Kochrezepte der Wehrmacht

  • Hallo Wirbelwind,

    Anzunehmen, dass es so zubereitetes Pferdefleisch verstärkt im Kessel von Stalingrad gegeben hat.

    davon kann man auf jeden Fall ausgehen. Ich habe gerade erst wieder eine Doku gesehen, wo Zeitzeugen der 6. Armee ihre Erlebnisse geschildert haben. Einer der ersten Punkte nach dem Einschluß und dem sinken der Versorgungsquote war dieser........


    Gruß

    Michael

  • Hallo,


    vor diesem Hintergrund war wohl das Pferdefleisch nicht mal das schlechteste, was für die Landser im Stalingrader Kessel zubereitet wurde. Es soll ja in der Endphase zu vereinzelten Kannibalismus gekommen sein....´


    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,

    wieder mal interessant, was die Wehrmacht ihren Landsern so aufgetischt hat. Anzunehmen, dass es so zubereitetes Pferdefleisch verstärkt im Kessel von Stalingrad gegeben hat.

    bei weitem aber kein Alleinstellungsmerkmal der Wehrmacht, Pferdefleisch auf dem Speiseplan der Feldküche zu haben. Alle unplanmäßig verlaufenden Feldzüge seit Christi Gedenken (inkl 1812 bei Napoleon) dürften auf das hochwertige fettfreie Fleisch zurückgegriffen haben. Heute noch in unseren Nachbarländern (Benelux + Frankreich) eine oft verzehrte Delikatesse, liegt sogar in vielen Supermärkten direkt neben dem billigen deutschen Schweinefleisch in der Kühltheke aus.


    Letztendlich hat sich nur in Deutschland der päpstliche Fluch als Tabu des Verzehrs gehalten (Germanenfleisch, arme Primitivlinge).

    Am Fleisch selber gibt es qualitativ nichts zu rütteln.


    Grüße

    Udo

  • Hallo udorudi,

    mit dem fettfreien Fleisch hast Du genau eines der Probleme der Wehrmachtsangehörigen im Stalingrader Kessel angesprochen. Letztendlich braucht es Kalorien, um bspw. Kälte und Stürme auszuhalten. Allein mit Pferdefleisch war das nicht zu machen und selbst das gab es nicht in ausreichender Menge. Durch die Mangelernährung kam es zu vielen, urplötzliche Todesfälle unter den Landsern dort, ohne äußerlichen Anlass. Die daraufhin durchgeführten Obduktionen mit eigens eingeflogenen Obduzenten offenbarte das ganze Elend. Das Pferdefleisch war unter anderem nicht Teil der Lösung für die grassierende Unterernährung sondern Teil des Problems.


    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,


    Letztendlich braucht es Kalorien, um bspw. Kälte und Stürme auszuhalten.

    ich verstehe deinen Beitrag nicht. Pferdefleisch ist wunderbar nahrhaft und sichert mit seiner geringeren Fettmenge auch ein monatelanges Überleben bei -40°C. Vorausgesetzt, man vertilgt davon ausreichende Mengen, also kräftige Portionen für Erwachsene. Das war nicht gegeben. 5 Gramm Fett mehr auf 100 Gramm Fleisch, also Schweine- oder Rindfleisch, hätten keinen einzigen Soldaten mehr am Leben erhalten. Es war schlichtweg nicht in den benötigten Mengen vorhanden. Aber so sind Kriege nun mal, es treten unvorhersehbare Komplikationen auf, bei Alexander der Große, Hannibal, Napoleon und bei der Wehrmacht.


    Durch die Mangelernährung kam es zu vielen, urplötzliche Todesfälle unter den Landsern dort, ohne äußerlichen Anlass. Die daraufhin durchgeführten Obduktionen mit eigens eingeflogenen Obduzenten offenbarte das ganze Elend.

    Hunger und Tod stehen seit Menschheitsgedenken in einem Zusammenhang, ist also nichts Spezifisches für Stalingrad. Ich habe die Literatur der Ärzte zu dem Thema gelesen, die Soldaten waren zum größten Teil erheblich vorgeschädigt. Der lange Weg nach Stalingrad, mit schweren Märschen und schlechter Versorgungslage hatte bereits alle körperlichen Reserven verbraucht. Um so verheerender konnten die Hungerwochen direkt wirken.


    Übrigens - die Kälte in Stalingrad war nicht so extrem wie vor Moskau 1941/42, wurde durch ausgezehrte Körper nur als dreimal so schlimm empfunden. Man hat die Aufzeichnungen jüngst genauestens analysiert.

    Über -8°C hätten die Soldaten normalerweise nur müde gelächelt. Ich meine, das war sogar ein Kellerhoff-Artikel bei der WELT.de.


    Grüße

    Udo

  • Hallo Michael,

    passend zum Thema lasse ich mal Wikipedia sprechen:

    leider nicht ganz so ausführlich, der Artikel. Es fehlen z.B. Hinweise auf fremde Völker, die mehr freilebende Pferde als Einwohner haben (Mongolei). Schon die Truppen Dschingis Khans wussten das nährreiche Fleisch besonders im Winter zu schätzen, wegen des hohen Brennwerts. Deutsche Soldaten mögen sich damals pikiert haben, geschmeckt hat das geschmorte Fleisch der Feldküche aber noch jedem.


    Grüße

    Udo

  • Hallo udorudi,


    dass es in Kriegen immer unvorhergesehene Situationen gibt und geben kann, ist allgemein bekannt. Was dann aber im Stalingrader Kessel in punkto ausreichende Versorgung mit Nahrungsmitteln ablief, war absehbar. Selbst seine eigenen Leute bescheinigten Meier, dass 700 Tonnen niemals in den Kessel einzufliegen waren. Bestenfalls 350 Tonnen bei idealen Bedingungen. Gelang wohl nur an einem Tag. Also war Schmalhans Küchenmeister und die Pferde mußten herhalten. Ende vom Lied, bei den sezierten Leichen gab es unter anderem kein Fettgewebe mehr. Ließ Dir mal den Sektionsbericht des Patholgen Girgensohn durch. Ironie, Landser, die mangelernährt waren und in diesem Zustand Fettfleisch zu sich nahmen, starben daran, weil dessen Verdauung zu viel Kräfte verschlang. Ich will das an dieser Stelle nicht weiter vertiefen, sonst wird es offtopic.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Udo,

    leider nicht ganz so ausführlich, der Artikel. Es fehlen z.B. Hinweise auf fremde Völker, die mehr freilebende Pferde als Einwohner haben (Mongolei).

    ja es ist natürlich nicht unbedingt als vollständig anzusehen aber mir ging es in erster Linie um solche Daten:


    Pferdefleisch ist rot bis dunkelrot und von fester Konsistenz. Fleisch von jungen Pferden ist hellrot und schmeckt nur leicht anders als Rind. Erst das Fleisch älterer Pferde hat die charakteristisch dunkle Farbe und den typischen Geschmack. Je älter das Tier, desto zarter ist sein Fleisch. Der Geschmack von Pferdefleisch ist etwas süßlich, was auf den hohen Gehalt von Glykogen zurückgeführt wird.


    Pferdefleisch ist reich an Eisen und sehr fettarm. 100 Gramm enthalten durchschnittlich:

    • Eiweiß: 29,8 g
    • Fett: 3,5 g
    • Natrium: 38 mg
    • Magnesium: 21 mg
    • Eisen: 4,13 mg
    • Vitamin A: 0,018 mg
    • Vitamin B1: 0,076 mg
    • Vitamin B2: 0,150 mg
    • Vitamin B6: 0,500 mg
    • Vitamin B12: 0,063 mg
    • Vitamin E: 0,230 mg

    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Pferdefleisch


    Gruß

    Michael

  • Hallo,


    als Ergänzung zu meinen Posts. Bei der Bewertung, wie gesund Pferdefleisch ist (was ich gar nicht bezweifele), blieb bisher außen vor, in welchem Zustand die zu schlachtenden Pferde waren. Ich gehe davon aus, dass diese im Falle Stalingrader Kessel selbst mangelernährt waren. Woher sollte auch das entsprechend notwendige Futter kommen, wenn es nicht mal für die Landser reichte. Damit meine ich auch, dass der Marsch an die Wolga für die Pferde ebenso Kräfte zehrend war, wie für viele eingesetzte Landser. schließlich machten die genügsamen russ. Panjepferde nicht den überwiegenden Teil des Pferdebestandes der 6. Armee aus. Fazit für mich. Die Idee, die mangelhafte Versorgung mit Pferdefleisch zu überbrücken, bis der Entsatz heran war, konnte nicht funktionieren. Zu wenige Pferde, um ausreichend Fleisch zu gewinnen und die Qualität des Fleisches lies ebenfalls zu wünschen übrig. Damit konnte letztendlich keine ausreichende Versorgung mit den notwendigen Kalorien abgesichert werden.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,

    in welchem Zustand die zu schlachtenden Pferde waren.

    nur die Soldaten waren im Nachteil, weil keine Grasfresser!

    Bei Pferden sehe ich da weniger Probleme, die konnten auf dem Weg nach Stalingrad beim Steppengras kräftig zulangen. Sind auch sonst für viele Kilometer Marsch ausgelegt. Natürlich wurde im Dezember auch das Futter im Kessel knapp. Dann wog ein Pferd halt nur noch 700kg statt 900kg. Reichte immer noch für viele Portionen.


    Fazit für mich. Die Idee, die mangelhafte Versorgung mit Pferdefleisch zu überbrücken, bis der Entsatz heran war, konnte nicht funktionieren.

    Die Verpflegung mit Notschlachtungen war so auch von niemandem eingeplant. Hätte aber bei 500.000 statt der vorhandenen 50.000 Pferde wunderbar geklappt, bis auf den kulturell bedingten Ekel. Es gibt heute moderne Industrienationen, die überstehen heute schlimme Winter mit sehr fettfreier Ernährung bzw. nur mit Salatblättern.


    Das bei Obduktionen kein Fettgewebe mehr gefunden wurde, daran hatte Pferdefleisch keine Schuld. Der menschliche Körper stellt bei Mangelzufuhr automatisch auf die Verbrennung eigener Reserven um. Jedes zur Verfügung stehende Gramm an Fettgewebe wird dann irgendwann abgebaut. Ist kein Stalingradproblem, betraf Jahre vorher bzw. Jahre später auch Millionen Kriegsgefangene.



    Grüße

    Udo

  • Hallo udorudi,


    ob die Pferde genügend Steppengras fressen konnten, ehe sich der Stalingrader Kessel schloss, will ich nicht weiter kommentieren. Der Sommer 42 war heiß und die Pferde wurden ja nicht nur für Offiziersausritte benötigt und mitgeführt. Die fehlende Fettschicht bei der Obduktion der plötzlich gestorbenen Landser hat nach meiner Meinung auch etwas mit der einseitigen Versorgung durch Pferdefleisch zu tun. Dieses ist nun mal fett-u. kalorienarm. Außerdem stand nicht mal diese Ressource ausreichend zur Verfügung. Was da alles zuletzt im Kochkessel gelandet sein mag bzw. verzehrt wurde, möchte ich mir gar nicht vorstellen. Diesen Soldaten hat auch nicht geholfen, dass es schon vor dieser Tragödie in den Jahrhunderten davor Soldaten im Krieg verhungert sind.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo,


    ich weiß, es handelt sich nicht um ein Rezept, aber es beeinflußt den Speiseplan erheblich.


    Nachfolgende Nachricht habe ich ihm Korück Tagesbefehl vom 07.07.1943 gefunden:


    Kartoffelnachschub:


    Die angespannte Kartoffellage erfordert Streckung der vorhandenen Vorräte und der noch in Zuführung befindlichen Mengen. Eine tägliche Ausgabe von Kartoffeln kommt nicht mehr in Betracht. Es sind 2 - 3 kartoffellose Tage in der Woche einzulegen. Mehr als wöchentlich 2 kg Kartoffeln pro Kopf dürfen nicht verbraucht werden.


    Quelle: germandocsinrussia


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo !


    Wieder kein Wehrmachtsrezept! Aber Wissenswert.


    Nachfolgende Auszugs-Nachricht habe ich dem Korück 532 Tagesbefehl Nr. 30 vom 16.07.1943 entnommen:


    Anrechnung von Frischgemüse auf die Gemüseportionen


    Die angespannte Ernährungslage läßt einen zusätzlichen Verbrauch des in den Truppengärten gezogenen Gemüses nicht zu. Die Abgabe der in der Heimat dringend benötigten Gemüse-Sämereien läßt sich auch nur rechtfertigen, wenn das in den Truppengärten erzeugte Gemüse auf die zuständige Gemüseportion angerechnet wird. Die hierdurch erzielten Einsparungen kommen der Heimat zugute und tragen wirksam zur Entlastung der allgemeinen Ernährungslage bei.


    Nach den von der Armee getroffenen Feststellungen wird in den Truppengärten im allgemeinen in einem solchen Umfange Gemüse erzeugt, dass eine größere Anzahl von Gemüseportionen eingespart und durch Frischgemüse ersetzt werden kann. Es wird daher angeordnet, dass im Monat Juli mindestens 5 volle Gemüseportionen einzusparen und durch Frischgemüse zu ersetzen sind. Weitere Einsparungen sind durchzuführen, soweit das Gemüseaufkommen dies zuläßt.


    Das Ausmaß der Einsparungen in den folgenden Monaten wird auf Grund der zu erwartenden Erträge später befohlen werden.


    Einheiten die aus besonderen Gründen keine Sämereien zur Verfügung hatten und kein Gemüse haben anbauen können, haben der zustehenden Verpflegungsausgabestelle eine entsprechende Erklärung des Einheitsführers vorzulegen, die zu den Akten zu nehmen ist. Für die sachliche Richtigkeit der Erklärung ist der Einheitsführer verantwortlich. Die Einheit wird aufgrund dieser Erklärung ganz oder teilweise von der Einsparung befreit. Es bleibt den Truppenteilen überlassen, die Einsparung der vollen Tagessätze aufzuspalten, jedoch müssen im Monat zusammengenommen stets die vollen Tagessätze eingespart werden.


    Die Einheiten melden zum 08.08.1943 die Anzahl der eingesparten Gemüseportionen an Abt. IV.a. Die vorstehende Anordnung gilt für alle bei Verpflegungsdienststellen des Heeres empfangenden Einheiten, Dienststellen, Organisationen usw. ohne Rücksicht auf das Unterstellungsverhältnis.


    Passend zu diesem Befehl habe ich noch die angehängte Anleitung zur Samenzucht für

    • Spinat
    • Radieschen
    • Erbsen
    • Bohnen
    • Gurken
    • Tomaten und
    • Salat, gefunden.

    Quelle: germandocsinrussia


    Gruß

    Antje

  • Hallöchen,


    passend zum vorherigen Post gibt es noch von 1943 die Anleitung wie man einen Gemüsegarten anlegt.


    Quelle: germandocsinrussia


    Gruß

    Antje

  • Hallo Antje,


    Das ist ein schöner Post. Vielen Dank. Den würde ich mir gerne ausdrucken.

    Interessant wie man das alles auf zwei Blattseiten hinbekommen hat.

    Kurz und bündig, mit allem drum und dran, passend zu der Zeit damals.


    Ich erinnere mich an Gärten die bestimmt nach derartigen Vorlagen aussahen.

    Ich erinnere mich sogar noch an den Geruch.

    Herzliche Grüße


    Marga

  • Liebe Marga,


    ich finde es interessant mit was die Wehrmacht sich so alles beschäftigt hat. Auf einen Gemüsegarten wäre ich im Leben nicht gekommen. Aber dieses Forum und die Recherchen dafür erweitern auch in dieser Hinsicht meinen Horizont.


    Lg Antje

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    Hallo Allerseits,


    damit es nicht zu langweilig wird, heute etwas vom Korück 530 vom 31.05.1943 über:


    Marmeladenpulver


    Beanstandungen hinsichtlich der Gelierfähigkeit der aus Marmeladenpulver zubereiteten streichfähigen Marmelade haben ergeben, dass die Herstellungsvorschrift nicht genau beachtet wird. Es wird deshalb die Herstellungsvorschrift erneut bekanntgegeben:


    "Den Inhalt des Beutel mit knapp 2 Liter Wasser, die man nach und nach zugibt, verrühren (keine verzinkten Gefäße benutzen!). Eine halbe Stunde stehen (quellen) lassen, daraufhin unter kurzem kräftigen Rühren die beigefügte Zitronensäure (50 g) hinzugeben. Die Masse verdickt sich in etwa 45 Minuten und kann dann in Portionen verteilt werden. Nach dem Zusatz der Zitronensäure darf die Masse nicht mehr angerührt werden.


    Besonders wichtig ist die Beachtung des letzten Satzes, der in der älteren Gebrauchsanweisung fehlt, da beim Umrühren der Masse nach Zusatz der Zitronensäure der Gelierprozess gestört wird und das angerührte Marmeladenpulver niemals eine feste Masse ergeben kann."


    Quelle: germandocsinrussia


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo zusammen,


    zum Thema Pferdefleisch habe ich in der besonderen Verordnung Nummer 150 vom 13.11.1942 noch folgendes gefunden:


    1.) Verzehr von Pferdefleisch

    durch die Truppe nur unter Anrechnung auf die Fleischportion. Die Portionssätze dürfen jedoch um 50 Prozent erhöht werden.


    Quelle: T-315 R-468


    Horrido


    Daniel

    Suche Infos über die Eisenbahnpioniere und die Eisenbahnentseuchungszüge.

  • Hallo Daniel,


    Tatsächlich, du hast die Anhänge vertauscht :)


    Kann das bitte korrigiert werden? Danke


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling: