Johann Kappl, Reiter

  • Hallo Michael,


    ich freue mich riesig über deinen Fund und bin gespannt auf die Fortsetzung!


    Ich habe soweit die Akten aus dem Findbuch 12493 bei germandocsinrussia gesichtet. In den nächsten Tage kann ich den Einsatz der Kavallerie im Pribjet-Gebiet vorerst thematisch abschließen und mich ebenfalls mit den Kampfhandlungen um Moskau und Rshew beschäftigen.


    Grüße,

    David

  • Nachtrag:


    Die Besatzung der eigentlichen Höhenstellung IIIK, so sagen sie, bestand aus einem Oberst, einem Bataillons-Kommandeur und nur ausgesuchten Kämpfern, meist Offiziers-Dienstgrade. Eine Sowjetelite, die entschlossen war, bis zum letzten Mann zu kämpfen. Die Tatsache, daß an diesem entscheidenden Brennpunkt des Kampfes vorwiegend bolschewistische Offiziere eingesetzt waren, ist auffallend, aber seit einiger Zeit nicht mehr ungewöhnlich. Auch der Feind stellt an die Schwerpunkte seine besten Männer, schreibt der Kriegsberichter Fritz Meske am 18.03.1942 in „Der Durchbruch". „Der immer mehr zusammengedrängte Feind kämpft unter der Führung seiner Kommissare und Offiziere mit fanatischer Entschlossenheit und lebte, nach Überläuferaussagen, in der ihm eingeimpften Vorstellung: „Der General Model läßt alle Gefangenen erschießen". Gar nicht davon zu reden, welche Märchen sie von unserer Waffen-SS zu erzählen wußten. Selbst verlockende Flugblätter, die in großer Zahl über dem Kessel abgeworfen wurden, können derart verblendete Menschen nicht zur Aufgabe ihres Kampfes bringen".


    Die westlich des Kessels stehenden Feindkräfte versuchten wiederholt in massierten Angriffen, von Südwesten her den Kessel zu sprengen, erlitten jedoch jedesmal, besonders vor Stupino, ungewöhnlich blutige Verluste.


    Vgl. Großmann „Rshew"-Eckpfeiler der Ostfront - Seite 37


    Bei den Kämpfen zwischen dem 11. und 17.02.1942 fielen aus den Reihen des Reiter-Regiments 1./SS-Kavallerie-Brigade: Obersturmführer Brutkuhl, Untersturmführer Heller, der Veterinär-Offizier Dr. Franz, Unterscharführer Stoffregen u. a.


    Im KTB des VI. Armee-Korps steht die Eintragung: „ . . . der 17.02. war einer der krisenreichsten Tage, und es hing tatsächlich nur an einem Haar, daß die seit Wochen mit allen Aushilfen und größter Anstrengung von Führung und Truppe notdürftig gehaltene Front aufgerissen wurde..."


    Und Otto Weidinger in Division „Das Reiche" schreibt hierzu (Seite 373): „...Diese Winterschlacht ist ein Kampf auf Leben und Tod von fast apokalyptischen Ausmaßen, in der mit kaum vorher gekannter Erbitterung gekämpft wird und bei dem es keine andere Möglichkeit mehr zu geben scheint, als zu siegen oder unterzugehen. Die ungewöhnlich hohe Zahl von Toten auf beiden Seiten ist ein erschütternder Beweis dafür. In kaum einer Schlacht vorher sind bei der Division Reich wie auch bei anderen Kampfeinheiten des Heeres, so viele ganze Kompanien bis auf den letzten Mann durch Tod, Verwundung oder Erfrierung ausgelöscht worden, wie hier in der denkwürdigen und alles entscheidenden Winterschlacht von Rshew".


    Quelle: siehe oben


    Gruß

    Michael


    PS: Ich werde mich jetzt nochmal mit den hier genannten Querverweisen beschäftigen und wieder melden.

  • Nachtrag:

    PS: Ich werde mich jetzt nochmal mit den hier genannten Querverweisen beschäftigen und wieder melden.

    anbei noch eine passende Karte vom 19.02.1942, die ich im Buch von H. Grossmann über Rshew gefunden habe.


    Gruß

    Michael

  • Hallo Michael,


    nochmals vielen Dank für deine Hilfe!

    Eine Frage zu der Karte, die du angefügt hast: wo genau befindet sich die "Höhenstellung IIIK", von der in deinem zitierten Textausschnitt die Rede ist?

    Meines Wissens nach, war die Kavallerie-Brigade zu diesem Zeitpunkt der 1. Panzer-Division des XXXXVI. Armeekorps unterstellt, welche sich auf der Karte unterhalb von Tolstikowo befindet. Liege ich mit der Annahme richtig, dass sich die Höhenstellung IIIK bei der eingekesselten 29. Russischen Einheit befindet?


    Grüße,

    David

  • Hallo David,


    vielen Dank für die Rückmeldung.

    Eine Frage zu der Karte, die du angefügt hast: wo genau befindet sich die "Höhenstellung IIIK", von der in deinem zitierten Textausschnitt die Rede ist?

    Meines Wissens nach, war die Kavallerie-Brigade zu diesem Zeitpunkt der 1. Panzer-Division des XXXXVI. Armeekorps unterstellt, welche sich auf der Karte unterhalb von Tolstikowo befindet. Liege ich mit der Annahme richtig, dass sich die Höhenstellung IIIK bei der eingekesselten 29. Russischen Einheit befindet?

    ob wir diese Frage beantworten können, ist wirklich sehr schwer einzuschätzen. Die von mir eingestellte Karte, kannst du leider nur bedingt mit den eingestellten Aufzeichnungen vergleichen. Zum einen ist es nicht genau das gleiche Zeitfenster und zum anderen stammen beide Inhalte aus unterschiedlichen Quellen mit anderen Schwerpunkten. Eine derartige Karte wird man meiner Meinung nach nur im KTB der Brigade finden aber dazu habe ich bisher keine passenden Inhalte gefunden. Es ist auch schwer zu sagen, ob diese erhalten geblieben sind.


    Gruß

    Michael

  • Hallo zusammen,


    nach meiner Anfrage beim BArchiv habe ich nun eine Auskunft erhalten:

    Eine Eintragung zu "Johann Kapl" konnte in "dem Bestand der personenbezogenen Unterlagen der NSDAP / Parteikorrespondenz

    (R 9361-II/492790) ermittelt werden."

    Leider wurde mir hierzu eine Personenakte angehängt, welche definitiv keine Übereinstimmung mit der von mir gesuchten Person hat. Ich habe nochmal nachgehakt, ob es sich dabei um ein Versehen handelt und eine falsche Akte eingescannt wurde, oder ob zum gesuchten Johann Kappl tatsächlich keine weitere Akte vorliegt.


    Des Weiteren gab es einen Fund in "in einer SS-Liste im Bestand NS 33 SS-Führungshauptamt (NS 33/7507) zu Johann Kappl unter der Schreibweise Johann Kappel". Laut diesem Dokument wurde Johann Kappl am 13.03.1941 als freiwilliger Volksdeutscher in das SS-Totenkopf-Infanterie-Ersatz-Batallion Prag ins Lager Oberstuben einberufen. Oberstuben/Horná Štubňa liegt direkt neben seinem Heimatort Glaserhau/Sklene und erscheint daher schlüssig.


    Durch diese neue Erkenntnis ergibt sich die Frage, wann er zur Kavallerie dazugestoßen ist...

    Nach einer kurzen Recherche konnte ich leider noch keine genaueren Informationen zum Lagerstandort Oberstuben herausfinden.


    Falls ihr Ergänzungen oder Erkenntnisse zu den von mir geteilten Informationen habt, würde ich mich sehr über eure Hilfe freuen! :)


    Die erhaltenen Dokumente hänge ich euch zudem an.


    Viele Grüße,

    David

  • Hallo David,


    es freut mich zu lesen, dass du bei deinen Nachforschungen weitergekommen bist. Ich kann mir im Moment nur schwer vorstellen, dass wir hier weitere Infos finden können aber schauen wir mal.


    Gruß

    Michael


    PS: Ich mußte deinen letzten Beitrag einmal in Bezug auf Schriftgröße, Schrifttyp und Dateianhänge überarbeiten, bitte nicht wundern.

  • Hallo Michael,


    danke für die Überarbeitung meiner etwas verkorksten Formatierung.


    Mir ist die Struktur und Organisation der Ersatz-Bataillone noch nicht ganz klar. Gab es verschiedene kleinere Sammelstellen/Lager für die Einberufenen (also am Beispiel von Johann Kappel im Ort Oberstuben), von welchen aus sie dann weiter auf die großen Standorte für ihre Ausbildung verteilt wurden?


    Die Zuordnung, in welches SS-Inf.Ers.Btl. er genau einberufen wurde, ist für mich schwer zu erörtern. Einen Anhaltspunkt dazu bietet mir nur die Information, dass die 1.SS.Inf.Brig. sich ebenfalls wie die SS-Kav.Brig. im Gebiet der Pripjet-Sümpfe bei Pinsk aufgehalten hat, nachdem sie an ihren Standort Krakau Ende Juli 1941 verlassen hat. (https://en.wikipedia.org/wiki/1st_SS_Infantry_Brigade)


    Das Ersatz-Batallion für die SS-Inf.Ers.Btl. müsste dementsprechend das SS-Ersatz-Bataillon "Ost", Breslau sein. (https://www.lexikon-der-wehrma…adenSS/InfBrigadeSS-R.htm)


    Viele Grüße,

    David

  • Hallo David,


    in post #21 schreibst du


    "...In den nächsten Tage kann ich den Einsatz der Kavallerie im

    Pribjet-Gebiet vorerst thematisch abschließen..."


    Es würde mich wirklich sehr interessieren wie dein Resümee

    zum Einsatz der 1.SS-Kav.Brig. vom 19.7. bis 31.8.41 in den

    Pripjetsümpfen denn nun aussieht. :/


    Beste Gruße,

    Gerhard

  • Hallo Gerhard,


    Der militärische Einsatz bestimmter Truppenteile des 1. Regiments der Kavallerie als Unterstützungseinheit für die 162. Inf.Div. der Wehrmacht ab dem 27.07.194, welche dem Zweck diente eine Lücke im Frontverlauf zu schließen, kann wohl als erfolgreich betrachtet werden. Die Verluste waren recht gering, obwohl die Einsatzbedingungen aufgrund des unzugänglichen Geländes und das Zurücklegen großer Distanzen beschwerlich waren.


    Der Fokus der Pripjet-Mission lag allerdings recht eindeutig auf der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung unter dem Tarnbegriff "Bandenbekämpfung". Die Brigade wurde vor allem also als ideologische Waffe verwendet. Betrachtet man die heute geschätzten Opferzahlen, so setzte die Kavallerie erschreckende Maßstäbe für den weiteren Verlauf der Shoa. Besonders auf das rücksichtslose Vorgehen von SS-Sturmbannführer Gustav Lombard, welcher in dieser Zeit die Reiter des 1. Regiment befehligte, ist hier zu verweisen. Er prägte den Begriff "Entjudung", welchen er erstmals im physischen Sinne verwendete und ließ neben der männlichen Bevölkerung auch Frauen, Kinder und Alte exekutieren. Die Vorgehensweise ähnelte dabei stark der Einsatztaktik der Einsatzgruppen.


    Abschließend kann ich nur die Dissertation von Henning Pieper wärmstens empfehlen, welche sich intensiv mit der Doppelrolle, also dem militärischen und ideologischen Motiv der SS-Kav.Brig. beschäftigt: https://etheses.whiterose.ac.uk/2911/1/Dissertation.pdf


    Viele Grüße,

    David

  • Hallo David,


    vielen Dank für das Einstellen deiner bisherigen Erkenntnisse.


    Bei der 162. Inf.Div. war, neben den Einheiten des SS-Kav.Rgt.1

    auch eine Einheit des 2ten Rgt`s im Einsatz. Von beiden Regimentern

    waren dies:


    6. Schwdr. (Pz.Jäg.Zug, Pi-Zug/SS-Kav.Rgt.1)

    7. Schwdr. (Radf.Aufkl.Schwdr./SS-Kav.Rgt.1)

    1 Inf.Geschützzug (mot)

    7. Schwdr. (Radf.Aufkl.Schwdr./SS-Kav.Rgt.2)


    Befehligt wurde diese Vorausabt. von Hstuf. Reinhardt (27.7.-4.8.41)

    und Stubaf. Fassbender (4.8.-7.8.41).

    Die Namen der Schwadronschefs:

    Ostuf. Fritsche, Ostuf. Plänk, Ostuf. Koppenwallner


    In einer Meldung (Abschlussmeldung)* vom 13.8.41 an den höheren

    SS und Polizeiführer beim Befehlshaber d. rückw. Heeresgebietes Mitte

    nennt der Verfasser lakonisch unter Gesamtergebnis:


    ...Gesamtzahl der erschossenen Plünderer 13788...

    ...Gesamtzahl der Gefangenen 714...


    *Abschlussmeldung über die Durchkämmung, Befriedung und Sicherung des

    Westteiles der Pripjet-Sümpfe.

    (Quelle: alles aus KTB1 des Kdo-Stabes d. Reichsführer-SS, 16.6. - 31.12.41)


    Gruß,

    Gerhard






  • Hallo David,


    vielen Dank für die Rückmeldung. Wenn ich mir das so anschaue, kommt mir das alles etwas merkwürdig vor. Ich starte mal mit diesem Punkt:


    2.jpg


    Wenn dies die Einheit war, zu der er eingezogen wurde, kann hier etwas nicht passen. Unter normalen Umständen, hätte dann seine Erkennungsmarke diese Einheit ausweisen müssen, was ja nach deinen Aufzeichnungen nicht der Fall ist. Demnach sehe ich das sehr kritisch, weil ein Soldat seine Markennummer eigentlich immer beibehalten hat, siehe auch folgender Auszug:


    Die EM mit der ursprünglichen Beschriftung behielt der Soldat in der Regel immer, es sei denn, die Marke war ihm abhanden gekommen. Dann wurde eine Ersatz-Marke ausgegeben, die als Beschriftung den ausgebenden Truppenteil mit einer neuen Nummer trug.


    weiterlesen unter:

    UHF51


    Gruß

    Michael


    PS: Ich werde mal etwas forschen und mich wieder melden!

  • Hallo Michael,


    danke für die Information, dass ein Soldat seine EM normalerweise immer beibehalten hat.

    Dieser Umstand lässt die Auskunft vom BArch jetzt natürlich etwas rätselhaft erscheinen...


    Weiterhin Danke fürs Mitforschen!


    Viele Grüße,

    David

  • Hallo zusammen,


    ich habe erneut Auskunft vom BArch, Abt. PA erhalten. Daraus gehen zwar keine neuen Details zu Johann Kappl hervor, allerdings gibt es einen Einblick in die Dokumentation der Gräberkarteikarte.


    Viele Grüße,

    David

  • Hallo David,


    das freut mich für dich!


    Ich habe deine PDF-Datei bearbeitet, da ich die BA-Signatur auf der 1. Seite entfernt habe. Das ist eine neue Vorgabe des Seitenbetreibers, also nicht wundern.


    Des Weiteren habe ich die leeren Rückseiten der Karten ebenfalls nicht mit hochgeladen um Datenvolumen zu sparen.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo David,


    im folgenden Buch findest noch noch einen englischsprachigen Bericht über die Kavaliere-Brigade und Ihre Einsatze im Winter 1941/42. Dieser wurde von Gustav Lombard am 11.02.1942 verfasst und geht über 13 Seiten.


    German Cross in Gold - Holders of the SS and Police


    Volume 4


    Gruß

    Michael

  • Hallo David,


    zur Florian Geyer gibt es eine neue Veröffentlichung aber ich kann dir nicht genau sagen, wo diese zeitlich aufsetzt.


    Erinnerungen an meine Zeit bei der 8. Kavallerie-Division Florian Geyer

    von H. Golinski


    siehe auch:


    https://www.ebay.de/itm/275869…3D%7Ctkp%3ABk9SR4TRgpSWYg


    Gruß

    Michael