Alois Wallner - Soldat aus Österreich und russischer Kriegsgefangener

  • Hallo liebe Forumsmitglieder!
    Ich habe vor wenigen Tagen die alten Aufzeichnungen meines Urgroßvaters in die Hände bekommen, die er nach dem Krieg niedergeschrieben hat. Leider sind nicht mehr viele Seiten vorhanden und alles liest sich mehr wie ein Bericht als eine persönliche Erzählung.

    Ich versuche seinen Weg anhand der Informationen zu rekonstruieren, wobei ich an gewissen Punkten kaum bis gar keine Informationen finden kann. (Vor allem alles was die Ostfront betrifft)Darum hoffe ich, hier sowie in anderen Foren, vielleicht auf gewisse Fragen eine Antwort zu bekommen und/oder hier einige Mitglieder hier im Forum gewisse Informationen über Ereignisse und Orte besitzen.
    Vorab: Ich habe bereits eine Suchanfrage an das Deutsche Rote Kreuz gestellt. Sollte diese erfolglos bleiben, werde ich mich an das Bundesarchiv wenden.


    Hier die Dinge die ich bereits herausgefunden habe:

    Kurz die persönlichen Daten
    Name: Alois Wallner
    Geboren: 07. Juni 1919 in Freinberg bei Schärding (Österreich)

    Westfront 1940

    Am 02. Februar 1940 rückte er in die Kaserne in Braunau ein. Soweit ich weiß waren dort Teile der 17. Infanterie stationiert.

    Anfang Mai marschierte er in Richtung Frankreich und nahm am 10. Mai 1940 an der Invasion teil. (Fall Rot)

    17. Infanterie

    12. Armee

    XIII Korps

    Heeresgruppe A

    Diese Daten hat er nirgendwo vermerkt, sind daher meine Vermutungen, da er schrieb, dass er am 11. Juni 1940 eine Kopfverletzung erlitten hat. Dieses Datum würde zu den Gefechten an der Aisne passen.

    Danach kam er nach Zweibrücken in das Lazarett und blieb dort ca. 1 Woche.

    Von dort kam er nach Heidelberg (4 Wochen), dann nach Greifswald bis 08. August.

    (Sollte jemand Informationen über diese Lazaretts haben wäre ich sehr dankbar)


    Anschließend kam er vom 08. August 1940 - 16. Jänner 1942 zurück nach Braunau.Dort durfte er auch immer wieder nach Hause.

    Ab 16. Jänner 1942 musste er nach Wien als G.V.H. (Garnison Verwendung in der Heimat) in das Asional (Arsenal?) 5.


    Ostfront 1942 (Ab hier wird meine Suche etwas schwieriger)
    Am 06. März 1942 kam er in Hirowograd (vermutlich Kirowogard dies ist jedoch nicht sicher) in der Ukraine an, dort blieb er bis 03. Dezember 1943

    Meine Frage hierzu: War diese Stadt ein besonderer Punk? Was gab es dort, da Kirowograd zu dieser Zeit bereits in deutschen Händen war und nicht sehr nahe an der Front lag. Ebenso konnte ich nichts über sowjetische Kriegsgefangenenlager oder ähnliches herausfinden.

    Ab dem 03. Dezember 1943 schrieb er, dass sie mit dem Wagen zurück nach Proskurow (heute Chmelnyzkyj) fuhren. Dort stürzte er und brach sich das Schlüsselbein. Er wurde dann in ein Lazarett gebracht und blieb dort bis zum 06. Jänner 1944. (Welches Lazarett ist mir unbekannt) Am 08. Jänner 1944 kam er das letzte Mal nach Hause.

    Am 02. Februar 1944 kam er nach Lemberg (Lwiw) in die Ukraine. Dort sollte er zu einer Alarmeinheit. Er riss jedoch aus und schloss sich seiner alten Einheit an, die im Februar aufgelöst wurde. (Leider weiß ich nicht, welche Einheit das war.)
    Dann kam er in das Feldersatz- Bataillon für 3 Wochen und schließlich in das Armee Verpflegungsamt 506. Von dort aus musste er nach Tranopol.


    Über Tranopol habe ich zwei gute Artikel gefunden.


    Die Welt Artikel:
    https://www.welt.de/geschichte…-dem-Mini-Stalingrad.html

    National WWII Museum | New Orleans (englischer Artikel):

    https://www.nationalww2museum.…rnopol-eastern-front-1944


    Dazu schrieb er Zitat:


    [...] von dort aus kam ich als kommandiet (?) nach Tarnopol im Einsatz, das war am 08. März, da hat dann der Russe Tarnopol eingeschlossen und waren 4-5 Tage eingeschlossen. Aber Gott sei Dank ist der Kessel wieder gesprengt worden und kam am 6. Tag heraus. [...]


    Am 22 März 1944 wurde Tranopol von der Roten Armee zurückerobert.

    Danach kam er zurück in die Bäckerei Kompanie 506, bei der er bis Kriegsende war. Am 08. Mai traten sie den Rückzug an und waren ab diesem Zeitpunkt quasi auf der Flucht vor der Roten Armee.

    Hier wurden einige Ortschaften benannt, bis er schließlich die Tschechei erreichte.



    Ab diesem Punkt beschreibt er den Leidensweg der Gefangenschaft.

    Er floh mit einem guten Kamerad (Sepp Finster) über das Erzgebirge, bis er am 14. Mai von den Russen gefangen genommen wurde. Er konnte noch entwischen und schaffte es nach Karlsbad. Dort fiel er den Amerikanern in die Hände und sie haben ihn an die Russen ausgeliefert.

    Er beschreibt hier auch sehr grob, wie SS-Männer aus der Kolonne heraus gefangen und erschlagen oder erschossen wurden. Sie bekamen nichts zu Essen und schwache bzw. kranke Männer wurden ebenfalls erschossen.

    Am Pfingstsamstag kamen sie in Heidenswedan (vermutlich Hoyerswerda im Osten von Deutschland) an.

    Am Pfingstsonntag kamen sie in das erste Lager, dort bekamen sie auch ein wenig was zu essen. Er blieb dort 14 Tage, eingesperrt in einem kleinen Raum mit etwa 100 anderen Männern.
    Am 07.06.1945 wurden sie verladen und nach Russland gebracht.
    Nach 42 Tagen kamen sie in einem der Sammellager an. (Leider ist mir auch nicht bekannt, um welches Sammellager es sich handelte.)


    Aber hier wird es spannend, da Aufzeichnungen fehlen bzw. ungenau sind.


    Er schrieb, dass er krank wurde (Wallasis? Mallasis?) Ich kenne diese Krankheit / Ausdruck nicht und konnte dazu auch nichts finden.

    Dann schrieb er, dass er in das Hospital Sigariks kam angeblich ca. 100Km nord-westlich von Stalino (heute Donezk). (Über Sigariks konnte ich nichts finden. Ich schätze, dass dieses Hospital /Lazarett anders oder so ähnlich hieß.)

    In diesem Hospital blieb er angeblich vom 13. August 1947 bis zum 19. Dezember 1947.

    Wie man sehen kann, fehlen hier etwa 2 Jahre. Also von der Ankunft im ersten Sammellager in Russland (August 45) bis Stalino (August 47). Ich schätze jedoch, dass er in diesen zwei Jahren bereits in Stalino war. Dies ist aber nur eine Vermutung.Ab 19. Dezember 1947 kam er in das ‘Ungarnlager’ Stalino. Zu diesem Zeitpunkt hatte er nur noch 57Kg. Dann kam er nach Tistrofi (Auch über diesen Ort konnte ich nichts finden. Vermutlich ebenfalls ein Lager oder Hospital) und dann wieder nach Sigariks zurück, dies war am 28. Februar 1948.

    Am 01. April 1948 glaubte er, er dürfe nach Hause fahren, dem war jedoch nicht so. Er kam nach Gorlowka in ein weiteres Hospital, dort blieb er bis 18. Juli 1948.

    Dann kam er nach Troshkofka (eventuell Toschkiwka) erneut in ein Hospital.

    Am 16. Jänner 1949 hieß es erneut, dass er nach Hause dürfe.
    Aber hier enden die Aufzeichnungen. Ich weiß dass er am 26. Oktober 1949 nach Hause zurückkam, wie viele andere Kriegsgefangene, die nicht als Kriegsverbrecher verurteilt wurden.


    Da dies ein etwas längerer Bericht ist, fasse ich meine Fragen hier noch einmal (Ich freue mich auch wenn jemand generell noch etwas zu gewissen Orten sagen kann die hier in dem Bericht vorkommen.):
    1.) Hat jemand Informationen zu den Lazaretten in Zweibrücken, Heidelberg und Greifswald aus dem Jahre 1940?

    2.) Am 06. März 1942 kam er in Hirowograd (vermutlich Kirowogard) in der Ukraine an, dort blieb er bis 03. Dezember 1943

    Meine Frage hierzu: War diese Stadt ein besonderer Punk? Was gab es dort, da Kirowograd zu dieser Zeit bereits in deutschen Händen war und nicht sehr nahe an der Front lag. Ebenso konnte ich nichts über sowjetische Kriegsgefangenenlager oder ähnliches herausfinden.

    3.) Kennt jemand die Krankheit bzw den Ausdruck Wallasis / Mallasis, oder weiß was er damit meinen könnte? (Meine Vermutung ist Malaria, bin mir jedoch nicht sicher)
    4.) Weiß jemand, wohin die Leute von dem Sammellager Hoyerswerda versandt wurden? Also in welche weiteren (Sammel)lager in Russland bzw. der Ukraine?

    5.) Kennt jemand die Lager / Hospitäler in der Ukraine, die den Namen Sigariks und Tistrofi (oder so ähnlich) tragen? Oder welche Lager / Hospitäler er damit meinen könnte. Vermutung ist, dass diese rund um Stalino lagen.

    6.) Hat jemand Informationen zu dem Kriegsgefangenenlager Stalino?

    7.) Wie kann ich herausfinden, welche Einheiten ab dem 02. Februar 1944 in Lemberg (Lwiw) stationiert waren?

    Ich bedanke mich bereits jetzt für eure Antworten und wüsche euch allen einen guten Rutsch in das neue Jahr.

    Liebe Grüße,
    Firlefanz

  • Guten Abend Firlefanz,


    herzlich willkommen im Forum. Danke für deinen beeindruckenden Beitrag. Ich bin nicht die angewiesene Person, die dir weiterhelfen kann, auch wenn bestimmte Anhaltspunkte an meine Suche zu meinem Angehörigen erinnern, aber es werden dir sicherlich andere User zu Worte stehen. Viel Glück.



    Gruß Marga

  • Hallo Firlefanz,


    auch von mir ein herzliches Willkommen!


    Danke dass du uns darauf aufmerksam gemacht hast, dass du deine Anfrage auch in anderen Foren gestellt hast. Ich habe die Seite der Anfrage an das FDW verlinkt, damit wir nicht doppelte Arbeit leisten. Die Kolleg*Innen haben ja schon angefangen dir erste Hinweise zu geben.


    Ich denke du solltest gleich einen Antrag an das deutsche Bundesarchiv stellen, denn die Wartezeit ist lang und es könnte sicherlich Unterlagen geben die dir das DRK nicht liefert.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Marga

    Vielen Dank. Es freut mich dass dir mein Beitrag gefällt! Ich hoffe die Lücken bald schließen zu können.

    Antje611
    Ebenfalls vielen Dank.
    Danke auch für die Verlinkung. Ich war mir nicht sicher ob dies hier erwünscht ist, darum nur die Erwähnung.
    Dann werde ich sofort den Antrag stellen. Vielen Dank für diesen Hinweis.


    Liebe Grüße, Firlefanz