Ic einer Division - Dienstanweisung

  • Hallo Allerseits,


    Abschrift und Bearbeitung!


    Panzer-Armee - Oberkommando 1

    Abt. Ic (1)

    Nr. 397/44 geheim


    Armee-Hauptquartier, den 24.02.1944


    Merkblatt über die Tätigkeit eines Ic der Division (als Sachbearbeiter der Feinddinge)


    Der Ic arbeitet im Generalstabsdienst. Daraus folgt, dass er sich als selbstloser Gehilfe der Führung zu fühlen und ein Beispiel vorbehaltloser Pflichterfüllung zu geben hat.


    Die Abteilung Ic ist eine Untergruppe der Führungsabteilung und untersteht dem 1. Generalstabsoffizier. Der lc muss es verstehen, zu seinem 1. Generalstabsoffizier durch schnelles zuverlässiges Arbeiten und durch klares, logisch aufgebautes Denken ein gutes Arbeitsverhältnis herzustellen.


    Initiative und schnelles Arbeiten sind Hauptforderungen, die an einen Ic zu stellen sind. Die beste Feindnachricht verliert ihre Wirkung, wenn sie zu spät kommt. Ein langsam arbeitender Ic-Dienst gefährdet deutsches Blut.


    I. Feindlagenbearbeitung


    Der Ic erarbeitet das Feindbild aus 4 Quellen:


    1. aus den Gefangenenvernehmungen der Truppe,

    2. aus der Luftaufklärung,

    3. aus dem Horchdienst,

    4. aus Agentenmeldungen.


    Das Feindbild wird im täglichen Vortrag beim Ia und Divisions-Kommandeur geschildert, wobei wichtige, die taktische Führung sofort beeinflussende Feindmeldungen auf schnellstem Wege an den Ia herangebracht werden müssen. Das erarbeitete Feindbild wird festgehalten in der Feindziffer des Divisions-Befehls (von Fall zu Fall von Ic oder unmittelbar vom Ia bearbeitet), in der täglichen Feindlagenkarte und in den Feindnachrichtenblättern, die zur Unterrichtung von Fall zu Fall an die Truppe herausgegeben worden. Es empfiehlt sich, abendlich eine Schnollskizze mit den neu gewonnenen Feinderkenntnissen dem Ia vorzulegen.


    Außerdem kann der Ic mit der Bearbeitung der „Besonderen Anordnungen für die Aufklärung" beauftragt werden.


    Der Ic muss immer anstreben, die aus den einzelnen Aufklärungsgebieten anfallenden Meldungen miteinander in Zusammenhang zu bringen und sie auf ihre gegenseitige Bestätigung hin zu prüfen.


    Folgende Besonderheiten bei der Auswertung der einzelnen Aufklärungsquellen sind zu beachten:


    a) Gefangenenvernehmungen:

    Die Gefangenenvernehmungen sind die wichtigsten, sichersten und reichhaltigsten Quellen der Feindufklärung. Voraussetzung ist eine geschickte Durchführung der Vernehmungen. Der mit der Vernehmung beauftragte Offizier soll sich auf eine rein sachliche und freundliche Neutralität in der Behandlung der Gefangenen beschränken und Geduld und Zähigkeit in der Durchführung der Vernehmungen aufbringen.


    Man muss sich über jeden Gefangenen von vornherein ein individuelles Bild seiner Persönlichkeit verschaffen und ihn entsprechend während der Vernehmung behandeln.


    Die Gefangenenvernehmung muss gut organisiert sein, um schnell die wesentlichen Meldungen herausarbeiten zu können; schnellste Erfassung der Gefangenen, gut eingespielter Dolmetscher-Apparat, schnellstes Heranschaffen von wichtigen Gefangenen zur Division muss sichergestellt sein.


    Es empfiehlt sich die Einrichtung einer kleinen Gefangenensammelstelle in der Nähe des Divisions-Stabes, in der die wichtigsten, unmittelbar bei der Division zu vernehmenden Kriegsgefangenen aufgenommen und für die Vernehmung vorbereitet werden.


    Die Vernehmung bei der Division hat sich auf das zu beschränken, was für die örtliche Lage unbedingt wichtig ist. Darüber hinaus muss festgestellt werden, ob ein Kriegsgefangener in Sondergebiete ( z.B. Transportwesen, Gaskrieg, Rüstungsindustrie) Einblick hat. Solche Kriegsgefangenen sind sofort der vorgesetzten Stelle zur weiteren Vernehmung anzubieten.


    Es darf nicht vorkommen, dass für die Gesamtkriegsführung wichtige Gefangene wegen Mangel an Organisation nicht erfasst werden, sondern in der allgemeinen Masse der Gefangenen untertauchen.


    b) Luftaufklärung:

    In der Luftaufklärung ist außer der Nachtluftaufklärung die Morgen- oder die Abendluftaufklärung am ergiebigsten, besonders dann, wenn sie in die Dämmerung hineingeflogen wird und hierbei frühzeitige oder verspätete Nachtbewegungen des Feindes noch erfasst. Eine solche Luftaufklärung ist daher immer anzustreben. Einsatz der Luftaufklärung wird jedoch z. Zt. meist vom General-Kommando oder durch die Armee gesteuert.


    Bei der Bewertung der Meldungen muss der Ic berücksichtigen, dass der Beobachter kleinere erkannte Ansammlungen meistens unterschätzt, größere Ansammlungen aber häufig überschätzt (z. B. Schätzung 80 Kfz., tatsächlich 130 Kfz. oder Schätzung 1300 Kfz., tatsächlich 750 Kfz.)


    In der Nachtluftaufklärung werden meistens nur die mit Beleuchtung fahrenden Fahrzeuge erfasst. Dies ist immer nur ein Bruchteil der tatsächlich auf der Strecke befindlichen Kraftfahrzeuge. Außerdem muss der Ic daran denken, dass der Flieger immer nur einen zeitlich begrenzten Ausschnitt der Bewegungen meldet. Man muss nach dem Gesamteindruck den Umfang dieser Bewegungen auf den gesamten Tag bzw. die gesamte Nacht umrechnen.


    Bei Auftreten starker Flakabwehr oder sperrefliegender Jäger liegt die Vermutung nahe, dass der Feind die Marschbewegung oder Bereitstellung von Panzerverbänden schützt.


    c) Horchdienst:

    Es ist möglich, dass den Divisionen Nahaufklärungszüge der Nachrichten-Nahaufklärer-Kompanie zugeteilt werden. Diese werden grundsätzlich auf Zusammenarbeit mit dem Ic angewiesen. Bei der Auswertung der Meldung muss berücksichtigt werden, dass Chiffrier- oder Hörfehler vorkommen können.


    d) Agenten-Meldungen:

    Agenten-Meldungen sind die unsichersten Meldungen. Für eine Bewertung muss man stets Bestätigung dieser Meldungen auch auf den anderen Aufklärungsgebieten heranziehen.


    Fallen Agenten bei der Division an, so sind sie über von Fall zu Fall zugeteilte Abwehrtrupps zu leiten. Sind keine Abwehrtrupps zugeteilt, dann sind sich meldende Agenten auf dem schnellsten Wege zur vorgesetzten Dienststelle zu bringen. Eine unmittelbare Vernehmung muss vermieden werden.


    Feindbeurteilung:


    Aus den Meldungen der verschiedenen Aufklärungsgebiete formt sich das zusammengefasste Feindbild mit einer entsprechenden Feindbeurteilung. Hierbei darf sich der Ic nicht als Prophet fühlen, der gefühlsmäßig Zukunftsbilder schildert, sondern er muss auf die Tatsachen des gemeldeten Feindbildes hinweisen, die sicherheit der Aufklärungsquellen bewerten und dann anschließend nüchtern und folgerichtig die Möglichkeiten des Feindes beurteilen.


    In der Feindbeurteilung wird zunächst die Feindgliederung kontrolliert (Angriffs- oder Abwehrgliederung). In das Bild der Feindgliederung wird das Bild der feindlichen Bewegungen und des Feindverhaltens hineingearbeitet (Brückenbau, Minenlegen, Anlage von Sperren usw.). Hat man sich in den obigen beiden Punkten ein gewisses Urteil gebildet, so knüpft man die Erwägung an, über welche Möglichkeiten überhaupt der Feind auf Grund seiner Gliederung und seines Verhaltens verfügt und ob Unterlagen vorliegen, dass eine bestimmte Feindabsicht sich deutlicher als die andere abzeichnet.


    Zum Abschluss der Feind beurteilung muss sich der Ic zu einem Schlussurteil durchringen und in diesem Schlussurteil zum Ausdruck bringen:

    • ob eine bestimmte Möglichkeit „noch nicht zu erkennen" ist,
    • ob mit einer Möglichkeit „gerechnet“ werden muss,
    • ob eine Möglichkeit sich bereits als „wahrscheinlich“ herausstellt und
    • ob eine Möglichkeit mit „Sicherheit" zu erkennen ist.


    Verbindungsaufnahme:


    Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit ist enge Verbindung mit den Ic - Bearbeitern der Truppe und den Ic der Nachbarn.


    Der Ic muss seinen Frontabschnitt aus eigener Anschauung kennen. Häufige persönliche Fühlungnahme mit der Truppe in vorderster Linie ist unbedingt notwendig. Er muss sich durch besondere „Ic-Beauftragte" Ordonnanz-Offiziere der Truppenstäbe einen schnell und sicher arbeitenden Ic-Dienst schaffen und die Truppen-Ic zu schnellen Meldungen und zu wendiger Arbeit erziehen. Notwendig. ist, dass diese Truppen-Ic laufend über das Gesamtfeindbild im Divisions-Abschnitt eingewiesen werden, um mit dem Blick für das Wesentliche schnell Vorausmeldungen geben zu können.


    Tägliche Verbindungsaufnahme mit den Ic- der unterstellten Truppenteile, der Nachbarn und der vorgesetzten Kommando-Dienststelle und lebhafter Nachrichtenaustausch aller Stellen untereinander sind Hauptforderung für ein lebendiges Verbindunghalten.


    Für das Panzer-Armee-Oberkommando

    Der Chef des Generalstabes


    I.A.


    Oberstleutnant im Generalstab


    Quelle: germandocsinrussia


    Gruß

    Antje


    In diesem Zusammenhang möchte ich auf das nachfolgende Thema hier im Forum aufmerksam machen:


    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Antje,


    vielen Dank für diese Tätigkeitsbeschreibung.

    Man kann sehen, wie umfangreich und bedeutsam dieses FGG (Führungsgrundgebiet) in einem Divisionsstab ist!

    Wenn man sich den Aufgabenbereich dieser Abteilung ansieht, muss man anerkennen, wie schwierig es ist, dieses alles zu bewältigen. Rund um die Uhr, jeden Tag der Woche im ganzen Jahr derartig bedeutende Aufgaben für die Führung zu bewältigen, ist enorm. Ich kann mir gut vorstellen, dass nicht jeder Offizier und Soldat dieser Aufgabe gewachsen war.

    Falsche Meldungen der unterstellten Bereiche, eigene Fehleinschätzungen des Ic und falsche Informationsweitergaben konnten gravierende Folgen haben, die immer zu großen Personal- und Materialverlusten führen konnten.


    Ein derartiger Aufgebenbereich, egal auf welcher Ebene in der Abteilung, war gewiss keine Aufgabe für "Drückeberger", auch wenn man nicht direkt im Kampfgeschehen stand!


    Gruß

    Horst

  • Hall Horst,


    danke für dein Feedback! Naja man wächst auch mit seinen Aufgaben, aber du hast schon recht, durch die Beurteilungen die immer wieder gemacht werden mussten, war es relativ gering „Drückeberger“ auf solchen Posten zu finden. Aber unmöglich war/ist es nicht. Wie du weißt, wurden/werden mit Sicherheit Personen „Hochgelobt“ damit sie aus dem derzeitigen Aufgabenbereich auf andere Stellen versetzt wurden/werden. Das ist heute leider auch nicht anders.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Allerseits,


    wen es interessiert anbei noch ein Hinweis zu Beurteilungen im Stabsdienst



    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Antje,


    ja, Deine Bemerkungen in Nr. 3 kann ich sehr gut nachvollziehen!

    Ich war selbst lange Jahre in einer derartigen Situation!

    Mit "Drückeberger" meinte ich solche, die glaubten sich in einem Stab vor Verletzungen und Tod an der unmittelbaren Front "drücken" zu können.


    Gruß

    Horst

  • Hallo Horst,


    ja ich weiß was du meinst. Die gab es zu Hauf, aber auch die waren nicht vor dem Desaster der Frontzusammenbrüche gefeit!


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Allerseits,


    Abschrift und Bearbeitung!


    Anlage 3 zu Oberkommando des Heeres/General-Stab des Heeres/Organisations-Abteilung (II) Nr. 1483/42 g.K.v. 04.1942


    Dienstanweisung für den Ic/Luftwaffe bei einem Heeres-Gruppen-Kommando oder Armee-Oberkommando


    A. Der Ic/Luftwaffe bei einem Heeres-Gruppen-Kommando oder Armee-Oberkommando ist ein Organ der Ic-mäßigen Feindlagebearbeitung (Luftwaffe) bei seiner Kommando-Behörde.


    Er ist nicht Berater für allgemeine Luftwaffen-Fragen.


    B. Seine Aufgaben im einzelnen sind:


    1. Auf dem Gebiet der Luftaufklärung:

    • die Bearbeitung der bei der Kommando-Behörde anfallenden Luftaufklärungsergebnisse.
    • Die Übermittlung dieser Ergebnisse an das zuständige Flieger-Korps bzw. Luftflotten-Kommando.
    • Die Übermittlung der bei den zuständigen Kommando-Behörden der Luftwaffe angefallenen Aufklärungsergebnisse an seine Kommando-Behörde.
    • Übermittlung von Aufträgen und Wünschen seiner Kommando-Behörde hinsichtlich der Luftaufklärung an die zuständigen Kommando-Behörden der Luftwaffe.

    2. Auf dem Gebiet der Feind-Nachrichten-Bearbeitung (Luftwaffe):


    a) Sammlung sämtlicher im Bereich seiner Kommando-Behörde anfallenden Feind-Nachrichten über die feindliche Luftwaffe (außer Aufklärungs-Ergebnissen).


    Hierzu gehören:

    • Funk-Horchmeldung
    • Aussagen von Gefangenen und Landeseinwohnern,
    • Beutepapiere und Beutekarten,
    • sonstige bei seiner Kommando-Behörde anfallenden Feind-Nachrichten über die feindliche Luftwaffe,
    • Mitteilung an die zuständigen Kommando-Behörden der Luftwaffe über angefallene Gefangene und Beutegerät der feindlichen Luftwaffe.

    b) Übermittlung dieser Feind-Nachrichten an die zuständigen Kommando-Behörden der Luftwaffe.


    c) Übermittlung von Feind-Erkenntnissen, die bei Kommando-Behörden der Luftwaffe festgestellt wurden, an seine Kommando-Behörde.


    Es ist nicht seine Aufgabe, die Lage hinsichtlich der Luftwaffe innerhalb seines Bereiches zu beurteilen.


    (Feind-Nachrichtenblatt der Luftwaffe erscheint nicht bei dem Ic/Luftwaffe des Heeres-Gruppen-Kommandos oder Armee-Oberkommandos, sondern nur bei den Kommando-Behörden der Luftwaffe) (siehe Oberbefehlshaber der Luftwaffe Führungs-Stab Ic Nr. 6000/42 geheim (A) vom 08.03.1942 Anlage 1 Ziffer 5)


    3. Außerdem hat er die Kommando-Behörden der Luftwaffe laufend zu unterrichten über:

    • Zahl und Muster der im Bereich seiner Kommando-Behörde eingeflogenen Feindflugzeuge,
    • etwa beobachtete besondere Kampfweise,
    • Zahl und Art der abgeworfenen Bomben und entstandene Schäden,
    • Zahl und Ort, wo Gefangene der feindlichen Luftwaffe angefallen sind,
    • Ort des Anfallens von Beutegerät bzw. Flugzeugbrüchen.

    Quelle: germandocsinrussia


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling: