen Ia-Abteilung SS-Division „das Reich“)


    III. Russische Scharfschützenausbildung


    Das finnische Hauptquartier hat durch Gefangenenaussagen, aus Beutepapieren und durch Beobachtungen der eigenen Truppe die Frage des Einsatzes von Scharfschützen in der Roten Armee weitgehend geklärt. Wenn auch Gelände und Kampfart an der finnischen Front den Einsatz dieser Spezialisten besonders begünstigt, so sind doch die gemachten Beobachtungen und Erfahrungen für die gesamte Ostfront maßgebend.


    Die Russen setzen nur unerschrockene und bis zum Letzten pflichtgetreue Männer als Scharfschützen ein.


    Im Angriff ist ihr Platz 10-15 m hinter der angreifenden Truppe, ihre Aufgabe die Vernichtung ihres Zieles nicht, so machen sie durch eine Leuchtspurgeschossreihe die Mannschaften von M.G., Granatwerfern und Pak darauf aufmerksam und beziehen unverzüglich eine Wechselstellung.


    In der Verteidigung ist ihr Platz entweder auf dem Boden eines Hauses oder auf einem Baum, besser an den Nahtstellen des Frontabschnittes bzw. an den offenen Flanken, ihre Aufgabe: auch hier die Vernichtung der feindlichen Führer und der augenscheinlich mit besonderen Aufgaben betrauten Soldaten.


    Die Scharfschützen sind immer paarweise tätig. Der eine beobachtet mit dem Fernrohr und legt die Entfernungen fest, der andere schießt. Sie sind in Sicht- und Winkverbindung miteinander und werden von den anderen Schützen unterstützt. Bei der Auswahl der Stellungen wird das Hauptgewicht auf Schussfeld und gute Tarnungsmöglichkeiten gelegt. Für die Stellung in Bäumen sucht der Feind dichte, buschige Bäume aus, die Deckung gegen Sicht bieten.


    Besonders in der Verteidigung muss der Scharfschütze Geduld und Zähigkeit besitzen. Da der Feind sich besonders vorsichtig benimmt, muss er oft stundenlang lauern, bis ein feindlicher Schütze sich im Schützengraben durch eine unvorsichtige Bewegung verrät. Beim Kampf mit dem Gegner handelt es sich um ein Dauergefecht, bei dem entscheidend ist, wer zuerst eine unvorsichtige Bewegung macht oder einen vorzeitigen Schuss abgibt.


    Die Tarnungskunst des Scharfschützen bedarf besonderer Förderung.


    Als Anregung werden für eine bestimmte Anzahl „Abschüsse“ Auszeichnungen und Belohnungen versprochen.


    Nach Gefangenenangaben besteht zwar die Scharfschützengruppe einer Schützenkompanie lediglich aus 3-5 Mann (früher nur 2 Mann), aber dazu kommt, dass die rückwärtigen Verbände ihre Scharfschützen den eingesetzten Truppen zur Verfügung stellen.


    In letzter Zeit sind die Scharfschützen gewöhnlich in kleinen Gruppen (4 Mann) aufgetreten, aber jeder Schütze hat trotzdem seine eigene Stellung, die er nach einer bestimmten Zeit verlässt, um eine andere zu beziehen.


    Die Voraussetzungen für die Scharfschützentätigkeit sind je nach Frontabschnitt verschieden, aber im allgemeinen lässt sich sagen, dass der Feind sich den örtlichen Verhältnissen äußerst geschickt anpasst und immer im Auge behält, dass die Geheimhaltung der Stellungen für den Erfolg seiner Tätigkeit als Scharfschütze ausschlaggebend ist.


    Über die Feuerstellungen der Feindscharfschützen lassen sich folgende Beobachtungen machen:


    Gewöhnlich lauert der Scharfschütze in einem gut getarnten Unterstand oder einer gedeckten Stellung, die mit dem Schützengraben in Verbindung stehen. Die gedeckten Stellungen und Unterstände sind mit einer oder mehreren winzigen Schießscharten versehen. Das Gesicht des Schützen ist nicht zu sehen, im Winter ist bei Schußabgabe nur ein leichtes Emporstieben von Schnee vor dem Schießschlitz wahrzunehmen.


    Zuweilen lauern die Scharfschützen auch im Vorgelände oder hinter dem Schützengraben. Gebäude und Ruinen bieten ihnen gute Lauerstellungen; die Feuereröffnung erfolgt durch die Luken der Bodenräume und Keller. Durch Entfernen einiger Ziegel werden an den Mauern oft Schieß- und Beobachtungsscharten freigemacht.


    Die Scharfschützen führen ihre Aufgaben mit außergewöhnlicher Geduld und Zähigkeit aus und verfügen über ein ausgezeichnetes Menschen- und Waffenmaterial. Das lässt sich daraus schließen, dass sie auch die geringste Bewegung auf weite Entfernungen feststellen und dass ihre Zielwahl sich auf gut ausgesuchte Ziele beschränkt.


    Auch bei Dämmerung und leichtem Schneefall ist mit Scharfschützentätigkeit zu rechnen. Die eigene Truppe benimmt sich dann unvorsichtiger, während das Zielfernrohrgewehr trotz der schlechten Sicht noch nichts an Treffgenauigkeit eingebüßt hat. Auch das unvorsichtige Bewegen zu Verpflegungszeiten wird von Scharfschützen ausgenutzt.


    Die gewöhnlichste und wirksamste Schussentfernung beträgt 200-400 m, aber bis 600-700 m ist die Treffgenauigkeit noch recht gut. Über die Treffgenauigkeit mag hier folgendes Beispiel angeführt werden:


    Auf 200-400 m sind mehrere Scherenfernrohre zerschossen worden.


    Die feindlichen Scharfschützen machen u.a. von folgenden Täuschungsmethoden Gebrauch:


    1.) Um die Truppe an Unvorsichtigkeit zu gewöhnen, ist ein Stellungsteil bis zu 8 Tagen „gehegt“ worden.


    2.) Der Scharfschütze hat zuerst seine Waffe auf eine bestimmte Entfernung eingeschossen und erst nach ein paar Tagen das eigentliche Ziel unter Feuer genommen.


    Eigene Maßnahmen


    Die meisten durch feindliche Scharfschützen verursachten Verluste sind der Unvorsichtigkeit, mangelhafter Geländeausnutzung der eigenen Truppe oder dem Umstand zuzuschreiben, dass die Truppe z. B. im Winter, entweder schmutzige Tarnanzüge oder gar keine Schutzanzüge im gefährdeten Gebiet benutzt hat. Die Verluste durch eigene Fahrlässigkeit lassen sich vermeiden, und deshalb muss jeder Soldat gezwungen werden, alle möglichen Mittel auszunutzen, um die feindliche Scharfschützentätigkeit zu erschweren. In Betracht kommen folgende Gegenmaßnahmen:


    — vorsichtiges Bewegen und sorgfältige Geländeausnutzung im gefährdeten Raum,


    — möglichst gute Tarnung,


    — genügend tiefe Schützen- und Verbindungsgräben,


    Warnungsschilder in Schützengräben


    — Querstangen über Schützen- und Verbindungsgräben, die das Bewegen in gebückter Körperstellung notwendig machen,


    Anwendung von Helmen zur Täuschung des Gegeners,


    — Anwendung reiner und vollständiger Tarnbekleidung,


    — sorgfältige Auswahl sowie gründlicher Ausbau und Tarnung der Feuerstellungen,


    — häufiges Wechseln von Beobachtungsstellen und Feuerstellungen.




    Gruß Marga

  • Hallo,

    die Posts von Michael und Marga ergänzen sich. Was mir nach wie vor etwas rätselhaft bleibt, ist der Umstand, dass russische Scharfschützen auch auf Bäumen saßen und schossen. Anderseits hieß es aber von bekannten Scharfschützen, dass sich der Scharfschütze auf einem Baum leichter vernichten lässt. Sicher, sitzt ein Scharfschütze auf einem Einzelbaum, kann er durch intensives Beobachten schneller ausgemacht und abgeschossen werden. Bei Bäumen am Waldesrand oder tiefer drin wird es schon schwieriger. Trotzdem geht der betreffende Scharfschütze in meinen Augen ein größeres Risiko ein, da er sich nicht unbedingt unerkannt rasch entfernen kann, wenn dies geboten erscheint.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,

    Was mir nach wie vor etwas rätselhaft bleibt, ist der Umstand, dass russische Scharfschützen auch auf Bäumen saßen und schossen.

    das im einzelnen zu ermitteln wird wohl kaum möglich sein aber vielleicht waren die Erfolge größer als die Verluste. Die RA war im übrigen nicht die einzige Nation, die diese Taktik verwendete. Die Japaner setzten ebenfalls Baumschützen ein, siehe auch:


    Auch bei ersten Erkundungstrupps ins Landesinnere waren keine japanischen Truppen zu sehen, abgesehen von vereinzelten Gruppen und ein paar der gefürchteten Baumschützen.


    weiterlesen unter:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_um_Okinawa


    Gruß

    Michael

  • Hallo Marga,


    vielen Dank für diesen interessanten Beitrag.

    Einer Aussage in diesem Bericht muss ich aber widersprechen: "... Russen setzen nur unerschrockene und bis zum Letzten pflichtgetreue Männer als Scharfschützen ..."!

    Dies ist mit Sicherheit falsch, denn die vielen russischen Scharfschützinnen, die z.T. erhebliche Verluste innerhalb der deutschen Truppen zu verantworten haben, sind sogar weithin bekannt.

    Und gerade diese Scharfschützinnen waren "unerschrocken" und "pflichtgetreu", oft sogar über die Erfüllung ihrer männlichen Kameraden hinaus!


    Viele Grüße

    Horst

  • Guten Tag lieber Horst,


    zunächst einmal herzlichen Dank für deine Reaktion. Was soll ich sagen, zunächst habe ich nachgesehen, ob ich etwas falsch abgeschrieben habe. Das ist mir durchaus schon passiert, diesmal aber nicht. Also kann ich dir nur 100 % zustimmen. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass eine Frau sich frei entscheiden konnte, ob sie Scharfschützin werden wollte, fühlte sich vielleicht sogar berufen dazu? Aber das weiß ich natürlich nicht, kann mir nur so meine Gedanken darüber machen. Und die Männer, wenn sie unerschrocken waren und vortrefflich schießen konnten, waren sie dann automatisch verpflichtet Scharfschütze zu werden?


    Ich wünsche dir noch einen schönen Tag.

    Gruß Marga

  • Hallo Marga,

    Und die Männer, wenn sie unerschrocken waren und vortrefflich schießen konnten, waren sie dann automatisch verpflichtet Scharfschütze zu werden?

    ich kann hier nur mutmaßen aber die Ausbilder versuchten natürlich derartige Fähigkeiten zu fördern.


    Gruß

    Michael

  • Nachtrag:

    ich habe noch ein Foto gefunden, dass einen Tarnanzug zeigt, der auch (angeblich) von sowjetischen Baumschützen verwendet wurde.

    auch dieser Tarnanzug soll hier nicht unerwähnt bleiben:



    Gruß

    Michael