Unternehmen Hildegard

  • Guten Tag zusammen,



    Das Unternehmen „Hildegard“ fand wohl am 09.06.1943 in Matwejew Kurgan statt. Den Gefechtsbericht vom 16.06.43 schreibe ich nach dem Bericht über die Minensucharbeit noch ab.


    Abschrift und Bearbeitung

    Quelle: germandocsinrussia


    Kp.Gef.Stand, den 12.06.1943


    Geheim !


    Pionier - Bataillon 17

    2. Kompanie


    Bezug: Gr.R. 21 Ia v. 11.6.43

    Betr.: Erfahrungsbericht über das Unternehmen Hildegard


    An

    Gr. Regt. 21


    Das Minensuchen erfordert äußerste Aufmerksamkeit und Ruhe für den Mann. Wenn beim Angriff die Minensucher getrieben und gehetzt werden, wird ihre Konzentration und Aufmerksamkeit abgelenkt, sodass eine ordnungsgemäße Arbeit in Frage gestellt ist.


    Wenn während des Angriffs die Truppe auf ein bisher unbekanntes Minenfeld stößt, muss von dem Führer der Kampfeinheit dem Minensuchtrupp ein klarer Befehl gegeben werden. Entweder erhält der Minensuchtrupp den Auftrag eine Gasse zu schaffen, oder die seitliche Ausdehnung des Minenfeldes festzustellen. Im ersten Falle wird die Stoßgruppe durch die schmale Minengasse hindurch geschleust, im zweiten Falle wird die Möglichkeit gelassen, das Minenfeld zu umgehen.


    Vordringliche Aufgabe des Infanterie-Führers ist, seine Leute straff zusammenzuhalten, damit durch sinnloses Herumlaufen die Minensucher nicht abgelenkt oder gefährdet werden. Ist die Gasse geschaffen, muss die Gewähr gegeben sein, dass den Anordnungen der Pioniere beim Durchführen der Infanterie unbedingt und ohne Rücksicht auf Dienstgrad Folge geleistet wird.


    Fallen bei einem Angriffsunternehmen Minensucher aus, so ist ein Rücktransport durch Pioniere unzweckmäßig, da damit die Arbeitsleistung der Truppe zu stark sinkt, eventuell vollkommen aufgehoben wird.


    Minensucher sind während ihrer Arbeit keine Kämpfer. Ihre Arbeit muss deshalb von der begleitenden Infanterie gesichert werden, ohne die Minensucher durch eigenen Beschuss (Flankensicherung) zu gefährden.


    Gibt der Minensucher das Zeichen, dass die Gasse geführt ist, muss die Kampfgruppe sofort durch die Gasse geführt werden. Ein Zögern im Folgen gefährdet nicht nur die wenigen vorne liegenden Pioniere, sondern gibt dem Gegner Zeit, seine schweren Waffen auf die Gasse einzurichten. Zu den Vorbereitungen eines Angriffs, der dem am 9.6. ähnelt oder gleicht, gehört vor allen Dingen die Feststellung von feindlichen Minenfeldern. Deshalb sind zweckmäßig für jeden Infanterie-Spähtrupp frühzeitig etwa 1 oder 2 Mann von den Pionieren als Minensucher anzufordern. Erkannte Minenfelder können schon vor Angriffsbeginn festgestellt, eventuell sogar Gassen geschaffen werden, sodass der Angriff später nicht zum Stocken kommt.


    Bei der Mannigfaltigkeit des Verlegens und der Minenarten kann selbst bei sorgfältigster Minensucharbeit nie die vollkommene Garantie übernommen werden, dass tatsächlich jede Mine ausgebaut oder unschädlich gemacht wurde.


    gez. Unterschrift


    Oblt. u. Kp.-Chef



    Gruß Marga

  • Guten Tag zusammen,



    den folgenden Gefechtsbericht zum „Unternehmen Hildegard“ schreibe ich in Etappen ab. Er ist nicht nur lang, sondern manche Stücke sehen ramponiert aus. Sollte ich etwas nicht entziffern können, werde ich dies mittels einem — ? — angeben. Bei Zweifel schreibe ich in roter Schrift.


    Abschrift und Bearbeitung

    Quelle: germandocsinrussia


    Div.Gef.Stand, den 16.06.1943

    Geheim !


    17. Infanterie-Division

    Ia / Nr. 730/43 geh.


    Gefechtsbericht über das „Unternehmen Hildegard“



    I. Vorwagungen


    1. Durch den Besitz der Höhen westlich Schaposchnikowa und Demidowka war es dem Feind möglich, unser Hintergelände einzusehen und vor allem zwischen Mius und der Steilküste bei den oben genannten Orten sich dem Angriff — auch mit Panzern — unbemerkt bereit zu stellen.


    Es war zwar möglich, von der Bergnase nördlich Stepanowskij von Süden und der Höhe 115,2 sowie von Alexejewka von ? teilweise dieses Bereitstellungsgelände einzusehen. Verschieben von Kräften über die zahlreichen Miusstege — besonders bei Nacht — war jedoch dem Feind jederzeit möglich.


    Diese bedenklichen Vorteile des Feindes mussten ausgeschaltet werden. Die Frage war, wie weit man vorgehen musste, um dem Feind dieses Sprungbrett auf der westlichen Miusseite zu entreißen


    Für die Vorverlegung der Hauptkampflinie gab es 3 Möglichkeiten :


    a) an den Mius selbst heranzugehen,


    b) die H.K.L. an die Steilküste zu verlegen,


    c) soweit zurückbleiben, dass man noch eine Einwirkung auf den Mius und die Steilküste behält.


    2. Die 1. Möglichkeit schied aus, da die im Tal geführte H.K.L. durch die vorgelagerten Obstbaumplantagen (jedenfalls im Sommer) kaum Einblick in das feindliche Hintergelände bieten würde und jeglicher Verkehr — auch Heranschieber von Reserven — über die Steilküste vom Feinde eingesehen und dadurch nur nachts möglich wäre.


    3. Bei der 2. Möglichkeit müsste die H.K.L. etwa im oberen Drittel der Steilküste geführt werden können, um ein — wenn auch nur beschränktes — Schussfeld zu gewinnen, da der Hang nach oben gewölbt ist. Gefechtsvorposten wären an den Mius selbst heranzuschieben, um Einblick in die Obstplantagen zu gewinnen. Diese müssten jedoch so stark gehalten werden, dass sie sich in dem unübersichtlichen Bruchgelände halten können. Hierzu war die Division bei den derzeitigen Breiten nur bei einem Verzicht auf alle örtlichen Reserven in der Lage.


    Die Nachteile dieser Stellung sind :

    a)schlechtes Schussfeld für die Infanterie
    b)toter Winkel vor der H.K.L.
    c)bei Helligkeit kein Verkehr von oder zur H.K.L. möglich
    d)Stellungsbau nur in Feindsicht oder nachts möglich
    e)Stellungsbau am Hang durch Abwaschen der Erde im ?
    voraussichtlich schwierig und zeitraubend
    f)Veränderung der H.K.L. um etwa 1 km


    4. Aus diesen Erwägungen heraus hat sich die Division entschlossen, die 3. Möglichkeit zu wählen. Diese H.K.L.-Führung auf der Höhenrippe westlich der Steilstufe geführt, nimmt dem Feind seine B-Stellen, gewährt Einblick auf Schaposchnikowa und Demidowka und den Miusgrund an seinen hauptsächlichen Stellen. Das Schussfeld aus dieser Linie heraus ist bis auf den mittleren Abschnitt an der „Pilzkimme“ durchweg gut.


    Auf die Wegnahme des „Russenfort“ wurde bewusst verzichtet, da auf diese Stellung von Norden her von oben hinein zu sehen ist, die Stellung durch Feuer niedergehalten, den Feind erhebliche Verluste kosten und so ihm der Aufenthalt verleidet werden wird.



    Fortsetzung nächste Seite

  • Fortsetzung


    II. Vorbereitungen :


    1. Nach Genehmigung des Entschlusses durch das Gen. Kdo. XXIX. A. K. wurde am 12.5.43 dem Grenadier Regiment 21 befohlen, sofort mit den Vorbereitungen zu beginnen. Durch Späh- und Stosstruppunternehmungen ist die genaue Lage der feindlichen Kampfanlagen, die Stärke der Besatzung und die günstigsten Annäherungswege festzustellen. Durch laufende Bildaufklärung wird das Feindbild ergänzt und nach dem Bild neue Spähtrupps angesetzt.


    2. Außerdem wurde dem Pionier Bataillon 17 befohlen, das Baumaterial für die neue Stellung vorzubereiten und bereit zu legen. Insbesondere waren S-Rollen herzustellen, um schon in der ersten Nacht nach dem Angriff wenigstens ein behelfsmäßiges Drahthindernis vor der ganzen Front herrichten zu können.


    Stellungsbaumaterial aller Art, Schanzzeug und Minen wurden von der Division für den Ausbau der neuen H.K.L. zurückgehalten.


    Zum Vorbringen des Materials waren Trägertrupps aus den Reserven einzuteilen.


    3. Durch die von Grenadier Regiment 21 mustergültig in vielen Einzelunternehmen und Spähtrupps, ergänzt durch das Fliegerbild, geschaffenen Unterlagen hatte die Division eine sehr gute Grundlage für die Arbeit und ein ziemlich genaues Feindbild, das sich im wesentlichen mit den Feuerstellungen nach dem durchgeführten Angriff deckte.


    Besonders erwähnenswert sind die vorzüglich vorbereiteten und durchgeführten Stosstruppunternehmungen der Leutnante Henninger, Eckstein und Kraus, sowie des Oberfeldwebels Griesbach (sämtl. v. Gr. Regt. 21), die sehr gute Ergebnisse über Besetzung, Stellungssystem und Annäherungsmöglichkeit brachten.


    Fortsetzung nächste Seite



    Gruß Marga

  • Fortsetzung

    ( leider ein paar völlig unleserliche Stellen )



    III. Kampfplan für die Durchführung


    1. Nach diesen hervorragenden Unterlagen über das Feindbild entschloss sich die Division unter Ausnutzung der Überraschung den Angriff von 2 Gruppen in Bataillons-Stärke durchzuführen und zwar :


    mit dem II./Gr.Rgt. 21 (Führer: Hauptmann Klopfer) ………. ?


    mit dem III./ Gr.Rgt. 21 (Kdr. : Hauptmann Hofmiller) ……….. ?


    2. Die südliche Angriffsgruppe sollte sich unter Ausnutzung der Chorunokina-Schlucht mit einem Stoßtrupp der 5. Kompanie (Oberleutnant Toussaint) so dicht an den „Frechdachs“ heranschieben, dass er um ? -Zeit überraschend in die Feindstellung einbrechen konnte. Die beiden restlichen Züge der Kompanie sollten dicht auf folgen, das Ausräumen des „Frechdachs“ und der „Rapsfeldstellung“ nach Nordosten und Norden abschirmen, um später die feindliche Stellung nach Norden aufrollend Verbindung mit der Nordgruppe zu gewinnen.


    Hinter der 5. Kompanie sollte sich die 6. Kompanie (Hauptmann Weber) so bereitstehen, dass sie nach Wegnahme des Frechdachs“ und erneuter Artillerie Vorbereitung auf Z-Zeit die „Pilzkimme“ nehmen konnte. Hierzu musste sich die Kompanie bereits ostwärts des feindlichen Minenriegels, der der „Pilzkimme“ etwa 400 m vorgelagert war, bereitstellen, da befürchtet wurde, dass das Durchschreiten des Minenfeldes mit Beginn des Angriffs Zeit und Verluste kosten würde.


    Die 7. Kompanie sollte die neue H.K.L. durch Wegnahme der Feindstellung bei den abgeschossenen Panzern erreichen und so die Lücke zwischen der alten H.K.L. und der 6. Kompanie schließen.


    3. Die nördliche Angriffsgruppe sollte sich mit der 10. und 9. Kompanie in den vorgetriebenen Sappen (Untergräben) so bereitstellen, dass sie ebenfalls um Y-Zeit in die feindliche „Russengrabenstellung“ einbrechen konnte.


    Anschließend sollten dann, nach erneuter Artillerie Vorbereitung, auf Z-Zeit die 10. und 9. Kompanie die „Panzerhöhe“ und die 11. Kompanie mit Teilen die „Henninger-Stellung nehmen und mit Teilen die Lücke zwischen dieser und der alten H.K.L. schließen.


    Als letzter Abschnitt war durch die 10. Kompanie der „Kleefeldgraben“ nach Süden aufzurollen, der Anschluss an die von Süden vorstoßende 5. Kompanie zu gewinnen und die neue H.K.L. mit Front nach Osten zwischen beiden Angriffsgruppen zu schließen.


    4. Für die Durchführung des Unternehmens stand außer der Divisions-Artillerie zur Verfügung und wurde durch das Gen.Kdo.XXIX. A.K. zugeführt :


    Art.Regts.Stab z.b.V. 617
    II./A.R. 40 mit 2 s.F.H. Battrn. u. 1 - 10 Kan.Bttr.
    Schw.Art.Abt. 777 mit 2 - 21 cm Mrs.Battrn.
    III./A.R. 336 mit ? 1.F.H. 18 und 2 Battrn. s.F.H. 414 (f)
    IV./A.R. 336 mit 2 Battrn. Nb. ?. 41
    Beob.Abt. 44


    Außerdem beabsichtigte die Division aus je 12 schweren Gr.?. der Regimenter 55 und 95 zwei-Werfer-Kompanien zu bilden, sie dem Artillerie Regiment 17 zu unterstellen und in den Feuerplan mit aufzunehmen. Da jedoch von der Armee keine s.Gr.Mun. zur Verfügung gestellt werden konnte, musste diese Absicht dahingehend abgeändert werden, dass nunmehr anstatt der Gr.7.Kpn. eine J.G.Kp. (6 Ic/, 2 schw. J.G.) der Gr.R. 55 und 95 zusammengezogen werden und dieselbe Aufgabe übernehmen musste.


    5. Für das Unternehmen wurde folgender Munitions-Bedarf errechnet, der im allgemeinen (bis auf 8-cm Wurfgranaten) vom AOK 6 zugewiesen werden konnte.


    SchussMunition
    100 000s. S. o. L.
    20 000s. S. i. L.
    6 000 s. m. k. Lˋspur
    15 000Pist. Patr. 08
    1 2007,5 J. G. Gran. 18
    30015 cm J. G. Gr. 18
    2 9681e. F. H. 18
    20010 cm Kan.
    1 072s. F. H. 18
    632Nb. W. 41
    5005 cm Wurfgran.
    1508 cm Wurfgran.
    360(angefordert) ?
    192s. F. H. 414 (? f)
    26021 cm Mrs.
    300Leuchtpatr.
    40S-Patr. rot
    40 S-Patr. grün
    40Rauchb. Patr. blau


    6. Für den Schutz der auf verhältnismäßig engen Raum zusammengezogenen Artl. wurden vom Gen. Kdo. XXIX A.K. zugeführt :


    II./ Flak 241 mit 2 Batterien 8,8 Flak und 1 Batterie 2 cm Flak (12 Gesch.)


    18 Gesch. 2 cm Flak der 15. Lw. Felddiv.,


    Darüberhinaus setzte die Division 2 Züge der 3. (Fla) /Pz. Jg. Abt. ? zum Luftschutz der Feuerstellungen ein.


    7. Zur unmittelbaren Unterstützung des Infanterie Angriffs wurden vom Gen. Kdo. XXIX. A. K. zwei Batterien der St.Gesch.Abt. 243 angeboten. Wegen des begrenzten Kampffeldes verzichtete die Division auf eine Batterie. Die verbleibende 2. Battr./St.Gesch. Abt. 243 musste aus dem gleichen Grund geteilt werden, sodass bei der Südgruppe 2 Züge und bei der Nordgruppe 1 Zug mit angreifen sollten.


    8. Je nach Entwicklung der Lage musste der Kampfplan für die Durchführung des 2. Kampfabschnittes wendig gehalten werden.


    Die Z-Zeit konnte — wie es sich bei der Durchführung auch ergab — für die beiden Angriffsgruppen verschieden sein und war daher durch den Bataillons-Kommandeur je nach Lage zu bestimmen. Hierbei konnte letzterer entweder den vorgesehenen Feuerschlag anfordern oder die Zerrüttung des Feindes ausnutzend hierauf verzichten. Für diese Fälle waren Stichworte ausgegeben, die das Bataillon an das Regiment und der ihm gegebenen V.B. unmittelbar an die entsprechende Art.-Gruppe durch Fernsprecher, Sprechfunk oder Leuchtzeichen durchzugeben hatte. Durch die Artillerie war in jedem Falle das Stichwort mit Zeitangabe zu bestätigen, damit nicht die Infanterie in das eigene Artillerie-Feuer hineinlaufen konnte.


    9. Durch den Einsatz von Reserven wurde es ermöglicht, dass II./G.R.21, das den Angriff von Süden führen sollte, herauszuziehen und es noch einige Tage für seine Aufgabe vorzubereiten. Im rückwärtigen Gebiet der Division wurde ein Gelände erkundet, dass dem Angriffsgelände ähnelte und die Bereitstellung und der Angriff unter Hinzuziehung der Sturmgeschütze mehrfach vorgeübt.



    Fortsetzung nächste Seite

  • Fortsetzung


    IV. Zusammenziehen der Kräfte und Bereitstellung


    1. Am 4.6. wurde mit Genehmigung des Gen.Kdos.XXIX.A.K. der Angriffstag auf den 9.6.1943 bestimmt. Als Y-Zeit wurde … ?. nach den Erfahrungen festgelegt.


    2. In der Nacht vom 6./7.6. begann die Artillerie die schon vorher erkundeten und vorbereiteten Feuerstellungen mit Arbeitsgeschützen zu beziehen, um am 7.6.43 mit dem Einschießen zu beginnen. Die hinter dem Gr.R.21 in Stellung gegangene Mörser-Batterie bekämpfte am 7.5.43 feindliche Artillerie mit Artillerie-Flieger, hatte am 8.6. Schießverbot. An diesem Tage schoss die andere Batterie aus einer Feuerstellung nordwestlich Pokrowskoje, um einen erneuten Stellungswechsel der Mörser vorzutäuschen.


    3. Am Abend des 8.6. sowie in der Nacht vom 8./9.6. hatte die im Südabschnitt verbliebene Div.Artl.gemeinsam mit der Artl. der 15.Lw. Felddiv. durch starke Feuerzusammenfassung auf Rjashenaja und Denissowskij die Vorbereitungen für einen Angriff an dieser Stelle vorzutäuschen. Diese Irreführung ist anscheinend gelungen,da am 8.6.43 gegen 18.30 Uhr feindliche Panzer, die sonst bei Matwejew Kurgan standen, in Marsch auf Denissowskij und ostwärts Nowoselowskij beobachtet wurden.


    4. Schwierigkeiten bereitete das unbemerkte Vorführen der Sturm?schütze, damit hierdurch die Angriffsabsicht nicht vorzeitig verraten wurde. Das Heranführen wurde für die Nacht 7./8.6. in einem Bereitstellungsraum in kleinen Waldstücken im Tal ostwärts Krug…? befohlen, aus dem die Geschütze einzeln im Verlauf des 8.6. mit 1 - 2 Stunden Abstand die Sturmausgangsstellungen erreichten. Die Tarnung ist vollkommen gelungen. Das ganze Heranführen ist vom Feind nicht bemerkt worden.


    5. Während das am Angriff nicht beteiligte I./Gr.R. 21 verstärkt durch 1. Kompanie des Feldausbildungs-Bataillons die alte H.K.L. als Rückhalt besetzt hielt, wurde mit Einbruch der Abenddämmerung das II./Gr.R. 21 an den Bereitstellungsraum vorgezogen. Das Anwerfen der Motoren zum Anwärmen durfte erst mit Einsetzen des ersten Feuerschlages der Artillerie beginnen.


    6. Am 8.6.43 um 19.40 Uhr wurde der vorgeschobene Divisions-Gefechtsstand nach Fertigstellung der Nachrichtenverbindungen in der Chorunokina-Schlucht (bisheriger Gef.Stand II./Gr.R.21) bezogen. Anschließend meldeten das vorst. A.R.17 einschl. der zum Schutz aufgestellten Flak Feuerbereitschaft, 2./St.Gesch.Abt. 243 und der von Gen.Kdo. zur Verfügung gestellte Flivo ihre Bereitschaft.


    Die Zusammenarbeit mit der Luftwaffe war so geregelt, dass für den ganzen 9.6. Artillerie-Flieger und Nahaufklärer zurVerfügung standen. Für besondere Fälle konnten Kampfverbände angefordert werden, mit deren Einsatz jedoch erst 1 bis 1 1/2 Stunden nach Abruf gerechnet werden konnte.


    7. Eine besondere Nervenbelastung kostete die Durchführung der Bereitstellung des II./G.R. 21, das sich vor dem eigenen Graben noch etwa 1 km unbemerkt vom Feinde unter teilweise Durchschreiten der feindlichen Minenfelder bis dicht an die feindlichen Stellungen heranarbeiten musste.


    Diese Bereitstellung war eine Musterleistung des Bataillons, in schwierigen Erkundungen und Einzelleistungen durch die Führer und Unterführer vorbereitet, durch die saubere Arbeit der 2./ Pi…? , beim Minengassen-schaffen unterstützt. Besondere Erwähnung ………. die Vorarbeit des Hauptmann Weber, Chef 6./21 dem es gelang …………….. vor dem feindlichen Minenriegel unbemerkt bereitzustellen.


    8. Am 9.6. um 02.07. Uhr ging bei der Division die Meldung ein, dass die Bereitstellung beider Bataillone beendet sei. Damit waren die Voraussetzungen für den überraschenden Einbruch gegeben. Die Truppe lag nunmehr vor dem bekannten feindlichen Sperrfeuerraum, sodass hierdurch nur geringe Verluste zu erwarten waren.



    Fortsetzung nächste Seite

  • Fortsetzung



    V. Durchführung des Angriffs


    1. Um 2.10 Uhr setzt der vorgesehene Feuerschlag der Artillerie planmäßig ein. Mit diesem Zeitpunkt werfen die Sturmgeschütze in den Sturmausgangsstellungen die Motoren an und überschreiten um 2.14 Uhr anfahrend auf den vom Pionier Bataillon 17 vorbereiteten Übergängen den vordersten Graben der bisherigen H.K.L. und erreichen bald darauf die Angriffsspitzen der Infanterie.


    2. Bereits 20 Minuten nach Angriffsbeginn hat die 6. Kompanie der Südgruppe ihr Angriffsziel „Pilzkimme“ genommen, ohne den unter Umständen vorgesehenen neuen Feuerschlag auf diese Feindstellungen anzufordern, während die 7. Kompanie rechts von ihr und die 5. Kompanie sich noch durch die feindlichen Minenfelder durcharbeitet. Trotz offener Verlegung der Minen (Holzkästen) sind diese im Dämmerlicht im hohen Steppengras kaum zu erkennen und fordern zahlreiche Verluste, u. a. fällt der mit besonderem Schneid vorgehende, seine Kompanie durch sein Vorbild vorreißende Chef der 7. Kompanie, Oberleutnant Purucker, durch Mine schwerverwundet aus.


    In der gleichen Zeit ist es der Nordgruppe (9. u. 10.Kompanie) gelungen, die „Granattrichterstellung“ und den „Russengraben“ zu nehmen und sich an die „Panzerhöhe“ heranzuarbeiten. Auch hier verzichtet das Bataillon auf erneute Feuervorbereitung und entreißt dem Feind um 3.00 Uhr diese wichtige Stellung.


    Auch der 7. Kompanie ist es unterdessen gelungen, ihr Angriffsziel zu erreichen und den Anschluss zur alten H.K.L. sowie zur links von ihr an der „Pilzkimme“ liegenden 6. Kompanie zu gewinnen.


    Unterdessen ist die 5. Kompanie noch immer im harten Nahkampf gegen sich zäh verteidigenden Feind in der „Frechdachs“ und „Rapsfeldstellung“, die erst gegen 4.00 Uhr völlig in eigener Hand sind.


    In der gleichen Zeit hat das III./21 mit der 11. Kp. im Norden die „Henniger-Stellung“ genommen und so die Lücke zwischen 9. Kp. und der alten H.K.L. geschlossen, während die 10. Kp. unterstützt von den Sturmgeschützen den „Kleefeldgraben“ nach Süden aufrollt, aber noch etwa 1/2 Stunde vergeht ehe die Verbindung mit der von Süden vorstoßenden 5. Kp. hergestellt werden kann.


    Somit sind von beiden Bataillonen die befohlenen Angriffziele erreicht.


    3. Auf die Meldung der 7. Kompanie, dass sie durch die nördl. des Russenfort gelegenen Feindstellungen stark flankiert wird, entschließt sich das II./21, mit Unterstützung von 3 Sturmgeschützen diese Stellungen zu nehmen, umsomehr als hier auch eine ….? B-Stelle eingesetzt sein muss.


    Dieser Entschluss wird von der Division genehmigt, jedoch mit der einschränkenden Weisung, auf keinen Fall zu weit vorzustoßen und das Russenfort zu nehmen, datier mit Sicherheit mit starken feindlichen Gegenstößen zu rechnen ist, die unnötige Verluste kosten werden.


    Gegen 5.00 Uhr ist auch diese Stellung genommen. Damit ist der Angriff abgeschlossen. Die geringfügigen Stellungsverbesserungen,die sich als notwendig erweisen, sind auf Befehl der Division erst in der kommenden Nacht durchzuführen.


    4. Während des ganzen Unternehmens hat die Luftaufklärung keine Feindbewegungen festgestellt. Der Feind hatte seine bei Schaposchnikowa und Demidowka liegenden Reserven, einen Großangriff vermutend, über den Mius auf seine H.K.L. zurückgenommen. Vorgeschobene Spähtrupps konnten aus Demidowka noch einige Gefangene herausholen.


    Mit seiner Artillerie und seinen Granatwerfern griff der Feind jedoch stark ein. Ein Niederhalten der Feindartillerie durch die eigene Artillerie und eingesetzte Kampfstaffeln konnten nur zum Teil erreicht werden. Wenn auch die Luftbeobachtung eine gute Trefferlage in den Batterie-Stellungen feststellen konnte, war eine wesentliche Entlastung der Infanterie nicht gegeben.


    Angeforderte Stuka konnten leider nicht zur Verfügung gestellt werden, als Ausgleich wurde ein dreimaliger Einsatz N.A.G. 1 ab 12.00 Uhr mit je 7 Maschinen gegen feindliche Artillerie Stellungen geflogen, die jedoch auch nur eine kurzfristige Entlastung brauchten.



    Fortsetzung folgt



    Gruß Marga




  • Fortsetzung


    VI. Übergang zur Verteidigung und Abwehr von Gegenstößen und Gegenangriffen


    1. Der Truppe war befohlen, sofort nach Erreichen der befohlenen Linie sich zur Verteidigung zu gliedern, Reserven auszuscheiden und mit allen Mitteln — soweit es die Kampflage gestattet — mit dem Ausbau der Stellungen zu beginnen.


    Hierbei hat sich bewährt, dass bereits vor dem Angriff die spätere Gliederung in der Verteidigung von den Bataillonen mit allen Unterführern an Hand großmaßstäblicher Karten, die von der Division hergestellt wurden, und Luftaufnahmen durchgesprochen wurde.


    2. Die Division erwartete, dass der Feind sofort mit Gegenstößen mit seinen Kräften beim „Russenfort“ und den in Mius-Grund bei Schaposchnikowa und Demidowka bekannten Reserven antreten würde.


    Durch die Wucht des Angriffs, das Nachfühlen mit Späh- und Stoßtrupps in die Ortschaften, wie auch wohl durch das wirkungsvolle Feuer der Artillerie auf die Ortschaften waren diese Reserven teilweise fluchtartig über den Mius nach Osten ausgewichen. Nach dem Artillerie-Feuerschlag musste der Feind einen Großangriff annehmen. Zur Abwehr hatte er daraufhin anscheinend seine Kräfte in der bekannten H.K.L. in der allgemeinen Linie der Straße von Matwejew Kurgan nach Norden festgehalten. Es scheint ein Leichtes gewesen zu sein, bei der Zerrüttung des Feindes auch diese Linie zu durchstoßen und bis Mittag in die feindlichen Artillerie Stellungen einzudringen.


    Diese Feindeinstellung hatte den Vorteil, dass die Infanterie Zeit gewann, sich zur Verteidigung zu gliedern und sich — wenn auch zunächst behelfsmäßig — Schützenlöcher zu schaffen.


    Ein erst um 9.10 Uhr mit unzulänglichen Kräften (etwa 110 Mann) durchgeführter Gegenstoß aus Richtung Papierfabrik auf das II./21 konnte glatt abgewiesen werden. Weitere Ansammlungen des Feindes im „Russenfort“, Matwejew Kurgan und Schaposchnikowa konnten von der Artillerie zerschlagen werden.


    3. Durch seine starke Besetzung und Ausbau der genommenen Höhenstellung war erwiesen, dass der Feind über den Mius vorgeschobenen Sprungbrettes klar bewusst war. Die Division musste damit rechnen, dass der Feind es in den nächsten Tagen versuchen würde, durch Gegenangriffe die Höhen wieder zu gewinnen.


    Diese Erwartung wurde bestätigt. Am 10.6. setzte der Feind mit 3 nacheinander geführten Gegenangriffen ein. Weiter 6 Gegenangriffe bis zum 13.6. brechen im Abwehrfeuer der Infanterie zusammen. Ein Gegenstoß durch einen Zug Sturmgeschütze unterstützt wirft schwache eingedrungene Feindteile zurück. Während dieser Tage konnten weitere erkannte Feindansammlungen schon in der Bereitstellung durch gut liegendes Artillerie Feuer zerschlagen werden.


    Diese meist mit unzulänglichen Kräften (100-250 Mann) geführten Feindangriffe müssen dem Feind durch das Abwehrfeuer der Infanterie und Artillerie erhebliche Verluste gekostet haben. Zahlreiche Tote liegen vor den eigenen Stellungen. Die zahlreichen Überläufer der letzten Tage (bis 14.6. im Regiments Abschnitt 57) zeigen die Zerrüttung des Feindes und bestätigen die Annahme der Division über die blutigen Verluste.


    Zu diesen Gegenangriffen hat der Feind starke Artillerie-Kräfte eingesetzt — am 13.6. etwa 1000 Schuss Artillerie, Salvengeschütz und Granat-Werfer zusammengefasst auf den Abschnitt der 6./21 und auf das dahinterliegende Gelände —, die den Ausbau der Stellung wesentlich verhindern. Durch weiteres anhaltendes Störungsfeuer des Feindes während der Nächte wird weiterhin die Ausbauleistung herabgemindert. Eine Bewegung in der noch unvollkommen ausgebauten H.K.L. ist bei Tage nicht möglich.



    VII. Ausbau der neuen Stellung


    Außer den Stellungs-Bataillonen werden nachts zur Beschleunigung des Ausbaus das in Reserve liegende I./Gr.Regt.21 und Teile des Feldausbildungs-Bataillon 21 mit eingesetzt. Ebenso ist die auf nachts zur Herstellung des Drahthindernisses und Verminung der zahlreich meist tiefeingeschnittenen vom Miustal heraufführenden Schluchten eingesetzt.


    Besonders bewährt hat sich die vorausschauende Vorbereitung und Bereitstellung des Hindernis- und Baumaterials, sodass bereits jetzt ein festdurchgehendes Drahthindernis — in den Schluchten doppelt und dreifach — fertig gestellt ist.



    VIII. Erfahrungen


    1. Als besonders wertvoll hat sich die eingehende Kleinarbeit der Bataillone in der Erkundung und Aufklärung des Feindgeländes, der Stellungen und Besetzungen, sowie der Lage und Stärke der Hindernisse und Minenriegel des Feindes bewiesen.


    Durch diese sich über 4 Wochen erstreckende Aufklärungsarbeit waren klare Grundlagen für den Ansatz des Angriffs gegeben, sowie die Bestimmung des ungefähren Verlaufs der neuen H.K.L. mit ihren Wirkungsmöglichkeiten in den Miusgrund. Diese Aufklärungsergebnisse wurden nach dem Angriff voll bestätigt.


    2. Das Durchschreiten der Minenfelder bereitete der Truppe noch besondere Schwierigkeiten. Durch eingehendere Ausbildung hätten Verluste vermieden werden können. Die in der Verbandsausbildung durch den Einsatz an der Atlantikküste und sofort darauffolgenden Einsatz in der jetzigen Stellung wenig geförderte Truppe, wartete in dem an sich erfreulichen Angriffsschwung das Gassenräumen durch die zugeteilten Pi.Trupps teilweise nicht ab und erlitt hierdurch zunächst in den weiträumig angelegten Minenfeldern (etwa 4000 Minen wurden geräumt) erhebliche Verluste.


    3. Wieder hat es sich gezeigt, dass der Russe völlig unempfindlich gegen vorbeistoßende und ihn umgehende Angriffsteile ist. Trotzdem die feindlich eingesetzte Division als ausgesprochen überlaufsfreudig zu betrachten ist, haben sich fast alle in den Stellungen eingesetzten und auch abgeschnittenen Teile zäh verteidigt und mussten in hartem zeitraubenden Nahkampf in ihren Stellungen vernichtet werden.


    4. Das Gr.Regt. 21 — in Frankreich neu aufgefüllt — hat gezeigt, dass auch in den jungen, meist zum ersten Mal zum Angriff eingesetzten Mannschaften, der alte Angriffsgeist der Division erhalten geblieben ist.


    Neben dem taktischen Erfolg war der Angriff eine Bewährungsprobe der jungen Mannschaft, die gezeigt hat, dass sie auch bei noch mangelnder Verbandsausbildung dem Feind im Angriffsschwung- und Geist überlegen ist.


    Das erfolgreich durchgeführte Unternehmen und die Abwehrerfolge in der noch schlecht ausgebauten Stellung haben das Selbstvertrauen und die Stimmung der Truppe — trotz der bedauerlichen Verluste — gehoben und gestärkt.


    5. Erfahrungsberichte des Gr.Regt. 21, des II. und III./Gr.Regt. 21 und der Sturmgeschütz-Abteilung 243 sind als Anlage 5 beigefügt.


    gez. Zimmer



    Fortsetzung und Schluss des Gefechtsberichtes auf der nächsten Seite

  • Fortsetzung


    IX. Verzeichnis der Anlagen:


    Anlagen 1 bis 3 sind leider nicht in der Akte enthalten.


    Anlage 4 : Feuerplan der eigenen und feindlichen Artillerie, Feuerplan. Ist enthalten, aber sehr klein und nicht sehr deutlich


    IMG_0077.jpeg


    Anlage 5 : die unter VIII. bereits aufgeführten Erfahrungsberichte. Sind zum größten Teil erhalten. Werde so möglich noch etwas davon hier abschreiben.




    Gruß Marga