Willibald Link, Obergefreiter

  • Hallo ITIR,


    ich musste beim lesen ein paar Mal tief Luft holen. Diese Grausamkeiten, wie von Dir dargestellt, sind ja kaum zu überbieten. Die enorme Brutalität ist nicht mehr zu kommentieren. Solche widerwärtigen Gräueltaten sind unmenschlich. Ich bin zu tiefst entsetzt und mag nicht glauben zu was der Mensch wirklich fähig ist. In Mauthausen kann man beim Anblick der Todesstiege kaum mehr vernünftig denken. Aber was sich hier in Istrien angespielt hat sprengt jegliche Vorstellungskraft.


    Ich hoffe sehr, dass Willi nicht diesen Bestien zum Opfer gefallen ist, sondern beim Luftangriff am 7.3. sein Leben ließ.


    Ich danke dir für diese umfangreiche Dokumentation und die damit verbundene Aufklärung.


    Viele Grüße, Franz

  • Hallo Franz, Ich hoffe auch er war Opfer am 7.3.45 aber ein kamerad im Hafenkapitaen Arsia (ich weiss nicht wenn ein Kompanie-staerke oder Bataillon), getotet war am 1.5.45 und jetzt begraben in einer soldatenfriedhof; wenn du interessiert bist ich kann zeige wer war diese soldat, und was ich denke uber Willi endlich


    Grusse


    ITIR

    Maiora Viribus Audere-Aus eigener Kraft größere Taten wagen, Wahlspruch der Bersaglieri Regiment 3

  • Hallo ITIR,


    ich bin an allem interessiert was zur weiteren Aufklärung dient. Auch wenn es sehr, sehr schwierig ist, so klammere ich mich an jeden Strohhalm. Willis letzten noch lebenden Bruder bin ich das schuldig.


    VG Franz

  • Hallo Franz, so ich denke das ist ein Große Punkt der Foschung. Ich sah auf DRK ein Matrose gleichem Einheit (ein Kompanie wir sagen kann, 1 Offizier und eta 60-90 Mann).


    Der Hafenkapitän oder auch das Hafenkapitanat stand unter der Dienststelle des Seeamtes, während der Hafenkommandant unter dem Seekommandanten stand.

    Obergefreiter Heinrich Ilse (Hafenkapitän Arsa), seit Mai 1945 vermisst war im Raum Pisino aber letzte Nachricht gelten war am Januar 1945 bei Pola/Istrien.


    Er ist begraben im Zagreb/Mirigoi Parzelle 82 Feld 6 Reihe 50 Grab 1247, Todesort Pisino, Sterbedatum 1.5.45.


    Ein von 60 Mann ist wichtig, auch weil nicht alle waren gefunden aus foibe. Ein Rat isr fragen an Volksbund wo, wenn und wie geborgen er war.


    Auf Web die bekannste Foiba von Pisino ist in Cernovizza, etwa 100 Opfern geworfen. Im Herbst 1945 Titos Männer haben eine Ladung erhoben und den Eingang gesprengt, sodass nach dem Krieg keine Leiche geborgen wurde


    Ich zeige das Gesicht dieses Unglückskamerad, die Gegend und ein italienisches PDF mit Listen von Foibe, in denen die Anzahl der Opfer (centinaio= etwa 100) und die Tatsache, die 1945 passiert ist, angegeben sind.


    Grüße


    ITIR

  • Hallo ITIR,


    dein Anhaltspunkt ist schlüssig. Lediglich die Tatsache, dass bei Willi nicht Pola sondern Triest steht verwundert mich etwas. Er hat in seinem einzigen Brief, den ich heute übersetzt bekommen habe, immer von „es geht wieder an Bord, usw.“ geschrieben. Vielleicht ist er tatsächlich auf dem Boot F-974 ums Leben gekommen.

    Vielleicht ist aber auch der Gedanke, dass er einem Foibe-Massaker zum Opfer fiel, bei mir nicht verankert, weil ich ihm das in meinem Kopf ersparen will.


    Trotzdem finde ich es so unglaublich toll, dass du dir so viele Gedanken um Willi machst. Ich habe langsam das Gefühl er ist für dich wie ein Familienmitglied geworden. Dies macht dich zu einem außergewöhnlichen Menschen. Ich danke dir im Namen von Willis Familie sehr sehr herzlich.


    VG Franz

  • Hallo Franz,

    Ich habe das sehr gerne gemacht. wenn ich jemandem helfen kann. Eine Recherche ist wie ein Treffen mit einem Soldaten, besonders wenn man mit einem Familienmitglied in Kontakt steht.


    war wahrscheinlich auf dieser F 974. Oder kann wahrscheinlich für eine letzte Einsatz sein und dann im Hafen gefangen genommen werden.


    Jedenfalls muss ich denken, dass sie eine ganze Kompanie am selben Ort waren. Du sollst sehen, ob es auf F 974 Männer dieser Einheit gab.


    Ich bin sehr gespannt, dass Obergefreiter Ilse was Ende April 1945 / Mai 1945 getan hat und was mit ihm passiert ist. Warum ist er der einzige mit einem geklärten Schicksal?


    Und wenn die Foiba in 1945 durch eine Ladung geschlossen wurde, wie er war gefunden? Eine andere Foiba? oder einfach erschossen? oder die Gefangenen wurden in Gruppen aufgeteilt und an andere Orte geschickt?:/


    Schicksalklärung ist als ein Cold Case für ein Kommisar;), so auch interessant im Freizeit


    Grüße


    ITIR

    Maiora Viribus Audere-Aus eigener Kraft größere Taten wagen, Wahlspruch der Bersaglieri Regiment 3

  • Hallo ITIR,


    der Antrieb, ein vermisstes Familienmitglied zu finden ist bei mir stark ausgeprägt. Unsere Eltern waren noch Kriegsgeneration und haben diese Themen zur Seite geschoben. Wenn ich gesehen habe wie die Briefe meines Opas aufbewahrt waren und dass ich nur mir etwas Nachdruck an die Unterlagen gekommen bin zeigt, das der Schmerz des Verlustes nur so bewältigt werden konnte.


    Unsere Generation geht etwas anders an die Suche heran. Wir wollen ein Ergebnis und nutzen die heutigen Möglichkeiten. Trotzdem steht man manchmal vor dem Abgrund wo es einfach keine Brücke mehr gibt. Vielleicht ergibt sich durch Zufall wieder ein Ansatzpunkt. Aber auch unser Leben endet mal und ob meine Tochter hier weiterforschen will? Wer weiß.


    Dieser Krieg hat so unendlich viel Leid gebracht, dass auch die Zeit ihr übriges dafür tun wird, dass die Erinnerungen verblassen. Unser Toten zu ehren wird unsere Hauptaufgabe sein. Mit vernünftigen Friedhöfen und keinen sinnbefreiten Umbettungen.


    Willi wird durch all diese Informationen jetzt sicher ganz anders in der Familie gesehen werden. Man hat trotz seines kurzen Lebens viele neue Gesichtspunkte bekommen und formt daraus in Gedanken sein Leben - in einigen Bereichen auch ganz neu.


    Alle Beiträge werden dazu beitragen, dass die Familie jetzt ein Stück mehr abschließen kann. Vielleicht trägt es auch dazu bei, dass man endgültig Abschied nehmen kann.


    Viele Grüße Franz und ITIR, lass uns in Kontakt bleiben :)

  • Hallo Franz, ich bin gerne wenn du willst im Kontakt bleibe. Nach diese informationen ich denke vielleicht ein gut Punkt ist nehmen Kontakt mit Volksbundes Abteilung im Kroatien. Sie waren vermissten in Pola oder Albona oder Pisino, so keine Italien oder Slowenien.


    Ja, es ist sehr traurig, ein junger Mann ist verschwunden und niemand wusste, ob er lebt oder nicht. Ich denke zum Beispiel an eine Mutter.

    Das Schicksal eines Vermissten ist interessant, wie ich sagte, weil ich ein wenig recherchiere, aber es ist auch traurig.


    Deshalb sind Friedhöfe wichtig, um daran zu erinnern, was Krieg ist. Wer immer noch Soldaten aus einer Nation hasst, ist dumm.


    Ein weiteres nicht sehr bekanntes Verbrechen ist Marocchinate. Viele Frauen, kleine Mädchen und sogar Männer wurden 1943-44 in einem Gebiet von Sizilien bis Siena von marokkanischen Truppen vergewaltigt.


    1945 geschah in Westdeutschland; Aber als ich nach einem schönen Urlaub in den Abruzzen den Kriegsfriedhof von Venafro besuchte, hasste ich sie nicht.


    Dann wissen wir, dass Kriegsmarine der weniger politische zweig der Wehrmacht war, aber manchmal stellen sie jeden deutschen als kriminellen dar.


    In Sizilien vor dem Waffenstillstand gaben die Deutschen italienischen Zivilisten Weißbrot oder kauften mit deutschem Geld Fichi d'india oder Milch.


    Als Italiener möchte ich zeigen, dass Wehrmacht und SS manchmal hartes Verhalten hatten, aber in einigen anderen Fällen ... nicht wenige, sie waren auch gute Leute.


    Ich habe Tausende von Beispielen, Willi Brockmann, der Montelanico gerettet hat, Oberst Arzt Valentin Müller, der Assisi gerettet hat, und so weiter. Frido von Senger rettete Denkmäler von Bologna und Florenz, Schelegel Montecassino und Herrmann Balck die Ruinen Paestum.


    Wir italiener in Russland wir waren Herren (sehr gute) und in Jugoslawien die "Böse", aber hängt auch vom einzelnen Mann ab, in jede Armee natürlich.


    Grüße


    ITIR

    Maiora Viribus Audere-Aus eigener Kraft größere Taten wagen, Wahlspruch der Bersaglieri Regiment 3

  • Hallo zusammen,


    wie bereits im Thread betreffen Friedrich Grimm (mein Opa) erwähnt, hatte ich heute mit dem Neffen von Willi gesprochen. Dabei kam heraus, dass der noch lebende Bruder von Willi bis heute nie über ihn gesprochen hat. Zudem wurde mir berichtet, dass Willis Mutter nach Bekanntwerden das er vermisst ist, die Sprache in großen Teilen verloren hat. Sie starb 1959. Der Vater von Willi hat bis 1968 gelebt und wurde 86. Auch bei ihm stellte sich großer Kummer ein. Er wurde jedoch von seiner Familie gestützt, so dass er trotzdem ein erfülltes Leben hatte.

    Über die Umstände wurde natürlich diskutiert. Auf Grund der Indizien kamen wir zu der Überzeugung, dass Willi wohl im Rahmen der Durchschlagesituation nach Österreich Partisanen zum Opfer gefallen ist, die vor allem in Istrien zahlenmäßig den inzwischen versprengten Wehrmachttruppen auf auf Grund der Ortskenntnisse überlegen waren.

    Da eine Grablage zu finden nahezu ausgeschlossen ist, muss man hier auf das Glück hoffen.

    Die sehr umfangreich gesammelten Ergebnisse waren für uns alle eine sehr große Hilfe.


    Eine kleine Geschichte noch zum Abschluss: Willi hat in seinem einzig bekannten und vorliegenden Brief an seine Schwester (meine Oma) davon erzählt, dass er Nachläufer Rückkehr seine Auserwählte gerne an seiner Seite hätte und ggf. auch heiraten würde. Sie hat nach Berichten heute sehr, sehr lange auf Willi gewartet. Als klar wurde, dass Willi tatsächlich nicht mehr kommen wird hat sie sich nach vielen Jahren der Trauer mit einem Amerikaner verheiratet und ist in die USA gezogen. Ob sie noch lebt ist nicht bekannt.


    VG Franz