Panzer-Brigade Führung und Kampf - Richtlinien

  • Hallo Allerseits,


    Abschrift und Bearbeitung!


    Der Generalinspekteur der Panzertruppen

    Abteilung Ausbildungs-Nr. 11860/44 geheim

    Hauptquartier OKH, 29.08.1944


    Geheim!


    Richtlinien für Führung und Kampf der Panzer-Brigade

    (Mit Ausgabe dieser Verfügung tritt die Verfügung Nr. 9657/44 geheim vom 26.07.1944 außer Kraft und ist zu vernichten.)


    I.

    Auf Führerbefehl wurden eine Anzahl Panzer-Brigaden aufgestellt. Diese Maßnahme ändert an der bewährten Organisation und Taktik der Panzertruppen nichts.


    II.

    Die Aufgabe dieser Panzer-Brigaden ist es, in beweglicher Kampfführung ein- oder durchgebrochenen Feind im Gegenstoß oder Gegenangriff zu vernichten.


    III.

    Der Erfolg des Kampfes der Panzer-Brigade hängt entscheidend von der Tapferkeit, Härte, Entschlossenheit und Fähigkeit ihrer Führer ab.


    Der Platz der Führer ist weit vorn, ihr Schwung reißt die Truppe auch in den schwierigsten Lagen mit.


    IV.

    Aufgabe des Brigade-Kommandeurs ist die Festigung und Erhaltung

    einer bedingungslosen Verschworenheit innerhalb seiner Brigade durch Erziehung und Ausbildung.


    V. Aufgaben der einzelnen Waffen:


    a) Die Panzer-Brigade-Stabs-Kompanie enthält alle für Aufklärung, Erkundung und Führung erforderlichen Kräfte.


    Verstärkt durch andere Waffen (z. B. Panzer-Jäger, Panzer-Pioniere) ist der Aufklärungszug neben seiner Hauptaufgabe, der Aufklärung, für folgende Kampfaufträge geeignet:

    • Schnelle Inbesitznahme entscheidender Geländepunkte,
    • Sicherung des Angriffs in Flanke und Rücken,
    • Sicherung des Bereitstellungsraumes,
    • Abschirmung des Einbruchsraumes an der Stelle des eigenen Gegenangriffs.

    b) Die Panzer-Abteilung bildet die Angriffsspitze und ist die Stoßkraft der Panzer-Brigade.


    Führung und Aufgaben der Panzer-Abteilung nach den bisher gültigen Grundsätzen.


    c) Die leichte Panzer-Kompanie (Panzer IV lang) erhält ihre Aufträge durch die Brigade unmittelbar.


    Ihre Aufgaben sind:

    • Schutz der Brigade in Flanke und Rücken,
    • Bindung feindlicher Kräfte als Voraussetzung für Flankenangriff der Panzer-Brigade,
    • Panzerschutz des Panzer-Grenadier-Bataillons bei vorübergehender Trennung von der Panzer-Abteilung.
    • Erhält die leichte Panzer-Kompanie keinen besonderen Auftrag durch den Brigade-Kommandeur, kämpft sie im Verband der Panzer-Abteilung.

    d) Das Panzer-Grenadier-Bataillon kämpft in unmittelbarem Zusammenwirken mit der Panzer-Abteilung und folgt den Panzern dicht auf. Der Kampf wird aufgesessen geführt.


    Führung und Aufgaben nach den bisher gültigen Grundsätzen.


    Die schwere Kompanie unterstützt den Kampf der Panzer und SPW durch zusammengefasstes Feuer gegen erkannte Panzerabwehrwaffen.


    Auch die schweren Züge der Schützen-Kompanien haben die Hauptaufgabe, die feindliche Panzerabwehr niederzukämpfen. Einsatz mit Granatwerfer zum Blenden feindlicher Pak durch Nebel ist besonders wichtig.


    e) Die Drilling-Kompanie (Sd.Kfz. 251/21) hat folgende Aufgaben:

    • Bildung von Feuerschwerpunkten,
    • Verwendung als bewegliche Reserve,
    • frontale Bindung des Gegners,
    • Stoß in die Flanke zur Täuschung und Ablenkung des Gegners,
    • Einsatz zur Flugabwehr für die gesamte Brigade.

    Zum Flankenschutz kann die Drilling-Kompanie nur zusammen mit Panzer- Grenadieren eingesetzt werden.


    Sie kann besondere Aufträge durch den Brigade-Kommandeur unmittelbar erhalten.


    f) Die Panzer-Pionier-Kompanie untersteht der Panzer-Brigade unmittelbar. Ihre Aufgabe besteht im schnellen Beseitigen von Panzerhindernissen und Sperren. Panzer und Panzer-Grenadiere geben ihr dabei Feuerschutz.


    Die geringe Stärke der Panzer-Pionier-Kompanie wird nur selten erlauben, die Züge einzeln einzusetzen.


    Der Flammzug ist eine Schwerpunktwaffe im Stoßruppkampf sowie beim Kampf in der Tiefe des feindlichen Hauptkampffeldes.


    g) Die Versorgungs-Kompanien und der Werkstattzug enthalten die für Instandsetzung und Versorgung notwendigen Kräfte. Sorgfältig durchdachter Einsatz beeinflußt entscheidend die Erhaltung der Schlagkraft der Panzer-Brigade.


    h) Im Falle des Zusammenwirkens von Panzer-Brigaden mit Schlachtfliegern ist ein Einsatz-Leittrupp der Brigade zu unterstellen. Er gewährleistet die enge Zusammenarbeit von Erdtruppe und Luftwaffe auf dem Gefechtsfelde. Er ist durch die Brigade mit einem Panzer oder SPW auszurüsten. Zum Einbau des Nachrichtengeräts ist ein Zeitbedarf von 5 Stunden erforderlich.


    VI. Kampfweise:

    1. Die Stärke der Panzer-Brigade liegt in ihrer Beweglichkeit, Feuerkraft und Panzerung.


    Entscheidende Voraussetzung für den Erfolg ist der überraschend, geschlossen und kühn geführte Angriff der gesamten Panzer-Brigade.


    2. Durch wendige und geschickte Führung bestimmt der Brigade-Kommandeur Zeitpunkt und Gelände für den Kampf und schreibt so dem Gegner das Gesetz des Handelns vor.


    3. Ausnutzung des Geländes, List, Täuschung, vorübergehendes Ausweichen und Absetzen sowie plötzlicher Vorstoß aus anderer Richtung sind weitere Voraussetzungen für den Erfolg.


    4. Das wichtigste Führungsmittel ist der Funk! Funkdisziplin sowie Geheimschuts sind für Führung und Erfolg maßgebend.


    Der Nachrichtenoffizier ist dem Brigade-Kommandeur für die richtige Durchführung des Nachrichten-Verwendungsdienstes verantwortlich und begleitet ihn zu allen Besprechungen und Befehlsausgaben.


    Der Nachrichtenoffizier hat rechtzeitig und ständig über Lage, Auftrag und Absicht unterrichtet zu sein.


    5. Rechtzeitiger Ansatz von Aufklärung und Erkundung schafft die notwendigen Unterlagen für den Angriff. Verbindungsaufnahme mit den im Einbruchsraum noch haltenden Truppen und Stäben ist gleichzeitig sicherzustellen.


    Feststellung feindlicher Angriffsspitzen und Pakfronten sowie natürlicher und künstlicher Geländehindernisse und deren Umgehungsmöglichkeit ist wichtig.


    6. Trotz des stets unter Zeitdruck erfolgenden Ansatzes der Panzer-Brigade ist ein Zeitvorsprung für Aufklärung und Erkundung unerläßlich.


    Dies ist durch verkürzte Alarmbereitschaft (z. B. für Panzer-Brigade eine Stunde, für Aufklärungs- und Erkundungszug 20 Minuten) und schnelles Fahren in feindfreiem Raum sicherzustellen,


    7. Der Aufklärungszug wird in Spähtrupps zu je 2 SPW angesetzt, denen Erkundertrupps zugeteilt werden können.


    Zur schnelleren Übermittlung ihrer Erkundungsergebnisse nutzen diese die Funkverbindung der Spähtrupps aus.


    Zusätzliche Zuteilung von Pionier-Erkundertrupps der Panzer-Pionier Kompanie zur Erkundung feindlicher Sperren und Minenfelder ist zweckmäßig.


    8. Die Gliederung zum Angriff richtet sich nach dem Gelände und den vorliegenden Feindnachrichten. Sie soll die eigene Feuerkraft schnell mit allen Waffen zur Wirkung kommen lassen. Die einzelnen Waffen der Brigade sind so einzugliedern, wie sie voraussichtlich auf Grund der Beurteilung der Lage gebraucht werden.


    9. Auf dem Marsch zum Einsatzraum hat sich die Bildung einer starken Panzerspitze (eine Kompanie) bewährt. Der Panzerspitze sind grundsätzlich Panzer-Pioniere (nicht unter Gruppenstärke) zu unterstellen.


    SPW mit einem zugeteilten Halbzug eines Drillingszuges sind dicht heranzuhalten und die schweren Waffen weit vorn einzugliedern (siehe Anlagen 1 - 2).


    10. Zum Angriff tritt die Panzer-Abteilung stets geschlossen als Stoßkraft der Brigade an. Das SPW-Bataillon folgt dicht auf. Ein Absitzen der Panzer-Grenadiere erfolgt nur dann, wenn Panzer sonst nicht weiterkommen oder es zur Vernichtung eingegrabenen Gegners erforderlich ist (siehe Anlage 3).


    11. Panzerhindernisse - insbesondere Minensperren - werden unter dem Feuerschutz der Panzer von den abgesessenen Panzer-Grenadieren durchschritten. Diese bauen am jenseitigen Rand der Hindernisse einen Feuerschutz auf. Unter diesem Feuerschutz sowie unter dem der Panzer schafft die Panzer-Pionier-Kompanie Gassen für die gepanzerten Fahrzeuge.


    12. Nach Beseitigung des Hindernisses stößt die Panzer-Abteilung unter Ausnutzung ihrer Geschwindigkeit weiter vor. Panzer-Grenadiere sitzen auf und folgen den Panzern.


    13. Hat sich der Feind in einer Ortschaft oder auf wichtigen Gelände

    punkten festgesetzt, ist er durch Angriff mit schwachen Kräften zu binden, um ihn mit der Masse der Kampfkraft aus anderer Richtung vernichtend zu treffen (siehe Anlage 4).


    14. Auf Grund ihrer starken Feuerkraft kann die Drilling-Kompanie zur Täuschung und Ablenkung des Gegners frontal eingesetzt werden.


    Soll sie dagegen einen überraschenden Flankenstoß durchführen, müssen ihr Panzer-Grenadiere zugeteilt werden.


    Bei selbständigen Kampfaufträgen sind der Drilling-Kompanie grundsätzlich Panzer-Grenadiere zum Schutz für den Kampf auf nächste Entfernung zuzuteilen.


    15. Feuerzusammenfassung der gesamten schweren Infanteriewaffen des Bataillons zum Niederkämpfen der feindlichen Panzerabwehr verbürgt den besten Erfolg.


    Enges Zusammenwirken der schweren Kompanie (Steilfeuer) und der Drilling-Kompanie (Flachfeuer) ist zur Bildung von Feuerschwerpunkten notwendig.


    Bei der Auswahl der Feuerstellung für die Drilling-Kompanie und in der Auftragserteilung ist zu berücksichtigen, dass Drillinge SPW und Panzer nicht überschießen können.


    16. Beim Auftreffen auf starke Pakfronten oder unüberwindliche Geländehindernisse bricht die Panzer-Brigade den Angriff ab und kämpft sich unter Verwendung von Nebel und gegenseitigem Feuerschutz bis in die nächste Deckung zurück.


    Nach erneuter Aufklärung und Erkundung ist der Angriff aus anderer Richtung wieder vorzutragen.


    17. Muss ein gewonnener Abschnitt vorübergehend gehalten werden, ist er durch stehende Spähtrupps zu überwachen, während die Panzer-Brigade sich abgesetzt zum Gegenstoß bereithält.


    Diese Spähtrupps sollen das Vorgehen des Feindes verzögern und der Brigade die Voraussetzung zum Angriff schaffen. Verstärkung des Spähtrupps durch Drillinge und Panzer sowie Unterstützung ihrer Kampfführung durch Minenschnellsperren ist wesentlich. Die Form der Kampfführung ist von Fall zu Fall klar zu befehlen.


    Absitzen der Panzer-Grenadiere und Aufteilung der Panzer-Brigade zur Verteidung eines Abschnittes erfolgt nicht (siehe Anlage 5).


    18. Vor jedem Vorstoß muss der Brigade-Kommandeur den Verbleib und das Nachführen der notwendigen Versorgungsteile klar befehlen.


    Bei ungeklärter Feindlage wird Zurückschicken von Kampfteilen, unter deren Schutz die Versorgungseinheiten nach vorn gebracht werden, häufig notwendig sein.


    19. Dunkelheit erleichtert die Erreichung des Kampfzieles, da sie die Wirkung feindlicher Flieger, Artillerie und Panzerabwehr wesentlich einschränkt.


    Bildung kleiner Kampfgruppen (z. B. eine Panzer-Kompanie und eine SPW-Kompanie) erleichtert die Führung und erhöht die Kampfkraft.


    Eingehende Vorbereitung, straffe Führung, Anwendung aller technischen Orientierungsmittel (Kurskreisel) und Verwendung von Richtfeuern gewährleisten den Zusammenhalt und sind Voraussetzung jedes Nachtkampfes.


    Bei überraschendem Ansatz führt der Nachtangriff oft bei geringen Verlusten zum Erfolg.


    20. Oft wird die Panzer-Brigade mehrmals kurzfristig an verschiedenen Abschnitten der Front anzugreifen haben.


    Bei Unterstellung ist der Brigade-Kommandeur persönlich dafür verantwortlich, dass die Kräfte der Brigade nicht zersplittert werden und das jeweils nach 3 Angriffstagen die notwendige Instandsetzungspause angeordnet wird. Es ist energisch darauf hinzuweisen, dass die Erhaltung der Schlagkraft der Brigade in erster Linie von einer eingehenden technischen Pflege der gepanzerten Kampffahrzeuge abhängt.


    gez.

    Guderian


    Für die Richtigkeit

    Thomale

    Generalmajor


    Quelle: germandocsinrussia


    Gruß

    Antje