sowjetische Städte und Ortschaften - Beschreibungen

  • Hallo zusammen,


    in der letzten Zeit finde ich immer wieder Berichte von deutscher Seite zu sowjetischen Städten bzw. Ortschaften. Diese sind oftmals inhaltlich sehr interessant, zumal ja viele auch nicht mehr existieren, oder die verfügbaren Beschreibungen nicht das richtige Zeitfenster behandeln. Ich starte daher einfach mal mit einem Bericht (1942) über ein Dorf mit dem Namen: Archangelskoje.


    Quelle: Nara T-315 R-1267


    Gruß

    Michael

  • Guten Tag zusammen,



    Hier habe ich eine „Operative Studie“ über den Raum — Jasi — Kijew — Charkow — Rostow — Sewastopol — Galatz — gefunden. Ich hoffe, sie ist an dieser Stelle richtig aufgehoben.


    Teilabschrift und Bearbeitung v. 01.01.1941

    Quelle: germandocsinrussia


    I. Allgemeiner Überblick


    Der angegebene Raum umfasst den größten Teil der Sowjet-Republiken Bessarabien, Ukraine, Kirgisen sowie die gesamte Krim. In ihm liegen die Militärbezirke Kijew (Ostteil), Odessa, Charkow und der westliche Teil des Militär Bezirks Nord-Kaukasus.


    Für Russland kommt diesem Gebiet militärisch wegen seines Reichtums an landwirtschaftlichen Erträgen sowie der zahlreichen Großkraftwerke größte Bedeutung zu.


    a) Geländegestaltung


    Das bessarabische Karpathenvorland geht nach Osten allmählich zur Urkrainischen Platte über, an die sich, von Nordwesten kommend, die apostolische Platte anschließt. Im Osten vereinigen sich Ukrainische und Donez Platte.


    Die Podolische Platte wird von vielen tiefeingeschnittenen Nebenflüssen des Dnjestr in N.S.Richtung durchzogen. Hochflächen von 300 - 400m, von Tälern und Schluchten scharf durchrissen, bilden besonders für eine West-Ost- Bewegung vielfach große Schwierigkeiten.


    Bessarabien bietet gerade in der südlichen Hälfte landschaftlich ein militärisches Hindernis für ein gedachtes Vorgehen in Richtung nach Nordosten. Bis zum Dnjestr ist es vielfach zerklüftet und schwer durchschreitbar; jenseits des Dnjestr ändert sich das Gelände und der Übergang zur Ukrainischen Platte vollzieht sich langsam. Diese erreicht nur bei Odessa das Schwarze Meer, sonst ist ihr eine weite Küstenebene vorgelagert. Die Höhenunterschiede nehmen nach Südosten ab und geben der Landschaft flachen Charakter. Im Osten fällt die Ukrainische Platte zum Dnjestr steil ab.


    Die Donez Platte zwischen Donez und Asowschem Meer zeigt landschaftlich den gleichen Charakter wie die Ukrainische Platte. Wirtschaftlich ist sie wegen ihres sehr reichen Steinkohlelagers besonders wichtig.


    Die Halbinsel Krim ist zu 3/4 Flaches Steppenland. Nur das südliche Viertel wird von dem Jalaika Gebirge durchzogen, welches Höhen von 800 - 1500 m aufweist. Zur Küste fällt dies Gebirge steil ab.


    Der angegebene Raum wird beherrscht von baumloser offener Steppe. Militärisch erschwert diese die Orientierung außerordentlich. Durch die Übersichtlichkeit des Geländes, zu der in der trockenen Jahreszeit der Staub der russischen „Schwarzerde“ tritt, ist jede Bewegung weithin erkennbar.


    Im Frühling und Herbst — der „weglosen Zeit“ — macht die zum Schlamm übergehende „Schwarzerde“ Bewegungen mit mot. Fahrzeugen nur schwer möglich.


    Ein bedeutendes militärisches Hindernis stellen die Flüsse dar. Charakteristisch für sie — meist sind sie unreguliert — sind die weitverzweigten sumpfigen Niederungen, die vielfach nur im Winter zu überschreiten sind. Frühzeitige Erkundung von Übergangsmöglichkeiten muss hier einsetzen.


    Ins Schwarze Meer münden : Pruth, Dnjestr, Bug und Dnjepr; ins Asowsche Meer : der Don.


    Der Pruth, linker Nebenfluss der Donau, bildet seit Sommer 1940 die militärische Grenze zwischen Russland und Rumänien. Entspringt 20 km nördlich Cernauti. Kein wichtiges Hindernis. Breite im Oberlauf 60 m. Tiefe 1,5 - 2 m. Bei Stefanesti bei Normalwasser überall durchwatbar. Im Unterlauf ab Sculeni schiffbar. Tiefe bis 5 m.


    Der Dnjestr entspringt in den Karpathen. Breite im angegebenen Raum 150 - 200 m. Tiefe 2 - 4,5 m. Trotz vieler Windungen große Stromgeschwindigkeit. Friert nur bei anhaltender Kälte zu. Der Dnjestr bildet ein ausgesprochen militärisches Hindernis wegen seiner Uferbeschaffenheit; darüber hinaus beherrschen die vielen Nebenarme, selber wieder hemmende Flüsse bildend, das gesamte Gebiet.


    Der Bug entspringt in den Sümpfen bei Starokonst. Ein Überschreiten im Oberlauf wegen zahlreicher Ansumpfungen und teichartigen Erweiterungen sehr erschwert. Breite im Oberlauf 15 - 22 m, im Mittellauf 150 m, im Unterlauf 375 - 1000 m, vor der Mündung des Ingul 2250 m. Tiefe 1 - 3 m, vor der Mündung 6 m. Ab Mitte April Hochwässer, die das ganze Tal überschwemmen. Nebenflüsse infolge steiler Talränder vielfach Hindernisse. Enthält Bedeutung durch umfangreichen Kriegsschiffbau in Nikolajew.


    Das militärisch bedeutsamste Hindernis bildet im besprochenen Gebiet der Dnjepr-Strom. Mit einer Länge von 2146 km ist es der drittgrößte Strom von Europa. Zufluss aus den Rokitosümpfen. Besonders zwischen Kijew und Dnjepropetrowsk rechtes Ufer hoch (Bergufer), links niedrig (Wiesenufer). Von Kijew bis Krementschug teilweise reguliert auf — 350 m Breite. 3 - 7 m Tiefe, keine Furten.


    Von Krementschug bis Mündung: unterhalb Dnjepropetrowsk Stromschnellen. Breite zwischen 500 - 1100 m. Tiefe 4 - 12 m. Abwärts der Stromschnellen fließt der Dnjepr in mehreren Armen. Breite Hauptarm 450 - 750 m. Tiefe 2 - 6 m.


    Die Liman-Mündung ist 61 km lang, 8 - 15 km breit. Die Hochwässer beginnen Ende März und halten bis zweite Junihälfte an.


    Der Don entspringt bei Tula. Nur bei Frühjahrshochwasser wasserreich. Breite dann bis 10 km. Breite allgemein 200 - 400 m. Tiefe 2 - 16 m. Schifffahrt durch zahlreiche Sandbänke im Sommer erschwert.


    Außer den Flüssen ist als Verbindungsweg Schwarzes Meer — Ostsee der zur Zeit noch im Ausbau befindliche Dnjepr-Bug-Kanal von Bedeutung.



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    b) Bevölkerung


    Bessarabien, das Land zwischen Pruth und Dnjestr, ist völkisches Mischgebiet. Neben 60 % Rumänen, von denen jedoch viele nur sprachlich rumänisierte Ukrainer sind, gibt es Polen, Ukrainer, Juden, Zigeuner, Armenier, Griechen, Schweizer und Albaner. 2,8 % (80 000) der Bewohner Bessarabiens waren Deutsche..


    In der Ukraine befinden sich vorwiegend Klein-Russen, bei Odessa Germanen, auf der Krim Groß-Russen, Tartaren und eine große Anzahl Deutscher.


    Die Volksdichte beträgt in der Ukraine im allgemeinen mehr als 200 Einwohner auf 1 km2 , in Bessarabien und auf der Krim ist sie etwas dünner.



    C) Verkehrslage


    1. Eisenbahnen


    Genaue Unterlagen über die Leistungsfähigkeit der russischen Eisenbahnen liegen nicht vor.


    Im allgemeinen ist das Bahnnetz im Südteil des Gebietes wenig entwickelt. Hinter der bessarabischen Front zieht sich als einzige zweigleisige Bahn die Strecke Odessa — Shmerinka von Südosten nach Nordwesten. Die von ihr seitwärts nach Bessarabien sowie die 3 von Osten auf sie zuführenden Strecken sind eingleisig und daher wenig leistungsfähig.


    In Bessarabien ist die Umnagelung auf Breitspur durchgeführt. Westlich Slobodka ist eine neue Dnjestr-Brücke gebaut (provisorisch?) und im Betrieb. Gleichzeitig ist die Strecke Slobodka — Balti — Cernowitz im Ausbau auf bessere Leistung (zweigleisig?). Damit wird eine Verbindung zwischen Nordbukowina und Odessa erreicht, was bei der Grenznähe der Bahn vor allem wirtschaftliche Bedeutung haben dürfte. Die Neubauten in Südbessarabien bringen keine sehr leistungsfähigen Bahnstrecken und dürften auch vor allem der örtlichen wirtschaftlichen Erschließung dienen.


    Weiter im Osten führen leistungsfähigere Bahnstrecken aus nördlicher Richtung nach Nikolajew und nach der Krim. Ihnen fehlt aber die Verbindung nach Westen.


    Erst weiter im Norden ergeben sich günstigere Bahnverhältnisse, wo im Raum Lemberg — Shmerinka drei aus Nordosten heranführende Strecken (davon 2 zweigleisig) enden.


    Insgesamt kann gesagt werden, dass das Bahnnetz in Bessarabien und der südlichen Ukraine einen raschen Aufmarsch größerer Verbände nicht ermöglicht. Dies ist nur nördlich der Bukowina und Bessarabiens möglich bis zu einem gewissen Grade.


    Für die Versorgung der in Bessarabien stehenden Teile des russischen Heeres aber reicht das Bahnnetz vollkommen aus. Auch Verschiebungen einzelner Divisionen werden bei auftretender Norwendigkeit zweifellos durchgeführt werden, zumal der Russe in solchen Fällen aus seinem Streckennetz unter Außerachtlassung aller Sicherheitsrücksichten hohe Leistungen herausholt.


    Im Falle eines Vormarsches durch Bessarabien und die Südukraine ist damit zu rechnen, dass die Strecken selbst stark zerstört sind und auch sämtliche Betriebsmittel (Lok usw.) weggeführt werden. Neben der Instandsetzung der Brücken und Bauwerke wird es daher notwendig sein, die Strecken für deutsches rollendes Material und Regelspur umzunageln.


    Als Leistung für die Umnagelung der Strecken ist anzunehmen, dass eine Kompanie am Tage etwa 5 km, vier Kompanien etwa 12 - 15 km umnageln können, soweit es sich um Holzschwellen handelt. Bei Eisenschwellen ist die Leistung entsprechend geringer. Hoher Ansatz von Personal und Zeit ist daher notwendig.


    Es wird darauf ankommen, zunächst eine Strecke vorzutreiben. Die endgültige Festlegung dieser Strecke kann sich erst durch örtliche Erkundung ergeben, wenn sich auch geländemäßig die Strecke Jasi — Slobodka hierfür anbietet. Zu fordern ist der Versuch, durch raschen Vorstoß die Pruth- und Dnjestr-Brücken unversehrt in die Hand zu bekommen.


    2. Straßen


    Der vermehrte Ausbau der russischen Eisenbahnlinien im letzten Jahrhundert hat zur Vernachlässigung im Ausbau des Straßennetzes geführt. Im angegebenen Raum findet man ein einigermaßen ausreichendes Straßennetz nur in der westlichen Ukraine. Vorherrschend sind aber auch hier Wege ohne Unterbau, was jedoch auf dem festen Steppenboden — vorausgesetzt Trockenheit — genügt. Vorherrschend in der Ukraine sind sogenannte „Planeur“ - und „Greter“ - Straßen, die in größerem Umfange angelegt werden. Diese haben eine leichte Schotters nicht und sind bei trockenem Wetter gut; bei Nässe schnell unbefahrbar, aber bald wieder abgetrocknet. Ausgenommen im Herbst und Winter.


    Von einem ausgebauten Straßennetz in Bessarabien, auf der Krim und vor allem in Kirgisen kann man überhaupt nicht reden. In der östlichen Ukraine befinden sich weite Gebiete ohne jede befestigte Straße.



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    Im Einzelnen:


    1. N.-S. Verbindungen


    Eine einzige Hauptstraße (6m breit) von Kijew über Uman — Perwomaisk nach Odessa.


    Auf gleicher Straße bei Uman nach Westen abzweigend eine Verbindung nach Chisinau, die jedoch des öfteren durch schlecht ausgebaute Fahrwege (ohne Unterbau, selten breiter als 5 m) unterbrochen ist.


    Zwei Hauptstraßenstränge führen von Charkow nach Süden; von Charkow über Dnjepropetrowsk — Saporoshje nach Melitopol und über Stalino nach Kartow. Beide Straßen in der Mitte jeweils um etwa 200 km unterbrochen, da noch im Ausbau.


    Alle übrigen Nord-Süd Verbindungen bestehen zur Masse aus den oben erwähnten Fahrwegen. Ihre militärische Bedeutung ist gering, für größere Bewegungen kommen sie nur im Sommer in Frage. Immerhin sind im angegebenen Raum einige durchgehende Verbindungen vorhanden:


    Kijew — Uman — Chisinau


    Kijew — Kirowo — Nikolajew — Charkow — Saporoshje — Sewastopol


    Rostow — Noworossijsk



    2. O.-W. Verbindungen


    Durchgehende Hauptstraßen überhaupt nicht vorhanden. Hauptstraße Kijew — Charkow zwischen Lubny und Poltawa unterbrochen.


    Auf der Krim Verbindung Sewastopol — Kertsch. Ost-West Verbindungen auf Straßen II. Ordnung (Fahrweg) bestehen nur aus Bruchstücken. Vielfach bilden die Flüsse hier eine natürliche Unterbrechung. Im großen zeichnen sich ab:


    Kijew — Dnjepropetrowsk


    Tultochin — Kirowo — Dnjepropetrowsk — Stalino — Rostow


    Chisinau — Berevowka — Dnjepr


    Dnjepr — Melitopol — Rostow


    Militärisch ist zu sagen, dass fast alle Straßen und Wege nur bei trockenem Wetter benutzbar sind; bei Nässe ist ein Befahren nur mit Schwierigkeiten, wenn überhaupt möglich.


    Zusammenfassend ist festzustellen, dass sich das russische Straßennetz im angegebenen Raum für West-Ost Bewegungen nur bedingt eignet und teilweise große Umwege erfordert, auf Grund der mangelnden Querverbindungen. Auch für Verschiebungen der Russen hinter der Front in Nord-Süd Richtung sind sie wenig leistungsfähig.



    d) Versorgungslage


    Bessarabien, Ukraine und Krim bilden das ertragreichste Gebiet Sowjet-Russlands und sind befähigt, aus ihrem Überschuss die Bedarfsgebiete im Norden zu versorgen. Der dauernd steigende Bedarf an landwirtschaftlichen Erzeugnissen macht eine höhere Bodenausnutzung notwendig, die in diesem fruchtbaren Gebiet leicht zu erreichen ist. Die Versorgung im Kriegsfall ist sichergestellt; bei längerer Dauer ist sie eine Transportfrage.


    Neben anderem wäre der Besitz dieser Gebiete, vor allem die Ukraine, ernährungspolitisch für Deutschland von entscheidender Bedeutung.



    II. Wehrwirtschaftliche Lage


    Energieversorgung, Rüstungsindustrie. Bodenschätze


    In der Ukraine sowie im Donez Becken liegen bedeutende Großkraftwerke für die Elektrizitätsversorgung und Rüstungsindustrie.


    Hauptwerk Dnjepropetrowsk mit einer Leistung von 310 000 KW. Daneben ein Zentrum von Kraftwerken bei Stalino und bei Schachty (150 000 KW). Durch diese Kraftwerke erfolgt unmittelbar die Versorgung der Rüstungsindustrie. Hauptzentren sind:


    Kijew

    Charkow

    Nikolajew

    Dnjepropetrowsk

    Rostow


    Außerdem befinden sich bedeutende Werften für Kriegsschiffbau am Schwarzen Meer:


    Odessa

    Nikolajew (Bau eines 35 000 t Schlachtschiffes)

    Sewastopol


    Dort auch Flugzeugbau, der im übrigen auf das ganze Land verteilt ist.


    Der Stand der Rüstungsindustrie ist als voll ausreichend zu bezeichnen. Da Russland einen großen Teil seiner Rüstungsindustrie im europäischen Teil liegen hat, könnte ein in-Besitz-nehmen der Werke in der Ukraine und am Donez seine Kriegsführung stark gefährden.


    An Bodenschätzen ist im angegebenen Raum vor allem das Vorkommen von Steinkohle und Eisen am Donez zu erwähnen. Die Versorgung der Ukraine mit Rohstoffen für die Rüstungsindustrie ist sichergestellt, wenn auch die Masse der Rohstoffe aus dem Osten europäisch Russlands kommt.



    Gruß Marga






  • Guten Tag zusammen,



    Hier eine Beschreibung über das Jaila-Gebirge aus dem Bericht der 72. Infanterie-Division


    Teilabschrift und Bearbeitung

    Quelle: germandocsinrussia


    Sewastopol, den 19.11.1941


    Das Jaila-Gebirge


    Kurz vor Ssimferopol, der Hauptstadt der Krim, beginnt das Bergland der südlichen Krim, das Jaila-Gebirge. Der Übergang von der trostlosen, wasserarmen taufrischen Steppe zum Gebirgsvorland ist sanft und allmählich.


    Das Jaila-Gebirge gliedert sich in drei ausgeprägte Hauptzüge, die parallel zueinander in südwest-nordostwärtiger Richtung verlaufen. Der nördliche Gebirgszug auf Höhe Ssimferopol ist mit seinen 150 bis 250 m hohen, flach gewölbten Kuppen der niedrigste, der südliche höchste mit seinen zackigen Felsgraten bis 1 543 m aufragend, erinnert an die Berge unserer deutschen Kalkalpen.


    Die Hauptstraße von Sewastopol nach Kertsch führt entlang der Senkung zwischen dem nördlichen und mittleren Gebirgszug. Innerhalb dieser 3-5 km breiten Sackungszone überquert die Straße zahlreiche, vom Hauptkamm nach der Steppe abfließende Bachläufe. Die Küstenstraße von Sewastopol nach Feodossija ist eine vielfach am Steilhang entlang führende Kunststraße mit zahlreichen Windungen und steilen Anstiegen. Über das Gebirge hinweg führen nur vier gute Straßen an die Schwarz-Meer-Küste. Die Wege, die dazwischen den Hauptkamm überqueren, sind sehr steil und meist in äußerst schlechtem Zustand.


    Währen Gebirgsvorland flache, wellige Bergrücken aufweist, ist der Hauptkanal ein wildes, zerklüftetes Bergland mit hohen, oft senkrecht abfallenden Kalkwänden. Im Kalkgestein sind zahlreiche geräumige Höhlen ausgewaschen, und diese bilden die Hauptschlupfwinkel der Partisanen, die sich beim Herannahen der ersten deutschen Truppen in großer Zahl in das Jaila-Gebirge zurückgezogen hatten, um von hier aus den Kleinkrieg gegen das deutsche Heer zu führen.


    Nach Überwindung der baumlosen taufrischen Steppe sind die zahlreichen Obstgärten und fruchtbaren Felder in den Flusstälern wohltuend für das Auge. Im Jaila-Gebirge leben in vielen kleinen Dörfern meist Tataren. Es sind friedliche, gutmütige Menschen, welche die Partisanen fürchten und hassen und die ersten deutschen Truppen mit Blumen und Früchten beschenkten. In einigen Gegenden, die vorwiegend von Griechen und Türken besiedelt sind, wird Tabakbau betrieben.


    Der Hauptkamm weist auf flacheren Nordhängen Bergwiesen und undurchdringliches Busch- und Strauchwerk, in den höheren Lagen dichte Laub- und Nadelwälder auf. Auf der Hochfläche des Jaila-Gebirges mit ihren zahlreichen aufgesetzten Felszacken tritt oft kahler, scharfkantiger Kalkstein zu Tage.


    Die höchsten Gipfel und hohen Pässe sind vielfach schon Anfang November mit Schnee bedeckt, während der Schneefall der übrigen Krim meist erst im Dezember aufzutreten pflegt.


    Das südliche Küstengebiet, die „Russische Riviera“, genannt, trägt subtropischen Pflanzenwuchs. Üppige Laubwälder, Weingärten, Palmen, Zypressen und andere immergrüne Gewächse bedecken den schmalen Küstenstreifen in jenen Gebieten, wo die Felswände des Jaila-Gebiges nicht unmittelbar steil ins Meer abfallen. Dieses landschaftlich reizvolle Küstengebiet ist es vor allem, dass die Russen von ihrer „sonnigen“ Krim sprechen lässt.


    Viele nette, freundliche Dörfer, zahlreiche Fürstenschlösser aus der Zarenzeit, wunderbare Parkanlagen am Meeresufer und der herrliche Krim-Wein entschädigen reichlich den Landser, der unter unglaublichen Mühen das Jaila-Gebirge überwunden hat. Wenn auf dem Hauptkamm bereits eisige Schneestürme wehen, hier unten an der „Riviera“ herrschen noch Sonnenschein und Temperaturen lau und mild, wie an Spätsommertagen.



    Gruß Marga

  • Guten Tag zusammen,



    hier ist ein Lagebericht des Gebietskommissars in Borispol über die die drei Rayone (Quelle: Wikipedia).


    — Borispol — heißt heute Boryspil, 63 000 Einwohner, rund 30 km südöstlich von Kiew


    — Browary — heißt auch heute noch so, 110 000 Einwohner, 12 km nordöstlich von Kiew


    — Wysch-Dubetschnja — heißt heute Wyschtscha-Dubetschnja, 830 Einwohner, 25 km nordöstlich von Kiew.



    Abschrift und Bearbeitung

    Quelle: germandocsinrussia


    Borispol, den 28.09.1942

    Der Gebietskommissar

    in Borispol

    - II c 2334 -


    An den

    Herrn Generalkommissar

    für den Generalbezirk Kiew,


    Kiew


    Betrifft: 1. Lagebericht entsprechend der Anordnung Nr. 1 vom 25.11.1941


    Nachdem ich mit einem kleinen Vorkommando schon seit Ende letzten Jahres in Borispol informatorisch tätig war, konnte die Übernahme der Geschäfte durch die Zivilverwaltung verhältnismäßig rasch und reibungslos vonstatten gehen,


    Das Gebiet wurde offiziell im Rahmen einer größeren Feier am 30.08.1942 in Anwesenheit des stellvertretenden Generalkommissars und verschiedener Offiziere der Wehrmacht übernommen. Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Ortskommandanturenbwie auch mit dem bis vor kurzem in Borispol stationiert gewesenen Luftgau VIII war sehr gut. Die Übernahme der Rayone Browary und Wysch-Dubetschnja erfolgte am 01.09.1942 auf der Ortskommandantur in Koseles in formloser Weise. Hierbei zeigte sich, dass besonders der Rayon Wysch-Dubetschnja von dieser Dienststelle — vor allem aus verkehrstechnischen Gründen — sehr stiefmütterlich behandelt worden war, ein Umstand, der sich in verwaltungsmäßiger und sicherheitspolizeilicher Hinsicht noch bis heute nachteilig auswirkt.


    Das Gebiet ist nach meinen Ermittlungen ungefähr 320 000 ha groß und hat etwa 180 000 Einwohner (ausschließlich der ins Reich und zu sonstigen größeren Arbeitsvorhaben vermittelten Kräfte).


    Zu den Fragen in der erwähnten Anordnung Nr. 1 nehme ich wie folgt Stellung:


    1. Als Dienstsitz wurde die Stadt Borispol gewählt. Nach Lage und Bedeutung der 3 Rayone hätte Browary der Verwaltungsmittelpunkt werden müssen. Die Verlegung des Gebietssitzes nach Browary scheiterte jedoch sofort an der Gebäudefrage. Es sind vor allem keine annehmbaren, günstig liegenden Wohngebäude vorhanden. Die tadellose Verbindung nach Kiew (ungefähr 20 km entfernt, Asphalt- und Klinkerstraße sowie Straßenbahn), die Bedeutung in industrieller Hinsicht und die zentrale Lage innerhalb des Gebietes lassen jedoch nach wie vor die Frage der späteren Verlegung des Gebietssitzes nach Browary offen erscheinen.


    2.-3. Als Dienstgebäude wurde während eines Wechsels der Ortskommandantur rechtzeitig das größte der 3 Krankenhäuser, das bisher Sitz der Ortskommandantur war, bezogen und neu hergerichtet. Es dient vorläufig auch als Unterkunft für die gesamte Gefolgschaft. Das bisherige große Schulgebäude sowie verschiedene verhältnismäßig gut erhaltene Wohngebäude werden zurzeit in meinem Auftrage um- bzw. ausgebaut. Ich hoffe, Ende dieses Jahres das repräsentative Schulgebäude als Dienstgebäude beziehen zu können (45 Zimmer).


    4. Die Verpflegung ist gesichert. Ein sofort angelegter großer Obst- und Gemüsegarten brachte überreiche Früchte, sodass von den Überschüssen zeitweise an das Kasino des Generalkommissars Kiew geliefert werden konnte.


    5. Die Verkehrsverhältnisse sind bis auf die Durchgangsstraßen Kiew — Poltawa und Kiew — Tschernigow, die beide das Gebiet von Kiew aus in nordöstlicher bzw. südöstlicher Richtung durchziehen, sehr schlecht. Besonders vordringlich wird der im Interesse einer zügigen Verwaltungsführung dringend nötige Ausbau der Straße Borispol — Browary betrieben (vergl. Ziffer 1.). Abgesehen von der dadurch zu erreichenden raschen und unmittelbaren Verbindung von Borispol zu den beiden anderen Rayons würde dadurch eine Verkürzung der Strecke Tschernigow — Poltawa um ungefähr 20-25 km erreicht, was auch militärisch von erheblicher Bedeutung sein dürfte. Mit den für den Straßenbau zuständigen Dienststellen wurde bereits Fühlung genommen.


    6. Die Nachrichtenverbindung ist nach allen Richtungen durch den Anschluss an die Wehrmachtsvermittlung Borispol hergestellt. Ein Fernschreiber befindet sich im Fliegerhorst. Ein deutsches Dienstpostamt wird am 28.09.42 in Borispol eröffnet.


    7. Die zurzeit für das Gebiet zuständige Ortskommandantur befindet sich in Darnica. Der Rayon Wysch-Dubetschnja ist militärisch nicht belegt, während sich im Rayon Browary nur ein Störtrupp (Bobrik) und eine kleine ungarische Einheit (Browary) befindet. Im Rayon Borispol war der Fliegerhorst in Borispol bis vor kurzem vom Luftgau VIII mit ungefähr 2500 Mann belegt. Zurzeit hält sich hier nur noch ein Nachkommando in Stärke von etwa 400 Mann auf. Als neue Einheit ist ein Luftnachrichten-Ersatz-Regiment aus Oppeln angekündigt.



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  • Fortsetzung


    8. Die Bandentätigkeit war im Gebiet schon immer sehr rege. Dank der ausgezeichneten, dauernd im engsten Einvernehmen mit mir durchgeführten Arbeit des Abwehroffiziers des Luftgaues XIII konnte eine gewisse Befriedung des Gebietes erreicht werden. Zurzeit ist es vor allem die Bahnstrecke Darnica-Neschin, die dauernd durch Bandeneinwirkungen gestört wird. Über die Bekämpfung der Bandentätigkeit durchgeführten Aktionen habe ich jeweils schriftlich oder mündlich berichtet.


    9.-10. Die Zusammenarbeit mit den militärischen Dienststellen und dem Gebietslandwirt war und ist sehr gut.


    11. Die 3 Rayone Borispol, Browary und Wysch-Dubetschnja wurden je in einer offiziellen Übernahmefeier, zu der auch die Dorfschulzen und die Gemeinwirtschaftsleiter befohlen waren, übernommen. Im allgemeinen kann gesagt werden, dass die Rayonverwaltungen zufriedenstellend gearbeitet haben. Um aber die nötige Autorität und Objektivität in die Rayonverwaltungen zu bringen und damit eine Loslösung von den vielfach beobachteten personellen Verbindungen und Verquickungen mit der dort ortsansässigen Bevölkerung zu erreichen, habe ich den bisherigen Rayonchef von Borispol zum stellvertretenden Rayonchef bestellt und an seine Stelle den Rayonchef von Browary bestellt. Den Rayonchef von Wysch-Dubetschnja, welcher erst kürzlich von der Ortskommandantur von Koseles eingesetzt wurde, habe ich vorläufig im Amte belassen. Ich verspreche mir von dieser Regelung ein ersprießlicheres Arbeiten als bisher.


    Ähnliche personelle Maßnahmen halte ich auch auf polizeilichem Gebiet für nötig, vor allem eine Kasernierung der ukrainischen Schutzmannschaft, die im Zusammenhang damit in einen anderen Generalbezirk zu verlegen wäre. Damit könnte meines Erachtens den zweifellos berechtigten Klagen der Bevölkerung über die vielfach subjektive Einstellung der ukrainischen Schutzmannschaft begegnet und eine schlagkräftigere, disziplinierte Truppe geschaffen werden. An der Raumfrage würde eine derartige Regelung in meinem Gebiet nicht scheitern.


    Die Besetzung der Rayonverwaltungen ergab das bekannte Bild der Übersetzung, die ich in geeigneter Form eindämmen werde.


    Die amtierenden Rayonchefs sind:


    Borispol: — D?irti Dezenko,

    Browary: — Alexsei Schitkow,

    Wysch-Dubetschnja: — Wassil Kowal.


    12. Die Gendarmerie hat am 01.09.42 die Gendarmerieposten in Borispol, Browary und Wysch-Dubetschnja bezogen. Die Unterkunft und die Diensträume sind noch nicht fertig ausgebaut. Der Dienstbetrieb kann daher nur notdürftig ausgeübt werden. Während die Stärke im Gebietssitz 1:1:14 beträgt, beläuft sie sich auf den Posten in Browary und Wysch-Dubetschnja nur 1:2. Diese Stärke muss unter Berücksichtigung der großen Räume und der Gendarmerie zugewiesenen Aufgaben als unzureichend bezeichnet werden.


    Eine Verstärkung des Gendarmeriezuges auf 30-35 Mann erscheint dringend notwendig. Ferner fehlt es der Gendarmerie an Brennstoff und Öl. Die monatliche Zuteilung von 200-250 l Benzin und 5-6 l Öl ist bei Berücksichtigung der Entfernungen, der Gendarmerie zur Verfügung gestellten schlechten Kraftwagen und der unhaltbaren Wege ebenfalls unzureichend. Auch ist durch die ungenügende Benzinzuteilung die Einsatzfähigkeit der Gendarmerie in Frage gestellt.


    Die Verpflichtung und ärztliche Untersuchung der Schutzmannschaften ist zurzeit noch nicht restlos durchgeführt. Nach Abschluss der Verpflichtung werden die Schutzmannsdienststellen eingerichtet. Die Fußbekleidung der Schutzmänner ist sehr schlecht. Die teils mit Uniformen und teils mit bürgerlichen Anzügen versehenen Männer besitzen auch zum größten Teil keine Mäntel, sodass sie für Aktionen, besonders im kommenden Winter, nicht einsatzfähig sind.


    Zurzeit läuft in Borispol der 3. Lehrgang für ukrainische Schutzmänner. Bei diesen Lehrgängen, die 4 Wochen dauern, wird den Männern durch Unterführer der Gendarmerie das notwendige Rüstzeug für ihre polizeilichen Dienste vermittelt. Einen weiteren Raum nimmt der Waffen- und Exerzierdienst ein. Die Lehrgänge sind im allgemeinen 50 Mann stark. Die Lehrgänge wurden zu verschiedenen Einsätzen bereits erfolgreich herangezogen.


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  • Fortsetzung


    13. Das Gebiet Borispol umfass eine Gesamtfläche von ungefähr 320 000 ha mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von etwa 200 000 ha, die sich wiederum untergliedert in Ackerland mit 125 000 ha, Wiesen und Weiden mit 62 000 ha, Hof- und Gartenland mit 9 000 ha, Wald und Busch mit 9 000 ha. Der Rest verteilt sich auf Sumpf-, Sand- und Wasserflächen.


    Hauptsächlich angebaute Kulturpflanzen sind Winter- und Sommergetreide, Kartoffeln, im südlichen Teil des Gebiets Zuckerrüben, ferner Hülsenfrüchte und Ölfrüchte sowie technische Kulturen. Von letzteren sind insbesondere zu erwähnen Kok-Sagys, Hanf und Flachs, in neuester Zeit auch der Anbau von Tabak. Größere Bedeutung ist in den Rayonen Browary und Borispol den Gemüsekulturen, Gurken, Tomaten usw. beizumessen. Der Obstanbau ist nicht allzu stark verbreitet. Zu erwähnen sind hier lediglich der Erdbeeranbau in Browary und einige Kernobstkulturen in den Rayonen Borispol und Browary. Anbaumäßig sehr schlecht bestellt ist der Rayon Wysch-Dubetschnja, der stark unter Hochwasser zu leiden hat und vorwiegend aus Schwemmsandboden besteht. Aus diesem Rayon sind Produkte pflanzlicher Art kaum herauszuholen.


    Zugochsen zu Gespannswecken sind genügend vorhanden. Die Anzahl der Milchkühe entspricht noch nicht der Zahl der einzelnen landwirtschaftlichen Hofstellen. Der Jungviehbestand ist ein sehr geringer. Durch die befohlene Kükenaufzucht ist es gelungen, die Zahl der Hühner erheblich zu steigern. Ein sehr schlechtes Bild bietet eine Aufstellung über Wassergeflügel und über die Bienenvölker. Zufriedenstellende Arbeit wurde auf dem Gebiet der Seidenraupenzucht geleistet.


    Zur Hebung der Tierzucht wurden an den günstig gelegenen Orten Pferde-, Rindvieh-, Schweine- und Schafzuchtfarmen aufgebaut.


    Für die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte stehen geeignete Betriebe nur in geringer Zahl zur Verfügung, was auf die Nähe der Großstadt Kiew zurückzuführen ist. Dagegen mussten, um die anfallende Frischmilch zu verarbeiten, in den einzelnen Rayonen Molkereien errichtet werden. Neben einer größeren Motormühle stehen nur zahlreiche kleinere Mühlen, größtenteils Windmühlen, zur Verfügung, die gerade genügen, den Bedarf der Bevölkerung und der wenigen deutschen Dienststellen zu decken. Der Versand aller anfallenden Landesprodukte erfolgt zum größten Teil durch die Bahn, ein kleiner Teil durch Kraftfahrzeuge unmittelbar nach Kiew zu den einzelnen Verarbeitungsbetrieben. Hervorzuheben ist die Zuckerfabrik in Staroje, deren Bedarf an Rohprodukten aus dem Einzugsgebiet des Gebietes Borispol gedeckt wird.


    Die Landwirtschaft des Gebietes Borispol gliedert sich in 150 Gemeinwirtschaften und 2 Staatsgüter (Staroje und Dudarkow). Von den Gemeinwirtschaften sind nur 22 zur Überführung in Landbaugenossenschaften vorgesehen. Sie werden in diesem Jahre noch umgewandelt. Die Staatsgüter Staroje und Dudarkow dienen als Saatgutvermehrungswirtschaft bzw. als Saatgutversuchsstation. Weiterhin sind 5 ?.?.-Stationen mit einer großen Anzahl einsatzfähiger Traktoren vorhanden. Schließlich ist noch die Errichtung eines Hauptgestütes für den Generalbezirk Kiew in Browary zu erwähnen.



    Fortsetzung folgt.



    Gruß Marga

  • Fortsetzung und Schluss des obigen Lageberichtes


    Quelle: germandocsinrussia


    14. Gewerbliche Wirtschaft

    Besonders im Rayon Browary kann eine auffallende Häufung von Industriebetrieben, die jedoch vielfach zerstört oder nicht lebensfähig sind, festgestellt werden. Ungefähr 5 km nördlich von Browary befindet sich an der Straße von Tschernigow ein größeres modern eingerichtetes Klinkerwerk, dass trotz Beschädigung der wichtigsten Maschinen im Handbetrieb zurzeit täglich etwa 14 000 Stück Klinker fertigstellt. Verschiedene elektrische Motoren, die ich bereits dieses Frühjahr für dieses Werk beschafft hatte, wurden trotz meines Protestes vor etwa 2 Monaten durch einen Beauftragten der Wi-In-Süd dem Regenerierwerk Darnisa zugesprochen. Dem weiteren Ausbau des Klinkerwerkes messe ich größte Bedeutung zu. Nach einer mir kürzlich zugegangenen Verfügung soll dieses Werk in die Betreuung durch die SS übergehen.


    Daneben bestehen in Browary noch folgende gewerbliche Betriebe:


    1 größeres Sägewerk,

    1 größere Eisengießerei (erheblich zerstört)

    1 chemische Fabrik (Herstellung v. Schuhwichse, Kerzen usw.)

    und kleiner Webereien und Seilereien.


    Im Rayon Browary sind außerdem folgende kleine Betriebe vorhanden, die über einen Handwerkbetrieb kaum hinausgehen: Leder- und Korbmöbelherstellung, Schreinereien, Nagelfabriken, Torfgewinnungs- und Fischereibetriebe. Ein großer Teil dieser Betriebe arbeitet zurzeit nicht mehr, da nach Prüfung der Verhältnisse keine Rohstoffe mehr geliefert werden können.


    Im Rayon Borispol befindet sich in Staroje und Umgebung eine größere Zuckerfabrik mit dem angeblich dazugehörigen ziemlich bedeutenden Torfgewinnungsbetrieb, sowie 2 kleinere Sägewerke. Verschiedene kleinere Webereien und Seilereien innerhalb des Rayons Borispol dürften infolge der Rohstoffschwierigkeiten bald ihre Tätigkeit einstellen.


    Im Rayon Wysch-Dubetschnja werden im Süden in verschiedenen Dörfern Korbmöbel hergestellt (Heimarbeit). Ein großes Lager wurde vor kurzem durch Brand zerstört. Daneben spielt in diesem landwirtschaftlich und gewerbewirtschaftlich ausgesprochenen Zuschussgebiet die Fischerei und die Gewinnung von Harz (Kolophonium) eine große Rolle. Ein kleinerer Harzverarbeitungsbetrieb ist in diesem Rayon vorhanden.



    15. Die finanzielle Lage der Rayone ist nicht günstig. Es handelt sich fast ausschließlich um ländliche Bezirke. Bis einschließlich des Monats September konnten die Haushalte noch ausgeglichen werden.


    Die Rayone werden durch Finanzinspekteure geprüft. Verfehlungen konnten nicht festgestellt werden. Die Angestellten sind mit der Führung der angeordneten Bücher usw. vertraut gemacht worden. Die Steuern sind eingeführt. Die Tätigkeit eines eigenen Finanzinspekteurs ist dringend erforderlich, scheiterte bis jetzt jedoch an der Personalfrage. Die Einführung der Steuern erfolgte auf meine Veranlassung bereits durch die früherer Ortskommandantur.



    16. Die Geldbedarfsanmeldung wird weiter wie bisher gehandhabt.



    17. Dringend werden neben Möbel, Bettwäsche und verschiedenen Baustoffen vor allem mindestens noch 2 Schreibmaschinen benötigt, da die Hauptabteilung III E keine amtseigene Schreibmaschine besitzt. Es kann mit Sicherheit behauptet werden, dass ein großer Teil der Büroarbeiten nach Gestellung der benötigten Schreibmaschinen doppelt so schnell und viel zweckmäßiger geleistet werden kann..


    Allgemein ist noch zu bemerken, dass der Rayon Wysch-Dubetschnja als in jeder Hinsicht (besonders landschaftlich) ausgesprochenes Zuschussgebiet auch verkehrstechnisch einer ordnungsgemäßen Führung des Gebiets schwere Hindernisse entgegensetzt. Mit Fahrzeugen kann dieser Rayon auf Straßen oder Wegen nur durch das Gebiet Koselez des Generalbezirks Tschernigow erreicht werden. Die Straßenverhältnisse sind jedoch derart dürftig, dass an ein Durchkommen mit Kraftfahrzeugen auf diese Weise einfach nicht zu denken ist. Eine kürzlich festgestellte Fähre über die Desna (auch für Lkw.) vermittelt notdürftig die Verbindung zur Rayonstadt Wysch-Dubetschnja. Der Sitz der Rayonverwaltung befindet sich in dem 4 km nördlich Wysch-Dubetschnja gelegenen Vorort Firnoff, wo angeblich früher die wohlhabenden Schichten Kiews ihre Ferien und ihre Freizeit verbracht haben.


    Die Abtrennung des Rayons Barischewka hat sich in jeder Hinsicht auf die Gesamtstruktur des Gebietes nachteilig ausgewirkt. Eine Wiedereingliederung ist for allem aus landwirtschaftlichen Gründen dringend erforderlich.


    Der Gebietskommissar:


    gez. Dr. Edelmann

    Regierungsrat



    Gruß Marga

  • Guten Tag zusammen,



    aus einer Akte zum Gebiet Leningrad vom 10.06.1941


    Teilabschrift und Bearbeitung

    Quelle: germandocsinrussia


    Stadt Leningrad


    a) Lage und Begrenzung


    Leningrad liegt im östlichen Winkel des Finnischen Meerbusens. Die Stadt ist auf beiden Ufern der Newa und auf mehreren von den Flussarmen gebildeten stark versumpften Delta-Inseln erbaut. Von ihrem Eintritt in die Stadt an beschreibt die Newa einen Bogen von 13 km Länge bei einer Breite von 330 bis 600 m und einer Tiefe von 11 bis 17 m. Im zentralen Stadtgebiet teilt sich der Fluss in drei Arme: die Große Newa, die Kleine Newa und die Newka. Letztere teilt sich weiter unterhalb noch in die Große, Mittlere und Kleine Newka. Das linke Newa-Ufer wird von vielen Kanälen durchquert. Eine Verlegung des Schwerpunktes der Stadt von den ungesunden Bezirken des Newa-Deltas zu höher gelegenen südlichen Bezirken ist seit einigen Jahren im Gange. Gleichzeitig hat die Neubautätigkeit in den überschwemmungsgefährdeten Gebieten* aufgehört. Die Stadtlandschaft reicht bis zu den Grenzen des bebauten Gebietes. Die Grenzen der 15 städtischen Rayons reichen zum Teil über diese geschlossen bebaute Fläche hinaus.


    b) Geländegestaltung und Überschwemmungsverhältnisse


    Leningrad ist in einer weiten Mulde gelegen, die im Norden durch die Pargolowo-Anhöhe, im Süden durch das hügelige Gelände von Pulkowo und Ligowo begrenzt wird. Die Niederung des Newa-Deltas bildet eine fortlaufende Senkung zur Newa und zum Finnischen Meerbusen. Der ungünstige Baugrund (Moorboden) führte zwangsläufig zur Errichtung zahlreicher Pfahlroste als Fundamente für Häuser und öffentliche Bauten.


    Bei westlichen und südwestlichen Winden treten oft Überschwemmungen auf. Im Jahrhundert von 1832 bis 1932 waren nur 31 Jahre überschwemmungsfrei. 42 Jahre weisen mehrere Überschwemmungen auf, so dass die Stadt gewöhnlich einmal im Jahr (vor allem im Oktober), häufig 2 bis 3mal und öfter überschwemmt wird. Die durchschnittliche Höhe des Hochwassers betrug 2 m; 14mal in 100 Jahren wurde eine Höhe von 2,50 m, 1924 eine Höhe von 4 m* erreicht.


    c) Besiedlung (Beschreibung der einzelnen Stadtteile)


    Das Stadtzentrum mit den wichtigsten und verkehrsreichsten Verwaltungsbezirken liegt innerhalb des großen Newa-Bogens etwa von der Eisenbahnbrücke bis zur Mündung der Newa in den Finnischen Meerbusen. Hier befinden sich die Kommando- und Verwaltungsstellen des Leningrader Militärbezirks und der baltischen Flotte, die Zivilbehörden von Stadt und Gebiet Leningrad, Industrieverwaltungen und Banken, Hauptpost- und Telegrafenämter, ausländische Vertretungen, ferner eine Reihe von bedeutenden Kulturdenkmälern, wie Winterpalast, der Marmorpalast, die Eremitage mit ihrer berühmten Kunstsammlung sowie mehrere Kathedralen und Klöster, die zum Teil als Museen eingerichtet wurden, schließlich auch die ersten Theater und Opernhäuser der Stadt, zahlreiche Kinos und einige große Warenhäuser. Von Süden her münden in diesen Teil der Stadt bzw. etwas weiter südwestlich alle wichtigen Bahnstrecken, außer der Bahnstrecke von Finnland. Nahe der Newa-Mündung liegen die beiden großen Werftbetriebe Marti und Ssudomech und ein Kupfer- und Aluminium-Verarbeitungswerk. Als wichtige Wirtschaftsbauten sind noch zu nennen: das Hauptwasserwerk am Newa-Ufer, die große Gummi- und Reifenfabrik Krassnyj Treugolnik am Obwodnyj-Kanal, ein Gaswerk und mehrere mittlere Industriebetriebe am Obwodnyj-Kanal, die Zentralmolkerei und der große Schlachthof am Warschauer Bahnhof. Innerhalb der zentralen Stadtbezirke befindet sich auch der weitaus größte Teil der Leningrader Kasernen.


    Südwestwärts schließt sich auf mehreren Inseln und breiten Molen angelegte Hafenbezirk an den Stadtkern an. Vier im Südwesten gelegene Großbetriebe sind von besonderer wehrwirtschaftlicher Bedeutung: die Shdanow- oder Nord-Werft (Kriegsschiffbau), die Kirow- oder Putilow-Werke (Geschütze aller Art, Panzerplatten, Entwicklung neuer Fabrikationszweige), die chemische Fabrik Krassnyj Chimik (Kampfgase und Sprengstoff), das Eisen- und Stahlwerk Molotow (Stahlgießerei und mechanische Werkstätten).


    Im südlichen Stadtteil liegen zwischen der Warschauer Bahnstrecke und der Moskauer Chaussee das Waggonbauwerk Jegorow und die große Schuhfabrik Skorochod, nicht weit davon eine zweite große Schuhfabrik Proletarskaja Pobeda. Südlich der Verbindungsbahn erstreckt sich der große Flugplatz Korpusnoje Aerodrom mit einem Flugzeug-Reparaturwerk. Ebenfalls am bisherigen Südrand der Stadt gelegen ist das bedeutendste Unternehmen der Leningrader Elektro-Industrie Elektrossila. Entlang der Moskauer Chaussee (Meshdunarodnyj-Propekt) dehnt sich die Stadt jetzt weiter nach Süden aus. Einige Wohnsiedlungen sind fertiggestellt, große Verwaltungsgebäude für die verschiedenen Leningrader Behörden befinden sich im Bau. Für die Erweiterung der Stadt in der aufgelockerten Bauweise soll das ganze Gelände bis Pulkowo erschlossen werden.



    Fortsetzung folgt



    Gruß Marga

  • Guten Tag zusammen,



    Fortsetzung der Teilabschrift über die Stadt Leningrad


    Quelle: germandocsinrussia



    Im Südosten liegt der Industrie- und Arbeiter-Wohnbezirk Wolodarski.


    Die Industriebetriebe ziehen sich viele Kilometer weit an beiden Ufern der Newa hin. Die wichtigsten Fabriken dieses Bezirkes sind „Bolschewik“ (Tanks, Geschütze, Munition,) Lenin-Werk (Stahlformguss, Dampfkessel, Kompressoren), die Lokomotiv- und Waggon-Reparaturwerke, drei Papierfabriken, mehrere Textilfabriken. Neben der Verbindungsbahn und der Moskauer Bahn befindet sich ein besonders großes Erdöl- und Treibstofflager und die Raffinerie Schaumann.


    Die Vorstädte im Nordosten auf der rechten Seite der Newa wurden in dem ausgedehnten Bezirk Krassnogwardejsk zusammengefasst. Nahe der Mündung des Flüsschens Bolschaja Ochta in die Newa liegen einige mittlere Industriebetriebe und die Werft Petrosawod, weiter aufwärts an der Ochta die Pulverfabrik Proxelin und bei den Vororten Rshowka und Nowaja mehrere Munitionsanstalten und -Lager. Eine Anhäufung von Fabriken findet sich auch ostwärts vom Finnländischen Bahnhof, darunter besonders die Waffenfabrik Krassnyj Wyborshez, die Gießerei Zentrolit, die Maschinen- und Apparatefabriken Stalin, Sswerdlow und Promet, ferner zwei größere Textilfabriken. Weiter im Norden dieses Bezirkes nehmen die Anlagen der Sprengstofffabrik Piskarewka und die als Gemüselager getarnten Bauten an der Verbindungsbahn einen großen Raum ein.


    Zwischen der Finnländischen Eisenbahn und der Newka bildet der Wyborger Stadtbezirk einen schmalen Streifen, in dem nahe der Litejnyj-Brücke mehrere Krankenhäuser und anschließend eine Reihe von Fabriken der Maschinenbau-, Elektro- und Textilindustrie liegen. Weiter im Norden erweitert sich der Bezirk und umfasst hier die Wohnviertel und Parkanlagen von Lessnoj, Kuschelewka, Udelnaja usw.. Am NW-Rand des Wyborger Stadtbezirks befindet sich ein wichtiger Militärflugplatz mit größeren Werkstätten und Lagern und die Flugzeugfabrik Nr. 23.


    Die Insel-Stadtteile: Mehrere Stadtbezirke liegen auf den Inseln des Newa-Deltas. Der älteste Stadtteil Petrogradskaja Storona bildete sich um die Peter-Paul-Festung; er ist eng bebaut und zugleich Wohn- und Industriebezirk. Die hier ansässige Industrie ist allerdings von geringerer Bedeutung. An wichtigen Bauten auf der Petrogradskaja Storona und der damit zusammenhängenden Aptekarskij-Insel sind zu nennen: das Arsenal mit Artilleriemuseum, das medizinische und das röntgenologische Institut, der Botanische Garten, der Rundfunksender und die Großdruckerei Petschatnyj Dwor.


    Die drei Inseln zwischen der Großen und der Kleinen Newa (Jelagin-, Krestowski- und Trudjaschtschichssjainnseln) sind hauptsächlich mit Park- und Sportanlagen bedeckt. Auf der Petrowsi-Insel dagegen, die nur durch das Flüsschen Shdanowka von der Petrogradskaja Storona getrennt ist, befinden sich mehrere Fabriken und zwei kleine Werften. Auf der Wassiljewski-Insel siedelten sich vor allem die bedeutendsten wissenschaftlichen Anstalten an: die Akademie der Wissenschaften mit ihren zahlreichen Abteilungen und mehrere Museen, die Universität, die Akademie der Künste. Innerhalb dieses akademischen Stadtviertels befinden sich auch einige kulturhistorisch wertvolle Bauten, darunter der ehemalige Kaufhof und der Menschikow-Palast. Der mittlere und südliche Teil der Insel hat eine größere Anzahl von Fabriken aufzuweisen, von denen die Ordshonikidse- oder Baltische Werft (Kriegsschiffbau), die Kabelfabrik Ssewkabel und die Lederfabrik Radischtschew zu erwähnen sind. Der Westen ist teilweise sumpfig und unbebaut. Beim Hafenbecken Grebnoj Port wurden große Militär-Getreidespeicher errichtet. An einem anderen Hafenbecken liegt der Seeflugplatz Galernyj Gawan.



    d) Wirtschaft


    Leningrad ist eine sehr bedeutende Industriestadt und wichtiger Ein- und Ausfuhrhafen. Die neuen Machthaber lehnen die Auffassung, dass die Leningrader Industrie wegen ihrer Abhängigkeit von ausländischen Rohstoffen oder weit entfernt liegenden einheimischen Rohstoffgebieten ungünstig und unnatürlich gelegen sei, als „trotzkistische Theorie“ ab und verwenden daher außerordentlich große Mittel für den weiteren Ausbau der Industrie, des Hafens, der Verkehrswege und der Wohngebiete der Stadt. Zugleich werden große Ansterengungen gemacht, um nähergelegene Rohstoffvorkommen für die Leningrader Industrie zu erschließen.


    Die Stärke der Leningrader Industrie liegt darin, dass sie auf der Grundlage von bereits lange bestehenden und verhältnismäßig gut eingerichteten Werken mit großem Stamm qualifizierter Arbeiter und erfahrener Ingenieure systematisch ausgebaut wurde und daher in der Lage ist, komplizierte und hochwertige Erzeugnisse zu liefern, neue Fabrikationszweige zu erproben und einzuführen und technische Ausrüstungen für die industriellen Neubauten der Sowjetunion herzustellen. Ihre Schwäche besteht darin, dass sie von der regelmäßigen Heranschaffung fast aller Rohstoffe aus weit entfernt liegenden Gebieten abhängig ist. Diese sehr großen Transportleistungen müssen zum weitaus größten Teil durch die Eisenbahnen bewältigt werden. Es entstanden häufig Produktionsstörungen infolge ungenügender Rohstoffzufuhr. Daher werden jetzt in wachsendem Maße die in größerer Nähe befindlichen Rohstoff- und Energiequellen für die Leningrader Industrie erschlossen. Charakteristisch für die Leningrader Verhältnisse ist die enge Zusammenarbeit der Industrie mit den in der Stadt bestehenden zahlreichen Planungsbüros und wissenschaftlich-technischen Instituten.


    Verschiedene Industriezweige sind in Leningrad gleich stark vertreten und zwar: Metallindustrie und besonders Elektroindustrie, Schiffbau, chemische Industrie, Textilindustrie, Leder- und Schuhwarenindustrie, Holz- und Papierindustrie. An der gesamten industriellen Erzeugung der Sowjetunion war die Leningrader Industrie 1936 mit einem wertmäßigen Anteil von 12,5 % beteiligt. Im ganzen waren in der Industrie (1936) 665 000 Arbeiter und Angestellte beschäftigt, davon 49,3 % Frauen.


    Die Leningrader Elektrizitätswerke arbeiten mit Kohle-, Erdöl- und Torffeuerung. Der größte Teil des elektrischen Stromes wird jedoch von den weiter ostwärts im Gebiet Leningrad gelegenen Wasserkraftwerken des Wolchow und des Sswir und von dem großen Torfkraftwerk Dubrowka bezogen. Mehrere ‚ von den 6 städtischen Elektrizitätswerken geben noch gleichzeitig Dampf an ein Netz von Fernheizleitungen ab, wodurch 1939 etwa 460 große Gebäude ferngeheizt werden konnten. Erst seit 1935 ist ein Gaswerk im Betrieb. Nur ein kleiner Teil der Stadt wird mit Gas versorgt. Ein weiteres Gaswerk für die Versorgung des Nordens und der Inselbezirke befindet sich im Bau.


    Die Stadt besitzt drei Wasserwerke, außerdem wird eine Wasserleitung vom Ladogasee her gebaut. Die Abwässer gehen noch zu einem großen Teil in die Flussarme und Kanäle.


    Die Stadt zählt mehr als 60 Krankenhäuser mit 21 000 Betten und einige Erholungsheime (Prophylaktorien), ferner 70 Apotheken. Der gesamte Brotbedarf wird durch etwa 15 große Brotfabriken gedeckt. Zur Versorgung mehrerer beieinander liegender Großbetriebe sind gewöhnlich Fabriksküchen in eigenen großen Gebäuden eingerichtet. Im ganzen sind 14 derartige Großküchen vorhanden. Es gibt in Leningrad 32 Feuerwehrstationen mit 130 Wagen.



    Fortsetzung auf der nächsten Seite folgt


    Gruß Marga

  • Guten Abend zusammen,


    Fortsetzung der Teilabschrift über die Stadt Leningrad


    Quelle: germandocsinrussia



    e) Der Leningrader Hafen


    Von 1920 bis 1940 war der Leningrader Hafen der einzige Ostseehafen Russlands und wurde besonders als Holzausfuhrhafen stark erweitert, zu einem ausgesprochenen Seehafen umgebaut und mit modernen Verladeeinrichtungen, großen Speichern und Kühlhäusern versehen. Eisbrecher erhöhen die Schifffahrtsperiode auf 9 bis 10 Monate im Jahr.


    Der Hafen gliedert sich in den kleineren Handelshafen, vornehmlich im Norden und im Südwesten, der auch die Einfuhr bewältigt, und den größeren Holzhafen, der nur als Ausfuhrhafen dient, hauptsächlich in der Mitte und im Süden. Der Holzhafen vermittelt 40 bis 50 % der gesamtrussischen Holzausfuhr.


    Auch die Verwaltung des Hafens ist geteilt:


    a) Verwaltung der Ostsee-Handelsflottenbasis; dieser unterstehen:


    1. die Ostsee-Handelsflotte (1935: 68 Seeschiffe, verschiedenen Eisbrecher u. a.),


    2. die Kanonerskij-Insel-Reparaturwerft (seit 1934 stark vergrößert),


    3. die Hafendirektion (Handels-, Kohlen-, und Erdölhafen, Lagerhäuser, Eisenbahnanlagen, Elektrizitätswerk, Telephonzentrale, Zollamt),


    b) „Exportless“ (Holzausfuhrverwaltung); dieser unterstehen:


    die Holzverladeplätze mit den zugehörigen Schuppen und eigenem Hafenschiffspark (50 Dampf-, 40 Motorschlepper, 2000 Lastkähne).


    75% des Ausfuhrholzes kamen 1934 mit der Eisenbahn nach Leningrad, der Rest mit Schleppflößen und Lastkähnen, die zum Beispiel von Archangelsk durch den Ostsee-Weißmeer-Kanal 24 bis 30 Tage brauchen und je etwa 4000 cbm Holz fassen.


    Angeschlossen an den Hafen ist im Südwesten, an der Küste bei Ligowo, die „Exportless“- Stadt (für 20 000 Arbeiter) mit 25 Speiseanstalten, 2 Bade- und Waschanstalten, Krankenhaus, Apotheken usw.



    f) Verkehrswesen


    Den Transportleistungen entsprechend stehen im Leningrader Verkehr die Eisenbahnen an erster Stelle; sie bewältigten 1935 im An- und Abtransport zusammen 21 Millionen Tonnen, während die Binnenschifffahrt nur einen Gesamtgüterumschlag von 6,2 Millionen Tonnen und die Ostseeschifffahrt einen solchen von 4,3 Millionen Tonnen hatte. Die Stadt erhält durch die Eisenbahnen und die Binnenschifffahrt große Zufuhren von Getreide, Holz, Kohle, Roheisen, Erdöl, Baumaterialien und Lebensmitteln. Hiervon wird ein erheblicher Teil im Hafen umgeladen und ausgeführt. Die Einfuhr durch die Seeschifffahrt ist nicht mengenmäßig, aber wertmäßig bedeutend. Es handelt sich um Fertigfabrikate aller Art.


    Die vier großen Endbahnhöfe im Süden der Stadt: Baltischer, Warschauer, Witebsker und Moskauer Bahnhof (Baltijskij, Warschawskij, Witebskij und Moskowskij Woksal) sind untereinander und mit dem Finnischen Bahnhof (Finlandskij Woksal) auf der anderen Seite der Newa durch eine Bahnlinie verbunden, die auch den Anschluss an die Gleisanlagen des Hafens herstellt. Der Personenverkehr der Leningrader Bahnhöfe ist ganz überwiegend Nahverkehr. 1936 waren 71 km Vorortstrecken elektrifiziert. Die Elektrifizierung weiterer Strecken ist im Gange.


    Innerhalb der Stadt ist die Straßenbahn das Hauptverkehrsmittel (1936: 2400 Wagen), daneben gibt es Autobusse (1936: 408 Wagen) und neuerdings elektrische Oberleitungs-Omnibusse. Für den Luftverkehr steht der im Süden gelegene Flugplatz Korpusnoj mit großen Reparaturwerkstätten zur Verfügung. Innerhalb des Stadtgebietes befinden sich noch der Militärflughafen bei Nowaja Derewnja und der Seefliegerhorst Grebnoj Port. Der Wasserverkehr bedient hauptsächlich den Vorortverkehr. Von den vier Anlegestellen an der Newa verkehren Motorkutter für den Nahverkehr und Dampfer für den Verkehr nach Peterhof, Kronstadt, Schlüsselburg, Petrosawodsk.


    Brücken: Die Newa wird oberhalb des Deltas von den drei Straßenbrücken (300 bis 500 m Länge) und der einzigen Leningrader Eisenbahnbrücke überquert. Unterhalb der Abzweigung der Newka sind noch drei weitere Straßenbrücken über die Große Newa zur Verbindung des Stadtkerns mit der Petrogradskaja Storona und der Wassiljewski-Insel vorhanden. Alle Brücken besitzen einen beweglichen Teil zum Hindurchlassen großer Schiffe in einer 21 m breiten Durchfahrt. Unzählige kleinerer Brücken (überwiegend Holzbrücken) befinden sich in den von Kanälen durchzogenen mittleren und südwestlichen Stadtteilen und auf den Inseln selbst. Auch der größtebTeil des Hafengebietey ist nur über Brücken zugänglich.


    Die Straßen sind in allen Teilen der Stadt genügend breit, weisen keine erheblichen Steigungen auf und sind meist gerade geführt. Etwa 25% der Straßen, das heißt fast alle wichtigen Straßen, sind asphaltiert oder mit Kleinsteinpflaster versehen. Die übrigen Straßen waren nach Sowjet-Angaben von 1936 in „nicht vervollkommneten Zustand“. Größere Parkanlagen sind in allen Teilen der Stadt vorhanden.



    Fortsetzung und Schluss nächste Seite

  • Fortsetzung



    g) Militärische Beurteilung


    Im Gebiet des sumpfigen Newa-Deltas ist das Stadtgebiet Leningrads vor allem bei normalem oder gar hohem Wasserstand besonders schwer zugänglich. Die Aufgliederung des Stadtzentrums in zahlreiche Inseln, die durch Flussarme und tiefe Kanäle voneinander getrennt sind, macht das Vordringen in den Stadtkern zu einer sehr schwierigen Aufgabe, auch wenn nicht alle Brücken zerstört werden könnten. Die Geschichte der Bürgerkriege in Petrograd 1917 bis 1919 zeigt die Hartnäckigkeit der Straßenkämpfe in den schwer umkämpften inneren Stadtteilen und besonders an den Brückenköpfen. Am leichtesten zugänglich sind die nördlich und südlich auf Anhöhen gelegenen Vorstädte. — Für Truppenbelegungen ist die ehemalige Residenzstadt mit ihren zahlreichen Schlössern, Stallungen, Kasernen usw. hervorragend gut geeignet. Große Vorräte an Lebensmitteln und Waren finden sich in den Speichern der Häfen und Industrieanlagen.



    Gruß Marga

  • Guten Tag zusammen,



    Aus einer Akte mit „Militärgeographischen Angaben über die Ukraine und Krim“. Da ich zum Landschaftsbild schon zu einigen Gebieten etwas beigetragen habe, entnehme ich dieser Akte einige Beschreibungen der Städte und größeren Orte.


    Mappe F , 01.04.1941

    Teilabschrift und Bearbeitung

    Quelle: germandocsinrussia


    Brody (B B 394)

    Geb. Lemberg


    18 070 Einwohner (1937)

    (2281 Wohngebäude,1931)


    Stadt und Rayonszentrum im östlichen Galizien, in der sumpfigen waldumhegten Styrniederung, 103 Straßen- und 87 Eisenbahn-km ostnordöstlich von Lemberg. Brody ist Mittelpunkt eines weiten, städtearmen Gebietes. — Knotenpunkt von Straßen nach Dobno, Slotschew und Tarnopol. — im Gegensatz zum Stadtkern ist der äußere Teil gepflegt. —


    Bevölkerung (1931): 5100 Polen, 4300 Ukrainer, 8300 Juden. —


    Wehrwichtige und militärische Anlagen: Mehrere Krankenhäuser, 8 Schulen, 3 Hotels, 2 kleinere Elektrizitätswerke, Wasserleitung, Post-, Telegraphen- und Fernsprechamt, Bahnhof, Kavalleriekaserne, Infanteriekaserne mit Garage; neue Kasernen mit Garage, Stallungen und Magazin; Pulvermagazin, Flugplatzgelände, Schlachthof, Viehmarkt. — Ehemals Stapelplatz für Pelze, Seide, Leder. —


    Industrie: Zementfabrik, Keramikfabrik (außer Betrieb), Ziegelei, Bürstenfabrik, zwei Dampfsägemühlen, Brauereien, Graupenmühle, 4 weitere Mühlen.



    Gruß Marga

  • Hallo Marga,


    schöner Zufall, Bei meiner Bio von Samstag 09.03.2024 ist der Soldat aus unserem Ort bei Brody gefallen. Den Ort habe ich dann mal selber gefunden und hier nicht angefragt ;)


    Zitat aus LDW

    Zwischen dem 13. Juli und dem 29. August 1944 wurde die Heeresgruppe Nordukraine in schwere Kämpfen aus der westlichen Ukraine und den südöstlichen Gebieten Polens herausgedrängt. Dabei wurden acht deutsche Divisionen im Kessel von Brody vernichtet, 32 deutsche Divisionen schwer angeschlagen.



    Bordy ist dabei stark zerstört worden.


    VG

    Martin

  • Guten Tag zusammen,



    Teilabschrift und Bearbeitung

    01.04.41

    Quelle: germandocsinrussia


    Charkow (BB 46)

    Geb. Charkow.

    833:430 Einwohner (1939)


    Gebietshauptstadt an der Vereinigung der Flüsschen Lopan und Chakow gelegen. — Dank der Nähe des Donez-Kohlenbeckens, des Eisenreviers Kriwoj-Rog und des fruchtbaren Schwarzerdegebietesbist diebStadt das größte Wirtschaftszentrum der Ukraine und ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt an den Bahnen (zwei große Kopfbahnhöfe) und Straßen, die das zentrale russische Industriegebiet mit dem Land der Schwarzen Erde und dem Schwarzen Meer, das Donezrevier mit Weißrussland und den baltischen Häfen verbinden und die den Verkehr zwischen Osten und Westen vermitteln. Auslade- und Verschiebebahnhöfe. Auch die Fluglinie Moskau — Baku — Teheran geht über Charkow.


    Es besitzt ansehnliche Industrie und lebhaften Handel. — Universitätsstadt. Moderne Arbeitersiedlungenbumgeben den alten Stadtkern. Deutsches Generalkonsulat. — Bevölkerung: Großrussen, Ukrainer, Juden. —


    Forschungsanstalten und Kulturdenkmäler: Universität; eine große Anzahl von wissenschaftlichen Instituten (Technologisches, Veterinär-medizinisches, Geodätisches und solche für Landwirtschaft, Volksbildung, Medizin und Volkswirtschaft); Uspenskij Kathedrale, Observatorium, Zoologischer und Botanischer Garten, Institut der Arbeit, Ukrainisches Kunstmuseum, Zentrale wissenschaftliche Bibliothek, Institut der zivilen Luftschifffahrt.


    Verwaltung der Schwerindustrie. — Wehrwichtige und militärische Anlagen: Sitz des Militärbezirks-Oberbefehlshabers. Sanatorium der Eisenbahnarbeiter, Asyl mit sanitären Anlagen für Arbeiter, 4 Großkraftwerke (2 Überlandwerke, Überland-Wärmekraftwerk, Fabrikheizwerk), FT-Station, Rundfunksender, Post- und Telegraphenamt, Druckereinen, Hotels, Kühlhaus, Chemische Versuchsanstalt für Giftstoffe. — Umsatz von Vieh- Pferden und Getreide. —


    Mehrere Infanterie- und Artilleriekasernen, Flugplätze, Fliegerschule, Fliegerstadt, Bodenfunkstelle, Artilleriearsenal, Chemisches Depot Nr. 138, Nachrichtenschule, Unteroffizierschule, Polizeischule.


    Rüstungsindustrie: Luftschiffwerk, 5 Flugzeugfabriken (Bau von Flugzeugzellen), 3 Kampfwagenwerke (Bau von Panzerwagen und Traktoren), 4 Munitionsfabriken und -lager, 1 Geschützwerk, 2 chemische Handfeuerwaffenfabriken, 2 chemische Werke; Werk für Herstellung von elektrischen Messgeräten und Schaltapparaten für U-Boote, Benzingewinnung.


    Sonstige Industrie: 4 Maschinenfabriken, 1 Maschinenfabrik mit Traktorenwerk, Turbinenfabrik, Metallurg. Werk, 3 Werkzeugmaschinenfabriken (Herstellung von Horizontalbohrmaschinen, Mehrspindelbohrmaschinen, Rundschleifmaschinen, Drehbänken, Dreh- und Bohrmaschinen und Zentralbohrmaschinen), 2 Lokomativfabriken, Waggonreparaturwerkstätten, Autofabrik Nr. 48, Werk für Brücken und Eisenkonstruktionen, 1 Fahrradfabrik, elektromechanische Fabrik „Chetz“, Glasfabrik, Metallspinnerei, Musikinstrumentenfabrik, Textil- und besonders Wollindustrie, Lederindustrie, chemische Industrie (kokschemische Fabrik, Zementfabrik), Holz- und Papierindustrie, Nahrungsmittelindustrie (Teigwarenherstellung, Fleisch- und Fleischwarenfabrik, Fettverarbeitung, Spirituosenherstellung), Seifenfabrikation, Tabakfabrik.



    Gruß Marga