Führerkorps der Schutzstaffel - Neuerfassung

  • Guten Tag zusammen,



    Abschrift und Bearbeitung

    Quelle: germandocsinrussia



    Berlin-Charlottenburg 4, den 03.07.1944

    Wilmersdorfer Straße 98 - 99

    Fernsprecher: Sammel-Nr. 323996


    Der Reichsführer - SS

    Der Chef des SS - Personalhauptamtes

    I - FG/Tr.


    Betr. : Neuerfassung des Führerkorps der Schutzstaffel

    Anlage : 1


    An alle SS - Führer !


    Im Zuge einer vom Reichsführer-SS befohlenen Neuerfassung des gesamten Führerkorps der Schutzstaffel schicke ich Ihnen in der Anlage einen Personal-Fragebogen zu mit der Bitte, ihn den Verhältnissen entsprechend auf das genaueste zu beantworten. Dieser Fragebogen ist das Ergebnis einer jahrelangen Vorarbeit, um endlich einmal eine ausführliche und ausreichende Grundlage für die Erfassung des Führerkorps zu schaffen.


    Meine Kameraden ! Ich weiß und ich kenne die Einwände nur zu gut. Sie sind eine Zeitlang mit den verschiedensten Fragebögen und personellen Meldungen überschüttet worden. Aber all diese Fragebögen und Meldungen waren zumeist nur für die Teilsparte unseres SS-Ordens bestimmt und nicht aus den Notwendigkeiten der gesamten Breite der Schutzstaffel diktiert. Ich weiß auch, dass so mancher über dieses kleine „Buch“, das er nun ausfüllen soll, im Stillen oder sogar laut fluchen und vom berühmten „grünen Tisch“ sprechen wird, der da mitten im totalen Kriege derartige Forderungen an ihn stellt. Der Reichsführer-SS, dem die Belastungen der Führer bekannt sind, fordert die Unterlagen trotzdem.


    Mancher Ausgebombte oder mancher an der Front Stehende wird nicht mehr die Unterlagen besitzen, um eine oder andere besondere Frage zu beantworten. Das weiß ich alles, und trotzdem trete ich mit der Bitte an Sie heran, diesen Bogen je nach der Lage, nach Ihrem Gedächtnis oder nach vorhandenen Unterlagen auf das beste und auf das schnellste zu beantworten.


    Wir brauchen diesen Bogen nicht nur als Unterlage für die Arbeit des Reichsführers-SS, sondern wir benötigen ihn ebenso dringend für die persönliche Lenkung und Leitung des einzelnen Führers. Immer wieder ergeben sich hier Schwierigkeiten, weil gewisse Tatsachen einfach nicht bekannt sind. Je mehr aber die Aufgaben und die Arbeitsbereiche der SS wachsen und je wesentlicher der Einsatz des Einzelnen ist, um so zwingender ist die Forderung nach einem wirklich ausgiebigen Personalbogen.


    Ich verspreche Ihnen, dass nicht wieder „neuere“ und „bessere“ Entwürfe diesem folgen. Der anliegende ausgearbeitete neue Personalbogen wird die Grundlage für die Neuerfassung, die mit Hilfe des Hollerithiertes-Verfahrens durchgeführt wird und somit eine einmalige Grundlage schafft für die laufenden Veränderungen. Trotz Ihres Zornes auf den „grünen Tisch“ und die „Papierkrieger“ bitte ich Sie daher, die Notwendigkeit dieser an Sie gestellten Forderung besonders im Hinblick auf die Zukunftsaufgaben der SS zu erkennen und den Bogen auszufüllen.


    Ich darf hierbei gleich noch auf eine besondere Sache eingehen, die der täglichen Arbeit auffällt und mir etwas Sorgen macht. Es ist die Frage der Meldungen. Wir sind auf dem Gebiete zwar schon weitergekommen. Trotzdem fehlen mir immer wieder von einem Teil des Führerkorps wesentliche Meldungen aus dem privaten oder dem dienstlichen Leben, was sich oft nachteilig für den einzelnen Führer auswirkt. Ich bitte deshalb noch einmal die Führer, alle ihre Veränderungen sowohl im dienstlichen Sektor (Beförderungen, Ernennungen, Kommandierungen, Verleihungen, Beauftragung mit besonderen Aufgaben, Disziplinarangelegenheiten, laufende Verfahren, SS, Partei, Staatsgerichtsbarkeit) als auch die aus dem Familien- und Sippenleben möglichst schnell unmittelbar an mein Hauptamt zu geben. Wir sind nicht nur eine Männer-Gemeinschaft, sondern die Sippen gehören ebenfalls zu unserem Orden. Es ist deshalb für die Ordensarbeit wichtig, die Heiratsdaten, Geburtsdaten der Kinder und die sonstigen Veränderungen im familiären oder privaten Leben zu wissen.


    Hierbei ein besonderes Wort an die Adjutanten und Persönlichen Referenten ! Ich kann verstehen und weiß es ja auch aus meinem eigenen Arbeitsgebiet, dass ein Teil unserer höheren und höchsten Führerschaft aus der ungeheuren Arbeitsbelastung heraus diese persönlichen Dinge vergessen. Für diese Meldungen aber sind die Adjutanten und Persönlichen Referenten verantwortlich. Ich bitte , dass Sie alles das, was Sie an Veränderungen im Leben Ihrer Chefs miterleben, von sich aus sofort für Ihren Chef melden. Es geht nicht an, dass ich familiäre Veränderungen im höchsten Führerkorps erst durch die Zeitungsanzeige erfahre. Gerade diese Meldungen sind eine der wesentlichsten Aufgaben der Adjutanten. Die laufende Zusammenarbeit zwischen den Adjutanten, den Persönlichen Referenten und dem SS-Personalhauptamt muss eng und gut werden.


    Es kommt mir bei den Meldungen nicht so sehr auf das Formblatt an. Es genügt ein einfaches Stück Papier und es genügt, wenn nicht anders möglich, eine kurze Bleistiftnotiz.


    Für die gesamte Führungs- und Betreuungsarbeit des Ordens ist es äußerst wichtig, dass wir laufend die veränderten Heimat- und Dienstanschriften (Feldpostnummern) unserer SS-Führer erhalten. Denn nur die neue Anschrift erlaubt es uns, den SS-Führer jederzeit übermitteln zu können. Auch auf diesem Gebiete kann niemals genug gemeldet werden.


    Ich bitte Sie, meine Kameraden, mich in meiner Arbeit zu unterstützen, nicht nur durch Ausfüllung dieses anliegenden Bogens, sondern mir auch laufend durch die erforderlichen Meldungen in der Leitung und Planung des Führerkorps beizustehen. Ich glaube, dass wir in dieser gemeinsamen Arbeit nicht nur unserem gesamten Orden dienen, sondern auch der oft stillen Leistung des einzelnen Führers dadurch die verdiente Anerkennung verschaffen können.



    Der Chef des SS-Personalhauptamtes


    gez. von Herff


    SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS



    Anlage folgt auf der nächsten Seite

  • Anlage


    Anleitung zur Ausfüllung des Personalbogens


    I. Technisches:


    1. Die Ausfüllung des Bogens hat nur Sinn, wenn sie in einer klaren, leserlichen Schrift erfolgt. Bitte deshalb keine graphologischen Experimente ! Wenn aus besonderen Umständen heraus Schreibmaschinenschrift nicht möglich ist, dann Druckschrift. Wenn es nicht anders geht, ist sogar Bleistift möglich, aber leserlich und klar !


    2. Das zum Personalbogen geforderte Lichtbild ist keine Muss-Bedingung. Wenn möglich, soll es aber mit eingereicht werden.


    3. Die eine oder andere Frage wird der Betreffende aus seiner ganzen Lage heraus (Bombengeschädigter oder Frontkämpfer) ohne Vorlage der Urkunden nicht genau beantworten können. In diesem Falle ist die Eintragung durch Bleistift vorzunehmen und mit einem Fragezeichen zu versehen. Diese Angabe wird dann vorläufig nicht in die Hollerith-Kartei aufgenommen.


    II. Einzelne Fragen:


    Es ist völlig verständlich, dass aus der besonderen Lage heraus gewisse Fragen oft nicht oder nur teilweise beantwortet werden können, z. B.


    II. Familie: Heiratsgenehmigung vom RFSS, Sippen-Nr.


    IV. Berufsgang: Es ist wichtig, dass hierbei auch die tote Zeit als Arbeitsloser oder Werkstudent mit aufgeführt wird. Denn sie ist ja oft für die persönliche Formung äußerst wichtig.


    XIV. Wehrverhältnis: Hier wird wohl ein Großteil der Führer, der seine Papiere nicht selbst zur Hand hat, nur teilweise Ausfüllung vornehmen können. Die Ergänzung wird dann vom SS-Personalhauptamt vorgenommen.


    XXV. Im Kriege mitgemachte Gefechte: Hier sind nur die im Wehrpass verzeichneten Gefechte einzutragen. Dieser Abschnitt ist im übrigen eine Aufgabe der späteren Bearbeitung.


    Beider Abschlusserklärung über die Richtigkeit der vorstehenden Angaben ist nur einmal zu unterschreiben. Die anderen Zeilen gelten für die Friedensarbeit, denn im Frieden wird dieser Bogen immer wieder den Führern zur neuen Überprüfung und Richtigkeitsbestätigung in gewissen Zeiträumen übersandt werden.


    III. Termin:


    Chef SS-Personalhauptamt hat aus besonderen Gründen keinen Termin gesetzt, sondern erwartet von jedem Führer freiwillig eine möglichst baldige Meldung.


    IV.


    Alle Meldungen sind zu richten an:


    SS-Personalhauptamt, Amt I

    Berlin-Charlottenburg 4

    Wilmersdorfer Str. 98/99



    Gruß Marga