Dr. med Hans Martin, Stabsarzt

  • Hallo, ich habe nur diese Nachricht von ihm: Dr. med Hans Martin, geb. 29.12.1912, Feldpost Nr. 40604A, Stabsarzt, Stabskompanie d.Regs 312 Div.206 wird seit Juni 44 bei Witebsk vermisst. Mich würde sein ganzer militärischer Werdegang interessieren. Weiß jemand etwas?

    Danke und Gruß LeLoup

  • Hallo LeLoup und willkommen im Forum,


    der gute Kit hat dir ja schon einiges an Infos eingestellt. Hast du denn schon einen WASt-Antrag geschrieben? Oder hast du Dokumente oder Fotos, welche du einstellen möchtest? So könnte man sicherlich noch einiges an Informationen erlangen.


    Horrido


    Daniel

    Suche Infos über die Eisenbahnpioniere und die Eisenbahnentseuchungszüge.

  • Hallo LeLoup,


    erstmal ein herzliches Willkommen hier im Forum. Wie ich sehe, hast du ja auch schon die ersten wichtigsten Informationen zur gesuchten Einheit erhalten. Einen vollständigen militärischen Lebenslauf werden wir dir nicht liefern können. Dies würde eine bessere Datenlage voraussetzen, die du aber mit viel Glück hier erhalten könntest, sofern noch nicht geschehen. Wir könnten uns im Moment lediglich noch auf diese Frage konzentrieren:

    wird seit Juni 44 bei Witebsk vermisst.

    Es ist auf jeden Fall möglich, dazu mehr bzw. genauere Informationen für dich zu erarbeiten.


    Gruß

    Michael


    PS: Zur besseren Zuordnung deines Themas habe ich dieses jetzt mal umbenannt. Sofern dies nicht gewünscht ist, bitte ich um eine kurze Mitteilung, danke!

  • Nachtrag:


    zum Start mal eine entsprechende Lagekarte, die die Kämpfe um Witebsk zeigt. Hier findest du im Detail den Frontverlauf zwischen dem 21. - 25.06.1944. Zudem zeigt diese uns, dass die 206. Infanterie-Division (rot markiert) zu diesem Zeitpunkt südöstlich von Witebsk lag bzw. eingesetzt wurde.


    Quelle: Witebsk von O. Heidkämper


    Gruß

    Michael

  • Nachtrag:


    Das Ende der 206. Infanterie-Division


    Die Zeit vom 18.02.1944 bis zum Zusammenbruch der Division war ausgefüllt mit ständigen Angriffen der Russen in Bataillon- und Kompanie-Stärke. Der Divisions-Gefechtsstand verblieb bis zum Juni 1944 auf dem Flugplatz bei Witebsk. Die HKL ostwärts Witebsk verlief bereits im Mai in Nähe des alten Divisions-Gefechtsstandes Wjasjuti.


    Beobachtungen ließen erkennen, dass der Gegner einen Stoß in den Südabschnitt des Divisionsbereiches oder beim rechten Nachbarn plante. Dies wurde bestätigt durch Erd- und Luftangriffe, die am 22.06.1944 schlagartig einsetzten.


    Der Divisions-Gefechtsstand verlegte, nachdem die russische Artillerie sich mit schweren Kalibern eingeschossen hatte, zum Ausweich-Gefechtsstand an der Eisenbahnlinie, etwa 300 m vom alten Gefechtsstand entfernt. Am 24.06.1944 gab der Ia den Befehl, sämtliche Geheimsachen zu vernichten und noch am gleichen Abend den Divisions-Gefechtsstand zum Gefechtsstand der Artillerie zu verlegen (etwa 4 km westlich Witebsk). Hier hatten sich Gefechtstrosse, Protzenfahrzeuge, Fahrzeuge der Panzerjäger-Abteilung in einer Mulde angesammelt und wurden das Opfer feindlichen Artillerie-Beschusses und aufeinanderfolgender Luftangriffe. Auf diesem Gefechtsstand erreichte die Division der Befehl, der den Divisions-Kommandeur, General Hitter, zum Kommandanten des „Festen Platzes" von Witebsk ernannte.


    Am 25.06.1944 verlegte der Kommandeur den Gefechtsstand auf den ehemaligen Korps-Gefechtsstand, nachdem letzterer ebenfalls ausgewichen war. Der Ia, Major Ribbentrop, kam vor Aufbruch zur Verlegung schwerverwundet von der Front zurück. Der Feind war durchgebrochen und befand sich bereits im Rücken der Division. Der Divisions-Gefechtsstand lag unter Granatwerferfeuer.


    Um 16.00 Uhr etwa gab der Divisions-Kommandeur den Befehl zum Durchbruch: Stoßgruppe Regiment 301 und Divisions-Stab, Regiment 312 und 413 als Seitensicherung bzw. Nachhut. Die Artillerie war bereits zum größten Teil infanteristisch eingesetzt. Es wurde Munition ausgegeben und bei Dunkelheit (etwa 22.00 Uhr), angetreten. Eine Marschkolonne setzte sich auf der Straße von Witebsk nach Westen in Bewegung, die Verwundeten, darunter auch der Ia, der auf einer Bahre in einem Schwimmwagen fuhr, folgten dem Stoßregiment. Nach etwa 4 km, bei einer Straßengabel nach kurzem Feuerüberfall durch 2 cm Flak, startete der befohlene Angriff Richtung Südwest. Die Straßengabel lag unter feindlichem Artillerie-Beschuss.


    Der Durchbruch durch die Stellungen des Gegners (russ. Kradschützen-Bataillon) gelang bis zu einer Tiefe von 15 km. Die Russen hatten sich in ihren Stellungen nach Westen bereits eingerichtet und die Bunker der Trosse unserer Regimenter dazu benutzt. Sie sicherten nach Osten und Westen mit Panzern und schweren Waffen. Der Kommandeur des Regiments 301 führte die Masse (1.200 Mann) südlich an einem etwa 5 qkm großen Sumpfgelände vorbei, während die 2. Stoßgruppe (etwa 600 Mann mit Divisions-Stab) einen Waldweg benutzte und ostwärts am Sumpfgelände vorbeistieß. Auf einer großen Zugmaschine und vielen Pferdefahrzeugen wurden die Verwundeten mitgeführt.


    Durch stärkstes feindliches Infanterie- und Granatwerfer-Feuer sowie durch Beschuss aus in russischer Stellung pendelnden T 34 blieb der eigene Angriff liegen. Nach dem Überwinden des vorerwähnten Sumpfgebietes war eine gewisse Erschöpfung eingetreten. Die Einheiten zogen sich in den Wald zurück (26.06.1944 vormittags.).


    Die russische Luftwaffe klärte weiter auf und lenkte Artillerie- und Granatwerferfeuer auf den von uns besetzten Waldrand, Als dann im Rücken der eigenen Stoßgruppe Infanteriefeuer einsetzte, wurde um 16.00 Uhr ein letzter Versuch unternommen, im Angriff auch durch diese Linie zu brechen. Mit „Hurra" stürmte die Truppe, in Züge gegliedert, aus dem Waldstück heraus, doch nach 200 m blieb der Angriff im Infanteriefeuer liegen. Der Gegner durchkämmte den Wald und hatte bis zur Dunkelheit die Masse der Division gefangengenommen.


    Jetzt begann das schwere Los der Gefangenschaft, in der viele Soldaten der Division starben, unter ihnen der letzte Kommandeur des Artillerie-Regiments 206, Oberst Brömel, Obz. Mattern von der II./Artillerie-Regiment 206 (1947 beim Fluchtversuch erschlagen), Obz. Urban (Regiment 413), Lt. Krämer (Regiment 301) und viele andere, deren Namen nicht mehr festzustellen waren. Ganz besonders hart ist das Schicksal derer, die durch russische Kriegsgerichte zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurden. Zu den verurteilten Kameraden gehören Generalleutnant Alfons Hitter (Divisions-Kommandeur), Oberst Hartwich Haellmigk (Regiments -Kommandeur 301), Major Strasser (Kommandeur Pionier-Bataillon 206), Major Bogner (Regiments-Führer 312), Oberleutnant Nietzki (Ic), Major Willi Voss (Kommandeur III/301, zuletzt Divisions-Stab), Major Günther Hirsch (Kommandeur I/413), Leutnant Joachim Andres (Ordonnanz-Offizier 312), Leutnant Heinz Preuss (Kompanie-Führer 7./301), Obergefreiter Ewald Lattemann (11./Artillerie-Regiment 206), Gefreiter Otto Illig (9./Artillerie-Regiment 206) und etwa 10-12 weitere Divisionsangehörige, deren Namen bisher nicht in Erfahrung gebracht werden konnten.


    Ein kleiner Teil der Division, vorwiegend Versorgungstruppen unter Führung des Divisions-Nachschubführers, Oberstleutnant Vogelreuther, zu dessen Unterstützung der damalige Stabsoffizier für Marschüberwachung (Stomü.) Hauptmann Perkowski hinzukam, konnte in allerletzter Stunde auf der noch einzigen freien Straße nach Westen ausbrechen und über Litauen, wo die einsatzfähigen Soldaten zu verschiedenen Kampfverbänden abgestellt werden mussten, die ostpreußische Grenze erreichen.


    Auf abenteuerlichen Fluchtwegen schlugen sich vereinzelt Soldaten der 206. Infanterie-Division bis zur ostpreußischen Grenze durch. Bis zu 63 Tagen waren sie unterwegs. Unter ihnen befanden sich Hauptmann Riecker (Kommandeur. III./Artillerie-Regiment 206), Major Voss (Kommandeur III./301), Sekretär Tubies (Divisions- Stab) und Wachtmeister Kaminski (Nachrichten-Abteilung 206).


    In Rudolstadt in Thüringen wurde unter Leitung von Hauptmann Perkowski eine Abwicklungsstelle der 206. Infanterie-Division eingerichtet; Hauptmitarbeiter war der in der Division bekannte IIa-Schreiber, Stabsfeldwebel Misch, der von Obergefreiten Heinz Lasch, Obergefreiten Ballarin und Gefreiter Fischer unterstützt wurde. In mühsamer Kleinarbeit mussten die Namen der Soldaten ermittelt werden, die bei der Division gewesen waren. Alle Unterlagen waren in Witebsk vernichtet worden, dennoch konnten etwa 12.000 Benachrichtigungen an die Angehörigen der vermißten Soldaten abgesandt werden.


    Am 18.07.1944 traf in Rudolstadt der Befehl für die offizielle Auflösung der 206. Infanterie-Division ein, an dem Tag, den man aus der Feldpostnummer des Divisionsstabes, 18744, herauslesen kann. Die Abwicklungsstelle verrichtete ihre Arbeit bis zum Ende des Krieges, die 206. Infanterie- Division selbst hatte im Juni 1944 bei Witebsk ihr tragisches Ende gefunden.


    Quelle: Die Deutschen Divisionen 1939-45


    Gruß

    Michael

  • Nachtrag:


    anbei noch ein ergänzender Rückkämpferbericht.


    30.08.1944 KTB


    Aussage des Oberleutnant Helmut Krämer, I./Artillerie-Regiment 229 / 197. Infanterie-Division.


    Vor Beginn der Absetzbewegung war die Division im Raum südostwärts Witebsk eingesetzt. Linker Nachbar war die 206. Infanterie-Division, rechter Nachbar 299. Infanterie-Division.


    Am 23.06.1944 früh griff der Russe im Divisions-Abschnitt an und stieß nach Westen durch. Die Division wurde dadurch in 2 Teile gespalten und zwar kamen Grenadier-Regiment 332 und Divisions-Gruppe 52. Infanterie-Division mit I. und II. Abteilung Artillerie-Regiment 229 in den Witebsker Kessel, während Grenadier-Regiment 347 mit III./Artillerie-Regiment 229 nach Südwesten abbog. Der erste Teil wurde nach der Trennung der 206. Infanterie-Division unter General Hitter unterstellt. Befehlsgemäß wurde nach Norden abgesetzt. Letzte Feuerstellungsräume an der Rollbahn Witebsk - Lepel etwa 5 km von Witebsk entfernt. Dort erhielt ich von dem Abteilungs-Kommandeur, Hauptmann Tönnies, den Befehl, mit meinem restlichen Nachrichtenzug Stellungswechsel in Richtung Sarudniza zu machen. Einen genauen Befehl über meinen Einsatzraum konnte mir der Kommandeur nicht geben. Er sagte noch, dass, das VI. A.K. zu einem Gegenangriff eingesetzt worden sei, um uns den Anschluss frei zu kämpfen. Auf dem Marsch nach dem befohlenen Raum rief General Gollwitzer, der am Wege saß, die vorbeimaschierenden Offiziere zu sich und frug sie, welche Befehle sie hätten. General Gollwitzer gab mir selbst keine Befehle. Ich hielt mich an den Befehl meines Kommandeurs, den ich später noch einmal traf. Auf dem Marsch erhielten wir M.G.- und Pak-Feuer, das zu einer Panik unter den Trosseinheiten und zur Preisgabe jeglicher Ordnung führte. Ich habe mich mit meinen Männern dem Chef der 14./Artillerie-Regiment 229, Hauptmann Kraus, angeschlossen, der ohne infanteristischen Schutz etwa 100 - 150 m dem Feind gegenüberstand und in direktem Beschuss das feindliche Feuer niederzuhalten versuchte. Als die Munition verschossen war, ließ er sämtliche Geschütze sprengen. Wir beschlossen dann, uns mit unseren Männern durch den Kessel zu schlagen, nachdem von der Führung keine Befehle mehr zu erwarten waren. In einem Sumpfwald bildete sich unter Führung von Generalleutnant Peohel, Kommandeur der 4. oder 6. Luftwaffen-Feld-Division eine Kampfgruppe in Stärke von etwa 800 - 1.000 Mann, die sich jedoch schon in den nächsten Tagen wieder in kleinere Gruppen auflöste. Zu weiteren Zusammenschlüssen ist es in der Folgezeit nicht mehr gekommen, und die Versprengten marschierten in losen Haufen zurück.


    Aussage des Leutnant Georg Klein, 8./Artillerie-Regiment 206 / 206. Infanterie-Division

    Die 206. Infanterie-Division war südostwärts Witebsk eingesetzt, rechter Nachbar 197. Infanterie-Division, linker Nachbar 4. oder 6. Luftwaffen-Feld-Division. Der Feind griff bei 197. Infanterie-Division an. Unsere Artillerie machte darauf Stellungswechsel südsüdwestlich Witebsk. In der Nacht vom 25./26.06.1944 befahl LXXX. A.K. den Durchbruch. Dieser scheiterte bei uns und löste starke Angriffe des Feindes aus, der mit besonders starkem Schlachtfliegereinsatz operierte. Am 26.06.1944 nachmittags sammelte der Kommandeur des Grenadier-Regiments 413, Major Bogner, alles, was greifbar war, um nach Südwesten durchzubrechen. Der Divisions-Kommandeur befand sich nicht bei der Kampfgruppe Bogner. Es ist mir nicht bekannt, ob er den Befehl zum Durchbruch gegeben hat. Ich habe auch später nichts mehr von ihm gehört. Durch Funk war Luftunterstützung zugesagt worden, die jedoch nicht eintraf. Weitere Funksprüche sind meines Wissens nicht eingegangen.


    Nachhutführer war Ritterkreuzträger Oberleutnant Hawelka, Feld-Ersatz-Bataillon 206 mit in der Eile zusammengerafften Teilen. Zwischen 17.00 und 18.00 Uhr begann der Durchbruch. Trotz stärksten feindlichen Artillerie- und Schlachtflieger-Einsatzes kam der Angriff gut voran, mit Einbruch der Dunkelheit gerieten wir jedoch in einen Sumpfwald, der das Vorankommen sehr erschwerte. Am 27.06.1944 nachmittags stießen wir zu einer Kampfgruppe von etwa 1.000 Mann unter Führung von Generalleutnant Peohel, der wir uns anschlossen. Die Kampfgruppe wurde jedoch in den nächsten Tagen erneut zersprengt, und dann begann der Rückmarsch in kleinen Trupps.


    Für die Richtigkeit der Aussagen


    Oberleutnant


    Quelle: Nara


    Gruß

    Michael

  • Hallo zusammen!


    Als Anmerkung zu den interessanten Erlebnisberichten, die Michael hier eingestellt hat (vielen Dank dafür):


    Es gab keinen GL Peohel.


    4. Luftwaffen-Feld-Division

    Generalleutnant Robert Pistorius (24. Januar bis 27. Juni 1944)


    6. Luftwaffen-Feld-Division

    Generalleutnant Rudolf Peschel (5. November 1943 bis 30. Juni 1944)


    Beide Divisionen kämpften bei Witebsk, Pistorius fiel bei den Kämpfen am 27. Juni.


    Es wäre interessant, zu eruieren, um welchen GL/welche Division es sich gehandelt hat. Meine Vermutung (wegen der größeren Ähnlichkeit) ist Peschel.


    Kennt jemand Lagekarten, die belegen, dass "der linke Nachbar" der 197. ID die 6. Luftwaffen-Feld-Division war?


    Grüße,


    KH22

  • Hallo KH,


    erstmal vielen Dank für das Feedback.

    6. Luftwaffen-Feld-Division

    Generalleutnant Rudolf Peschel (5. November 1943 bis 30. Juni 1944)

    Mit viel Fantasie könnte es auch Peschel heißen aber es ist wirklich schwer zu lesen, weil die Dokumenten-Qualiät sehr schlecht ist.

    Die 206. Infanterie-Division war südostwärts Witebsk eingesetzt, rechter Nachbar 197. Infanterie-Division, linker Nachbar 4. oder 6. Luftwaffen-Feld-Division.

    vs deine Frage:

    Kennt jemand Lagekarten, die belegen, dass "der linke Nachbar" der 197. ID die 6. Luftwaffen-Feld-Division war?

    Ich glaube du hast hier etwas durcheinander gebracht. Ich nehme mal an, dass du schreiben wolltest, wer der linke Nachbar der 206. Infanterie-Division war oder? In diesem Fall wäre es dann die 6. Luftwaffenfeld-Division gewesen. Siehe dazu folgende Lagekarte vom 21. bzw. 22.06.1944, die ich in der Chronik der 197. Infanterie-Division gefunden habe.


    Gruß

    Michael