Ernst Raacke, Polizei-Hauptwachtmeister

  • Ich bin auf der Suche nach Informationen über meinen Großvater Heinrich Ernst Raacke. Ich weiß, dass er (auch schon vor dem Krieg) bei der Gendarmerie in Hümme / Trendelburg (bei Hofgeismar) war. Im Krieg war er dann 1944 bei einem Gendarmerieposten in Horodenka in der Ukraine stationiert und ist 45 in Polen gefallen. Aus 44 habe ich einige Rechnungen und Quittungen für diesen Gendarmerieposten (Lebensmittel usw.). 1945 ist er in Polen (Radom / Zwolen) gefallen.


    In Horodenka war die Gendarmerie wohl 41/42 an der Ermordung von 4000 Juden beteiligt. Ich frage mich, ob mein Großvater auch zu dem Zeitpunkt schon dort stationiert und daran beteiligt war.


    Ich habe ein Gruppenfoto von 1942. Kann jemand anhand des Fotos erkennen, welche Einheit dort abgebildet ist und weiß vielleicht sogar, wo diese 42 stationiert war?


    Dann habe ich noch ein weiteres, vermutlich älteres Gruppenfoto. Da würde mich auch interessieren, was das für eine Gruppe ist:


    Und hier ist mein Großvater in Uniform. Vielleicht kann jemand mir sagen, was für Abzeichen er trägt?


    Ich habe auch noch einige Abzeichen und Orden von ihm. Da wäre interessant, was das für Abzeichen und Orden sind.


    Quelle: Eigentum


    Danke,


    Grüße,

    Mathias

  • Hallo Mathias und willkommen im Forum,


    vorneweg bitte gib immer eine Quelle für eingestellte Fotos und Dokumente an.


    Zu der Frage der letzten zwei Bilder, die Orden im Portraitfoto sind die selben wie auf em letzten Foto. Im Portraifoto als Ordensspange im anderen als Ordensschnalle.

    Von links nach rechts wären das:

    - Eisernes Kreuz II. Klasse aus dem Ersten Weltkrieg:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Eisernes_Kreuz

    - Frontkämpferehrenkreuz mit Schwertern:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Ehrenkreuz_des_Weltkrieges

    - Schlesisches Bewährungsabzeichen, auch Schlesischer Adler genannt:

    https://de.wikipedia.org/wiki/…_Bew%C3%A4hrungsabzeichen

    - Polizeidienstauszeichnung für 18 Jahre:

    https://de.wikipedia.org/wiki/…Dienstauszeichnung_(1938)


    Die Uniform weist ihn als Polizei-Hauptwachmeister aus.


    Horrido


    Daniel

    Suche Infos über die Eisenbahnpioniere und die Eisenbahnentseuchungszüge.

  • Hallo Mathias,


    beim Volksbund ist dein Großvater als vermißt geführt.


    Hast du mal einen Antrag beim Bundesarchiv gestellt?


    Gruß

    Antje611

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo,


    danke für eure Antworten.


    Daniel:

    Zur Quelle: selbst eingescannt bzw. bei den Orden fotografiert. Als wir vor einigen Jahren mein Elternhaus verkauft haben haben wir die Sachen auf dem Dachboden gefunden, zusammen mit einigen Briefen, den schon erwähnten Quittungen, Geburts- und Heiratsurkunden usw.


    Antje:

    Es gibt eine Akte beim Hessischen Landesarchiv zu seinem Spruchkammerverfahren, https://arcinsys.hessen.de/arc….action?detailid=v6914941. Die habe ich angefordert und warte jetzt auf eine Antwort.


    Welche Art Unterlagen kann man vom Bundesarchiv bekommen?


    Grüße,

    Mathias

  • Hallo Mathias,


    das Bundesarchiv kann evtl. Auskunft, über den militärischen Verlauf, Lazarettaufenthalte, Verwundungen, Auszeichnungen etc. deines Großvaters geben.


    Es ist natürlich möglich, dass in der Fallakte zumindest sein militärischer Verlauf vermerkt ist.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Mathias,


    auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum.

    Ich habe ein Gruppenfoto von 1942. Kann jemand anhand des Fotos erkennen, welche Einheit dort abgebildet

    das wird sich so leider nicht klären lassen. Wenn überhaupt wäre das nur über das Ärmelabzeichen möglich gewesen, was hier aber leider Aufgrund der Größe nicht möglich ist.


    Gruß

    Michael


    PS: Ich habe dein Thema mal verschoben.

  • Hallo zusammen


    Als Lektüre zum Thema Ordnungspolizeit und Holocaust ist zu empfehlen:


    Wolfgang Curilla

    Der Judenmord in Polen und die deutsche Ordnungspolizei 1939 - 1945

    Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weißrußland 1941-1944


    Eventuell über Fernleihe beziehen.

    Der Name Raacke taucht nicht im Namenserzeichnis auf.

    Die Verbrechen in Horodenka werden in beiden Büchern besprochen.

  • Hallo Mathias,

    Vielen dank für eure Antworten!

    nicht zu danken, gern geschehen. Ab hier wird es natürlich deutlich schwieriger noch etwas brauchbares zu liefern aber ich behalte deine Anfrage auf jeden Fall im Hinterkopf. Wenn du in der Zwischenzeit noch andere verwertbare Infos, Bilder oder Dokumente finden solltest, lass es uns bitte wissen.


    Gruß

    Michael


    PS: Aus meiner Sicht solltest du diesen Schritt als nächstes auf den Weg bringen:

    das Bundesarchiv kann evtl. Auskunft, über den militärischen Verlauf, Lazarettaufenthalte, Verwundungen, Auszeichnungen etc. deines Großvaters geben.

  • Hallo Mathias,


    hier ein paar Ergänzungen zum Thema.


    Horodenka lag etwa 60 Kilometer südöstlich von Stanislau entfernt und gehörte zum Kreis Kolomea. Ende Juni 1941 lebten in der Stadt etwa 4.500 Juden. Die SiPo-Aussenstelle des Kreises Kolomea, unter Leitung des SS-Obersturmführers Peter Leideritz, organisierte alle „Juden-Aktionen“ in Horodenka. Weiterhin existierten in der Stadt Posten der Kriminalpolizei (Gestapo), der dt. Gendarmerie und der unterstellten ukrainischen Polizei. All diese Dienststellen waren zusammen aktiv an sämtlichen antijüdischen Aktionen in Horodenka beteiligt. Bereits am 5. Dezember 1941 wurde in der Stadt die erste antijüdische Aktion durchgeführt. Unter dem Vorwand Thypus-Aufnahmen zu machen, versammelte die deutsche Gendarmerie und die ukrainische Polizei die Juden in der Synagoge. Zur weiteren Authentizität wurden auch jüdische Physiker gebeten anwesend zu sein. Nach der Aussonderung von Handwerkern und sonstigen „Spezialisten“ erschoss eine Abteilung der SiPo aus Kolomea 2.500 Juden im Wald bei Semakowce. Am 13. April 1942 kam es zu einer zweiten Aktion in Horodenka. Dabei versteckten sich zahlreiche Juden in selbstgebauten Bunkern. Während dieser Aktion erschoss die deutsche Polizei (u.a. Gendarmerie?) 75 Juden. Zwischenzeitlich wurden weitere Juden aus den umliegenden Ortschaften in das Ghetto nach Horodenka verbracht. Die dritte Aktion begann am 8. September 1942 und dauerte drei Tage lang. 2.000 Juden wurden über Kolomea ins Vernichtungslager Belzec transportiert. 200-300 Juden wurden während dieser dritten Aussiedlungsaktion vor Ort erschossen. Ende September 1942 war die Stadt „judenfrei“. Doch damit war das Töten der Gendarmen nicht beendet. Denn später vereinzelt aufgegriffene Juden wurden von den jeweiligen Ordnungspolizei- und Gendarmerieposten vor Ort „sonderbehandelt“, das bedeutet erschossen.


    Bisher sind mir nur zwei Angehörige des Gendarmerie-Postens Horodenka namentlich bekannt:

    Meister d.Gend. Wilhelm Hollmann, Heimatdienststelle: Minden (bis 10.02.1944)

    Bez.-Oberwachtmeister d.Gend. Adolf Schröder, Heimatdienststelle: Minden (ab 08.02.1944)


    Eventuell sagen diese Namen deinem näheren Familienkreis etwas? Denn es kam vor, dass Gendarmen nach dem Krieg Kontakt zu ihren ehemaligen Kameraden pflegten.


    Wäre es Dir möglich, Scans der vorliegenden Rechnungen und Quittungen hier einzustellen? Ich arbeite an anderer Stelle am Aufbau der Gendarmerie im Distrikt Galizien. Bislang ist die Quellenlage dazu leider noch recht dünn.


    Siehe u.a. hier: https://www.forum-der-wehrmach…trikt-galizien-1941-1944/


    Verwendete Quellen:

    USHMM, Encyclopedia of Camps and Ghettos 1933-1945, Volume II, Ghettos in German – Occupied Eastern Europe Part A.

    Dieter Pohl, Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien 1941-1944, Organisation und Durchführung eines staatlichen Massenverbrechens.

    KdGend Galizien, Tagesbefehl Nr. 5 vom 16.02.1944, IPN Warschau GK 104/12.

    7./Pol. 24 an KdGend Galizien, Tgb.Nr. 64/42 vom 14.09.1942, Betreff: Judenumsiedlung, Arolsen Archives.

    Katzmann-Bericht, Arolsen Archives.


    Grüße

    Daniel