Turnstunde in Schulen der besetzten Ostgebiete

  • Guten Tag zusammen,



    Abschrift und Bearbeitung

    Quelle: germandocsinrussia


    Berlin, den 24. Januar 1944

    Prinz Louis-Ferdinandstr. 2

    Ruf: 16-4361


    DRMfdbO

    I 8 - 23 geh.

    ? Kienzlen


    Geheim !


    An den Führungsstab Politik

    z.Hd. SS-Obergruppenführer

    und General der Waffen-SS Berger


    durch

    den Leiter der Hauptabteilung II

    Herrn Senator v. Allwörden


    im Hause

    unter den Linden 63.


    Betr., Tägliche Turnstunde in den Schulen der besetzten Ostgebiete


    Bezug: Ohne.


    Die Aufgabe des Reiches im Mittelalter war, zwischen der Vielzahl der europäischen Völkerschaften die europäische Ordnung aufrecht zu erhalten. Die Aufgabe des neuen Reiches ist, wenn auch unter veränderten Verhältnissen, dieselbe. Die letzte sittliche Berechtigung des Reiches beruht auf seiner Pflicht, in Europa Ordnung zu schaffen und Ordnung zu halten, im Gegensatz zur traditionellen englischen Politik, die mit dem Prinzip der - ballance of power - nicht die Ordnung sondern die Unordnung in Europa im Interesse Englands förderte.


    Die Aufgabe der germanischen Menschen im Ostraum war immer, den zum Chaotischen neigenden sklavischen Völkern Ordnung zu bringen. Es mag in Kriegszeiten manchmal notwendig sein, dass das Reich diese seine erste und wichtigste Aufgabe hintenanstellen muss im Interesse der vordringlichen Beschaffung von kriegswichtigen Rohprodukten. Doch wird dies auf Dauer nicht möglich sein, weil die Völker dafür kein Verständnis aufbringen, wenn sie nicht sehen, dass der germanische Mensch das bringt, was sie von ihm erwarten, weil sie es selbst nicht schaffen können, nämlich Ordnung im wirtschaftlichen, politischen und staatlichen Leben.


    Die Ordnung im Völkerleben wird von seinen erwachsenen Menschen getragen. Es ist eine nicht zu leugnende Tatsache, dass Erwachsene dann am ehesten ohne dauernde polizeiliche Gewalt Ordnung halten können, wenn sie von Jugend auf daran gewöhnt und darin geübt wurden.


    Aus diesem Grund erscheint es mir notwendig, die Schulen der besetzten Ostgebiete eindeutig nach diesem germanischen Auftrag auszurichten, d. h. die Hauptaufgabe der Schulen der besetzten Ostgebiete hat darin zu bestehen, die Jugend dieser Völker zur Ordnung zu erziehen. Damit werden sie zum stärksten Bollwerk gegen den Bolschewismus. Es ist m. E. zunächst weniger wichtig, dass diesen Schulen ein umfangreiches Wissen vermittelt wird. Wichtiger erscheint mir, dass sie in der Jugend der besetzten Ostgebiete die Eigenschaften wecken, üben und pflegen, die Voraussetzung dafür sind, die Menschen der besetzten Ostgebiete einmal ohne Schwierigkeit an den Arbeitsplätzen einzubauen, die im Rahmen des gesamteuropäischen Wirtschaftslebens für sie entstehen werden.


    Wenn in einem Volksorganismus auf die Dauer Ordnung gebracht werden soll, müssen seine Träger über nachfolgende Eigenschaften verfügen:


    1. Sie müssen gelernt haben, gegebene Befehle auszuführen, d.h. gehorchen können.


    2. Sie müssen zur Arbeit eine positive Einstellung haben.


    3. Sie müssen ein Gefühl für Sauberkeit haben, sowohl in körperlicher als auch in haltungsmäßiger Beziehung.


    Eine der politischen Hauptaufgaben der Schulerziehung in den besetzten Ostgebieten ist deshalb, diese Schulen zu Zuchtstätten der Einordnung und Sauberkeit zu machen. Die erste Forderung an in höhere Schularten aufsteigende Jugendliche muss die ordentliche Haltung sein.


    Zur praktischen Durchführung dieser Forderung ist festzustellen:


    Erziehung zur Ordnung ist fast ausschließlich eine Frage der laufenden Übung und Gewöhnung. Erziehung zur Ordnung muss deshalb als Unterrichtsprinzip zur Einführung kommen. Gleichzeitig ist es notwendig, die Leibeserziehung als Unterrichtsfach, das für die Erziehung der Ordnung am meisten beiträgt, in den Mittelpunkt des Schullebens zu stellen.


    Es ist durchaus möglich, die gesamte Schularbeit, auch schon in der Volksschule, noch mehr aber in den aufsteigenden Schulen, auf dieses Ordnungsprinzip auszurichten: Pünktlichkeit im Schulbetrieb um der Pünktlichkeit Willen, ordentliche Haltung der Lehrer und Schüler in den Klassen, Ordnung in den Schulräumen, Lehrmitteln, Arbeitsplätzen usw. Eine tägliche Turnstunde von 1/2 stündiger Dauer kann auch schon in den Volksschulen mit einem Lehrstoff angefüllt sein, der der jeweiligen Altersstufe entsprechender Form an Zucht, in kindgemäßer der jeweiligen Altersstufe entsprechender Form an Zucht und Ordnung gewöhnt.


    Anweisung zur Einführung einer täglichen Turnstunde kann erst gegeben werden, wenn die einheimischen Schulaufsichtsbeamten und Lehrkräfte für diese Aufgabe ausgelesen und geschult worden sind. Besprechungen mit dem Reichsinstitut für Leibesübungen ergaben, dass ab April dort Lehrgänge für einheimische Turn- und Sportlehrer, die mit der Durchführung ähnlicher Kurse in ihren Kreisen und Gebieten beauftragt werden sollen, abgehalten werden können.


    Außerdem erscheint es mir notwendig, für die Dauer von 1 - 2 Jahren in jeden Generalbezirk einen deutschen Turn- oder Sportlehrer einzusetzen, der die Aufgabe hat, mit einheimischen Lehrkräften methodische Sportkurse teils selbst durchzuführen, oder ihre Durchführung zu überwachen und zu beraten.


    Das die tägliche Turnstunde vom Standpunkt der Volksgesundheit aus von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist, sei nebenbei erwähnt.


    Die Leibeserziehung in den Schulen wird in den verschiedenen Generalbezirken entsprechend den verschiedenen politischen Zielstellungen anders ausgerichtet sein müssen. Während in Estland und Lettland neben den erwähnten Aufgaben auch wehrmäßige Aufgaben gestellt werden müssen, wird in Litauen und Weißruthenien zunächst die Leibeserziehung fast ausschließlich unter dem Gedanken der Erziehung zur Ordnung und Sauberkeit stehen müssen.


    Bevor ich in der Angelegenheit weiter Schritte unternehme, erbitte ich Ihre Stellungnahme.


    Im Auftrag

    gez. Kienzlen




    Gruß Marga