Adolf Christian Johann Albert Wilhelm Arnold Karl Thiemann, Unteroffizier

  • Hallo an alle, ich hoffe, es geht euch gut.


    Recherchiere gerade für meinen Freund, was aus seinem Großvater geworden ist. Er hat in alten Unterlagen seiner Großmutter mütterlicherseits Briefe gefunden über seinen Großvater Adolf Thiemann, der seit dem 22.11.1942 vermisst ist. Dazu gibt es auch Korrespondenz, allerdings wissen wir nicht die Einheit. Die Briefe lauten:



    17. Januar 1943

    Sehr geehrte Frau Thiemann!

    Ich erhielt Ihre Zeilen vom 27. 12. und 1. Jan. 1943.

    Da es Ihnen darum geht, einen etwas ausführlichen Bericht für den uns allen so traurigen Vorfall zu bekommen, bat ich Oberzahlmeister Linkenhagen, Ihnen zu scheiben. Oberzahlmeister Linkenhagen hatte am 22. Nov mitgeholfen, Ihren Gatten zu bergen.

    Der Brief von Obzhlmstr. Linkenhagen ist mit der gestrigen Post abgegangen.

    Erlauben Sie mir, daß ich nochmals mein tiefempfundenes Beileid ausspreche. Ich kenne Ihren Mann nun seit September 1939. In diesen drei Jahren habe ich Ihren Mann als lieben und vorbildlichen Kameraden schätzen gelernt.

    Aus dem Bericht von Obzhlmstr. Linkenhagen werden Sie entnehmen, von (?) welchen schwierigen Aufgaben das Btl. gestellt war. Neben Ihrem Mann hat das Btl. noch verschiedene Angehörige, ob Offizier, Unteroffizier oder MMann, der russischen Erde übergeben müssen. Die folgenden Tage und Wochen brachen harte und schwere Einsätze.

    Ich kann mir vorstellen, daß Ihnen die Zeilen von Herrn Linkenhagen und von mir nicht das brachten, was eine Frau, die Ihren Mann verloren hat, noch gerne in Erfahrung gebracht hätte.

    Uffz. Adolf Thiemann gab sein Leben für Großdeutschland.

    Ein Soldat, insbesondere der Soldat an der Ostfront muß auf alles gefaßt sein.

    Unseren Kameraden Adolf Thiemann werden wir nie vergessen.

    In tiefer Teilnahme

    Ihr Bruno Thiemann



    16. III. 1943

    Liebe Frau Thiemann!

    Soeben erhalte ich Ihre lieben Zeilen vom 24. 1., die fast 2 Monate benötigten, um mich zu erreichen. Ich danke Ihnen für den Brief recht herzlich. An der langen Laufzeit mögen Sie ersehen, wie schlecht unsere derzeitige postalische Zustellung ist. Diesen Zustand keme (?) mir nun schon 6 Monate, wahrhaftig mehr als unerfreulich.

    Unser Bataillon ist inzwischen immer mehr zusammengeschrumpft.

    Unser Kommandeur, Major Linde, sein Adjutant, Lt. Stahl, und weitere 6 Soldaten sind im Kessel bei Stalingrad geblieben. Ihr Schicksal ist völlig ungewiß.

    Wir selbst mußten uns kämpfend immer weiter zurückziehen und haben den Russen erst am Mius-Fluß zum Stehen gebracht. Die Entfernung zwischen die letzte Ruhestätte Ihre so lieben Mannes und uns ist somit über 600 km groß. Leider ist an eine Rückkehr dorthin vorerst nicht zu denken, das Rhim Resthin (?) unseres Bateillons wird herausgezogen und soll zur Auffrischung in die Heimat für wenige Wochen kommen. Dann dürfte es wieder gen Osten gehen und wir alle des alten Stamms werden versuchen, unbedingt die Stätte Ihres lieben Adolf zu finden und dann Aufnahmen zu machen. Wir alle möchten doch wissen, was der Russe mit den deutschen Soldatengräbern gemacht hat.

    Mit mir sind wir noch 3 Offiziere, wahrhaftig mehr als wenig.

    Ich verspreche Ihnen, liebe Frau Thiemann, stets bestrebt zu sein, nach Rückkehr in die Gegend des den (?) Ihrem Lieben (?)

    aufzusuchen.

    Seien Sie herzlichst gegrüßt desgleichen Ihre beiden Töchter

    Ihr

    Fritz Giersch-Linkenhagen


    Da wir in der Online-Gräbersuche vom Volksbund nichts über Adolf Thiemann gefunden haben, dachte ich, ich schreibe mal hier, was in den Unterlagen steht.


    Es interessiert uns jetzt doch, in welcher Einheit er war. Und ob mit "Kolatsch" Kalatsch gemeint ist. Vielen Dank für Eure Mühe und euer Interesse


    Hanna


    Quelle: privat

  • Dazu gibt es auch Korrespondenz, allerdings wissen wir nicht die Einheit.

    Hallo Hanna,


    auf dem Brief vom 2.12.1942 steht oben links die Feldpostnummer 20312

    Die steht für :


    Pionier-Bataillon 672

    Feldpostnummern:

    EinheitFeldpostnummer
    Stab20312
    1. Kompanie20396
    2. Kompanie20441
    3. Kompanie20913
    Kolonne22267 gestr. Jun/44
    Brücken-Kolonne B22012


    VG

    Martin

  • Es interessiert uns jetzt doch, in welcher Einheit er war. Und ob mit "Kolatsch" Kalatsch gemeint ist. Vielen Dank für Eure Mühe und euer Intere

    Hallo Hanna,


    jetzt noch auf die Schnelle - Ich denke es ist Kalatsch gemeint.

    Im FDW habe ich folgenden Eintrag gefunden: Das deckt sich mit der entschlüsselten FPN.


    1942

    Aufbau einer Armee-Pionierschule auf den Donhöhen bei Kalatsch, Heeres-Pi.Btl. 672 unter Major Linden


    VG Martin

    PS: Bestenfalls sollten mal die Einheits Spezies ran :)

  • Hallo Martin


    vielen, vielen Dank für die Infos.


    Ich habe jetzt auch den Text vom dritten Brief:


    16.1.1943

    Liebe Frau Thiemann!

    Nachdem Sie die für uns alle so furchtbare Nachricht von dem Heldentode Ihres Manns, unseres lieben Kameraden Adolf, vom Bataillon erhalten haben, ist es mir erlaubt, Ihnen, Frau Thiemann, etwas Näheres hierüber zu berichten.

    Zuvor jedoch möchte ich es nicht versehten (?), Ihnen, zugleich im Namen meiner Braut, das tiefempfundene Beileid auszusprechen. Gerade meine Braut und ich können mitfühlen, was Sie mit Ihrem lieben Mann verloren haben. Ich sehe Sie jetzt noch auf dem Bahnhof Zoo stehen, als ich mit meinem Kameraden Adolf von Ihnen bzw. meiner Braut Abschied nahm, um wieder zum Bataillon zurückzukehren. Damals hatte wahrhaftig niemand von uns geglaubt, daß jemals ein derartig schwerer Schicksalsschlag einen von uns treffen würde.

    Am 21.11.42 abends besprach ich mit Ihrem Gatten die Versorgungslage unseres Bataillons und wir kamen überein, daß am folgenden Tage unbedingt Bekleidung aus Tschermpschkono (?) von Kalatsch her geholt werden müßte. Ihr Mann war sofort bereit, diesen Auftrag zu erfüllen. Am 22.11.42, gegen 5 Uhr morgens, fuhr er mit seinem Lkw aus Kalatsch ab. Wenige Minuten später kam ein Militär und berichtete uns, er glaube Uffz. Thiemann und den Fahrer des Wagens den Gefr. Kerschin, tot gesehen zu haben. Ich fuhr sofort mit 2 Kameraden an die angegebene Stelle und mußte feststellen, daß sich diese Meldung leider bewahrheitete. Wir rekonstruierten umgehend den Vorfall und stellten fest, daß ihr Gatte mit seinem Wagen einem russischen Panzer begegnete, der sofort das Feuer auf den Wagen aufgenommen haben mußte. Ihr Mann erhielt einen Bauchschuß, der zugleich das Rückgrat verletzte und seinen sofortigen Tod zur Folge hatte; auch die Verwundungen seines Fahrers waren sofort tödlich, so daß beide Kameraden wenigstens einen schnellen und schmerzlosen Tod erlitten haben.

    Wir bargen beide und brachten sie zu unserer Unterkunft. Wenige Zeit jedoch später mußten wir den nachdrängenden Russen weichen und konnten Ihrem Gatten bis in die Höhe unseres neuen Einsatzorts bringen. Auf der Donhöherstraße zwischen Kalatsch und Ryppons (?) (ostwärts Tschiv) mußten wir von Ihrem Mann und seinem Fahrer den letzten Abschied nehmen.

    Das Abrücken aus unserer alten Unterkunft mußte derartig schnell erfolgen, daß keiner unseres Stabs seine Privatsachen bzw. sein dienstliches Gepäck in Sicherheit bringen konnte. So war es auch nicht möglich, die Nachlaßsachen Ihres Gatten … (?) retten. Lediglich 2 Bilder – seinen Vetter – fand ich in seiner Diensttasche und habe sie Ihnen per Feldpost zustellen lassen.

    Alle, Offizier, Unteroffizier u. Mannschaften, mit denen Ihr Mann seit Bestehen des Bataillons zusammenarbeitete, kennen ihn als vorbildlichen, arbeitsamen und guten Kameraden. Sie alle wissen, was Sie, liebe Frau Thiemann, und Ihre beiden Kinder mit ihm verloren haben und werden gerade deshalb ganz besonders sein Andenken in Ehre bewahren.

    Sollten Sie irgendwelche Sorgen und Mühen haben, wenden Sie sich an mich.

    Ich stehe Ihnen jederzeit gern zu Diensten, denn gerade mich traf sein Tod besonders hart, da ich seit Anbeginn auf der Dienststelle mit ihm zusammengearbeitet habe.

    Ich halte es für meine Ehrenpflicht, bei meinem nächsten Urlaub in Wannsee(?) mit Ihnen in Verbindung zu treten.

    Seien Sie, liebe Frau Thiemann, innigst gegrüßt und meiner tiefsten Teilnahme nochmals versichert,

    Ihr

    Fritz Giersch-Linkenhagen Oberzahlmeister

    Ich wusste, dass ihr mir helfen könnt.


    Danke nochmals


    Hanna

  • Hallo Hanna,


    vielen Dank, dass du dich mit einer weiteren Anfrage an uns wendest, das zeigt uns dein Vertrauen in unsere Arbeit! :)


    Martin hat Recht, der Großvater deines Freundes war bei der


    Stabs-Kompanie des Pionier-Bataillons 672.

    Dienstgrad: Unteroffizier

    Todesdatum: 22.12.1942 um 5.15 Uhr

    Sterbeort: Kolatschi (Anmerkung ob das stimmt müssten wir noch prüfen)

    Eine Erkennungsmarken-Nummer ist nicht angegeben.


    Diese Informationen konnte ich der Gräberkartei entnehmen.


    Ich empfehle euch, noch eine Wehrmachtauskunft beim Bundesarchiv in Berlin einzuholen.


    Gruß

    Antje


    P.S. ich werde deine Anhänge noch in die Voransicht einbinden.

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:


  • Hallo Antje


    vielen Dank für Deine E-Mail. Und ja, ich habe Vertrauen in eure Kompetenz, gar keine Frage. Martin hat mir mal sehr geholfen und auch andere. Danke für euer Engagement!


    Nun meine Frage, was ist die "Gräberkartei". Denn wir haben beim Volksbund nichts gefunden.


    LG


    Hanna

    Einmal editiert, zuletzt von Hanna Hartmann () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Hanna Hartmann mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Hallo Hannah er ist nicht vermisst sondern gefallen waehrend Unternehmen "Uranus" im November 1942. Beginn der Kesselschlacht Stalingrads


    MfG


    ITIR89

    Maiora Viribus Audere-Aus eigener Kraft größere Taten wagen, Wahlspruch der Bersaglieri Regiment 3

  • Hallo Hanna,


    eine Gräberkartei wurde erstellt, wenn ein Soldat gefallen, verstorben oder vermisst galt. Diese Kartei wurde von der Truppe oder Sanitätseinheit ausgefüllt und nach Berlin in die damalige Dienststelle WASt. heute Bundesarchiv geschickt, die die Akten geführt haben.


    Ihr könnt eine email zum Volksbund schicken. Es gibt dort noch viele Datensätze die nicht in das Onlinesystem eingepflegt wurden.


    Die Gräberkartei habe ich bei Ancestry gefunden. Aus rechtlichen Gründen darf ich diese hier nicht einstellen.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Hanna,


    es gibt ein Buch von Herbert Selle: Wofür - Erleben eines führenden Pioniers bis Stalingrad


    Und einen Zeit-Artikel: Bis zur letzten Patrone


    Einige Informationen aus dem o.g. Buch findest du auch hier


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling: