Hilfe bei Identifikation einer unbekannten Lafette/Anhänger

  • Hallo liebe Mitglieder,


    durch Niedrigstand des Wassers in unserem Stausee ist oberhalb der Brücke (1945 wurde der Vorgängerbau gesprengt) etwas im Wasser sichtbar geworden. Aufgrund Interesses vieler Bürger haben wir uns mal dran gemacht und die "Sache" geborgen. Es hat sich als ein Fahrgestell herausgestellt, nun haben wir aber Probleme bei der Identifikation. Ich hatte auch schon mal das MHM Dresden angeschrieben, es konnte mir aber keinen super genauen Tipp geben. Nach Hinweisen des MHMs hab ich mich aber nochmal ans Wasser begeben und versucht, ein paar Details zu finden.

    Vielleicht sind die Mitglieder hier im Forum so lieb, bei der Identifikation zu helfen :) oder können sogar genau sagen, was es ist. Ich erwarte hier keinen Sensationsfund, aber es ist auch ein interessanter kleiner Teil Ortsgeschichte.


    anbei noch ein paar Hinweise zu den Bildern und meinen Beobachtungen dazu:

    • auf den Reifen konnte ich noch "ontin" lesen. Außerdem fand ich auch das Pferd aus dem Continental Logo
    • nach Reinigung der Radnaben konnte man das Logo der Bergischen Achsenfabriken "BPW" erkennen
    • die Messing-Radschrauben hatten an dem einen Rad überall ein "L" drauf, auf der anderen Seite ein "R", wenn es links und rechts sein soll, dann war es genau falsch herum in Fahrtrichtung gesehen
    • ältere Bürger konnten noch berichten, dass im Winter 1945 im fraglichen Bereich des Stausees auf dem Eis wohl Lafetten/Geschütze abgestellt waren
    • die "Aufnahmen" sind mit Schraubenfedern ausgeführt
    • am Rahmen konnte ich noch zum Teil graue Farbe erkennen, ich denke das weist auch auf die Wehrmacht hin

    Quelle: Eigentum


    Wenn ihr noch Hinweise braucht, dann schreibt eure Fragen einfach her. Ich danke euch schonmal im Voraus für die Hilfe :S

  • Hallo Harraer und willkommen im Forum,


    ad hoc würde ich auf einen Sonderanhänger für Mörser oder Flak tippen, aber genau kann ich es dir auch nicht sagen. Bei stöbern bin ich auf folgende Seite gestoßen:


    http://www.kfzderwehrmacht.de/…ch/Anhanger/anhanger.html


    dort konnte ich aber auch nichts wirklich identifierieren.

    Vielleicht fragst du dort einfach einmal an.


    Horrido


    Daniel

    Suche Infos über die Eisenbahnpioniere und die Eisenbahnentseuchungszüge.

  • Hallo Harraer,


    auch von mir ein herzliches Willkommen in diesem Forum.


    Kannst du uns den Ort des Geschehens benennen? Das könnte evtl. bei der Identifizierung einer Militäreinheit helfen.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Daniel,

    ad hoc würde ich auf einen Sonderanhänger für Mörser oder Flak tippen, aber genau kann ich es dir auch nicht sagen.

    nur sind wohl alle bekannten deutschen Mg- und Flakwaffen nicht kompatibel mit der vorhandenen Hocheinhängungsaufnahme.
    Scheint mir ein Exot zu sein, entweder von den Pionieren (Abrollen des Fährseils) oder vom Funkwesen (Kabeltrommel).



    Grüße

    Udo

  • Klar. Wie es mein Nutzername schon verrät geht es um Harra in Thüringen, Am oberen Ende des Bleilochstausees. Unsere Brücke wurde im April ´45 gesprengt. Ich füge mal ein Bild an, wo wir den Anhänger gefunden haben. Im Blauen Kreis sieht man eine hellere Stelle, das war ein Rad des Anhängers. Die Wand davor ist eine Spundwand, die zum Bau der ersten Brücke gesetzt wurde. Die Fundstelle hat kaum Strömung (wahrscheinlich durch den Felsen oberhalb) sodass ich davon ausgehe, dass da auch nix abgetrieben ist. Truppenbewegungen wären sicher interessant, nur kenne ich da keine Quellen und hatte die Hoffnung, dass man da hier vielleicht mehr Wissen hat :)


    Ja, an sowas hatten wir auch schon gedacht. Die Aufnahme erinnert an Aufprotzvorrichtungen für tragbare 2-Mann-Haspeln bei der Feuerwehr. Die Federung hat mich dann aber stutzig gemacht, denn offensichtlich soll ja das Transportgut gefedert werden. Es sind auch sehr massive Schraubenfedern, die entsprechende Federkraft haben dürften, also dürfte das Transportgut etwas schwerer gewesen sein, aber nicht zu schwer, da ja die Konstruktion ohne durchgängige Achse nicht zu viel Traglast zulassen dürfte.

  • Hallo Harraer,


    auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum. Du hast da ja wirklich etwas sehr interessantes gefunden. Ich habe ebenfalls mal geschaut aber einen 100 % Treffer, hatte ich bisher auch noch nicht. Es gibt auch eine Ausgabe von der Zeitschrift Waffenarsenal mit dem Titel KFZ-Anhänger die mir auch vorliegt aber bisher ebenfalls Fehlanzeige.....


    Ich frage mich im Moment nur ob man das noch so klären kann weil wir nicht mal wissen, was an dem Teil noch alles angebaut war bzw. jetzt ggf. fehlt.


    Gruß

    Michael

  • ja, finde es eben auch spannend, was das sein kann. Da in der "Tasche" des Flusslaufes sehr viel schlamm liegt, könnte man durchaus noch weitere Teile dort finden. Also wenn es zum Beispiel eine Lafette für einen Granatwerfer war, dürfte der dort auch noch zumindest in Teilen liegen. Da bräuchte man eventuell mal einen Taucher. Alles organische wie z.B. Holz dürfte größtenteils verrottet sein, denn der Schlamm in unserer Talsperre, gerade aus älteren Zeiten ist sehr aggresiv, flussaufwärts ist eine Zellstofffabrik, außerdem waren noch eine Papierfabrik, eine Lederfabrik und ausgedehnte Textilindustrie auf BRD Seite in Hof an der Saale. Da ist ein heftiger chemischer Cocktail drin. Ich war beim freilegen der Details sehr vorsichtig, vorne am Rahmen, der ja Stahlrohr ist, war das Material fast komplett durchkorrodiert. Typenschild oder eingestanzte Nummer habe ich nicht gefunden, habe aber auch keinen Anhaltspunkt, wo man suchen könnte/müsste. Meine Tendenz wäre an der Deichsel, aber vielleicht hat hier jemand noch einen Tipp, wo man was finden könnte.

  • Hallo Harraer,

    Typenschild oder eingestanzte Nummer habe ich nicht gefunden, habe aber auch keinen Anhaltspunkt, wo man suchen könnte/müsste. Meine Tendenz wäre an der Deichsel, aber vielleicht hat hier jemand noch einen Tipp, wo man was finden könnte.

    die Deichsel wäre auch meine Vermutung gewesen aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man diese Aussage pauschalisieren kann.


    Gruß

    Michael


    PS: Achte bitte beim schreiben auch immer auf eine Anrede & Grußformel, besten Dank!

  • Hallo Harraer,

    Ja, an sowas hatten wir auch schon gedacht. Die Aufnahme erinnert an Aufprotzvorrichtungen für tragbare 2-Mann-Haspeln bei der Feuerwehr. Die Federung hat mich dann aber stutzig gemacht, denn offensichtlich soll ja das Transportgut gefedert werden. Es sind auch sehr massive Schraubenfedern, die entsprechende Federkraft haben dürften, also dürfte das Transportgut etwas schwerer gewesen sein

    die Basis des Anhängers besteht wohl aus Teilen des Sonderanhänger 51, jedoch fehlt neben Kotflügeln auch eine immens wichtige Arretiermöglichkeit an der Deichsel.
    Einfach nichts zur Halterung von Granatwerfer, Bodenplatte von Flak oder 60cm Scheinwerfer oder Transportkiste.

    https://www.turbosquid.com/3d-…ailer-sd-ah-3d-lwo/816158

    Keine Waffe oder Gerät außer einer Kabel- oder Seiltrommel hätte damit stabil transportiert werden können. Vermutlich ein nicht erfasster Prototyp des Jahres 1945 oder eine späte Sonderanfertigung, für den einfachen Funk- oder Pionierbedarf, der aus Teilen von Standardgestellen produziert wurde. Dann ist es auch irgendwie naheliegend, so ein Anhänger nach Beendung des Fährbetriebs einfach an Ort und Stelle verrotten zu lassen.


    Exotische Anhänger gab es wohl zuhauf, siehe Transportanhänger des Goliath-Panzers. Hier existieren aber dutzende stabilisierende Anbauten für einen Transport.
    Die hätten in irgendeiner Form existieren müssen, kann der Schlamm nicht weggefressen haben:

    https://www.rceifel.de/forum/i…&postID=136646#post136646


    Theoretisch ist sogar eine schnelle Frontfertigung vorstellbar, in der Not aus zivilen Landwirtschaftsteilen oder aus uralten Reichswehrbeständen. Zum Anschweißen der zwei Aufnahmegabeln braucht ein Schlosser der Pioniere keine 2 Stunden.


    Grüße

    Udo

  • Hallo Udo,


    vielen Dank für deinen Einsatz zu Klärung dieses Themas. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass fehlende Bauteile die Zuordnung stark erschweren und es viele Eigenlösungen gab, die so mit Sicherheit im Detail nicht mehr verzeichnet sind. Das von dir aufgeführte Modell könnte auf jeden Fall in diese Richtung gehen.


    Eine Überprüfung von Maßen der Bauteile wäre bestimmt auch noch sehr hilfreich aber lassen sich vermutlich nicht mehr vollständig rekonstruieren.


    Gruß

    Michael

  • Hallo an Alle,


    vielen Dank für die vielen Hinweise. Es ist schon einerseits interessant zu sehen, welche Möglichkeiten es gibt und gleichzeitig ärgerlich, dass ich euch nur so spärlich mit weiteren Details versorgen kann. Ich habe jetzt die Seite "Kfz der Wehrmacht" kontaktiert, vielleicht können die noch was erhellendes Beiträgen. Wenn ich da was höre, gebe ich natürlich Bescheid.


    Vielen Dank schon mal für die Hilfe.

    Vielleicht haben ja Forenmitglieder hier noch Quellen, aus denen man Rückschlüsse über eventuelle Truppenbewegung im April 45 in Thüringen ziehen kann?


    Danke und beste Grüße


    Alex