Hallo zusammen,
Nach dem ich mir diesen Film jetzt auch angeschaut habe muß ich sagen Was für ein Schrott. Für den besten Kriegsfilm nach Soldat Ryan und angeblich intensiv recherchierten Fakten sieht das eher nicht aus. Hätte ich mir nur die Rezensionen bei Amazon vorher angeschaut.
Hier eine wirklich gute, die auch meine Meinung zu diesem Film perfekt wiederspiegelt.
Quelle: Amazon Rezensionen, Marco Berger 29.01.2015
„Herz aus Stahl“ aka „Fury“ wird uns als Kriegsfilm verkauft. Eine amerikanische Panzerbesatzung in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs. Handlungsort und Zeit sind genau festgelegt: Westdeutschland im April 1945. Man habe für diesen Film umfassend recherchiert, um authentisch zu sein, sogar ein echter Tiger-Panzer wurde aus dem Museum geholt. Das klang vielversprechend. Wird einem da ein tiefgründiger Kriegsfilm oder gar ein Kriegsdrama auf höchstem Niveau präsentiert oder doch nur ein simpler Actionfilm mit viel Krawum? Die Hoffnung starb bei mir wie immer zuletzt.
Reine Actionfilme sind meistens total realitätsfremd. Hier gibt es Geballer en gros, Endlosmunition, die Typen kämpfen mit unglaublichen Verletzungen weiter etc. Nur um der Unterhaltung willen. Reines Popcorn-Kino. Gehirn ausschalten und genießen! An der Stelle geht das völlig in Ordnung!
Aber von einem Kriegsfilm, von dem der Regisseur behauptet, man hätte viel recherchiert; noch dazu dass es sich um "großes Kino" handelt, also keine Billig-Videoproduktion, erwarte ich persönlich etwas mehr als nur "Unterhaltung". Selbst wenn die Handlung fiktiv ist, so ist es der historische Hintergrund nicht. Als diesbezüglich Interessierter fragt man sich bei solchen Streifen doch das eine oder andere Mal: "Kann das so gewesen sein? Ist das realistisch?". Dabei gibt es Logiklöcher und Ungereimtheiten bei "Herz aus Stahl", die zum Teil so groß sind wie Bombenkrater.
Hier nur ein paar Beispiele:
Man hat als Zuschauer stets den Eindruck, die US-Army wäre permanent in der Unterzahl und müsste sich gegen überlegene Feindkräfte zur Wehr setzen. Von einer damals vorhandenen Luftüberlegenheit der Allierten ist z.B. fast nichts zu spüren, lediglich werden einmal Bomberpulks am Himmel gezeigt, was im April 1945 unrealistisch ist, da die strategische Bombardierung bereits eingestellt wurde. Nur ein lächerlicher Luftaufklärer, der nicht mal in der Lage ist, die deutschen Truppen zu identifizieren. Von Artillerieunterstützung ebenfalls keine Spur. Nur vier lächerliche Shermans stehen zur Verfügung, um eine „strategisch wichtige“ Kreuzung zu sichern. In der Realität hatten die Amis Nachschub ohne Ende, jede erdenkliche Luftunterstützung, von der Ari ganz zu schweigen. Gegen Ende des Krieges war der Widerstand an der Westfront auf ein Minimum reduziert, die Alliierten sind eigentlich nur „durchmarschiert“. Der Hauptanteil der noch vorhandenen deutschen Truppen kämpfte verzweifelt an der Ostfront gegen die Russen. Wenn der Film im Sommer 1944 spielen würde, könnte man hier und da durchaus ein Auge zudrücken!
Die deutschen Truppen sind zwar im Film offensichtlich in der Überzahl und besitzen laut Vorspanntext auch überlegene Technik, jedoch sind sie nicht in der Lage, diese effektiv einzusetzen. Die gut getarnten PAKs schießen zwar problemlos einen Halbkettenzug nebst Infanterie zusammen, versagen aber beim Auftauchen von FURY & Co. auf der ganzen Linie und fügen den „tapferen Rächern“ keinen ernsthaften Schaden zu. Ein deutscher Scharfschütze erschießt lieber einen unwichtigen Zivilisten als den amerikanischen Panzerkommandanten unmittelbar neben ihm. Der Tiger fährt ohne Grund aus seiner gut getarnten Deckung auf die Shermans zu, die er problemlos auf 2500 Meter Entfernung ausgeschaltet hätte. Dabei waren gerade die Tiger-Besatzungen bis zuletzt die bestausgebildeten überhaupt und deswegen u.a. auch so gefürchtet. Zugegeben, bei mehr Authentizität wäre der Film um FURY hier bereits zu Ende gewesen. Alles in allem werden die deutschen Truppen, die zu gefühlten 95% aus Waffen-SS bestehen (der Rest sind Kleinkinder) als taktisch-dämliche Vollidioten dargestellt, was sich in der Schlussszene am besten ausdrückt:
-Achtung, Spoiler!-
Ein scheinbar verlassener Sherman-Panzer steht einsam auf einer Kreuzung. Nur der Zuschauer weiß, dass lediglich sein Fahrwerk beschädigt ist und im Inneren 5 tapfere Helden bereit sind für einen aussichtlosen Kampf. Es ist noch heller Tag, als eine SS-Truppe in Bataillonsstärke laut singend (!), die Gewehre und Panzerfäuste geschultert, auf den Panzer zumarschiert, diesen sichtet und in die Falle tappt: die Soldaten, die sich frontal nähern, werden durch die Bord-MGs (eins befindet sich im Bug, ein zweites befindet sich neben der Kanone, ein drittes und viertes außerhalb auf dem Turm) niedergemäht. So weit – so gut, bis auf das Gesinge durchaus nachvollziehbar. Aber nun gehen die Angreifer, Waffen-SS-Elitekämpfer, nicht etwa in Deckung oder greifen den Panzer von hinten oder der Seite mit ihren Panzerfäusten an, nein, sie rennen wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen in Moorhuhn-Manier vor den MG-Läufen des Sherman umher, damit die amerikanischen Superhelden den Bodycount möglichst hochpushen können. Hier sah ich gewisse Parallelen zu „300“- stumpfsinniges Töten von bösen Feinden. Es ist inzwischen dunkel geworden (!), also bestimmt mindestens zwei Stunden später, denn im April bricht die Dunkelheit nicht so schnell herein wie bspw. im Winter. Erst jetzt erinnern sich die bösen SS-Schergen plötzlich daran, dass sie ja auch Panzerfäuste dabei haben, ach ja – und da war ja auch noch der Scharfschütze vom 2. Zug! Also jetzt nun aber dem Panzer endgültig den Garaus gemacht und mit der Panzerfaust eingeheizt! Auf gefühlte 10 Meter wird aber lediglich ein Mann im Inneren getötet. Hatte nicht die Panzerfaust eine ganz andere Wirkung? Viele Szenen zuvor hatte doch so ein garstiger Hitlerjunge einen Sherman mit der gleichen Waffe erfolgreich bekämpft, der ganze Panzer ging dabei in Flammen auf. Aber jetzt schien diese Wirkung unvorteilhaft für den weiteren Verlauf des Films zu sein. Nein, dann wären ja alle sofort tot gewesen! Da hätte Herr Pitt sich nicht an die weitere Reservemunition erinnern können, die man ja nicht vorsorglich in den Panzer geholt hatte. Er hätte nicht in Rambo-Manier minutenlang ungeschützt mit dem schweren 50er MG noch mehr reichlich vorhandene, böse deutsche Kriegsverbrecher ins Jenseits befördern können: „Kommt her – gebt mir noch ein paar Schweine zum Schlachten!“. Aber das Ende naht! Der nun finster dreinblickende SS-Scharfschütze muss sich allerdings auf gefühlte 15-20 Meter heranpirschen; nach einer Wahnsinns-Trefferrate von 3 vermag auch er nicht, Herrn Pitt das Licht auszublasen. Nein, schließlich sah das Drehbuch vor, das der nunmehr schwer Angeschlagene noch einen eindringlichen moralischen Vortrag für den letzten Überlebenden, dem Ex-Weichei, vom Stapel zu lassen hat. Außerdem muss er ihm ja noch mitteilen, wie man den Panzer über eine Bodenluke verlassen kann. Denn wenigstens ein amerikanischer Superheld muss einfach überleben, auch wenn es schon nicht Herr Pitt ist! Für diese Konversation hatten auch die noch überlebenden SS-Leute draußen durchaus Verständnis und warteten höflich noch die paar Minuten, ehe sie nun zwei Handgranaten in den Panzer warfen, aber wahrscheinlich solche mit großer Zeitverzögerung, denn der letzte Held musste ja noch durch die Luke entkommen! Sehr edel dann auch am nächsten Morgen, dass der an sich ja so böse SS-Mann den guten Ami, der ja nur eine Menge seiner Kameraden niedergemetzelt hat, großzügig übersieht, so dass dieser von seinen eigenen Leuten als Held gefeiert werden darf. Achso, obligatorisch durfte dem geneigten Zuschauer natürlich nicht nochmal ein letzter Blick auf Schönling Pitt verwehrt werden. Aber nicht etwa als schändlich zugerichtete Leiche, wie es nach zwei Handgranatenexplosionen in einem engen Raum realistisch wäre, nein der gute Brad machte auch hier noch einen sehr fotogenen Eindruck, die paar kleinen Splitterwunden waren nicht der Rede wert.
-Spoiler Ende-
Sorry, aber ich meine, dass die gezeigten „Gefechte“ jedem, der auch nur ein bisschen von Militärtaktik versteht, einfach nur lächerlich vorkommen und keinesfalls spannend. Zusätzlich trug die lasershowartige bunte Leuchtspurmunition zur allgemeinen Belustigung bei.
Der Film krankt meiner Meinung nach an einem extremen Schwarz-Weiß- bzw. Gut-Böse-Denken. Keinerlei Charakterzeichnung beim deutschen Gegner. Kein spezieller Antagonist, wie in anderen Kriegsfilmen oft dargestellt, nur brutale, von Natur aus abgrundtief böse, gesichtslose Horden, vergleichbar mit den Orcs aus "Hobbit" und "HdR". Sie erscheinen in einer deutlichen Überzahl, singend und siegessicher, schwer bewaffnet und doch zu blöd, diese Waffen effektiv einzusetzen. So was muss einfach niedergemetzelt werden. Man kann auch gute Kriegsfilme drehen und dabei dem Gegner einen zumindest militärischen Respekt zollen, z.B. wie in "Die Brücke von Arnheim", "Duell - Enemy at the Gates", "Luftschlacht um England", "Patton-Rebell in Uniform", "Die Brücke von Remagen“, um mal einige zu nennen.
Nur die beiden deutschen Frauen passen überhaupt nicht in dieses Bild. Soll das eine Botschaft sein, dass es doch Deutsche gab, die keine Nazis waren? Für mich wirken gerade diese Szenen sehr weit hergeholt. Wie leicht die beiden Frauen doch durch Zigaretten und Schokolade beeinflussbar waren! Nach gefühlten 1-2 Stunden waren sie ein Herz und eine Seele mit den Amis, aber vielleicht lag‘s ja auch an Herrn Pitts blendendem Aussehen und der andere Softy war ja offensichtlich ein Frauenversteher. Hier wird oft der Begriff „Vergewaltigung“ verwendet. Ich hatte bei keiner der gezeigten Frauen das Gefühl, dass sie zu etwas gezwungen wurden, was sie nicht wollten (selbst die Frau, die gleich unten in den Panzer gestiegen ist). Vergewaltigungen durch US-Armisten hat es tatsächlich gegeben, wenn auch nicht so exzessiv praktiziert wie durch die Russen. Das sollte im Film wahrscheinlich selbstkritisch dargestellt werden, wirkte aber meiner Meinung nach eher verharmlosend.
Ebenso selbstkritisch sollte die Erschießung eines wehrlosen Kriegsgefangenen inszeniert werden. Wenn man Herrn Pitts moralisches Motiv gegenüber dem Noch-Weichei auch teilweise nachvollziehen kann, ist der offizielle Grund dafür mehr als banal: der Delinquent trägt einen US-Army-Mantel. Er winselt und fleht um sein Leben, erzeugte (bei mir) eher Mitleid für ihn und Unsympathie für die Fury-Besatzung. Hätte man nicht einen wirklichen „Kriegsverbrecher“ dafür nehmen können, z.B. könnte das (rein fiktiv) der Kommandeur der PAK-Abteilung sein, der im Gefecht zuvor auf wehrlose, verwundete GIs Sprenggranaten abfeuern lies oder so ähnlich. Dann hätte ich zumindest keine positiven Emotionen für diesen Mann aufbringen können. Aber dass Herr Pitt Spaß daran hat, wehrlose Deutsche zu ermorden, hat er ja bereits in „Inglorious Basterds“ bewiesen!
Aber ach ja, Krieg ist ja soo grausam und auch die Sieger sind mal ungerecht!
Mein Fazit:
Wenn man all die historischen Fakten kennt, wird "Herz aus Stahl" leider zum albern-peinlichen "American Hero"-Actionabenteuer vor Kriegskulisse degradiert, er kann den Anspruch eines tiefgründigeren Kinofilms nicht erfüllen. Er funktioniert nicht als "Kriegsfilm", weil er sich nicht an historische Fakten hält und schon gar nicht als "Anti-Kriegsfilm" (er zeigt nur nicht nachvollziehbare selbstzweckhafte Gewalt - ich sage nur Gesichtshaut im Panzer), allenfalls funktioniert er als Actionfilm.
Hätte man die Handlung auf Sommer 1944 nach Frankreich verlegt und die beiden Mädels durch Französinnen ersetzt (nicht die Schauspieler nur die Rollen!) und ein paar mehr Panzergefechte gezeigt, wäre vielleicht mehr daraus geworden.
Für Leute ohne historischen Bezug und als reines Popcorn-Filmchen mag der Film spannend sein, mein Anspruch liegt da weiter höher! Der Streifen punktet höchstens mit der verwendeten authentischen Waffentechnik, aber das reicht (mir) nicht!
Wirklich amüsant geschrieben.
Gruß
Olaf