Guten Abend zusammen,
Wieder einmal ein für mich erstaunlicher Fund.
Abschrift und Bearbeitung
Quelle: germandocsinrussia
April 1943
Mitteilungen für die Truppe
(Zur Weitergabe in zwei Ausfertigungen bis an die Kompanien pp.)
Die Mitteilungen dienen als Unterlage für Kompanie-Besprechungen. Es genügt auch, sie den Soldaten vorzulesen.
Preisausschreiben
1. Preis | RM 2000,— und 1 Akkordeon |
2. Preis | RM 1000,— und 1 Radioapparat |
3. Preis | R.M 750,— und 1 Plattenspieler mit 20 Platten |
4. und 5. Preis | je RM 500,— und 1 Plattenspieler mit 10 Platten |
6. und 7. Preis | je RM 100,— und zwei Bücher |
8. bis 15. Preis | je RM 50,— und ein Buch |
Dieses Preisausschreiben richtet sich zwar an alle Wehrmachtsangehörigen, es muss jedoch gleich zu Anfang dem großen Kreis der Anwärter eine kleine Enttäuschung bereitet werden. Nach Lage der Dinge setzt dieses Preisausschreiben doch einige Kenntnisse voraus, und zwar Kenntnisse der wirklichen Verhältnisse an der Front, die nicht theoretischer Art sind. Mit Erfolg wird also nur derjenige Aussicht haben sich zu bewerben, der selbst an der Front, insbesondere im Osten, kämpft oder gekämpft hat.
Mit großem Erfolg ist bisher schon unsere Propaganda in den Feind hineingetrieben worden, sie hat vielen unserer Kameraden Leben und Blut erspart und so eine wichtige Aufgabe erfüllt.
Es gilt nun Mittel und Wege zu finden, um die deutsche Propaganda in den Feind noch intensiver zu gestalten, sie nach Möglichkeit von komplizierten technischen Hilfsmitteln unabhängig zu machen und den in vorderster Linie kämpfenden Kameraden die Möglichkeit zu geben, durch eigene Initiative das von OKW/WPr zur Verfügung gestellte Propagandamaterial an den Feind zu bringen, diesen in seinem Kampfwillen zu schwächen, ihn von der Gerechtigkeit unserer Sache zu überzeugen und damit den Krieg schneller zu beenden.
Deshalb ruft das Oberkommando der Wehrmacht, Abteilung für Wehrmacht-Propaganda, mit diesem Preisausschreiben die Kameraden an der Front auf, sich über folgende Probleme Gedanken zu machen und Vorschläge hierüber einzureichen:
Bisher verwenden wir zur Propaganda in den Feind:
1. Flugblätter und Flugblattbroschüren, die durch Flugzeuge abgeworfen werden.
2. Flugblätter, die durch Spezialmunition verteilt werden, nämlich durch die Gewehr-Propaganda-Granate, deren Abschuss aus dem Schießbecher zum Gewehr 98 erfolgt, die Propaganda-Bombe, die aus einem besonderen Abschussrohr, die Propaganda-Granate 41, die aus dem Propaganda-Granat-Werfer und das Weiß-Rot-Geschoss, das aus der leichten Feldhaubitze abgeschossen wird.
3. Propaganda durch Lautsprecher von Front zu Front,
Ferner werden Sprechtrichter (Megaphone) verwendet, Sprechchöre eingesetzt und Flugblätter durch Spähtrupps ausgelegt.
Es kommt nun darauf an Mittel und Wege zu finden, Propaganda in den Feind noch auf anderen Wegen zu betreiben, und zwar durch solche Mittel, die da oben noch nicht genannt waren und die durch Eigenarbeit im Rahmen der Fronttruppe hergestellt und eingesetzt werden können. Das von der Heimat bisher gelieferte Gerät wird sowieso bis zum Äußersten ausgenutzt, Wünsche der Truppe nach Mehrlieferung werden nach Möglichkeit erfüllt. Es geht natürlich nicht an, dass ein „Erfinder“ diese kostbaren Geräte etwa auseinandernimmt und aus den Teilen neue Geräte zu konstruieren versucht. Jeder Soldat weiß, dass überhaupt Sparsamkeit mit Rohstoffen, besonders mit Metallen, auch hier wichtig ist. So ist z. B. eine Erfindung wenig wert, die ein einzelner durch Ausschlachtung von für ihn zufällig erreichbaren größeren Rohmaterialmengen (z. B. bewegungsunfähige Kraftwagen) machen würde, weil die Massenanfertigung solcher Behelfsgeräte eben doch wieder viel Rohstoff kosten würde.
Auch wird ausdrücklich unterstrichen, dass es sich nicht darum handelt, Gedanken über die inhaltliche Gestaltung der Propaganda, also z. B. über den Text eines Flugblattes, einzureichen. Der springende Punkt ist vielmehr, neue einfache Aushilfsmittel zu finden, um die Propaganda an den Feind zu bringen.
Einsendungen sind bis 01.07.43 zu senden an:
OKW/WPr IV, Berlin W 35, Viktoriastraße 10
Der verschlossene Umschlag muss in der linken Ecke deutlich lesbar die Aufschrift „Preisausschreiben des OKW“ erhalten, dazu Namen, Dienstgrad und Feldpostnummer des Absenders. Die Einsendung wird vom Einheitsführer gegengezeichnet, ohne dass dieser inhaltlich zu ihr Stellung nimmt. Von der Einheit geht der Brief direkt über Feldpost an OKW, über die Auswahl entscheidet ein Ausschuss von Fachleuten.
Gruß Marga