Helmut Gorenflo, Obergefreiter

  • Hallo zusammen,


    ich bin heute neu hierhergekommen und verfasse wie so viele vor mir einen ersten Beitrag im Bereich Personenregister.


    Rund um das Schicksal des Bruders meines Großvaters ranken sich auch viele Jahre nach seinem Tod verschiedene Fragen (in und außerhalb der Familie), was genau passiert sein könnte.

    Um möglicherweise etwas Licht ins Dunkel bringen zu können, habe ich eine Anfrage beim Bundesarchiv gestellt. Nun habe ich das obligatorische Schreiben zum Erkennungsmarkenverzeichnis sowie eine Kopie der Kartei mit allen vorhandenen Eintragungen erhalten.

    Da ich leider nicht alle Abkürzungen entziffern kann, hilft mir dies jedoch nur bedingt weiter, zumal ich die Eintragungen rund um den Tod als lückenhaft bzw. die Todesursache und Zeot als merkwürdig empfinde ("Verlustmeldung liegt nicht vor").

    Nun habe ich jedoch dieses hilfreiche Forum gefunden und hoffe nun, dass mir zu meinem Verwandten auch weitergeholfen werden kann, damit wir als Generation der Enkel möglicherweise doch noch etwas zum Schicksal des Helmut Gorenflo herausfinden können.


    Ich habe alle relevanten Daten in den Anhang gepackt und danke im Voraus für eure Hilfe.


    Mit Vielen Grüßen


    Jacob

  • Hallo Jacob,


    herzlich willkommen in diesem Forum!


    Ich benötige etwas Zeit um die Karteikarten zu transkribieren. Ich hoffe, dass ich es morgen schaffe. Übe dich bitte ein wenig in Geduld. ;)


    Je nach Datenlage der Stabsbatterie des Artillerie-Regiments 215 werden wir dir hoffentlich noch neue Informationen liefern können.


    Frage aber mal in Berlin nach, denn die letzte Meldung des Erkennungsmarkenverzeichnisses ist von 1945 und das kann ja nicht stimmen. Ich könnte mir vorstellen, dass es eine Meldung von 1944 ist, die erst 1945 eingetragen wurde, denn der Bruder deines Großvaters scheint bereits am 10.06.1944 gefallen zu sein.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Antje,


    danke für deinen Willkommensgruß und die Unterstützung in meiner Frage. :)

    Die Abweichungen zwischen Todestag und Erkennungsmarkenverzeichnis sind mir auch direkt ins Auge gefallen.

    Der Todestag scheint aber definitiv am 10.07.1944 gewesen zu sein und auch die Meldung des Todes muss noch in Kriegszeiten erfolgt sein, denn es existiert noch ein entsprechendes Gedenkbild (habe ich im Anhang eingefügt).


    Gibt es Tips, was und wie ich eine weitere Anfrage stellen sollte? Die Details die in meiner letzten Anfrage enthalten waren, habe ich auch noch in den Anhang gepackt und freue mich über weitere Rückmeldungen.


    Quelle: Eigentum


    Viele Grüße Jacob

  • Hallo Jacob,


    ich fange mal an die Karteikarten zu transkribieren, dazu schreibe ich alle Abkürzungen direkt aus, bitte nicht verwirren lassen:


    1. Karte:

    Gorenflo, Helmut

    * 25.05.1922 Friedrichstadt/Baden

    Erkennungsmarken-Nr. -5714- 1. Kompanie leichte Artillerie-Ersatz-Abteilung 260

    Truppenteil: Stabsbatterie III. Batterie Artillerie-Regiment 215

    Dienstgrad: Obergefreiter

    Beruf: Schlosser

    religion: evangelisch

    Vater: Hugo Gustav Gorenflo

    Mutter: Mina Gorenflo geb. Hornung

    wohnhaft: Friedrichstal/Baden


    2. Karte: (Anmerkung: diese Informationen stammen von vor der Versetzung zur III. Batterie Artillerie-Regiment 215)

    Truppenteil: 2. Kompanie Artillerie-Regiment 5

    Dienstgrad: Kanonier/Gefreiter


    Eingegangene Meldungen:

    16.12.1942 I 12.11.1942 Kriegslazarett 911 Kauen; (Lazarettkrenkenbuch 1287), Infanterie-Gechschoss – Durchschuss rechter Oberarm, von Krankensammelstelle Kauen

    22.01.1943 I 18.11.1942 verlegt in Heimat-Lazarett

    22.01.1943 I 22.11.1942 Reservelazarett Hutschdorf; (Lazarettkrenkenbuch 74); von Lazarettzug 2124; Kauen


    3. Karte:

    03.05.1967 I Beurkundet am 21.04.1967 beim Standesamt Friedrichstal. Sterbe-Register-Nr.: 10/67

    21.03.2013 I Film-Dornburg 1937/13

    03.04.2013 I Grüne Gräberkarte an Referat IID/100

    12.08.2013 I Auf Anfrage des Großneffen per Suchantrag über Internet vom 13.02.2013 mitgeteilt:

    Totestag, Todesort, Todesursache, GL

    Hinweis an Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge (VdK) Kassel; Dg und Kopie der Gräberkartei an VdK-Kassel (Vorgangs-Nummer: 130214144) Siehe Schriftwesen zum Aktenzeichen: II D201/471 - Rymsany

    23.01.2014 "Zur Erinnerung" erfasst auf Namenstafel für best. bl. Anlage Friedhof Daugarpils Lt. VdK-Schreiben vom 15.01.2014


    4. Karte:

    10.04.1967 I Der Vater sendet am 17.03.1967 – auf unser Schreiben vom 31.01.1967 – den ausgefüllten Personalfragebogen (PFB) zurück.

    Laut Mitteilung des ehemaligen Leutnant Hardt ist Gorenflo am 10.07.1944 um 3.00 Uhr durch Kopfschuss gefallen. Er wurde auf dem Friedhof Rymsany 40km südlich Dünaburg beigesetzt.

    17.04.1967 I Sterbefall 17.04.1967; Standesamt: Friedsrichstal/Baden; Angehörigen benachrichtigten Nummer: Referat VI/5;

    • Benachrichtigung an die Suchdienste
    • Dem Vater mitgeteilt dass die Kriegssterbefallanzeige erstellt worden ist (M214)
    • 10.07.1944, 3.00 Uhr
    • Rymszany südlich Dünaburg
    • gefallen

    10.04.1967 I grüne Gräberkarte für Referat IV gefertigt.

    Gräberkartei erfasst.


    5. Karte:

    20.02.1943 I 04.11.1942 1,2 km nordostwärts Jaswy leicht verwundet: Infanterie-Geschoss rechter Oberarm abgegeben Hauptverbandplatz Verlustliste 27

    02.03.1943 I Reservelazarett Bayreuth (Lazarettkrankenbuch 425 – von Reservelazarett Hutschdorf –

    06.04.1943 I 03.03.1943 verlegt: Reservelazarett II Bayreuth (Lazarettkrenkenbuch 441) vonReservelazarett II Lehrer..schule – Bayreuth

    28.04.1943 I 03.04.1943 Reservelazarett Bruchsal (Lazarettkrenkenbuch 44) von Reservelazarett Bayreuth – 20.07.1943 garnisons-verwendungsfähig H.Truppe (Anmerkung: vermutlich Heimat-Truppe)

    17.05.1943 I 02.04.1943 verlegt von Reservelazarett II Bayreuth

    03.10.1966 I 10.07.1944 Rymszany südlich Dünaburg gefallen

    04.10.1966 I Verlustmeldung liegt nicht vor. Das Regiment meldete Anfang Juli 1944 aus dem Raum Dünaburg


    Die Informationen vom 22.11.1966 und 31.01.1967 Bürgermeisteramt habe ich hier jetzt nicht mit aufgenommen.


    Du kannst hierzu gerne Rückfragen stellen, aber alle Abkürzungen kenne ich leider auch nicht, die habe ich dann belassen, bei den rot geschriebenen Textstellen bin ich mir unsicher. Aber vielleicht hilft noch jemand mit.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Antje,


    danke für deine ausführliche Arbeit.

    Ich bin sehr beeindruckt. In Verbindung mit den Gerüchten um den Tod, die auch 80 Jahre später noch bestehen, wirken die Umstände seines Todes merkwürdig auf mich.

    Teilt ihr diese Meinung hier oder ist das alles so realistisch und ich habe einfach aus meiner tageaktuellen Perspektive falsch interpretiert?


    Zudem meintest du ja, dass ihr vielleicht noch neue Infos je Datenlage der Stabsbatterie des Artillerie-Regiments 215 liefern könntet? Wie kann ich mir den Weg dahin vorstellen oder kann ich dafür noch etwas tun?


    Grüße!

  • Hallo Jacob,


    ich helfe gerne, wenn ich es leisten kann und ich freue mich, dass du meine Arbeit wertschätzt! :)


    Die Umstände des Todes von Helmut mögen für dich ungewöhnlich sein, leider sind sie es nicht.


    1944 war die Wehrmacht an allen Fronten auf dem Rückzug und je nach Gefechtsgebiet wurden die Truppen überrannt. Todesnachrichten konnten nicht mehr geschrieben werden oder sind teilweise in Berlin nicht mehr angekommen.


    Es spricht vieles dafür, dass die Todesnachrichten von der Einheit nach Anfang Juli 1944 an die Wehrmachtauskunftstelle damalige WASt. nicht mehr angekommen sind und seine Eltern die Todesbenachrichtigung wohl von diesem Leutnant Hardt in einem persönlichen Brief erhielten.


    Jedenfalls haben die Eltern ihren Sohn 1967 offiziell für tot erklären lassen, dass wäre nicht nötig gewesen, wenn die Todesmeldung in Berlin angekommen wäre.


    Helmut ruht auf der Kriegsgräberstätte Daugavpils. Schau mal hier.


    Das Artillerie-Regiment 215 unterstand der 215. Infanterie-Division. Diese wiederum gehörte der 16. Armee des II. Armee-Korps, der Heeresgruppe Nord an.


    Die Datenlage beruht auf Kriegstagebücher, Fernschreiben etc. und das auf allen Ebenen der unterschiedlichen Verbände und diese fallen aufgrund der Kriegseinwirkungen unterschiedlich aus.


    ——-


    Im russischen Archiv konnte ich eine information vom 22.07.1944 nachfolgenden Inhalts finden:


    V. Feldpostwesen


    Vernichtung von Feldpost


    Bei dem Bombenangriff auf Dünaburg in der Nacht vom 06. zum 07.07.1944 ist der auf dem Ostbahnhof stehende Feldpostkurswagen Dünaburg - Tilsit mit Nachrichtenpost und Wertpost Richtung Heimat ausgebrannt.


    Für das Divisionskommando

    Der 1. Generalstabsoffizier


    I. A.


    ….

    Major im Generalstab


    Quelle: germandocsinrussia


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Jacob,


    auch von meiner Seite ein herzliches Willkommen hier im Forum. Wie ich sehe, wurde dir ja bereits bestens geholfen. Ich möchte dazu für den Moment noch folgendes anmerken:

    03.10.1966 I 10.07.1944 Rymszany südlich Dünaburg gefallen

    Wie sichten zu diesem Datum gerade die Inhalte der Divisions-Chronik. Etwaige Ergebnisse werden dann von Antje dazu im Nachgang veröffentlicht.

    Laut Mitteilung des ehemaligen Leutnant Hardt ist Gorenflo am 10.07.1944 um 3.00 Uhr durch Kopfschuss gefallen.

    Es ist nur eine Vermutung, die wir bestimmt nicht mehr belegen können aber es könnte sich hier um einen sowjetischen Scharfschützen gehandelt haben. Wenn du diesen Ansatz weiterverfolgen möchtest, schau dir bitte mal diesen Forenbereich an:



    Zudem habe ich festgestellt, dass du ein Portrait einstellt hast, was leider viel zu klein ist. Bei einer größeren Aufnahme könnte man eventuell noch etwas zum Thema Auszeichungen oder vergleichbares identifizieren. Nur als Vorschlag.........


    Zusätzlich habe ich dir mal einen Link eingestellt, der dir den Aufbau eines Stabes bzw. einer Stabs-Batterie eines Artillerie-Regimentes zeigt. Diese aber bitte nur als Richtlinie bzw. Orientierung werten:


    https://www.wwiidaybyday.com/kstn/kstn4011mar44.htm


    Gruß

    Michael

  • Hallo Jacob,


    wie bereits von Michael angekündigt, folgt die Lage der 215. Infanterie-Division für den Zeitraum vom 09.07. - 15.07.1944. Es soll dir einen Überblick über die Kampfhandlungen geben. Ebenso folgt eine Lagekarte vom 13.07 - 15.07.1944 und es folgt eine Heereskarte auf denen ich dir die genannten Ortschaften eingezeichnet habe.


    Gruß

    Antje


    -------------------


    Am 9. Juli 1944 begann der feindliche Angriff ostwärts des Dryswiaty-Sees im Abschnitt des II./380.


    In dem unübersichtlichen Gelände wechselten Einbrüche und Gegenstöße in kaum mehr übersehbarer Folge. Besonders die 9./380 unter Leutnant Mause verteidigte in zahllosen Gegenstößen die Uferstraße zwischen Dryswiaty und Mialka.


    Beim I. Bataillon ließ sich die Stellung beiderseits der Ortschaft Zwirynie am Sonntag, dem 9. Juli, den Tag über halten; es war aber nur noch eine Frage der Zeit, bis der Gegner alle Lücken in der Stellung erkannt hatte.


    Am Montag, dem 10. Juli, gab das Infanterie-Regiment 380 den Befehl, die Stellung auf die Linie Mialka - Karasino - Ricus-See zurückzunehmen, die kürzeste Linie auf der Landenge zwischen den beiden großen Seen.


    Mitten in die Absetzbewegung am späten Abend brach ein Panzerangriff von etwa 30 Panzern hinein. Ohne Verbindung untereinander kämpften sich die Gruppen des I. Bataillons in Richtung auf die neue Verteidigungslinie.


    Oberleutnant Schäzle, der damalige Kompanieführer der 2./380, berichtet über diese „Verlegung" der Stellung:

    „Mitten in die Absetzbewegung hinein kam der feindliche Panzerangriff. Es war gerade dunkel geworden, und wir hatten soeben unsere Gefallenen beerdigt.


    An den Häusern von Zwirynie standen feindliche Panzer; hinter uns brannte ein Gehöft, und irgendwo feuerte ein Geschütz, das ein deutsches sein konnte. Also brachen wir in dieser Richtung auf. Die Funker hatten keinerlei Verbindung.


    Im Feuerschein eines brennenden Gehöftes wollten wir eine Straße überqueren, als plötzlich starke Motorengeräusche in unserem Rücken laut wurden. In langer Reihe rollten die russischen Panzer auf uns zu. Umzukehren war nicht mehr möglich; nach vorne wären wir direkt in die Panzer hineingeraten.


    Wir hatten keine panzerbrechenden Waffen und schleppten unsere Verwundeten und das ganze Gerät mit. Auf einer abgemähten, brettebenen Wiese legten wir uns hin, und zum Glück rollten die Panzer an uns vorbei, ohne uns zu bemerken. Nach Karte und Kompaß schlichen wir durch die Nacht.


    Bei den schwelenden Häusern einer niedergebrannten Ortschaft bemerkten wir im Straßengraben ein Telefonkabel. Wir klemmten einen Fernsprecher an, kurbelten und – welche Freude – es meldete sich der Regiments-Gefechtsstand von 380.


    Wir bekamen den Auftrag, uns auf das Gut Klemenspol zurückzuziehen und uns dort zu verteidigen. In der Morgendämmerung erreichten wir das Gut und stießen auf Pioniere und eine 8,8 cm Pak.


    Kaum war die Kompanie in einer Linie aufgebaut, ohne Verbindung nach links und rechts, als schon ein Rudel T 34 heranrollte, begleitet von starker Infanterie. In aller Eile legten die Pioniere T-Minen auf die Straße, und wir setzten uns an der Straße nach Karasino ab.


    Schon kamen fünf T 34 herangerollt, da – zwei oder drei Detonationen, und der erste Panzer war in Sand- und Pulverstaub gehüllt. Wie ein Hornissenschwarm stoben die russischen Schützen auseinander. Die nachfolgenden Panzer fuhren von der Straße herunter ins Gelände und begannen mit ihren Kanonen in unsere Richtung zu schießen. Aber der Angriff der Panzer war zunächst gestoppt.


    Inzwischen wurde vom Regiment bei Karasino eine neue Verteidigungslinie aufgebaut, und wir wurden hinter den Hügel von Karasino zurückgezogen und seit drei Tagen zum erstenmal wieder verpflegt."


    In derselben Nacht fuhren die Feindpanzer bei Ryczany in die neue Feuerstellung des schweren Infanterie-Geschoss-Zuges 380, der gerade Stellungswechsel gemacht hatte.


    Der Kompanieführer berichtet hierüber:

    „In der Dämmerung konnte man mit dem Glas die Silhouetten von drei russischen Panzern an der Straße erkennen, und wir vernahmen russische Laute von der begleitenden Infanterie.


    Wir zogen eines unserer schweren Infanterie-Geschosse an den Straßenrand und machten es feuerbereit. Wegen der Dunkelheit konnten wir nur über das Rohr visieren. So warteten wir, eine 15 cm Sprenggranate im Rohr, die Hand am Abzugshebel, bis sich die Panzer wieder in Bewegung setzten, dann feuerten wir.


    Anscheinend hatten wir einen Panzer getroffen, denn die Kampfwagen fuhren nicht weiter; sie eröffneten aber ein wildes Feuer auf unsere Stellung. Bis zum Morgen getrauten sich die Feindpanzer hier nicht heran; dadurch gelang es dem I. Bataillon, in die neue Stellung zu gelangen.


    Es war der erste Einsatz eines schweren Infanterie-Geschosses mit Panzersprenggranaten in unserer Kompanie!"


    Westlich des Dryswiaty-Sees stand in den Tagen vom 10. Juli bis 15. Juli das Grenadier-Regiment 390 ebenfalls in einem schweren Abwehrkampf. Im Abschnitt des I. Bataillons (Hauptmann Seibold) hatte der Russe die Front zwischen Opiwarda-See und Dryswiaty-See durchstoßen und war am Bataillons-Gefechtsstand vorbei in die Wälder nördlich Kukutany eingedrungen.


    Das Bataillon und eine Batterie der III./215 war vom Regiment abgeschnitten. In einer abenteuerlichen Fahrt mit einem Schwimm-Volkswagen klärten Major Geick, Kommandeur der III./215, Leutnant Vogel, Ordonnanz-Offizier des Grenadier-Regiments 390, und Oberzahlmeister Merk die Lage und nahmen Verbindung mit Hauptmann Seibold auf.


    Das I./380 erhielt den Befehl zum Ausbruch und konnte in einem schweren Angriff eine neue Stellung zwischen der Westecke des Dryswiaty-Sees und der Bahnlinie nach Dünaburg erreichen.


    Die dem I./390 unterstellte Batterie der III./215 zog bei diesem Ausbruchskampf zwischen den Grenadieren mit und unterstützte den Angriff durch direkten Beschuss.


    Das II./390 unter Major Weglehner hielt die Stellung zwischen dem Dzisna-See und dem Opiwarda-See südlich Rimsen so lange, bis das I. Bataillon aus dem Kessel heraus war.


    Durch Wälder, in denen sich schon feindliche Vorausabteilungen eingenistet hatten, zog dieses Bataillon dann nach Nordwesten und besetzte eine neue Stellung zwischen dem Swiete-See und der Bahnlinie nach Dünaburg. Hier drängte sofort der Russe nach.


    Eine deutsche Panzer-Kompanie, die mit Beutepanzern ausgerüstet war, unterstützte vorbildlich die Abwehrkämpfe der Einheiten des Grenadier-Regiments 390. Teile der lettischen SS-Regimenter 2 und 4 wurden dem Grenadier-Regiment 390 unterstellt; sie hatten aber nur geringen Kampfwert, besonders bei Panzerangriffen.


    Trotz aller Schwierigkeiten gelang es dem Grenadier-Regiment 390, bis zum 15. Juli die Linie Swiete-See – Dryswiaty-See zu halten, dann ließ der Feinddruck nach.


    An der Front des Grenadier-Regiments 380 zwischen Dryswiaty-See und Ricu-See erreichte die feindliche Offensive vom 10. bis 14. Juli ihren Höhepunkt. Schwerpunkte waren die Uferstraße bei Mialka und die Ortschaft Karasino.


    Am Nachmittag des 10. Juli drangen die ersten feindlichen Panzer in die Ortschaft ein. Immer mehr Panzer und Sturmgeschütze des Gegners rollten nach.


    Am Regiments-Gefechtsstand 380 befand sich noch ein einziges deutsches Sturmgeschütz mit beschädigter Raupe. Geschützführer war der baumlange Feldwebel Rudolph von der Sturmgeschütz-Kompanie 215, der in der ganzen Division unter seinem Namen „Hardy" bekannt war.


    Nachmittags fuhr der erste Feindpanzer aus den Häusern am Ortsausgang von Karasino heraus. Ein Schuß des deutschen Sturmgeschützes aus 1.500 Metern Entfernung, und der T 34 brennt mit heller Flamme und versperrt den anderen Panzern die Straße.


    Die Division funkt: „Haltet aus. II./435 und eine Kompanie Tiger von Norden auf Karasino im Anmarsch!"


    Stellenbesetzung Kommandeure des Artillerie-Regiments 215


    Oberst Lucht

    Oberst Koske +

    Oberst i. G. Wagner

    Oberst Schick

    Oberst Gruber

    Major z. V. Scheerer


    Quelle: Divisionschronik 215. Infanterie-Division, Karte U56

  • Nachtrag:


    anbei eine Morgenmeldung für den 10.07.1944.


    Hieraus ist auf jeden Fall zu entnehmen, dass es zu diversen Angriffen im Abschnitt der Division gekommen ist. 8 Angriffe in Regimentsstärke und 11 in Bataillonsstärke.


    Quelle: Nara T-314 R-160


    Gruß

    Michael


    PS: Im übrigen finde ich es sehr unhöflich, dass man hier nicht mal eine Reaktion erhält. Wenn sich das nicht verändern sollte, werde ich meine Suche bis auf weiteres einstellen.