Feldpostbriefe an die Redaktion der Bundesmitteilungen des Graphischen Bundes E.V. (1939 – Polenfeldzug, 1940 – "Sitzkrieg" uvm.)

  • Liebe Foristen,


    ich bin bei meinen Recherchen auf einige Ausgaben der Bundesmitteilungen des Graphischen Bundes E.V. gestoßen, in denen es unter anderem die Rubrik Kleiner BM-Feldpostbericht gab. Dort veröffentlichte die Redaktion zahlreiche Feldpostbriefe von Bkn (= Bundeskameraden). Diese spannenden Dokumente möchte ich euch nicht vorenthalten! Sie wurden von mir so abgeschrieben, wie sie im Original vorkommen, allerdings habe ich gelegentlich doch Korrekturen und Anmerkungen vornehmen müssen.


    Viel Vergnügen beim Lesen!


    Euer Kit


    ERSTER TEIL:


    Bundesmitteilungen des Graphischen Bundes E.V., 3. und 4. Heft 1940, S. 99 f., S. 104–108 [Ich habe hier nur Briefe von Männern aufgenommen, die Soldaten, Polizisten, Luftschutzhelfer usw. waren!]


    ABSCHRIFT


    Sendet Fachzeitschriften ins Feld


    Oft äußerten Bkn [= Bundeskameraden], die an der Front stehen, die Bitte, ihnen gelesene Fachzeitschriften zuzusenden. Unter anderen [sic!] schreibt Bk Karl Mieth aus dem Felde:


    „Besteht die Möglichkeit, solchen Bkn an der Front, die keine Verbindung mit einer Druckerei haben, fachliche Literatur (Zeitschriften, Bücher usw.) zuzusenden? Ich habe mich mit Bk Fritz Schönau, der auch bei unserer Truppe ist und nur 15 Minuten von mir entfernt liegt, über diesen Gedanken unterhalten. Wir kamen zu dem Schluß, daß es im Bund eine ganze Anzahl älterer Bkn gibt, die ihr Fachzeitschriften nach dem Lesen vielleicht dem Papierkorb einverleiben oder im Bücherregal verstauben lassen, und wir würden diese gern noch lesen. Gewiß werden eine Reihe Bkn, die gleich uns den grauen Rock tragen, von ihren Firmen mit fachlichem Lesestoff versehen, aber es gibt auch einen nicht unbeträchtlichen Teil unter uns, die nicht dieses Glück haben. Es wäre nun eine schöne Aufgabe für den Bund, uns etwas geistig zu betreuen und uns unsere Freude am Berufe erhalten zu helfen.“


    Solche Briefe gaben mir zu denken. Wenn ich auch ab und zu an einige Bkn Fachzeitungen sandte und gleich mir mancher andere Bk, so glaube ich doch, daß das nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Wäre es nicht schön, wenn sich viele Bkn, die noch im beruflichen Leben stehen, entschließen würden, ihre entbehrliche Fachliteratur und Fachzeitschriften den wißbegierigen Kameraden im Felde zur Verfügung zu stellen? Schaffende und Kämpfende reichen sich damit die Hände und folgten gerade im Jubiläumsjahr dem ewigen Willen des Altmeisters. Jeder Sieg draußen ist mit Tapferkeit erkämpft und erobert worden. Es wird nichts geschenkt. Nach den Strapazen und Anstrengungen mit fachlichem Lesestoff ein wenig Schönheit und berufliches Glück in die Ruhestunden unserer feldgrauen Bkn zu bringen, das ist eine Forderung, die echte Kameradschaft an jeden einzelnen von uns stellt. Mit der kleinen Mühe wird trotz reichlicher eigener Arbeit jeder fertig. Freudig wollen wir damit sagen: Das ist deutsch und das tun wir gern für unsere feldgrauen Bkn! Unsere Bundesgeschäftsstelle wird auf Anfrage gerne die Feldpostadressen der vielen interessierten Bkn vermitteln. Unterbeck


    Bell[,] Gustav, Soldat: „Besten Dank für Übersendung der letzten BM [= Bundesmitteilungen]. Dieses Heft gab mir eine große Abwechslung. Den Inhalt habe ich nur so verschlungen. Gedrucktes fehlt uns sehr. Sobald lesbarer Druck eintrifft, stürzen wir wie Wölfe darauf und danken jedem aufrichtig für diesen köstlichen Stoff. Gesundheitlich geht es mir bis auf zwei erfrorene Zehen gut.


    Beyer[,] Rudolf, Gefreiter: „Mit großen Interesse habe ich stets die BM, die mir ins Feld nachgesandt wurden, gelesen. Ich bin seit Anfang des Krieges eingezogen. Seit Beendigung des Polenfeldzuges liege ich im Westen.“


    Böhme[,] Ernst: „Endlich ist meine lange erwartete Einberufung zum Militär gekommen. […]“


    Börner[,] Erich, Soldat: „Herzlichen Dank für die regelmäßige Übersendung der BM auch unter den jetzigen Verhältnissen. Man empfindet die Verbindung mit dem Beruf doppelt dankbar. Ich stehe als Rechnungsführer im Siegerland und warte auf meine Versetzung an die Front. Nach dem siegreichen Abschluß dieses Krieges geht es wieder mit frischem Mut an die Arbeit, und dann wird der GB [= Graphisch Bund] wieder zu seinem Recht kommen. Allen Bkn und denen, die mit mir in der Meilei schwitzen und dann die verlorene Körperfeuchtigkeit bei Bauers [= vermutlich eine Kneipe, unbekannter Ort] wieder ergänzten, herzliche Grüße.“


    Demolet[,] Ludwig, Gefreiter: „Ich war sehr angenehm überrascht, als ich die BM erhielt, seit einem halben Jahr wieder etwas, das mit der Schwarzen Kunst [= eine berufsgenössische Bezeichnung für das Druckereigewerbe] zusammenhängt. Der Dienst nimmt einen so in Anspruch, daß der Gedanke an den eigentlichen Beruf stark zurückgedrängt wird. Aber wen [sic!] geht das nicht so? […]“


    Dörre[,] Willi[,] Soldat: „Vorerst besten Dank für den so netten Geburtstagsglückwunsch, und wenn ich hier so den kleinen Astronomen, besser gesagt Sterndeuter mache, dann habe ich es diesem kleinen Büchlein, also mithin dem Bund zu verdanken. Bei einigermaßen Objektivität treffen auch verschiedene Sachen auf mich zu, aber darüber redet man nicht gern. Sonst ist es hier, wie üblich beim Soldaten, interessant und für Bewegung ist stets gesorgt. Aber auch das Quartiert, einzeln bei einer Familie und im Federbett, also sozusagen mit allem Komfort, ist eine Überraschung. Dienst usw. hat den Außenstehenden nicht zu interessieren, und es macht Spaß, wenn das kasernenmäßig Gelernte hier draußen im Geländee [sic!] klappt, vor allem, wenn man selbst dafür Verantwortung zu tragen hat. Jedenfalls hoffe ich und wir alle, daß uns bald ein siegreiches Vaterland wieder bei unserem schönen Gewerbe sieht.“


    Ebert[,] Walter, Soldat: „Nach meiner Einziehung am 26. März [1940] in Mainz bin ich daselbst feldmarschmäßig ausgerüstet worden, zwei Tage später ging es früh fort nach Polen, in fünfundvierzigstündiger Bahnfahrt quer durch das deutsche Land. Unser Quartier ist eine noch neue, ehemals polnische Kaserne, die Räume sind schön geräumig, luftig und modern eingerichtet. Wir kamen nachts vier Uhr hier an und bei unserem Marsch durch die Stadt sahen wir die Folgen dieses Krieges. Überall starrten uns schwarze, leere, ausgebrannte Fenster, oft in ganzen Straßenzügen, entgegen. Alle Verbindungsbrücken waren gesprengt worden und sind jetzt noch im Aufbau begriffen. Man kann nur wünschen, daß unser Vaterland von diesen Verheerungen immer verschont bleibt.“


    Ellerin[,] Martin, Soldat: „Seit 15. Januar [1940] bin ich wieder Soldat, nachdem ich einige Wochen beurlaubt war, um die Tiefdruckabteilung meines Hauses den jetzigen Verhältnissen anzupassen. Allen Bkn sende ich von der Westfront herzliche Grüße. Es geht mir sehr gut, bin schon seit längerer Zeit auf der Schreibstube beim Regimentsstab tätig.“


    Ernst[,] Helmut, Gefreiter: „Es wird Post verteilt. […] Ich habe lange nichts mehr vom Bund gehört, um so größer war jetzt die Freude. Recht herzlichen Dank sage ich auch. Ja, gerade als Soldat hat man mehr als sonst das Verlangen, wieder etwas Berufsluft zu atmen oder von alten Zunftkameraden zu lesen und zu hören. Nun bin ich auch schon zehn Monate unterwegs. Polen gehört bereits zur Erinnerung und hier im Westen lauert man auf neuen Einsatz. Überall stehen die Bk und doch stellen die BM immer wieder die Verbindung her. […] Herzliche Grüße allen Bkn, besonders aber denen vom vierzehnten Semester.“


    [...]

  • ERSTER TEIL (FORTSETZUNG)


    Fieck[,] Heinrich, Oberwachtmeister: „[…] Als ich kürzlich auf einem Dienstwege war, rutschte ich auf einer vereisten Straße aus und brach mir den rechten Fuß. Nun liege ich ungewollt in Gips verpackt im Bett eines Lazaretts und muß geduldig auf Heilung warten. Hoffentlich dauert es nicht allzu lange. Die BM habe ich mit größtem Interesse gelesen, vielen Dank für die Zusendung. In der jetzigen Zeit ist fachlicher Lesestoff besonders begehrt.“


    Folbinger[,] Hans, Soldat: „Erst jetzt kann ich dem Bund mitteilen, daß ich seit dem 26. Februar [1940] eingezogen bin. […]“


    Forschner[,] Rudolf, Gefreiter: „Über die überraschende Zusendung der BM habe ich mich sehr gefreut. Nach so langer Dienstzeit eine kleine Vermittlung [sic!] zur Heimat. So hart auch die Zeit ist, so hart ist unser Wille und Glaube. Allen Bkn herzliche Grüße.“


    Forschner[,] Rudolf, München: „Vielen Dank für den Geburtstagsglückwunsch. Den Tag habe ich im Dienst verbracht, da ich seit September vorigen Jahres beim Luftschutz (Instandsetzungsdienst) als Abschnittsführer eingereiht bin. Seit Februar bin ich im Polizeipräsidium München und trage über zwanzig Trupps die Verantwortung.“


    Frahm[,], Fr., Unteroffizier: „Seit September vorigen Jahres beschäftige ich mich damit, Rekruten auszubilden, ebensolange habe ich keine Nachrichten vom Bund erhalten. Inzwischen bin ich glücklich im Hafen der Ehe gelandet, wenn ich davon leider im Augenblick auch nicht viel merke. […]“


    Frankfurter[,] Herbert, Soldat: „Auch ich bin nun seit einiger Zeit in die Wehrmacht eingereiht, und zwar bin ich als Soldat einer Luftwaffen-Baukompanie tätig. Der Truppenteil sagt ja schon, daß wir außer der soldatischen Ausbildung für die Luftwaffe arbeiten. Natürlich keine ‚Kalkulationen‘. Zur Abwechslung ist jetzt die körperliche Tüchtigkeit an der Reihe. Dich man lernt auch noch diese Arbeiten. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Allen Bkn sende ich herzliche Grüße.“


    Fresen[,] Max, Gefreiter: „Von der Ostsee sende ich allen Bkn herzliche Grüße. Auch ich wurde als alter ‚Landser‘ bei Kriegsbeginn nicht vergessen und tue wieder Dienst bei ‚Preußens‘. Bin zur Zeit bei einem Ersatzbataillon als Schießunteroffizier und bemühe mich, der Front gute Schützen zu liefern.“ Viel lieber wäre ich selbst vorn, aber man muß eben da, wo man hingestellt wird, seine Pflicht tun und daran soll es bei mir nicht fehlen.“


    Gentsch[,] Oswin, Soldat: „Ich bin inzwischen als Weltkriegsteilnehmer in rückwärtige Dienste gekommen. Nun habe ich hier eine interessante und vielseitige Tätigkeit, die an rasche Auffassungsgabe, Einfühlungsvermögen und technisches Verständnis allerhand Anforderungen stellt. Ich werde auch an diesem Platz meinen ganzen Mann stellen und für Deutschlands Sieg arbeiten.“


    Geyer[,] Heinz, Oberschütze: „Dem Graphischen Bund anzugehören bereitet Freude. Ob man in der Heimat oder im Felde seine Pflicht erfüllt, angenehm ist es stets, seine betreuende Hand zu spüren. Wie gefällig gelingt es ihm, das Band der Kameradschaft enger zu knüpfen. Die Bkn draußen oder drinnen lebendig zu verbinden, wie läßt er sich das angelegen sein. […]; der Bund nimmt Teil an Freud und Leid. […]“


    Gräßler[,] Eugen, Gefreiter: „Bei einem kurzen Fronturlaub habe ich die BM erhalten. […]“


    Grunert[,] Johannes, Soldat: „Vor allem meinen herzlichsten Dank für den reizenden Geburtstagsgruß. Es ist immer ein schönes Gefühl, von Berufskameraden [sic!] an dem Tag, der doch etwas anders ist als der sonstige Alltag, einen freundlichen Glückwunsch zu erhalten, speziell wenn man schon jahrelang allein draußen in der Welt steht.“


    Heinrich[,] Otto, Soldat: „Seit Ende Januar [1940] trage ich auch den grauen Rock und werde im ‚kalten Osten‘ ausgebildet. Obwohl die Knochen etwas eingerostet sind, macht mir der stramme Dienst doch Spaß. Allen Bkn im Felde und in der Heimat beste Grüße.“


    Heintze[,] Rudolf, Gefreiter: „Eine ganz besondere Freude machte mir der Bundesgeburtstagsglückwunsch mit dem astrologischen Büchlein, wofür ich besonders danke. Nachts hat man ja hier Veranlassung genug, nach dem Himmel zu schauen, und wenn es sternenklar ist, bringe ich jetzt immer das Gespräch mit Kameraden auf den Einfluß der Gestirne auf den Menschen und gebe mit den frisch erworbenen Kenntnissen ganz groß ab. Die letzten BM riefen viel schöne Erinnerungen wach, und die Feldpostecke erregte mein besonderes Interesse. Allen Bkn in der Heimat und bei der Wehrmacht herzliche Grüße.“


    „Hermann[,] Johannes, Soldat: „Nun ist schon mehr als ein halbes Jahr vergangen, seit ich zu den Fahnen gerufen wurde. Zuerst mußten wir im Westen den Gegner in Schach halten und nach Beendigung des Polenfeldzuges wurden wir hier im südöstlichsten Zipfel von Polen direkt an der neuen deutsch-russischen Grenze als Besatzungstruppe eingesetzt. Dieser Dienst ist ja mitunter ganz interessant und abwechslungsreich. Bei der großen Kälte, wir hatten bis zu [Minus] 35 Grad, haben wir sowohl beim Dienst als auch in den baufälligen Hütten, in denen wir einquartiert sind, ganz mächtig gefroren; aber nun wird es ja wieder Frühling und damit auch wärmer. Recht herzliche Grüße aus der dreckigen, unkultivierten Polackei.“


    Hesse[,] Ernst, Unteroffizier: „[…] Seit dem August 1939 bin ich bei den ‚Preußen‘, habe den Polenfeldzug bei einer Spezialkompanie der Luftwaffe mitgemacht.“


    Hiebsch[,] Reinhold, Soldat: „Ich bin seit dem Januar 1940 zum Militärdienst eingezogen Da ich zur Zeit im Osten meinen Dienst versehe und hier noch alles im Entstehen ist, wäre ich besonders für die Zusendung der BM und anderen Lesestoffes sehr verbunden.“


    Hitzig[,] Fritz, Gefreiter: „Die BM waren mir diesmal liebe Grüße, mehr noch wie sonst, denn zwischen Bunkern, MGs, Gräben und Stacheldraht hatte ich den Graphischen Bund doch fast schon vergessen. So aber waren mir äußere Form und Inhalt Erinnerungen an eine Zeit, die ich schon vergessen hatte. Allen Bkn aber auf diesem Wege: ‚Auf Wiedersehen nach dem Siege!‘“


    Hoffmann[,] Carl, Hauptmann: „Wenn auch etwas verspätet, aber doch noch und um so herzlicher möchte ich mich heute für die netten Glückwünsche zu meinem Geburtstag bedanken. In Ruhe kam ich erst heute dazu, die herrlichen Verschen zu lesen, die nach den anstrengenden Dienstwochen ein besonderer Genuß waren. Wir haben seit Mitte Dezember [1939] eine harte Zeit hinter uns, besonders die Kälte da es uns wie vielen anderen auch an. Aber so langsam hat man sich daran gewöhnt, und nun wird es ja auch wieder wärmer.“


    Hörner[,] Willi, Soldat: „Herzlichen Dank für den Geburtstagsgruß, habe mich sehr darüber gefreut. Seit Ende Februar [1940] bin ich zur Sturzkampfflieger-Schule [Kitzingen] abkommandiert […].“

  • ZWEITER TEIL


    Bundes-Mitteilungen, Heft 10 bis 12, Dezember 1939, Vierzigster Jahrgang, S. 234–244:


    Kleiner BM-Feldpostbericht


    Mein Gruß an die Front


    Wer diese BM sorgfältig durchliest, wird mit mir zu der Feststellung kommen, daß meine Bundeskameraden, die heute den grauen Rock tragen, sich mit besonderer Liebe des Graphischen Bundes E.V. erinnern. Ich habe auch persönlich so viele Grüße erhalten, daß ich den ‚Kleinen BM-Feldpostbericht‘ benutzen muß, um sie hiermit zu beantworten. Besonders aber grüße ich meine beiden Vorgänger in der Bundesleitung, die Bk Feldwebel Fritz Beyer-Eilenburg und Leutnant Alexander Bartosch und mit ihnen alle Bundeskameraden, die irgendwo auf Wacht stehen, um ihr Vaterland zu schützen. Wir werden in der Heimat alles tun, um uns ihren Opfern und Leistungen würdig zu zeigen. Fröhliche Weihnacht! Henke


    Beyer, Eilenburg[,] Fritz, Feldwebel: „Aus den letzten BM ersehe ich, daß unser Bund trotz Krieg noch weiterarbeitet. Ich bin bei dem ‚diesjährigen Einsatz‘ natürlich auch dabei und freue mich, daß ich trotz meiner fünfundvierzig Jahre alle Strapazen (sieben Wochen Polen und jetzt im Westen) gut überstehe.“


    Bossert[,] Heinrich, Wachtmeister: Noch nie habe ich mich wohl so sehr über die Bundesmitteilungen gefreut, wie jetzt als Soldat. Als Wachtmeister einer Flakbatterie grüße ich alle Bundeskameraden, besonders aber diejenigen, die wie ich jetzt den Soldatenrock tragen.“


    Breidenstein[,] Wilhelm, Hauptmann: „Ich befinde mich seit Ende August [1939] im Felde und sende allen Bundeskameraden herzliche Grüße.“


    […]


    Daubmann[,] Erich, Soldat: „Für die herzlichen Wünsche meinen schönsten Dank. Diesmal war es nun nicht so, wie es in dem Glückwunsch heißt: Kannst die vollen Humpen trinken und dich erfreuen an vielen Dingen, die liebevoll Mitmenschen bringen als Gabe zum Geburtstag. Ich bin [auch seit] einiger Zeit eingezogen und beging meinen Geburtstag zum erstenmal [sic!] im feldgrauen Rock. Die Wünsche haben mitch aber trotzdem sehr erfreut.“


    Engstfeld[,] Rolf, Gefreiter: „Von dem ‚KdF-Urlaub‘ am deutschen Rhein grüße ich die Leipziger und Bremer Bundeskameraden.“


    Fieck[,] H., Oberwachtmeister: „Allen Bundeskameraden sende ich von der Westfront kameradschaftliche Grüße. Habe als alter Weltkriegsteilnehmer den ganzen Krieg in Polen gesund überstanden und bin nach kurzem Urlaub bei Muttern nunmehr an der Westfront, wo wir auf die Dinge warten, die da kommen sollen und müssen. […]“


    Fooken[,] Hannes, Gefreiter: „Im Augenblick, da ich dies schreibe, habe ich den Bk Persiehl, der zu einer Nachbareinheit eingezogen ist, fernmündlich um Rat befragen wollen, aber die Verständigung war so schlecht, daß wir eine Aussprache über unsere Og-Arbeit in Hamburg auf später vertagen mußten. Bei der gleichen Einheit steht auch der Bk Hoesch. Wenn wir Persiehl dazunehmen, können wir wohl die erste GB-Kriegskameradschaft gründen. Wir wollen aber allesamt hoffen, daß die Ereignisse entscheidender Natur bald abrollen, damit wir wieder in unsere Betriebe kommen. Wir liegen hier fest vor Anker und achten darauf, daß die Engländer uns nicht demolieren. Zu rechten Kampfhandlungen ist es noch nicht gekommen, denn der Engländer hat anscheinend nicht den rechten Schneid, in entsprechenden Massen anzukommen. Hier spricht für jede Operation in und aus der Luft das Wetter ein großes Machtwort. Mag sein, daß die frostklaren Nächte auch hier die Lage ändern. […]“


    Freitag[,] Horst, Gefreiter: „Die Bundesmitteilungen bekam ich an die Front nachgesandt und habe sie mit viel Interesse gelesen. Ich beeile mich, mitzuteilen, daß ich seit Ende August wieder in einer Panzerabwehrabteilung ‚tätig‘ bin. Allen Bundeskameraden aus meinen Semestern herzliche Grüße.“


    Gentzschke[,] Heinz, Freital: „Seit einem Vierteljahr bin ich nun ‚Funker‘. Die Ausbildung ist längst vorbei, ich schreibe also nicht mehr als Rekrut. […] Den alljährlich erscheinenden Almanach möchten wir Soldaten auch im nächsten Jahr nicht vermissen. Grüßen Sie alle GBler. Wer Lust hat, soll mal etwas von sich hören lassen, so ein lediger Funker kann nie genug Post bekommen. Schade, daß wir keine ‚Damenabteilung‘ dem Bund angliedern können. Oder sollte doch durch Zufall eine dem Beruf Nahestehende auf meinen Weihnachtswunsch durch die BM aufmerksam werden? Das wäre einmal eine angenehme Überraschung.“


    Geske[,] Werner, Leutnant: „Ich danke dem Bund für die regelmäßige Zustellung der Bundesmitteilungen. Es ist eine schöne Abwechslung für die langen Abende im Unterstand, man liest viel Neues auf dem Gebiet der Schwarzen Kunst und, was besonders nett ist, man hört auch wieder einmal von Kameraden und Bekannten, mit denen man während vier Semestern so manches Pferd gemaust hat.“


    […]


    Grundler[,] Josef, Soldat: „[…] Seit 26. August [1939] trage ich nun auch den blauen Rock der Luftwaffe. Am 5. August beendete ich erst eine dreimonatige Übung. Mein Kartengruß vom Scharfschießen in Oppau am Neusiedler See, Ende Juli, scheint nicht in Leipzig eingetroffen zu sein, oder doch? Soweit befinde ich mich gesund und wohlauf. Am meisten freut es uns Soldaten, wenn wir Post bekommen.“


    Haberkorn[,] Heinz, Soldat: „Ganz überraschend trafen die Glückwünsche zu meiner Verlobung und auch die Bundesmitteilungen bei mir ein. Daraus konnte ich wieder einmal ersehen, daß unser Bund immer bemüht ist, seinen Kameraden eine Freude zu bereiten. Dies kann man ganz besonders feststellen, wenn man den Kleinen BM-Feldpostbericht liest. Es ist schon so, wir Kameraden im grauen Rock, ob an der Front direkt oder als Besatzungstruppen, warten jeden Tag auf ein Zeichen der Verbundenheit aus der Heimat.“


    Hennig[,] Ernst, Gefreiter: „Seit dem 26. August [1939] bin ich wieder Soldat, wie ich es bereits vor vierundzwanzig Jahren war.“


    Hesse[,] Ernst, Unteroffizier: „[…] Ich bin, meinem Beruf entsprechend, in einer Pk. [= Propagandakompanie] der Luftwaffe, so daß ich über Abwechslung und interessante Erlebnisse nicht zu klagen habe. Zurück aus dem Polenfeldzug warten wir auf neuen Einsatz, herzliche Bundesgrüße den TfBern von 1927.“


    Heyer[,] Wilhelm, Leutnant: „[…] Namentlich jetzt im Kriege sind die Bundesmitteilungen ein festes Glied in der Verbindung Heimat und Front.“


    Hoffmann[,] Joachim, Gefreiter: „[…] Nun habe ich mich inzwischen kriegstrauen lassen und möchte heut[e] bitten, dies auch in den nächsten BM zu veröffentlichen. Mein kurzer Urlaub ist leider viel zu schnell zu Ende gegangen und nun stehe ich wieder auf meinem alten Posten mit seinem täglichen Einerlei. Eine Beruhigung haben wir, daß die Heimat genau so ihre Pflicht erfüllt wie wir hier auf vorgeschobenen Posten. Und dieses gemeinsame Aufeinandervertrauen wird uns über alles hinweghelfen und den endgültigen Sieg bringen.“


    FORTSETZUNG FOLGT!

  • ZWEITER TEIL (FORTSETZUNG):


    Kretzschmar[,] Walter, Soldat: „Habe soeben die letzten Bundesmitteilungen erhalten und mich über deren Umfang sehr gefreut. Gleich vielen anderen Bundeskameraden freue auch ich mich, heute Soldat zu sein.“


    Kröger[,] Johannes jun., Matrose: „Seit August bin ich bei der Kriegsmarine an Land ‚beschäftigt‘. Es wäre für die Allgemeinheit besser, wenn wir keine Beschäftigung bekämen, aber manchmal möchte man gerne so einige Tommis [sic!] herunterholen.“


    Kübitz[,] Friedrich, Soldat: „Die Feldpostnummer, die in den letzten Bundesmitteilungen veröffentlicht wurde, hat schon schöne Früchte gebracht in Form einer großen Schachtel Zigaretten. Es ist so schön, überall Kameradschaft und Volksgemeinschaft festzustellen, die alles überwinden wird.“


    Kerner[,] Herbert, Soldat: „Im Augenblick sitze ich hier beim Kerzenschein und behüte den Schlaf meiner Kameraden. Auf Wache ist die beste Gelegenheit zum Schreiben. Den Umständen entsprechend geht es mir sehr gut. Die Gegend, in der wir liegen, ist zwar nicht gerade die schönste. In unserer Freizeit wird dafür aber für eine gute Ergänzung der Soldatenkost gesorgt. Zur Abwechslung haben wir uns heute Bratkartoffeln und Pudding gemacht. […]“


    von der Lippe[,] Werner, Gefreiter: „Bin schon seit Monaten an der Front und möchte die Verbindung zum Beruf und der Heimat doch nicht verlieren. Hier ist trotz aller Strapazen und Anstrengungen alles wohlauf.“


    […]


    Schlüter[,] Herbert, Gefreiter: „[…] Den Polenfeldzug habe ich nicht mitgemacht. Da haben wir tatenlos zugesehen, wie sich unsere deutschen Brüder durchschlugen. Ich diene mit Bk Winter aus Herrnhut in einer Kompanie. Ja, wir liegen sogar zusammen in einer Stube, so daß wir uns beruflich gut unterhalten können. Ebenso habe ich schon mehrere Hörer der Abendkurse getroffen.“


    […]


    Stephani[,] Kurt Georg, Soldat: „[…] Sicherlich haben schon viele Bundeskameraden den grauen Rock an. Wie Sie aus meiner Anschrift ersehen, bin ich auch dabei. Das Schönste ist übrigens, daß seit vierzehn Tagen auch Bk Männe Weidemeyer bei unserem ‚Verein‘ ist. Wir warten nun noch auf Bk Schwarz. Wie lange wird es noch dauern, bis er bei uns ist? Ich bin Kraftfahrer und fahre viel, mußte sogar extra den Führerschein 2 (Militärführerschein) machen. Na, als alter Kapitän sämtlicher Landstraßen eine Kleinigkeit. Vergessen Sie nicht, mir laufend die BM zuzusenden.“


    Thiele[,] G., Soldat: „Nachdem wir im Osten den Polen kaltgestellt haben, warten wir hier im Westen auf neue Aufgaben. Die schönste Aufgabe wäre natürlich, sich wieder der geliebten Druckkunst widmen zu können.“


    Tille[,] Manfred: „[…] Ich freue mich, daß der Bund auch an uns Soldaten denkt. Herzlichen Dank für die netten und lustigen Geburtstagswünsche.“


    Wagner[,] Fritz, Gefreiter: „[…] Ich bin seit den ersten Kriegstagen Soldat und wäre sehr dankbar, wenn mir die Bundesmitteilungen laufend weiter ins Feld nachgesandt werden könnten.“


    Walter[,] Horst, Unteroffizier: „[…] Seit der Mobilmachung bin ich eingezogen und schon einige Zeit im Westen. Meinen Kameraden ist es wohl selbstverständlich, daß ich mit Begeisterung dabei bin, sie haben ja in mir immer nur den Soldaten gesehen.“


    […]


    Wild[,] Ranould, Soldat: „Will nun auch einmal was von mir hören lassen. Ich bin nun schon seit elf Wochen Soldat und als Reservist verschiedentlich im Westen herumgekommen. Der interessanteste Teil war bestimmt meine Bunkerzeit am Rhein.“

  • Und dann war da noch der folgende Brief abgedruckt (Quelle wie #3), den ich bewusst von den anderen abgetrennt habe, aber lest gern selbst (zur besseren Lesbarkeit habe ich Absätze eingefügt):


    Rulf[,] Karl, Soldat:


    „[…] Man weiß, daß nicht alle draußen [mit „draußen“ ist hier die Front gemeint, KH] sein können, denn auch zu Hause kämpfen alle mit, aber, wenn man nun so, wie ich hier in dem trostlosen Polen, seinen Dienst macht, dann ist für uns die Stunde, in der es Post gibt, die schönste des Tages. […]Leider muß ich euch mitteilen, daß ich bei der Besetzung des Polizeipräsidiums in Lodz zu spät gekommen bin, da ich ja hier nur Fahrrad fahre oder reite. Es ist euch sicher durch Konrad [vermutlich ein Bundeskamerad v. Rulf, KH] bekannt, daß ich über Lodz nach Skiernewice [korrekt: Skierniewice] mit dem Fahrrad gefahren bin, das war eine Strecke, die bei den schlechten Straßen schon eine Leistung ist. Aber diesem Raderfolg kann ich neuerdings einen Reiterfolg hinzufügen.


    Gerade heute, wo ich eure Post bekam, kam ich von einem großen Gefangenen- und Pferdetransport zurück. Mit 500 Pferden und 170 Gefangenen sind wir acht Tage unterwegs gewesen, 170 km, durchweg jeden Tag 30 km. Bei strömenden Regen und zum Teil schon Schnee haben wir einen schweren Marsch hinter uns. Ich habe die ganze Strecke im Sattel zurückgelegt, wenn mir auch manches Mal die Knie und Waden wehgetan haben. Auf der bekannten Seite, die im allgemeinen beim Reiten in Mitleidenschaft gezogen wird, habe ich nichts gemerkt. Meinen Pferdeburschen, einen polnischen Panje, der wie ein Kosake aussah, hatte ich immer bei mir, so daß ich mir beinahe wie ein Rittmeister vorkam. Immerhin, ein Blick in die Welt vom Rücken eines Pferdes ist etwas anderes und ein besonderer Genuß.


    Am Abschluß lagen wir über zwei Tage auf einem polnischen Gut. Im Speisezimmer auf Stroh: gewohnt und geschlafen; unser Panje, der Stanislaus, spielte Kammerdiener, vornehmes Essen von Porzellan mit Silberbesteck und Leuchtern, anschließend Terrasse, Freitreppe und großer Park. Hier brachten unsere Panjes die gesattelten Pferde zum Morgenritt hin. Kamerad Amtsgerichtsrat Sauer und ich ritten dann aus, unsere Burschen bei uns. Also ihr seht, vornehmer ging es nicht mehr, und das war gerade richtig. Ich habe einen Araberschimmel geritten, ganz große Klasse. Der polnische Offizierstellvertreter, unser Dolmetscher, hatte mich gewarnt, denn bei dem Temperament dieses Pferdes flöge ich bestimmt runter. Aber mein Widerspruchsgeist und ein bißchen Mut bewirkten, daß ich nun gerade auf den Gaul mußte. Dieser 15 km lange Morgenritt war ein einziger Genuß. Allerdings war ich vollkommen durchgeschwitzt und auch das Pferd dampfte aus allen Poren. Aber ich habe ihn gemeistert, wenn mir auch die Hände brannten vom Zügelhalten. So habe ich euch etwas Angenehmes aus Polen berichtet.


    Leider sind aber derartige Tage sehr dünn gesät. Unser Wach- und Kommandodienst ist nicht leicht. Die Gegend und das Drecknest Skiernawice [korrekt: Skierniewice; man beachte, dass Rulf den Namen der Stadt unterschiedlich, aber jedes Mal falsch schreibt, KH] taugen nichts. Draußen alles eintönig, innen in der Stadt Dreck und Juden oder Juden und Dreck, beides immer zusammen. Nur selten mal anständig gekleidete Zivilisten. Wer die Rassenfrage und besonders die Auseinandersetzungen mit den Juden in Deutschland nicht gefressen hat, braucht nur eine Woche in Polen zu sein, und er ist überzeugt. Für den Inhalt eures Päckchens herzlichen Dank. Auch rauche ich schon mehr als sonst, habe aber so Gelegenheit, bei jeder Zigarette an euch zu denken. […] Bleibt gesund und denkt an uns!“


    So ihr Lieben, das wars fürs Erste mit den Feldpostbriefen.


    Liebe Grüße,


    KH22