Winterausrüstung 1944/45

  • Hallo,
    zur Ausrüstung eine Frage: Um welche Jacke könnte es sich handeln?


    Ich habe hier folgenden Bericht:
    Winter 44/45 im Kurland-Kampfgebiet,
    erstmals "wattierte Jacke" erhalten (es seien wenige zur Verfügung gewesen, das wäre etwas Neues gewesen)
    deshalb nach schwerer Splitterverletzung überlebt.
    Auch der Arzt hätte das so gesehen.
    Dass die Verletzung schwer war, kann man objektiv daraus ersehen, dass Lazarett, Transport per Schiff und eine Art Kuraufenthalt folgten.


    Aber wird dieser Jacke nicht nachträglich etwas zu viel Bedeutung beigemessen? Um welche "wattierte Jacke" könnte es sich dabei handeln?

  • Hallo Kalinka und Willkommen im Forum


    vielleicht hilft dir das weiter.


    http://www.wehrmachtlexikon.de…/tarnbekleidung/index.php


    http://www.wehrmachtlexikon.de…interbekleidung/index.php


    Gruß Birger:)

    http://www.stockcarteam-rangsdorf.de/

    Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt.

    * 3. Mai 1469 in Florenz; † 21. Juni 1527 in Florenz; Niccolò di Bernardo dei Machiavelli



  • Hallo Birger, danke für die freundliche Begrüßung und die rasche Antwort,
    ja genau, es war ein Anorak dieser Art.
    Die Frage ist nun, konnte der Anorak wirkich effektiv Splitter abhalten? Woraus bestand diese Wattierung (könnte man ja herausbekommen, es gibt ja Sammler von Wehrmachts-Überbleibseln), warum war dieser Anorak so "neu" (und es bekamen ihn offenbar nicht alle Soldaten). Gibt es Daten zur Ausrüstung in diesem letzten Winter?


    Gruß, Kalinka

  • Hallo Kalinka,


    so eine Jacke konnte garantiert keine Splitter abhalten.
    Ich gehe mal davon aus,dass die dicke Jacke(in deinem Fall) den verwundeten Soldat auf dem Weg ins Lazarett vor einer Erfrierung schützte.
    Auch im Winter 44/45 waren sehr viele Soldaten ungenügend mit Wintersachen ausgestattet,sodass sich viele Soldaten aus Privaten Beständen einkleideten.
    Truppen im rückwärtigen Armee- und Heeresgebiet erhielten diese verbesserte Winterbekleidung auch an der Ostfront nur dann, wenn sie in direkten Kampfeinsätzen standen.


    Gruß Birger:)

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    * 3. Mai 1469 in Florenz; † 21. Juni 1527 in Florenz; Niccolò di Bernardo dei Machiavelli

  • Morgen Birger,

    Zitat

    so eine Jacke konnte garantiert keine Splitter abhalten.



    das würde ich so nicht sagen.
    Mir selber ist ein Fall bekannt den ich auch in einem meiner Bücher beschreibe, in dem die Jacke einen Splitter abgehalten hat.
    Dabei kommt es ja immer auch auf die Geschwindigkeit und die Masse des Splitters an. Kleine Splitter mit einer geringen Geschwindigkeit haben auch keine hohe Aufprallkraft und können deshalb durchaus auch in einer Wattejacke hängen bleiben!


    Grundsätzlich muss man hier auch den Boden in die Betrachtungen einbeziehen. War es ein sandiger, ein lehmiger oder gar ein Trümmboden?
    Und dann bleibt noch die Frage nach dem Geschoss! Splitter von einem Artillerie- einem Schiffs- oder ein anderes Geschoss.

    Es ist eben eine physikalische Frage!

    Gruß
    Christian

    Immer auf der Suche nach Zeitzeugen und militärischen Manuskripten

  • Guten Morgen Christian,


    Zitat

    Dabei kommt es ja immer auch auf die Geschwindigkeit und die Masse des Splitters an. Kleine Splitter mit einer geringen Geschwindigkeit haben auch keine hohe Aufprallkraft und können deshalb durchaus auch in einer Wattejacke hängen bleiben


    Da hast du natürlich recht.


    Ich bin von einer Verletzung wie bei meinem Großvater ausgegangen der einige Granatsplitter abbekommen hat:o.


    Gruß Birger:)

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  • Hallo,

    ergänzend kann ich von einem Fall unseres Großvaters berichten. Ihm ist ein Granatsplitter in die linke Brustseite seiner Feldbluse "geflogen". Dort trug er sein Portemonnaie, das viele Feldpostbriefe und einige Fotos u.a enthielt. Der Splitter blieb im Portemonnaie stecken. Der Preis, anstatt Tod oder Verwundung waren versenkte Briefe und Fotos. Gott sein Dank.

    Also ich denke auch, das bei geringer Geschwindigkeit oder kleiner Masse ein Granatsplitter auch steckenbleiben konnte.

    Gruß
    Martin



  • Physikalisch gesehen würde ich dann vermuten, dass es sehr viele kleine bis mittelgroße Splitter waren, die teilweise in der Jacke stecken blieben und somit auch mal ein Leben retten konnten.


    Nach allem, was ihr hier geschrieben habt (danke dafür, nicht nur an Elbpirat), denke ich, dass es eine Mischung aus allem Möglichen war, was damals offenbar ein Leben gerettet hat. Interessantes Detail zum Boden, da wäre ich nie darauf gekommen, ich werde nachfragen, ob er sich aber erinnert? Kurland-Gebiet jedenfalls, und da Winter, eher hartgefroren. Was er aber erinnert (und erstmals nach so vielen Jahren - und nur auf Aufforderung - erzählt hat, ist, dass es unzählige Tote gegeben hat und offenbar nicht alle diese Jacke hatten (er war aber auch nur ein einfacher Soldat, bei keiner Sondereinheit, sehr jung, geb. Ende 1925, also wird er kaum eine "Sonderjacke" gehabt haben).


    Einige Splitter wurden aber offenbar abgehalten, andere gingen durch (blieben knapp neben Herz und Lunge stecken, sind heute noch da, aber gut eingekapselt, es schreckt aber immer noch junge Röntgenärzte ;)). Mein Verwandter sagt dazu: Glück. Und er meint auch, dass die Verwundung (nachträglich gesehen = wochenlange Entfernung von der Ostfront) auch nur Glück für ihn war.
    Die Splitter haben eindeutig hauptsächlich und sehr heftig den Rumpf getroffen, Extremitäten sehr viel weniger, gibt das einen Hinweis, von welchem Geschoß so etwas kommen kann?
    ---
    Ein Teil meiner Frage war übrigens (und ist bisher nicht beanwortet worden), wie kommt das, dass diese Jacke offenbar nicht allen Wehrmachtsangehörigen zur Verfügung stand? War doch nur eine einfache Jacke, ganz gewöhnliche Winterausrüstung (also keine Schutzwester für Scharfschützen o.ä.).

  • Hallo Kalinka,


    Auch im Winter 44/45 waren noch sehr viele Soldaten ungenügend mit Wintersachen ausgestattet,sodass sich viele Soldaten aus Privaten Beständen einkleideten.
    Truppen im rückwärtigen Armee- und Heeresgebiet erhielten diese verbesserte Winterbekleidung auch an der Ostfront nur dann, wenn sie in direkten Kampfeinsätzen standen.


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  • Zitat von Birger;14739

    Hallo Kalinka,


    Auch im Winter 44/45 waren noch sehr viele Soldaten ungenügend mit Wintersachen ausgestattet,sodass sich viele Soldaten aus Privaten Beständen einkleideten.
    Truppen im rückwärtigen Armee- und Heeresgebiet erhielten diese verbesserte Winterbekleidung auch an der Ostfront nur dann, wenn sie in direkten Kampfeinsätzen standen.


    Gruß Birger:)


    Hallo Birger,
    das vermute ich auch so, dass er zeitweise im direkten Einsatz stand, aber er mag nicht so viel erzählen (fühlt sich weder als Held noch als Opfer, die Überlebenden, die so nüchtern dazwischen sind, die erzählen leider nicht viel). Er hat die Jacke ganz "offiziell" erhalten, er hat Veminungen, die im Rückzug angelegt wurden, kartiert, kann das der Grund sein? Wie soll ich mir so eine Kartierung von Minen vorstellen? Ist das nicht eher gemütlich in der Schreibstube?


    "Private Bestände", was bedeutet denn das?


    neugierig, Kalinka


    Was bedeutet "Private Bestände"? an der Ostfront genau?

  • Hallo Kalinka,


    Zitat

    er hat Veminungen, die im Rückzug angelegt wurden, kartiert

    Dann war er ja mit dabei (beim Minenlegen) und er wird eine Karte oder ähnliches mit dabei gehabt haben wo er die Minen eingetragen hat.Es könnte ja möglich sein,das die Front in den nächsten Tagen sich zu gunsten der Deutschen,sich veränderte.


    Zitat

    "Private Bestände", was bedeutet denn das?

    Wenn der Soldat von zuhause (von der Mutter,Ehefrau, Verwanten...)die Jacke bekommen hat.
    Oder wenn sich der Soldat eine Jacke aus dem zivilen Bereich besorgt(gekauft,beschlagnahmt,oder was auch immer) hat.


    Gruß Birger:)

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