Manfred Blümel, Gefreiter

  • Hallo zusammen,


    ich bin durch Zufall auf dieses Forum gestoßen und finde super, wie hier geholfen wird.
    Ich betreibe seit einigen Monaten Familienforschung und konnte auch einiges zusammentragen.
    Heute geht es um meinen Großvater, der ab 1943 oder 1944 in der Sowjetunion gekämpft hat.

    Ich habe folgende Angaben:

    Laut Meldung vom 3.1.1944: von Stammkomp.Gren.Ers.Btl.472 zur 3./Div.Füs.Btl.(A.A) 134

    Laut Meldung vom 21.8.1944: 1./Füs.Btl.129


    Sofern ich richtig recherchiert habe, war er bei der Operation Bagration in Weißrussland dabei oder?

    Weitere Infos:

    Wurde am 22.2.1944 verwundet (das Verwundetenabzeichen in schwarz wurde ihm am 20.3.1944 übergeben, als Ortangabe steht leider nur "im Felde").

    Erhalt des Eisernen Kreuz Zweiter Klasse am 20.04.1944, auch hier die Ortsangabe "Div.Gef.Stand"

    Erhalt des Infanterie-Sturmabzeichens am 6.4.1944, auch hier "im Felde".

    Gefangennahme am 30.04.1945

    Entlassung aus der russischen Kriegsgefangenschaft am 27.12.1949, Ankunft in Hof-Moschendorf am 2.1.1950

    Geburtsdatum: 12.5.1925 in Flachenseiffen/Niederschlesien bei Hirschberg. Flachenseiffen heißt heute Ploszczyna und Hirschberg ist Jelenia Gora.

    Als Dienstgrad wird auf allen Dokumenten "Reiter" angegeben.


    Mir wäre wichtig zu wissen, wo mein Großvater gekämpft hat und wo er, eine Woche vor Kriegsende, noch gefangen genommen wurde.


    Wäre wirklich großartig wenn man mir hier helfen könnte.

    Vielen Dank im Voraus und viele Grüße aus dem Frankenland!

    Ich interessiere mich vor allem für die 134. Infanterie-Division zwischen Januar und August 1944 und für die 129. Infanterie-Division ab August 1944.
    Insbesondere für die Füsilier-Bataillone.

  • Hallo Chriwue,


    herzlich willkommen in diesem Forum.


    Hier ein paar Verständnisfragen um dir besser helfen zu können:

    • Liegt dir der Wehrpass vor?
    • Hast du deine Infos vom Bundesarchiv?
    • Oder woher hast du deine Informationen bezüglich der Einheiten?
    • Liegen dir die Urkunden für die Abzeichen vor?
    • Dein Großvater war in russischer Gefangenschaft, hast du dich bereits an das Rote Kreuz für Auskünfte gewandt?
    • Dein Großvater hatte Anspruch auf Kriegsentschädigung. Hast du dich mal an das Stadtarchiv seiner Heimatstadt bezüglich Auskünfte gewandt? Bei diesem Antrag wurden mindestens die letzten 2 Einheiten angegeben und wo er wann in die Gefangenschaft kam.

    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Antje,


    vielen Dank schonmal für dein Feedback.
    Ich gehe deine Fragen einfach mal von oben nach unten durch.


    Liegt dir der Wehrpass vor? Hast du deine Infos vom Bundesarchiv? Oder woher hast du deine Informationen bezüglich der Einheiten?

    Ich habe ein Dokument wonach mein Großvater bereits im Jahre 1962 einen Antrag bei der Deutschen Dienststelle (WASt) gestellt hat. Hier kam (übrigens fast exakt ein Jahr später) die Antwort, dass Personalpapiere (Wehrpass, Wehrstammbuch, Stammrolle) dort nicht vorliegen. Aus sonstigem Schriftgut wird folgendes bestätigt:

    Laut Meldung vom 3.1.1944: von Stammkomp.Gren.Ers.Btl.472 zur 3./Div.Füs.Btl.(A.A) 134

    Laut Meldung vom 21.8.1944: 1./Füs.Btl.129


    Liegen dir die Urkunden für die Abzeichen vor?

    Ja, die habe ich alle im Original auf dem Dachboden gefunden.


    Dein Großvater war in russischer Gefangenschaft, hast du dich bereits an das Rote Kreuz für Auskünfte gewandt?

    Nein, daran habe ich, ehrlich gesagt, noch gar nicht gedacht. Muss ich mich mal schlau machen wo ich da anfragen kann.


    Dein Großvater hatte Anspruch auf Kriegsentschädigung. Hast du dich mal an das Stadtarchiv seiner Heimatstadt bezüglich Auskünfte gewandt? Bei diesem Antrag wurden mindestens die letzten 2 Einheiten angegeben und wo er wann in die Gefangenschaft kam.

    So ein Dokument habe ich tatsächlich, es datiert jedoch vom 13.06.1956 und nennt sich "Bescheid über die Feststellung der Entschädigung nach dem Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz vom 30.1.1954".
    Interessanterweise ist hier in der Spalte "Zeit der Kriegsgefangenschaft, Internierung, Verschleppung" der Zeitraum 01.01.1947 (kein Tippfehler) bis 27.12.1949 angegeben.
    Auf diesem Dokument ist aber leider nichts angegeben was auf Einheit oder Ort der Gefangenschaft hinweist.

    Ich interessiere mich vor allem für die 134. Infanterie-Division zwischen Januar und August 1944 und für die 129. Infanterie-Division ab August 1944.
    Insbesondere für die Füsilier-Bataillone.

  • Hallo Chrwue,


    na das ging ja fix mit der Rückantwort. Vielen Dank.


    Ich stelle dir den Link für einen Suchantrag des Deutschen Roten Kreuzes ein, dann kannst du direkt dort anfragen. Die Russischen Kriegsgefangenen-Unterlagen sind vor einigen Jahren dorthin übergeben worden. Vielleicht gibt es neue Erkenntnisse und die Unterlagen deines Großvaters sind dabei :)


    Du hast den Bescheid für die Kriegsentschädigung vorliegen und nicht den Antrag. Auf dem Antrag wird das abgefragt.


    Auf den Urkunden der Abzeichen sind die Einheiten aufgeführt, sind die mit denen von der WASt identisch? Kannst du die Stempel auf den Urkunden entziffern?

    Du kannst uns auch gerne die Urkunden als Anhang einfügen wenn du magst, dann können wir mit schauen, ob es noch weitere verwertbare Informationen gibt.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Ich danke :)
    Ja, stimmt mit dem Bescheid/Antrag. Komisch und schade, dass der Bescheid vorhanden ist, er Antrag jedoch nicht. Werde aber nochmal genauer im vorhanden Ordner suchen.
    Danke für den Link; den Antrag habe ich gleich nach deinem ersten Post schon ausgefüllt und rausgeschickt :)

    Ja, auf dem Abzeichen ist immer jeweils das 3./Div.Füs.Btl.(A.A.) 134 angegeben.
    Ich habe mal alle Abzeichen hochgeladen, ich kann da leider nichts entziffern aber vielleicht ist ja jemand in der Lage :)


    Quelle: privat

  • Hallo nochmals,
    ich habe heute Abend noch ein weiteres Bild meines Großvaters, gemeinsam mit einem Kameraden, gefunden.
    Kann da jemand was mit anfangen bzw. anhand der Uniform nähere Informationen geben?

    Vielen Dank und viele Grüß


    Quelle: privat

  • Hallo Chriwue,


    auch von meiner Seite ein herzliches Willkommen hier im Forum. Ich bin mir eigentlich sehr sicher, dass wir das eine oder andere für dich zusammentragen können. Ich werde einfach mal mit den Basisdaten zu den genannten Einheiten beginnen, damit wir einen Einstieg erhalten:

    Infanterie-Ersatz-Bataillon 472


    1. Aufstellung:


    * 8.9.1939 in Freystadt/Niederschlesien, WK VIII; 17.1.1941 verlegt nach Mülhausen/Elsaß, WK V;

    1.10.1942 geteilt in Ersatz- und Reserve-Bataillon; Ersatz-Bataillon 8.10. nach Görlitz zurückverlegt;

    Grenadier-Ersatz-Bataillon 472 Görlitz am 7.11.1942; dann 1943 in Trautenau (1945 in Lüben).


    2. Unterstellung:


    Division 158; 1.10.1942 Division 408. Ersatztruppe für die 252. Infanterie-Division (4. Welle)


    Aufklärungs-Abteilung 134


    * 15.10.1940 (11. Welle) auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr, Wehrkreis XIII, aus der 252. und 255. Infanterie-Division (vierter Welle), die 1. Reiterschwadron jedoch von der (motorisierten) 10. Infanterie-Division; Stab 7.3.1942 als Stab Reiterverband v. Winning abgestellt und 9.6.1942 durch den Stab der aufgelösten Panzerjäger-Abteilung 134 ersetzt.


    Schnelle Abteilung 134


    1. Aufstellung:


    Seit 20.8.1942 mit der Panzerjäger-Kompanie als 4. und einer neuen 5. (Radfahr) Kompanie; 31.3.1943 Reiterschwadron aufgelöst und verteilt; 30.4.1943 Panzerjäger-Kompanie selbständig; Divisionsbataillon 134 seit 1.5.1943; Divisions-Füsilier-Bataillon 134 seit 26.7.1943 und seit 10.11.1943 mit Kavallerie-Tradition (A. A.); Juni 1944 bei Bobruisk vernichtet und 3.8.1944 aufgelöst.


    2. Unterstellung:


    134. Infanterie-Division


    3. Ersatz:


    10 Torgau, Wehrkreis IV


    Divisions-Füsilier-Bataillon 129


    1. Aufstellung:


    Seit 26.7.1943; nur die 1. (Radfahr-) Schwadron erhielt am 10.11.1943 Kavallerie-Tradition; August 1944 aufgefrischt mit neuen Feldpostnummern.


    2. Unterstellung:


    129. Infanterie-Division


    129. Infanterie-Division


    1. Aufstellung:


    * 20.10.1940 im Raum Hanau, Wehrkreis IX, als Division 11. Welle aus je einem Drittel der 9. Infanterie-Division (Friedensstandort Gießen) und der 251. Infanterie-Division (4. Welle, Wehrkreis IX) sowie bespannten Teilen der in die 15. Panzerdivision umgegliederten 33. Infanterie-Division.


    2. Gliederung:


    Infanterie-Regiment 427 I.-III. aus Stab/Infanterie-Regiment 36, III./36 und III./57 der 9. Infanterie-

    Division Infanterie-Regiment 428 I.-III. aus III./Infanterie-Regiment 116 der 9. Infanterie-Division

    und III./Infanterie-Regiment 471 der 251. Infanterie-Division

    Infanterie-Regiment 430 I.-III. aus Stab/Infanterie-Regiment 451, III./451 und III./459 der 251.

    Infanterie-Division Artillerie-Regiment 129 I.-IV. aus Stab und I./Artillerie-Regiment 9 und I./251

    sowie IV./239 der 251. Infanterie-Division

    Divisionseinheiten 129.


    25.12.1941 wurden II. und III./Infanterie-Regiment 329 und Reste des Artillerie-Regiment 236 der aufgelösten 162. Infanterie-Division eingegliedert, im Winter I./428 und III./430 aufgelöst (bis auf eine 15. Radfahrkompanie); 1943 wurde auch das II./427 aufgelöst und dafür ein Divisionsbataillon 129 (später Divisions-Füsilier-Bataillon 129) gebildet. Am 4.4.1944 wurden I. und II./430 durch I. und II./Grenadier-Regiment 566 der früheren 390. Feldausbildungs-Division ersetzt. Nach Verlusten bei Bobruisk und Baranowitschi wurde die Division am 22.7.1944 bei Heeresgruppe Mitte wieder aufgefrischt und erhielt neue Feldpostnummern:

    Grenadier-Regiment 427 I., III.

    Grenadier-Regiment 428 II., III.

    Grenadier-Regiment 430 I., II.

    Füsilier-Bataillon 129

    Artillerie-Regiment 129 I.-IV.

    Divisionseinheiten 129.


    Bei dem Rückzug vom Narew über Zichenau nach Ostpreußen wurde die dezimierte Division aufgelöst und auf die 4. Armee verteilt (Masse XX. Armeekorps, 292. Infanterie Division und 558. Infanterie-Division); der Divisionsstab bildete den Kampfkommandanten Frische Nehrung.


    3. Unterstellung:


    1940

    November/Dezember L 2. Armee "C" Heimat Hanau


    1941

    Januar/Februar L 2. Armee "C" Heimat Hanau

    März LV 2. Armee "C" Heimat Hanau

    April XX 18. Armee "B" Osten Ostpreußen

    Mai XX 9. Armee "B" Osten Ostpreußen

    Juni/Juli XX 9. Armee Mitte Osten Bialystok

    August LVII Panzergruppe 3 Mitte Osten Smolensk

    September V 9. Armee Mitte Osten Smolensk

    Oktober LVI Panzergruppe 3 Mitte Osten Wjasma

    November XXXXI Panzergruppe 3 Mitte Osten Kalinin

    Dezember XXVII 9. Armee Mitte Osten Rshew


    1942

    Januar/März XXVII 9. Armee Mitte Osten Rshew

    April Recke 9. Armee Mitte Osten Rshew

    Mai/August XXIII 9. Armee Mitte Osten Rshew

    September/Dezember XXVII 9. Armee Mitte Osten Rshew


    1943

    Januar/März XXVII 9. Armee Mitte Osten Rshew

    April/Juli XXXIX 4. Armee Mitte Osten Jelnja

    August XXIII 2. Panzerarmee Mitte Osten Brjansk

    September XXXXVI 9. Armee Mitte Osten Brjansk

    Oktober z. Vfg. 9. Armee Mitte Osten Mogilew

    November/Dezember IX 3. Panzerarmee Mitte Osten Witebsk


    1944

    Januar LIII 3. Panzerarmee Mitte Osten Witebsk

    Februar z. Vfg. und Auffrischung Mitte Osten Bobruisk

    März LVI 9. Armee Mitte Osten Bobruisk

    April/Juni XXXXI 9. Armee Mitte Osten Bobruisk

    Juli (Rest) XXIII 2. Armee Mitte Osten Baranowitschi

    August/September Kavalleriekorps 2. Armee Mitte Osten Bialystok

    November/Dezember XXXXI 2. Armee Mitte Osten Lomza


    1945

    Januar XXIII 2. Armee Mitte Osten Rozan

    Februar/März Stab: Fr. Nehrung 4. Armee Nord Osten Ostpreußen

    Reste: XX 4. Armee Nord Osten Ostpreußen

    April VI Ostpreußen - Osten Ostpreußen


    4. Ersatz:


    Wehrkreis IX, E 88 Fulda


    Quelle: VMD


    Gruß

    Michael

  • Nachtrag:


    bei kommenden Beiträgen möchte ich dich bitten, immer mit einer Anrede und einer abschließenden Grußformel zu schreiben. Zudem arbeiten wir hier bei Anhängen immer mit Quellenangaben, die ich jetzt soweit möglich, bei deinen Beiträgen nachtragen werde. Zudem wäre es sehr hilfreich, wenn du das Foto einmal größer scannen bzw. einstellen könntest, damit man mehr Details erkennen kann. Ist es der rechte oder der linke Soldat?


    Gruß

    Michael


    PS: Beim einstellen von Anhängen bitte auch immer auf das entwerten von NS-Zeichen achten, vielen Dank!

  • Guten Morgen Michael,


    vielen Dank schonmal für deine Ausführungen und deinen Nachtrag. Werde mich künftig selbstverständlich daran halten. Soll ich bei den bereits eingestellten Urkunden das (sehr verschwommene) HK ebenfalls unkenntlich machen und neu hochladen?

    Anbei noch ein weiteres (Portrait)-Bild meines Großvaters. Das HK auf der Mütze habe ich unkenntlich gemacht. Auch das Bild mit dem Kameraden habe ich versucht, nochmal zu vergrößern. Ob man dann viel mehr erkennt, sei dahingestellt :)
    Mein Opa ist der ist der Mann rechts.

    Quelle bei beiden Fotos: privat.

    Viele Grüße,
    Christian

  • Hallo nochmals,

    Infanterie-Ersatz-Bataillon 472


    1. Aufstellung:


    * 8.9.1939 in Freystadt/Niederschlesien,

    Das macht auf jeden Fall schonmal Sinn, da mein Großvater ja auch im schlesischen Hirschberg aufgewachsen ist. Entfernung zwischen den Städten sind 117 Kilometer. Trautenau ab 1943 liegt ja auch auf der anderen Seite des Riesengebirges in knapp 60 Kilometer Entfernung.


    Divisions-Füsilier-Bataillon 134 seit 26.7.1943 und seit 10.11.1943 mit Kavallerie-Tradition (A. A.); Juni 1944 bei Bobruisk vernichtet und 3.8.1944

    Danke für die Info; etwas ähnliches hatte ich auch recherchiert. Dann kann ich tatsächlich davon ausgehen, dass mein Opa in dieser schrecklichen Schlacht gekämpft hat?!


    Viele Grüße,
    Christian

    Ich interessiere mich vor allem für die 134. Infanterie-Division zwischen Januar und August 1944 und für die 129. Infanterie-Division ab August 1944.
    Insbesondere für die Füsilier-Bataillone.

  • Hallo Christian,


    so gesehen ist jede Schlacht schrecklich, zu mindest meine Meinung.


    Da die Einheit im Rahmen der sowjetischen Operation Bagration (eine der größten Militäroffensiven der Roten Armee) angegriffen wurde, würde ich sagen es war besonders schlimm und heftig dort zu kämpfen.

    Anbei ein paar Links zum Kessel von Bobruisk:


    http://www.pkgodzik.de/fileadm…n/Kessel_von_Bobruisk.pdf


    https://de.wikipedia.org/wiki/…isk_(Bobruisker_Operation)


    Horrido


    Daniel

    Suche Infos über die Eisenbahnpioniere und die Eisenbahnentseuchungszüge.

  • Hallo Daniel,

    da hast du natürlich Recht; jede Schlacht ist schrecklich und jede einzelne ist eine zu viel. Vielen Dank auch für die beiden Links!
    Und verständlich, dass mein Opa niemals über seine Erlebnisse gesprochen hat; meine Mutter und Tanten haben natürlich auch nachgefragt aber bis auf ganz wenige Ausnahmen konnte er einfach nicht darüber sprechen.
    Ich weiß zum Beispiel nur, dass er während seiner Gefangenschaft in Russland ein Mädchen dort kennengelernt hat, die ihm ab und zu eine Kartoffel oder so zugesteckt hat; sonst hätte er die knapp fünf Jahre dort wohl auch nicht überlebt.
    Bei einer anderen Gelegenheit musste er mal sein eigenes Grab schaufeln, aber offensichtlich kam er auch aus dieser Situation wieder raus.
    Ich freue mich, dass ich zumindest eine wichtige Schlacht in seinem Leben in Erfahrung bringen konnte.


    Meint Ihr, dass es möglich ist, den mehr oder weniger genauen Ort seiner Gefangennahme zu erfahren anhand der bisher gegebenen Daten?
    Eine Anfrage beim Roten Kreuz habe ich bereits gesendet, jedoch dauert das ja 1. ewig und 2. ist die russische Gefangenschaft ja oft nicht so gut dokumentiert.

    Gruß,
    Christian

    Ich interessiere mich vor allem für die 134. Infanterie-Division zwischen Januar und August 1944 und für die 129. Infanterie-Division ab August 1944.
    Insbesondere für die Füsilier-Bataillone.

    Einmal editiert, zuletzt von Chriwue ()

  • Hallo Chriwue,


    vielen Dank für die Aufnahmen. Ich mache jetzt einfach erstmal damit weiter. Das erste Bild zeigt ihn beim Reichsarbeitsdienst und zwar bei der Reichsarbeitsdienst-Abteilung 4/102. Bei der zweiten vergrößerten Aufnahme sehen wir ihn ja bekanntlich als Soldat des Heeres. Mit ganz viel Fantasie würde ich sagen, wir sehen ihn hier als Unteroffizier da mir die Ränder an den Schulterklappen sehr stark ausgeprägt erscheinen. Zudem würde ich sagen, dass er auf dieser Aufnahme eine Feldmütze 42 trägt, siehe Link:


    http://www.wehrmachtlexikon.de…dmuetzen/mannschaften.php


    Dann wäre dieses Bild auf jeden Fall nach dem 21.07.1942 entstanden.


    Gruß

    Michael


    PS: anbei auch nochmal etwas zu den Dienstgradabzeichen in Bezug auf den Unteroffizier zum Vergleich:


    http://www.wehrmachtlexikon.de…rbaende/rangabzeichen.php

  • Nachtrag:


    zum Reichsarbeitsdienst findest du im folgenden Link eine sehr umfangreiche aber allgemeine Ausarbeitung:


    Reichsarbeitsdienst (FAD & RAD)


    Zur Reichsarbeitsdienst-Abteilung 4/102 habe ich im folgenden Link etwas für dich gefunden:


    http://www.lueben-damals.de/erinnerungen/RAD.html


    Gruß

    Michael

  • Guten Morgen Michael,


    vielen Dank für deine Ausführungen.
    Dass die Uniform aus dem ersten Bild aus dem RAD stammen könnte, war mir gar nicht bewusst bisher. Habe mich dahingehend auch mittlerweile etwas informiert und werde am Wochenende auch den langen Artikel aus dem Forum hier durchlesen.
    Danke auch für den Link bzgl. der Abteilung 4/102. Mein Großvater ist am 16. März 1943 zum RAD einberufen. Ich gehe davon aus, dass er zu dieser Zeit schon sehr "frontnah" diente. Laut mehreren Quellen hatten auch schon die jungen Leute beim RAD teilweise Feindkontakt.

    Bei der Feldmütze gehe ich mit, das ist sicherlich die Feldmütze 42. Und ja, das Bild muss auf jeden Fall nach dem 21. Juli 1942 entstanden sein, da er ja erst im Laufe des Sommers/Herbstes 1943 zum Heer eingezogen wurde.

    Auch bei den stark ausgeprägten Schulterklappen gehe ich mit. Dabei bin ich aber auch etwas überrascht, da das "Familien-Narrativ" immer davon sprach, dass er "nur" ein kleiner Soldat und "Kanonenfutter" war. Von einer Unteroffizierlaufbahn wusste ich bis dato nichts.

    Auf den diversen Abzeichen steht als Dienstgrad ja auch immer "Reiter".
    In diesem Thread wird der Reiter bzw. der Oberreiter als unterster Mannschaftsdienstgrad betitelt (dritter Beitrag von oben)
    https://www.forum-der-wehrmach…eiterei-wehrmacht-und-ss/

    Grüße aus Würzburg,

    Christian

    Ich interessiere mich vor allem für die 134. Infanterie-Division zwischen Januar und August 1944 und für die 129. Infanterie-Division ab August 1944.
    Insbesondere für die Füsilier-Bataillone.

  • Hallo Christian,

    Ich gehe davon aus, dass er zu dieser Zeit schon sehr "frontnah" diente. Laut mehreren Quellen hatten auch schon die jungen Leute beim RAD teilweise Feindkontakt.

    zu diesem Thema wirst du in dem verlinkten Forenbereich auch zahlreiche Informationen finden. Vielleicht haben wir auch Glück und finden zu dieser RAD-Abteilung noch etwas mehr Daten als das, was auf der anderen Seite zu finden ist.


    Auch bei den stark ausgeprägten Schulterklappen gehe ich mit. Dabei bin ich aber auch etwas überrascht, da das "Familien-Narrativ" immer davon sprach, dass er "nur" ein kleiner Soldat und "Kanonenfutter" war. Von einer Unteroffizierlaufbahn wusste ich bis dato nichts.

    Diese Beföderung müßte ja dann nach dem 20.04.1944 erfolgt sein. Es kann natürlich auch sein, dass er eine Feldbeförderung erhalten hat und oder z.B. wegen Tapferkeit vor dem Feind zum Unteroffizier ernannt wurde.


    Gruß

    Michael


    PS: Es wundert mich eigentlich nur, dass ich auf dieser Aufnahme keine Auszeichnungen sehen kann.

  • Hallo Michael,


    Diese Beföderung müßte ja dann nach dem 20.04.1944 erfolgt sein

    kommst du wegen der Verleihung des Eisernen Kreuzes Zweiter Klasse an diesem Datum zu diesem Schluss? Da steht ja "Divisions Gefechts Stand" als Ort, zumindest interpretiere ich die Abkürzung so.
    Ist es Zufall, dass das Datum auch der Geburtstag von A.H. ist? Ich meine mal etwas gelesen zu haben, dass an diesem Tag besonders viele Auszeichnungen vergeben wurden, habe jetzt in einer schnellen Google Recherche aber nichts weiter dazu finden können.

    Ich werde heute oder morgen die bisherigen Erkenntnisse mal zusammentragen und anschließend hier hochladen.
    Vllt. können wir es ja dann gemeinsam auf Plausibilität prüfen :)

    Danke nochmal für die bisherige Hilfe an alle!

    Gruß,

    Christian

    Ich interessiere mich vor allem für die 134. Infanterie-Division zwischen Januar und August 1944 und für die 129. Infanterie-Division ab August 1944.
    Insbesondere für die Füsilier-Bataillone.

  • Hallo Christian,

    kommst du wegen der Verleihung des Eisernen Kreuzes Zweiter Klasse an diesem Datum zu diesem Schluss? Da steht ja "Divisions Gefechts Stand" als Ort, zumindest interpretiere ich die Abkürzung so.

    genau, darauf basiert meine Annahme.

    Ist es Zufall, dass das Datum auch der Geburtstag von A.H. ist? Ich meine mal etwas gelesen zu haben, dass an diesem Tag besonders viele Auszeichnungen vergeben wurden, habe jetzt in einer schnellen Google Recherche aber nichts weiter dazu finden können.

    davon würde ich eigentlich nicht ausgehen. Für eine Verleihung galt immer noch die Stiftungsverordnung, obwohl der Maßstab mit zunehmender Verschlechterung der Kriegslage m. E. nach etwas aufgeweicht wurde:

    Das Eiserne Kreuz wird ausschließlich für besondere Tapferkeit vor dem Feind und für hervorragende Verdienste in der Truppenführung verliehen.


    Quelle: http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Orden/ek12.html

    Ich werde heute oder morgen die bisherigen Erkenntnisse mal zusammentragen und anschließend hier hochladen.
    Vllt. können wir es ja dann gemeinsam auf Plausibilität prüfen :)

    Das wäre auf jeden Fall sehr hilfreich und würde mich natürlich auch sehr freuen.


    Gruß

    Michael

  • Hallo zusammen,

    ich fasse hiermit mal die bisherigen gewonnenen Erkenntnisse sowie die bereits vorher gesicherten Daten zusammen. Was als „wahrscheinlich, aber nicht sicher“ gilt, habe ich textlich gekennzeichnet bzw. auch farblich hervorgehoben.


    Ich bitte jetzt schon um Nachsicht ob meines langen Textes, ich bin aber jemand, der sich Fakten aus dem Fließtext besser merken kann als in Stichpunktform ?


    Geboren am 12. Mai 1925 im niederschlesischen Flachenseiffen, heute Płoszczyna. Derzeit hat der Ort etwas mehr als 300 Einwohner. Gelegen etwa acht Kilometer nördlich von Hirschberg, heute Jelenia Gora. Der Landkreis hieß Löwenberg in Schlesien und gehörte zum Regierungsbezirk Liegnitz.


    Kindheit und Jugend verbrachte er auf einem Bauernhof bzw. Gutshof am Ortseingang von Flachenseiffen; Reste des Hofes stehen auch heute noch und wurden im Spätsommer von mir besucht. Diesen Hof sollte Manfred Blümel eines Tages übernehmen und weiterführen.


    Sein Vater trug den Namen Willi Alfred Blümel, geb. im Jahre 1896, Fotos legen nahe, dass er auch bereits im ersten Weltkrieg an der Front kämpfte.



    Am 16. März 1943 (ironischerweise wurde seine spätere Heimatstadt Würzburg an genau diesem Tag zwei Jahre später durch englische Flieger komplett zerstört) wurde Manfred zum Reichsarbeitsdienst (RAD) eingezogen. Die Abteilung lautete 4/102. Diese war in Kotzenau (heute Chocianów) untergebracht, etwa 70 Kilometer nördlich von Flachenseiffen. Der Ort hatte damals um die 5.000 Einwohner. Die Abteilung 4/102 war auf dem Gelände der ehemaligen Marienhütte untergebracht.


    Zum RAD wurden zunächst junge Männer vor ihrem Wehrdienst für sechs Monate eingezogen, mit Kriegsbeginn wurde der Dienst auch für junge Frauen verpflichtend.


    Ziele des RAD waren zum einen, den jungen Leuten „Arbeitsdisziplin“ beizubringen, vor allem im landwirtschaftlichen/handwerklichen Bereich, zum anderen sollte natürlich die nationalsozialistische Ideologie verbreitet werden. Der RAD war paramilitärisch organsiert und ab 1938 übernahm er verschiedene Hilfsdienste für die Wehrmacht und der Erziehungsgedanke trat in den Hintergrund. Der Fokus lag nun v.a. auf dem Bau von Flugplätzen, Luftschutzbunkern oder auch dem West- und Ostwall. Ab 1943 (Einberufung von Manfred Blümel) wurden RAD-Einheiten auch als selbstständige Flak-Batterien (Flugabwehrkanone) eingesetzt.


    Wichtig: Ab 1943 wurden keine RAD-Einheiten mehr, wie noch der RAD-Einberufungsjahrgang 1924, an der Ostfront eingesetzt.


    Im September 1943 müsste er dann, nach dem sechsmonatigen RAD-Dienst, von der Wehrmacht eingezogen worden sein.


    Nächstes „Lebenszeichen“ laut WASt vom 3. Januar 1944: von Stammkomp. Gren. Ers. Btl. 472 zu

    3./Div. Füs. Btl. (A.A) 134.

    Am 22. Februar 1944 erlitt Manfred Blümel eine Schusswunde am rechten Unterschenkel (auf einem Dokument zur Bescheinigung von Kriegsverletzungen ist die Rede von einer Schussverletzung am rechten Unterschenkel sowie am linken Kleinfinger). Ich gehe davon aus, dass er das Verwundetenabzeichen wegen der Schussverletzung erhielt und nicht wegen einer Verletzung am kleinen Finger). Erhalt des Verwundetenabzeichens in Schwarz am 20. März 1944 vom Rittmeister und Bataillonskommandeur.


    Am 06. April 1944 Erhalt des Infanterie Sturmabzeichens. Unterschrieben ebenfalls vom Rittmeister und Bataillonskommandeur. Die Voraussetzungen für den Erhalt des Sturmabzeichens: Das Infanterie-Sturmabzeichen in Silber war Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften der Schützenkompanien nichtmotorisierter Infanterie-Divisionen und Gebirgsjäger-Kompanien vorbehalten die an drei Sturmangriffen, in vorderster Linie, mit der Waffe in der Hand einbrechend, an drei verschiedenen Kampftagen beteiligt gewesen sind.

    Am 20. April 1944 erhielt er auch das Eiserne Kreuz zweiter Klasse. Unterschrieben von einem Oberst. Das Eiserne Kreuz wurde ausschließlich für besondere Tapferkeit vor dem Feind und für hervorragende Verdienste in der Truppenführung verliehen.


    Im Juni 1944 wurde die Einheit 3./Div. Füs. Btl. (A.A) 134 bei Bobruisk in Weißrussland vernichtend geschlagen und am 03. August 1944 aufgelöst.

    Am 23. Juni 1944 begannen die Sowjets mit der sog. Operation Bagration; anfänglich geplant war diese zur Rückeroberung der weißrussischen Hauptstadt Minsk. Jedoch verlief die Operation erfolgreicher als erwartet und kam erst im August 1944 an der Weichsel bzw. an den Grenzen zu Ostpreußen zum Stehen.

    Die Schlacht bei Bobruisk begann am 24. Juni 1944 gegen 6 Uhr. Der erste Angriff traf gleich die 134. ID sowie die 296. ID. und traf dort auf schweren Widerstand; die Stellungen konnten bis in den Abend hinein gehalten werden. An anderen Abschnitten kamen die Sowjets schneller voran. Anfangs stand die 134. entweder bei Paritschi oder Rogatschew.

    Nur einen Tag später jedoch befanden sich fast alle deutschen Kräfte im Kessel von Bobruisk wohin man sich zurückgezogen hatte, u.a. auch die 134. ID. Am 27. Juni war die Einkesselung vollendet.

    Nachteilig erwiesen sich widersprechende Befehle auf deutscher Seite, einmal wurde der Befehl zum Halten der Stadt gegeben, einmal der Befehl zum Rückzug. Der Kommandeur der 134. Infanterie-Division Generalleutnant Ernst Philipp beging aus Verzweiflung Selbstmord.


    Die Verwundetenzahlen der deutschen Truppen stiegen schnell, sodass schließlich keine Blutkonserven mehr zur Verfügung standen. Nach einem Bericht eines sowjetischen Soldaten nutzten Ärzte bei der deutschen 36. Infanterie-Division am 26. Juni bei der Ortschaft Paritschi südöstlich von Bobruisk das Blut aufgegriffener weißrussischer Kinder, um ihre Verwundeten mit Bluttransfusionen zu versorgen. Die Grube mit den verscharrten, teilweise noch lebenden Kindern wurde einen Tag später durch die Soldaten der Roten Armee geöffnet. (Quelle: Wikipedia).

    Viel besser war die Lage bei anderen deutschen Einheiten sicherlich nicht.

    Auf Wikipedia wird auch ein Angehöriger der 134. ID zitiert: „Also wir waren eingeschlossen und die die vorne waren, die schrien „Pak und Flak nach vorne! […]“ und die von hinten: „Wir haben keinen Sprit. Wir haben keine Munition mehr. […]“ Und so ging das immerwährend. […] Es war alles Scheiße.“

    Ebenfalls ein russischer Journalist: „Die Männer laufen über die Leichname deutscher Soldaten. Leichen, hunderte und tausende bedecken die Straße, liegen in Gräben, unter den Kiefern, auf den noch grünen Getreidefeldern. An einigen Stellen müssen Fahrzeuge über die Körper fahren, weil sie so dicht auf dem Boden liegen. […] Ein Kessel des Todes kochte an diesem Ort, an dem Rache [für den deutschen Überfall auf die Sowjetunion] genommen wurde.“

    Am 29. Juni hatten sich die meisten Deutschen ergeben. Am Ende starben allein in Bobruisk 16.000 Deutsche und 18.000 gingen in Gefangenschaft.



    Wie Manfred Blümel da herauskam ist ungewiss.

    Ebenfalls ungewiss, was zwischen Juni und August 1945 passierte.


    Am 21. August 1944 folgte der Übergang zum Einheit 1./Füs.Btl. 129.

    Mit dieser Einheit hat man sich über Bialystok in Nord-Ost-Polen über Zichenau (heute Ciechanów, etwa 100 Kilometer nördlich von Warschau) nach Ostpreußen zurückgezogen und auf die 4. Armee verteilt (Masse XX. AK, 292. ID und 558. ID).


    In dieser Zeit dann ständige Rückzugskämpfe mit der Roten Armee?

    Die 292. ID wurde Ende März 1945 in der Kesselschlacht von Heiligenbeil (heute Mamonowo) zerschlagen. Auch die 558. ID. kämpfte in Heiligenbeil, der Rest der Einheit wurde dann bei der Schlacht um Pillau gefangen genommen, dies geschah am 25. April 1945.

    In Pillau wurden zwischen Januar und April 1945 fast eine halbe Million Flüchtlinge aus Ostpreußen auf der Flucht vor der Roten Armee in Richtung Schleswig Holstein abtransportiert.


    Da mein Großvater aber erst fünf Tage später, am 30. April 1945, gefangen genommen wurde, gehe ich davon aus, dass er noch beim Kampf um die Frische Nehrung (Landzunge zwischen Danzig und Kaliningrad) dabei war.

    Wie geschrieben, geriet er am 30. April 1945 in russische Kriegsgefangenschaft aus der er am 27. Dezember 1949 entlassen wurde. Am 02. Januar 1950 traf er in Hof-Moschendorf ein.


    Seinen Heimatort Flachenseiffen sollte er erst wieder um 1990 betreten.

    Ich interessiere mich vor allem für die 134. Infanterie-Division zwischen Januar und August 1944 und für die 129. Infanterie-Division ab August 1944.
    Insbesondere für die Füsilier-Bataillone.