Guten Tag zusammen,
Abschrift und Bearbeitung.
Quelle: Nara
O.U. , den 13. Oktober 1943
Arbeitsstab bei 2. kroatische Gebirgs-Brigade
Betr. : Mohammedaner in der kroatischen Wehrmacht.
Bezug: Mündlicher Befehl vom 5.10.43 bei der Besprechung in Agram.
Gliederung:
I. |
Folgen der Mischung von Mohammedanern und Christen in den kroatischen Einheiten. |
II. |
Möglichkeiten der Einstellung von Mohammedanern in die kroatische Wehrmacht. |
III. |
Hauptpunkte, die bei der Lösung der Frage zu berücksichtigen sind. |
IV: | Vorschlag. |
Die Art der Einstellung der Mohammedaner in die kroatische Wehrmacht kann nicht als rein militärische, sondern muss als militärisch-politische Frage erörtert werden.
I. Folgen der Mischung von Mohammedanern und Christen in den kroatischen Einheiten.
Mit Rücksicht auf die verschiedenen Religionsvorschriften und Bräuche kommt es bei Einheiten, in denen Mohammedaner und Christen vermischt sind, sehr oft zu Missverständnissen und sehr schwer richtig zu lösenden Situationen. Dies gilt besonders für den Fall, dass Christen aus Gegenden sind, in denen mohammedanische Bräuche nicht bekannt sind.
Nach der Einstellung des Ulema Medzlis (Oberster Mohammedanischer Rat) in Sarajevo ist die Grundbedingung für ein echtes Soldatentum bei Mohammedanern ein klar geprägter mohammedanischer Glaube; nur durch diesen wird der mohammedanische Soldat zur höchsten Ausdauer und Aufopferung erzogen.
Es gibt allerdings viele junge Mohammedaner, die sich an die Glaubens- und Gebrauchsvorschriften nicht streng halten, besonders wenn sie in der Minderheit sind. Größtenteils geschieht dies, um dem Spott der Andersgläubigen zu entgehen. Jedenfalls sind jedoch die streng gläubigen Mohammedaner vom militärischen Standpunkt aus viel zuverlässiger als diejenigen, die von ihren Vorschriften skrupellos abweichen.
Vom religiösen Standpunkt aus gibt es für die Mohammedaner folgende Unterschiede in den Vorschriften:
1.) Die Mohammedaner dürfen keine Nahrung, die mit Schweinefett zubereitet ist, genießen. Hierdurch kommt es oft zu sehr unhaltbaren Situationen. Derzeit befinden sich z.B. in einem Bunker bei Konjic 18 Mann. Hiervon sind 8 Mohammedaner. Für diese muss das Essen getrennt gekocht und auf eine Entfernung von ungefähr drei km von der Küche zugebracht werden.
2.) Die Mohammedaner dürfen keine alkoholischen Getränke genießen.
3.) Der Mohammedaner muss nach jedem geschlechtlichen Verkehr, jeder Pollution und selbst jedem Onanieren eine vollständige Körperwaschung vornehmen. Ebenso müssen teilweise Waschungen vor jedem Gebet vorgenommen werden. Dies ist den Mohammedanern bei Anwesenheit Andersgläubiger, besonders solcher, die ihre Gewohnheiten nicht von klein auf kennen, fast unmöglich.
4.) Der mohammedanische Soldat soll beim Gebet und in den Stuben, selbst beim Einnehmen von Mahlzeiten, unter Kopfbedeckung bleiben. Auch dies führt oft zum Bewitzeln der Mohammedaner.
In der kroatischen Wehrmacht besteht das Kommando: "Die Mützen ab zum Gebet"! Dabei gibt es oft sehr komische Situationen, da die Mohammedaner bei dieser Gelegenheit ihre Mützen vorschriftsmäßig aufbehalten.
In den österreichischen bosnisch/herzegowinischen Regimentern mussten auch die Orthodoxen und Katholiken den Fes tragen. Dafür aber mussten die Mohammedaner so wie die Christen vor dem Gebet den Fes abnehmen.
5.) Bei den Christen, besonders bei den Katholiken, die die mohammedanischen Verhältnisse nicht kennen, erwecken die Waschungen der Mohammedaner und andere Bräuche sehr oft Ekel. Dies steht fest, da es von verschiedenen Seiten bestätigt ist.
6.) Ebenso ist es z. B. für den Mohammedaner zu mindestens unangenehm, wenn nicht sogar eine Beleidigung, wenn man sich z. B. nach dem Befinden seiner Frau erkundigt. Es gibt noch verschiedenen ähnliche Kleinigkeiten. Die Folge hiervon ist, dass unter solchen Verhältnissen das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Mannschaften und auch zwischen Offizieren und Mannschaften leidet.
Bei Misserfolgen, auch bei kleineren Fehlern im Rahmen des alltäglichen Dienstes, wird die Schuld einander zugeschoben.
Hierbei muss bemerkt werden, dass der Orthodoxe für die Gewohnheiten der Mohammedaner viel mehr Verständnis aufbringt als der Katholik. Gar kein Verständnis in dieser Beziehung zeigen die richtigen Kroaten, also diejenigen, die nicht aus Bosnien sind, die also die mohammedanischen Bräuche überhaupt nicht kennen. Es kommen in der Beziehung sehr oft grobe Verstöße vor, besonders wenn Vorgesetzte mit einer gewissen Geringschätzung über den "Mujo" sprechen.
II. Möglichkeiten der Einstellung von Mohammedanern in die kroatische Wehrmacht.
Es gibt drei Möglichkeiten, die Mohammedaner in die kroatische Wehrmacht einzustellen:
1.) Aufstellung von gemischten Einheiten, ohne Berücksichtigung, aus welchen Gegenden Kroatiens die Mannschaften zusammengestellt werden, so wie es jetzt der Fall ist. Beim 2. Gebirgs-Regiment z. B. gibt es neben Mohammedanern eine sehr große Anzahl von Mannschaften aus Smyrnien , Slavenien und Zagorje, die von den Bräuchen der Mohammedaner sehr wenig wissen.
2.) Die Aufstellung von rein mohammedanischen Einheiten.
3.) Die Aufstellung von bosnischen Einheiten, die aus Mohammedanern, Orthodoxen und Katholiken zusammengestellt sind, die aber ausschließlich nur aus bosnischem Gebiet rekrutiert werden, so wie dies bei der österreichischen B-H Rgt. war, die sich im Weltkriege als sehr gute Kampftruppen auszeichneten.
Welche von diesen drei Möglichkeiten die Beste ist, hängt von politischen Erwägungen ab.
III. Hauptpunkte, die bei der Lösung dieser Frage zu berücksichtigen sind.
Die Aufstellung ganz gemischter Einheiten wäre nur dann möglich und auch zweckmäßig, wenn der kroatische Staatsgedanke so stark wäre, dass er sich sofort auch durchsetzen könnte. Wenn dies nicht der Fall ist, können sich solche Einheiten unter Berücksichtigung der unter " I " angeführten Hauptpunkte nicht bewähren.
Auf jeden Fall bedarf es bei der Lösung dieser Fragen der Erörterung ob Bosnien als Teil Kroatiens, wie z. B. Smyrnien, Slavenien und Zagorje angesehen werden kann oder nicht. Hierbei ist folgendes zu berücksichtigen:
1.) Die derzeitige Einstellung der Mohammedaner Bosniens zu dieser Frage.
Alle Mohammedaner aus Bosnien und der Herzegowina ebenso die Orthodoxen, sind derzeit wie immer bis jetzt der Anschauung, keine Kroaten zu sein. Eine kleine Ausnahme macht vielleicht die derzeitige mohammedanische Führung in Agram (stellvertretender Ministerpräsident Kulenovic). Es ist aber hier allgemein anerkannt, dass dieser die richtige Fühlung zur mohammedanischen Bevölkerung in Bosnien verloren hat. Es besteht also bei den Mohammedanern die ausgeprägte Einstellung, dass Bosnien eine Autonomie, zu mindestens aber eine gewisse politische Selbstständigkeit im Rahmen des kroatischen Staates haben müsste.
2.) Es handelt sich hierbei ungefähr um das Gebiet welches auf der anliegenden Karte durch roten Farbstift gekennzeichnet ist. In diesem Gebiet wohnen, soweit sich dies bei den jetzigen verworrenen Verhältnissen feststellen lässt ungefähr
1.100 000 | Orthodoxe |
7-750 000 | Mohammedaner |
4-500 000 | Katholiken |
3.) Kurzer Überblick über die geschichtliche Entwicklung Bosniens.
Die Einwanderung der Slaven in dieses Gebiet ist in der ersten Hälfte des VII. Jahrhunderts beendet. Es scheint aber, dass sich in diesem sehr schwer zugänglichem Gebirgsgelände einige früher ansässige Bewohner, wie z. B. etwas westlicher die Awaren, auch unter den Slaven behaupten konnten.
Das erste mal befindet sich der Name "Bosnien" gegen Ende des VIII: Jahrhunderts geschichtlich vermerkt.
Bis zum XII. Jahrhundert ist Bosnien strittiges Gebiet zwischen Serben und Kroaten, hat aber immer mehr oder weniger seine lokale Selbstständigkeit. In dieser Zeit umfasst der Begriff Bosnien das Gebiet welches in der anliegenden Karte mit Bleistift eingezeichnet ist.
Es steht geschichtlich fest, dass Bosnien nur in der ersten Hälfte des XI. Jahrhunderts zu Kroatien unter Kresimir III. gehörte. Die Zeit der ausgeprägten Selbstständigkeit Bosniens war, mit ganz kurzen Unterbrechungen, von 1180 (das Reich Kulin Bans) bis 1463, als Bosnien von den Türken besetzt wurde.
Fortsetzung folgt sogleich.
Gruß Marga