Die Schlacht um Stalingrad (Allgemeines)

  • Hallo Allerseits,


    Abschrift und Bearbeitung,


    hier habe ich noch die letzte Funk-Nachricht aus Stalingrad.


    Funkspruch XI. Armee-Korps

    02.02.1943, 8.40 Uhr.


    An Heeresgruppe Don Ia, nachrichtlich General Hube.


    XI. Armee-Korps hat mit seinen 6 Divisionen in schwerstem Kampf bis zum letzten Mann seine Pflicht getan.


    Es lebe der Führer! Es lebe Deutschland!


    gez. Strecker


    Aufgenommen: Major Wilutzky;

    02.02.1943, 9.20 Uhr


    Quelle: BA


    Hier im Forum Im Post #2 sind noch weitere Funksprüche zu finden.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo,

    dieser Funkspruch ist legendär. Er bringt für mich das ganze Desaster nochmals zum Ausdruck.

    Über den General der Infanterie, Karl Strecker, bin ich mir nicht im Klaren. Schließlich kapitulierte er am 02.02.1943 als letzter Kommandierender General im Kessel von Stalingrad. Paulus und Heitz ließen die Waffen bereits am 31.01.1943 strecken.

    Strecker also ein fanatischer Durchhaltegeneral? Schließlich musste ihm doch klar sein, spätestens seit der gescheiterten Entsatzoperation ,,Wintergewitter", dass es keine Hilfe von außen mehr geben konnte. Anderseits verbot er wohl seinen Offizieren den Suizid und unterschrieb im Kriegsgefangenenlager den Aufruf der 50 Generäle an die Wehrmacht und Bevölkerung, sich von Hitler loszusagen und den Krieg zu beenden. Wie lässt sich der anscheinende Widerspruch auflösen? Glaubte er im Kampf noch zu fallen, wie General Hartmann, der es darauf anlegte?

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,


    das sind interessante Aspekte die du da aufgeführt hast. Danke!


    Ich habe im Netz ein wenig herum gelesen und habe unter anderem ein Buch gefunden:


    Heinrich Gerlach „Durchbruch bei Stalingrad“.


    Dieses Buch wurde in den russischen Lagern geschrieben, nach Fertigstellung von den Russen konfisziert und wiedergefunden.


    Dort sollen auch die letzten Stunden im Kessel beschrieben sein und eine Begründung warum Karl Strecker nicht kapitulierte: „Ich kann nicht! – So kann ich nicht vor dem deutschen Volk dastehen!“


    Es gibt eine Autobiografie von Karl Strecker, leider nur auf Englisch:


    Lieutenant General Karl Strecker: The Life and Thought of a German Military Man


    Gruß

    Antje

  • Hallo Antje,

    der Autor, Uli Haller, ist der Sohn von Karl Strecker. Von Gerlach kenne ich nur die ,,Verratene Armee". Danke für den Tipp, Antje. Das von Dir genannte Buch habe ich mir soeben bestellt und wird meinen Fundus mit Literatur zum Stalingrader Kessel erweitern. Plivier hat übrigens seinen Roman: ,,Stalingrad" auch 1946 geschrieben und dabei wohl mit vielen Kriegsgefangenen aus dem ,,Stalingrader Kessel" in den russ. Lagern gesprochen. Allerdings durfte er seinen Roman damals veröffentlichen, Besitze selbst ein Exemplar von 1946. Ist in meinen Augen auf alle Fälle lesenswert, weil darin das Grauen klar beschrieben wird.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Allerseits,


    Abschrift und Bearbeitung!


    Gefechtsquartier Luftflotte 4, Mariupol

    02.02.1943 20.00 Uhr


    Ferngespräch General-Feldmarschall Milch - General Fiebig


    Fiebig:

    • 3 Flugzeuge haben im Nordkessel nichts gesehen, 2 melden fraglich, 1 behauptet, etwas gesehen zu haben.
    • Die restlichen Flugzeuge der ersten Welle haben noch nicht gemeldet.


    Milch:

    • Ju 52 sind in Bereitschaft zu halten, aber zunächst noch nicht einzusetzen, bis die Lage geklärt ist.
    • Meldung der zurückgekehrten Besatzungen ist sofort an mich weiterzuleiten.
    • Heeresgruppe Don hat keine neuen Meldungen.

    Quelle: BA


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo,

    glaubten Milch/Fiebig noch kämpfende Truppen im Nordkessel vorzufinden? Hatte denn Strecker seine beabsichtigte und dann auch vollzogene Kapitulation nicht gemeldet?

    Eine andere Geschichte wäre ja nach Rückkämpfern Ausschau zu halten, aber das bringt ja besagte Funkmeldung gerade nun nicht zum Ausdruck.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,


    ich denke Milch wollte sich davon überzeugen, dass es zu Ende war. Er musst es ja noch nach Berlin melden, siehe folgendes Ferngespräch:


    Gefechtsquartier Luftflotte 4, Mariupol

    02.02.1943, 22.52 Uhr


    Ferngespräch General-Feldmarschall Milch - Major Weizelinger, Führerhauptquartier.


    Milch:

    • Die Flugzeuge, die heute nacht über Stalingrad waren, haben keine Kampfhandlungen mehr beobachtet.
    • Russische bespannte Kolonne stand am Traktorenwerk.
    • Auch Besatzungen, die noch etwas zu sehen geglaubt hatten, gaben auf Befragung die Unsicherheit ihrer Beobachtung zu.
    • Die ersten 12 Versorgungsflugzeuge sind zurückgekehrt, weitere 16 noch im Einsatz.
    • Ju 52 werden nicht mehr eingesetzt, sondern der Luftflotte für neue Transportaufgaben übergeben.

    Quelle: BA


    Gruß

    Antje

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  • Hallo Antje,


    damit war eine ganze Armee "abgehandelt"!

    Was mit den noch lebenden Soldaten passierte, war dem Herr General-Feldmarschall wohl egal, dem Führerhauptquartier sowieso!

    Nun ja, damals gab es wohl noch genug "Folgematerial"! Traurig, traurig!


    Viele Grüße

    Horst

  • Hallo Horst,


    ja das ganze ist mehr als traurig.


    Aber mit dem „Folgematerial“ muss ich dir widersprechen. Zu der Zeit gab es schon Probleme Verluste auszugleichen und eine ganze Armee war schier unmöglich.


    „Ausgleich“ ging nur, durch Ausdünnen und immer Jüngere einzuziehen die für den Kampf an der Front völlig untauglich waren.


    Gruß

    Antje

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  • Hallo Antje,


    das ist ja kein Widerspruch!

    Das Folgematerial bestand aus Jüngeren, Anwerbungen anderer Nationalitäten, Einzug von jungen Männern aus den bestezten Gebieten (s. Slowakei) etc.

    Du hast es ja selbst erwähnt!


    Natürlich konnte eine ganze Armee nicht sofort aus gleichwertigen Soldaten neu aufgestellt werden. Aber es wurden, bis fast zuletzt, immer neue Einheiten, Verbände und Großverbände neu "aufgestellt".


    Und ich meinte mit meiner obigen Bemerkung ("Folgematerial") eben diese "neuen, frischen Soldaten", egal woher sie kamen und wie alt sie waren. Das war nämlich den Verantwortlichen vollkommen egal!


    Gruß

    Horst

  • Hallo Horst!


    Du hast vollkommen Recht, ich wollte auch nur darauf aufmerksam machen, dass es eben nicht so einfach war solche Verluste auszugleichen!


    Danke für deine Ergänzungen!


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
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    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo,

    die in Stalingrad untergegangene 6. Armee wurde noch 2x neu aufgestellt. Lt. Lexikon d. Wehrmacht bereits am 06. März 1943 aus der Armeeabteilung Hollidt in Südrussland. Mit der Masse ihrer Kämpfer ging diese Armee bei den schweren Abwehrkämpfen in der Umgebung von Kishinew, Bessarabien, im August 1944 bei HG ,,Südukraine" unter. Aus den Resten erfolgte die erneute Aufstellung des Armeeoberkommando 6. Ab dem 16. September 1944 wird der Stab mit der Zusammenlegung der 6. deutschen Armee und der 2. ungarischen Armee als Armeegruppe Fretter-Pico bezeichnet. Umbenennung in Armeegruppe Balck ab 26.Dezember 1944. Von Ende Dezember 1944 bis 12. Februar 1945 beteiligten sich Teile der 6. Armee bei der Verteidigung von Budapest. Ab März 1945 kämpften die anderen Teile der 6. Armee bei Stuhlweißenburg und dann bis Kriegsende südl, der Donau bis zu den Ostalpen.

    Ich vertrete ebenfalls die Ansicht, dass der Verlust von über 100.000 Mann nicht mehr so einfach zu kompensieren war. Die Verluste an den anderen Abschnitten der Ostfront und der spätere Verlust des Afrikakorps 1943 waren ja ebenfalls nicht von Pappe. Klar, es gab schon noch Reserven aus den befreundeten bzw. besetzten Ländern. Nur auch um welchen Preis. Der Stand der Ausbildung bei Einsatz dieser Männer an der Front war mit Sicherheit ein anderer, als der Männer, mit denen 1939 in den Krieg gezogen wurde. Beginnende Materialknappheit tat ein Übriges.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Allerseits,


    Bacuffz hat auf YouTube Briefe aus dem Kessel von Stalingrad vorgelesen und das wollte ich nicht für mich behalten. Diese Briefe wurden rund um Weihnachten geschrieben.


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    Gruß

    Antje

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  • Hallo,


    habe mir das Buch von Gerlach ,,Durchbruch bei Stalingrad" besorgt und durchgelesen. Ursprünglich mit der Absicht, mehr über den Endkampf von General Wilhelm Strecker im Stalingrader Nordkessel bis zu dessen Kapitulation am 02.Februar 1943 zu erfahren. Dies erwies sich leider als vergebliches Unterfangen. Interessant las sich das Buch trotzdem, obwohl ich vor langer Zeit das Buch von Gerlach ,,Die verratene Armee" gelesen hatte. Die ursprüngliche Fassung war ja der ,,Durchbruch bei Stalingrad", dessen Urfassung Gerlach abgenommen und im russ. Militärarchiv 2012 wieder entdeckt wurde. Gerlach schrieb faktisch dieses Buch neu, nachdem unter Hypnose ihm viele Episoden wieder einfielen. Es erschien dann unter dem Titel ,,Die verratene Armee". Natürlich sind beide Bücher nicht deckungsgleich aber stimmen im Großen und Ganzen weitestgehend überein. Ein anderer Aspekt überraschte mich viel mehr. Es gibt bei beiden Büchern Parallelen zu Plievier seinem Roman ,,Stalingrad". Nachdem ich mir den Begleittext zum Buch ,,Durchbruch bei Stalingrad" durchgelesen hatte, konnte ich dies nach vollziehen. Plievier hat ja nie gekämpft. Er machte es sich zur Aufgabe, über den Stalingrader Kessel in epischer Form zu berichten. Dazu suchte er die Gespräche mit den Generälen, Offizieren, Mannschaftsdienstgraden und Mannschaften der Deutschen Wehrmacht in den unterschiedlichsten russ. Kriegsgefangenenlagern, in der die ,,Stalingradkämpfer" interniert waren.

    Unter anderem auch in Lunowo. Hier begegneten sich Plievier und Gerlach. Gerlach selbst führte ja auch Gespräche mit den Internierten, um sein Wissen zu erweitern und bestätigen zu lassen. Daher ist es für mich nicht verwunderlich, dass es bei beiden Figuren gibt, die sich sehr ähneln bzw. deren Werdegang fast übereinstimmen. Auch die Geschichte, dass es einem Oberst gelang, sich aus dem Stalingrader Kessel ausfliegen zu lassen, ohne eine entsprechende Berechtigung. Folge: Kriegsgericht und Erschießung finden sich bei beiden wieder.

    übrigens, beide Bücher, das von Gerlach und das von Plievier sind nach meiner Meinung lesenswert.


    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,


    Vielen Dank für deine Ausführung und Buchempfehlung.


    Gruß Ulf

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    Ich suche Bildmaterial, Dokumente und sonstige Informationen über ausländische Orden und Ehrenzeichen die an Deutsche verliehen wurden. Zum Zweck der Aufarbeitung und der Dokumentation.
    Vielen Dank

  • Hallo zusammen,

    um dem Thema Stalingrad auch mal ein Gesicht zu geben,

    habe ich aus den "Falke Mitteilungsblättern" einen Erlebnisbericht des Oberleutnant Erich Thomas vom Artillerie-Regiment 29 (mot) eingescannt.

    Irrtümlich ist der 29.Februar 43 angegeben, das Datum vom Ende des Kessels ist ja hier bekannt.

    Bei gelegenheit werde ich die anderen Seiten auch noch scannen.

  • Hallo Heinz,


    vielen Dank für das Teilen dieses Berichts. Es sagt so viel aus über das Elend Stalingrad!


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Erlebnisbericht des Oberleutnant Erich Thomas vom Artillerie-Regiment 29 (mot) , Teil 2 und Schluß.

    Auch hier ist die Quelle die Mitteilungsblätter der Falke-Kameradschaft.

    Eine Anmerkung zu den KFZ-Erkennungszeichen, den abgebildeteten Falken trugen die Fahrzeuge der 29. erst ab 1943,

    unter "Ia Nr902/43 Geheim" gibt es einen schriftlichen Befehl von General Fries dazu.

    Datiert auf den 21.September 1943!

  • Hallo Heinz,


    vielen lieben Dank für die Fortsetzung!


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Heinz,


    ebenfalls vielen Dank für die Fortsetzung.

    Eine Anmerkung zu den KFZ-Erkennungszeichen, den abgebildeteten Falken trugen die Fahrzeuge der 29. erst ab 1943, unter "Ia Nr902/43 Geheim" gibt es einen schriftlichen Befehl von General Fries dazu. Datiert auf den 21.September 1943!

    wenn du das besagte Material noch zur Hand haben solltest, wäre das bestimmt eine inhaltliche Bereicherung für diesen Bereich:


    Truppenkennzeichen in der Wehrmacht / SS usw


    Ich würde mich zumindest darüber freuen.


    Gruß

    Michael