Stoßtrupps

  • Hallo Allerseits,


    Abschrift und Bearbeitung!


    Generalkommando V

    Abteilung Ia


    Korps-Hauptquartier, den 24.10.1939 ( Anmerkung: Das Datum konnte nicht genau ermittelt werden. Einziger festerPunkt 24. Es gibt aber eine Unterschriftenliste die das Datum vom 05.11.1939 trägt.)


    Nur für den Dienstgebrauch


    Stoßtrupps werden gebildet zur Wegnahme bzw. Wiedergewinnung von einzelnen feldmäßigen oder ständigen Verteidigungsanlagen


    Ihre Stärke, Gliederung und Ausrüstung richtet sich nach ihrem Angriffsziel, ihr Kampfverfahren und ihre Ausbildung ist unter Berücksichtigung der seither verbesserten Waffen und Anlagen ähnlich wie bei den Sturm-Bataillonen, des Weltkrieges.


    Jedem Stoßtrupp-Unternehmen muss eine eingehende Aufklärung und Erkundung vorausgehen. Insbesondere müssen der Stoßtrupp-Führer und seine Unterführer durch persönlichen Einblick in ihr Angriffsgelände (nach gründlichem Karten- und evtl. Luftbildstudium) sich über Gelände, Hindernisse, Geländeverstärkungen, Stärke und Waffenausstattung beim Feind unterrichten.


    Für die Durchführung im Zusammenwirken mit der Artillerie bestehen 3 Möglichkeiten:


    a) ohne Artillerie-Vorbereitung zur Wahrung der Überraschung (im Morgengrauen der Nebel)


    b) nach Kurzer Artillerie-Vorbereitung


    c) nach langer Artillerie-Vorbereitung


    Die Zusammenarbeit mit Artillerie, schweren Waffen und Nachbarn (Scheinunternehmungen) muss zeitlich und räumlich eindeutig festgelegt sein.


    Die Aufgaben der Artillerie und schweren Infanterie-Waffen bestehen


    1. bei bzw. vor Beginn des Stoßtrupp-Unternehmens im Beschuss der Feindanlage zur Verminderung Ihrer Abwehrkraft in materieller und personeller Hinsicht, falls nicht zur Wahrung des Überraschungsmomentes auf diesen Abschnitt verzichtet wird,


    2. im Abriegeln (Feuerglocke) des Angriffszieles, um ein Heranführen von Feindreserven zu verhindern,


    3. im Niederhalten oder Blenden von Feindwaffen, die vor und in das Angriffsziel wirken können.


    Oft wird es angezeigt sein, einzelne schwere Infanterie-Waffen (Pak oder schwere M.G. zur direkten Schartenbekämpfung) dem Stoßtrupp-Führer selbst zu unterstellen.


    Gliederung


    a) Allgemein:


    Als Führer eines Stoßtrupps ist ein bewährter Zugführer, als Mannschaft die zuverlässigsten und schneidigsten Unteroffiziere und Mannschaften eines Zuges oder einer Kompanie einzuteilen.


    b) Im Besonderen:


    1. Stoßtruppführer,


    2.

    a) Nebeltrupps,

    b) Hindernissprengtrupps,

    c) Schartensprengtrupps,

    d) Verdämmungstrupps,

    e) Flammenwerfertrupps (wenn vorhanden)


    3. Sicherungstrupps,


    4. Nachschubtrupp


    Stärke und Ausrüstung


    a) Allgemein:


    Die zu den Spezialtrupps gehörenden Leute legen ihre normale Bewaffnung und Ausrüstung zur Erhöhung ihrer Beweglichkeit ab und behalten lediglich ihr Koppel mit Seitengewehr ohne Patronentaschen und Brotbeutel.


    Als Schusswaffe trägt jeder Mann eine Pistole, die mit einem Riemen um den Hals befestigt in der einen Rocktasche getragen wird. In der anderen Rocktasche befindet sich die Gasmaske. Scharfe-, Nebel- Handgranaten und Benzolflaschen werden in Doppelsäcken, die sich über der Brust Kreuzen, mitgeführt. Gestreckte und geballte Ladungen, Spaten und Drahtsscheren werden in der Hand oder ins Koppel gesteckt mitgenommen. Reserve-Pistolenmagazine werden in der Hosentasche mitgeführt.


    Sicherungstrupps (ohne Rückengepäck) führen ihre normale Bewaffnung und Ausrüstung als leichter M.G.- oder Schützentrupp mit erhöhter Munitionsausstattung.


    b) Im Besonderen:


    1. Stoßtruppführer:

    • Pistole,
    • Leuchtpistole mit Munition,
    • Drahtschere,
    • Fernglas.

    2. a) Nebeltrupp:

    Stärke und Anzahl verschieden. Diese richten sich nach den Verneblungsaufträgen.


    Ausrüstung des einzelnen Mannes:

    • Pistole,
    • Spaten (jeder 3.Mann eine Drahtschere statt Spaten),
    • 2 x 5 Nebel-Handgranaten im Doppelsack.

    b) Hindernissprengtrupp:

    Stärke und Anzahl entsprechend der Stärke, insbesondere der Breite des Hindernisses und der Zahl der zu schaffenden Gassen verschieden.


    Ausrüstung des Mannes:

    • Pistole,
    • Drahtschere,
    • Schutzhandschuhe zum Erfassen von Stacheldraht,
    • gestreckte Ladungen entsprechend der Zahl der zu schaffenden Gassen.

    Zur Sprengung von Drahthindernissen haben sich mit Bohrpatronen geladene Gasrohre bewährt.


    c) Schartensprengtrupp:

    Für jede Scharte und Eingang ein eigener Trupp.


    Eigentliche Schartentrupps:

    Jeder Mann:

    • Pistole,
    • Spaten,
    • 5 Handgranaten und 3 Benzinflaschen im Doppelsack.

    Spezialtrupp zur Niederkämpfung der Eingangsverteidigung:

    Jeder Mann:

    • Pistole,
    • Spaten,
    • 5 Handgranaten und
    • beim Trupp zwei 3 Kilo-Sprengladungen oder geballte Ladungen mit Zünder und Stangen.

    d) Verdämmungstrupp:


    Für jede Scharte 2 Mann.

    Jeder Mann:

    • Pistole,
    • Spaten,
    • 8 Sandsäcke,

    diese Trupps werden nur eingeteilt, wenn die Scharten eine niedere Bodenhöhe aufweisen, sodass sie mit Sandsäcken zugesetzt werden können.


    Bei Kampfanlagen, die an Steilhängen (Vorderhand) stehen oder eine grosse Scharten-Bodenhöhe haben, entfallen diese Trupps.


    3. Sicherungstrupps:

    Diese haben den Stoßtrupp gegen Feind aus der unmittelbaren Umgebung des feindlichen Kampfstandes, der beim Zurückspringen des eigenen Artillerie-Feuers wieder auflebt (Schweige-M.G., versteckte Schützennester) zu decken. Meist werden bis zu 3 Sicherungstrupps eingeteilt, die das rechte, linke und rückwärtige Nachbargelände zu überwachen haben. Der Geländeform und Bewachung entsprechend werden dazu leichte M.G.-Schützen oder Schützen-Halbtrupps eingeteilt.


    4. Nachschubtrupp

    Dieser führt dem Stoßtrupp seine normale Waffenausstattung und Ausrüstung oder, falls ein neuer Stoßtrupp-Auftrag erfolgt, neue Handgranaten, Sprengladungen, Nebel usw. nach.


    Kampfverfahren


    Die Durchführung des Stoßtrupp-Unternehmens gliedert sich dem Angriffsgelände entsprechend in mehrere Unterabschnitte.


    1. Bereitstellung:

    Diese muss unbemerkt erfolgen. Aus diesem Haupterfordernis ergibt sich die Auswahl von Ort und Zeit. Als günstigste Zeit erscheint meist die Morgendämmerung.


    2. Annäherung bis zum Hindernis:

    Diese erfolgt entweder überraschend ohne Artillerie- und schwere Waffen-Unterstützung, (diese muss bei feindlicher Feuereröffnung sofort einsetzen) oder von vorne herein mit Feuer-Unterstützung.


    Als vorderste Teile des Stoßtrupps schieben sich in diesem Zeitabschnitt die Hindernis-Sprengtrupps und zu ihrem unmittelbaren Feuerschutz die Sicherungstrupps an das Hindernis heran, während die restlichen Teile des Stoßtrupps nach rückwärts gestaffelt folgen.


    Ob in diesem Zeitabschnitt schon vernebelt wird, hängt von Feindfeuer, Geländeform und Windrichtung ab.


    3. Überwindung des Hindernisses:

    Die Hindernis-Sprengtrupps schaffen an den vorher festgelegten Punkten des Hindernisses mit gestreckten Ladungen Gassen, die mit Drahtscheren sofort erweitert werden.


    Die Hindernis-Sprengtrupps verbleiben im weiteren Verlauf des Stoßtrupp-Unternehmens am Hindernis, dienen der nachfolgenden Infanterie als Wegweiser und legen bis zu deren Eintreffen nach Wegnahme des feindlichen Kampfstandes neue Gassen an.


    4. Überwinden des Geländes vom Hindernis bis an den Kampfstand:


    Bis zu dieser Zeit ist der Einsatz der Nebeltrupps oft, auch abgesehen von den vorher angeführten Gesichtspunkten, nicht möglich, da den bis dahin noch auf die Scharten im direkten Beschuss wirkenden schweren Infanterie-Waffen die Beobachtung genommen würde.


    Da die Beschießung der Scharten wegen Gefährdung der Stoßtrupp-Leute von diesem Zeitabschnitt ab nicht mehr möglich ist, erfolgt meistens erst jetzt der Einsatz der Nebeltrupps, die sich unmittelbar nach der Sprengung seitlich der Gasse an das Drahthindernis heranschieben und das Gelände zum Überwinden des Drahthindernisses und zum weiteren Heranarbeiten an den Kampfstand auf Handgranatenwurfweite durch die Scharten-Sprengtrupps und die Deckungstrupps vernebeln.


    Die Sicherungstrupps schieben sich rechts und links seitlich am feindlichen Kampfstand vorbei und bilden, während die Scharten-Sprengtrupps unter Ausnutzung der toten Schusswinkel sich an ihre zugeteilte Scharten und die Eingangsverteidigung heranschieben, seitlich und rückwärts des feindlichen Kampfstandes eine Abwehrstellung. Die Stoßtrupp-Unternehmungen haben nur dann Aussicht auf Erfolg wenn sie so vorbereitet sind, dass ihre Durchführung ohne Stockung im rücksichtslosen Draufgehen erfolgt.


    Einsatz der Flammenwerfer gegen Scharten und zur Abwehr von Gegenstößen.


    5. Wegnahme des Kampfstandes:

    Die unter dem Schutze der Nebeltrupps auf Handgranaten-Wurfweite seitlich an ihre zugeteilten Scharten bzw. Eingänge herangekommenen Scharten-Sprengtrupps zwingen die Besetzung des Kampfstandes durch Handgranaten- und Benzinflaschen-Salven zur Schließung der Scharten und benützen diesen Augenblick zum letzten Ansprung auf den Stand auf die ihnen zugeteilten Plätze. Die Scharten-Sprengungstrupps versuchen dann mit Handgranaten durch die beschädigten Scharten hindurch die Besatzung kampfunfähig zu machen oder verklemmen die Scharten, dass sie nicht mehr geöffnet werden können.


    Die bei günstiger Scharten-Bodenhöhe eingesetzten Verdämmungstrupps, die bisher unmittelbar hinter ihren Scharten-Sprengtrupps gefolgt waren, verdämmen die Scharten mit den mitgebrachten Sandsäcken. Der auf den Eingang angesetzte Trupp bringt die mitgeführten Sprengladungen und geballten Ladungen am Kampfstand-Eingang zur Entzündung und dringt durch die beschädigte Tür in den Kampfstand ein.


    Bei modernen Kampfanlagen, deren Scharten und Eingänge durch den Artillerie-Beschuss noch nicht gelitten haben, wird oft nach geglücktem Ansprung an den Kampfstand ein Öffner des Standes mit den Mitteln des Infanterie-Stoßtrupps nicht möglich sein. Der Stoßtrupp muss dann sämtliche Scharten und Eingänge des Standes bewachen und neue Kampfhandlungen der Besetzung verhindern, bis durch stärkere Pionier-Sprengmittel die Öffnung und endgültige Besetzung des Standes erzwungen werden kann.


    Der mit der Masse der Infanterie nachgekommene Nachschubtrupp bringt für den Stoßtrupp seine normale Bewaffnung und Ausrüstung nach, der Stoßtrupp schließt sich dann dem Angriff der Infanterie in die Tiefzone an.


    Falls der Stoßtrupp zu einem neuen Stoßtrupp-Unternehmen verwendet werden soll, wird er dazu ebenfalls durch den Nachschubtrupp neu ausgestattet.


    In allgemeinen wird ein Stoßtrupp nur ein Unternehmen durchführen können, sodass zur Vertiefung des Einbruchs ein treffenweiser Einsatz notwendig wird.


    Für die Richtigkeit der Abschrift


    Jorg

    Hauptmann


    Quelle: germandocsinrussia


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo zusammen,


    ich habe noch einen sehr interessanten Vorschlag für die Gliederung eines Stosstupps gefunden. Hier geht es insbesondere um die Gliederung, Aufgabenbeschreibung und Ausrüstung eines Stosstrupps, zum Aufrollen eines feindlichen Grabens aber schaut am besten selbst.


    Quelle: Nara


    Gruß

    Michael

  • Hallo Michael, es ist nur fuer Ostfront oder auch andere Kriegsschauplaetzen? In offizielle Unterlagen sind "Stosstruppen" aus Artillerie Regiment Hermann Goering bei Neapel gegen Partisanen und ein andere Kampfgruppe Becker (Fallschirmjaeger Regiment 1), beide im September 1943


    Gruessen


    ITIR89

    Maiora Viribus Audere-Aus eigener Kraft größere Taten wagen, Wahlspruch der Bersaglieri Regiment 3