Einsatz von Panzern an der Invasionsfront — Erfahrungsbericht

  • Guten Tag,



    Abschrift und Bearbeitung

    Quelle: Nara


    Abt. Gef. St., den 03.08.1944


    12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“

    I./SS-Panzer-Regiment 12


    Erfahrungsbericht


    Über den Einsatz von Panzern an der Invasionsfront


    Die I./SS-Panzer-Regiment 12 (Panther-Abteilung) ist vom 3. Tag der Invasion an im Einsatz. Während der ganzen Zeit hat sich immer wieder gezeigt, dass der Panzerkampf in der Normandie, in Hecken — und Knickgelände ein völlig anderer ist, wie der im freien offenen Gelände und wie der Panzereinsatz eigentlich erfolgen soll. Besonders ungünstig ist im Heckengelände der Normandie der Angriff. Ein Abteilungsleiter-Angriff ist auf Grund des Heckengeländes sehr schwer, ja fast überhaupt nicht durchzuführen. Der vorteilhafteste Einsatz ist der sturmgeschützartige gruppenweise Einsatz in enger Zusammenarbeit mit den Panzer-Grenadieren. Dazu ist eine gute Zusammenarbeit und ein gutes Panzerverständnis zumindest der Führer und Unterführer der Panzer-Grenadiere erforderlich. Alle bisherigen Erfahrungen haben immer wieder gezeigt, dass das Verständnis für den Kampf des Panzers bei den Grenadieren nicht vorhanden ist. Es wird auf der einen Seite unmögliches verlangt und auf der anderen Seite werden vorteilhafte Einsatzmöglichkeiten (Schusspositionen) nicht ausgenutzt.


    Die Zusammenarbeit mit der Artillerie ist äußerst dürftig. Es ist während des ganzen Einsatzes nicht ein einziges Mal zu einer einigermaßen ertragbaren Zusammenarbeit gekommen. Die Gründe sind in erster Linie zu langsam, nicht wendig genug und vor allen Dingen nicht ausreichende oder vorhandene oder richtig zu bedienende Nachrichtenmittel. Es sind wiederholt Angriffe mit begrenztem Ziel verlustreich gescheitert, weil die Artillerie überhaupt nicht, oder sehr spät feuerbereit war und dann auch noch kleckerweise Einzelfeuer schoss.


    Es muss von beiden Seiten das Verständnis und die Kenntnis der Waffen und deren Arbeitsweise vorhanden sein. Eine gründliche Vorbereitung ist in allen Fällen dringend erforderlich. Lieber eine halbe Stunde später antreten, nach einer gründlichen Vorbereitung (Besprechung oder Einweisung über Kampfführung mit Grenadieren und Artillerie) als unvorbereitet und kleckerweise anzutreten.


    Die Vorteile, die der Panzer V (Panther) durch seine Kanone oder Optik hat, kommen im Heckengelände an der Invasionsfront auf Grund der kurzen Schussentfernung und geringen Sicht nicht zum Tragen. Die feindlichen Pak und die Panzer, die versteckt in den Hecken und Knicks an den Ortsrändern gut getarnt stehen, sind meistens gar nicht oder erst sehr spät, auf nächste Entfernung auszumachen, dadurch ist es der feindlichen Pak — Panzer leicht möglich den Panzer V abzuschießen und kampfunfähig zu machen (enge Zusammenarbeit Panzer, Panzer-Grenadiere und Artillerie.)


    Der Panzer - Kampfwagen V hat sich rein fahrtechnisch, waffentechnisch und maschinell hervorragend bewährt, obgleich sehr wenig und ungenügend technischer Dienst durchgeführt werden konnte. Sehr ungünstig wirkt sich in der Nacht der glühende oder brennende Auspuff aus. (Überdecken unbedingt erforderlich).


    Für den Kampf an der Invasionsfront ist es auf Grund der weit überlegenen feindlichen Artillerie und des starken feindlichen Panzereinsatzes vorteilhafter die eigenen Panzer gleich von vorn herein in der Hauptkampflinie und unmittelbar dahinter gut getarnt und versteckt als Panzerjäger einzusetzen.


    Das Führen von Gegenstößen mit in Reserve befindlicher gepanzerter Teile hat sich wiederholt als unzweckmäßig erwiesen. Grund: Unübersichtliches Heckengelände, überlegene feindliche Artillerie, schnell herangeführte, in Lauerstellung hinter Hecken und Knicks an Ortsrändern stehende Pak - und Panzer, die den Gegenstoß auflaufen lassen und die gepanzerten Teile aus nächster Nähe abschießen.


    Kampfweise der Feindpanzer: Meidung des freien Geländes, durchwieseln durch Täler, Schluchten, Knicks. Getarnte gute Feuerstellung an Ortsränder, in Hecken, Hinterhang und Flanke. Schießen auf weite Entfernung, starker Einsatz von Nebel.



    Jürgensen


    SS-Sturmbannführer

    und Abt. -Kommandeur



    Gruß Marga


  • Hallo Marga,


    ein wirklich sehr interessanter Bericht zur Invasionsfront, daher vielen Dank für das einstellen bzw. die Aufbereitung. Bei dem Verfasser dieses Berichtes handelt es sich übrigens um den SS-Sturmbannführer und Ritterkreuzträger Arnold Bernhard Jürgensen, siehe auch:


    https://www.tracesofwar.com/persons/13544/Jürgensen-Arnold-Bernhard-Waffen-SS.htm


    Gruß

    Michael

  • Guten Abend zusammen,



    Ein Führervortrag aus dem russischen Archiv. Der Text ist teilweise sehr verblichen. Manchmal konnte ich nur raten, was geschrieben steht. Ich hoffe daher keine Fehler gemacht zu haben.


    Abschrift und Bearbeitung

    Quelle: germandocsinrussia


    Geheime Kommandosache


    Der Generalinspekteur der Panzertruppen — — — — den, 28.06.1944


    Nr. o52/44 g. K.


    6 Ausfertigungen

    6. Ausfertigung



    Führervortrag am 28.6.1944


    1. Kampfwert der eingesetzten Panzerverbände


    Die Panzer-Divisionen haben sich hervorragend geschlagen. Nach 21- tägigem Einsatz befinden sich die Panzertruppen in einem außerordentlich frischem und angriffsfreudigem Zustand.



    2. Folgende dringende Sofortmaßnahmen zur Erhaltung dieser Angriffskraft sind notwendig:


    a) Zuführung von Menschen

    b) Besserung des Tonnageraumes für den Nachschub.


    — zu a) —

    Bis zum 24.6. abends hatten die

    - Panzer-Lehr-Division „Hitlerjugend“

    - 21. Panzer-Division


    je 2600 Mann Ausfälle.


    Die täglichen Ausfälle - ohne Großkampftage - betragen je Division 100 Mann.


    Durch den Generalinspekteur der Panzertruppen ist die sofortige Aufstellung von Pz.Gren. Marsch-Bataillonen veranlasst, von denen


    - 1 Marsch-Btl. bereitsabgerollt

    - 3 Marsch-Btl. bis zum 2.7. abrollen und

    - 6 weitere bis zum 15.7. abgerollt sein werden.


    Diese Hilfe ist die dringendste, da sonst diese wertvollen idealistisch kämpfenden Panzer-Divisionen ausbrennen.


    Die Ausfälle an Menschen und Kraftfahrzeugen sind von der völligen Luftherrschaft des Feindes verursacht. Die Menschenverluste sind diesmal höher als die Verluste am Panzermaterial. Die Kfz.-Verluste entsprechen den hohen Menschenverlusten.


    Die zahlreichen ausgebrannten Kfz., die Straßen säumen, sind die sichtbaren Spuren der amerikanischen Luftherrschaft.


    Der Kfz.-Mangel kann durch die Abgabe von LKW aus der Luftwaffe und anderen Bedarfsträgern, die nicht wie das Heer die Hauptlast des Kampfes tragen, gemildert werden.



    3. Einsatz der Panzertruppen in der Normandie


    Das außerordentlich unübersichtliche Hecken- und Knickgelände der Normandie zwingt zum verstärkten Einsatz von Infanterie. Sofortige Heranführung von Infanterie-Division verspricht mit den vorhandenen Panzerkräften Erfolg bei der angestrebten Schwerpunktsbildung.


    Wo auch immer an der Invasionsfront Panzerkräfte zum Einsatz kommen, ist eine von der bisherigen, in den meisten Fällen auch weiterhin anzustrebenden Massenwirkung abweichende „Pz.Kampf-Trupp-Taktik“ anzuwenden, d. h. enge Kopplung kleinster Panzer-Einheiten mit Panzer Grenadieren oder Infanterie.


    Unbeschadet dessen haben dicht herangehaltenen Pz.-Abtn. mit aufgesessenen Spä-Btl. sofort anzutreten, um in höchster Geschwindigkeit das befohlene Angriffsziel zu erreichen. Damit wird das feindliche Pak- und Minenwirkung am besten ausgeschaltet.


    Angriffsbeginn nur bei Nacht, Schlechtwetter ist eine weitere Voraussetzung für Einschränkung der feindlichen Luftherrschaft.


    Dieses Erfassen günstiger Augenblicke im Kleinen ist ebenso erforderlich im Großen d. h. es müssen Panzer-Divisionen bereitstehen, die bei günstigen Gelegenheiten sofort in der bisher bewährten Panzer-Taktik des Masseneinsatzes zuschlagen. Es darf nicht operativ reservelos gekämpft werden.


    Zusammenfassend muss zu erfolgversprechendem Angriff der Entschluss zur Zuführung starker Inf.-Kräfte von anderen Abschnitten der West-Verteidigung gefasst werden. Darüber hinaus muss für die Zeit des Angriffs eine gewisse Mithilfe durch die eigenen Luftwaffe gewährleistet sein.



    4. Die neu in den Kampf tretenden Panzer-Divisionen und Abteilungen


    müssen für die Belange des Panzerkampfes sowohl gegen den Erd- wie Luftfeind geschult werden. Dies geschieht durch einen Sonderstab General Westhofen.



    5. Kampfwert des Feindes


    Kampfmoral uns bisher gezeigte Leistungen des Feindes sind gut. Alle feindlichen Erfolge werden mit einer gewaltigen Materialüberlegenheit, insbesondere durch die Luftwaffe und Artillerie einschließlich Schiffs-Artillerie errungen.


    An neuen Feindwaffen sind aufgetreten:


    1.) Panzer Cromwell mit 9,5 cm Kwk oder 7,62 cm Kwk


    2.) Mittlerer Pz. Kpfwg. M 4 A 4(a) (Gen.Sherman)


    3.) Panzer mit 12 cm Werfer


    4.) 5,7 cm Pak mit Treibspiegelgeschoss


    5.) 9,2 cm Pak.


    Diese Waffen sind keine Überraschung, die nicht mit den augenblicklichen Waffen bekämpft werden könnte.



    6. Versorgung


    Zur Verbesserung ist bzw. wird folgendes veranlasst:


    a) Versorgungslager und Nachschubstraßen werden durch eine vom Generalinspekteur der Pz. Tr. aufgestelltes Sicherungs-Bataillon überwacht.


    b) Energische Kolonnenführer werden vom Generalinspekteur der Pz. Tr. gestellt, um eine rasche Zufuhr der Versorgung sicherzustellen.


    c) Die Instandsetzungslage wird durch Einrichten von vorgeschobenen Ersatzteillagern gebessert.


    d) Die Zuführung einer Armee-Instandsetzungs-Abteilung aus dem Osten nach dem Westen ist erforderlich.


    e) Die durch die feindliche Fliegerüberlegenheit verursachten Kfz.-Ausfälle müssen durch rücksichtslose Erfassung aus Frankreich gedeckt werden.


    f) Die Umgehungsstraßen völlig zerbombter Ortschaften sind überall gut bezeichnet, dies muss jedoch immer wieder nachkontrolliert werden.



    7. Die Evakuierung


    Die Evakuierung der Zivilbevölkerung muss energischer durchgeführt werden.



    8. Vorschlag


    Von der Truppe wurde folgender Vorschlag gemacht, die Kfz. mit Rauchkörpern (Feuererscheinung und schwarze Rauchentwicklung) auszustatten. Diese werden von der eigenen Kfz.-Besatzung nach einem erfolgten Jaboeinsatz am Kfz. abgebrannt. Dadurch soll eine Vernichtung vorgetäuscht werden.



    9. Technische Einzelheiten


    a) Panzerkampfwagen IV, V und VI haben sich gut bewährt, der Panther brennt jedoch auffallend rasch. Die Lebensdauer der Panthermotoren (1400 - 1500 km) ist erheblich höher als die der Seitenvorgelege der Panther. Abhilfe dringend erforderlich !


    b) Die Anbringung der Schürzen an den Panzern muss infolge des Heckengeländes der Normandie kräftiger befestigt werden.


    c) Die Truppe wird eine Schott-Panzerung auf dem Heck auf Grund der Lufteinwirkung bald in ihren Berichten fordern.


    Nachteil: Eine weitere Gewichtszunahme der bereits zu schwer gewordenen deutschen Panzer.


    d) In dem Knickgelände der Normandie wird die Feuerhöhe der 1e.?Pz.Jg. und Sturmgesch. für zu niedrig gehalten (Kommandeur Pz. Jäger-Lehr-Abt.)



    Gruß Marga