Hermann Nichting, Gefreiter

  • Hallo zusammen,


    ich hätte einige Fragen zu dem militärischen Werdegang meines Großvaters.


    Lt. FPNr. 37489E war er dem Grenadier-Regiment 1 (8.Kompanie) angehörig. Gefallen/vermisst im Raum Königsberg/Ellakrug/Molchengen/Nautzken


    Lt. Begleitschreiben von der WASt heißt es außerdem:


    "den Erkennungsmarkenverzeichnissen und Veränderungsmeldungen der Wehrmacht sind zu Nichting, Hermann folgende Verwendungen zu entnehmen:


    • Stamm-Kompanie Pionier-Ersatz-Bataillon 6 (gemeldet 1943) Bundesarchivsignatur B563/25187
    • Marsch-Kompanie Pionier-Ersatz- und Ausbildungs-Bataillon 6 (gemeldet 1943) Bundesarchivsignatur B563/25202
    • 1.Kompanie Pionier-Bataillon 630 (gemeldet 1943) Bundesarchivsignatur B563/27068
    • 3.Kompanie Bau-Pionier-Bataillon 136 (gemeldet 1943) Bundesarchivsignatur B563/30644

    1.Wie stehen die zuletzt genannten Kompanien in Verbindung zur FPNr.37489E? Ich kann keinen Zusammenhang erkennen (auch räumlich nicht).


    2. Kann man die Bundesarchivsignaturen im Internet einsehen oder muss man diese anfordern (Fa. Selke!?) bzw. vor Ort sichten?


    3. Was bedeutet in der DRK-Vermisstenliste der Buchstabe "T" hinter dem Geburtsdatum (der Buchstabe "E" hinter Gefreiter dürfte für die Kompanie stehen)?


    Danke


    Gruß

    Oliver

  • Hallo Oliver,


    ich fange einfach mal mit den einfachen Informationen an:


    Pionier-Ersatz-Bataillon 6

    28.08.1939 aufgestellt in Minden WK VI;

    11.1939 nach Elbing und 08.1940 nach Minden zurückverlegt;

    01.10.1942 geteilt und 04.1944 wieder vereinigt als Pionier-Ersatz und Ausbildungs-Bataillon. 6 in Minden;

    stellt 09.1944 als Walküreeinheit das Ausbildungs-Bataillon mit 3 Grenadier-Kompanien

    U: Div. 166, 01.02.1943 Div. 176, 10.1944 Div. 466


    Pionier-Lehr-Bataillon 6

    1944 aus dem Pionier-Lehr-Bataillon für schweren Brückenbau in Speyer, das am 01.04.1942 aus dem Brückenbau-Ersatz-Bataillon 4 gebildet und 05.08.1942 wieder in dieses und ein Pionier-Lehr-Bataillon für schweren Brückenbau in Speyer geteilt war;

    11.1944 mit dem Pionier-Lehr-Bataillon 3 in Rosenheim verschmolzen.

    U: Div. 172 WK XII


    Pionier-Bataillon 630

    26.08.1939 aufgestellt als Heerestruppe im WK X.

    U: Heerestruppe: Polen; Westen; Rußland, 1942 2. Pz.Armee (Hgr. Mitte), 1944/45 Weichselbogen, zuletzt Stettin

    E: 20 Hamburg-Harburg, WK X


    Bau-Bataillon 136

    26. 8. 1939 aufgestellt in Gerolstein; WK XII, aus RAD;

    02.1940 im WK IV auf Wehrmacht umgegliedert;

    19.08.1943 umbenannt in Bau-Pionier-Bataillon 136

    U: Heerestruppe: Westen, Mittelrußland (1942 3. Pz.Armee), Witebsk, Ostpreußen (3. Pz.Armee), zuletzt Ostpreußen (IX. AK)

    E: 12 Bad Schwalbach, WK XII; 02.1940

    E 4 Oschatz, WK IV


    37489

    (Mobilmachung - 01.01.1940) Stab II Infanterie-Regiment 490

    (28.04.1940 - 190.9.1940) Stab II u. 5. - 8. Kompanie Infanterie-Regiment 490

    (08.09.1943 - 22.04.1944) 30.09.1943 Stab II u. 5. - 8. Kompanie Grenadier-Regiment 490,

    18.11.1943 gestrichen

    (23.4.1944-24.11.1944) 13.11.1944 Stab II u. 5.-8. Kompanie Grenadier-Regiment 1.


    15208

    (Mobilmachung - 01.01.1940) Stab II Infanterie-Regiment 1

    (28.04.1940 - 14.09.1940) Stab II u. 5. - 8. Kompanie Infanterie-Regiment 1

    (01.08.1943 - 23.03.1944) 03.02.1944 Stab II u. 5. - 8. Kompanie Grenadier-Regiment 1

    (07.11.1944 - Kriegsende) 09.11.1944 gestrichen.


    Zu deinem gesuchten Zeitraum gehörte das Bau-Bataillon 136 zum IX. A.K. Die Armee-Abteilung Samland gehörte zum IX. A.K.


    Sollte das nicht ausreichend beantwortet sein, müssen die anderen User ran. ;)


    Deine anderen Fragen kann ich dir leider nicht beantworten. :(


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Oliver,

    3. Was bedeutet in der DRK-Vermisstenliste der Buchstabe "T" hinter dem Geburtsdatum

    Diese Aufstellung sollte deine Frage beantworten:


    A - Bayern

    B - Baden-Württemberg

    C - Hessen

    D - Bremen

    E - Elsaß-Lothringen

    F - Luxemburg

    G - Niederlande

    H - Saarland

    J - Südbaden

    K - ehem. Württemberg-Hohenzollern, jetzt Baden-Württemberg (B)

    KS - Schleswig-Holstein

    L - Rheinland-Pfalz

    M - ehem. Rheinland-Pfalz westl. und südl. Teil, jetzt: Rheinland-Pfalz (L)

    N - Berlin

    O - SBZ (DDR)

    P - Österreich

    R - übriges Ausland

    S - Hamburg

    T - Niedersachsen

    U - ehem. Braunschweig, jetzt: Niedersachsen (T)

    V - Oldenburg

    W - Nordrhein

    X - Westfalen-Lippe

    Z - Belgien


    siehe auch:

    https://www.forum-der-wehrmach…vermi%C3%9Ftenbildlisten/


    Gruß

    Michael

  • Nachtrag:

    (der Buchstabe "E" hinter Gefreiter dürfte für die Kompanie stehen)?

    davon ist auszugehen, siehe Beispiel:


    Feldpost-Nummer:


    16 748 A = Stab des Bataillons X
    16 748 B = 1. Kompanie des Btl. X
    16 748 C = 2. Kompanie des Btl. X
    16 748 D = 3. Kompanie des Btl. X
    16 748 E = 4. Kompanie des Btl. X


    siehe auch: http://www.vksvg.de/thread.php?threadid=6084


    Gruß

    Michael

  • Hallo!

    2. Kann man die Bundesarchivsignaturen im Internet einsehen oder muss man diese anfordern (Fa. Selke!?) bzw. vor Ort sichten?

    Im Internet sind die Listen nicht einsehbar.


    Anfordern wird auch nicht funktionieren, denn in anderen Bundesarchiv-Auskünften habe ich gelesen:

    "Die Erkennungsmarkenverzeichnisse und Verlustmeldungen werden sukzessive digitalisiert. Daher ist zurzeit eine persönliche Benutzung nicht möglich."


    Gruß von Dagmar

  • Hallo zusammen.


    vielen Dank.


    Kann der Werdegang mit den Bataillonen aufgrund der räumlichen Entfernung passen? Ich kann mir das schlecht vorstellen (lt. meiner Mutter waren die Leute in der doch sehr ländlichen Gegend eher zu Fuß oder mit Pferdewagen unterwegs).


    Soldaten konnten so eine Reise (z.B. Speyer) ja nur mit dem Zug machen (was mich auch wieder stutzig macht, da es heißt "der war nie weiter weg, als bis zum nächsten Dorf").


    War Hermann Nichting evtl. nur in den Bataillonen gemeldet und nie dort gewesen oder haben die Angehörigen evtl. gar nicht gewusst, wo er sich teileweise aufhielt? Die ganze Feldpost ist leider nicht mehr vorhanden.




    Gruß

    Oliver

  • Hallo Michael,


    in diesem Fall steht das "E" aber für 8.Kompanie (so wird er auch in der DRK-Vermisstenliste geführt).


    http://www.die-feldpost-2-welt…0nun%20einem,f%C3%BCr%20d


    Gruß

    Oliver

  • Hallo Oliver,


    irgendwie steige ich gerade nicht durch. Welches räumliche Problem hast du?


    Dein Verwandter muss ja aus seinem Dorf herausgekommen sein, denn er gilt bei Königsberg als vermißt.


    Die Soldaten wurden z.T. mit Zügen, Schiffen, Flugzeugen, Fahrzeugen transportiert oder waren zu Fuß zur Front unterwegs.


    Habe ich jetzt einen Gedankenfehler? :/


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Oliver,

    Hallo Michael,


    in diesem Fall steht das "E" aber für 8.Kompanie (so wird er auch in der DRK-Vermisstenliste geführt).

    wie bereits gesagt, handelte es sich hier nur um ein exemplarisches Beispiel. Ich wollte dir dadurch nur die Verbindung zur Feldpostnummer aufzeigen.


    Gruß

    Michael

  • Hallo Oliver,


    die Karteikarte ist erst 1948 nach dem Krieg erfaßt worden.

    • Hast du noch weitere Karteikarten vorliegen?
    • Gab es Lazarettaufenthalte?

    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Oliver,


    ich muss ehrlich sagen mir fehlt die Verbindung zwischen den 4 Pionier Einheiten und zur Feldpostnummer des Grenadier-Regiment 1.

    Feststeht das Grenadier-Regiment 1 war zu diesem Zeitpunkt in Ostpreußen.


    Meine Vermutung ist, das dein Großvater irgendwann vom Bau-Bataillon 136 zum Grenadier-Regiment 1 kam.

    Vielleicht im Zuge der Auffrischung der 1. Infanterie-Division Anfang 1945 im Raum Königsberg. Und das diese Versetzung nicht mehr an die entsprechenden Stellen gemeldet wurde.


    Bau-Bataillon 136

    Flp Nr. 23796

    (Mobilmachung-1.1.1940)

    1. Kompanie Bau-Bataillon 136 (24.8.1943-5.4.1944) 23.9.1943 1. Kompanie Bau-Pionier-Bataillon136.


    Hast du noch andere Unterlagen?

    Gruß Ulf

    --------------------------------------------------------------
    Ich suche Bildmaterial, Dokumente und sonstige Informationen über ausländische Orden und Ehrenzeichen die an Deutsche verliehen wurden. Zum Zweck der Aufarbeitung und der Dokumentation.
    Vielen Dank

  • Hallo Oliver,



    hier ein Auszug aus der Divisionschronik der 1. Infanterie-Division:


    Abschluss der Aufstellung der neuen Division in Königsberg Ende Februar bis 24.03.1945


    Nachdem die Verbindung zwischen der Samlandfront und der Festung Königsberg hergestellt worden war, wurden die Bemühungen um die Aufstellung der Division intensiv weiter fortgesetzt. Viele Angehörige und Genesene der Division wurden bei den Meldestellen gesammelt und ihren Truppenteilen wieder zugeführt.


    Anfang März standen im großen die Verbände. Als Kommandeure übernahmen Major Weißenberg das Grenadier-Regiment 1, Oberst Trautmann das Füsilier-Regiment. 22 (nach seiner Rückkehr aus dem Lazarett), Major Pfeifer das Grenadier-Regiment 43.


    Die feierliche Vereidigung der jungen Soldaten des Grenadier-Regiment 1 fand am 25.02.1945 im Hof der Ruine des Königsberger Schlosses mit der Regimentsmusik des Füsilier-Regiment 22 statt. Generalleutnant v. Thadden wurde am 3. März der neue Divisions-Kommandeur.


    Die Zeit der Aufstellung kam zum Abschluss, als am 07.03.1945 der Festungsstab personell ergänzt und vom Stab der Division getrennt wurde. Als letzter Verband kehrte in der zweiten Hälfte März das Artillerie-Regiment 1 unter Oberstleutnant Pasternack aus dem Heiligenbeiler Kessel zur Division zurück. Dank einer vorbildlichen Führungsleistung hatte das Regiment seinen Bestand in den vielen Wirren der letzten Wochen im wesentlichen erhalten können.


    Eine neue kampfkräftige und einsatzbereite 1. Infanterie-Division war innerhalb kurzer Zeit wieder entstanden. Oberst Trautmann wurde am 23.03.1945 das ihm schon früher verliehene Ritterkreuz überreicht; er hat die Reihe hervorragender Regimentskommandeure des Füsilier-Regiment 22 würdig fortgesetzt. Im Monat März war für Königsberg eine Zeit der trügerischen Entspannung eingetreten, die die Bevölkerung und Besatzung vorübergehend neue Hoffnung schöpfen ließ.“


    ———


    In der Karte ist jedenfalls auch Nautzken eingezeichnet, der Ort liegt ca 10 km nordöstlich von Königsberg, außerhalb des Kessels Königsberg.


    ———


    Des Weiteren findest du hier im Forum noch einen interessanten Bericht zur 1. Infanterie-Division, von der Aufstellung bis hin zu einem möglichen Sonderstatus der Division.


    Quelle: „Divisionschronik der 1. Infanterie-Division“

    Quelle: Karte „So fiel Königsberg“ von Otto Lasch


    Gruß

    Antje

  • Hallo Oliver,


    mit dieser Information müsste der Bogen geschlossen sein.


    Ich habe eine Übersicht zur taktischen Unterstellung vom 08.02.1945 gefunden. In dieser Unterstellung ist das Bau-Pionier-Bataillon 136 der Armee-Abteilung Samland unterstellt und gehörte zum IX. A.K. war also im weiteren Sinne im Operationsgebiet wie die 1. Infanterie-Division.


    Quelle: germandocsinrussia


    Gruß

    Antje

  • Hallo Oli,


    na das ist doch toll, es liegt ein Wehrstammbuch vor. Das wird wahrscheinlich sehr teuer, das zu bestellen.


    Da könntest du bestimmt noch das ein oder andere Entnehmen.


    LG

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Oliver,

    na das ist doch toll, es liegt ein Wehrstammbuch vor.

    Wehrstammbücher können wirklich sehr informativ sein. Ich würde das auf jeden Fall anfordern. Auf der letzten Seite von deinem Schreiben hattest du etwas bei der Entwertung übersehen. Ich habe das jetzt für dich korrigiert.


    Gruß

    Michael

  • Hallo Oliver,


    es folgt ein bearbeiteter Auszug aus der Chronik vom Grenadier-Regiment 1.


    Kampf um Königsberg und im Samland


    Mitte 02.1945 standen die Restteile der 1. Infanterie-Division und damit das Regiment in Königsberg. Nachdem bei den Kämpfen bei Schloßberg 01.1945 fast die gesamte 1. Infanterie-Division aufgerieben worden war, traf der Stab der Division bereits am 26.01.1945 zur Neuaufstellung der Division in Königsberg ein und übernahm auf Befehl der Heeresgruppe die Verteidigung der Stadt.


    Am 28.01. wurde General der Infanterie Lasch zum Kommandanten der Festung Königsberg ernannt. Und es entstand unter der Führung von Major Weissenberg ein fast neues Infanterie-Regiment 1, zu dem Anfang 03.1945 noch einige Reste der sich auf Königsberg zurück kämpfenden Regimenter stießen. Aufgefüllt mit vielen zurückkehrenden Genesenen und vielen jungen Königsbergern war das Regiment etwa ab Mitte 02.1945 wieder bedingt einsatzbereit.


    Anfang 02.1945 gelang dem Gegner erstmalig die völlige Einschließung von Königsberg, während der Westteil des Samlands noch in harten Kämpfen freigehalten werden konnte. Um zwischen dem Samland und Königsberg erneut eine Verbindung herzustellen und damit eine Möglichkeit des Abtransports der in Königsberg befindlichen Zivilpersonen nach Pillau zu schaffen, wurde Mitte Februar ein entsprechendes Unternehmen von der Heeresgruppe befohlen.


    Am 19.02. sollten einige Divisionen aus dem Samland in Richtung Königsberg und gleichzeitig einige Kräfte aus der Festung in Richtung Osten angreifen, um den Ring um Königsberg zu sprengen. Zu diesem Zwecke wurde auch die 1. Infanterie-Division, bisher an der Nordostfront der Festung eingesetzt, herausgelöst und zum Angriff bereitgestellt.


    Am 19. Februar um 5.30 Uhr begann der Angriff. Das Infanterie-Regiment I mit seinen Schwester-Regimentern der 1. Infanterie-Division trat zum Angriff an und entriß dem Gegner in harten, verlustreichen Kämpfen Metgethen. Die russische Front war aufgerissen, und die bereitstehende 5. Panzer-Division stieß vor nahm Seerappen und konnte am 20.02. den vorstoßenden Samlandtruppen die Hand reichen.


    Auch die 1. Infanterie-Division, trat am 20.02. erneut an. Es gelang ihr, die Kobbelbuder Forst zu säubern und ebenfalls Verbindung mit den Samlandtruppen herzustellen. Die eigenen Verluste waren, besonders bei den jüngeren Soldaten, sehr hoch. Die Gefallenen wurden am 23.02. auf dem Domfriedhof in Königsberg beigesetzt.


    Königsberg hatte nun wieder eine Verbindung mit Pillau. In Königsberg selbst folgte eine Zeit der Ruhe. Da die Armee damit rechnete, dass der Gegner alles dransetzen würde, um die Verbindung Pillau - Königsberg wieder zu unterbrechen, und daher den Abschnitt bei Seerappen als besonders gefährdet erachtete, wurde die 1. Infanterie-Division aus der Festung herausgelöst und im Austausch mit einer Volks-Grenadier-Division am 26.03. nördlich Seerappen eingesetzt.


    Am 6. April trat der Gegner mit ungeheurer Wucht und zahlenmäßig großer Überlegenheit an Menschen, Waffen und Munition zum erneuten Angriff auf Königsberg an. Der Todeskampf der Festung begann. Auch das Infanterie-Regiment 1 stand nördlich Seerappen im härtesten Abwehrkampf. Die Absicht des Gegners: Durchstoß zum Haff, um Königsberg wieder einzuschließen. Das Regiment kämpfte verbissen gegen eine ungeheure Übermacht. Das Regiment wirde unterstützt durch die 5. Panzer-Division und durch die Kameraden der II./Artillerie-Regiment 1, die trotz der wenigen Munition, die zur Verfügung stand, immer wieder durch gut geleitete Feuerstöße, Luft schaffte.


    Als beim rechten Nachbarn ein tiefer Einbruch erfolgte, musste das I. Bataillon unter Führung von Major Weiß zurückweichen um die tiefe, offene Flanke des Regiments abzuschirmen. Die 1. Infanterie-Division verhinderte in ihrem Abschnitt einen Durchbruch.


    Am 9. April 1945 war die Lage in Königsberg bereits hoffnungslos, und am 12. April 1945 wurde die Festung nach heftiger Verteidigung übergeben. Die Überlebenden traten den schweren Gang in die Gefangenschaft an.


    Nach dem Fall von Königsberg verlief die Front von der Kobbelbuder Forst zwischen Gut Holstein und Nautzwinkel - hart westlich Metgethen – ostwärts Seerappen, dann nach Westen abdrehend über Prilacken nach Norden verlaufend bis an die Ostsee.


    Gegen diese Front trat der Gegner am 13.04.1945 zum Angriff an. Nach kaum vorstellbarer Artilleriefeuer-Vorbereitung begann der Angriff. Unterstützt von einer unübersehbaren Zahl von Panzern und rollenden Luftangriffen, stieß der russische Angriff auf nur noch wenig Widerstand. Trotzdem wurde erbittert um jeden Stützpunkt gerungen, jedes Gehöft wurde hartnäckig verteidigt. Trotz dieser Übermacht konnte die Division auch diesmal noch einen Durchbruch verhindern und den Zusammenhang zum linken Nachbarn, der 58. Infanterie-Division wahren.


    Weiter nördlich aber war dem Gegner ein tiefer Einbruch gelungen. In hinhaltenden Kämpfen wichen die Divisionen aus. Am 14.04. beseitigte die 1. Infanterie-Division noch einige Einbrüche bei Schuditten und Katrinshöfen. Die Verluste aller Truppen überstiegen jedes bisher gekannte Maß, der Zusammenhang ging verloren.


    Auf sich selbst gestellt, kämpften sich einzelne Kampfgruppen in Richtung Pillau zurück. Bei diesen Kämpfen fiel auch der letzte Divisionskommandeur der 1. Infanterie-Division, General v. Thadden.


    Die letzten Reste der Division sammelten sich bei Lochstädt und bildeten eine Kampfgruppe, die bei Tenkitten einen Sperriegel zur Frischen Nehrung bildeten. Dieser Sperriegel konnte erst nach 4 tägigem, Ringen von den Russen aufgebrochen werden. Dadurch wurde viel Zeit gewonnen, um den Abtransport vieler Verwundeter und Zivilisten von Pillau zu vollziehen. Außerdem konnten hinter diesem Sperriegel mehrere Riegelstellungen angelegt werden, die dem Gegner ein schnelles Vordringen nach Pillau verwehrten.


    Befehlsführer über diesen Sperriegel und in Pillau war zu dieser Zeit General Chill mit dem Stab des LV. Armee Korps.


    Die Kämpfe im Raum Seerappen - Fischhausen - Pillau gehörten mit zu den schwersten Kämpfen des ganzen Krieges, denn die Materialüberlegenheit des Gegners hatte den Höhepunkt erreicht. Ende 04.1945 wurden die Reste der 1. Infanterie-Division und damit das Infanterie-Regiment 1 von Pillau auf die Frische Nehrung übergesetzt und später mit Booten der Kriegsmarine nach Hela gebracht. Auf ausdrücklichen Befehl des Armeeoberbefehlshabers, General v. Saucken, wurde der Stab der 1. Infanterie-Division von Hela nach Dänemark verschifft. Dem Regiment wurde zur Mitverschiffung 15 Mann zugestanden. Es gelang aber, insgesamt 85 Mann des Regiments zu verschiffen. Der überfüllte Dampfer „Sachsenwald" verließ Hela am 04.05. und erreichte am 06.05. Kopenhagen, am Tage der deutschen Kapitulation in Dänemark. Von Hela gelang es nicht, die 13. Kompanie zu verschiffen, da diese bereits der 32. Infanterie-Division unterstellt war, die in Hela verblieb.


    Die in Kopenhagen gelandeten Teile wurden in Richtung deutsche Grenze in Marsch gesetzt, die etwa Mitte Juni, teils im Fuß- teils im motorisierten-Marsch, erreicht wurde. Am 24.06. traten die gesamten Restteile der Division zu einem Abschiedsappell noch einmal an. Major Kuschel vom Stab der 1. Infanterie-Division beschloss den Abschiedsappell mit einem dreifachen Hurra auf die 1. Infanterie-Division. Bei Meldorf in Schleswig-Holstein wurden die Restteile von englischen Streitkräften interniert und bis Ende des Jahres 1945 aus der Internierung entlassen.


    Fortsetzung eines Landserberichts folgt.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Fortsetzung...


    Es folgt noch der erhaltene Bericht eines Angehörigen des Regiments.


    Der letzte Kampf des Grenadier-Regiments 1:


    Alarm! – Trommelfeuer.


    Wieder überschütteten die Bolschewisten unsere Stellungen mit einem gewaltigen Hagel an Granaten aller Kaliber. Wieder liegen die Grenadiere in der Heimaterde eingegraben und lassen dieses verderbenbringende Ungewitter über sich ergehen.


    Es ist der 6. April 1945. Seit 9.00 Uhr trommeln die Sowjets ununterbrochen. Schlachtflieger jagen immer wieder von neuem im Tiefflug, aus allen Rohren der MGs und Bordkanonen feuernd, über die Gräben hinweg. Jetzt ist es 11.00 Uhr. Ob es nicht bald aufhören wird? Die Gräben, in denen die Grenadiere seit einigen Tagen stehen, sind sehr schlecht gebaut und nun zum Teil schon zugeschossen.


    11.30 Uhr. Das Feuer springt plötzlich zurück. Die Bolschewisten kommen! Die Grenadiere wissen, um was es geht, wissen, dass die Entscheidungsstunde um den letzten Brückenkopf in ihrer Heimat, um das Samland und Königsberg, begonnen hat. Bald erkennen sie auch die Absicht des Gegners: Der Durchstoß zum Haff an der schmalen Stelle bei Metgethen und Moditten soll Königsberg wieder einschließen, gleichzeitig eine Angriffsbasis schaffen, die Samlandfront von Osten her aufzurollen. Beim rechten Nachbarn gelingt den Bolschewisten ein tiefer Einbruch. Das I. Bataillon muss von Gut Warglitten bis zur Bahnlinie Metgethen - Seerappen zurückweichen, um die offene Flanke des Regiments abzuschirmen. Das Regiment, bei dem sich viele junge Grenadiere befinden, kämpft mit verbissener Leidenschaft. Es geht um die Heimat!


    Wohl stehen die Grenadiere einem an Zahl und Material weit überlegenen Gegner gegenüber. Die 11 Panzerabschüsse des ersten Tages aber beweisen, dass sie sich hierdurch nicht einschüchtern lassen. Bei diesem heldenhaften Abwehrkampf werden die Grenadiere durch ihre Kameraden der 5. Panzer-Division mit Sturmgeschützen, vor allem aber durch die II./Artillerie-Regiment 1 unterstützt, die trotz der wenigen Munition, die zur Verfügung steht, ihnen immer wieder durch gut geleitetes Feuer Luft schafft.


    In der Nacht nach dem ersten Kampftag wird die HKL, die durch das Abschirmen der offenen Flanke die Form eines spitzen Winkels hat, auf eine Riegelstellung zurückgenommen, um so die Angriffe des nächsten Tages besser abwehren zu können. Als sich die Dämmerung wohltuend herniedersenkt, atmen die Grenadiere auf. Endlich läßt das heftige Pak- und Granatwerferfeuer etwas nach. Endlich tauchen am Horizont keine neuen Schlachtfliegerverbände mehr auf. Mit der Dunkelheit aber kommt der „Sture" in rollendem Einsatz. Er fühlt sich vollkommen sicher. Man kann an den Positionslichtern erkennen, wie eine Maschine nach der andern langsam über das Haff herüberkommt.


    Die einzige Nachschubstraße der Division wird durch seine Bombenwürfe stark gestört. Ohne weitere Zwischenfälle verläuft die Nacht. Der nächste Tag bringt schon am frühen Morgen Angriffe der Sowjets.


    Obwohl ihr Angriff auf Richtung Haff Boden gewonnen hat, geben sie sich damit alleine nicht zufrieden. Anscheinend wollen sie einen gleichzeitigen Doppelerfolg haben, nämlich einmal die Einschließung Königsbergs und zum anderen die Nord-Südflanke der Samlandfront durchbrechen, um so in deren Rücken zu gelangen. Hart und verbissen ist der Kampf. Immer wieder rennen die Sowjets gegen unsere Stellungen. Einbrüche wechseln mit für den Gegner verlustreichen Gegenstößen. 15 Panzerabschüsse, zum größten Teil durch Nahkampfmittel, sind an diesem Tage zu verzeichnen. Allein dem unerschütterlichen Standhalten des gesamten Regiments ist es zu verdanken, dass die Absicht des Feindes mißlingt.


    Die Nacht bringt neben dem monotonen Motorengeräusch des „Sturen“, Einbrüche werden sofort im Gegenstoß bereinigt. Es ist, als wüßten die Bolschewisten, welch ein Gegner ihnen gegenüberliegt. Mit gewaltiger Wucht rennen sie am 14.04. überraschend von Nordosten gegen unsere Stellungen. Kathrinhöfen, Pollwitten und Schwitten gehen nach hartem Kampf verloren. Schuditten wechselt mehrmals den Besitzer, bis sich schließlich doch die sowjetische Übermacht behauptet.


    Das Regiment bezieht an der Bahnlinie aufs neue Stellung und hält sie verbissen gegen alle weiteren Angriffe. In Kondehnen verteidigt sich Hauptmann Schröder vom Grenadier-Regiment 43 hervorragend mit seinen Männern. In der Nacht wird die HKL auf Höhe Powayen und Kurhaus einschließlich zurückgenommen.


    Am 15.04. beginnt der Feind sofort wieder mit starken Angriffen. Das Kurhaus mit Sägewerk geht verloren. Der Regimentsführer Weißenberg wird bei einem Gegenstoß am rechten Oberarm verwundet. Hauptmann Hahn übernimmt die Führung des Regiments. Die Grenadiere haben sich um den Regiments-Gefechtsstand eingeigelt und wehren, obwohl zum rechten und linken Nachbarn jegliche Verbindung fehlt, alle weiteren Angriffe während des ganzen Tages ab.


    In der Nacht muss sich das Regiment bis Bludau absetzen. Die HKL verläuft von Bludau über die Straße und Bahnlinie nach Fischhausen und läßt für den kommenden Tag wiederum einen heißen Tag erwarten. Die Grenadiere sind abgekämpft und müde und durch die dauernden Schlachtfliegerangriffe vollkommen zermürbt.


    Als der Feind am Vormittag angreift, geht Bludau verloren, doch bei Caspershöfen leistet Hauptmann Steppat mit dem Stab und den Restteilen seines Bataillons erbitterten Widerstand. Das Regiment bezieht neue Stellungen im Fischhausen-Riegel, 1500 m westlich Caspershöfen. Dort hält es ohne Anschluß nach rechts und links sowie ohne jegliche Verbindung zur Division allen weiteren Angriffen der Sowjets im Laufe des Tages stand. Wohl fehlt jede Artillerieunterstützung, trotzdem weichen die Grenadiere nicht einen Schritt der Übermacht. Allein durch dieses Standhalten ist es noch vielen Soldaten von Trosseinheiten und sonstigen Truppenteilen sowie vielen Zivilisten möglich, durch den schmalen Durchlass bei Fischhausen zu entrinnen.


    Fischhausen selbst aber wird den ganzen Tag in rollendem Einsatz abwechselnd von Schlachtfliegern, Jagdbombern und Douglas-Bombern angegriffen. Die sowjetischen Schlachtflieger machen dem ihnen von den Soldaten gegebenen Namen „Schlächter“ alle Ehre. Träge taumelnd, aber aus allen Rohren feuernd, fliegen sie die Zufahrtsstraßen auf Fischhausen sowie die Straßen Pillau - Fischhausen entlang und halten unter Menschen, Tieren und Fahrzeugen auf den Straßen reiche Ernte. Fischhausen selbst ist für alle Fahrzeuge unpassierbar geworden. Es ist ein großer Trümmerhaufen.


    Der Wald von Lochstädt ist gefüllt mit unzähligen Menschen. Immer wieder kommen die Schlachtflugzeuge und werfen blind ihre Bombenteppiche. Sie können gewiß sein, daß sie etwas treffen. In der Nacht aber sind ununterbrochen die verräterischen Lichter des „Sturen" am dunklen Himmel zu sehen. Um 20.00 Uhr erhält das Regiment den Funkspruch der Division: „Um 22.00 Uhr zum Pillauriegel durchschlagen.“


    In Fischhausen müssen die letzten schweren Infanterie-Waffen gesprengt werden, da ein Durchkommen nicht möglich ist. Das stark geschwächte Regiment bezieht 2 km südwestlich Fischhausen vom Haff bis 300 m nördlich der Straße Stellung. Am 17.04. beginnen die Sowjets um 9.00 Uhr wiederum mit einem mörderischen Trommelfeuer den Kampf. Es wirkt um so furchtbarer, als es sich auf diesem engen Raum weit in die Tiefe erstreckt.


    Kaum vermögen die übermüdeten und seelisch zutiefst erschütterten Männer, die Angreifer abzuwehren. Sobald sie aber einen zu starken Widerstand bieten, setzt sofort wieder ein Trommelfeuer aller Waffen auf ihre Gräben ein, um sie mürbe zu machen. Beim linken Nachbarn bricht der Gegner durch, und wieder müssen unsere Grenadiere zurückweichen.


    Nach einem Funkspruch der Division wird dieselbe auf höheren Befehl abgelöst und das Regiment nun der 32. Infanterie-Division unterstellt. In der Nacht aber werden die Restteile des Regiments zur weiteren Verwendung in den Raum nördlich Pillau verlegt. Schweigsam und müde marschieren die Grenadiere auf dunkler Straße dem befohlenen Ziele zu.


    Es war die letzte Schlacht des Grenadier-Regiments 1


    Quelle: Chronik vom Grenadier-Regiment 1


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling: