SS-Gruppenführer & Generalleutnant der Polizei, Heinrich Müller geb. 28.04.1900.

  • Hallo zusammen,

    einige werden diesen Fall kennen. Ich kannte Herrn Müller noch nicht.

    Ich fand bei der NARA u. A. die Ermittlungsakte der Berliner Staatsanwaltschaft. :cool:

    Bei der NARA liegen 3 Teile, am interessantesten ist der 3. Teil.

    Der erste Teil und der zweite Teil sind hauptsächlich in englischer Sprache.

    Die beiden Teile wurden von den Amerikanern zusammen getragen.

    Wer sich mit der Thematik auskennt, kann durchaus damit fertig werden.

    Zumal die Bestände als PDF-Datei runtergeladen werden können.

    Deswegen habe ich die ersten beiden Teile dorthin verlinkt.

    Am Interessantesten finde ich die Ermittlungsunterlagen der Staatsanwaltschaft Berlin,

    aus dem Jahre 1962, PDF.

    Die Kopien sind nicht immer das Gelbe vom Ei.

    In den meisten Fällen sind einzelne Unterlagen jedoch mehrmals in der Akte.

    Was mich am meisten vom Hocker gehauen hat, ist die durchgeführte Exhumierung.

    Als am Morgen die Behörden beim Friedhof aufschlugen, um die Exhumierung durchzuführen,

    war das Grab schon geöffnet und die Gebeine,

    die im Grab vorgefunden wurden, von den Mitarbeitern des Friedhofs, für die Behörden

    bereitgelegt. Dass da einzelne Knochen mehrmals lagen, war da Nebensache.

    Mann wollte den Behörden Arbeit ersparen. O, Schreck in der Morgenstunde :eek:

    Sowieso würde heutzutage in so einem Fall nicht so lange gefackelt.

    Denn es ging hier um eine Mordermittlung.

    Da damals DNA noch ein Fremdwort war, mussten andere Wege gegangen werden.

    Deswegen auch einige Verhöre von Zeugen.

    Es gab, soweit ich gelesen habe, bei Herrn Müller keine besonderen medizinischen Erkennungsmerkmale. Vom Zahnarzt fehlte jede Spur.

    Nach dem veranstalteten Chaos wurde das Grab ein zweites Mal geöffnet.

    Aber Herr Müller war wohl nicht dabei.

    Ein Schädel wurde einem jüngeren Mann zugeordnet.

    DER SPIEGEL berichtet von dem Fall und im Internet kann man dazu auch einiges finden.

    Die Originalunterlagen zu lesen, ist aber immer viel interessanter, da detaillierter.

    Sowieso muss ich im Nachhinein feststellen, dass die Behörden sich anscheinend Mühe gegeben haben.

    Denn das Ganze hat sich von 1960 bis Ende der 60er Jahre.

    Ich habe noch nicht alles durch. Ich entnehme aber einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 1967,

    dass sogar in Panama gesucht wurde.

    Das wiederum erinnert mich an den Fall Mengele.

    Und wo ist Heinrich Müller nun tatsächlich geblieben?



    Viel Spaß beim Schmökern,

    Gruß Wolfgang

  • Hallo,

    wenn dem Historiker Johannes Tuchel geglaubt werden kann, so liegen die Überreste von ,,Gestapo-Müller" auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Mitte. Der Leichnam wurde wohl im August 45 durch die damals übliche Absuche von Trümmergrundstücken durch ein Beerdigungskommandos im Garten des Reichsluftfahrtministeriums entdeckt. Seine sterblichen Überreste wurde dann auf den ehemaligen jüdischen Friedhof in Berlin-Mitte verbracht. Dort wurden weiter über 2000 Tote aus Berlin-Mitte in Massengräbern beerdigt, die nach den Kämpfen in diesem Stadtbezirk gefunden worden sind. 1943 hatten die Nazis diesen Friedhof zerstören lassen. Die jüdische Gemeinde erhielt das Gelände des Friedhofs 1948 wieder zurück. Seit seiner Instandsetzung 2008 ist er wieder als Jüdischer Friedhof erkennbar.

    Es soll ein Dokument des Standesamtes Berlin-Mitte, laut Tuchel, existieren, aus dem hervorgeht, dass ,,Gestapo-Müller" im August 1945 auf dem Jüdischen Friedhof bestattet wurde. Der Totengräber Lüders hatte 1963 bei der Befragung durch die Polizei bestätigt, ihn auf dem jüdischen Friedhof im August 45 beerdigt zu haben. Bei der besagten Leiche wäre ein entsprechender Ausweis gefunden worden. Ob Müller nun durch Suizid (Giftampulle) oder durch Kampfhandlung ums Leben kam, ist nicht bekannt. Die Suche nach seinen Überresten macht keinen Sinn, da sich die damaligen Leichen in Massengräbern befinden.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,

    die, von Dir erwähnte, Bestattung kann nicht als gesichert angesehen werden, da die Behörden bis in den späten 60er Jahren noch ermittelt haben.

    Wenn ich es richtig in Erinnerung habe (ich muss den Vorgang noch einmal richtig auseinander nehmen) waren die Behörden sich nicht sicher, dass der Tote mit dem genannte Ausweis überein stimmte.

    Es war wohl kein Bild in dem Ausweis, was eigentlich auch schon seltsam wäre.

    Andererseits kann das Bild im Ausweis schon älter gewesen sein und je nachdem wie der Tote aussah ist es dann fraglich,

    ob der Bestatter sich die Leiche richtig angeschaut hat.

    Da wohl ein Totenschein ausgestellt war und es sich um eine Notbestattung handelte, musste alles ganz schnell gehen.

    Es hätte also sein können, dass Müller den Ausweis irgendeiner Leiche ( die ihm ähnlich sah) zugesteckt hat.

    Zitat:

    "Es bestehe daher der Verdacht, dass Müller damals seine Personalpapiere ohne Lichtbild einer Leiche zusteckte und dann mit anderen Papieren untertauchte." (Quelle)

    Eine wesentliche Rolle bei der angeblichen Identifizierung spielte ein Kriminalobersekretär Fritz Leopold.

    Wie gesagt, die Ermittlungsunterlagen sind detaillierter als Artikel u. Bücher.

    Das ist dann auch ursächlich dafür, dass jeder diese Unterlagen frei interpretieren kann.

    Polizei u. Staatsanwaltschaft müssen da dann, solange es keinen gesicherten Beweis gibt, weiter ermitteln.


    Gruß Wolfgang


    P.s. Hier geht es um die Identifizierung und die bei der Leiche gefundenen Ausweise.

  • Hallo Wolfgang,


    vielen Dank für diesen Beitrag und den Fundus. Müller war mir durch einen Roman von H. H. Kirst immer in Erinnerung und fast schon mystifiziert worden. Für mich bringt das ganze noch etwas Licht in die Sache.


    Horrido


    Daniel

    Suche Infos über die Eisenbahnpioniere und die Eisenbahnentseuchungszüge.

  • Hallo Wolle,


    Deine Bedenken, ob es sich tatsächlich bei der Notbestattung um ,,Gestapo-Müller" handelte, sind erst einmal nicht von der Hand zu weisen. Das von Tuchel angeführte Dokument des Standesamtes Berlin-Mitte kenne ich nicht. Anderseits hat Tuchel einen Namen als Wissenschaftler zu verlieren. Es herrschte Kalter Krieg, als die Nachforschungen zum Verbleib von H. Müller angestellt wurden. Da gab es Spielchen von beiden Seiten, um der Gegenseite zu schaden. Der ehemalige jüdische Friedhof befand sich seinerzeit in der sowjetischen Besatzungszone von Berlin, später DDR. Es wäre interessant zu wissen, ob die Stasi nach dem Verbleib von ,,Gestapo-Müller" forschte und zu welchen Ergebnissen sie gelangte,

    Den besagten Grabstein auf dem Neuköllner Friedhof lies damals die ehemalige Geliebte von Müller aufstellen.


    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,

    ein Wissenschaftler ist eben kein Kriminalist. Tuchel konnte damals doch bestimmt nicht die Ermittlungsunterlagen einsehen.

    Die bekommt nicht jeder in die Hände. Das LKA und die Staatsanwaltschaft sind keine Leihbücherei,

    und dass Fachleute beim Auswerten von Unterlagen Tunnelblick entwickeln ist auch nicht neu, siehe Greif.

    Ob Müller irgendwo Unterschlupf bekommen hat oder ganz im Gegenteil er anderswo ausgeschaltet wurde könnte in der Tat

    irgendwo archiviert sein. Als Kriminalist wusste er aber genau worauf er achten musste, wenn er verschwinden wollte.

    Es kann aber auch ganz simpel sein. Der Mann starb damals und ist irgendwo unter der Erde verschwunden.


    Gruß Wolfgang

  • Hallo Wolle,


    es stimmt schon, dass ein Wissenschaftler/Historiker nominal keine Kriminalisten sind. Sie bedienen sich aber beim notwendigen Recherchieren nicht selten kriminalistischer Methoden. Tuchel dürfte bekannt gewesen sein, dass es polizeiliche Ermittlungen zum Verbleib von ,,Gestapo-Müller" gab. Spätestens, als er mit dem Totengräber Lüders zusammen traf. Außerdem, der Dienstausweis Müllers war beim Auffinden der Leiche wohl noch mit einem Foto versehen und der Tote steckte in einer Generalsuniform. Die Erkenntnisse Tuchels wurden 2013 veröffentlicht.

    Sicher, dass sind keine letzten Beweise, doch Indizien schon. Der letzte Beweis wird offen bleiben müssen, da es kein DNA-Material von Heinrich Müller gibt, dass abgeglichen werden könnte. Bormann wurde so identifiziert und bei Hitler gelang es durch den Zahnarztbefund.

    So oder so, unter den Lebenden weilt ,,Gestapo-Müller" nicht mehr. Den Recherchen nach soll er für den Tod einer siebenstelligen Anzahl von Menschen verantwortlich sein.


    MfG Wirbelwind

  • Hallo zusammen,


    ich kann zu dem Thema Heinrich Müller das Youtube Video von Mark Felton empfehlen. Das Video ist jedoch in Englisch.


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    Mit freundlichen Grüßen


    Robin

  • Hallo,

    soweit ich mit meinen geringen Englisch-Kenntnissen dem Video folgen konnte, bestätigt es im Wesentlichen, was hier bereits zur Causa ,,Gestapo-Müller" zusammen getragen wurde. Ob seine Geliebte, die Bahnangestellte Anna Schmid, wußte, wer unter dem von ihr getifteten Grabstein anstelle von Heinrich Müller lag, keine Ahnung, Pikanterweise soll die Tochter Elisabeth von Müller das Langdon -Down gehabt haben. Sie galt damit als behindert. Das war wohl ein Grund dafür, warum Müller seit Ende der 30er getrennt von seiner Ehefrau Sophie, geb. Dischner, lebte.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo zusammen,

    ich kann zu dem Thema Heinrich Müller das Youtube Video von Mark Felton empfehlen. Das Video ist jedoch in Englisch.

    YouTube hat zu diesem Thema weitere Treffer aber ohne Gewähr:


    https://www.youtube.com/results?search_query=heinrich+müller+gestapo


    Gruß

    Michael