Vorgeschobener Beobachter

  • Hallo Allerseits,


    Abschrift und Bearbeitung!


    Jüterbog/Altes Lager, Oktober 1941


    Vorgeschobener Beobachter


    I. Grundsätzliches:

    Der vorgeschobene Beobachter muss eine entschlussfreudige, taktisch und artilleristisch gut geschulte Persönlichkeit (Offizier) sein.


    Seine Hauptaufgabe ist Schießen. Er gehört dahin, wo er am besten sehen kann und ist deshalb nicht an den Platz von infanteristischen Führern gebunden. Oft ist es zweckmäßig, ihm das Feuer eines vorher zu befehlenden Geschützes mit einer bestimmten Munitionsmenge freizugeben, über das er immer dann unter Meldung an die Batterie verfügen kann, wenn seine Aufgaben es verlangt.


    Anfragen sollen sich im allgemeinen nur auf die Feuererlaubnis mit der ganzen Batterie beschränken. Die Verantwortung bleibt dem Batterieführer, der entscheidet, ob die vom vorgeschobenen Beobachter angestrebte örtliche Unterstützung der Infanterie mit dem Gefechtsauftrag der Batterie übereinstimmt.


    Für die Verbindung zwischen vorgeschobenem Beobachter und Feuerstellung ist Funksprechgerät einzusetzen, Gegenstelle in der Nähe des zugewiesenen Geschützes. Zumindestens in der Verteidigung und beim Angriff auf Stellungen ist es ratsam, außerdem noch eine Drahtleitung zu strecken.


    Ergibt sich, dass die Batterie ihre wichtigsten Aufgaben nur von der vorgeschobenen Beobachtungsstelle durchführen kann, so wird diese ohne Rücksicht auf ihre Lage zur Hauptbeobachtungsstelle.


    Für den vorgeschobenen Panzerbeobachter gilt Merkblatt 24.


    II. Zusammensetzung.

    • Der vorgeschobene Beobachter,
    • 1 Kraftfahrer bzw. Pferdehalter,
    • 1 Funktrupp, u.U. zusätzlich
    • 1 Fernsprechtrupp.
    • Ratsam: 1 Melder.

    III. Ausrüstung

    Sie muss so beschaffen sein, dass alle Aufgaben erfüllt werden können.


    Zweckmäßig sind:

    • Behelfsmäßiger Schießplan (Kartenbrett 34 mit Plansektor und Zielspinne),
    • sonst kleines Kartenbrett,
    • ferner Kartenwinkelmesser,
    • Planzeiger,
    • Zielgevierttafel,
    • Doppelglas (Scherenfernrohr),
    • Marschkompass,
    • Karten,
    • möglichst Schußtafel oder kurze Auszüge daraus.


    Als zusätzliche Bewaffnung sind zweckmäßig:

    • Handgranaten,
    • Maschinenpistole.

    Bekannt sein sollen dem vorgeschobenen Beobachter:

    • Lage der Feuerstellung,
    • Grundrichtung,
    • Auflegepunkt für Zielgevierttafel,
    • Anlegepunkte,
    • ausgegebene Zielpunkte,
    • Zielpunkte der Infanterie (J = Punkte), u.U.
    • Stoßlinie,
    • möglichst auch Rufzeichen und Frequenzen der Abteilung und der anderen Batterien.

    IV. Einsatz

    Der vorgeschobene Beobachter muss frühzeitig entsandt werden, ohne immer auf die für die Feuertätigkeit notwendigen Schießunterlagen warten zu können. Er muss eindeutig einen bestimmten Gefechtsauftrag erhalten.


    Der vorgeschobene Beobachter gibt möglichst vielen Teilen der Infanterie Kenntnis von seiner Anwesenheit und hält Verbindung mit den benachbarten Beobachtern der schweren Waffen.


    Sobald wie möglich meldet er seinen Standpunkt und seine Beobachtungsmöglichkeiten.


    Es empfiehlt sich, mit dem vorgeschobenen Beobachter vorher Linien im Gelände zu verabreden, deren Erreichen er durch Stichwort meldet, und auf die er Feindmeldungen bezieht. (Anlegerpunkte entsprechend wählen)


    V. Aufgaben

    a) Bekämpfung von Zielen, die der Infanterie besonders lästig sind, selbständig oder gemäß Auftrag seines Batterieführers.


    b) Ergänzung der Beobachtung und Zielaufklärung der Hauptbeobachtungsstelle in unmittelbarer Verbindung mit den vordersten Teilen der Infanterie, der er sich immer wieder anbietet.


    c) Ergänzung der Tätigkeit des Artillerie-Verbindungskommandos durch laufende Übermittlung von Gefechtseindrücken, Aufklärungsergebnissen, Meldungen und Wünschen der Infanterie an seine Batterie.


    (H.Dv. 300 Teil I, Ziffer 334, 336, 362; H.Dv. 200/2g, Ziffer 228; H.Dv. 200/5, Ziffer 66, 67; Merkblatt für die Artillerie Nr. 24 Ziffer 3 - 6.)


    Quelle: germandocsinrussia


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Allerseits,


    Abschrift und Bearbeitung!


    332. Infanterie-Division

    Ia, Az. 34 i


    Divisions-Stabsquartier, den 14.01.1943


    Merkblatt: Der vorgeschobene Beobachter

    (Heeres-Dienstvorschrift 200/5 Ziffern 66 und 67)


    I. Zusammensetzung:


    Als vorgeschobener Beobachter ist nach Möglichkeit ein Offizier oder ein im Schießen erfahrener Wachtmeister zu verwenden. Seine Hauptaufgabe besteht im Schießen. Dieser Aufgabe entsprechend gehört der vorgeschobene Beobachter dahin, wo er am besten sehen und schießen kann. Er ist damit nicht an den Platz des infanteristischen Führers gebunden. Als Nachrichtenmittel wird dem vorgeschobenen Beobachter ein berittener Funktrupp mitgegeben. In der Verteidigung ist es ratsam, zum vorgeschobenen Beobachter außerdem eine Drahtleitung zu strecken.


    II. Einsatz:


    Der vorgeschobene Beobachter kann nicht früh genug zur Infanterie entsandt werden. Er ist sofort nach Einsatz der Batterie zu entsenden und bleibt dauernd bei der Infanterie bzw., folgt ihr beim Vorgehen. In der vordersten Infanterie-Linie angekommen, gibt er möglichst vielen Teilen der umliegenden Infanterie Kenntnis von seiner Anwesenheit. Er nimmt ferner Verbindung auf und hält diese mit den umliegenden Beobachtern der schweren Infanterie-Waffen. Platz der Pferde und Nachziehen richtet sich nach den Gefechtsbelangen.


    III. Ausrüstung:

    • Behelfsmäßiger Schießplan d.h. Holzunterlage bzw. soweit vorhanden Kartenbrett 34,
    • Plansektor,
    • Zielspinne,
    • Kartenwinkelmesser,
    • Schusstafel,
    • Planzeiger,
    • Zielgevierttafel,
    • Karte 1 : 100.000 bzw. 1 : 25.000 oder 1 : 50.000,
    • Doppelglas,
    • Marschkompass.

    Vor Entsendung des vorgeschobenen Beobachters müssen diesem bekannt sein:

    • Koordinaten der Feuerstellung und Haupt-Beobachtungs-Stelle,
    • Grundrichtung sowie Beobachtungsbereich und Wirkungsbereich d. h. Schwenkungsbereich und kürzeste Schußentfernung,
    • Verwendung der Zielgevierttafel,
    • ausgegebene Zielpunkte,
    • Anlagepunkte, (gemäß Merkblatt für Artillerie Nr. 1),
    • Stoßlinie (gemäß Merkblatt für Artillerie Nr. 24).

    IV. Aufgaben:


    a) Ergänzung der Beobachtung und Zielaufklärung der Haupt-Beobachtungs-Stelle in unmittelbarer Verbindung mit den vordersten Teilen der Infanterie.


    b) Bekämpfung von Zielen selbständig und gemäß Auftrag des Batterie-Führers, die der Infanterie besonders lästig sind.


    c) Hilfsbeobachtung für die Haupt-Beobachtungs-Stelle zu geben und sich immer wieder seiner Batterie und der Infanterie für obige Aufgaben anzubieten.


    d) Ergänzung der Tätigkeit des Artillerie-Verbindungs-Kommandos durch laufende Übermittlung von Gefechtseindrücken, Aufklärungsergebnissen, Meldungen und Wünschen der vordersten Infanterie an seine Batterie. Sobald als möglich meldet er seinem Batterie-Führer seinen Beobachtungsbereich.


    Vorstehendes Merkblatt zur Kenntnis und Beachtung.


    Für das Divisionskommando

    Der erste Generalstabsoffizier


    I. V.


    Major


    Quelle: germandocsinrussia


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Wolf und willkommen im Forum,


    ich habe deinen Beitrag in einen bestehenden Themenstrang eingebettet. An der ursprünglichen Stelle war dieser falsch platziert.


    Horrido


    Daniel

    Suche Infos über die Eisenbahnpioniere und die Eisenbahnentseuchungszüge.

  • Hallo, vielen Dank für Eure Hilfe.

    Mein Vater war in Frankreich, Balkan und Rußland, immer als VB. Leider ist seine Feldpost verloren gegangen, aber ich habe noch Fotos. Ich verstehe nicht, wie die Kommunikation vonstattenging? Die waren ohne Funker unterwegs.


    Quelle: Eigentum

  • Hallo Wolf,


    der Vorgeschobene Beobachter war in der Regel mit dem VB-Trupp eingesetzt. Der VB-Trupp bestand aus einem VB und 2 Funkern in der Regel. Die Kommunikation erfolgte in der Regel über Funk oder über Feldtelefon.


    Horrido


    Daniel

    Suche Infos über die Eisenbahnpioniere und die Eisenbahnentseuchungszüge.

  • Hallo Wolf,


    der VB war, und ist auch heute noch, ein Bestandteil einer Artillerie- oder Mörsereinheit, ob gezogen oder auf Selbstfahrlafette. Er war mit seinem VB-Trupp, siehe Teil 7, abgesetzt von seiner Einheit vorne bei der kämpfenden Truppe, während die Artillerie-, oder auch Mörsereinheiten, ja etwas hinter der kämpfenden Truppe aus Feuerstellungen wirkten.

    Der VB-Trupp-Führer beobachtete und lenkte meist den Feuerkampf der schießenden Einheiten, die ja das Wirkungsfeuer ihrer Geschütze nicht sahen. Dazu war er über Funk oder Feldtelefon mit seiner Einheit verbunden.

    Nach Schußabgabe der feuernden Batterien beobachtete der VB-Trupp-Führer die Einschläge und korrigierte die Schußwerte der Einschläge oder lenkte die Treffer. Dies geschah immer im Zusammenwirken mit dem jeweiligen Führer der kämpfenden Truppe, d.h. der VB-Trupp befand sich meist in der unmittelbaren Nähe der Kommandeure.
    Insgesamt lenkte der Trupp also das Feuer der schießenden Einheiten!


    Gruß

    Horst

  • Vielen dan Dank Michael, du hast mir weiter geholfen


    Gruß

    Wolf


    Danke Horst, die Info war sehr aufschlußreich

    Gruß

    Wolf

    Einmal editiert, zuletzt von RA 68 () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von RA 68 mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Hallo Wolf,,

    Vielen dan Dank Michael, du hast mir weiter geholfen

    nichts zu danken, gern geschehen. Vielleicht wäre es auch noch interessant für dich, folgende Literatur zu kaufen bzw. zu sichten:


    Walter Heinlein - Vom Fahnenjunker zum Abteilungsführer


    siehe auch Auszug aus der Buchbeschreibung:


    Heinlein erzählt von seinen ersten Erlebnissen im Frankreich- und Griechenlandfeldzug, er berichtet vom jahrelangen Einsatz als Vorgeschobener Beobachter der Artillerie in vorderster Linie an der Ostfront.


    https://www.ebay.de/itm/284007…3D%7Ctkp%3ABk9SR8zg8uCAYw


    Gruß

    Michael


    PS: Ich habe das Buch selbst nicht vorliegen aber der Autor ist mir gut bekannt und hat schon andere gute Bücher veröffentlicht.

  • Hallo Wolf,


    da sich deine letzte Frage mit einem anderen Thema beschäftigt, habe ich dafür einen neuen Bereich erstellt, siehe auch:



    Gruß

    Michael