Hallo zusammen!
In diesem Thread möchte ich mich einem Thema widmen, das nach meinem beschränkten Empfinden hier im Forum bislang eher vernachlässigt wurde, aber in der Geschichtswissenschaft mehr und mehr an Relevanz gewinnt. Ich verweise hier nur auf die interessante anstehende Jahrestagung des Arbeitskreises für Militärgeschichte "Der Sound des Krieges" (der vollständige CfP mit weiteren Details) oder das DFG-Forschungsprojekt "Der laute Krieg und die Laute des Krieges. Belliphonie im Mittelalter."
Um euch zu zeigen, worum es mir in diesem Thread gehen soll, zitiere ich aus dem CfP des AKM:
1) Akustische Dimensionen von Militärtechnik, Ausbildung, Kriegsführung
2) Sinnesgeschichte der Belliphonie (ein von Martin Daughtry eingeführter Begriff, der "die Gesamtheit der durch den Krieg entstandenen und beeinflussten Sounds" meint)
3) Musik und Krieg
4) Erinnerung und Erzählung von Belliphonie
Und an anderer Stelle des CfP heißt es zentral:
"Zur Soundscape ‚Krieg‘ gehören dabei nicht nur die Geräusche der Waffen, sondern auch eine Fülle weiterer intentional und akzidentiell erzeugter akustischer Phänomene, wie etwa die Bewegungsgeräusche der Menschen, Tiere und Transportmittel, Schreie, Signale und Musik, v.a. im Vorfeld der Kampfhandlungen auch Reden, Gespräche und Gebete. Aber auch Stille als körperlich wahrnehmbares Phänomen bekommt im Kontext eines Krieges neue Bedeutungen [...], zum Beispiel wenn die Stille vor dem Kampf und der lautlose Feind als besonders furchteinflößend erlebt wurden." [Hervorhebungen durch mich]
Hier sollen also im besten Falle Dokumente, Berichte, Feldpost, Bilder (z. B. von Horchgeräten oder Liederabenden) usw. usf. eingepflegt werden, die die gesamte Bandbreite der Klanglandschaften des Zweiten Weltkrieges (natürlich mit Schwerpunkt auf die Deutsche Wehrmacht/Waffen-SS) widerspiegeln. Jede noch so kleine Information, jede noch so skurrile oder unscheinbare Quelle kann wichtig sein.
Ein fiktives Beispiel:
Das Regiment XYZ, das aus deutschen, volksdeutschen und "fremdvölkischen" Soldaten besteht, verfasst nach einem schweren Gefecht an der Ostfront einen ausführlichen Bericht über die Schwierigkeiten der Kommunikation auf dem Schlachtfeld, wegen der Sprachbarrieren, dem Schlachtenlärm, den Missverständnissen beim Funkverkehr; es erwähnt aber auch die demoralisierende Wirkung der heulenden "Stalinorgeln". Bei diesem fiktiven Beispiel sind gleich mehrere belliphonische Aspekte vorhanden.
_ _ _ _ _
Ich würde mich sehr freuen, wenn jede/r von euch bei Gelegenheit in seinen/ihren privaten Archiven nachschaut, ob er/sie einschlägiges Material für diesen Thread beisteuern kann. Des Weiteren auch bitte bei anstehenden Recherchen – sofern es keine Umstände macht – einfach mit darauf achten, ob dieser oder jener Fund nicht auch für diesen Thread von Interesse sein könnte.
Ich mache einmal den Anfang mit einem belliphonischen Mythos, nämlich dem berühmten "Ping" des M1 Garand. Hierzu möchte ich dieses kurzweilige und (zumindest mich) überzeugende YT-Video mit euch teilen:
Viele Grüße,
euer Alex