260. Infanterie-Division

  • 1. Teil


    Trotz allem feierten wir Weihnachten

    Als vor Moskau der Rückzug geübt wurde




    Die Kämpfe an der Protwa nahmen von Tag zu Tag an Heftigkeit zu. Mitte Dezember 1941 begann die Krise für die 260. ID. Im Brückenkopf Kremenki trafen sich ein Unteroffizier des Infanterie Regiment 470 und ein russischer Soldat im Niemandsland. Nur 30m. waren die Schützengräben in dieser Waldstellung voneinander entfernt. Der Russe warnte uns wir seien eingekreist und wir sollten uns ergeben. Unser Kamerad entgegnete ihm, dass die Russen in Moskau eingeschlossen werden und Guderian mit seinen Panzertruppen bereits über Tula vorstößt. Doch der Russe war besser Orientiert als wir. Am 15. Dezember zogen den ganzen Tag in westlicher Richtung eigene Truppen durch das Standquartier des Division- Nachsubführers der 260. ID. in Nedelnoje. Erst waren es Teile der 137. ID. dann der 263. ID. Infanterie, Artillerie und unendliche Fahrkolonnen.
    Müde und verfroren schoben sich Mensch und Tier über die eisglatten Straßen. Wind uns Schneegestöber pfiffen durch ihre Reihen. Ein ungewohnter Anblick. Warum dieser Rückzug fragten sich die Soldaten des DINAFU?
    Im Frieden hatten wir alle Gefechtsarten geübt, ausgenommen den Rückzug. Am 16. Dezember begannen wir unser Winterquartier herzurichten. Die Nachsubeinheiten hatten Holz und Bretter herbeigeschafft und 30 Zentner Kartoffeln eingelagert. Unser Chor begann Weihnachtslieder einzuüben. Da wurden der DINAFU und sein Adjutant zum I b der Division befohlen. In dem Rückzugsbefehl war die Verlegung der Divisionsnachschubtruppen nach Kaluga vorgesehen, außerdem wurde das wegtreiben von Vieh und Pferden, sowie das Abbrennen von Ortschaften gefordert. Am 17. Dezember früh 5°° Uhr kam die Überraschung. Der Befehl über die Verlegung wurde abgeändert und das halten von Nedelnoje gefordert. Uns allen aber schien der rasche Wechsel der Befehle seltsam. Ob die Unsicherheit der Lager daran schult war? An der Front hatte der Divisonskommandeur alle Regimentkommandeure und Adjutanten zu sich befohlen und ihnen verkündet, dass wir nun Rückzug üben sollten. Um die Mittagszeit erschien ein Russischer Bomber und warf seine Bomben in unser Dorf.
    Trotz allem stieg abends die erste Probe unseres Weihnachtchores.

    50—fache Übermacht des Feindes

    Auf unserer Straße in Nedelnoje herrschte ein toller Betrieb. Unaufhörlich zogen Truppen an die Front und kamen von der Front zurück. Die Quartiermeisterabteilung, Teile des Feldpostamtes und die mot. Teile der Veterinärkompanie trafen zu uns. Der 19. Dezember war ein schwarzer Tag für das XIII. Korps. Rechts bei der 52. ID. war dem Russen der Durchbruch gelungen. Unsere Regimenter 460, 470, und 480 mussten befehlsgemäß den Brückenkopf Kremenki räumen und verteidigen im hinhaltenden Widerstand bereits die 2. Widerstandslinie beiderseits Radenki. Unsere Infanterie war Zahlenmäßig zusammen geschrumpft, körperlich geschwächt, durchgefroren und abgekämpft, während uns der Russe immer neue, frische ausgeruhte Truppen mit Panzern entgegenwarf. Nun rächte sich die Propagandaparole der Heimat, die anfangs Oktober verkündete, dass der Kampf im Osten bereits entschieden und infolgedessen die Ersatzteillieferung nach dem Osten abgeschlossen sei.
    Über die Lage hörten wir alarmierende Gerüchte. Aus Kaluga meldete der 1. Werkstattzug, dass die Russen am 21. Dezember bis Kaluga durchgebrochen waren und es eine wilde Schiesserei geben hatte. Die Straße nach Worotynsk wurde gesperrt, da der Russe sie mit Granatwerfen von Südenufer der Oka ständig überwachte. Im Bereich unseres XIII. AK. war die Lage noch ungeklärter, obwohl wir pro Regiment etwa 150 Mann Ersatz bekamen, zum Teil ohne Gewehr, und obwohl 1200 Mann der SS eingesetzt wurden. Außerdem erhielt jedes Regiment zwei Sturmgeschütze als Retter in der Not. Doch der Russe griff unaufhörlich mit 50-facher Übermacht an und seine Infanterie folgte rudelweise den Panzern vom T34, gegen die unsere Pak Geschütze nichts ausrichten konnten. Umso besser bewährten sich die Sturmgeschütze, von dem die zwei des Regiments 470 in knapp einer Viertelstunde alleine 12 bei Radenki durchgebrochene Panzer Kampfunfähig machten.
    Die Russen waren alle gut für den Winterkrieg gerüstet mit weißen Tarnhemden und gut gefütterten, wattierten Uniformen, während bei uns aber auch alles für den Winterkampf fehlte, angefangen bei den Schneeketten, Glysantin für die Kraftfahrzeuge, und vor allem Wintermäntel, Schneehemden und Ski für unsere Infanterie. In wenigen Tagen mussten wir uns auf Schlitten umstellen, da unsere Fahrzeuge der winterlichen russischen Kälte von minus 20 Grad bis minus 50 Grad Celsius und dem 1m hohen Schnee nicht gewachsen waren. Hunderte von Fahrzeugen lagen in den Gräben der Rollbahn und die Kolonnen saßen auf der Straße fest, weil ihnen der Betriebsstoff fehlte oder die Motoren nicht mehr ansprangen. Schwere Flak und Artillerie Geschütz mussten gesprengt werden, weil sie nicht mehr beweglich waren.



    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • 2. Teil


    Trotzdem übten wir unentwegt unsere stimmungsvollen Weihnachtslieder.

    Die Verteidigung von Nedelnoje

    In Nedelnoje wurde die Lage immer brenzlicher, im wahrsten Sinn des Wortes brenzlicher, dass die Bedeutung kritisch gleichzeitig enthält. Der Russe war bei Nowoje Selo durchgebrochen und stand bereits am 22. Dezember 1941 5 Km. südostwärts von Nedelnoje. Auf Befehl des Korpsnachschubführers mussten wir Nedelnoje verteidigen. Dazu stand von Stab des DINAFU nur 5 Unteroffiziere, und 23 Mann mit 4 MG (darunter 3 russische MG) zur Verfügung. Der Stab übernahm die Verteidigung des Süd und Ostausgang, während die Werkstatt Kompanie, die Nachschub Kompanie, die Betriebstoffkolonne und die 3. Kraftwagen Kolonne die anderen Ortsausgänge verteidigen sollte. Am 23. Dezember kamen noch 60 Pioniere zu unserer Verstärkung aus Marino durch den hohen Schnee gewatet. Eine halbe Stunde nach ihrem Eintreffen begann der russische Angriff, unterstützt durch Granatwerfer und Artillerie. Wir hatten keine einzigen Steilfeuerwaffen und konnten mit unserem MG. auf die weiten Entfernungen nicht viel ausrichten. Gegen 10°° Uhr lies das feindliche Feuer nach und wir hatten den Eindruck, dass der Russe uns Umgehen wollte. Um 10°° Uhr 30 kam der Befehl nach Filipowka auszuweichen, da Nedelnoje nicht zu halten sei.
    Am Dorfente gab es ein wildes Durcheinander. Die ersten Fahrzeuge waren stecken geblieben, die nächsten die seitlich vorbeizukommen versuchten, blieben ebenfalls in dem hohen Schnee liegen und verstopften die Straße. Nur noch Panje Schlitten und Fußgänger kamen vorbei. Außerdem brausten noch drei deutsch Zerstörflugzeuge auf uns zu, die uns mit ihren MG Garben begrüßten und uns den Rest gaben. In Filipowka sammelten wir uns wieder, Jeder besaß nur noch was er auf dem Leib trug. Der Hunger war groß. Von der Nachschubkompanie erhielten wir noch 3 Laibe Brot, so dass jeder wenigsten ein Stückchen Brot bekam. Das schwierigste war die Quartierfrage in dem überfüllten Dorf. Wir teilten uns auf und versuchten zu je 3—5 Mann zusätzlich noch einen Stehplatz in den einzelnen Häusern zu erwischen. In der kalten Nacht war man froh, wenigstens ein warmes Stehplätzchen zu haben; umfallen konnte man ja ohnedies nicht.

    Der Heilige Abend in Filipowka

    Der befürchtete Nachtangriff des Russen blieb aus. So brach der 24. Dezember an bei minus 18 Grad Celsius Kälte. Die Pioniere und das IR.499 der 268. ID. wurden gegen Nedelnoje in Marsch gesetzt, um den eingeschlossenen Divisionen, vor allem der 260. ID. den Rückmarsch aus dem schmalen Flaschenhals zu ermöglichen, der durch die feindliche Einnahme von Nedelnoje gesperrt war. Der Angriff wurde aber immer wieder verschoben von 7°°Uhr auf 10°° Uhr, 11°°Uhr und dann 16°° Uhr, fand aber dann doch nicht mehr statt. Erst einige Tage später gelang es dem IR. 499den Rückmarschweg für das XIII. AK. freizukämpfen. Am Abend war Filipowka wieder voll gepfropft mit Truppen. Jeder suchte in den wenigen Häusern nach einem warmen Nachtquartier. Der Stab des DINAFU 260 hatte sich in einem Häuschen mit zwei Räumen einnisten können und machte gerne den durchziehenden Panzerjägern noch Platz, die gerade Post und Marketenderwaren ausgaben. Wann werden uns solche Dinge wieder erreichen?
    Es war heiliger Abend. Nur am frühen Morgen hatte es etwas Tee und Brot gegeben. Am Abend erhielt jeder noch eine Scheibe Brot und der russische Hausvater kochte Kartoffeln, so dass jeder von uns 1— bis 2 Kartoffeln je nach Größe essen konnte. Wie gut das schmeckte! Uffz. Metzger hatte sogar noch eine Flasche Schnaps in Reserve. So waren wir trotz aller Not und Traurigkeit zufrieden, das wir noch lebten.
    Aber es war ein Weihnachtsabend, wie ihn sich keiner von uns vorgestellt hatte. Keine Weihnachtspost, kein Christbaum, keine Weihnachtszuteilung der Division, auf engen Raum zusammengepfercht. Auf die Bitte von Uffz. Frasch gaben wir von dem wenigen Stroh, das auf dem Boden lag, noch den größten Teil für den Abtransport von Verwundeten ab. Trotz alledem feierten wir Weihnachten. Einer von uns sprach ein par Weihnachtlichen Worte und mit unseren Gedanken waren wir schnell bei unseren Lieben zu Hause. Durch unseren Kampf war ihnen wenigsten ein ungestörtes Weihnachtsfest im trauten Heim beschieden. Mit ihren Weihnachtsliedern verband sich in dieser Stunde unser Singen; O Tannenbaum, Stille Nacht heilige Nacht und Guten Abend gute Nacht.
    Kein Weihnachtabend wird vergehen, an dem nicht jeder von uns Überlebenden an diesen heiligen Abend in Filipowka denkt. Es war ein Weiheabend echter inniger Kameradschaft, trotzt äußerer Not und Gefahr.

    Josef Rupp/T.Gebhardt

    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • Lieber Martin:

    Es ehrt mich wenn ein Kollege wie Du mir danken will.

    Wenn ich aber dabei deine Arbeiten ansehe, muss ich sagen das ich noch vieles aufholen muss, und wie ich schon öfters geschrieben habe, möchte ich doch meinen Beitrag auch dazu leisten das unser Forum Bekannter wird , und ich glaube kaum das einer so viele Erlebnisberichte über die 260 ID. hat.

    Lieber Martin ich bedanke mich deshalb bei Dir noch einmal ganz Herzlich.

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • Dennoch stand der Stern am Himmel




    Als am 17. Dezember 1941 unser erster Rückzug, 90 Km. vor Moskau begann, hatte niemand Zeit an Weihnachtsvorbereitungen zu denken. Der Kampf um das nackte Leben, unser Leben hatte begonnen.
    Unaufhörlich griff der Iwan an, pausenlos Tag und Nacht rannte er gegen unsere provisorischen Stellungen. Altuchowo, Radenki, Stechino, Walkowo und Tschausowo sind Namen, die den Kameraden des Grenadier- Rgt.470, den ehemaligen Angehörigen der 260. ID. unvergesslich bleiben.
    Während der Rückzugskämpfe kam die Weihnachtszeit immer näher. Ob der Russe uns etwas Zeit zu einer besinnlichen Stunde am heiligen Abend lassen würde? Niemand wusste eine Antwort. Tagsüber hielten wir unsere Stellung und nachts setzten wir uns vom Feind ab. Keine Bleibe, kein Unterstand, keine Gelegenheit zum Aufwärmen bei Minus 50° Grad Celsius.
    Unsere Kraftfahrzeuge und schweren Infanterie Waffen hatten wir in den 1m. hohen Schnee liegen lassen müssen. Auf Schlitten, im Mannschafts- und Pferdezug, bewegten wir uns von Stellung zu Stellung, die auf der Karte aus einem blauen Bleistiftstrich, entlang der Waldränder, bestanden und die dort gar nicht so schlecht aussahen.

    In der Nacht zum 24. Dezember

    In der Nacht vom 23. zum 24. Dezember bezogen wir unsere Schneestellungen entlang der Waldränder, beiderseits Walkowo. Bereits am Morgen des 24. Dezember drängte der Russe scharf nach, brach an der Trennungslinie zwischen die beiden vorne eingesetzten Bataillone durch und war nur noch 400 Meter vom Regiments- Gefechtsstand entfernt. Das waren bittere Tatsachen am Tag des Heiligen abends. Zum Glück hatten wir noch ein leichtes Infanterie Geschütz, dessen Einsatz den Russen an dem Heraustreten aus den Wald hinderte.
    Am Tage konnten wir ihn noch aufhalten, wie aber sollte es in der Heiligen Nacht werde. Als die Not am größten war, wurde uns eine gut ausgerüstete SS- Kompanie zugeführt und unterstellt. Bei Einbrechen der Dunkelheit schoss der Russe mit seinem Schweren Granatwerfer auf Tschausowo.
    Eine Feldküche die gerade nach vorne wollte erhielt einen Volltreffer. Da lag das warme Weihnachtsessen auf der Straße, dazu die Weihnachtszigaretten und der Tee mit Rum, den der Zahlmeister für die tapferen Grenadiere beschafft hatte.
    Durch diesen Volltreffer wurden auch die Fenster in dem kleinen Haus, in dem der Regimentsstab sich einrichten wollte, zerstört. Decken dienten dazu, den kalten Luftzug abzuhalten und die Verdunkelung sicher zu stellen.

    Tannenzweige Kerzen und Granaten

    Von den wenigen Weihnachtspäckchen die uns rechtzeitig erreichten war auch ein 500gr. Päckchen beim Stab angekommen. Ein paar Tannenzweige und Kerzen erhellten den Raum, Die Weinachtplätzchen von lieber Hand gebacken machten die Runde, Aus dem Funkapparat erklang das erste Weihnachtlied, während draußen die Granaten rings um unser Haus einschlugen. Normalerweise hätten wir uns jetzt in vorbereitete Schützenlöcher begeben müssen, aber der Boden war zu Tief gefroren und Sprengmittel waren keine vorhanden. So blieben wir in unserem Haus und vertrauten auf den unsichtbaren Beschützer.
    Grade als etwas Weihnachtsstimmung aufkommen wollte, kam vom linken Bataillon die Funkmeldung: Bin Eingeschlossen! Unser Reserve Bataillon und die SS- Kompanie rückten sofort in Reihe los, um das eingeschlossene Bataillon wieder heraus zu hauen. Nach 2 Stunden bangen Wartens kam der Funkspruch der Tanz geht los!
    Mittlerweile war auch die Zeit zum loslösen vom Feind gekommen.
    Wie glücklich waren wir, als gegen Mitternacht unsere eingeschlossenen Kameraden ohne Verluste zurückkehrten. Das war die schönste Weihnachtsfreude, die Retter und gerettete empfanden mit der Gewissheit im Herzen, dass dennoch der Weihnachtstern am Himmel stand. Dank des kameradschaftlichen Einsatzes der Regiments Kameraden und der tapferen SS-Kompanie, die in dieser Nacht die Nachhut bildete, konnte die neue Stellung am Weihnachtsmorgen bezogen werden.
    Dr. T.G.


    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • 1. Teil


    Rückzug vor Moskau




    Aus der Erinnerung des damaligen Majors im IR. 480 Hellmuth Gauding




    Im Zusammenhang mit dem Rückzug der deutschen Wehrmacht wurde beim Stab des Infanterie- Regimentes 480 in Tatatskoje am Nachmittag des 23. Dezembers 1941 die Absicht des XIII. Armee Korps bekannt, mit der 17. 52. und 260 Inf.-Div. auf Kaluga durchzubrechen, da der Russe bereits tief in der rechten Flanke, z.T. sogar schon im Rücken des Korps stand und die rückwärtigen Verbindungen störte. Dieser Plan wurde aber wieder verworfen und es blieb bei der bisherigen hinhaltenden Kampfführung. Da keinerlei Reserven vorhanden waren, um die durchgebrochenen Feindkräfte anzubacken, war in Kürze damit zu rechnen, das die in der Front eingesetzte Truppe auch nach rückwärts Kämpfen musste.
    Mit Beginn der russischen Gegenoffensive war natürlich prompt ein Führerbefehl eingetroffen, der die Verteidigung der Frontlinie bis zum letzten Mann forderte. Das wäre aber nur möglich gewesen wenn ausreichend Reserven vorhanden bzw. im Anrollen gewesen wären. Da dieses aber auch nicht im geringsten der Fall war, darüber hinaus alle Frontdivision mehr oder weniger stark angeschlagen währen und kaum noch über infanteristische Gefechtsstärken von mehr als tausend Mann verfügten, hätte starres Halten der Frontlinie in kürzester Frist zur völligen Vernichtung der Truppe und damit zum Zusammenbruch der gesamten Ostfront führen müssen. Um diesem Verhängnis auszuweichen, blieb nur die hinhaltende Kampfführung möglich. Nur so konnte der Zusammenhang der Front einigermaßen gewahrt werden. Auch musste die Führung bemüht sein, die langen rückwärtigen Verbindungen, die von den durchgebrochenen Feindkräften dauernd bedroht und deren Sicherung keine Kräfte vorhanden waren, zu verkürzen.

    Die Trosse wurden entlastet

    Um die Truppen noch beweglicher zu machen und von allem entbehrlichen Ballast zu befreien, wurde eine nochmalige Überprüfung der Trosse angeordnet, mit deren Durchführung ich beauftragt wurde. Was noch an Räderfahrzeugen vorhanden war, wurde zusammen gefasst und unter Führung des Chefs der Regts. - Stabskompanie, Hauptmann Merkel, nach rückwärts abgeschoben. Diese Trossgruppe wurde später mit dem bereits am 17.Dezember nach rückwärts in Marsch gesetzten großen Trossen der 260. Infanterie – Division nordwestlich Juchnow vereinigt, wo sie sich in ihren Unterkunfts- Raum monatelang gegen Partisanen, durch die Front durchgesickerte und aus der Luft abgeworfene Feindgruppen zu wehren hatte.
    Als einzige Räderfahrzeuge blieben die Feldküchen bei der Truppe. Im Übrigen wurden Panje Schlitten requiriert und folgendes Soll fest gesetzt:
    Btl.- Stab: Kdr.- Schlitten, Verwundeten Schlitten, 2 Schlitten für Nachrichtengeräte und Munitionsreserve, Verpflegungsschlitten.
    Schützenkompanie: Verwundeten Schlitten, Munitionsschlitten, Verpflegungsschlitten.
    Schwere Kompanie: Verwundeten Schlitten, 2 Munitionsschlitten, 2 Geräteschlitten, Verpflegungsschlitten.
    Für Gepäck braucht kein Transportraum vorgesehen werden. Was der Mann besaß, trug er im Brotbeutel bei sich. Als Bekleidungs- Reserve hatte er besten falls ein 2 paar Socken. Auch unsere Weihnachtsmänner hatten ihren Tornister in Saworowo zurücklassen müssen. Ich selbst hatte das Notwendigste in meiner Sattelpacktaschen. Es war ein großer Verdienst der Division dass sie die entbehrlichen Räderfahrzeuge und das waren so ziemlich alle bis auf die Geschütze und Feldküchen rechtzeitig nach rückwärts abgeschoben hatte und auch die pferdebespannten Nachsubkolonnen auf Schlitten umstellte. Dies war durchaus nicht bei allen Divisionen der Fall.
    Wenn auch in Folge des steinhart gefrorenen Bodens und der festen Schneedecke die Fahrmöglichkeiten in der Ebene besser waren als im Sommer, so war bei Steigungen bzw. Gefälle durch die Glätte das Gegenteil der Fall. Grade in den Weihnachtstagen beobachtete ich den Stellungswechsel einer schweren Feldhaubitze beim Überwinden einer schmalen Brücke über einen tief eingeschnittenen Bachlauf. In zwölfspännigen Zug bemühten sich die Kanoniere, das Geschütz das von der schmalen Brücke in den Bach abzurutschen drohte, über dieses Hindernis zu bringen. Die Anforderung an unsere vierbeinigen Kameraden waren im Winter noch ungleich höher als im Sommer, weil ja auch für sie der Verpflegungs- Nachschub infolge der ständigen Bedrohung unserer rückwärtigen Verbindungen seitens durchgebrochener Feindkräfte zeitweilig unterbunden war. Die in Schnee und Eis erstarrte Natur konnte nichts geben, im frontnahen Gebieten befanden sich keinerlei Vorräte, so dass die armen Tiere gezwungen waren, das vollkommen ausgelaugte Dachstroh der russischen Katen zu fressen, was sie immer mehr von Kräften kommen lies. Selbst die genügsamen Panje Pferdchen waren bei einer derartigen Verpflegung den Anstrengungen nicht mehr gewachsen und gingen wie ihre westeuropäischen Kameraden elendig zugrunde. Zeitweise sollen während dieses Winterfeldzuges an der Ostfront täglich bis zu 5000 Pferde umgekommen sein.
    Am 23. Dezember Abend wurde die Front weiter zurückgenommen. Dabei verlor die 13. (Inf.-Gesch.) Kompanie ihre letzten leichte Geschütze bei einem Überfall durch eine durchgebrochene feindliche Abteilung, samt Bespannung. Die schweren waren bereits einige Tage vorher Gesprengt worden, weil sie mangels an Pferden nicht zurück transportiert werden konnten. Diese Kompanie wurde von nun an unter Führung des eben eingetroffenen Oberleutnants Micwynskials Schützenkompanie eingesetzt. Auch trat die bisher zum Inf. - Rgt. 470 kommandierte! 480 des Oberleutnant Gölz zum Regiment zurück. Beide Kompanien wurden zunächst dem wenigen Tagen zuvor dem Regiment zugeführten SS-Bataillon unterstellt.

    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • 2. Teil


    24.Dezember 1941: Erste Kriegsweihnachten in Russland.

    Infolge der unglücklichen Entwicklung der Lage war die Stimmung der Truppe sehr gedrückt, zumal auch seit etwa 10 Tagen keine Post mehr aus der Heimat gekommen war. Die einzige Verbindung zur Heimat war der Wehrmachtrundfunkempfänger. Ich verlebte den Heiligen Abend zum Teil bei meinem Btls.- Stab, z. T. beim Div.- Stab dem ich als Verbindungsoffizier zum Rgt.480 zugeteilt war. Stabsquartier war Gorjanowo. Hier sah ich auch noch einmal Hauptmann Merkel, bevor er mit seinem Tross abrückte.
    Am 26. und 27. Dezember wurden die Absetzbewegungen fortgesetzt. Wobei am 27. Dezember das Ifn.-Rgt.480 im Rahmen der Division aus der Front gezogen wurde.



    Die Geburtsstunde des Bataillons Gaudig

    Am 28. Dezember 1941 vormittags wurde die Kompanie des Regiments aus dem verband des SS- Bataillons herausgelöst und in Silewekino zum Bataillon Gaudig zusammengefasst.
    Das SS-Bataillon verblieb als 2.Bataillon beim Regiment.
    Inzwischen hatte sich die Lage für das XIII. Armeekorps folgendermaßen entwickelt: Der Russe hatte sich aus dem Raum Kaluga vorstoßend, unseren rückwärtigen Bewegungen vorgelegt und sperrte eine der Hauptrückmarschstraßen des Korps, die über Nedelnoje nach Detschino an Straße Kaluga Malojaroslawez gelegen führte. Es blieb also nur der Durchbruch nach rückwärts. Die 268.Inf.-Div. erhielt den Auftrag, die Straße nach Detschino freizukämpfen.
    Am 28.Dezember mittags sollte das Regiment über Nedelnoje in nordwestlicher Richtung auf Crustaly antreten, um von dort Amschkowo, an der Straße Detschino Malojaroslawez, zu erreichen. In Nedelnoje wo vor einigen Tagen ein feindlicher Skiverband unseren Division Nachschub einschließlich Feldpost überfallen hatte es sah entsprechend aus gab es schon den ersten Halt, weil der 268.Inf.-Div. der Durchbruch nach Detschino nicht auf Anhieb gelungen war. Fast hätte der Kommandierende General des XIII. AK., General der Infanterie Felber das Regiment zur Unterstützung der 268. Inf. Div. eingesetzt. Dieser Kelch ging aber nochmals an uns vorüber, und das Regiment konnte am Nachmittag den Marsch in der vorgesehen Richtung fortsetzen.
    Nach Übernachtung am 28./29. Dezember in Wetkino (südl. Crustaly) marschierte das Regiment am 29. Dezember in Richtung Crustaly weiter. Es war ein kalter klarer Wintertag. Von Norden her hörte man aus Richtung Malojaroslawez (Rollbahn Roslawl – Moskau) laufend Bombeneinschläge feindlicher Luftangriffe. In Crustaly herrschte ein heilloses Durcheinander, weil sich hier Nachsubkolonnen dreier Divisionen kreuzten, sämtlichst mit Pferdebespannten Räderfahrzeuge. Bis sich dieses entwirrt hatte vergingen einige Stunden.




    Der letzte Angriff

    Bei Iwanowskoje die Sonne war bereits untergegangen erhielt ich den Befehl, das Dorf Stepischewo, an unserer Rückmarschstraße einige Kilometer weiter westlich gelegen, anzugreifen, da es der Russe angeblich genommen hätte, um die Straße Crustaly Amschkowo zu sperren, nachdem die 268.Inf. Div. die Straße Nedelnoje Detschino freigekämpft hatte. Als sich das Bataillon bereits bei Dunkelheit dem Ort näherte stellte sich heraus, das dass Dorf in eigener Hand war. Der Russe hatte zwar angegriffen, war aber abgewiesen worden. Kaum hatte ich in Übereinkunft mit den dort befindlichen Einheiten die Sicherung der Ortschaft geregelt, kam ein Hilferuf vom Regiment: Der Feind hat Iwanowskoje genommen, eine Kompanie sofort wieder zurück und den Ort wieder gewinnen. Ich setze die 13. Kompanie mit dem entsprechenden Kampfauftrag umgehend in Marsch.Es gelang ihr den Nordwestteil des Dorfes zu nehmen, den lang gestreckten Ostteil behielt der Russe. Auf Grund dieser Meldung marschierte ich mit dem übrigen Bataillon ebenfalls nach Iwanowskoje zurück. Der sofort angesetzte Nachtangriff gegen den Ostteil des Ortes misslang. An sich war mit der Besetzung des Nordwestteils von Iwanowskoje der Auftrag insofern erfüllt, als der Russe von seinem Ortsteil aus keine Einwirkung auf die Straße Crustaly Amschkowo hatte. Dieser zog sich etwa 400 m. südlich der Straße in Südostwärtiger Richtung hin, wobei die Straße durch dazwischen liegendes, mit Kusseln besetztes Hügelgelände gegen die Ortschaft abgeschirmt wurde. Ich beabsichtigte daher nicht, den Angriff gegen den vom Feind besetzten Ortsteil zu wiederholen.
    Am Vormittag des 30. Dezember begann ein Major einer mir unbekannten Dienststelle in Amschkowo dauernd darauf zu drängen, ich sollte den Russen ganz aus Iwanowskoje hinauswerfen. Ich versuchte dem Mann klar zu machen, das der Feind keinerlei Einwirkung auf die Straße Crustaly Amschkowo hätte, daher ein nochmaliger Angriff nicht notwendig sei. Außerdem hätte ich von meinem Regiment, das über die Lage orientiert sei, weitere Befehle abzuwarten. Leider war dann die Verbindung zum Regiment für längere Zeit unterbrochen. Der Mann in Amschkowo wurde immer zudringlicher und drohte schließlich mit dem Krieggericht, wenn ich seinen Befehl nicht ausführte. Dabei gab er allerdings endlich den Grund seines Drängen bekannt: Am Ostrand von Iwanowskoje sollte die neue Widerstandslinie der 263, Inf. Div. verlaufen, die am 30. Dezember dort zum Einsatz kommen würde. Das gab der Sachlage natürlich ein ganz anderes Gesicht.
    Für 14,30°° Uhr befahl ich den Angriff. Die 11. Kompanie griff rechts die 1. Kompanie griff links der Dorfstraße an. Die 13. Kompanie blieb in ihrer Stellung am Südrand des Westeiles der Ortschaft und sicherte somit die offene rechte Flanke des Bataillons. Die schweren Waffen vor allen die mittleren Granatwerfer, unterstützten wirksam den Angriff, die Granatwerfer derart das ihr Feuer stets vor der Angriffspitze herlief. Der Russe leistete nur zu Anfang stärkeren Widerstand.
    Um 15,30°°Uhr war die ganze Ortschaft in unserer Hand.
    Als ich mich zu meinen alten Gefechtstand zurück begab, kam mir bereits der Führer des I./IR. 463 entgegen, das mein Bataillon um 19°° Uhr ablösen sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt traf ich meine Vorbereitungen für den Abmarsch. Inzwischen bekam ich auch wieder Verbindung zum Regiment das für die Nacht vom 30./31. Dezember den Marsch auf Detschino anordnete.
    Die Bilanz der Episode Iwanowskoje 13 Tode, 37 Verwundete, und 50 Erfrierungen also rund 100 Mann in 24 Stunden. Diese Aufstellung zeigt mit erschreckender Deutlichkeit den hohen Prozentsatz der Opfer der Kälte gegenüber den blutigen Verlusten.

    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • Er opferte ihnen beide Beine



    Pflichterfüllung für die Kameraden




    Es war auf dem Rückzug im Januar 1942 zwischen Moskau und Juchnow. Endlich war wieder einmal der Befehl zum Absetzten gekommen. Die ungünstige Vorderhangstellung ohne Möglichkeit zum Eingraben bei 40° Grad im tief gefrorenen Boden, sollte geräumt werden. Unter großen Verlusten hatte die Infanterie dieses Stellung gegen dauernde Angriffe überlegene Kräfte gehalten. Vor allem das IR.470 hatte einen hohen Blutzoll entrichten müssen. Seinen Kommandeur hatten wir mit einem Bauchschuss auf den Hauptverbandsplatz gebracht.
    Auch für den Wagenhalteplatz der Sanitätskompanie war der Verlegungsbefehl in ein Dorf zehn Kilometer rückwärts gekommen.
    Da bei den Spärlichen Unterkünften ein warmer Raum für die Verwundeten und unsere Arbeit das wichtigste war, wollte ich als Arzt selbst zum Quartiermachen vorreiten.
    Als ich zum Pferd trat kamen zwei groß gewachsene Feldwebel auf mich zu, die schon eine Weile unentschlossen vor dem Haus gewartet hatten. Sie wären die Führer einer der 260. Division unterstellten Kampfgruppe und hätten in der Nähe einen Kranken, ob ich diesem etwas verordnen könne?
    In dem landesüblichen aus einem Raum bestehenden Holzhaus saß die Russenfamilie auf dem großen Steinofen, während auf einer Behelftrage in der Mitte des Raumes ein kleines schmächtiges Kerlchen lag, um das sich alle anwesenden Landser zu bemühen schienen. Auf die Frage was ihm fehle, zeigte er verlegen lächelnd auf seine Beine.

    Die Waden waren hart wie Marmor

    Vorsichtig zogen seine Kameraden ihm Strümpfe und Hose aus. Schon an der weisen Farbe sah man die hochgradige Erfrierung bis über die Knie hinauf. Die Waden waren hart wie Marmor und gaben auch beim beklopfen einen solchen Ton von sich, während die Schmerzen noch erträglich waren. Als ich schnellstens Abtransport zum Hauptverbandsplatz anordnete senkten alle die Köpfe.
    Beide Feldwebel erklärten diese wenigen Männer wären der Rest ihrer Einheit und nur diesem Jungen, ihrem besten MG Schützen hätten sie es zu verdanken das sie noch am Leben wären. Seit Tagen würden sie ihn schon mit dem Schlitten hinter seine Waffe schieben wenn der Iwan käme. Während ich den Verwundeten Zettel ausschrieb, fragte der Jung dann selbst ob er wirklich nicht bei seien Kameraden bleiben könne.
    Bei meinem Ritt nach rückwärts stand mir dauernd das Bild dieses tapferen Soldaten vor Augen. Erst als vom nahen Waldrand einige Schüsse herüberpeitschten wurde ich wach gerissen. War der Russe schon wieder eingesickert? Sollte ich Absteigen und hinter den Schneewällen des Weges in Deckung gehen?
    Aber da stand das Bild des kleinen Schützen wieder vor mir und fast beschämend trabte ich weiter. Wie oft mochte in den letzten Tagen die Kugel an ihm vorbeigezischt sein, wenn er nur durch einen lächerlichen Schneewall gedeckt, hinter seinem MG lag und selbst schwerkrank die Kameraden schützte? Auch jetzt nachdem das viele Leid und die vielen Opfer sich als scheinbar sinnlos herausstellten, denke ich oft noch an diesen jungen Soldaten.

    W. Sell, damals Oberarzt 1. San. Kp. 260

    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division
    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • Das Regiment 470 bei Ostroshnoje




    Nachdem das IR. 470 die Abwehrkämpfe südlich Kondrowo siegreich bestanden hatte, erhielt es von der 260.ID. den Auftrag die neue Widerstandslinie Bogdanow (ausschließlich) Ostroshnoje 48 Stunden lang zu halten. Das durch die Korps- Panzerjäger – Abteilung 559 (2 Offiziere,100 Unteroffiziere und Mannschaften)verstärkte Regiment soll sich in der neuen Widerstandlinie B einrichten, während die Widerstandslinie A Galkino—Kostino von Teilen der Division 24 Stunden gehalten wird.

    Das II. Bataillon als Gefechtsvorposten

    Daraufhin entschloss sich der Regimentskommandeur das II. Bataillon als Gefechtsvorposten in Petrowka einzusetzen mit dem Auftrag Petrowka 48 Stunden zu halten, um den anderen Bataillonen etwas Ruhe zu gönnen. Durch irgendein Versehen wurde entgegen dem Divisionsbefehl die Ortschaft Panowka (2,5 Km vor der neuen HKL) nicht abgebrannt. Diese Unterlassung des Nachhut Bataillons hat dem Regiment starke Verluste gekostet. Als die Widerstandslinie B endlich in der Nacht vom 27./28. Januar 1942 geräumt werden durfte, hatte das Regiment noch eine Gefechtsstärke 5 Offizieren 100 Unteroffizieren und Mannschaften, während die Gefechtsstärke der Pz.-Jg. Abt. 559 noch 1 Offizier 25 Unteroffiziere und Mannschaften betrug.
    Das II. Btl. hielt 2 Tage lang dem ständig wachsenden Feinddruck stand und setzte sich in der Nacht vom 21./22. Januar befehlsgemäß ab. Inzwischen hatte das XIII. Korps aber seine Disposition geändert. Infolgedessen musste das Regiment anstatt 2 Tage insgesamt 8 Tage lang diese Stellung halten, die infolge der ursprünglichen Absicht nur behelfsmäßig vorbereitet war.

    Das Geheimnis des Russischen Angriffs

    Tagelang griff der Feind immer wieder mit neu zugeführten Kräften unsere Stellung bei Ostroshnoje und südlich davon an. In Panowka der einzigen unversehrten Ortschaft vor der HKL, hatte sich inzwischen der Russe mit einem Infanterie- Regiment und Artillerie häuslich niedergelassen. Entgegen dem bolschewistischen Befehl der uns einmal in die Hände fiel. Nicht mit Menschen aber mit Munition sparen! Jagte der Russe uns nicht nur Welle auf Welle entgegen, sondern er unterstützte seine Angriffe durch gut gezieltes Feuer und schoss auch in den Kampfpausen auf einzelne Schützen und Meldgänger mit der Pak und Granatwerfern. Tag und Nacht stürmten die Russen mit heiserem Gebrüll gegen unsere Linie an. Und als sie keine Waffen mehr hatten, jagten sie ihren Haufen teilweise ohne Gewehre nach vorn, nehmt euch die Gewehre der Gefallenen, wurde zu ihnen gesagt. Von der B Stelle aus konnte man sehen, wie Kommissare ihren Soldaten die Taschentücher abnahmen, damit sie sich nicht ergeben konnten. Zu Beginn des Jahres 1942 Hatte Stalin seinen Unmenschlichsten Befehl an die Rote Armee gegeben, nach dem den Angehörigen jedes vermissten Soldaten die Unterstützung entzogen wirt. Bei der damaligen Ernährungslage des bolschewistischen Staates bedeutete dass aber nichts anderes, als das die Familie eines jeden Soldaten, der in deutsche Gefangenschaft geriet dem Hungertod ausgeliefert wird. Was aber ist schon ein Menschleben in Russland – nitschewo! Es bedeutet nichts. Nur so konnte man sich die ständigen verlustreichen Angriffe der Russen von 50 bis 100 Mann erklären.

    Der Russe durchstößt die Widerstandslinie

    Vor dem Morgengrauen des 22.Januar greift der Russe unsere dünn besetzte Stellung auf dem rechten Flügel an, stößt durch unsere HKL hindurch und setzt sich im Wald 400 m südlich des Regimentsgefechtsstandes fest. Um 9,30°°Uhr gelingt es Teilen des II. und III. Btl. die Lücke in der HKL wieder zu schließen. Etwa 400 Russen jedoch sitzen ruhig im Wald südlich Grebnewo, ohne vorläufig etwas zu unternehmen.

    Der Gefechtstand des III. Btl. brennt

    Gegen 13°°Uhr setzte Artilleriefeuer auf unsere Stellung in und um Ostroshnoje ein. Nach den ersten Einschlägen die auch den Gefechtstand des III, Btl. in Brand steckten verlegte der Bataillons - Kommandeur dessen Pelzmantel ein Raub der Flammen geworden ist, trotzt Minus 30° Grad in eine Kartoffelmiete. Da der Feind auf jede Rauchfahne schießt, kann dieser Gefechtsstand nur nachts geheizt werden.
    [FONT=&quot]Auch am 23.Januar setzt der Feind seine Angriffe in Kompanie Stärke fort und versucht durch Störungsfeuer seiner schweren Infanterie Waffen die Gefechtsstärke des Regiments zu dezimieren: Da der Boden bis 2m tief gefroren ist und nur behelfsmäßige Unterstände in den Kellerlöchern der Häuser gebaut werden können, haben die Sanitäter und der Regimentsarzt reichlich zu tun.


    [/FONT]Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division
    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • 2.Teil


    Im Gefechtsstand des II. Btl. verschüttet.

    Da am 24. Januar die Funk und Drahtverbindung zum II. Btl. unterbrochen ist, nimmt der Regiments Adjutant Verbindung mit dem Gefechtsstand des II. Btl. auf. Hier macht auch Hauptmann Gebhardt die Erfahrung, dass der Russe nicht mit Munition spart und mit gezielten Pakschüssen jeden Mann zu treffen sucht, der die Ost – West verlaufende Straße überquert. Kaum ist der Regiments Adjutant beim II. Btl. eingetroffen als ein Volltreffer die Balken des Hauses zum Einsturz bringt und Oberleutnant Helmling mit seinem Funker und dem Regiments Adjutant verschüttet werden. Der gemeinsamen Anstrengung gelingt es, sich wieder aus dem Kellerloch heraus zu arbeiten.
    Am 25. Januar versucht der Russe nachts um 2°°Uhr und erneut wieder um 4°°Uhr mit zwei Erkundungsvorstößen in stärke von etwa 50 Mann die Verbindung mit dem am 22. Januar durchgebrochenen Russen herzustellen. Beide Vorstöße werden abgewiesen.

    Feind vor dem Gefechtsstand des I. Btls.

    Um 7°°Uhr trifft ein Funkspruch des vorne links eingesetzten I. Btls. ein: Feind bis Gefechtsstand eingebrochen, Kolchose und Straße Ostroshnoje – Grebnewo in Feindeshand. Das III Btl. wird zum Gegenstoß angesetzt, um den Feind zurückzuwerfen, aber um dieselbe Zeit greift der Feind Ostroshnoje von Süden an. Gegen 9°°Uhr meldet III.Btl. das die Verbindung zum I. Btl. wieder hergestellt ist. Der Feind beherrscht aber von Kolchos her die Straße von Ostroshnoje –Grebnewo. Um 10°°Uhr erneut Feindangriff in Kompaniestärke auf dem rechten Flügel, Lage ungeklärt. Gegen 12°°Uhr nimmt III. Btl. den Kolchos, unterstützt durch eine Batterie der AR. 260, deren VB bewundernswert gut schießt. Aber der Russe läst uns nicht zur Ruhe kommen. Erneut greift er an, um den Kolchos wieder zu nehmen. Um 15,30°°Uhr meldet II. Btl. Feind erhält Verstärkung, Halten der Stellung nur noch bis Dunkelheit möglich. Eine halbe Stunde später erfolgt tatsächlich der nächste Angriff. Die Bitte des Regiments die HKL im Laufe der Nacht in eine rückwärtige Stellung zu verlegen, wird vom 1a der Division abgelehnt, da die taktische Lage das Halten von Ostroshnoje trotz der zahlreichen Opfer verlangt.

    Der Krisentag des Regiments

    Der 26. Januar bringt eine Krisenlage nach der anderen. Bereits um 1°°Uhr nachts beginnt der Feind mit seinen Erkundungsvorstößen auf das Birkenwäldchen südlich Ostroshnoje. Bei dem nachfolgenden stärkeren Angriffen weicht der rechte Flügel in Richtung Bogdanowo aus. Das durch 2 Pionier Kompanien verstärkte III.Btl. tritt morgens um 7°°Uhr zum Gegenstoß an. Infolge des starken Abwehr Feuers und Ausfall sämtlich in vorderer Linie eingesetzter Offiziere bleibt der Gegenstoß am Birkenwäldchen liegen. Doch damit nicht genug. Gegen 9°°Uhr ist wieder eine Krisenlage beim Regimentsgefechtsstand zu verzeichnen. Eine etwa 30 Mann starke Gefangenen Kolonne nähert sich von Süden kommend dem ostwärtigen Haus in Grebnewo Major Schütz macht den Regiments Adjutanten fernmündlich auf diese Kolonne aufmerksam. Hauptmann Gebhardt hat keinen Zweifel über die Täuschungslist des Feindes, obwohl die ersten beiden Eindringlinge deutsche Uniformen mit Schneehemden an hatten und ruft: Russen im Dorf; Als der Regimentskommandeur die beiden deutschen am Anfang der Kolonne sieht, schreit er nicht schießen es sind deutsche! Der erste Deutsche aber legt an schießt stehend freihändig (100m Entfernung) und trifft den Regimentskommandeur, der neben den Adjutanten auf der Treppe steht. Bauchschuss! Major Bauer wird vom Regimentsarzt verbunden und im Galopp in einem Panje. Schlitten zum Hauptverbandsplatz gebracht.
    Die Lage ist insofern kritisch, als die letzten Reserven des Regiments zum Gegengriff in vorderer Linie eingesetzt sind und der Regiments Adjutant nur noch über 3 Melder und 2 Mann Div.-Funktrupp verfügt. Verwundete die von vorne kommen, erhalten plötzlich Feuer aus dem Haus der Verwundeten- Sammelstelle. Verwundeten Schlitten galoppieren zur Front zurück.

    Divisionsreserve 1:9 trifft ein

    In dieser schwierigen Lage hilft die Division mit ihrer letzten Reserve.
    1 Wachtmeister mit 9 Mann und ein MG, die nach einer halben Stunde eintreffen. Zum Glück hat sich der Russe mit der Eroberung der Verwundeten - Sammelstelle begnügt, die geheizt und mit Stroh versehen ist. Durch geschickt aufgebauten Feuerschutz und gedecktes überraschendes Annähern des kleinen Stoßtrupps gelingt es, die 30 Russen zu vernichten und einen Gefangenen zu machen. Bei der Untersuchung nach Waffen stellt sich heraus, dass der Russe eine neue deutsche Uniform unter seiner Steppjacke trägt. Bei einem gefallenen russischen Leutnant findet der Regimentsadjutant eine Skizze, auf der der Weg bis zum ersten Haus in Grebnewo eingezeichnet ist. Die im Walde südlich Grebnewo seit 4 Tagen liegenden Russen zeigten glücklicherweise keine weitere Initiative. Ein Reiterspähtrupp der täglich an diesem Waldrand vorbeigaloppiert, konnte immer wieder melden dass der Russe noch da war.
    Zur selben Zeit als der russische Stoßtrupp in Grebnewo eindrang, griff der Feind Ostroshnoje beim I. Btl. in stärke von etwa 200 Mann an, konnte aber abgewehrt werden.
    Um die Mittagszeit übernimmt Major Schütz befehlsgemäß als 5. Regimentsführer seit Beginn des Russlands Feldzuges das Regiment. In der Nacht zum 27.Januar und erneut in den frühen Morgenstunden des 27.Januar werden mehrere feindliche Vorstöße in stärke von 30 bis 50 Mann abgewiesen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit trifft der Divisionsbefehl zum Absetzten auf die neue Widerstands Linie an der Ugra beiderseits Kolychmanowo ein. Während des nächtlichen Stellungswechsels werden zurückmarschierende Teile des Regiments mehrfach von russischen Spähtrupps aus südlicher Richtung beschossen. Jeder Überlebender des Regiments war froh, diese Stellung räumen zu dürfen. Wer dabei war wirt es nie vergessen.


    Ritterkreuz für den Regimentskommandeur

    Die Verteidigung von Ostroshnoje die dem Regiment etwa 75 Prozent Verluste gekostet hatte war notwendig gewesen, um die Flanke der 4.Armee zu schützen und ein weiter nördlich angesetztes Unternehmen nicht zu gefährden. An der tapferen Verteidigung von Ostroshnoje haben alle Soldaten des Regiments und der unterstellten Korps – Panzer- Jäger Abteilung 559., sowie Teile der II. AR. 260 gleiche Anteile. Das Schwäbische Regiment hat wieder einmal bewiesen, das man sich auf seine Soldaten verlassen kann. Als äußere Anerkennung für die hervorragende Leistung des Regiments wurde der schwer verwundete Major Bauer mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet.

    Dr. Gebhardt


    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • Verehrter Herr Kollege Nadel: Lieber Matthias „GeGe“

    Ich möchte mich bei Dir ganz Herzlich bedanken für deine Worte, und dein Lob.

    Aber wenn ich sehe was Ihr bereits Veröffentlicht habt, dann sind das doch nur kleine Fische.

    Mir geht es nicht um Ruhm und Ehre für meine Person, sonder mir geht es in erster Linie für den Ruhm und die Ehre unserer Väter.

    Die Ihre schönsten Jahre im Krieg verbringen mussten, und das auch noch mit ihrem Leben bezahlen mussten.

    Für ein bar Wahnsinnige die an der Regierung waren.

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • In der Ugra = Stellung




    Von dem damaligen Bataillonskommandeur im IR. 480, Hellmuth Gaudig




    Am 7. Februar 1942 besetzte das Regiment 480 mit dem III. Bataillon rechts I. Bataillon links die Ugra Stellung. Da aber mir Rücksicht auf die Feindlage beim rechten Nachbarn die 13.Kompanie am Südrand von Ustinowka zum Schutze der rechten Regimentsflanke eingesetzt werden musste, blieb beim III. Bataillon zum Einsatz in der Front nur die 11. Kompanie verfügbar. Dieses sah allerdings zunächst so aus, dass zum Besetzten der neuen HKL lediglich abgesehen von einigen mittleren Granatwerfern 1 schweres Maschinengewehr zur Verfügung stand, weil die 11. Kompanie restlos als Nachtruppen, Spähtrupps am Feind und Gefechtsvorposten aufgeteilt war. Erst in den Umfange wie diese einzelnen Teile von vorne zurück kamen nahm die Besetzung der HKL Form und Gestalt an. Dieser Vorgang beleuchtet eindeutig die Verhältnisse, unter denen die Ostfront in diesem Winter zu kämpfen hatte.
    Bataillonsgefechtstand III. war zunächst Ustinowka, der Regimentsgefechtsstand am Westrand des Dorfes in Bunkern auf dem Friedhofsgelände.
    Am 7.Februar früh hatte der Russe beiderseits der Rollbahn Juchnow – Medyn gegen IR.470 rechts und IR. 460 links stark angegriffen und dabei auch das I./480 (Kompanie Gölz) mit erfasst, wo ihm ein Einbruch gelungen war. Durch die Divisionsreserve, die Aufklärungs- Abteilung 260 in Stärke von 50 Mann auch das ist wert beachtet zu werden wurde er wieder hinausgeworfen, allerdings mit schmerzlichen Verlusten für die Abteilung.
    Am 9. Februar übernahm ich dann wieder die Führung des III. Bataillons, da der Regimentskommandeur Oberst v. Parseval ins Lazarett ging und Major Dr. Fricker die Führung in die Hand nahm. Am gleichen Morgen stattete der Russe der Feuerstellung einer schweren Feldhaubitzen Batterie am Ostrand von Juchnow einen unerwarteten Besuch ab und sperrte damit auch vorübergehend auch den Versorgungsweg des Regiments. Er steckte mit stärkeren Kräften in dem großen Wald südlich der Straße Juchnow – Ustinowka, wohin er über den abschnitt unserer rechten Nachbardivision gelangt war. Die 13. Kompanie erhielt Befehl Ustinowka auch nach Westen zu sichern. Die Kämpfe zur Vernichtung dieses Gegners zogen sich mehrere Tage hin. Es beteiligten sich daran Truppenteile der 260. Inf. Div. (460)und der 34. (?) ID. Eines Abends machten Teile unserer Divisions- Artillerie zusammen mit den 8,8 - cm Flakbatterie des Flugplatzes Juchnow einen konzentrischen Feuerüberfall auf ein in diesem Waldgebiet festgestelltes Waldlager der Russen, der wie später ein Augenzeuge mir berichtete, vernichtende Wirkung gehabt haben muss.
    Am 10. Februar bezog ich als Gefechtstand einen Kartoffelbunker am Ostausgang von Ustinowka, weil das feindlich Artillerie- Störungsfeuer vor allem mit dicken Brocken auf den Ort allmählich reichlich ungemütlich wurde. Eine zur rechten Nachbardivision gehörende und in Ustinowka untergezogene Einheit hatte bereits durch einen 15 cm Volltreffer in ein Haus schwerste Verluste erlitten.
    Am nächsten Tag trafen 15 Mann Ersatz ein, die der 11. Kompanie zugeführt wurden deren Führung inzwischen ein Leutnant Bieger im Spätjahr 1942 als Adjutant des II./480 bei einem Überfall des Russen auf den Bataillons – Gefechtstand gefallen für den erkrankten Leutnant Musch übernommen hatte. Der Ersatz brachte einige IMG 13 (Luftgekühlt) mit, aus den aber trotzt bestem Zureden kein einziger Schuss heraus zu bringen war. Am gleichen Tag wurde mein rechter Nachbar das Artillerie- Bataillon v. Driesen, so benannt nach seinem Führer Hauptmann v. Driesen. Es waren die Reste einer Heeres- Artillerie –Abteilung, die da sie keine Geschütze mehr hatten, nun zum Infanteristischen Einsatz kamen, über denen die Artilleristen nicht sehr erbaut waren.
    In meinem Bataillons Abschnitt hatte die 7. (?) Batterie, Oberleutnant Boppel (?) ihre B Stelle, an der ich auf meinem täglichen Gang in die Stellung stets vorbeikam. Ich nahm dabei jedesmal Gelegenheit, von dort aus mit dem Scherenfernrohr das Feindgelände sorgfältig unter die Lupe zu nehmen.
    Von hier aus wurde eines Tages erkannt, das der Russen in Nataljeka die große Scheune anscheinend stark belegt hatte. Ich beschloss daher baldmöglichst diese Scheune von einer mir unterstellten 3,7 cm Pak unter Feuer nehmen zu lassen. Mit großer Sorgfalt und Vorsicht erkundete ich mit dem Geschützführer eine geeignete Feuerstellung, die nach Einbruch der Dunkelheit vom Geschütz bezogen wurde. Am nächsten Morgen wurde dann eine Größere Zahl von Panzersprenggranaten in die Scheune gejagt. Die Wirkung war etwa die, wie wenn man mit einem Stock in den Ameisenhaufen sticht: Bereits nach den ersten Schüssen quoll der Russe in dichten Scharen aus der Scheune und verschwand nach rückwärts. Und in dieses Gewühl fegten nun die weiteren Pak Granaten. Seine Verluste durften nicht unerheblich gewesen sein.
    Am 15. Februar stattete der Divisionskommandeur Oberst Hahm dem Bataillon einen Besuch ab. Am Abend legte der Russe eine neue Platte auf. Er krebste fast die ganze Nacht mit langsam und niedrig fliegenden Flugzeugen über unseren Raum herum und warf Bomben in die Gegend. Das geschah nun Nacht für Nacht.
    Am 16. Februar fand mal wieder eine Umgruppierung statt. Ich musste den Abschnitt meines linken Nachbarn, des I. Bataillons (Kompanie Gölz) übernehmen, da diese nun meine rechten Nachbarn wurden, und das Artillerie Bataillon v. Driesen ablösten, das wieder seinen eigentlichen Zweck zugeführt werden sollte. Im bisherigen Abschnitt Gölz wurde die 13. Kompanie eingesetzt, verstärkt durch 1 sMG und einen mittleren Granatwerfer. Ihr seitheriger Sicherungsauftrag in Ustinowka nach Süden und Westen war ja infolge Zerschlagung der feindlichen Kräftegruppen im Waldgebiet südostwärts Juchnow hinfällig geworden. Gleichzeitig wurde sie aber für den rein infanteristischen Einsatz insofern erheblich geschwächt, als sie für ein dem Regiment zugeteiltes schweres Infanterie – Geschütz Zugtrupp und Geschütz Bedienung abstellen mussten. Nachrichtengeräte musste die Bataillons – Nachrichten – Staffel zur Verfügung stellen. Das Geschütz eine sehr wirkungsvolle und daher wertvolle Waffe, bezog Feuerstellung im Bachgrund westlich Ustinowka. Die B Stelle lag im Abschnitt des I. Bataillons. Da Oberleutnant Micwynski jetzt zwei Herren dienen musste, richtete er seinen Gefechtsstand in unmittelbarer Nähe des Bataillons – Gefechtsstand auf dem Friedhof Ustinowka ein.
    Infolge der Schwächung der 13. Kompanie für den Einsatz in der HKL, war sie nicht in der Lage sämtliche Kampfstände in ihrem Abschnitt zu besetzten. Das war vor allem nachts eine riskante Sache. Um dieses Manko auszugleichen, lieh mir das Regiment aus seiner Reserve, den Inf. – Pionier – Zug (Stärke 25 Mann) da ich selbst über keine Bataillons – Reserve verfügte für die Nächte eine Gruppe. Diese rückte bei Einbruch der Dunkelheit in die Stellungen, besetzte einen Kampfstand und kehrte wenn nach menschlichen Ermessen nach Tageseinbruch mit einem Feindangriff nicht mehr zu rechnen war zum Regiment zurück. Dieser Vorgang beleuchtet eindeutig die Kräfteverhältnisse unter den das deutsch Ostheer besonders die Heeresgruppe Mitte den langen und harten Winter 1941/42 durchstehen musste: Geringe infanteristischen Gefechtsstärken, breite Abschnitte, keine oder nur schwache Reserven, wenig schwere Waffen, die was die sMG betraf, meisten in der HKL eingesetzt wurden. Von der Tiefe einer Verteidigung, also einem Hauptkampffeld, konnte beim besten willen keine Rede sein. Dieses war wirklich im wahrsten Sinn des Wortes durch Flaggen dargestellt, nämlich durch die Flagge die die Lage der Gefechtsstände anzeigten.

    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • In der Ugra - Stellung 1941/42




    Damals war die 260. Inf. – Div. noch gut „dran“




    Das III./480 hält im Winter 1941/42 mit schwachen Gefechtsstärken nach wiederholter Umgruppierung seinen viel zu breiten Abschnitt in den Stellungskämpfen an der Ugra. Die Artillerie der Division unterstützt die Infanterie dabei in wirksamer Weise. Hinsichtlich der artilleristischen Stärke waren bei den einzelnen Divisionen größere Unterschiede. Die 260. Inf. – Div. war im Gegensatz zu anderen, in dieser Hinsicht verhältnismäßig gut daran. Bei Schluss des Winterfeldzuges verfügte sie meines Wissens noch über 24 leichte und 3 schwere Feldhaubitzen, also insgesamt 27 Rohre. Diese artilleristische Kraft bedeute für die schwachen infanteristischen Kräfte einen starken Rückhalt. Gerade während der 4 Wochen in der Ugra Stellung trat unsere Div. – Artl. zusammen mit der 8,8 cm Flak des Flugplatzes Juchnow mehrfach durch massierte Feuerzusammenfassung machtvoll auf den Plan und verdarb damit dem Russen manches Konzept. Denn er hat so viel mir bekannt ist nach dem Angriff vom 8. Februar beiderseits der Rollbahn vor der Division nicht mehr ernstlich Angegriffen, von Erkundungsvorstößen abgesehen, jedenfalls nicht im Abschnitt des IR. 480. Vor meiner Bataillonsfront waren auch einmal die Ruinen von Nataljewka und ein Waldstreifen dicht südlich davon das Ziel eines Feuerüberfalls der Division Artl. einschließlich Flak.
    18. Februar übernahm Oberstleutnant Grosser vom Inf.- Regt. 460 vorübergehend die Führung des IR. 480. Major Dr. Fricker erhielt soweit ich mich entsinne, die Führung über ein Detachement der Division, bestehend aus einem Bataillon des IR. 460 (170 Mann) und der Aufklärungs- Abteilung 260 (40 Mann), um weiter nördlich bei einer anderen Division eine Schweinerei auszubügeln. Von dieser Aktion kehrten wie mir später gelegentlich unser Divisions- Ia Major i. G. Köstlin sagte 13 Mann zurück.
    Übrigens musste damals jeder Dreck gemeldet werden Neben den eigenen Munitionsverbrauch musste auch noch der des Russen angegebne werden. Mag sein das dieses mit dem 24.Februar etwas zu tun hatte, an dem man als dem „Tag der Roten Armee“ einen Feindlichen General Angriff erwartete. Als mir diese Melderei eines Tages zu dumm wurde, nahm ich ein Zeichen dafür das auch gelegentlich der Humor zu seinem Recht kam, den Ordonanz Offizier des Regiments Leutnant Blitz -1943 als Hauptmann und Regimentsadjutant gefallen—mit folgender Meldung auf die Schippe: Hinter den stehen geblieben Kamin in Nataljewka protz um 11,40°°Uhr ein Russe ab. Genaue Fernglas Beobachtung ergab, dass er Durchfall hatte. Zum Abwischen benutze er die Reichsausgabe des „Völkischen Beobachter“ vom 8.12.41 (das war m. W. die Ausgabe in der zu lesen stand das die Russische Armee derart zerschlagen sei das sie zu Gegenaktionen größeren Ausmaßes nicht mehr in der Lage sei und das deutsch Ostherr einen ruhigen und gemütlich Stellungs- Kriegswinter entgegen gehen). Der gute Leutnant Blitz nahm das zunächst für bare Münze, dann kam s ihm aber doch komisch vor und er fragte was das zu bedeuten hätte. Darauf ich: Ihr wollt doch immer jeden Sch…dreck wissen, da habt ihr mal Buchstäblich welchen. Ein anderes Mal forderte ich einen Pionier mit Sprengmunition an, um die bockelhart gefrorenen Stalakmiten in der Gefechtstand Latrine sprengen zu lassen. Auch darauf fiel er herein. Zu deren Beseitigung gehört lediglich ein Axthieb.
    22. Februar: Für diesen Tag hatte der Russe eine besondere Überraschung in petto: Als Sonntag – Morgen Gruß schickte er uns von 5,30°°Uhr bis 6°°Uhr einen Artillerie Segen von rund 325 Schuss meist schwere Brocken auf Ustinowka und näheren Umgebung. Mein Friedhof zeigte sich besonders empfänglich für diese unerfreulichen Gegenstände. Aus dem schönen kräftigen Baumbestand entstand ausgesprochener Baumsalat. Es sah dort hinterher so aus, als ob ein Wirbelsturm darüber hinweggefegt wäre. Verluste traten Gott sei Dank nicht ein. Unsere Unterstände die nur halb in der Erde drin waren und nur eine schwache Decke hatten, hätten auch einen Kleinkalibrigen Volltreffer nicht ausgehalten. Mein Adjutant Oberleutnant Burkon schlief während dieser Kanonade wie ein Murmeltier und hörte von der ganzen Sache nichts. Ich habe ihn darum beneidet, denn ich hatte stets einen so leichten Schlaf, das ich auch nachts jede Meldung die einging—sie musste ja vom Schreiber vom Dienst wiederholt werden—mithören und auch auffasste, so das ich Morgens auch ohne Unterrichtung darüber im Bilde war was sich nachts ereignet hatte.
    Am 23.Februar um 7°°Uhr erfolgte eine 2. Auflage des russischen Morgensegens vom Vortag in gekürzter Ausgabe mit etwa 175 Schuss. Am Nachmittag war beim Regiment Kommandeur Besprechung, da man allgemein am nächsten Tag den 24.Februar einen russischen Generalangriff erwartete (Tag der Roten Armee) der aber ausblieb.
    In den letzten Februartagen herrscht Tauwetter und Regen. An sich war der Februar ein schöner sonniger und nicht allzu Kalter Monat gewesen. Die Sonne hatte schon solche Kraft das der Schnee auf unseren Versorgungswegen restlos wegtaute und wir gezwungen waren für diese Schnee zu organisieren damit unsere Versorgungsschlitten fahren konnten. Nachts sankt die Temperatur auf etwa 20° Grad Kälte.
    Eine große Freude hatten wir in diesen Tagen insofern, als endlich die Weihnachtpost eintraf. Auch mit den großen Trossen konnte die Verbindung hergestellt werden. Diese saßen unter dem Kommando des Chefs der Rgt. Stabs Kompanie 480, Hauptmann Merkel in einem Ort westlich der Straße Juchnow- Wjasma und wehrten sich gegen Partisanen, durchgebrochene und aus der Luft abgeworfene Feindkräfte ihrer Haut. Als Kuriosum muss man es bezeichnen das die Gefechtsstärke der Trosse zur Verteidigung der Unterkunft stand ja praktisch jeder Mann zur Verfügung mit rund 265 Köpfen höher war als die der Kampftruppe des Regiments an der Front, die diese Stärke seit den erste Januartagen nicht mehr erreicht hatte.
    Das Bemerkenswerteste während dieser 4 Wochen Ugrastellung war die Tatsache, dass die Kampfhandlungen hinter der Front meist Umfangreicher und heftiger waren als an der Front. Weit westlich Juchnow bei Barssuki fand eine Kesselschlacht statt gegen 2 russische Divisionen, die von Südosten her gegen die für uns so wichtige Rollbahn Rosslawel – Moskau vorgestoßen waren. Auch von Norden her stieß der Feind mit durchgebrochenen Kräften gegen die Rollbahn vor. Alle Nase lang war die Rückwärtige Verbindung unterbrochen. Mit Panzern und Sturmgeschützen musste zeitweilig ein regelrechter Geleitzugdienst durchgeführt werden, um die Versorgung der Front sicherzustellen. Gelegentlich war nur Versorgung aus der Luft möglich. Dann ging es auf den Flugplatz Juchnow, obwohl dieser von weittragender russischer Artillerie erreicht werden konnte zu wie im Frieden auf dem Flugplatz Tempelhof.
    Der Russe besaß sogar die Frechheit, hinter unserer Front zwei Flugplätze in Betrieb zu halten, deren Rollfeld er nachts mit Lampen markierte. Darüber hinaus warf er rücksichtslos wie er war, seine Leute aus niedrigste fliegenden Flugzeugen ohne Fallschirm ab. Das sich dabei trotz des tiefen Schnees mancher Genick und Knochen brach, war ihm ziemlich gleichgültig.
    Am 1.März fand eine Besprechung beim Regiment statt über das bevorstehende Ausweichen auf die Ressa Stellung westlich Juchnow, das in der Nacht vom 3./4. März nach der üblichen Tour vollzogen wurde. Es war eine sehr kalte Vollmondnacht inzwischen war ein neuer Kälteeinbruch erfolgt, der Mitte des Monats die Temperaturen nochmals auf 46°Grad Kälte sinken lies in der zahlreiche Rollbahnkrähen die Gegend unsicher machten. Die vorhergegangene Nacht wäre wesendlich günstiger gewesen, da war nämlich eine totale Mondfinsternis.
    Die Ressa Stellung war tatsächlich die letzte und endgültige Stellung, die bis zur „Büffelbewegung“ im März 1943 gehalten wurde. Damit fand das Zeitalter der siegreichen Rückzüge des Winters 1941/42 sein Ende. Seit Beginn der Rückzugskämpfe, also seit aufgeben des Brückenkopfes Kremenki hatte das Regiment rund 17 Widerstandslinien besetzt, davon so und so ville endgültig.
    Das Regiment dessen Führung inzwischen wieder Major Dr. Fricker übernommen hatte, zog zunächst in Andrejewsko unter.

    H. Gauding

    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • Kampf um die Partisanen – Brücke




    Beim Tross des Regiments 470 im Winter 1941/42




    Nach dem Rückzug aus dem Raume Kaluga—Serpuchow und der Festigung der Front bei Juchnow wurden 1942 die Trosse der Division in den Dörfer eines Waldgebietes untergebracht, das als Partisanenverdächtig galt. Zur Sicherung unserer Unterkünfte standen tagsüber vier Einzelposten, des Nachts auf sechs Doppelposten verstärkt.
    Die Partisanen hatten ihren Hauptsitz in dem etwa 20 Km entfernten Städtchen Shelanje. Nachts wurden sie durch Transport Flugzeuge versorgt.
    Eines Nachts um die Mitte des Februar, ich stand auf Posten begann in der Gegen des Nachbardorfes Trofimowo, wo unser III. Bataillon lag eine heftige Schiesserei die Fernsprechverbindung nach dort war gestört, vielleicht von Partisanen durchschnitten. Auch unser Dorf wurde geweckt und alles lag in erhöhter Alarmbereitschaft. Am Morgen wurde der nicht auf Posten stehende Teil der Wache zur Wiederaufnahme der Verbindungen hinübergeschickt. Unser Truppführer teilte mich und einen jüngeren Kameraden als Sicherung ein, hundert Meter vor dem Haupttrupp.

    Kurz vor den Häusern die Brücke

    Zu jenem Ort zogen sich ein schmaler Waldstreifen hin, in dem die Russen auf ihren Rückzug im Herbst einige Kraftwagen und zwei schwere Flak hatten stehen lassen. Unmittelbar vor dem Dorf lag ein jetzt zugefrorener und zugeschneiter Bach, über den eine kleine Holzbrücke führte. Mein Kamerad und ich kamen unbehelligt bis fast an die Brücke, während sich der Haupttrupp weiter zurückhielt. Die Häuser waren nur noch wenige hundert Meter entfernt.
    Plötzlich entdeckte ich links keine 10 Meter entfernt einen hellen Fleck—das Gesicht eines Partisans. Ich lies mich Augenblicklich in den Schnee fallen und zog meinen Kameraden zu mir herunter. Der Weg auf dem wir lagen war frei gebahnt, der Schnee bildete links und rechts einen kleinen Wall, der uns Deckung gegen Sicht gab. Wir eröffneten sofort das Feuer.
    Der Partisan trug einen Schneemantel und war deshalb zunächst von uns nicht bemerkt worden. Leider hatten wir keine Handgranaten bei uns, so konnte sich der Russe zurückziehen. Wir selbst konnten uns kaum erheben, da wir nun von allen Seiten Feuer erhielten.
    Vom Haupttrupp kam ein Kamerad Maschinengewehr und ein anderer mit Munition zu uns vor, so dass die Gegner weiter nichts unternehmen konnten. Vom Haupttrupp riefen sie uns bald darauf zu, wir sollten uns sofort zurückziehen. Aber erst als gegenüber die Knallerei nachließ setzten wir uns ab.
    Wie uns später Kameraden aus dem Dorf sagten, hätten sie wohl unsere heikle Lage erkannt, uns aber nicht helfen können ohne uns zu gefährden, da wir zu nahe an den Partisanen lagen. Als wir uns dann im Dorf zurückmeldeten wurde befohlen sofort noch einmal vorzugehen und unter allen Umständen die Verbindung herzustellen.
    Nichts Gutes ahnend zogen wir halt noch einmal los. Diesmal übernahmen zwei andere die Sicherung. Wieder an der Brücke angekommen, wollten sie die noch darunter sitzenden Russen ausheben und gingen nach rechts in den verschneiten Bachgrund; Dort wurden sie aber überraschend angeschossen. Ein Kamerad konnte sich aber noch zurückschleppen, während der andere liegen blieb. Mit dem Schwerverwundeten zogen wir uns wieder zurück.
    Nochmals wurde befohlen unter allen Umständen das Nachbardorf zu erreichen. Als wir nun zum dritten Mal die Brücke erreichten, unternahm die deutsche Besatzung in Richtung Brücke zu uns her endlich einen Ausfall. Die unter der Brücke sitzenden Gegner wurden ausgeschaltet. Die Verbindung war wieder hergestellt!
    Sofort wurde die an drei Stellen durchschnittene Fernsprechleitung geflickt. Zur Verstärkung blieben einige von uns im Nachbardorf. Die Gesamtverluste auf unserer Seite betrugen vier Tode und einige leicht und schwer Verwundete. Die Partisanen hatten 98 Tode, die nach einigen Tagen zusammen getragen wurden und in ein Massengrab kamen.
    Der Angriff der Partisanen war in dem vollständigen Astverhau, von dem sie ja nicht wussten stecken geblieben, das Krachen der Äste hatte in jener Nacht ihren Angriff verraten. Noch etliche Tage hindurch zeigten sich streifende Partisanen Gruppen, die aber außer kleinen Schiessereien nichts weiter unternahmen. Als sich schließlich überhaupt nichts mehr bemerkbar machte, wurde unsere Verstärkung wieder zurückgerufen.
    Bei jenem russischen Angriff wurden einige leichte Maschinengewehre und Granatwerfer erbeutet. Da ihr Unternehmen mit schweren Verlusten für sie abgewiesen wurde, verstärkten die Partisanen ihre Minenlegerei an unseren Nachsubwegen. Trotzdem vor den Kolonnen stets Minensuchtrupps gingen, gingen doch manches Pferd und mancher Schlitten verloren.

    Paul Hug,ehem.13./470

    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • 1.Teil


    Partisanen = Kämpf vor Moskau




    Nach dem Bericht des ehemaligen Infanterie- Pioniers Erwin Deuschle




    Unsere Division lag am Ende der Abwehrschlacht vor Moskau in der Verteidigungsstellung an der Ressa Ugra beiderseits der Rollbahn nach Rosslawel. Als um diese Zeit im rückwärtigen Gebiet die Störung durch die Partisanen und die Kämpfe mit ihnen immer Umfangreicher und hartnäckiger wurden, mussten zu ihrer Niederwerfung aus verschiedenen Einheiten der Division, besonders aus den Stabseinheiten und den Tross Mannschaften und Dienstgrade abgestellt werden. So kam ich vom Pionierzug 480 zu dieser 250 Mann starken Kampfgruppe, die von Hauptmann Merkel Teilnehmer des I. Weltkrieges, geführt wurde und Auftrag erhielt, den Ort Iwangowa über 75 Km. hinter der Front zu besetzen und in seinem Umkreis die Feindlichen Kräfte zu bekämpfen.
    Schon der Hinmarsch in den tiefen Schnee bei 30 bis 40° Grad Kälte stellte an Mann und Pferd höchste Anforderungen und musste durch tiefe Wälder und unbesetzte Dörfer unter steter Sicherung gegen Überfälle zurückgelegt werden. Erst nach Tagen erreichten wir am Nachmittag des 27.Januar 1942 Iwangowa, aus dem kurz vorher die Russen offenbar nach Westen nach Petrischewa abgezogen waren, das durch einen unwegsamen Wald getrennt, von uns 7 Km. entfernt lag. Bei der sofortigen Einteilung der Rundum Verteidigung kam ich mit meinem Kameraden von der Stabskompanie 480 in den Nordwestlichen Abschnitt unseres lang gezogenen Dorfes, wo später der Schwerpunkt des russischen Angriffs lag.
    Als wir gegen Abend noch dabei waren Quartier und Ställe einzurichten, hörten wir plötzlich lebhaftes MG und Gewehrfeuer. Es stellte sich heraus: einige Fahrer der Kampfgruppe waren mit Pferdeschlitten in das 2 bis 3 Km südwestlich liegende Nowaya gefahren, um Futter zu holen und wurden dort Überfallen. Unser Abschnittskommandant Feldwebel Wagner befahl sofort meiner starken Gruppe abzurücken und den Bedrängten zu helfen. Schon Unterwegs kamen uns einige versprengte Kameraden entgegen, leider ohne Pferd und Schlitten. Sie hatten sich nach verzweifelter Gegenwehr von der Übermacht der Partisanen gerade noch absetzen können, um der Gefangenschaft bzw. dem sichern Tod zu entrinnen. Bald darauf hatte wir selbst den Ort Nowaya erreicht, fanden aber nichts mehr vor weder unsere vermissten Kameraden, noch Pferde mit Schlitten, noch Partisanen, sondern nur brennende Häuser. Ein verdammt heimtückischer Krieg, der den härtesten Einsatz abverlangte. Nach dieser üblen Überraschung zurückgekehrt, stellten wir nachts starke Wachen aus . Die übrigen Männer konnten seit langer Zeit erstmals wieder unter einem Dach schlafen.

    Ausbau einer Verteidigungsstellung

    In den nächsten Tagen setzten wir den Ausbau unserer Verteidigungsstellung mit dem Aufbau eines zwei Meter hohen Schneewalles fort. Jeder richtete seinen Kampfstand mit besonderer Sorgfalt ein. Die Tage vergingen im harten Dienst auf unseren „vorgeschobenen“ Stützpunkt im rückwärtigen Gebiet. Allmählich wurde die Verpflegung knapp. Um überhaupt die Verpflegung aus den Versorgungslagern herbei zu schaffen, musste jeweils ein Bewaffneter Geleitzug zusammengestellt werden. Am empfindlichsten fehlte es an Heu für die Pferde. Als Ersatz musste Birkenreiser gefüttert werden, das aber unseren Deutschen Pferden schlecht bekam, so dass viele an Entkräftung eingingen. Die Russenpferde ertrugen die Entbehrung leichter.
    Als stellvertretender Futtermeister hatte ich öfter in den nahen Wäldern nach Birkenreisefutter Ausschau zu halten, was immer ein Himmelfahrtskommando war. Bei einem derartigen Ausflug mit Maschinenpistole, Beil und Säge bewaffnet, warnte mich plötzlich einer unserer Hiwis kurz vor dem Waldrand mit dem Schrei Deuschle Ruski! vor dem sicheren Tode; denn kaum hatte ich hinter der nächsten Schneewehe meine M-Pi im Anschlag, brach auch schon ein Feuerzauber los. Die Hiwis wichen zurück. Sofort hatten auch schon unsere Kameraden vom Dorfrand aus den Überfall bemerkt und Alarm gegeben. Unsere Granatwerfergruppe gab mir alsbald Feuerunterstützung. Ihre Einschläge lagen haarscharf am Waldrand. Mit der Verstärkung durch einige zu Hilfe kommenden Kameraden arbeiteten wir uns gegen den Waldrand vor, an dem wir einen russischen Spähtrupp entdeckten, der mich und unsere tüchtigen Hiwis freundlich in Empfang nehmen wollte, was jedoch in letzter Minute vereitelt wurde. Vor unseren letzten Sprung in den Wald türmten die Russen und hinterließen einen Toten, aus dessen Papieren wir ersahen, dass er zu einer regulären Truppe gehörte.
    Demnach stimmte unsere Vermutung das die russischen Transportflugzeuge nicht nur Proviant, Waffen, und Munition, sondern auch Soldaten von Osten nach Westen flogen, sicher um uns eines Tages anzugreifen. Mehrmals wurde uns von unserer Front durch Funk durchgegeben: Feindliche Flugzeuge im Anflug, Leuchtkugeln weiß, grün, rot schießen! Angeblich hatten unsere Funker entschlüsselt, dass die russischen Flieger auf dieses Signal ihre Lasten abwarfen. Tatsächlich glückte uns dieser Trick einmal, wobei die Flugzeuge ihre Verpflegungssäcke mit Hirschekascha und anderen wertvollen Lebensmittel für uns abwarfen. Ja ein andermal wurde bei uns sogar von ihnen eine bewaffnete Besatzung ausgebootet, die wir nach kurzem Kampf von ihrem Fallschirmen weg Gefangen nehmen konnten. Diese Angehörigen eines Fallschirmjäger – Regiments hatten sich auf dem Flugplatz bei Kaluga freiwillig zum Einsatz bei ihren Partisanen gemeldet.
    Am 23. Februar wurde um 15,15°°Uhr vor unserem Abschnitt ein russischer Spähtrupp gesichtet, worauf unser Hauptmann Merkel für die Nacht größte Alarmbereitschaft ansetzte. Jeder Landser nahm seinen zugewiesenen Platz ein und überprüfte sein MG ob an ihm nicht das Waffenöl durch die Kälte fest geworden war. Die kurzfristigen abgelösten Kameraden konnten sich im nahen Quartier die steif gewordenen Hände und Füße aufwärmen. Um 2,30°°Uhr versteckte sich der Mond, der bislang einigermaßen Sicht gewährt hatte, hinter einer geschlossenen Wolkendecke. Es blieb uns nur der Blick auf eine trübe Schneelandschaft.
    Plötzlich hörten wir russische Kommandos. Damit war für uns die Stunde der Bewährung gekommen; denn die Russen handelten nach dem Moskauer Befehl, ausgesagt von einem russischen Kommissar: Tötet die Faschisten, wo ihr sie trefft! Schonet sie nicht! Ein toter Deutscher ist besser als zwei gefangene!
    Punkt 3,10°° Uhr griff nun der Russe in Stärke von 800 Mann in Schneehemden und größten Teils auf Schiern unsere Stellung an. Hauptmann Merkel blieb in meinem Abschnitt. Das gab jedem von uns ein zuversichtliches Gefühl, zumal er seine Befehle ruhig und bestimmt gab. „Männer“ sagte er noch nicht schießen ran kommen lassen! Man konnte die Russen in ihren Schneehemden mit ihrem unvorstellbaren Hurrä- Gebrüll gut erkennen.

    Ein Höllenzauber begann

    Jetzt da sie nur noch 50 bis 75 Meter von uns entfernt waren, rief Hauptmann Merkel „Feuer frei“! Ein Höllenzauber begann. Auch Handgranaten wurde geworfen. Die vordersten Russen kamen dicht vor unseren Schneewall, mussten aber ihre Tapferkeit teuer bezahlen.
    Ihre erste Welle brach in unseren zusammengefassten MG – und Granatwerferfeuer zusammen. Schwere Waffen hatten wir ja nicht, aber einen hartnäckigen Kampfgeist. Die russischen Kommissare brüllten wie Wilde und trieben nun gleich ihre zweite Welle in unser gut gezieltes Abwehrfeuer. Allein auch dieser ging es nicht besser. Nachdem die Russen ihren Angriff gegen uns als aussichtslos beurteilten mussten, fluteten ihre Reste zurück zu ihrer ebenfalls schon bereitstehenden dritten Welle, um nun nach links ausholend unseren südlichen Dorfabschnitt anzugreifen, wo ihr Schicksal endgültig besiegelt wurde.
    Genau zwei Stunden hatte der wilde Kampf vor unserem Nord und Südabschnitt gedauert. Nun war endlich Ruhe eingetreten. Wir atmeten auf. Neben vielen Gefangenen größten Teils verwundeten, hinterließ der Feind was wir erst nach der Dämmerung richtig erkannten, zahlreiche Tote und eine Menge Schnellfeuerwaffen. Nicht unerwähnt darf bleiben, dass sich unsere MG Schützen ganz hervorragend gehalten hatten.


    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • 2. Teil

    Ein Sowjetkommissar sagt aus


    Bemerkenswert war auch die Aussage eines gefangenen Kommissars, wonach den russischen Soldaten gesagt worden war, die anzugreifenden Orte Iwangowa und Potzsesonki, wo hauptsächlich Angehörige vom 460 verteidigen, seien von den Deutschen nur schwach besetzt, und diese ohnedies nach der Winterschlacht schwer angeschlagen, so das so gut wie kein Widerstand zu erwarten sei. Übrigens wurde in jenen Tagen im rückwärtigen Gebiet der ganzen Armee an vielen Punkten angegriffen.
    Nach dieser gehörigen Schlappe gaben die russischen Partisanen auf lange Zeit Ruhe. Wir nützten die Tage des Vorfrühlings zum Anlegen einer Feldstellung auf einer westlichen Wiesenhöhe und zum Ausbau eines Stützpunktes im südwestlichen Nowaya aus.
    Den letzten vernichteten Schlag führten wir am Pfingstsonntag 24. Mai 1942, mit der entscheidenden Hilfe unserer 5. Panzer Division gegen den Ort Petrischewa, welcher der Hauptstützpunkt der russischen Partisanen und ihrer dazugekommenen Truppen war, wo sie sogar einen Landplatz für Flugzeuge hatten und von wo aus sie alle ihre Unternehmen gegen uns starteten.
    Nach einem beschwerlichen Anmarsch ab 3°°Uhr nachts auf Schleichpfaden durch dichten Wald und durch einen bis zur Hüfte durchwateten Bach kamen wir bei strömenden Regen mit Kameraden von der 460 in den Bereitstellungsraum am westlichen Waldrand von Pertrischewka. Punkt 7°°Uhr stießen unsere Panzer von Westen in das Dorf und beschossen es nach allen Richtungen. Darauf entstand bei den Russen ein Heilloser Wirrwarr. Wie vermutet worden war, wollten sie nun nach Osten gegen den von uns besetzten nahen Waldrand ausbrechen. Als sie aber von uns mit MG- Feuer aufgehalten wurden, versuchten sie nun weiter Südlich auszuweichen. Bei unserem sofortigen Nachstoß unter Feldwebel Wagner entdeckten wir am Dorfrand bestens getarnte, gute Schützengräben, die aber eigenartigerweise die Russen nicht verteidigten. Wir konnte uns mit den Kameraden von der 5. Panzer - Division im Dorf vereinigen, behaupteten es gegen schwache Gegenstöße, machten Gefangene und erbeuteten eine riesige Menge Kriegsmaterial, u. a. auch schwere Granatwerfer von 12 cm. Sogar ein Russisches Aufklärungs Flugzeug, am Starten verhindert fiel uns in die Hände.
    Das war unser letzter Streich gegen die Partisanen und ihre Helfer, gegen die wir verbissen und tapfer kämpften, aber leider auch nicht ohne den Verlust eigener treuer und braver Kameraden. Anfang Juli konnten wir endgültig von unserer Igelstellung in Iwangowa abrücken, nach vorne zu unserer Einheit in der HKL.

    G.D.

    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • Hallo Karlheinz,

    danke für Deinen Fleiß! Es ist erstaunlich wie viele detailierte Informationen es von der 260 ID gibt, kann man von anderen Divisionen nicht sagen, leider.

    Gruß Heinz!:)

    Suche alle Informationen über die 17.ID und I.AR77.

  • Lieber heinz 307:

    Ich freue mich dass ich von Dir wieder einmal etwas höre.

    Ich bedanke mich für deine netten Worte, und bin nach wie vor der Meinung dass Du dich bei mir nicht extra bedanken musst.

    Denn diene Berichte die Du beim Forum veröffentlichst, sind eben so spannend.

    Aus Swerdlowsk habe ich bis zum heutigen Tage noch keine Nachricht erhalten.

    Sobald ich Nachricht bekomme, werde ich Dich informieren. Danke

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • 1.Teil


    Die Trosse der 260.ID.



    im Abwehrkampf




    Es war gegen Ende 1942 als die 260 ID. ihre 16. Widerstandsstellungen beiderseits Kolychmanowo ostwärts Juchnow verteidigte um Zeit zu gewinnen, für die 17. und letzte Verteidigungsstellung der Winterschlacht im Osten, die beiderseits Reljaki an der Rollbahn Juchnow – Medyn – Moskau und der Ressa und Ugra erkundetet und ausgebaut werden sollten.
    Hauptmann Dr. Schulz hatte Anfang Januar den Auftrag bekommen, mit den Trossen der Division den Unterkunftsraum Sherdowka – Iwanzewa – Aleksendrowka – Gorbatschi – Mitkowo und Lushki zu beziehen und ihn gegen die im Rücken des XIII. AK.befindliechen feindlichen Kräftegruppen zu sichern. Oberleutnant Graf der als Spähtruppführer in den Wochen zuvor diesen Raum erkundeten sollte, kehrte nicht mehr zurück. Er wurde zusammen mit seinen 5 gefallenen Spähtruppkameraden am Nordeingang von Kostenki im Januar 1942 gefunden und von seinen Kameraden zur letzten Ruhe gebettet. Mitte Januar 1942 bezog der Gefechtstross den befohlenen Raum. Durch geschickt angesetzte und durchgeführte Spähtrupptätigkeit“ so heißt es in einem Gefechtsbericht des XIII. AK. blieb die Trossgruppe in ständiger Fühlung mit dem Gegner“ Diese Spähtrupptätigkeit war nicht einfach und kostete viele Opfer, aber sie hat auch vielen das Leben gerettet.

    Auf zur Feinderkundung

    Na dann Hals und Beinbruch sagt Hauptmann Dr. Schulze scherzhaft zu einem Leutnant des AR. 260, der sich auf seinen Schiern die weise Tarnjacke überzieht und schüttelt ihm die Hand. Der Leutnant lacht bindet sich die Kapuze fest und ruft: Wird schon klappen!“ Mit seinen Ski- Stöcken stößt er sich ab, den weisen glitzerten Hang hinunter, dessen Schneekristalle in dem warmen Sonnenlicht des Februar Tages millionenfach funkeln. Hinter ihm drein sein Spähtrupp, die Schneehemden bauschen sich im Wind. Bald hat der unermessliche Wald, der 300 m weiter den Blick begrenzt, den Spähtrupp aufgenommen. Fort sind sie die Freiwilligen als gelte es einen Ski – Ausflug zu machen. In Wirklichkeit fahren sie in ein gefährliches Unternehmen. Auch dieser Leutnant kam nicht wieder. Er wurde das Opfer feindlicher Partisanen, die überall aus dem Hinterhalt den Feldküchenfahrern und Spähtrupps das Leben sauer machten. Die Trosse der 260. ID. die in den oben genannten Ortschaften Unterkunft bezogen hatten konnten nachts kaum mehr schlafen, sie mussten sich gegen feindliche Überfälle und Spähtrupps sichern, wie an der Front. Mit Waffen waren sie nur kümmerlich ausgestattet. Es fehlte an MG und vor allem an Munition. Meist waren es Beutewaffen, die die Waffenmeister instand gesetzt hatten. Nachts brummten geheimnisvolle Flugzeuge über ihre Ortschaften hinweg und gaben verdächtige Blinkzeichen. Einige Spähtrupps stellten fest, das der Russen bei Nacht Luftlandetruppen absetzte indem er sie nur wenige Meter über den Schneeboden fliegend ohne Fallschirme einfach in den 1 m hohen Schnee abwarf. Ruhe gibt es für die Trosse keine mehr. Oft müssen die Wachposten in ihren Schneestellungen an dem weisen- Wall ihre Kameraden alarmieren, um feindliche Spähtrupp abzuwehren. Die Soldaten unserer Trosse hätten die Ruhe nach den langen anstrengenden Monaten des Vor und des Rückmarsches seit dem 22. Juni 1941 endlich verdient. Aber es sollte noch schlimmer kommen.




    Luftlandetruppen im eigenen Rücken

    Die Nachricht von feindlichen Luftlandetruppen, die seit Tagen den Trossraum unsicher machen, ist leider nicht in das Reich der „Parolen“ zu verweisen. Selbst die Generalstabsoffiziere und die Ic Bearbeiter wissen nicht mehr welche Ortschaft von eigenen Truppen oder vom Feind im Rücken besetzt ist.
    Wie aus später erbeuteten Karten und Feindbefehle ersichtlich wurde, ist im Februar 1942 im Rücken des XIII. AK. das IV. russische Luftlandekorps, 8, 9, und 214. LL. – Brigade mit einer Art. – Abt., bewaffnet mit einer 4,5cm Pak, acht 8,2 cm Gr. – W. 6 Pz. – Büchsen, einer Aufklärungskompanie, 130 Mann, 1 Gr.- W.- Kp, 1 Na.- Kp. Mit ca. 35 Mann, 1 Flak- Kp. Mit Vierlings MG, gelandet. Westlich von unseren Gefechtstrossen landete die 214.LL. Brigade mit ihrem Kommandeur Kolobownikow dem Chef des Stabes und Kommissar Gawrisch. Diese LL. Brigaden setzte sich wie folgt zusammen 4 Sch.- Batl. zu je zwei Sch. Kp. Mit je 166 Mann (pro Kp. 9 LMG und 6 Panzerabwehrbüchsen) 1 Gr.- W.- Kp.(8,2 cm) 1 Na. Zug, 1 LMG Zug, 1 Flammenwerfer Zug, 1 Spreng Zug, und ein Aufklärungszug. Jeder Mann führte 260 Schuss Gewehrmunition, 2 Handgranaten, und ein Paket Sprengstoff mit sich. Insgesamt stehen unseren Trossen ca. 1500 Mann gegenüber, die durch Rekrutierung und Ausbildung von Partisanen noch verstärkt werden.

    Gefechtsbericht des XIII. AK. an Armeekommando 4 über den Einsatz der Trosse der 260. ID. (Auszug)




    Vom 24. Februar bis 26. Februar 1942 war die Trossgruppe der 260. ID. Angriffen an Zahl und Bewaffnung weit überlegenen Gegners ausgesetzt, deren Gelingen eine ernsthafte Bedrohung für die rückwärtigen Teile der in der Ostfront eingesetzten Korps bedeutet hätte. Sie hatte in diesen Tagen mit etwa 400 Mann, bewaffnet mit wenigen MG, Teilweise Beute MG einigen Beutegranatwerfern und einer Beute Pak, bei nur geringen eigenen Verlusten, die hartnäckigen Angriffe von 3 vollen Bataillonen (etwa 1200 Mann) der 214. russischen Luftlandebrigade abgeschlagen und neben etwa 250 Toten, 20 Gefangenen, folgende Beute gemacht.
    22 LMG, 16 LGrW, 10 MP, 90 Gewehre, 23 automatischen Gewehre, 162 Handgranaten, 233 Wurfgranaten, 20 geballte Ladungen, 80 Sprengkapseln, 50Kg Sprengstoff, 76 Paar Skier, 2 Panzerbüchsen, 1 Leuchtpistole, 2 Zielfernrohre und Inf. – Munition.

    Der Verlauf der Kämpfe war folgender:

    Am 24. Februar 1942 griff der Gegner um 2,15°°Uhr beginnend von Nord und Süd westen Sherdowka, das durch die Trosse IR. 470 besetzt war an. Das Waldstück südostwärts wurde vom Feind besetzt und damit die Verbindung zwischen Sherdowka und Kostinki (Besetzt durch Tross des I./470, Stabs.- Kp. Und 13 Kp.) unterbrochen. Gleichzeitig griff der Gegner in Stärke von 200 Mann Iwanzewa (besetzt durch Tross 480) an.
    Der Angriff die bis in die Nachmittagsstunden des 24.Februar andauerten wurden abgewiesen, die Verbindung zwischen Sherdowka und Kostinki durch ein Stoßtruppunternehmen von Kostinki aus wiederhergestellt. Der Kampf der Besatzung von Sherdowka wurde bemerkenswerter weise durch die bei den Trossen eingestellten russischen Kriegsgefangenen (Hiwis) unterstützt, die von sich aus sich mit erbeuteten Waffen bewaffneten und sich an der Abwehr mitbeteiligten.
    Die Feindberührung hielt während des Tages an, am Abend beschoss der Gegner Iwanzewa mit Granatwerfern.
    Am 25.Februar stieß der Gegner erneut um 2°°Uhr von Nordwesten und um 3°°Uhr von Süden auf Iwanzewa vor. Die Vorstöße wurden abgewiesen. Auch am 25.Februar während des ganzen Tages Feindberührung bei Sherdowka und Iwanzewa und Gr.- W. und MG.- Feuer auf die beiden Orte, Am 26.Februar fühlte der Gegner nur noch mit einem Spähtrupp auf Sherdowka vor.
    Wie aus einer erbeuteten Karte und Befehlen hervorgeht, hatte der Gegner die Absicht, die Orte Sherdowka, Iwanzewa, und Potsosonki zu nehmen, um damit die Voraussetzung für ein weiters Vorgehen in Richtung auf die Rollbahn zu schaffen. Das dies nicht gelang sondern der Gegner sich dabei noch erhebliche Verluste holen musste, ist neben der Umsichtigen Führung von Hauptmann Schulze, dem tapferen Verhalten der Orts Besatzung von Sherdowka und Iwanzewa unter ihren Führer Hauptfeldwebel Stehle IR.470 zu danken, die damit der Führung eine ernste Sorge genommen und das für die weitere Kampfführung wichtige Gelände erhalten haben.

    Sherdowka und sein Ortskommandant

    Kriegsberichter Werner Tamms beschrieb in einem Artikel über die württembergischen Trosse im Abwehrkampf mit den Sowjets in der „Ludwigsburger Zeitung“ vom 4. April 1942 den Überfall auf Sherdowka etwa folgendermaßen:
    Das Dorf Sherdowka im Mittelabschnitt der Ostfront ist ein genau so unscheinbares langweiliges verlorenes Nest wie alle Dörfer im so genannten Paradies der Werktätigen. Vor seinen niedrigen Katen schauen bei Tag Kinder der Sowjets aus großen erstaunten Augen dem Freund nach, der im Schlitten durch das unwegsame Land fährt. Ortskommandant ist Stabsfeldwebel Stehle (?) ein Hauptfeldwebel vom III./470 das in Tübingen aufgestellt wurde. Er ist Württemberger, wie die meisten seiner Soldaten die den 1.Weltkrieg schon mitgemacht haben und schon damals das EK. II verdient hat. Im Ostfeldzug holte er sich die Spange dazu und vor wenigen Tagen empfing er nach dem Überfall auf Sherdowka aus der Hand des Trossführers, Hauptmann Dr. Schulze das EK. I. Stabsfeldwebel Stehle ist ein umsichtiger besonnener Mann, der für seine Soldaten die ihm anvertraut sind sorgt. Er weist dass er sich wenn s darauf ankommt, auf jeden einzelnen verlassen kann. Vor allem baut er auf seinen Hauptfeldwebel Braun vom II./470 (Ludwigsburg), einen jungen schneidigen Soldaten, der seit dem Überfall auf Sherdowka ebenfalls das EK. I. trägt ---- aber später im Osten gefallen ist. Er war die Seele des nächtlichen Abwehrkampfes gegen den russischen Angriff. (Bei diesem Artikel könnten einige Angaben nicht richtig sein, da der Bericht sehr schwer zu entziffern war.)

    Alarm in Sherdowka

    Es war der 23. Februar, ein Abend wie jeder andere. Die Posten standen auf ihren Plätzen hinter der weisen Mauer die sich um das Dorf zieht, und am Dorfeingang dicht bei der Brücke, einen kleinen Steinwurf weit von den ersten Bäumen des Waldes, lugte der MG Schütze in den versinkenden Tag. In den Hütten kosteten die Soldaten das neue Fabrikat der Feldküche das nicht mehr so gut und …? Wie in den Tagen des Vormarsches als der Nachschub noch ungestört klappten.
    Etwa drei Stunden später ais die Dunkelheit völlig hereingebrochen war, wurde dem Orts Kommandanten gemeldet, dass man aus dem benachbarten Dorf Iwanzewa Leuchtkugeln habe aufsteigen sehen. Das war die mit den dort liegenden Kameraden verabredete Botschaft für den Fall erhöhter Gefahr. Der Russe war also im Anmarsch wie man es schon lange erwartet hatte. Ruhig und besonnen gaben die Orts Kommandanten von Sherdowka, Kostinki (Stabsfeldwebel Faiss, Führer der Radfahrerkompanie 470) und Iwanzewa ihre Befehle. Alles eilt so rasch wie möglich nach der erfolgten Alarmierung auf die befohlenen Plätze. Das Dorf Sherdowka war in wenigen Minuten so etwas wie eine kleine Festung.



    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz