Die Schlacht um Stalingrad (Allgemeines)

  • Hallo Heinz,

    das weitere Material, was Du hier zum Schicksal von Obltn. E. Thomas ins Forum gestellt hast, finde ich genauso interessant, wie das voran gegangene. Schildert er doch, was er als Gefangener erleben und erdulden musste. Gerade auch sein Verhältnis

    zum BDO, NKFD und den Leute um Ulbricht/Weinert zeigen mir ein stückweit die Widersprüche auf, die jene betrafen, die im Kessel gekämpft und in Kriegsgefangenschaft geraten waren. Faktisch war dann die Überlebenschance groß, wenn aktiv in der Antifa des Lagers mitgearbeitet wurde. Wer das nicht konnte oder wollte, hatte mit dem Überleben so seine Probleme. Es sei denn, er war prominent oder wurde unbedingt für Propagandazwecke gebraucht. Fiel dieser Aspekt der Nützlichkeit weg, konnte es auch schnell andersherum kommen, wie der Fall des Generals Walther von Seydlitz-Kurzbach beweist.

    MfG Wirbelwind

  • Dieser Bericht läst in meinen Augen das Schicksal der Angehörigen der 6.Armee in einem ganz ander Licht erscheinen.

    Bisher wurde ja immer Vorwurfsvoll darauf hingewiesen, das nur 5000 Gefangene die Heimat wiedersahen. Das die ca 90.000 Mann schon zu Beginn der Gefangenschaft körperlich am Ende waren wird gerne unterschlagen. Das die Russen selber nichts hatten war mir bisher auch nicht so bewußt. Im Zusammenhang mit Stalingrad wird immer auf das "Versagen" der Italiener und Rumänen gepocht. Was aus diesen Männer wurde ist mir unbekannt. Auch kämpfte im Kessel eine kroatische Einheit.

    In den Mitteilungsblättern gibt es auch andere Berichte zb Kampf ums Getreidesilo, kurzzeitiges erreichen des Wolgaufers usw. Diese werde ich bei Gelegenheit nach und nach hier einstelle.

  • Hallo Heinz,


    das würde dieses Thema def. aufwerten, wenn du die weiteren Inhalte mit uns teilst! Ich freue mich schon darauf!


    Lg

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Heinz,


    mit so einer hohen Anzahl von dt. Gefangenen nach Beendigung der Kämpfe um Stalingrad hatte der Russe nicht gerechnet. Im weiten Umkreis kaum noch verfügbare Nahrungsmittel, die Infrastruktur zerstört all das mussten die Kriegsgefangenen auch ausbaden. Dazu ihr desolater gesundheitlicher Zustand. Die Keime von Ruhr und Typhus trugen sie bereits in sich, als die Gefangenschaft nahte. Ihre über Wochen erfolgte Mangelernährung bei den klimatischen Umständen forderte ebenfalls ihren Tribut. Die langen Märsche in die jeweiligen Lager bedeutete für viele bereits das aus. Richtig aber ist auch, dass im nicht unerheblichen Umfange sich das sowjetische Sanitätspersonal bei der Betreuung der erkrankten Wehrmachtsangehörigen selbst ansteckte und verstarb. Wenn ich mir die zahlen ins Gedächtnis rufe, so waren unter den Rückkehrern zumeist Offiziere/höhere Offiziere/Generäle oder Soldaten, die eifrig in der Antifa mitgearbeitet hatten.

    Ein alter Stalingradkämpfer erzählte mir mal, dass er als Fahrer einer Transportkolonne bereits während der Kesselzeit nicht so stark hungern musste. Das hat ihm danach beim Überleben im Kriegsgefangenenlager geholfen. Allerdings berichtete er auch, wie wenig ein Leben bedeutete, wenn es um das Essen ging. Mancher Kamerad erlebte den Morgen nicht mehr, weil er noch ein Stückchen Brot bei sich hatte, dass in der Nacht einen neuen Besitzer fand und der vorherige erstochen wurde.

    Das Küchenpersonal im letzten Lager, wo er war, bestand überwiegend aus Kroaten, die sich gut mit dem russ. Wachpersonal verstanden und von dem wenigen, was den Kriegsgefangenen zugestanden wurde, auch noch stahlen.


    MfG Wirbelwind

  • Hallo Heinz,


    vielen Dank für diesen Bericht.


    Das Leid der Soldaten ist unfassbar und doch haben sie mit allem was sie hatten bis zum Letzen gekämpft. Und wofür? Für eine Ideologie eines Fanatikers, der mehr Lebensraum wollte und meinte sich über andere erheben zu können.


    Lg

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo zusammen,

    auf der suche nach Infos zur 29.ID (mot) bin ich auf den Brauweiler-Kreis gestoßen.

    Jürgen Brautmeier veröffentlichte darin in"Geschichte im Westen, Heft 2 1993, Feldpostbriefe aus Stalingrad" den Weg von Hans Happe aus Delbrück/Westfalen.

    Seine Einheit war wahrscheinlich die 14.Kompanie des IR 15, leichte Flak, Feldpostnummer 24487.


    Feldpostbriefe aus Stalingrad

  • Moin zusammen


    ich habe hier nochmal den Volksbund Eintrag zu Hans Happe, hier wird der Vermisstenort mit: Kalatsch Geb. v. Stalingrad / Bolschaja Golubaja Fluss / angegeben.


    Und einen weiteren Vermissten Hermann Weglehner, auch mit Vermisstenort Kalatsch Geb. v. Stalingrad / Bolschaja Golubaja Fluss /



    Hans Happe

    Geburtsdatum 18.11.1923

    Geburtsort -

    Todes-/Vermisstendatum 13.01.1943

    Todes-/Vermisstenort Kalatsch Geb. v. Stalingrad / Bolschaja Golubaja Fluss /

    Dienstgrad Gefreiter

    Inf. Rgt. 15 14. (Fla.) Kp.



    mmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm


    Grußdurchsage für “Wolgaruf” am 1. Februar 1943



    “Herzliche Grüsse und alles Gute von allen daheim. Es geht gut. Viele gute Wünsche für die Zukunft.” Deine Anne



    Weglehner, Hermann

    Feldpostnummer: 08064

    Brücken-Kolonne B, Pionier-Bataillon 6

    6. Infanterie-Division



    Nachname: Weglehner

    Vorname: Hermann

    Dienstgrad: Hauptmann

    Geburtsdatum: 25.08.1899

    Todes-/Vermisstendatum: 01.11.1942

    Todes-/Vermisstenort: Kalatsch Geb. v. Stalingrad / Bolschaja Golubaja Fluss /



    Nach den vorliegenden Informationen ist Hermann Weglehner vermisst.



    (Quelle Daten) http://www.volksbund.de/graebersuche.html

    (Quelle Foto) www


    Gruß many

  • Hallo Heinz,


    ich habe Deine Information, die Feldpostbriefe veröffentlicht von Jürgen Brautmeier, aufmerksam gelesen.


    War es bei mir anfangs reines Interesse derart authentische Schilderungen zu lesen, wich es aber immer mehr großem Mitgefühl und Entsetzen!

    Ich war fast mein ganzes Leben lang Soldat und kann mir einiges lebhaft vorstellen. Aber insgesamt können wir uns glücklich schätzen, nicht einem derartiges Wahnsinn ausgesetzt gewesen zu sein. Was müssen diese Soldaten, von manchen geringschätzig auch Landser genannt, für dieses größenwahnsinnigen GRÖFAZ alles ausgehalten haben. Sicher, es war eine andere Zeit und manche sind ja begeistert ins Feld gezogen, aber ich glaube, dass die meisten einfachen Soldaten sehr bald gemerkt haben, worin sie verwickelt sind. Gerade Stalingrad hat viele Illusionen zerstört und der manchmal anfängliche Glaube an diese verbrecherische Clique wurde bald grausam ins Gegenteil gewandelt!


    Ich bin erneut sehr erschüttert über diese Feldpostbriefe!


    Sehr nachdenklicher Gruß


    Horst

  • hallo zusammen,

    was für mich unvorstellbar ist sind die Temperaturen in der Steppe vor Stalingrad.

    Die 29. mußte ja vom Nordrand des Kessels zurück Richtung Stalingrad. Überlebende berichten dort von 20/30 Grad minus, dann kommt der Wind dazu und seid mitte Dezember nur noch 60 Gramm Brot als Tagesration! Keine Unterkünfte bzw Stellungen, zur Verteidigung lag man einfach ohne Schutz im Schnee.

    Stalingrad bedeutete für mich als Laien immer Häuserkampf. Die 29. lag ja nach der Eroberung von Süd-Stalingrad ab Oktober als Reserve und zur Auffrischung am späteren Nordrand des Kessels.

    Was haben die Männer, die Mitte November mit dem Sonderurlaubszug Richtung Heimat fuhren für ein Glück gehabt.

  • Die 29. lag ja nach der Eroberung von Süd-Stalingrad ab Oktober als Reserve und zur Auffrischung am späteren Nordrand des Kessels.

    Moin zusammen

    Moin Heinz


    ich habe hier eine Skizze (aus den Internet) der eingeschlossenen 6. Armee ab 25.11.1942 dort ist die 29. Infanterie-Division (mot.) westl. Stalingrad verzeichnet.





    Gruß many

  • Hallo,

    um den Post von Heinz, # 112, nochmals aufzugreifen. Auch die Verwundeten und Spezialisten, die aus dem Kessel rechtzeitig ausgeflogen werden konnten, hatten das besagte Glück. Interessanter Weise sind ja noch Leute per Flugzeug in den Kessel gelangt und dort verblieben.

    Jedenfalls diejenigen, die den Stalingrader Kessel und die anschließende russ. Gefangenschaft überlebten, haben diese Erlebnisse nie wieder losgelassen. Gerade auch, wenn es sich um Soldaten bzw. Mannschaftsdienstgrade handelte.

    Die in Gefangenschaft geratenen Generale haben bis auf Generaloberst Heitz alle überlebt und das unter den Umständen relativ komfortabel. Heitz litt unter Magenkrebs und verstarb daran am 09.02.1944 in Moskau.

    General von Seydlitz-Kurzbach musste, als Stalingrader Kriegsgefangener nachdem er bei Stalin in Ungnade gefallen war, Bekanntschaft mit russ. Gefängnissen machen. Aber auch er kehrte aus der Gefangenschaft lebend zurück.

    Dem LI. AK unter von Seydlitz erging es ähnlich wie der 29. ID, als es sich auf dessen Befehl aus gut ausgebauten Stellungen in deckungsloses Gelände zur Vorbereitung eines Ausbruches zurück ziehen musste. Seydlitz wollte damit wohl ein Zeichen und Paulus gewissermaßen unter Druck setzen. Die Korpsangehörigen konnten an vorderster Front, ohne Deckung bei eisigen Temperaturen sowie bei minimaler Verpflegung ausharren und die kesselfront an dieser Stelle verteidigen.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo,

    es ist für mich schon interessant zu lesen, was in den eingestelltem russ. Dokument zu den dt. Verlusten bei der Vernichtung des Stalingrader Kessel durch die Rote Armee steht. Vieles finde ich übertrieben und nicht seriös. So erschließt sich mir die Zahl von 330.000 Wehrmachtsangehörigen nicht, die im besagten Zeitraum der Kesselliquidierung in russ. Gefangenschaft gerieten. Bisher wurde in anderen Quellen die Zahl mit 90.000 Gefangenen angegeben. Auch finde ich die Angaben zum Beutematerial, wie zum Bsp. die Zahl der erbeuteten dt. Panzer von 1517 zu hoch. Die 16. PD besaß bspw. bereits am 17. November 1942 nur noch 25 Panzer, die sie zum befohlenen Angriff auf Rynok einsetzen konnte. Bei der 14. PD wird es ähnlich ausgesehen haben.

    Mich würde an dieser Stelle mal eine Gegenüberstellung der russ. Verluste bei der Schlacht um Stalingrad interessieren, um auch mal einen Vergleich zu haben. Gehe davon aus, dass die russ. Verlusten an Toten, Verwundeten und Vermissten höher waren, ohne die konkreten Zahlen zu kennen.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,

    Vieles finde ich übertrieben und nicht seriös.

    ich glaube ebenfalls nicht, dass diese Zahlen zutreffend sind.

    Mich würde an dieser Stelle mal eine Gegenüberstellung der russ. Verluste bei der Schlacht um Stalingrad interessieren, um auch mal einen Vergleich zu haben.

    ich werde mal schauen, was ich tun kann.


    Gruß

    Michael

  • Hallo Wirbelwind,

    es ist für mich schon interessant zu lesen, was in den eingestelltem russ. Dokument zu den dt. Verlusten bei der Vernichtung des Stalingrader Kessel durch die Rote Armee steht. Vieles finde ich übertrieben und nicht seriös.

    ich habe einen sehr interessanten Artikel gefunden, der damals in der Prawda erschienen ist.


    Quelle: Nara


    Gruß

    Michael