Sondergeschütze und Eisenbahnkanonen

  • Sondergeschütze:
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    "Dora" und "Schwerer Gustav"


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    Quelle: http://e94114.de/V188/Gustav2.jpg


    Die Sondergeschütze "Dora" und "Schwerer Gustav" waren die aufwendigsten und größten Kanonen der Welt, die tatsächlich im Einsatz waren. Diese Geschütze waren keine Eisenbahngeschütze, weil sie nur kurze Gleiswege zum Aufbau und als Schießkurve benötigten. Die Eisenbahnkanonen waren dagegen auf fast jeder Schiene mobil einsetzbar.


    Der Hersteller dieser Sondergeschütze war die Firma Krupp, doch die Projektleitung hatte Direktor Prof. Dr.-Ing. Erich Müller (Kanonen-Müller).
    Auf ausdrücklichen Wunsch Adolf Hitlers begann der Bauauftrag 1937.


    Der Aufbau der Geschütze konnte in 56 Stunden erfolgen. Zum drehen des Geschützes wurden 2, speziell von Krupp gefertigte, Diesel-Doppelloks des Typs D-311 zum Einsatz gebracht.


    Der erste und einzige Einsatz war während der Schlacht um Sewastopol (5. Juni-2. Juli 1942). In diesem Zeitraum wurde der gesamte Granatenvorrat der Gustav aufgebraucht (48 panzerbrechende Granaten). Eigentlich sollte die Gustav noch in einer weiteren Belagerung genutzt werden (Leningrad), doch da die Besatzung des Geschützes dem 388. Volks-Artillerie-Korps zugeteilt wurde, musste das Geschütz zurück nach Rügenwalde transportiert werden.


    hier mal ein kleiner Einblick in die Schlacht von Sewastopol und der Feuerkraft der schweren Gustav.


    http://www.youtube.com/watch?v=fyFKbLGGCVY



    Da der logistische und finanzielle Aufwand gewaltig war, denke ich das sich in dieser Hinsicht, das dritte Reich vertan hatte. Außerdem brannten die 1850 kg Hochleistungstreibladung, bei jedem Schuss, das Rohr sehr schnell aus. Das heißt das ungefähr ab dem 15. Schuss, die Trefferlage immer schlechter wurde. Es wurde nur noch einmal, am 18. März 1943 in Hitlers Anwesenheit, auf dem Übungsplatz Rügenwalde bei einer Vorführung abgefeuert. Am 14. April 1945, einen Tag vor dem Eintreffen der amerikanischen Truppen, wurde die Gustav gesprengt.
    Technische Daten



    • Gewicht: 1350 t
    • Gewicht des Rohres: 400 t
    • Länge über Puffer / Breite / Höhe: 47,30 m / 7,10 m / 11,60 m
    • Kaliber: 800 mm
    • Rohrlänge: 32,48 m
    • Erhöhung (max.): 65°
    • Stärke der Diesellok: 2 x 1000 PS
    • Munitionsarten:

      • panzerbrechendes Geschoss

        • Gewicht: 7100 kg
        • Länge: 6,79 m



      • Sprenggranate

        • Gewicht: 4800 kg
        • Länge: 8,26 m





    • Leistungsdaten

      • Mündungsgeschwindigkeit:

        • kleine Ladung: 600 m/s
        • mittlere Ladung: 700 m/s
        • große Ladung

          • Sprenggranate: 820 m/s
          • Panzergranate: 720 m/s





      • Reichweite

        • kleine Ladung: 28 km
        • große Ladung: 47 km



      • Lebensdauer des Rohres: ca. 100 Schuss
      • Durchschlagskraft der Panzergranate

        • Stahl: 1 m
        • Stahlbeton: 7 m
        • Beton: 10 m
        • gewachsener Boden: 32 m





    • Aufbauzeit: 56 Stunden
    • Personal für Feuerleitung und Bedienung: 1500 Mann einer besonderen Artillerieabteilung
    • Personal für Stellungs- und Gleisbau, Montage, Wartung, Bewachung, Tarnung usw.: 4120 Mann
    • Laden der Kanone: 19 bis 45 Minuten


    Eisenbahnkanonen:
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    Diese beiden Eisenbahngeschütze vom Typ K5 (29 cm Kanone 5 (E)... das "E" steht für Eisenbahngeschütz) wurden in der 1930er Jahren produziert. Anfangs waren es insgesamt 25 Kanonen und wurden damit zu den Standardgeschützen der deutschen Eisenbahnartillerie im zweiten Weltkrieg.


    Sie galten als technischer Höhepunkt des Waffenkonzepts. Doch trotzdem waren sie auf die Schienennetze zwingend angewiesen.


    Durch die immer zunehmendere Entwicklung des Luftkrieges wurden die Eisenbahngeschütze zur "leichten Beute". Außerdem war ein Bombenabwurf eines Flugzeuges wirtschaftlicher und zeitsparender als eine Eisenbahnkanone von Punkt A nach Punkt B zu transportieren und auch noch abzufeuern.


    Heute sind noch zwei der K5 Geschütze zu besichtigen! Die "Leopold" und die "Robert" wurden 1944 an der Anzio-Front in Italien eingesetzt. Dort wurden die beiden Geschütze, nach der Zerstörung der Eisenbahnnetze, von den Amerikanern als "Kriegsbeute" erbeutet. Danach wurden beide Kanonen nach Amerika verschifft. Die "Leopold" wurde dank "Robert" wieder fast vollständig restauriert und befindet sich im Armeemuseum in Aberdeen/Maryland.


    Die "Robert" hatte nicht so viel Glück. Sie steht im etwas demontierten Zustand im Batterie-Todt-Museum in Frankreich.


    Das Bestreben des Auto- und Technikmuseums Sinsheim, das Geschütz dorthin zu holen, scheiterte aber bislang.


    Typen



    • 15-cm-Kanone 5M (Züge mit gekrümmte Rippen - Prototyp)
    • 15-cm-Kanone 5MKu (Prototyp)
    • 28-cm-Kanone 5 T 10 (E) (10 mm Zugtiefe, 12 Züge)
    • 28-cm-Kanone 5 T 7 (E) (7 mm Zugtiefe, 12 Züge)
    • 28-cm-Kanone 5 Vz (E) (7 mm Zugtiefe, 60 Züge)
    • 31-cm-Kanone 5 gl (E) (Glattrohrkanone)


    und zum Schluss noch einmal ein schönes Propaganda-Video über die Eisenbahnkanonen.


    http://www.youtube.com/watch?v=nAxySDG_jjs



    P.S.: Als Weiterentwicklung im Kalten Krieg wird das M65-Geschütz angesehen, dass jedoch auf der Straße transportiert wurde und zum Einsatz mit nuklearen Granaten vorgesehen war.


    [Blockierte Grafik: http://upload.wikimedia.org/wi…ation_Upshot-Knothole.jpg]


    Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/archive/f/fe/20091020190703!Nuclear_artillery_test_Grable_Event_-_Part_of_Operation_Upshot-Knothole.jpg


    Die "Leopold" und die "Robert"




    Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedi...v-2006-089.jpg




    Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedi...93_%282%29.jpg



    LG Bleichi

  • Hallo Bleichi,


    beeindruckende Bilder, Filme und informativer Text. Meiner Meinung nach war "Gustav" sowieso recht "unwirtschaftlich", da ja jeder Schuß einen immensen Aufwand benötigte. :rolleyes:
    Aber den Text hättest etwas augenfreundlicher platzieren sollen. ;)


    LG
    Dirk

  • Hey ihr beiden,


    ja Dirk hast Recht der Text hätte etwas besser platziert werden können ;)


    Matthias, das Buch mit den Eisenbahnkanonen kenn ich aus der Bibliothek, ziemlich gut!


    Hier hab ich auch eine Empfehlung an dich http://www.amazon.de/gp/produc…5841/ref=ox_ya_oh_product


    Tolles Buch mit massig Informationen, edlem Einband, vielen Bildern (Fotografien und Zeichnungen) und Informationen über Infanteriewaffen, ungepanzerten Fahrzeugen, gepanzerten Fahrzeuge, Schiffen, Flugzeugen und und und.... also massig Infos über die Kriegsgeräte des 2. Weltkriegs zu einem unschlagbaren Preis!


    Nur was mich persönlich etwas stört ist, das manches durcheinander aufgeführt wird. (bei Infanteriewaffen sind zum Beispiel die deutschen Waffen mit Beutewaffen der Sowjetunion gekoppelt, was leicht zur Verwirrung führen kann, weil die in ganz wenigen Fällen nicht als solche beschrieben werden! Doch ansonsten total zu empfehlen!

  • Naja es gibt Literatur und Literatur. Als Einstiegsliteratur mag dieses Buch seine Vorteile haben. Aber dort ist nur eine grobe Umschreibung, beziehungsweise ein Anriss der vielfältigen Geschütze zu sehen.
    Wenn du ein wirklich gutes und tiefgehendes Buch zum Thema Waffen/Waffentechnik Geschütze, Handfeuerwaffen, Expliosivkörper, Beutewaffen, etc. haben möchtest, dann leg dir doch mal "Enzyklopädie Deutscher Waffen 1939-1945" zu. Das kostest nicht soviel wie die ganzen spezifischen Bücher und ist mit vielen Fotos und guten Texten behaftet. ;)


    Horrido


    Daniel

    Suche Infos über die Eisenbahnpioniere und die Eisenbahnentseuchungszüge.

  • Hallo zusammen


    Den interessanten Ausgangsartikel möchte ich etwas ergänzen.


    Nicht nur "Gustav", auch "Dora" wurde im April 1945 gesprengt.
    Die Sprengung erfolgte im Depot Auerswalde (heute zu Lichtenau gehörend), wobei neben dem Geschütz die ganze Abstellhalle zu Bruch ging.


    Das Foto zeigt in den Trümmern der Halle den gesprengten Verschluss.
    Quelle: Matthias Gluba, Auerswalde





    Gruß
    legit

  • Hallo Zusammen


    Ein ehemaliger Sebastiansberger ( heute Hora Sv. Sebastiana) berichtete kürzlich davon, daß auf dem dortigen Gleis (Verbindung Komotau nach Sachsen / Chemnitz) ein Geschütz gestanden habe:


    es war ein langrohriges Eisenbahngeschütz
    die Streckenführung wurde als Schießkurve genutzt
    Mannschaft von der Wehrmacht
    stand von April 1945 bis Mitte 1946
    gab einige Schuss ab (wohin?)
    Russen hatten kein Interesse daran


    Gibt es dazu Informationen?


    Danke


    legit

    Quäle nie ein Gewehr zum Scherz, denn es könnte geladen sein!


  • Die Gegend am Komotauer Berg wird immer interessanter durch deine Informationen.


    Fast schon okult. SS, Raketen, Radar,...

  • Hallo zonker90


    Und eben dieses scheinbar Okulte suche ich zu durchdringen.


    Dabei bin ich an jedem Hinweis interessiert.
    Habe heute
    Schabel "Die Illusion der Wunderwaffen" geliehen bekommen.
    Gehört eigentlich zu dem Thread : SS-Raketentechnik.


    Gruß


    legit

    Quäle nie ein Gewehr zum Scherz, denn es könnte geladen sein!