Fähnrichvater - Aufgaben und Pflichten

  • Hallo Allerseits,


    Abschrift und Bearbeitung!


    Der Chef der Heeres-Rüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres

    Chef des Ausbildungswesens im Ersatzheer

    Az. K.S. I 1 In EB (0/1) Nr. II 67/43


    Berlin, den 07.01.1943


    Merkblatt über Aufgaben und Pflichten des Fähnrichvaters (während des Krieges)


    I. Die Aufgaben des Fähnrichvaters im Ersatzheer richten sich nach der in Kürze erscheinenden Vorschrift des Chefs des Ausbildungswesens im Ersatzheer Abschnitt D II (Richtlinien für die Erziehung und Ausbildung der Offizier-Bewerber (O.B.) und Reserve-Offzier-Bewerber (R.O.B.) im Ersatzheer).


    Außerdem hat der Fähnrichvater noch folgende Pflichten:


    A. Im ersten Ausbildungsabschnitt


    1. Der Fähnrichvater muss:

    die Offizier-Bewerber (O.B.) und später die Reserve-Offizier-Bewerber (R.O.B.) dazu anleiten, trotz der gemeinsamen Ausbildung mit den Rekruten und der vielseitigen hierbei auf sie wirkenden Eindrücke ihre neue soldatische Umgebung vom Standpunkt späteren Führers aus kennen zu lernen.


    2. Der Fähnrichvater führt die O.B. und später die R.O.B. zur Teilnahme am Offizier-Mittagstisch in das Offizierheim ein und übernimmt ihre Vorstellung. Der Kommandeur und im einzelnen der Fähnrichvater haben dafür zu sorgen, dass die O.B. und R.O.B. tatsächlich Anschluss an das Offizier-Korps finden. Die im Unterricht erläuterten militärischen Umgangsformen sollen hierbei ihre erste praktische Anwendung finden.


    3. Die im allgemeinen außerhalb des normalen Dienstes erfolgende Anleitung und Betreuung durch den Fähnrichvater ist praktisch nur möglich, wenn dieser (sofern er nicht selbst Zugführer und Ausbilder in der betreffenden Kompanie, was stets das Richtigste ist) eng mit dem die Ausbildung der O.B. verantwortlich leitenden Kompanie-, usw. Chefs zusammenarbeitet. Durch diese verständnisvolle Zusammenarbeit soll erreicht werden, dass einerseits den O.B. an Härte und Anstrengungen nichts geschenkt wird, sie andererseits jedoch nur insoweit zum Arbeitsdienst herangezogen werden, als dieses im Rahmen der Ausbildung erforderlich ist und somit keine Zeitverschwendung bedeutet.


    4. Der Fähnrichvater darf seine Aufgabe, den Offizier-Nachwuchs heranzubilden, nicht nur als eine Dienstverrichtung auffassen. Er muss sich vielmehr auch außerhalb des eigentlichen Dienstes weitgehend mit seinen O.B. und R.O.B. beschäftigen und mit ihnen eine enge persönliche Verbindung herstellen. (Aufsuchen auf den Stuben nach dem Dienst, gemeinsame Ausflüge, Wanderungen, Faltbootfahrten, Theaterbesuche, gemeinsame sportliche Betätigung). Er soll sie beraten in allen kleinen Nöten des Alltags. Er hat darauf hinzuwirken, dass sie unter sich zu einer festen Kameradschaft zusammenschmelzen.


    Fasst der Fähnrichvater seine Aufgabe richtig an, so wird er den ihm anvertrauten O.B. und R.O.B. nicht nur Lehroffizier und Erzieher, sondern zugleich der beste Kamerad und treueste Helfer sein. Je mehr sich aber der Fähnrichvater mit ihnen außerdienstlich und kameradschaftlich beschäftigt, desto mehr muss er darauf bedacht sein, das Vorgesetztenverhältnis zu ihnen zu wahren, das für falsche Vertraulichkeiten keinen Raum lässt.


    B. Im zweiten Ausbildungsabschnitt:


    1. Während im ersten Ausbildungsabschnitt die Ausbildung durch den Kompanie- usw. Chef, die Erziehung zu offiziermäßigem Denken und Handeln im besonderen durch den Fähnrichvater bzw. Lehrgangsleiter erfolgte, stellt der 2. Ausbildungsabschnitt den Fähnrichvater insofern vor erweiterte Aufgaben, als ihm jetzt die verantwortliche Leitung der Sonderausbildung der O.B. und R.O.B. übertragen wird.


    2. Im Unterricht ist den O.B. und R.O.B. ein Einblick in die taktischen Grundbegriffe zu geben. Neben die Kenntnisse der Grundzüge und Aufgaben der eigenen Waffe tritt erstmalig eine elementare Einführung in Aufgaben und Gliederungen der anderen Waffen und das Zusammenwirken der Waffen.


    3. Während des 2. Ausbildungsabschnittes sollen die O.B. und R.O.B. allmählich so mit den im Offizier-Korps gebräuchlichen Umgangsformen vertraut gemacht werden, dass sie ihnen als selbstverständlich erscheinen und ihre Natürlichkeit nicht hemmen oder einengen.


    Der durch den Fähnrichvater jederzeit zu fördernde Anschluss der O.B. und R.O.B. an das Offizierkorps muss bewirken, dass die O.B. und R.O.B. im Offizier-Korps ihres Regiments ihre zweite Heimat sehen, in der sie Verständnis für alle sie bewegenden Sorgen und Fragen finden.


    Dies darf jedoch nicht dazu führen, dass die noch in der körperlichen Entwicklung stehenden O.B. und R.O.B. durch ungewohnten Alkoholgenuss überbeansprucht werden und über Mitternacht im Offizierheim festgehalten werden. Der Fähnrichvater sorgt auch hier für einen gesunden Ausgleich zwischen fröhlicher Geselligkeit im Kameradenkreis und der für den Dienst am folgenden Tage unentbehrlichen Nachtruhe.


    Das persönliche Beispiel des Fähnrichvaters ist in allen Lagen das eindrucksvollste Erziehungsmittel. Das Auftreten der O.B. und R.O.B. und ihre innere Einstellung zum Soldatentum sind ein unbestechliches Zeugnis, inwieweit der Fähnrichvater seiner Aufgabe gerecht geworden ist.


    C. Im dritten Ausbildungsabschnitt


    Trotz der Aufteilung der O.B. und R.O.B. auf die Einheiten hat der Fähnrichvater gemäß den Richtlinien für die Erziehung und Ausbildung der O.B. und R.O.B. im Ersatzheer in enger Verbindung mit den Kompanie- usw. Chefs wie im 1. Ausbildungsabschnitt an der Erziehung und Ausbildung weiterhin mitzuwirken. Er muss sich für die Einheitlichkeit ihrer soldatischen Auffassung verantwortlich fühlen.


    II. Während der Zugehörigkeit der O.B. und R.O.B. zum Feldtruppenteil erfolgt ihre Weiterförderung nach den Weisungen des Regiments- (selbständigen Bataillons- bzw. Abteilungs-) Kommandeurs durch die zuständigen Kompanie- usw. Chefs. Damit übernehmen diese sinngemäß die Aufgaben und Pflichten des Fähnrichvaters.


    Es darf nicht vorkommen, dass ein O.B. oder R.O.B. zum Offizier-Anwärter-Lehrgang kommandiert wird, ohne dass er vorher als Gruppen- (Geschütz- usw.) Führer in der Truppe an der Front verwendet worden ist.


    Für die Richtigkeit


    gez.

    Schulz

    Oberstleutnant


    gez.

    Wolf

    Generalleutnant


    Quelle: germandocsinrussia


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling: