Wilhelm Hoff - Grenadier-Regiment 529

  • Hallo Uwe,


    hier kommt der 12. Brief. Das rote Wort musste ich raten. ;(


    Lg

    Antje


    "Im Osten 08.07.1941


    Liebe Frau und Kinder!


    Habe heute morgen deine lieben Briefe vom 20.06. und 22.06. mit großer Freude erhalten, meinen besten Dank.


    Das schreiben werde ich gleich ausfüllen und mit beilegen.


    Wir liegen hier in einem Walde vor der Russischen Bunkerlinie, die so genannte Stalinlinie. Hoffentlich kommen wir gut da durch bis jetzt hat es ja immer gut geklappt. Nur mit meinen Füssen habe ich beschwerden, da gibt es eine blase auf die andere und immer Maschieren Tag und Nacht, und da meinst du bei den Soldaten wäre es schön und du bist auch noch stolz dass ich dabei bin ich aber weis was schöner ist. hoffentlich nimmt die Sache hier bald ein ende, denn ich habe gerade schon genug von Russland.


    Lieber Schatz wie ich gelesen habe war der da wegen dem Sachschaden, soweit wie ich gelesen habe gibt es ja wenig genug, von wegen dem Matrhazen und dem Ofen, naja ist immer noch besser wir gar nichts was meinst du? Sollst du auf die Bescheinigung das ganze Geld bekommen oder wie ist das? Na ich bin mal gespannt was du bekommst an Geld vom Staat.


    In deinem Brief vom 21.06. hast du ja nicht ganz so schön geschrieben wie ich es gerne gehabt hätte, in einem Teil bist du im Recht aber so krass brauch man sich doch gerade nicht ausdrücken. Ich weis ja das du mich gern hast, ich auch vertrauen zu dir, aber du weist wie das ist, wenn man soweit auseinander ist was man da alles für Gedanken bekommt.


    Jetzt sei mal nicht böse und sei lieb zu deinem Mann du musst froh sein dass er überhaupt noch ein Mann hast, und hoffentlich habe habe ich weiterhin Glück und die Glücksgöttin bleibt mir holt und es passiert mit nicht? Liebe Frau so jetzt will ich schluss machen mit dem Zeug ich weis dass wir uns lieb haben und auch weiter haben werden.


    Wie ich gelesen habe geht es euch noch allen gut, habt ihr noch zu Essen genug oder wie ist es, bei uns könnte es besser sein hauptsächlich mit der Trinkerei, ich werde mal so gerne jetzt einige Glas Bier trinken, aber leider ist hier nichts aufzutreiben von dem Zeug, bei euch wird es sicherlich noch Bier genug geben ihr seid richtig zu beneiten. Wie gelesen habe hast du den Kindern Sachen gekauft, es ist ja alles teuer, aber man muss froh sein dass man überhaupt noch was bekommt. Wie ist das kommst du überhaupt aus mit deinem Gelde jetzt?


    Das Geld von Heckel hast du auch bekommen, wenn auch nicht viel ist, man muss auch Gott Danken für kleine Kartoffel. Wenn du jetzt das Geld bekommst dann kannst du dir vielleicht ein Bett kaufen oder ein Herd kannst machen wie du denkst. Wenn du nur was zu kaufen bekommst in Saarbrücken, ich nehme an dass es noch was gibt. Nun liebe Frau sei nicht böse dass du nicht alle Tage Post bekommst von mir, denn es ist unmöglich, wenn mann Tag und Nacht maschiert, dass man da nach schreiben kann, wenn man müde ist zum umfallen, denn bei uns geht die Post so unregelmäßig weg, ich habe jetzt mal geschrieben ich weis nicht ob die Post jetzt weg geht wo ich hier geschrieben habe. Dein Brief vom 20.06. war jetzt gerade 18 Tage unterwegs, ich bin nur mal gespannt wann du die Bescheinigung bekommst. Ich habe einem Kameraden zwei Briefe mitgegeben hoffentlich hast du sie erhalten, und es war kein so ein Kamerad wie der erste wo den Brief aufgemacht hat.


    Lieber Schatz wie ich gelesen habe geht ihr viel spazieren ich wollte ich könnte dabei sein hoffentlich dauert die Sache nicht mehr allzulange mit dem Kriege aber diesen Sommer wirds wohl nichts mehr werden, und wie wirds im nächsten Sommer aussehen hoffentlich besser wie jetzt. Wo ist denn Karl dran hast du noch nichts gehört?


    Wo steckt denn der Lorch, sprichst du nicht mehr mit Frau Lorch oder wie ist das?


    So jetzt will ich schliesen in der Hoffnung das wir uns wieder sehen können.


    Es grüßt und Küsst dich und die Kinder

    dein dich liebender Mann


    Auf ein baldiges Wiedersehen.


    Grüße alle Bekannte recht herzlich von mir."

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Uwe,


    es tut mir leid, dass ich jetzt so lange zum hochladen gebraucht aber, ich war leider krank und konnte somit nicht viel für das Forum tun.


    Meinst du nicht, dass gleich zwei Herzchen nicht maßlos übertrieben sind? ;)


    Aber hier kommt jetzt der vorletzte Brief!


    Lg

    Antje


    "Im Osten den 16.07.1941


    Liebe Frau und Kinder!


    Habe heute morgen deinen lieben Brief vom 03.07. mit großer Freude erhalten, meinen besten Dank. Es ist jetzt morgens 11 Uhr und wir haben einige Stunden Ruhe von den schweren Strapazen die wir erlebt haben, du kannst es glauben wir haben schwere Stunden überstehen müssen, hoffentlich wederholen sich solche nicht mehr wieder, es waren 6 Tage aber schwere Tage und da habe ich oft an euch gedacht, wie es so die Granaten edliche meter von uns eingeschlagen sind und hatte etliche Kameraden in Stücke gerissen, und das war noch in einem Wald da wusste man nicht wo man hinlaufen sollte.


    Wir haben Zeiten wo wir uns 1-2 Wochen uns nicht waschen konnten da hättest du deinen Mann mal sehen sollen wie er ausgesehen hat, ich glaube du hättest mich nicht erkannt. Wie ich gelesen habe, warst du bei Heinrich im Krankenhaus, ich dachte er wäre schon wieder raus aber es geht doch nicht schnell wie er gedacht hat. Na wenn du nochmal zum ihm gehst dann Grüße ihn recht herzlich von mir, und wünsche ihn alles gute dass er wieder gesund wird. Wenn der Krieg hier mit Russland vorbei ist, dann bekommen wir bestimmt Urlaub, wenn ich es durch halte, wenn mich keine Kugel trifft oder so ein Granatsplitter erwischt mich. wenn ich heim komme kennen mich die Kinder garnicht mehr. Wie ich gelesen habe haben sie jetzt Wambach auch mal geholt es bald Zeit, denn der hat mehr Glück gehabt als ich.


    Wie ich gelesen habe habt ihr Heimweh nach euerm Pappa, ich glaube soviel Heimweh wie nach euch habe habt ihr nicht, so hoffentlich dauert es nicht mehr lange und wir können uns wieder sehen für immer.


    Wegen der Postsperre das habe ich nicht gewusst aber gedacht habe ich mir das, wenn es los geht gibt es keine Post mehr. Jetzt ist sie doch wieder aufgehoben, jetzt kannst du mir wieder schreiben, denn ich bin immer froh wenn ich von euch was hören kann denn sonnst habe ich ja doch nichts von meinen lieben in der Heimat. So jetzt will ich schliesen denn es wird bald wieder weiter gehen.


    Nun sei du gegrüßt und geküsst von deinem dich liebenden Schatz Willi


    Grüße und Küsse die Kinder recht herzlich von ihrem Pappa.


    Grüße alle Bekannte recht herzlich von mir.

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Antje,

    herzlichen Dank für den Brief. Ich hoffe es geht Dir wieder gut. Ja das war jetzt leider der letzte Brief, zwei Tage später ist er ja leider gefallen.

    Ich habe von dem Bundesarchiv noch nichts gehört, wie lange dauert denn dort so eine Anfrage? Ich melde mich mal wenn ich was erhalten habe.


    Vielen herzlichen Dank für die Arbeit die Du Dir mit den Briefen gemacht hast.<3:)

    Gruß Uwe

  • Lieber Uwe,


    ja mir geht es wieder besser! Du musst mit 1 - 2 Jahren Bearbeitungszeit beim Bundesarchiv rechnen!


    Einen Brief gibt es noch. Der ist datiert mit 01.07.1940 und im Osten, ich glaube aber er gehört zu 1941 denn er gratuliert Harald zu seinem Geburtstag.


    Ich stelle ihn gleich mal ein, dann kannst du dir das anschauen. Die Briefe sind ganz schön heftig für das Gemüt. Dein Opa muss geahnt haben, dass er den Krieg nicht überlebt. Es tut mir für euch alle sehr leid!


    Ein Frage habe ich noch zu Karin? Du sagtest sie ist deine Mutter, wann ist sie denn geboren? In den Briefen ist nicht einmal von einer Schwangerschaft die Rede. :/ Oder hat sein Eifersuchtsanfall damit zu tun? Ach sorry es geht mich ja eigentlich nichts an.


    Gruß

    Antje


    Hier der Brief:


    "Im Osten 01.07.1940


    Liebe Frau und Kinder!


    Da ich jetzt gerade ein wenig Zeit habe und du mein Gedanke bist, will ich dir schnell ein paar Worte schreiben ehe es dunckel wird, denn meine schreibgelegenheit ist nicht so günstig momentan, ich liege nämlig gerade im Schützenloch und dann noch dazu die Schnakenplage die fressen einem bald auf hier. Gestern bekam von dir die erste Post wieder seit dem ersten Angriff und weg gegangen ist überhaupt noch keine. Da bekam ich gestern 8 Briefe von dir, ich habe mich gefreut seit 14 Tagen wieder mal was zuhören von meinen lieben. Wie ich gelesen habe seit ihr noch alle gesund und munter, was ich bis jetzt auch von mit berichten kann, nur habe ich wunde Füße und Sehnsucht nach meinen lieben.


    Lieber Schatz wir haben jetzt in der Kompanie 3 Tote zu verzeichnen und 5 Verwundete.


    Wie ich gelesen habe, ist das mit Heckels auch geregelt, ist doch besser wie garnichts, ich möchte nur wissen wann die Frau Gottschall nichts mehr bekommt.


    Wie ich gelesen habe geht Harald ja gut voran das ist ja die Hauptsache wenn er nur Gesund bleibt. Und die Renate ist immer noch die alte. Weil ich gerade an den Kindern bin will ich Harald noch gratulieren zu seinem Geburtsag.


    Lieber Schatz du hast doch eine Karte da kannst du mal nach sehen wo wir Angegriffen haben. Wir haben am 22.06 morgens um 3 Uhr und zwar in der nähe von Lemberg, da sind wir über den Bug das ist ein Fluß, das erste war wir musten den Fluß überschreiten. Wir sind jetzt bald an der alten Russischen Grenze und zwar richtung Ukraine wenn nichts dazwischen kommt. Hier in diesem Feldzug mus man gut aufpassen, denn hier gibt es viele Hekenschützen.


    Lieber Schatz jetzt will ich schliesen denn es wird Dunkel und ich muss mein Loch noch fertig machen für die Nacht. Jetzt verzeih mir wegen der Schrift denn in einem Loch geht es nicht anders und dann die verfluchten Schnaken.


    Es grüßt und küsst dich und die Kinder aus weiter Ferne

    dein dich liebender Mann


    Grüße auch alle Bekannte recht herzlich von mir."

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Antje,

    danke für den Brief. Ja auch bei diesem Brief hat sich mein Großvater mit dem Datum verschrieben, mein Vater Harald ist am 03.07.40 geboren. Also wollte er wohl zum 1. Geburtstag gratulieren. Diese erwähnte Karin hat glaube ich nichts mit meiner Mutter zu tun. Ich denke eher an diese Familie Gottschall mit denen meine Großeltern und auch meine Eltern eng befreundet waren. Meine Mutter Karin ist am 16,.05.1941 geboren und die Familien haben sich zu der Zeit noch nicht gekannt. In zwei Briefen wird der Heinrich erwähnt, es war der Patenonkel meines Vaters und der Bruder meiner Großmutter. Nach dem Tot meiner Großmutter, mein Vater war da 12 Jahre alt, kamen er und seine Schwester Renate dann zu Onkel Heinrich der auch schon 3 Kinder hatte.

    Ja ich denke Du hast Recht, Empathie und Mitgefühl waren glaube ich nicht die Stärken meines Großvaters. Die Schwangerschaft und Evakuierung meiner Großmutter mit kleiner Tochter und die dortige Geburt meines Vaters sind kaum Thema in den Briefen.

    Auch mein Vater hat glaube ich als Heranwachsender einfach versucht durchzukommen. Wir haben auch kaum über diese Zeit gesprochen. Was ihm geholfen hat war sicher der Halt und die Zugehörigkeit bei den Wandervögeln Nerother. Als ich Kind war haben wir viele dieser Lieder mit der Gitarre gesungen und ich kann sie alle heute noch. Letztes Jahr habe ich nach noch lebenden Kameraden dieser Gruppe gesucht und mit meinem Vater die alte Burgruiene in Kirkel besucht. Dort hatte die Gruppe früher für sich ein Nebengebäude renoviert und ihre Treffen abgehalten.


    Liebe Antje , nochmal herzlichen Dank für die viele Arbeit die Du mit den Briefen hattest!


    Liebe Grüße

    Uwe

  • Lieber Uwe,


    ich habe die Briefe gerne abgeschrieben. Sie sind ein Zeitzeugnis und ich finde, man darf die Soldaten und ihre Sorgen einfach nicht vergessen.


    Ich bin froh, dass sich das mit der Karin aufgeklärt hat. Deine Oma hatte es echt nicht leicht! Ihr Mann bereits 1941 gefallen und sie mit zwei kleinen Kindern alleine. Das war schon eine echte Herausforderung für sie und die Nachkriegszeit war auch nicht so leicht zu bewältigen.


    Wenn du Nachrichten vom Bundesarchiv bekommst, denke an uns.


    Die Zwischenzeit kannst du dir hier im Forum sicher mit dem ein oder anderen interessanten Thema überbrücken. :)


    LG

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling: