Artilleristische Begriffe - Erklärung

  • Guten Abend zusammen,



    Zu diesem Thema habe ich auch noch etwas gefunden. Ein paar Begriffe decken sich mit dem oben stehlenden Text.


    Abschrift und Bearbeitung

    Quelle: germandocsinrussia



    H. Qu. OKH., den 13.04.1943


    Oberkommando des Heeres

    Gen. St.d.H./Gen.d.Art./Ausb.Abt .(II)

    Nr. 1700/43



    Betr. Auftragserteilung an die Artillerie und artilleristische Begriffe


    Die letzten Abwehrschlachten haben erneut die Bedeutung einer straffen Führung der Artillerie sowie einer klaren fest umrissenen Auftragserteilung bewiesen.


    Um das Verständnis der Truppenkommandeure für die Form der Auftragserteilung an die Artillerie zu fördern, werden im folgenden Grundsätze der Auftragserteilung sowie artlilleristische Begriffe erläutert. Entgegenstehende Bestimmungen der Vorschriften, Merkblätter usw. werden damit aufgehoben. Berichtigungen der Vorschriften usw. folgen später.


    1. Der Truppenführer gibt einen Kampfauftrag

    (d. h. er befiehlt, was der Artillerist tun soll).

    Der Artillerist gibt einen Feuerauftrag

    (d. h. er befiehlt, wie es die Artillerie ausführen soll).


    2. Der Truppenführer fordert von der Artillerie:

    — Stören,

    — Blenden,

    — Abriegeln,

    — Ausschalten,

    — Niederhalten,

    — Niederkämpfen,

    — Vernichten.


    Allgemein gehaltene Aufträge wie:

    — Vorbereiten,

    — Unterstützen

    sind auf Ausnahmefälle zu beschränken.


    3. Der Artillerist befiehlt entsprechend:

    — Feuerüberfall (Feuerschlag),

    — Störungsfeuer,

    — Blenden,

    — Zerstörungsfeuer,

    — Vernichtungsfeuer,

    — Sperrfeuer.


    4. Um die Forderungen an die Artillerie zeitlich oder örtlich genauer zu umreißen, wird der Truppenführer sich unter Umständen der folgenden artilleristischen Begriffe bedienen:


    — Feuerüberfall (Feuerschlag),

    — Zusammengefasstes Feuer,

    — Feuerwalze (Einschränkungen siehe Ziffer 6 f)


    5. Schwierige Munitionslagen machen oft notwendig, dass der Truppenführer die einzusetzende Munitionsmenge in der Regel zahlenmäßig befiehlt oder auf Anforderung freigibt.


    Zur schnelleren Befehlserteilung innerhalb der Artillerie ist für die zu verschießende Munitionsmenge der bisherige Begriff „Feuerüberfall“ (soweit er den Munitionseinsatz bezeichnete) durch den „Kampfsatz“ zu ersetzen. Die Zeit, in der ein Kampfsatz verfeuert wird, richtet sich nach der erstrebten Wirkung. Der Kampfsatz entspricht zahlenmäßig der höchsten Feuergeschwindigkeit von Feldkanonen, Ie. und schwere Feldhaubitzen und 10-cm-Kanonen in einer Minute (also für F.K. = 8 Schuss, Ie. F.H. = 6 Schuss, s. F.H. = 4 Schuss, 10 cm K. = 5 Schuss). Für andere Kaliber ist der Munitionseinsatz durch Befehl zu regeln.


    Im Munitionsmeldewesen bleibt es bei den bisherigen Verfahren.



    Fortsetzung folgt.


    Gruß Marga

  • Fortsetzung


    6. Im einzelnen wird unter den oben genannten Begriffen auf Grund der Kriegserfahrungen heute folgendes verstanden (neue oder bisher nur vereinzelt in Vorschriften erwähnte Begriffe sind vorangestellt, Abs. a—f):


    a) Unterstützen ist eine allgemeine Bezeichnung für jedes Artilleriefeuer, das den Zweck verfolgt, den Angriff einer Truppe zu erleichtern oder sie bei der Abwehr des Gegners zu entlasten.


    b) Vorbereiten ist ein dem Angriff vorausgehendes, planmäßig abgegebenes Artilleriefeuer auf die den Angriff behindernden Ziele.


    c) Abriegeln dient der Abwehr des Gegners nach eigenem Einbruch in die feindliche Stellung, dem Schutz bedrohter Flanken oder der Begrenzung von Feindeinbrüchen.


    d) Bei zusammengefasstem Feuer werden alle verfügbaren Rohre (von der Batterie bis zum großen Artillerie-Verband) auf einen Raum vereinigt, dessen Größe je nach dem taktischen Zweck verschieden sein kann.


    e) Vernichtungsfeuer ist Einstrahlung zusammengesetztes, zeitlich begrenztes, in höchster Feuergeschwindigkeit abgegebenes Wirkungsschießen mehrerer Batterien gegen Ziele, deren schnelle Vernichtung erforderlich ist. Die schlagartige Auslösung des Feuers erfordert in den meisten Fällen vorbereitende Maßnahmen für die Feuerleitung.


    Auf einen Vernichtungsfeuerraum sind mindestens 12 Geschütze einzusetzen. Seine Größe beträgt hierbei etwa 200x300 m. Größere Räume verlangen entsprechend mehr Geschütze. Im Vernichtungsfeuer ist je Geschütz ein „Kampfsatz“ in der Zeit von einer Minute zu verschießen. Wiederholung kann erforderlich sein. Die moralische und materielle Wirkung des gut vorbereiteten Vernichtungsfeuers ist groß.


    f) Die Feuerwalze ist eine besondere Art des Unterstützungsfeuers. Sie wird nur angewendet, wenn beobachtetes Feuer keine genügenden Unterstützungsmöglichkeiten bietet. Sie ist ein zeitlich und räumlich nach festem Plan gesteuertes und mit hoher Feuergeschwindigkeit abgegebenes lückenloses Artilleriefeuer zahlreicher Batterien, das vor dem eigenen Angriff entsprechend der erwarteten Angriffsgeschwindigkeit von Linie zu Linie springt und eine fortschreitende Feuerwand bildet.


    — Die Feuerwalze verlangt starke Artillerie und großen Munitionsaufwand. —


    g) Feuerüberfall (Feuerschlag) ist der Ausdruck für ein überraschend beginnendes, mit höchster Feuergeschwindigkeit abgegebenes Wirkungsschießen, das hinsichtlich Raum, Zeit und Geschützzahl nicht den Einschränkungen des „Vernichtungsfeuers“ unterliegt. Schlagartige Feuereröffnung ist notwendig. Die Wirkung ist am größten, wenn die Schüsse aller beteiligten Kaliber gleichzeitig am Ziel einschlagen. Der Feuerüberfall wird gegen Augenblicksziele, beim Niederhalten des Feindes, beim Störungsfeuer, bei der Einleitung von Feuervorbereitungen, Täuschung des Feindes u. ä. angewendet.


    h) Blenden bezweckt das Ausschalten der feindlichen Beobachtung in eine von der Führung festgelegten Zeit, besonders in entscheidenden Gefechtsaugenblicken, oder der feindlichen Waffenwirkung, z. B. aus offenen Flanken. Das Schießen mit Sondergeschossen (Nebel) ist die Regel.


    i) Niederhalten soll den Feind zwingen, Deckung zu nehmen und das Bedienen der Waffen in einer von der Führung festgelegten Zeit, besonders in entscheidenden Gefechtsaugenblicken, unmöglich zu machen. Munitionseinsatz, Dauer und Durchführung muss dem beabsichtigten Gefechtszweck entsprechen.


    Fortsetzung folgt



    Gruß Marga

  • Fortsetzung


    k) Niederkämpfen bezweckt Vernichtung des Feindes und Zerstörung seines Gerätes. Niederkämpfen eines Zieles verlangt viel Munition. Die Durchführung erfolgt in Vernichtungs- oder Zerstörungsfeuer.


    l) Störungsfeuer Ist ein nach Lage, Zeit und Munitionseinsatz unregelmäßig abgegebenes Feuer zum Beunruhigen des Feindes und zur Behinderung seiner Bewegungsfreiheit besonders bei Nacht. Es richtet sich gegen Nachschubwege, belegte Ortschaften u. ä., gegen aufgeklärte Batterien dann, wenn für Niederkämpfen oder für wirkungsvolles Niederhalten ausreichende Munition nicht verfügbar ist.


    m) Zerstörungsfeuer ist ein aufgenauem Einschießen durch Erdbeobachtung oder ein besonderes Einschießmittel aufgebautes Wirkungsschießen von längerer Dauer mit dem Zweck, das bekämpfte Ziel zu zerstören. Es richtet sich in erster Linie gegen feindliche Befestigungsanlagen, eingebaute Waffen, Gerät und besonders widerstandsfähige Ziele. Kurze Steigerung zu höchster Feuergeschwindigkeit kann erforderlich sein, wenn in wichtigen Gefechtsaugenblicken eine starke moralische Wirkung auf die Besatzungen ausgeübt werden soll. Kaliber und Munitionseinsatz müssen der Größe, Verletzbarkeit und Eigenart des Zieles entsprechen.


    n) Sperrfeuer Ist ein im Einvernehmen mit der Infanterie und deren schweren Waffen zur Abwehr eines Angriffs vorbereiteter räumlich und zeitlich begrenzter, in höchster Feuergeschwindigkeit abgegebener Feuerriegel, bei dem das Feuer möglichst mehrere Batterien eng nebeneinander gelegt und unter Berücksichtigung von Streuung eigenen Hindernissen und Sperren dicht an die eigene vorderste Infanterie herangezogen wird. Es liegt vor besonders gefährdeten oder von den schweren schweren Waffen der Infanterie nicht erreichbaren Stellen, soll den vorbrechenden Gegner fassen und das Heranführen weiterer Feindkräfte verhindern. Es wird auf Zeichen oder Befehl ausgelöst und soll bei Tage und sichtigem Wetter so schnell wie möglich in beobachtetes Feuer übergehen.


    Die Zeitdauer eines Sperrfeuers beträgt 2 Minuten, der Munitionseinsatz je Geschütz 2 Kampfsätze. Die Wiederholung des Sperrfeuers ist zu befehlen. Feldkanonen, Ie. und schwere Haubitzen sind infolge ihrer Feuergeschwindigkeit für diese Aufgaben besonders geeignet.


    o) Ferner gibt es für die artilleristisch-technische Durchführung eines Feuerauftrages noch folgende Begriffe:


    a Feuerarten:

    geschützweises Feuer,

    Gruppenfeuer (Zuggruppe),

    Salvenfeuer (Staffelsalve),

    Lagenfeuer.


    b Einschießen und Wirkungsschießen:

    Das Einschießen dient dem Ermitteln von Schießgrundlagen für das Wirkungsschießen gegen beobachtete Ziele. Überraschung kann Verzicht oder Abkürzen des Einschießens erfordern.


    Fortsetzung und Schluss morgen



    Gruß Marga




  • Fortsetzung


    7. Beispiele


    a) Der Truppenführer soll die Artillerie nicht befehlen:

    — I./A.R. … unterstützt den Angriff des Regiments, —


    sondern er soll befehlen:

    „ I./ A.R. … hält die schw. Waffen des Gegners am … Waldrand nieder, blendet seine B-Stellen auf der … Höhe und schaltet die Flankierung von A-Dorf her aus.“


    b) Der Truppenführer soll der Artillerie nicht befehlen:

    — A.R. … bekämpft den nächtlichen Versorgungsverkehr des Gegners mit Feuerüberfällen —


    sondern er soll befehlen:

    „A.R. … stört den nächtlichen Versorgungsverkehr des Gegners auf Straßen Terechi, Uswos und Bhf. Brechalowka; Versorgungslager 2 km ostwärts Brechalowka.“


    c) Folgendes Beispiel dient zur Erläuterung der Ziffer 4:


    Lage: Division soll einen zur Abwehr eingerichteten Gegner angreifen.


    Auftrag an Artillerie: …..


    „Von 6 Uhr bis 6 Uhr 30 sind die schw. Waffen des Gegners auf Höhe 110 in zusammengefasstem Feuer niederzukämpfen.“


    „7 Uhr 15 Feuerschlag auf die befohlenen Einbruchsstellen.“ (Gleichzeitig Zeichen für Infanterie zum Einbruch).


    d) In Ausnahmefällen wird der Truppenführer auch den Einsatz einzelner Geschütze befehlen müssen:


    Lage:

    An einer festen Front liegen der eigenen Stellung russische Bunker gegenüber, die eine ständige Bedrohung der vorderen Linie bilden. Die Division entschließt sich, die russischen Bunker durch ein vorgezogenes Einzelgeschütz bekämpfen zu lassen.


    Auftrag an Artillerie:

    „A.R. … bekämpft mit vorgezogenem Einzelgeschütz 3 feindliche Bunker bei … und schaltet damit Bedrohung der eigenen vorderen Linie im Abschnitt … aus.“




    I. A.


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    Gruß Marga