Hallo Allerseits,
Abschrift und Bearbeitung!
Jüterbog/Altes Lager, August 1942
Artillerie-Bekämpfung
Einschlägige Vorschriften und Verfügungen: H.Dv. 300/I, H.Dv. 200/6, H.Dv. 200/5, H.Dv. 200/7, H.Dv. 200/7c. Merkblatt 2, Merkblatt 14, Merkblatt 27. Artilleristische Mitteilungen Nr. 3 und 4.
I. Allgemeines
1.) Hauptaufgabe der Artillerie ist Bekämpfung der feindlichen Infanterie und Artillerie (H.Dv. 200/5, Ziffer 1 und 126). Auch unter taktisch beweglichen Verhältnissen, bei schlechten Kartenunterlagen darf die Bekämpfung der feindlichen Artillerie nicht vernachlässigt werden, da das Artilleriefeuer unserer derzeitigen Gegner fast ausschließlich auf der eigenen Infanterie liegt. (Verfügung 1, Seite 1)
2.) Die Bekämpfung der Feind-Artillerie ist Sache der Division. Die Bildung selbständiger Korps-Artillerie-Gruppen zur Artillerie-Bekämpfung soll Ausnahme bleiben und sich auf Lagen beschränken, in denen die Divisionen eng angelehnt mit schmalen Gefechtsstreifen kämpfen (Verfügung 1, Seite 2/3) denn
a.) wirkt sich ihr Einsatz meist erst spät aus
b.) wird die im Rahmen der Division eingesetzte Artillerie besser ausgenutzt. Jede zur Artillerie-Bekämpfung eingesetzte Abteilung muss jeder Zeit in der Lage sein, durch entsprechende Organisation ihres Beobachtungsstellen-Systems in den Infanteriekampf einzugreifen. (Verfügung 1, Seite 2).
3.) Um die oft weit zurückstehende Feind-Artillerie zu fassen, müssen auch besonders schwere Batterien für die Artillerie-Bekämpfung zur Ausnutzung ihrer Schußweite so weit vorn wie möglich eingesetzt werden. (H.Dv. 200/5, Ziffer 43)
4.) Bekämpfung der Feind-Artillerie erfolgt ständig und zwar möglichst sofort nach ihrer Aufklärung, am besten noch während ihrer Feuertätigkeit. Sie kann vor dem beabsichtigten Angriff nicht frühzeitig genug begonnen werden.
Vorteil:
a) Nur so kann eine bewegliche, häufig Stellungswechsel durchführende Feind-Artillerie zuverlässig gefaßt werden.
b) Jede vor Angriffsbeginn niedergekämpfte Batterie fällt beim eigenen Angriff aus
c) Die Aufklärung wird nicht durch zahlreiche eigene und feindliche Abschüsse gestört und arbeitet zuverlässig. Außerdem ist die Mitbeobachtung durch das Aufklärungsmittel zeitlich möglich.
d) Ist die feindliche Artillerie im wesentlichen vor Angriffsbeginn niedergekämpft, wird während des Angriffs eigene Artillerie für andere Aufgaben frei. (Verfügung 1, Seite 6 und 7.)
5.) Das Außergefechtsetzen der Beobachtungs-Stellen durch Bekämpfen bzw. Blenden hat im taktisch richtigen Augenblick, also unmittelbar während des Angriffs zu erfolgen. (Verfügung 1, Seite 6)
6.) Auch wenn eine laufende Bekämpfung der feindlichen Artillerie erfolgt ist, muss eine solche zusätzlich unmittelbar jedem Angriff vorausgehen. (T.F. Ziffer 359, H.Dv. 200/5, Ziffer 126 2. Absatz)
Anhaltspunkte liefert dafür eine sorgfältige Überwachung des Feindes auf längere Zeit (Merkblatt 14). Selbst bei geringen Erfolgsaussichten gegenüber einer beweglichen Artillerie muss diese letzte Möglichkeit der Entlastung der eigenen Infanterie ausgenutzt werden. (Verfügung 1, Seite 7).
7.) Auch während des Angriffs ist je nach Art der Aufklärung, Stärke der eigenen Artillerie und Munitionslage dem Niederkämpfen der feindlichen Artillerie vor dem Niederhalten den Vorzug zu geben. (Verfügung 3, Ziffer 4).
8.) Zu Beginn des Infanterie-Angriffs müssen unbeschadet ihrer sonstigen Feuertätigkeit möglichst zahlreiche Batterien "auf der Lauer" liegen, um neu auftretende Feindbatterien, die erst bei eigenem Angriff das Feuer eröffnen, zu bekämpfen (T.F. Ziffer 359). Um das Feuer der feindlichen Artillerie vor Angriffsbeginn herauszulocken, können eigene örtliche Angriffs-Unternehmungen bzw. Schein-Unternehmungen geboten sein. Plötzliches Schweigen der eigenen Artillerie erleichtert dabei das Aufklären durch Beobachtungs-Abteilung (H. Dv. 200/5, Ziffer 150). Wegen ihrer Feuergeschwindigkeit ist leichte Artillerie zum Niederhalten feindlicher Artillerie sehr geeignet. (H, Dv. 200/5, Ziffer 151).
Fortsetzung folgt...
Quelle: germandocsinrussia
Gruß
Antje