Beiträge von Karlheinz Stingl

    Sehr geehrter UHF 51:
    Ich weis leider nicht auf welchen Artikel Sie sich berufen. Alle die Angaben die ich über das 3./Füs. Reg. mot. Feldherrenhalle habe, habe ich von Berlin z. T. von der WASt zum Teil aus Archiven. Sollten hier einige Angaben wirklich falsch sein, dann bitte ich um Endschuldigung. Entweder ich habe mich verschrieben oder falsch abgeschrieben. Ich werde noch einmal Nachschauen ob mir hier ein Fehler passiert ist. Es gab ja sehr viele Einheiten mit der Bezeichnung Feldherrenhalle. Leider konnte ich Ihnen nicht schreiben, da ich länger in der Klinik gelegen habe. Dafür möchte ich mich eigentlich endschuldigen bei Ihnen. Ich hoffe Sie nehmen die Endschuldigung an. Es ist sonst nicht meine Art auf ein Schreiben nicht zu Antworten.
    Mit freundlichen Grüßen


    Karlheinz

    Hallo heinz 307:
    Ich wollte Dir die Anschrift des Generalkonsulats in Deutschland geben. Das Generalkonsulat der Russischen Förderation lautet:
    Generalkonsulat der
    Russischen
    Förderation
    Maria. Theresia Str.17
    81675 München
    Leider konnte ich Dir diese Nachricht nicht eher geben, da ich erkrankt war. Man macht halt die Rechnung immer ohne den Wirt. Es war ja wie du gemerkt hast schon eine längere Zeit her da ich das letzte Mal im Forum war. Aber ich hatte halt diesen blöden Infarkt nicht mit eingerechnet. Aber jetzt geht es wieder, und ich will wieder einige Beiträge zum Forum leisten.
    Ich hoffe dass ich von Dir hören werde.
    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

    Lieber heintz 307:


    Ich habe ja wie Du weist noch einen Artikel über das [B]3./Füs. Rgt. mot. Feldherrenhalle im Forum. Dieses ist aber das Ersatz Bataillon 215. Das ist aber wie du in meinem Bericht sehen kannst nicht zu verwechseln mit dem San. Ers. Komp. Feldherrenhalle.[/B]
    Obwohl dieses Bataillon ebenfalls ein Sanitäts Bataillon war, bis es Umbenannt wurde. (Siehe den Bericht über 3.Füs.Regt. mot. Feldherrenhalle.)

    [B]Dieses [/B]Ersatz – Bataillon 215 Ab 14.01. 1940 1. Kompanie Infanterie – Ersatz – Bataillon 215 Standort: Frankstadt
    Es wurde bei der Westfront eingesetzt, und später neu erstellt. Es wurde von Rumänien, Serbien, Ungarn, Polen, Stalingrad, und in Narwa eingesetzt.
    In Wien wurde es erneut aufgefüllt. (Das sind in groben Zügen die Einsatzorte des Bataillons.)
    Es ist wie Du siehst im ganzen Kriegsgebiet, außer den Nordischen Ländern eingesetzt worden. Sie wurden also von einem Termin zum nächsten gejagt.
    Es fehlt mir bis jetzt noch verschiedene Kampfeinsätze, die ich momentan noch nicht habe. Ich bin Zurzeit dabei noch einige Archive anzuschreiben, und hoffe dass ich die Berichte bekommen kann. Dann werde ich die Berichte natürlich veröffentlichen.
    Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

    Verehrte Forumsmitglieder:


    Zum 3./Füs. Rgt. mot. Feldherrenhalle kann ich jetzt einige Angaben machen. Es war das 1. Kompanie Infanterie – Ersatz – Bataillon 215
    Ab 14.01. 1940 1. Kompanie Infanterie – Ersatz – Bataillon 215 Standort: Frankstadt
    Laut Meldung vom 05.04. 1940 2. Kompanie Sanitäts- – Ersatz – Abteilung 5 Standort: Prag
    Laut Meldung vom 22.05. 1940 Sanitäts- – Kompanie 556
    Und am 09.08.1940 Diese Einheit unterstand der 556. Infanterie Division
    Einsatzraum: Mai/Juni 1940 Oberrhein, Juli 1940 in Auflösung im Wehrkreis XII (Wiesbaden)
    ab 12.08.1940 3. Krankenkraftwagenzug 160
    und am 15.06.1942 Unterstellung: 60. Infanterie – Division Einsatzräume: Aug. – Okt. 1940 Groß – Born, Nov. – Dez. 1940 Polen, Jan, - März 1941 Rumänien, April / Mai 1941 Serbien, Juni 1941 in Auffrischung im Wehrkreis XVII (Wien) Juli 1941 Shitomir, Aug. / Sept. 1941 Uman, Dnjepr, Okt. 1941 Mariupol, Nov. / Dez. 1941 Rostow, Mius, Jan / Febr. 1942 Mius, Stalino, März – Juni 1942 Charkow, Juli 1942 Isjum

    am 08.08.1942 4. Kompanie Infanterie Regiment 120
    und am 25. 12. 1942 Unterstellung: 60. Infanterie – Division Einsatzräume: Aug. – Dez. 1942 Stalingrad.
    ab 25.02. 1943 5. Kompanie Grenadier – Ersatz – Bataillon 120
    und am 26.02. 1943 Standort: Danzig – Langfuhr
    laut Meldung vom 10.04.1943 Stab I. Bataillon Grenadier – Regiment 120
    ab 11.05. 1943 3. Kompanie Grenadier – Regiment 120 Unterstellung: 60. Infanterie Division
    Einsatzraum: April . Juni 1943 Südfrankreich. Am 20. 06. 1943 wurde die Einheit umbenannt in Füsilier – Regiment „Feldherrenhalle“
    am 31. 12.1943 3. Kompanie Füsilier – Regiment „Feldherrenhalle“
    und am 10.02.1944 Unterstellung: Panzergrenadier – Division „Feldherrenhalle“
    Einsatzräume: Juli – Okt. 1943 Südfrankreich, Nov. / Dez.1943 Nordfrankreich, Jan, 1944 Witebsk, Febr. 1944 Narwa.

    Wer kann mir über die Einsatzräume der 3. Kompanie Füsilier – Regiment „Feldherrenhalle“ Panzergrenadier – Division am 07. 08. – 08.08 1942 Höhe 174,9 5km nordwestlich Rubeshnyi über die Kampf – Einsätze Auskunft geben.
    Die Einheit war auch in Stalingrad am 25.12.1942 eingesetzt, auch diese Kampfeinsätze würden mich interessieren. (Hier wurde mein Onkel vermisst, war aber dann nach einiger Zeit wieder bei seiner Einheit.)
    Weiter waren sie in Gory am 31.12.1943 eingesetzt auch über diese Kampfeinsätze würde ich mich interessieren.
    Über die Angaben die ich jetzt veröffentlicht habe, musste ich auch sehr lange Nachforschen. Aber über die Einsatz Räume komme ich nicht mehr weiter. Vielleicht kann mir eine Kollegin oder Kolleg dabei Helfen. Danke schon im Voraus für die Bemühungen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Karlheinz

    Lieber heinz 307:
    Ich bin über das 3./ Füs.Rgt. mot. Feldherrenhalle fündig geworden.
    Dieses 3./ Füs. Reg.mot. Feldherrenhalle war in die San. Ers. Komp. Feldherrenhalle Stettin 10 Königsjäger Kaserne einquartiert. Es war die 502 St. Kp. I. G.E.B. (mot). I. Bataillon Grenadier- Ersatz- Bataillon (motorisiert Feldherrenhalle).
    laut Meldung vom 28.12.1943 wurde es zur 2. Stammkompanie I. Bataillon Grenadier - Ersatz Bataillon (motorisiert) "Feldherrenhalle" verlegt Standort: Güterfelde
    laut Meldung vom 03.01.1944 wurde es 3. Ausbildungs- - Kompanie Ersatz - und Ausbildungs- Regiment (motorisiert) "Feldherrenhalle" Standort: Elbing
    laut Meldung vom 14.09.1944 wurde es Feldersatzzug der Sanitäts- - Truppen "Feldherrenhalle" der Einsatzraum ist hier nicht klärbar.
    ab 01.11.1944 1. Kompanie Grenadier - Regiment "Feldherrenhalle"
    und am 29.04.1944 Unterstellung: Panzergrenadier - Division "Feldherrenhalle"
    Einsatzraum: Nov./Dez.44 Budapest
    am 11.12. 1944 2. Sanitätskompanie der Feldherrenhalle Budapest. Hier Enden meine Aufzeichnungen da mein Onkel bei dieser Einheit gefallen ist.


    Ich hoffe es Interessiert Dich noch. Es hatte sehr lange gedauert, aber ich hab eben so lange Nachgeforscht.

    Mit freundlichen Grüßen
    Karlheinz

    Teil 3


    Doch es kam anders



    Doch statt der ruhigen Reserve kam es anders, es kam der Krieg. Bauern kamen und brachten ihre Pferde; Fahrzeuge, Geschirre, Waffen, Lederzeug, Bekleidung wurde aus dem Magazin geschleppt. Die aktiven Regimenter wurden verladen zur deutschen Grenze. Reservisten rückten in leer gewordenen Kasernen ein. Neue Einheiten wurden aufgestellt und nach vierzehntägiger Übung ging s ab, - an die Front. Mein Chef war mit dem aktiven Regiment abgerückt, und so wurde Martin mein „planmäßiges“ Reitpferd.
    Zuerst ging s ja ganz gut. Am Weswall hatten unsere Pferde außer den Landwirtschaftlichen Arbeiten nicht viel zu leisten. Als dann der Feldzug gegen Frankreich begann, zogen wir in Nachtmärschen über den Schwarzwald und die Schwäbische Alb, wurden bei Reutlingen auf die Bahn verladen und befanden uns einen Tag später auf den Straßen der Eifel. Von dort begann der Marsch durch Luxemburg und Belgien, durch die Ardennen bis zur Aisne. Dort kamen wir zum Einsatz und stießen in unerhörten Gewaltmärschen südwärts, durch die Champagne, den Argonnerwald, übers Hochplateau von Langres bis tief hinein in die Bourgogne, das alte Burgunderland.
    Auch mein „Martin“ hat tapfer mitgehalten. Dise Strapazen des Feldzuges wurden nachher belohnt durch die üppige Ruhezeit eines ganzen Jahres. Es gab Futter in rauen Mengen und unsere Pferde waren alle rund und wohlgenährt. Mancher Bauer hätte uns darum beneidet – damals.




    Nach Russland!



    Doch dann ging diese zeit jäh zu Ende: Der Feldzug gegen Russland begann. Vier Tage Bahnfahrt von West nach Ost, Quer durch die deutsche Heimat. Durch Staub und Sand und Dreck und Sumpf ging der Weg an die Front, die wir unweit der Bresina erreichten. Mein „Martin“ habe ich gleich von Anfang an geschont und führte ihn oft große Strecken am Zügel.
    Ich hatte unter meinen Männern gute Pferdepfleger, deren einen ich „Martin „ hätte wohl anvertrauen können. Jedoch ich ließ es mir nicht nehmen, ihn selbst zu pflegen und zu versorgen. Ich putze ihn selbst, gab ihm sein nötiges Futter und Wasser, ich sattelte ihn selbst auf und ab. Des Nachts stand er beim Vormarsch immer zunächst an meinem Zelt oder meinem Erdloch an einem Baum gebunden.
    Zu jener Zeit geschah es auch, das ich ihn einmal mit einer Gerte traf, die ich durch die Luft sausen ließ: er schlug nach mir aus und traf mich über dem linken Knie. Die Folge war ein Bluterguss, der sich mit der Zeit verknöcherte. Ich konnte das Bein weder strecken noch biegen.
    Aber der Krieg musste doch bald aus sein. Ich wollte doch nicht vorher schon nach hause geschickt sein. Darum humpelte ich noch Tagelang mit. Mit Marschieren war es bei mir allerdings nicht mehr weit her. Nun kam es mir gut zu statten, das ich mein Reitpferd bisher geschont hatte. So konnte ich jetzt reiten, nachdem fast keiner mehr ein Reitpferd hatte.
    Da besonders durch die Strapazen im unwegsamen Gelände viele Zugpferde ausgefallen waren, wurden nach und nach die Reitpferde eingespannt. „Martin“ war wenigsten bei uns – noch nie im Geschirr gegangen, und es hatte wahrhaftig niemand Lust, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. So konnte ich ihn also behalten, zumal ja auch zu Aufklärungszwecken eine kleine Zahl Reitpferde unentbehrlich waren.
    Als dann die heftige Schlacht um den Brückenkopf der unteren Desna tobte und viele Verwundete zurück gebracht wurden, musste auch ich mein Bündel packen und ins Lazarett wandern. Mein Sattelzeug hatte ich vorsorglich in ein Fahrzeug verstaut und meinen „Martin“ ließ ich aus dem Desna Brückenkopf heraus zurück zum großen Tross bringen, um ihn wenigsten aus der schlimmsten Gefahrenzone heraus zu wissen.
    Der große Tross hatte am Rande eines halbzerstörten Dorfes sein Biwak aufgeschlagen. Der Weg zur Krankensammelstelle führte mich dort vorbei. Es war ein grauer September Tag und der Regen rann in Strichen vom Himmel.
    Hier sah ich meinen „Martin“ noch einmal. Er stand, an einem Gartenzaun gebunden, mit hängendem Kopf, nach oben gekrümmten Rücken, mit eingezogenen Schweif und eingezogener Hinterhand, das ganze wie ein Dach, an dem das Regenwasser nach allen Seiten herabrann. Als er mich kommen sah, hob er den Kopf und brummelte mir freudig entgegen. Ich ging zu ihm hin und teilte mit ihm die letzten Brotreste, die ich bei mir hatte. Und da fühlte ich erst, wie sehr er mir ans Herz gewachsen war. Er schaute mich so unbekümmert an. Ach er wusste ja gar nicht wie mir zu Mute gewesen war. Ich hing mich an seinen hals und weinte wie ein Kind. Meinen Kameraden konnte ich doch nicht sagen, wie schwer mir der Abschied fiel. Es war ja im Grund genommen nicht nur „Martin“ was ich zurücklassen musste: der Bataillonsstab, der Kampf, der Krieg, das alles war mir längst Heimat geworden. Jetzt erst kam es mir deutlich zum Bewusstsein – Ich kam ziemlich weit zurück, bis ins Gouvernement nach Brest – Litowsk.




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    Mit freundlichen Grüßen


    Karlheinz

    Teil 2


    Wenn er mit Ungestüm im gestreckten Galopp dahinfegte, konnte ihn nur eine gewaltsame Bearbeitung durch Aufwärtsparaden auf vierzig, sechzig Schritte zum Halten bringen. Er war dafür auch unumstritten das schnellste Pferd im ganzen Regiment. Er scheut kein Hindernis und mit einem unerfahrenen Reiter wäre er unfehlbar ins Verderben gerannt. Kein Graben war im zu breit, keine Böschung zu steil. Verweigern kannte er nicht, im Gegenteil, es schien, als suche er sich geradezu die Hindernisse. Einen Meter und sechzig sprang er im Springgarten ohne Reiter; Einen Meter vierzig war das Höchste, was er mit mir schon Gesprungen war.
    Die meisten Pferde haben einen natürlichen Herdendrang, das heißt, sie sind, - selbst unterm Reiter – schlecht von der Herde ihrer Artgenossen wegzubringen, und wenn s oft nur zwei Pferde sind, so „kleben“ sie aneinander. Darüber aber war „Martin“ erhaben; er war allein so willig wie in der Herde.



    Von mächtigen Ehrgeiz beseelt



    Aber immer vorne wollte er sein, wenn mehrere Pferde und Reiter beisammen waren. Darin hatte er einen mächtigen Ehrgeiz. Musste er hinter anderen Pferden gehen, dann zackelte er umher und zerrte und riss am Zügel, dass mir oft die Finger aufgescheuert wurden. Er war gewohnt, in raumgreifendem Schritt vornweg zu gehen.
    Wenn er aber hinter einem Fahrzeug drein trottete, dann drückte er die Stirn an die Rückwand des Wagens, so dass er von der ganzen Welt nichts sah. So konnte ich ihn stundenlang allein marschieren lassen, ohne ihn anzubinden.
    Wie er aussah und wo er herkam? Er war ein Kohlfuchs und in seiner guten Zeit schillerte er wie Kupfer. Besonders Kennzeichen war, das er gar keines hatte: er war weder gefesselt, noch gekrönt, noch gestiefelt, noch hatte er ein Sternchen oder eine Blesse oder eine Schnippe. Er war am ganzen Körber kupferfarbig. Auch sein schöner langer Schweif und seine gestutzte Mähne waren mit dem Fell eine Farbe.
    Seinem edlen Kopf, sein Gesichtsaudruck und sein Temperament nach zu schließen, hätte er ein Vollblüter sein können, jedoch seine Beine und Gelenke und der Rumpf waren dafür etwas zu kräftig gebaut. Meiner Schätzung nach hätte er ein ungarisches Warmblutpferd sein können; doch genaues weiß ich darüber nicht zu berichten.
    Ich hatte im Januar 1939, nachdem ich in meinem zweiten Dienstjahr schon ein Vierteljahr als Pferdeburschen zu einem Ausbildungsbataillon versetzt gewesen war, bei meiner alten Kompanie geholt. Zu jener war er einige Wochen zuvor von der SS Schule Ellwangen gekommen. Er hatte damals schon das erhabene Alter von elf Jahren – war also ein M – Pferd – und mein Chef, der Major, dem er als Reitpferd zugedacht war, gab ihm dem Namen „Martin“.
    Mein Chef selbst kam selten zum Reiten, zumal er vom Weltkrieg her einen beschädigten Arm hatte. So machte ich von der Erlaubnis, „Martin“ alle zwei bis drei Tage zu reiten, gerne Gebrauch.
    Ich hatte neben meinen „Martin“ noch ein junges Remontegespann, ein herrliches Schimmelpaar, das mit seinem sprühenden Temperament in der Stadt überall Aufsehen erregte. Das wollte in einer Garnisonstadt, wo es ja von Pferden wimmelte, etwas heißen. Doch von den dreien war „Martin“ mein Liebling. Manchen Sonntagnachmittag, wenn die Kaserne still und leer standen, wenn alles ausgeflogen war, nahm ich ihn aus dem Stall und führte ihn auf dem dahinter sich ausbreiteten Exerzierplatz zu den besten Grasplätzen, die zu finden waren. Ich legte mich dann in seine Nähe und freute mich über seinen Appetit und träumte vor mich hin, zählte die Tage bis zum Herbst, wenn es heißen sollte: „Reserve hat Ruh!“




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    Karlheinz

    Teil 1


    Die Geschichte meines Pferdes „Martin“

    Im April 1942 auf Meldeblockzettel aufgezeichnet von FR. Weber, Uffz. – Stab II / 470



    Wenn man in einem Nachruf die Verdienste eines gefallenen Kameraden würdigt, warum sollte man da nicht auch eines treuen Pferdes gedenken? Und wie anders soll ich meine Gefühlen, meinem Schmerz um den Verlust eines solchen Tieres Luft geben, als still und heimlich seine Geschichte niederzuschreiben, denn das rauhe Kriegsleben lässt große Töne und Wehklagen nicht aufkommen: dumpf und stur nimmt man nach außen jede Tragik hin. Ja man lacht und flucht und spottet lieber, um nicht Farbe bekennen zu müssen, wies einem im Herz und Seele zu mute ist.

    Ein ganz besonders Pferd



    Es war ein Pferd mein „Martin“, wie jedes andere und hat hier diesen endlosen Russland sein leben ausgehaucht wie tausende und aber tausende Pferde, und doch war es für mich ein besonderes, ein ganz besonderes Pferd, mein „Martin“.
    Gewiss, jeder Tierfreund mag seinen besonderen Liebling haben, den er für überaus klug, intelligent und brav findet. So war es unter den vielen Pferden, die mir anvertraut waren, eben „ Martin“, mein Reitpferd. Wen konnte ich auch in ernsten und heiteren Stunden am Leid oder am Überschwang meines Herzens teilhaben lassen, wen anders als meinen vierbeinigen Freund? Ich konnte ihn verhätscheln, ich konnte ihm den Hals klopfen, konnte ihm liebe Worte sagen, die man als rauer Krieger sonst nicht über die Lippen bringt.
    Und verstand er mich nicht, wen ich seinen Namen rief? Wenn er mir schon von weitem in allen Tonarten entgegenwieherte? War es nicht ein Zeichen inniger Verbundenheit, wenn er seinen kopf an mir scheuerte, wenn er mit dem rechten Vorderfuß vorsichtig nach mir tastete, um etwas Gutes zu erbetteln. Für andere Pferde hatte er nicht das Geringste übrig, sie ließen ihn völlig kalt.
    Streifte ich ihm das Halfter ab, so folgte er mir auf Schritt und Tritt. Er sprang mir nach über Gräben und Baumstämmen, über Wagendeichseln, im Zickzack um Bäume herum, immer hinter mir drein: rannt ich, rannte er auch, blieb ich dann stehen, so trat er neben mich und wartete auf das Lob und suchte mit seinem weichen Maul meine Taschen ab.
    Gar manchmal war er bei Märschen und Übungen während der Rast oder Pause die Schaunummer des ganzen Bataillons. Er war fromm wie nur ein Pferd sein kann, beinahe im ganzen Regiment bekannt. Er hat nicht geschlagen und hat nicht gebissen, ließ sich gerne und überall putzen, und um ein Stücken Zucker war er für alles zu haben.
    Nur einen Fehler hatte er: Unter dem Reiter war er wie umgewandelt, kaum wieder zuerkennen. Sonst wie ein Lamm – und unter dem Reiter ein kaum zu bewältigendes Ungetüm. Da setzt er das Maul auf die Brust, biss auf Zaumzeug und zog einem auf diese Weise beinahe die Arme aus dem Leib. Wehe den, der sich auf ihn setzte und mit dieser seiner Eigenart nicht vertraut war! Einem Leutnant, der sich „ Martin“ während meiner Abwesenheit einmal Satteln ließ und mit ihm alleine ins Gelände ritt, ist er durchgebrannt bis in die Stadt und kam dort in einer Kurve zu Fall. Der Leutnant zog sich einen doppelten Schädelbruch zu während mein „Martin „ mit einigen Schürfungen und einer langwierigen Verzerrung im Hüftgelenk noch glimpflich davon kam.




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    Karlheinz

    Teil 3


    15 km vor der Kaserne war ein Kuschelgelände, das uns zum gefechtsmäßigen Scharfschießen zur Verfügung stand. Man nannte es „Les Martres“. An und Abmarsch zusammen etwa 6 Stunden. Dazu noch die Bewegung im Gelände. Da lernten wir selbst beim Marschieren in eine Art Schlaf zu verfallen. Ab und zu rief einer „Es ist so schön Soldat zu sein“, damit ja keiner wirklich einschlief. Ab und zu war auch ein „Hurra, wir verblöden!“, zu hören. Hatten wir beim Rückmarsch endlich einen Kaserneneingang mit üblichem Gesang durchschritten, mussten wir noch eine Runde im Paradeschritt absolvieren. Als das einmal nicht klappte, lies der Chef den ganzen „Sauhaufen“ in Stellung gehen und die Küche samt Speisesaal stürmen. Die MG fingen an, mit Platzpatronen zu rattern.
    In ihrem Feuerschutz rückten die Schützen gruppenweise in geschlossenen Sprüngen vor. Zum Nahkampf hieß es „Seitengewehr pflanzt auf!“ Der Kasernenhof war in eine Staubwolke gehüllt. Dem Küchenpullen schlotterten die Knie. Der Kdr. grinste zum Fenster heraus. Außerhalb der Kaserne gingen die Franzosen in Deckung. Und wie sahen wir in der Ausbildung aus? Wie Schießbudenfiguren! Der Drillich war üblicherweise in grün, in Friedenszeiten weißlich – gräulich. Davon gab es in den Kleiderkammern noch einige Restbestände, die aufgetragen werden mussten. So kam es, dass einer im hellen, der andere im dunklen und der dritte in einer Kombination daherkamen. Richtig gepasst hat der der Übungsanzug selten, Ärmel zu kurz, Hose zu lang, Kittel zu eng, Hose zu weit. – Hat jemand gemeckert hieß es: „Schnauze halten!“ Noch toller war. eine Gruppe hatte ein MG 38, die anderen ein G 42 und der dritte eine Nachbildung aus Holz. So marschierten wir durch sie Straßen unserer Garnison. Als wieder einmal die Resistance einem Kameraden die Kehle durchgeschnitten hatten, durchsuchten wir die ganze Gegend, besonders um die Kathedrale. Unsere Wut war grenzenlos und so ging schon allein wegen des passiven Verhaltens der Gegenseite manches zu Bruch.
    Unser Sicherheitsdienst hatte herausgefunden, dass ein gewisser V. der Resistance angehört. Er besaß eine Villa, welche an einer Alle hinter hohen Maueren lag. Es wurde ein Kommando mit zehn Mann zusammengestellt, dem auch ich angehörte. Am 13. Oktober marschierten wir singend und in Kolonne scheinbar zufällig besagte Allee entlang. Ein Angehöriger der Feldgendarmerie, der fließend Französisch sprach, läutete in Zivil mit Baskenmütze, Sonnenbrille und lässig im Mundwinkel hängender Zigarette am Gartentor. Wir sahen, dass sich das Tor öffnete und unser, wie ein Franzose aussehender Freund, das mit einer Haube bekleidete Dienstmädchen in ein Gespräch verwickelt, bis wir näher heran waren. Auf das Kommando „Aus“ stellten wir unseren Gesang ein und stürmten durch das geöffnete Gartentor. Monsieur V. wurde gefesselt und verhört. Er gab ziemlich freche Antworten. Im laufe des Abends kamen noch einige Gestalten an, um sich bei V. zu treffen. Diese wurden vom Dienstmädchen eingelassen. Wir nahmen sie gebührend in Empfang. Noch in der Nacht schafften wir Monsieur V. und seine Kumpane heimlich in unsere Kaserne.
    Unsere Essensration war äußerst mager. Das Mittagessen bestand aus fettarmen Eintöpfen, abwechselnd mit Graupen oder Möhren. Abends gab es Kommissbrot und Dauerwurst. Bei deren Ansehen scharrten wir wie die Pferde auf dem Boden und wieherten dazu. Der Tee war undefinierbar. Einige hatten herausbekommen, dass es in der Nähe der Kaserne ein Restaurant gab, wo man ein Schmackhaftes Essen bekam. Die Kugelrunde Wirtin verlange jedoch viel Geld. So konnten wir gelegentlich zum Speisen gehen. Vorschriftsmäßig gingen wir nie alleine, sondern nur in kleinen Gruppen, wegen der Resistance. Wir hatten einen in unserem Zug, wegen dessen Fehlverhalten wir ab und zu Strafexerzieren mussten oder auch Ausgangssperre bekamen. Zu diesem kam an manchen Nächten der „Kasernengeist“. Offiziell gab es dieses Unwesen nicht, es wurde aber stillschweigend geduldet. Im dunkel der Nacht flog plötzlich viel Wasser in die Falle des Missetäters und einige Decken wurden darüber geworfen. Dann sauste Koppel hernieder, bis der „Sträfling“ vor Schmerzen schrie. Wenn der UvD aufkreuzte, war es, als sei nichts geschehen. Dieser Kamerad bekam übrigens als erster das Infanteriesturmabzeichen. Weihnachten 43 schossen wir in unserem Übungsgelände ein Wildschwein. Der Koch verarbeitet es zu Fleischkäse. Die Portionen waren am Heiligen Abend reichlich. Der Rotwein floss in Strömen. So ziemlich alle waren besoffen. Es war ein für diesen tag geduldeter Galgenhumor. Ein großes Vergessen.
    Urlaubschein wann wirst du endlich mein? Ich möchte so gerne einmal nach Hause gehen, und meine liebste wieder sehen.
    Die Sehnsucht wurde erfüllt. Von Silvester 43 bis Mitte Jan 44 wurde uns Einsatzurlaub gewährt. Wir reisten feldmarschmäßig ausgerüstet und mit 5 Schuss Sicherheitsmunition, welche wir in der linken Brusttasche tragen mussten, mit einen Sonderzug nach Stuttgart und dann wieder nach Sens zurück. Dort ging es gleich auf Partisanenjagd. Auf dem Plateau von Langres hatten Flugzeuge Nachschub für die Resistance abgesetzt. Es musste alles schnell gehen.
    Wehrmachtsfahrzeuge standen nicht zur Verfügung. So wurden alle möglichen Gefährten samt Fahrer bei den Franzosen aufgetrieben. Ein Fahrzeug gehörte nach der Beschriftung einem Weinhändler. Das andere beförderte sonst Baustoffe. Das dritte war aus dem Fuhrpark der Straßenreinigung usw. Dieser bunte Haufen kam auf dem Plateau an.
    Was wir fanden war nicht viel. Einige Partisanen sprengten sich in die Luft als wir sie Gefangen nehmen wollten. Erschossen haben wir keinen. Durch Verhöre der wenigen Gefangenen fanden wir einen ihrer Schlupfwinkel heraus. Er lag in Sens in einem Gasthaus bei einer Brücke über die Yonne. Wir hoben ihn noch aus und verabschiedeten uns danach, zur Auffüllung der arg gebeutelten 340. ID. im Norden der Ukraine.




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    Karlheinz

    Teil 2


    Im sonnigen Herbst begann unsere Gefechtsausbildung. In Joigny und Auxerre lagen weitere Einheiten unseres Regiments. In unserer Kaserne früher mit französischen Kolonialsoldaten belegt, fanden die 1, 2, 3, 13. und 14 Kp. Unterkunft. Sie lagen im Hauptgebäude, jede hatte einen eigenen Eingang und ein eigenes Treppenhaus, die miteinander verbunden waren. Auf jeder Bude lag eine Gruppe. Morgens ertönte auf jedem Stockwerk zur gleichen zeit der Piff des UvD’s und das Kommando „Kompaniiiiiiiie aufstehen!“ Gleich darauf stieß der UvD die Türe auf. Da mussten wir schon aus der „Falle“ sein. Vorsorglich gab er noch ein gellendes „Bewegung, Bewegung!“ von sich und entschwand. Nun war es jedem selbst überlassen, wie er es schaffte, in der bemessenen Zeit sein Bett und den Spind zu ordnen und sich anzukleiden.
    Dazwischen kam das Kommando „Kaffee holer raustreten!“. Währenddessen trat der Stubendienst in Aktion, um Ofen und Unterkunft zu reinigen. Der Kaffee war schwarz ohne Milch und Zucker. Wir nannte ihn „Negerschweiß“. Das Brot war dunkel und klumpig, die Marmelade undefinierbar, meist von giftig roter Farbe. Ab und zu gab es ranzige Margarine und grießigen Kunsthonig. Die Ausbildung fand im Schnellverfahren statt. Deshalb wurde im Gegensatz zum RAD der Frühsport vernachlässigt. Fast jeden Tag mussten wir feldmarschmäßig Kompanieweise auf dem Kasernen Hof antreten. Dies überwachte der Kp.Fw. Zunächst hatten wir einen behäbig aussehenden, der uns „Buben“ nannte. Er sagte das er wegen uns seine Stimme nicht kaputt mache, nehme er den Daumen nach unten, hieße dies „Hinlegen“. Daumen nach oben „Aufstehen“. So wurde das einige Tage praktiziert. Dann kam ein anderer Spieß. Der sah so finster aus wie der „Kohlenklau“, der auf allen Plakaten zu sehen war, die zum Energie sparen mahnten.
    Er war der Ausbund eines Spießes.
    Sein Notizbuch steckte zwischen den Knöpfen seines Rockes. In einem Landserlied heißt es: Der Spieß der hat ein dickes Buch, darinnen steht geschrieben, wer seine Stiefel nicht geputzt und fern vom Dienst geblieben. Noch ist die Lerche wach, doch der Spieß, doch der Spieß der macht schon Krach. Das ist unser Morgensegen.
    Nachdem er die angetretene Kp. Visitiert hatte, kam der Kp. - Chef, OLtA, zu Fuß manchmal zu Pferd. Der Spieß meldete die Kp. angetreten, wie viele dienstfähig wie viele krank. „Guten Morgen Soldaten“, bellte der Chef und ließ seine Augen hervorquellen. Wir antworteten “ Guten Morgen Herr Oberleutnant“. Kompanie rechts um!“ Im Gleichschritt marsch!“ So ging es zum Kasernentor hinaus. Der BtlKdr. wohnte direkt über der Wache und beobachtete die mit Gesang Ausrückenden. Ob beim Aus oder Einrücken, jede Kp. sang, sozusagen als Erkennungsmelodie, immer das gleiche Lied, damit der Kdr. wusste, wer da im Halbdunkeln oder gar bei Nacht unterwegs war. Da wir Infanteristen waren, mussten wir das Langstrecken – Marschieren üben. Am nächsten lag das Übungsgelände Ferme Saint Pere. An den heiligen hat mancher gedacht, wen es hieß „Granaten“ und wir uns so schnell und so tief wie möglich einbuddeln mussten. Unser Gruppenführer Ober Gefreiter B. aus Böblingen, war ein Front erfahrener Soldat, der sich vor dem Teufel nicht fürchtete. Im Osten hatte er schon einige Panzer im Alleingang erledigt. Der stand uns im Genick, wenn wir nicht wie ein Maulwurf in der Erde verschwanden. Monate später erkannten wir den Grund. Auch der Chef wusste, warum er den Schützen F. drei Tage lang Einsperren ließ, weil er im Gelände geschossen hat, ohne ein Ziel zu haben und das Feuer nicht freigegeben war. Unser Schiessplatz war in der Nähe Rosoy. Der Weg dorthin war beschwerlich. War man als Schütze I eingeteilt, hatte man das um die 30 Pfund schwere MG, eine Pistole und eine Werkzeugtasche zu schleppen. Schütze II trug ein Gewehr, Reservelauf und Reserveschloss, Schütze III führte ein Gewehr und 300 Schuss MG – Munition mit sich. Sturmgebäck mit Decke, Patronentaschen, Seitengewehr, Spaten, Brotbeutel, Feldflasche, Kochgeschirr, Stallhelm und Gasmaske gehörten zu Ausrüstung eines jeden.





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    Karlheinz

    Teil 1



    Die Ruhe vor dem Sturm

    260. ID

    Rekrutenzeit in Frankreich


    von Hein R. Beck, Stuttgart



    Am 26. August 1943 begann meine Rekrutenzeit in der Stammkompanie, Gren. Ers. Btl. 460. Diese lag in den alt ehrwürdigen Festungsanlagen der Wilhelmburg in Ulm / Donau. Wir gehörten zur 260., deren kämpfende Einheiten zu dieser Zeit in schwere Abwehrkämpfe im Mittelanschnitt der Ostfront verwickelt waren. Mit einem Gugelhupf im Gebäck passierte ich die Wache im mächtigen Torbogen der Wilhelmsburg. Nach der Einkleidung erhielt ich eine Erkennungsmarke um den Hals. Dies Ding habe ich bis zu meiner Heimkehr aus der Gefangenschaft unversehrt getragen. Ich besitze es heute noch. Vielleicht findet sich einer, der mir das Blech mitgibt, wenn ich zur großen Armee einberufen werde.
    Meine Zimmerkameraden und ich sind den Ruf zur Fahne nicht gerade begeistert gefolgt. Trotzdem, so glaube ich, war keiner unter uns, der seine Pflicht hätte nicht erfüllen wollen. Mein Gruppenführer ein Uffz. D.R. war ein prima Kerl, Im Zivilberuf Regisseur, Münchner. Er brachte mir einige Weisheiten bei, die so nicht in der HDV zu finden sind.

    1. Ein Soldat fällt nie auf, weder Positiv, noch negativ.
    2. Ein Infanterist sieht alles, wird aber selbst nicht gesehen.
    3. Infanteristen lassen den Feind herankommen, bis sie das weiße in seinem Auge sehen. Dann machen sie mit ihm kurzen Prozess.
    4. Gott verläst einen ehrlichen Deutschen nicht.


    Ich habe daran geglaubt und mich zu meinem Vorteil immer daran gehalten.
    Wir lernten: „Infanterie, du bist die Krone aller Waffen, Infanterie du trägst mit Stolz den schweren Affen, Infanterie, ja dich vergesse ich nie, mit dir marschiert der Ruhm aus Deutschlands großer Zeit, hinein in alle Ewigkeit.

    Die Formalausbildung nahm 14 Tage in Anspruch. Dann konnten wir einigermaßen grüßen und verstanden die Kommandos. Am 11. 09. wurden wir in den Zug gesetzt. Zunächst durch unsere „engere“ Heimat, ereichten wir über Saarburg die Schlachtfelder des 1. WK, am Marne – Rhein – Kanal und Marne, Luneville – Nancy – Toul – Vitry – Epernay. Vor einen kurzen Aufenthalt auf dem Pariser Ostbahnhof fuhren wir durch Meaux. Auf der Strecke nach Lyon ging es dann Sens zu. Sens liegt an der Yonne, 110 km südostw. Paris. In den Befreiungskriegen haben Württemberger diesen Ort 1814 erobert. Eine Bronzetafel an der Jubiläumssäule auf dem Stuttgarter Schlossplatz erinnert daran. Darauf ist auch die Kathedrale von Sens mit heute noch unfertigen Turm zu sehen.



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    260. Infanterie- Division


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    Karlheinz

    Es war nichts mit Elchbraten

    260. Inf.Div.

    Elche an der Ugra


    Von Adolf Götz, Oberriexingen



    Wenn es mir in den kommenden Kriegsjahren schlecht ging, dachte ich oft mit Wehmut an unsere Ugrastellung zurück, denn dort hätte ich gerne den Krieg ausgehalten. Im Oktober 41 als MG Schütze eins bei einem russischen Gegenstoß verwundetet, dauerte es 1 dreiviertel Jahre, bis mich der Osten wieder einholte. Ich hatte Glück dass ich wieder zum alten Haufen kam, aber es waren meist neue Gesichter, denn es gab wohl keinen, der in einer Schützenkompanie den ganzen Krieg unverwundet überlebte.
    Die Kp. Lag im Oktober 42 an der Ugra, ein Flüsschen wie bei uns die Enz (Württemberg). Sie mündete in die Oka, die wir am 12.10.41 nachts in Booten zur Einnahme in Kaluga passiert hatten. Hier lagen wir am bewachsenen Steilufer, der Russe drüben war da bedeutend schlechter dran. Rechts von uns war das berüchtigte Dorf Sukowka, wo der Iwan einen Brückenkopf hielt und uns nahe gegenüber lag. Wir waren froh, nicht dort eingesetzt zu sein. Bei uns war nachts oft blinder Alarm, wenn die Elche, die es hier gab, sozusagen die Front wechselten. Wenn sie nachts durch die Ugra schwammen, hörte es sich an, als wenn der Russe am Übersetzen wäre.
    Einmal hatte es beinahe zu einem Braten gereicht und zwar am helllichten Tag. Ich schlief im Bunker, als der Posten hereinrief: Die Elche sind wieder da! Ich war sofort hellwach, packte mein Gewehr, die Stiefel zog ich nicht lange an, denn es war trocken und ich verfolgte nur in Socken, die Elch Familie. Es war ein Paar mit einem Jungen. Leider kam ich nicht zum Schuss, weil die Strecke von Russen eingesehen werden konnte.
    Inzwischen war es Kalt geworden und die Ugra war zugefroren. Jetzt war Vorsicht geboten, Späh – und Stosstrupp Tätigkeiten auf beiden Seiten. Auch unsere Kp. Hatte einen Stosstrupp durchzuführen: Auftrag einen Russen mitbringen tot oder lebendig.
    Uns gegenüber lag ein russischer MG – Bunker. Nach Weihnachten startete das Unternehmen und es war bitter kalt. Wir kamen unerkannt hinter den überdachten MG – Stand, aus dem schossen die Russen jetzt noch auf die deutsche Seite hinüber. Wir forderten sie auf, heraus zu kommen. Darauf beratschlagten sie, ergaben sich aber nicht. Nachdem wir eine geballte Ladung in den Eingang geworfen hatten, wurde es drinnen still, aber durch den Laufgraben kam Verstärkung. Auch sie ergaben sich nicht. So kam es das wir nur einen toten Russen mitbrachten. Unser Auftrag war erfüllt. Es war ein junger Uffz. Und er hatte sein Soldbuch dabei. Wir hatten nur einen Verwundeten. Das war gleichzeitig der Abschied von unserer ruhigen Stellung, denn es kamen nur noch schlechte Tage. Im neuen Jahr wurden einige für diesen Stosstrupp ausgezeichnet. Ich war auch dabei.




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    Karlheinz

    Teil 3


    Ein neuer schwerer Schlag



    Plötzlich ein greller Schein und ein lauter Knall! Was war geschehen? Unser Panjewagen war auf eine Mine gefahren. Auch das noch! Die armen Kameraden sollten noch mehr vom Schicksal geprüft werden. Unser verwundete Schütze 1 war mit seinem schweren Lungenschuss noch etwa 5 m vom wagen geschleudert worden und hatte von der Mine noch etliche Splitter abbekommen. Nun lagen sie also da, was tun? Was laufen konnte wurde sofort weiter geschickt zum Forsthaus um Hilfe zu holen. Wie konnte es nicht mehr sein. Die beiden Pak- Leute bemühten sich inzwischen um die anderen Kameraden und warteten. Aus der dunklen Nacht heraus wälzte sich schemengleich eine schwarze Masse auf uns zu. Es sind gefangene Russen, die von ein paar Männern zurückgebracht werden. Wir halten den Zug an, legen unsere Verwundeten je auf eine Decke und teilten die Gefangenen als Träger ein. So gelangen wir zum Forsthaus. Nach Ärztlicher Versorgung geht es weiter, aus dem Wald heraus zum nächsten Dorf zum Hauptverbandsplatz. Hier wissen wir unsere Kameraden in Sicherheit und Pflege. Mehr können wir nicht tun. Ein Händedruck zum Abschied bekräftigt eine Verbundenheit für das ganze Leben.

    Unterschlupf gefunden



    In einer Panjehütte finden wir beide einen Unterschlupf. Köstlich schmecken die hier gefundenen Kartoffeln, auch mit der Schale – Licht haben wir keines. Todmüde singen wir zu Boden, um sofort in tiefen Schlaf zu fallen. Mitternacht war inzwischen vorüber, der 13. November 1941, der letzte Vormarschtag der 260. ID. war zu Ende gegangen.
    Helmuth Huber, ehm. Uffz. 14 / 470.
    (aufgeschrieben 1960)





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    Karlheinz

    Teil 2


    Schiesserei aus allen Richtungen


    Mitten in der Suche nach einem Weg begann plötzlich eine tolle Schiesserei aus allen Richtungen. Wir waren auf eine russische Waldstellung oder etwas Ähnliches gestoßen. Es pfiff, und zischte, und erschauernd war vor allem das Krepieren der Explosivgeschosse, wenn sie in einen Baum schlugen. In einem Atemzug waren zwei Männer der Pakbedienung getroffen. Schütze 1 schwer durch die Brust, Schütze 3 durch Arm und Hand. Hier lag nun das kleine Häuflein in die Erde gekrallt hinter Bäumen und Unterholz. Währen wir dem schwer verwunden Kameraden die erst Hilfe gaben, stammelten seine Lippen die Worte: „Last mich nicht im Stich!“ Wer kann solche Worte, ausgestoßen in Todesangst in einer fast aussichtslosen scheinenden Lage, nicht verstehen? Aber hier gerade zeigt sich ja immer wieder, was es heißt: Frontkameradschaft! Der gesunde Kamerad kämpft für den anderen mit, er versorgt ihn und nimmt die Stelle eines Arztes ein, er gibt ihm aber auch Seelische Kraft und ersetzt ihm den Geistlichen.


    Gefahren lauern überall



    Inzwischen ist die Nacht hereingebrochen, der Gefechtslärm verstummt. Nur noch vereinzelnd hört man Gewehrschüsse und Artillerie Einschläge. Wo liegt der Feind? Vor uns ja, aber auch rechts und links, hinter uns, überall lauert die Gefahr. Weiter geht es nun nicht mehr. Haben wir unser Angriffsziel erreicht? Wir wissen es nicht, fragen aber auch nicht danach. Wohl und geborgen fühlen wir uns in den knapp einen Meter tiefen Erdlöchern, die von den russen ausgeworfen, nun uns Landsern als Unterschlupf dienen. Trotz Müdigkeit gab es aber kein Verweilen. Es mussten ja die Verwundeten zurück geschafft, das Versprechen an unsere Kameraden eingelöst werden. Zwei Kameraden der Pak übernahmen also den Rücktransport aller Verwundeten. Auf einen Panjewagen wurden die Schwerverwundeten gelegt. Wer noch gehen konnte, tat dies ohne jedes Wort, ja die meisten von ihnen hatten noch ihre Gewehre dabei für alle Fälle. Der Zug setzte sich in Bewegung. Zwei Mann voraus als Sicherung, dann das Fahrzeug, dahinter die leicht Verwundeten. Das Ziel hieß Forsthaus, hier war Ärztliche Hilfe.
    Schweigsam trotte der Haufen durch den verschneiden dunklen Wald, ab und zu gespenstisch grell beleuchtet durch feindliche Artillerie Einschläge, die verstreut im Wald lagen. Dann wieder Stille, zuweilen unterbrochen von dem Stöhnen der Verwundeten. Nun ging der Weg links ab, also musste bald das Forsthaus kommen.




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    Karlheinz

    Teil 1


    260. ID.

    Kameradschaft am Brückenkopf Kremenki



    Rückgeblendet aus dem kleinen Gesichtswinkel einer Pakbedienung



    Eine Pakbedienung ist schon ein kleines Häuflein, verschwindend klein im großen militärischen Rahmen. Aber ja kleiner das Häuflein, desto größer die Kameradschaft. An diesem 13. November 1941 sollte sie sich beim letzten Angriff aus dem Brückenkopf Kremenki heraus wieder einmal bewähren.
    Es war ein kalter Wintertag, der uns mit wenig Winterlicher Bekleidung in der des Forsthauses, nach kurzer, teils verunglückter Arivorbereitung, zum Angriff antreten sah. Wir gehörten zum 1.Zug der 14./ 470 und waren dem III./ 470 zugeteilt. Major Schütz wurde von uns, seit unserem ersten Einsatz bei ihm – es war zu Beginn des Russlandfeldzuges in den Pripjetsümpfen – als unerschrockener Kommandeur hoch eingeschätzt. Trotzdem war es uns nicht ganz geheuer in diesem verschneiten Wald. Wie klein war doch damals ein Btl. und wie sahen wir doch schon recht herunter gekommen aus. Der Schwung des Sommerlichen Vormarsches war längst dahin. Ausgelaugt waren Mann und Tier. – Und trotzdem ging es vorwärts, wenn auch sehr beschwerlich und verlustreich. Hinter jedem Baum lauerte der Feind, auf den Waldwegen waren die typischen Holzkasten Minen verlegt. Gegen Abend ging es nur noch durch dichten Wald. Ohne Weg und Steg. Wie geländegängig eine Pak sein kann – natürlich ohne Kfz. denn die hatten wir vorne schon längst nicht mehr – hat sich nicht nur an diesem Tage gezeigt. Der treue Panjegaul und die Männer der Bedienung haben auch diesen Unbilden erfolgreich die Stirn gezeigt.




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    Karlheinz

    Teil 2


    Schneider ist am gleichen Abend noch gefallen. Als nun der Panzer qualmte, kam neues Unheil. In meinem Abschnitt stand ein zweiter, gut getarnt, den wir durch das Unterholz nicht gesehen hatten. Dieser trat nun in Tätigkeit, zuerst fiel mein Leutnant, er hatte nur ein flaches Loch gegraben, dann kam ich dran. Beim zweiten Schuss erwischte es mich. Ich sackte sofort zusammen und mein Gedanke war, so ist es, wenn man stirbt. Sollte ich jetzt auch zu den vielen Toden Kameraden gehören; warum ich Plomben ausspuckte, weiß ich bis heute nicht, auch nicht warum der Panzer jetzt aufhörte. Mein Stahlhelm hat sicher schlimmeres verhütet. Die Kameraden riefen nach mir, kamen und wollten mich aus meinem Loch heraus ziehen, Erde war auch hinein- gerieselt. Aber ich sagte: „Last mich liegen! Es ist Zwecklos!“
    Ich war durch einen Splitter im zweiten Halswirbel gelähmt. Aber es gab im Jahre 1944 noch gute Kameraden. Sie legten mich auf meine Zeltbahn und schleiften mich zurück. In einer Atempause sagte ich zu einem, dem ROB - Gefreiten Proske: „ Mach meine Dienstuhr weg, die kannst du haben, und schreib meinen Leuten viele Grüße heim. „Als ich Granateinschläge hörte, sagte ich zu ihnen: Legt euch doch hin sonst seit ihr auch noch he“, wie man im schwäbischen sagt. In Sicherheit war ich jetzt, aber gelähmt, dazu hatte ich noch einen Splitter im rechten Lungeflügel. So kam ich auf den Hauptverbandsplatz. Man legte mich dort und noch andere auf eine Pritsche. Neben mir lag ein Oberfeldwebel. Am nächsten Morgen war er still und leise. Er war Tot.


    Fahl die Augen



    Als Rekrut in Pforzheim hing da ein Wandspruch, wo es heißt: „Fahl die Augen blas die Wangen, leise in den Tod gegangen, anspruchslose Infanterie, möge Gott dich schirmen.“ Dieser Spruch begleitete mich über meine ganze Soldatenzeit, und dieses war nun meine vierte Verwundung. Die weiteren Stationen: Mit der Ju 52 ins Lazarett nach Lodz. Als man mir dort meine Uniform auszog, sagte ich: „Last mir meine Klamotten da!“ Als Antwort hörte ich: Die brauchen Sie nicht mehr. Das gab mir zu denken. Hier hörte ich etwas von Querschnittlähmung. So etwas sollte ich haben. Im Lazarettzug hielt ich den Transport nach 14 Tagen nicht aus, ich war wund gelegen und wurde als Notentladung in Lüneburg ausgeladen. Dort hatte ich Wunschkost. Man gab mir 8 Wochen lang das Essen, ich wurde massiert, und dann passierte ein Wunder, der Nerv im zweiten Halswirbel war nur gequetscht, es wurde besser, und der Rollstuhl blieb mir erspart. Im Februar 1945 sollte ich von der Wehrmacht entlassen werden, aber ich bad um eine Operation. So wurde ich nach Hamburg verlegt und von Professor Brütt mit Magnet operiert. Das war mein Kriegsende.
    Adolf Götz




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    Teil 1


    Nach Lähmung wieder genesen


    Wie ein Infanterist die letzten Kriegsmonate erlebte



    Ein kleiner Rest der 260. Infanteriedivision hatte es geschafft, dem Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte im Juni 1944 zu entkommen. Dieser wurde schon Ende Juli als Kampfgruppe 260 im Rahmen der 299.ID an der Ostpreußischen Grenze wieder eingesetzt und hatte gleich hohe Verluste. Am 8. Oktober wurden wir abgelöst, meinen Zugabschnitt übergab ich an einen blutjungen Leutnant namens Graf von Kastell vom Reiterregiment Mitte, wir aber wurden auf dem Bahnhof Grayewo verladen und hofften, endlich mal vom Osten weg zu kommen, vielleicht nach Italien oder in den Westen. Der Zug fuhr über Lyck, Johannesburg, Ortelsburg durch die Masurschen Seen, dann bog er leider in die falsche Richtung nach Süden, wir wurden auf freier Strecke ausgeladen, dann ging es mit einer Kleinbahn leider wieder nach Osten.
    Wir landeten im Narewbogen, wo der Russe einen Brückenkopf gebildet hatte. Da war gleich der Teufel los. Am 11. wehrte ich mit meinem Zug einen starken Angriff ab, der rechte Zug setzte sich ab, wir hielten die Stellung bis zur Dunkelheit, ich wäre ohnehin nicht über die Höhe gekommen, die unter schweren Beschuss der Russen lag. Rechts hatte ich keinen Anschluss, da rückte der Iwan ein. Es regnete übrigens an diesem Tag in Strömen und wir waren Schlamm verschmiert. Es dunkelte und wir setzten uns ab, gerieten aber ins Feuer eines deutschen Schützenpanzers, der uns für Russen hielt. Als ich gegen Morgen meinen Kompanieführer wieder gefunden hatte, bot er mir einen Schnaps an und sagte, er habe mich beim Bataillon gelobt. In den nächsten tagen war wieder allerhand los. Dann kam der 15. Oktober. Wir besetzten morgens eine Stellung im Hochwald - vor uns lag eine Lichtung -, gruben mit unseren Spaten Schützenlöcher, was durch die Bäume der Wurzel gar nicht so einfach war. Nun wurde von links durchgegeben: da drüben steht ein Panzer, dieser war von mir aus nicht sichtbar, es hieß, die Besatzung montiert daran. Mein Chef war gleich Feuer und Flamme. Dieser Leutnant Frischmayer kam aus Norwegen, war noch nicht lange hier im Osten, wir hatten im da viel voraus. Er lies sich eine Panzerfaust geben, schlich auf günstige Entfernung vor, aber entweder war er zu nervös oder er hatte schlecht gezielt, er traf nicht. Ein junger Uffz. Namens Schneider mit einigen Mann ging nun vor, machte die Besatzung unschädlich und sprengte den Panzer.




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    Karlheinz

    Teil 2


    Kalter Schweiß rannte mir über die Schläfen. Ich zitterte. Mit klammen Fingern hielt ich das netz auf dem Boden. Darunter begann es sich zu regen. Und mit einem Mal war da das Gesicht eines Mädchens unter dem Netz, ganz nahe bei meinem, fahlhell vom Mond beschienen. Dunkle Augen blitzten mich an! Ich wollte rufen. Aber das Wort blieb mir in der Kehle stecken. Ich schaute weg und starrte wieder darauf hin, erkannte und sah… es war die Mizzi, dieser schwarze Teufel aus dem Gasthof „ Schloss“ die sich unter meinen Armen wand. „Las mich!“ zischte sie noch einmal Dann begann sie zu winseln: Du tust mir Unrecht. Du weißt nicht was ich hier wollte! Flehte sie und blickte mich schmachtend an. „ Las mich wenigstens aus dem Netz – ich kann einweg nicht davonlaufen! Bitte, bitte“ – Eigentlich hatte sie recht! Langsam zog ich das Netz von ihrem Körper, packte sie aber gleich hart am Handgelenk. „Au - du tust mir weh! Lachte sie da plötzlich und wollte aufspringen, stolperte und fiel so, dass sie nahezu in meinem Armen lag. Nicht genug Sie kuschelte sich regelrecht gegen mich und flüsterte: „ Wie schön es heute Abend ist!“ „ Halt den Mund!“ fuhr ich sie an und riss an ihrem Handgelenk. Denn ich hatte doch eine maßlose Wut! – Zum Teufel noch mal mit ihren zierlichen Händen und dem Duft ihrer Haare, die jetzt gerade meinen Mund streiften. Freches Weib! Klaut die Mappe von meinem Chef mit ihrer Schmiegsamkeit. Und jetzt will sie auch mich noch drankriegen, mitten im Wachdienst!
    Aber da spürte ich schon ihren hauch an meinen Lippen „Du dummer Junge!“ flüsterte sie und drängte mir einen Kuss auf. Ich weiß nicht; aber ich lies etwas locker an ihrem Handgelenk. Und gleich hatte sie beide Arme um meinen Hals geschlungen: „ Und du meintest, ich liefe dir davon!“ lachte sie mit ihrer Glockenhellen Stimme. „Ganz finster hast du dreingeblickt – und bist doch gar nicht böse!“ schmeichelte sie weiter…. Und lag in meinen Armen.
    Ich wollte sprechen. Da hielt sie mir den Mund zu mit ihren warmen Händchen und hauchte: „Nicht sprechen Liebling!“ – Im selben Augenblick aber – noch heute überläuft es mich kalt, wenn ich daran denke – gibt sie mir einen Stoß, dass ich zurückfliege, während die rechte Hand aus meiner Rocktasche, die sie mir geöffnet hat, - das bemerkte ich erst jetzt – mein Geheimbuch reißt. Sofort schnelle ich wieder hoch. Aber da ist sie schon ein paar Schritte weg, die Mappe unterm Arm. Gleich wird sie mit einem Satz hinter der Böschung verschwinden!
    Ich reiße meine Pistole heraus und will in Anschlag gehen, da fällt mir mein Kamerad in den Arm und fährt mich an: Mensch Hermann! Bist du verrückt? … auf wen willst du den schießen?? „Aber“ schreckte ich auf… und merkte, dass ich geträumt hatte. Ich muss eingeschlafen sein; dies alles war gar nicht geschehen. Meine Pistole aber hatte auf einen Busch am Bahndamm gezeigt. „Hermann, ich glaube, du hast einen Rausch!“ sagte der Kamerad. Fassungslos steckte ich die Waffe weg. Da plötzlich fährt er zurück und schreit: „Da ist sie!“ – Aber zu spät. Der Schatten der Katze, die in diesem Augenblick tatsächlich an uns vorbei gewischt war, huschte schon wieder fern im Brückentunnel.
    HermannBinder
    260. ID.


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    Karlheinz

    Teil 1


    260.ID. Geheimnisvolle schwarze Katze
    Nächtlicher Spuk an einem Brückenkopf der Westfront

    Es war an der Westfront in einer jener unvergessenen Mondnächte am Ende des ersten Kriegsmonats. Mit einem Kameraden stand ich um die Mitternachtszeit auf Doppelposten am Neuenburger Brückenkopf. Seit einigen tagen war dieser nächtliche Wachdienst aus seinem ewigen einerlei heraus für uns etwas besonders geworden: Einmal, weil am Abend der klare Spätsommertag in eine ebenso klare Nacht überging, ohne das sich Dunst oder Nebel dazwischengelegt hätten. Zum anderen aber auch wegen der Katze, von der man nun schon im ganzen Abschnitt sprach, als von etwas Sagenhaften; wegen der Katze, die Abend für Abend in unserem Postenbereich auftauchte kurz stutze und dann mit einem Satz auf die Eisenbahnbrücke sprang und hinüber zum anderen Ufer lief, hinüber zu den Franzosen.
    Die Meinungen über diesen nächtlichen Spuk waren geteilt. Die meisten lachten über die ganze Geschichte. Doch gab es genug Leute, die der Sache Bedeutung zumaßen, und ihre Zahl vermehrten sich mit jedem neuen Tag. Auf alle Fälle lag der Befehl vor, die Katze nach Möglichkeit zu fangen. Ich saß daher auf der Lauer, dem Feind den Rücken zukehrend. In der Hand hielt ich ein großes Fangnetz.
    Der Bahndamm lief gerade aufs Dorf zu, von dessen Dächern einige im hellen Mondschein glitzerten, die übrigen aber umso dunkler und schroffer von den mattgrünen Rebenhügel abhob, die dahinter lagen. Links des Dammes war das flache Land mit unzähligen Gemüsegärten bedeckt, in denen sich bereits die ersten Schleier des Frühnebels versteckt hielten. Rechterhand stand warm und lockend der Rheinwald. Hinten am Horizont waren die Schwarzwaldberge. Drüben im Bunker da schnarchten sie jetzt. In einer schwachen Stunde würde auch ich mich wieder auf die Falle strecken und den Teppich über die Ohren ziehen… und schlafen, schlafen…. Doch halt! Was huscht den dort die Schienen entlang, so dunkel und länglich, so geduckt… sollte das? – Atemlos umklammerte ich den Griff des Fangnetzes. Nun war sie auf meiner Höhe und ich schlug zu. Ein leiser Schrei. Ich warf mich über das Netz; doch mein Atem stockte-: das war nicht möglich! Nein das konnte nicht sein! Was ich in Händen hielt, worauf ich kniete – es war gar keine Katze, - es war ein Menschenkörper!




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    Karlheinz

    Teil 2


    Der Russe hatte uns nördlich im weiten Bogen bereits Umgangen und stieß in den nächsten Tagen gegen die Desna vor.
    Es ging inzwischen auf 12°° Uhr zu und wir waren in gespannter Erwartung des Feuerschlages unserer Artillerie, in dessen Schutz wir uns vom Gegner lösen wollten. Auf das Feuerkommando von Lt. Beltle zogen aber nur drei einzelne Granaten über uns hinweg. Beltle war außer sich; aber auch er war ziemlich machtlos. Er konnte an den Munitionsmangel unserer bisher immer zuverlässigen Kameraden von der Artillerie nichts ändern.
    Der Russe wurde nun unruhig und begann zu schießen. Jetzt wurde es für uns kritisch, denn offenes Absetzten hätte wahrscheinlich den sofortigen Angriff der Russen ausgelöst. Ich befahl nun meinen Zugführern, sie sollten über Gruppenführer durchsagen lassen: Jeder hat schon einmal seinen Karl May gelesen. Robbt also auf Zeichen so geräuschlos wie möglich zurück bis zu einem Wegeknie, zirka 200m rückwärts, wo wir der Beobachtung der Russen entzogen sind. Tatsächlich ereichten wir unbehelligt den Sammelplatz, wobei auch unser einziger Verwundeter bei diesem Unternehmen, ein MG Schütze, gebracht wurde. Von dort machten wir uns dann unter Einhaltung entsprechender Sicherungsmaßnahmen auf den Weg zu Major Strohm. Als wir ca. 500 m von unserer Schneisenstellung entfernt waren, traten die Pioniere in Aktion und bereiteten Baumsprengungen vor, die den Russen am raschen Nachstoßen hintern sollten. Als wir uns den Brückenkopf näherten, hörten wir bereits Gewehr – und MG – Feuer aus nördlicher Richtung, in das auch bereits Teile des Btl. Strohm verwickelt waren.
    Wir erreichten unsere Kameraden vom I. / 480 ohne weitere Ausfälle. Nachdem wir über die Desna geschleust waren, durften wir auf Befehl von Oberst Friker einen ganzen Tag ausruhen, bis es wieder in Stellung ging.
    Kurt Kraft




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