Liebe Forumsmitglieder,
seit vielen Monaten versuche ich das Leben meines Großvaters zu rekonstruieren, der im Dezember '45 in russischer Gefangenschaft gestorben ist.
Mittlerweile habe ich über das DRK (Wast-Anwort steht noch aus) seine russische Kriegsgefangenenakte erhalten und von einer (russ.) Kollegin übersetzen lassen. Die darin enthaltenen Infos werfen neue Fragen auf und vielleicht kann mir jemand von euch dabei weiterhelfen. Ich danke euch jetzt schon vorab für jede Unterstützung.
Mein Großvater, geb. 1908, war zu Kriegsbeginn 31 Jahre alt, Sparkassen-Angestellter und bereits zweifacher Vater – und ab September '39 Soldat.
Er stammt aus dem Raum Regensburg und gehörte („die letzte Einheit vor Gefangennahme“) der „10. Division 1. Sanitätskompanie“ an.
Ich vermute, dass damit die 10. Infanteriedivision mit Garnison Regensburg gemeint ist(?).
Während des Krieges war er in „Frankreich, Polen, Tschechoslowakei und UdSSR“.
Meine Fragen zur Zeit sind:
1. Konnte er als 31-jähriger, zweifacher Vater einfach so (z.B. gegen eigenen Willen) eingezogen werden?
War er nicht eigentlich zu alt und zu familiär/beruflich eingebunden? Oder spricht das eher für eine freiwillige Einberufung?
2. Wenn er bereits im September ’39 Soldat ist, muss er doch davor irgendeine (mehrmonatige) Ausbildung bekommen haben?
Wie hätte das ablaufen sollen? Hätte er evtl. schon davor Wehrdienst geleistet haben können? Aber wäre er (siehe 1. Frage) überhaupt in den Jahren vorher ‚offiziell' eingezogen worden?
3. In der russ. Akte ist angegeben, er wäre am 25.08.1939 „aufgrund Mobilmachung“ „in die Armee eingezogen“ worden.
Soweit ich informiert bin, war doch der früheste Mobilmachungstermin der 26.08.39. Hier bin ich sehr irritiert.
Kann mich hier jemand über die Termine und Abläufe aufklären?
4. In der russ. Akte ist angegeben, er hätte als Auszeichnung das „Arbeiterkreuz II. Klasse“ erhalten. Ist das ein Schreibfehler und damit das Eiserne Kreuz gemeint?
5. Angegeben ist auch, dass er am 08.05.1945 in der Tschechoslowakei bei einer Stadt „Mirodez“ gefangengenommen wurde.
Leider finde ich keinen Ort dieses Namens. Hat jemand von euch eine Idee oder nähere Informationen zu diesem Ereignis?
6. Am 08.05.45 kam er in Gefangenschaft und wurde 2,5 Monate später, am 21.07.45 im Lager "Nr. 428 in Schatura" registriert.
Kann mir jemand etwas zum Transport dorthin sagen? Mussten die Soldaten zu Fuß dorthin marschieren? Kann mir jemand Infos zu diesem Lager geben? Habe bereits etwas zu einem "Gulag-Lazarett Schatura-Torf" gefunden.
Vielen Dank an alle Helfer!
Tobi