Holzeinschlag - Richtlinien

  • Hallo Allerseits,


    Abschrift und Bearbeitung


    Fachliche Richtlinien für den Holzeinschlag.


    1. Im allgemeinen sind Saumschläge von 50 m Breite in einem Abstand von 100 m durchzuführen. Hierbei sind jedoch beste alte Kiefern im Abstand von etwa 20 x 20 m als Samenbäume zu schonen.


    2. Die Stämme sind möglichst niedrig über dem Erdboden abschneiden.


    3. Holz über 7 cm Ø darf nicht als Abraum liegen bleiben.


    4. Anfallendes Nutzholz ( mit Ausnahme von Birke und Espe) ist beim Sommereinschlag zu entrinden und liegen zu lassen. Grundsätzlich ist es untersagt, Nutzholz zu Brennholz zu zerschneiden.


    5. Die russischen Förster sind Angestellte der deutschen Wehrmacht. Die Truppe hat sich deren fachliche Kenntnisse beim Holzeinschlag weitgehend nutzbar zu machen.


    6. Die Erfahrungen beim Holzeinschlag des letzten Winters zeigen, dass die Truppe keinerlei Verständnis für irgendwelche Holz- oder Waldbewirtschaftung zeigt. Selbst Bäume und Waldstücke, die zur Tarnung gegen Luftsicht oder Abblendung gegen feindliche Erdsicht dienen, sind aus Bequemlichkeit und Unvernunft abgeholzt worden.


    Es ist daher verboten, in Ortschaften oder in der Kampfzone Holz einzuschlagen.


    7. Die Truppe ist darüber zu belehren, dass an den Straßen und Wegen ein Schutzstreifen zum Schutz gegen Schneeverwehungen stehen bleiben muss. Es sind Schneisen in die Wälder zu schlagen, die senkrecht auf die Straße zuführen. Das Ausroden von Wald an einzelnen Stellen, wie es vielfach in der Nähe von Unterkünften bisher geschehen ist, hat zu unterbleiben.


    1 Anlage


    Quelle: Nara T-315 R-291


    Gruß

    Antje

  • Hallo Antje,


    es freut mich, dass ich wieder einmal zu einem Thema von Dir beitragen kann. Darf ich den von Dir eingestellten Plan in meinen Publikationen verwenden, der wohl den deutschen Einheiten an die Hand gegeben wurde? Bei mir geht es um einen Wildbader Forstamtsleiter und späteren Forstpräsidenten, Dr. Otto Wulz, der seine - mir vorliegenden - Erinnerungen niederschrieb, die sich über 40 Schreibmaschinenseiten erstrecken, und die natürlich häufig auch das Thema Wald zum Inhalt haben. Er war von 1939 bis 1942 im Krieg und hat danach neben dem Bericht über einen hohen geforderten Einschlag, weit über das übliche Maß hinaus u. a. Folgendes festgehalten (Originalzitate kursiv):


    Als ich im Mai 1942 mein altes Amt wieder übernahm, wobei mir gleichzeitig dann auch noch die Amtsverwesung des Forstamts Enzklösterle zufiel, da Kollege Ebert inzwischen nach Polen eingezogen worden war, war die Zahl der Stammarbeiter inzwischen schon auf etwa die Hälfte abgesunken. Und dieser Schwund an fachlich vollwertigen Arbeitskräften setzte sich von nun ab unaufhaltsam fort, bis schließlich im letzten Kriegsjahr Revierbeamte nur noch bis zum Jahrgang 1902, Stammarbeiter nur noch bis zum Jahrgang 1904 uk gestellt werden konnten. Eine zusätzliche Hinderung der Arbeitsleistung bedeutete die Rationierung der Lebensmittel vom ersten Kriegstag ab, die mit Schwer- und Schwerstzulagen sich nicht ausgleichen ließ. [...] Zunächst versuchte ich durch betriebliche Umstellungen den Holzeinschlag einigermaßen den Notwendigkeiten anzupassen. Die Möglichkeiten waren begrenzt; welch enge Grenzen der Technisierung des Forstbetriebes selbst heute noch gesetzt sind [Anmerkung: geschrieben 1973], ist bekannt, umsomehr in den letzten Kriegsjahren, wo es tatsächlich an Allem fehlte. [...] Ich brauchte mir daher nicht lange zu überlegen, wo ich sie einsetzen sollte, als mir ziemlich kurzfristig die Forstdirektion einen Transport Ostarbeiter ankündigte. Denn die einzige Möglichkeit in wenigen Wochen eine einigermaßen menschenwürdige Unterkunft herzurichten, war in der uralten, längst aufgegebenen Lehensägmühle im Eyachtal gegeben. Ich hatte ja selbst in Rußland erfahren, wie anspruchslos die Menschen dort hinsichtlich der Wohnverhältnisse waren.


    Wir waren kaum fertig, da kamen im Juli  1942 70 Ostarbeiter, alles Ukrainer, davon 64 Männer und 6 Mädchen. Fast alle waren zwischen 16 und 25 Jahre alt, nur acht waren zwischen 30 und 40 und hatten wahrscheinlich Weib und Kind zu Hause.Eines Morgens wenige Wochen später waren diese acht für immer verschwunden; was sie zur Flucht veranlaßt hat, und was aus ihnen geworden ist, weiß ich nicht, da ich nie mehr etwas von ihnen gehört habe. Ich hatte angenommen, daß nach Überwindung der Anlaufschwierigkeiten die Arbeit sich allmählich einspielen würde. Aber eher das Gegenteil war der Fall. Man war im Laufe der Zeit immer mehr auf Improvisationen angewiesen; daran war zunächst einmal der Mangel an Ausstattung und vor allem die mangelnde Pflege der Holzhauereiwerkzeuge Schuld. Wie sollte man den Ostarbeitern das richtige Schärfen und Schränken der Sägen und Äxte beibringen, das Entrinden, vom Anrücken am Hang ganz zu schweigen? Es war eben doch nicht leicht, 50 ungelernte, waldfremde Arbeiter sinnvoll einzusetzen. [...]


    Mehr Kopfzerbrechen machte aber mit der Zeit dieVerpflegung, denn die Ostarbeiter bekamen, wie ich schon erwähnte, geringere Lebensmittelrationen zugeteilt, folglich konnte man von ihnen auch nur geringere Leistungen erwarten. Zwar konnte ich ab und zu einen Holzkäufer dazu überreden, zusätzlich Kartoffeln zu liefern, aber das schlug nicht an, weil die Spender keinen unmittelbaren Vorteil darin sahen; Wegbauten und Kulturarbeiten zahlten sich nicht aus. Da kam uns eine glänzende Idee. Benzin wurde von Monat zu Monat mehr Mangelware; wer sein Privatauto noch in Besitz hatte, mußte es in der Gerage lassen, es sei denn, er fuhr mit Holzvergaser. Die Wildbader Lazarette heizten mit Kohle. Brennholz bester Qualität fiel in Bucheneinschlägen an, für das in Wildbad selbst kein Markt war. Schon in Friedenszeiten hatten wir einen großen Teil in die Stuttgarter Gegend geliefert. Jetzt bauten wir damit einen Köhlereibetrieb im Eyachtal auf, der sich in der ganzen Gegend, vor allem bei den Pforzheimer Fabrikanten, eines zunehmenden Interesses erfreute. Damit war die Grundlage für echte Kompensationsgeschäfte gegeben: Kartoffeln, Erbsen und Linsen. Hochwertiges tierisches Eiweiß waren die Russen von zu Hause nicht gewohnt. Quantität ging vor Qualität. Understeres in unheimlichen Mengen.

    Das Forstamt Wildbad hatte zu Zeiten von Dr. Wulz 3.700 ha Wald (ohne Enzklösterle und die ihm in den späteren Kriegsjahren noch zugeteilten weiteren Forstämter) zu betreuen. Zeitweilig arbeiteten unter seiner Regie auch zehn französische Kriegsgefangene, welche die Papierfabrik am Ort beherbergte und zur Holzgewinnung zur Verfügung stellte.


    Grüße

    Hansch

  • Hallo Hansch,


    ich freue mich, dass ich ein Thema für dich gefunden habe.


    Persönlich habe nichts dagegen, wenn du diesen Beitrag verwendest. Die Quelle ist hier angegeben. Bedenke aber, dass ich die Rechtschreibung auf die Neueste Form angepasst habe.


    LG

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Antje,


    herzlichen Dank für das Material und die Hinweise.


    Falls wir vorher nicht mehr von einander lesen, wünsche ich jetzt schon angenehme Pfingsttage,

    viele Grüße

    Hansch